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Who is Who?
Eine Übersicht über die Turnier-Mitwirkenden
von Heiko Schmidt
25.01.2008

1336 Spieler fanden sich beim GP Stuttgart ein. Das waren aber bei weitem nicht alle Menschen, die an dem Event beteiligt waren – Schiedsrichter, Security, Scorekeeper, Zuschauer, Händler und viele Menschen mehr haben dazu beigetragen, dass es ein weiterer erinnerungswürdiger Grand Prix in der Geschichte von Magic wurde.

Dabei kann ich mir vorstellen, dass viele von euch gar nicht wissen, was für Leute bei einem Magic-Turnier überhaupt herumlaufen, geschweige denn, welche Pflichten und Rechte sie aus DCI-Sicht haben. Deshalb habe ich mir vorgenommen, euch das heute näher zu erläutern. Ein eher kleines Thema, aber ich glaube, dass es selbst für alte Hasen spannend sein kann.

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Die „Offiziellen“
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Jedes Event braucht Menschen, die es veranstalten. Bei Magic sind das oft mehr, als die meisten von euch denken werden. Während bei kleinen Turnieren natürlich nicht viele Organisatoren unterwegs sind, kann man davon vor allem bei GPs und PTs einige treffen.


Der Veranstalter („Tournament Organizer“)

Der Veranstalter ist die Person, die das Turnier ins Leben ruft – den Termin festlegt, die Turnierstruktur plant, für das Produkt sorgt, etc. Bei Ladenturnieren ist das meist der Ladeninhaber, bei Turnieren auf regionaler Ebene (PTQs und Regionals hauptsächlich) meistens ein aktiver Ladeninhaber aus der Umgebung. Bei (europäischen) GPs und der Pro Tour obliegt diese Aufgabe direkt WotC.

Obwohl dem TO sehr wichtige Aufgaben zugeteilt sind, hält er sich während eines Turniers selbst eher im Hintergrund – zumindest was diese Rolle angeht. Bei lokalen Events ist es nicht unüblich, dass er auch die Rolle eines Judges oder Scorekeepers übernimmt, in seiner Funktion als TO kann er jedoch keine Rulings vergeben oder auf dem Floor aktiv werden, sofern er nur diese Aufgabe übernimmt. Er ist eher dafür verantwortlich, dass z..B. genug Platz und Produkt für alle da ist oder bei Situationen einzugreifen, die die DCI nicht regeln kann. Dazu gehören unter anderem Diebstahl oder Rangeleien. Hat die DCI keine Möglichkeit, mit Hilfe von DQs störende Personen zu entfernen, weil sie nicht gegen Turnierregeln verstoßen – z..B. indem sie Tauschordner klauen – bleibt dem TO noch das Mittel des Hausverbots.

Bei internationalen Turnieren kann man so gelegentlich erleben, dass sich WotC-Mitarbeiter um Leute kümmern, die Karten verkaufen, obwohl dieses Privileg den autorisierten Händlern vorbehalten sein soll.


Der Head Judge

Der HJ ist die höchste DCI-Instanz, die es bei einem Turnier gibt. Seine Entscheidungen sind im Rahmen des Events unanfechtbar und gelten als Maß aller Dinge. Das klingt extrem, sorgt aber dafür, dass es jemanden gibt, der sich im Zweifelsfall auch über offizielle Dokumente oder Regelungen hinwegsetzen kann, wenn es absolut notwendig ist, ohne dass man gleich bei höchster Stelle der DCI nachfragen muss. Um euch zu beruhigen sei aber gesagt, dass alle Entscheidungen eines jeden HJ unter Beobachtung der DCI stehen. Sollte sich also ein solcher dazu entscheiden, sich über offizielle Regelungen hinwegzusetzen, hat er dafür besser einen guten Grund, sonst muss er selbst mit Konsequenzen rechnen – so soll Willkür vorgebeugt werden.

Allgemein sorgt der HJ während seines Turniers dafür, dass alle Aufgaben an die anderen Schiedsrichter verteilt werden, Ankündigungen bei den Spielern ankommen und er zur Verfügung steht, wenn es Probleme gibt. Seid ihr mit dem Ruling eines Floor Judges nicht einverstanden, könnt ihr euch an den HJ wenden, um dessen Meinung zu hören – er ist der einzige, der ein bereits gegebenes Ruling revidieren kann.

An dieser Stelle möchte ich betonen, dass während eines Turniers das eigentliche Level aller beteiligten Schiedsrichter nicht relevant ist, wenn es um Rulings geht. Selbst wenn ein Floor Judge ein höheres Level hat als der HJ, hat letzterer immer die höhere Entscheidungsgewalt. Damit diese höchste Instanz auch konsequent bestehen bleibt, gibt es pro Turnier nur einen HJ. Selbst bei besonderen Turnieren wie z..B. großen GPs oder der letzten Weltmeisterschaft kann es zwar sein, dass es mehrere Schiedsrichter in Schwarz-Rot gibt, jedem wird aber eindeutig sein eigenes Teil-Turnier zugeteilt. Wird also ein GP in zwei Teile aufgeteilt, kann man sich immer nur an den HJ der eigenen Hälfte wenden, mit dem des anderen Teils wird man in der Regel nichts zu tun haben.


Die Floor Judges

Das bringt uns gleich zu den Aufgaben aller anderer Schiedsrichter. Ich habe bereits gesagt, dass im Rahmen eines Turniers alle Schiedsrichter nicht nach Level sondern Aufgabe unterschieden werden. Somit sind grundsätzlich alle Entscheidungen aller Floor Judges gleichwertig. Bei größeren Events wird diese Idee ein wenig aufgeweicht, ihr Grundgedanke besteht aber immer. Bei GPs und PTs werden die FJs in Teams eingeteilt, denen verschiedene Aufgaben zuteil werden. Jedes Team hat einen Teamleader und es kann vorkommen, dass „normale“ Schiedsrichter sich an ihren Teamleader wenden, bevor sie eine Entscheidung treffen. Aus Sicht der Spieler ist es aber nicht möglich, erst den Teamleader zu konsultieren, wenn man ein Ruling nicht mag. Diese Unterscheidung dient lediglich der besseren Organisation der Teams, ändert aber nichts daran, dass immer noch alle Floor Judges gleichrangig sind.


Scorekeeper

Der Name verrät schon, dass sich diese Person um alles kümmert, was die Aufnahme von Daten während des Turniers betrifft. Er trägt Ergebnisse sowie Strafen ein, erstellt die Paarungen und kümmert sich um die Organisation der Spielerschaft. Das bedeutet zum Beispiel, dass er die Person ist, bei der man nachträglich droppen sollte, falls man es nicht auf dem Ergebniszettel eingetragen hat. Viele machen den Fehler, dies einem Judge mitzuteilen, der damit eigentlich kaum etwas zu tun hat.

Ansonsten kann der Scorekeeper über alle möglichen Daten wie Standings oder eingetragene Ergebnisse theoretisch Auskunft geben, wobei er einige dieser Informationen nicht leichtfertig an beliebige Personen herausgeben wird, da diese wenn überhaupt für alle Spieler gleichermaßen zugänglich sein sollten.


Die Presse

Obwohl Journalisten mehr oder weniger zu den offiziellen Mitarbeitern eines Events gehören, haben sie kaum mehr Rechte als z..B. Zuschauer. Sie sollten nicht in Spiele eingreifen und natürlich auch dafür sorgen, dass nichts von dem Informationen, die sie aufschreiben, an die Spieler weitergereicht werden. Das bedeutet wiederum, dass man als Zuschauer eher davon absehen sollte, einen Reporter selbst nach so simplen Dingen wie dem Lebenspunktestand zu fragen. Viele Spieler haben damit nicht unbedingt ein Problem, aber es ist nicht erlaubt und sollte unterlassen werden, da es negative Konsequenzen auf den Spielablauf haben kann.

Auch sollten Mitarbeiter der Presse vertrauliche Informationen, die sie bekommen, auf keinen Fall weiterreichen, solange diese nicht öffentlich gemacht werden. Man sollte also gar nicht erst versuchen, z..B. einen PlanetMTG-Mitarbeiter nach den Standings für die kommende Runde zu fragen, wenn diese noch nicht ausgehängt wurden.


Andere Aufgabenbereiche

Ansonsten tummeln sich gerade bei großen Events einige Leute, die in offizieller Funktion anwesend sind, aber nicht wirklich etwas mit dem Turnier zu tun haben. Dazu gehören Händler, Security, Werbende oder Imbiss- und Bistro-Mitarbeiter. Diese Leute haben natürlich alle ihre eher offensichtliche Aufgabe, ansonsten sollte man von ihnen aber nicht viel erwarten, wenn man Hilfe bezüglich einer Turnierangelegenheit benötigt. Bestenfalls können sie sagen, an wen man sich wenden muss, um die richtige Hilfe zu bekommen.

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Die „Kundschaft“
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Ohne Teilnehmer kann ein Turnier ebenso wenig stattfinden wie ohne Veranstalter. Umso erfreulicher, dass die Zahlen wie zuletzt in Stuttgart so hoch sind!

Interessanterweise ist der Eintrag zu den Pflichten der Spieler in den Universal Tournament Rules mit am längsten. Diese müssen sich natürlich an die offiziellen Regeln halten sowie an Anweisungen von Judges, insbesondere an die des HJs. Des Weiteren sollte man sich als Spieler immer respektvoll und nicht unsportlich anderen gegenüber verhalten.

Außerhalb des Rahmens eines bestimmten Turniers gilt es übrigens darauf zu achten, dass man selbst für die Korrektheit des eigenen Ratings verantwortlich ist, also die Pflicht hat, wenn man einen Fehler in den Aufzeichnungen entdeckt, diesen den entsprechenden Stellen zu melden.

Im Verlauf des Events sollte man sich auch außerhalb der eigenen Spiele ordentlich verhalten. Vor allem Leute, die Müll zurücklassen sind immer wieder ein Problem und sorgen für zusätzliche Belastung der Schiedsrichter. Während des Spiels sollte man sich vor allem auf selbiges konzentrieren und nicht unbedingt auf die umliegenden. Regelmäßige Leser dieser Kolumne wissen schon, dass prinzipiell beide Spieler dafür verantwortlich sind, auf die Korrektheit des Spielzustandes zu achten, weshalb es besonders wichtig ist, aufmerksam zu sein. Bei größeren Turnieren ist es gerade auch wichtig, selbst während des Spiels mitzuschreiben, was vor sich geht, d..h. sowohl die eigenen als auch die gegnerischen Lebenspunkte.

Neben den Pflichten der Spieler haben diese natürlich aber auch gewisse Rechte. So hat jeder die Möglichkeit, jederzeit einen Schiedsrichter zu verlangen, wenn er Hilfe braucht – inwiefern die verlangte Hilfe angemessen ist, entscheidet dann dieser Judge, aber zumindest fragen könnt ihr immer. Scheut euch also nicht, bei jedweder Art von Problem oder (angemessener) Frage einen Judge zu konsultieren. Versucht aber nicht, dieses Recht unnötig auszunutzen. Auch der Versuch, durch einen Judge-Call einen unfairen Vorteil im Spiel zu erlangen (Stichwort „Stalling“ – man könnte ja hoffen, dass die Extrazeit vergessen wird oder zu wenig ist) oder einfach um den Schiedsrichter zu belästigen, kann bestraft werden. Ich erinnere mich immer noch überrascht an die Geschichte eines Kollegen, der gerufen wurde, nur um gefragt zu werden: „Kannst du mir mal einen Kaffee holen?“ Ich denke, mit genug Menschenverstand kann man schon erahnen, welche Art von Judge-Calls gerechtfertigt sind und welche nicht.

Außerdem gibt es als – wie ich finde besonders nennenswerte Möglichkeit – die Option, mit Hilfe eines Judges darum zu bitten, dass ein Zuschauer das eigene Spiel nicht beobachten darf. Grund zu dieser Maßnahme hat man vielleicht, wenn sich Zuschauer selbst nicht an die Grenzen dessen, was sie dürfen, halten.

[Zum Thema "Judge-Calls" gibt es hier übrigens einen ganzen Artikel.]


Zuschauer

Als solcher muss man sich jederzeit ruhig verhalten und darf auf keinen Fall ins Spiel eingreifen. Entdeckt man einen Fehler, sollte man so schnell wie möglich einen Schiedsrichter zu Hilfe rufen, allerdings auf eine Art und Weise, die nicht das Spiel stört oder unterbricht. Also z.B. nicht einfach direkt daneben stehend den Arm heben und Judge brüllen. Das könnte im schlimmsten Fall das Spiel beeinflussen, wenn eigentlich gar kein Fehler passiert ist.

Außerdem sollte es klar sein, dass man als Zuschauer auf keinen Fall einen Spieler unterstützen darf, auch nicht zwischen den einzelnen Spielen. Tipps beim Sealed Deckbau oder beim Sideboarden sind ebenso verboten wie alle anderen Hinweise während des Spiels. Vor und nach einem Match kann man allerdings über beliebige Dinge mit seinen Freunden reden, wobei man darauf achten sollte, dass ein Match beginnt, sobald sich ein Spieler an den Tisch gesetzt hat. Dass diese Grenze so deutlich definiert ist, ist vielen Leuten gar nicht klar. In der Praxis ist es oft auch kein Problem, z..B. noch über Sideboard-Strategien zu reden, wenn der Gegner noch nicht da ist, man sollte sich aber bewusst werden, dass es diese Regelung wirklicht gibt.

Ansonsten empfinde ich es eigentlich als selbstverständlich, dass man sich als Zuschauer immer ruhig verhalten sollte – auch wenn man über beliebige andere Themen spricht, kann das sehr störend für die Spieler sein – trotzdem erlebe ich es viel zu oft, dass sich direkt neben einem Spiel lauthals unterhalten wird, ohne Rücksicht auf die Umgebung.



Zusammenfassend kann man einerseits sagen, dass man bei jedem Magic-Event mit ein wenig Nachdenken schon sehr weit kommt – Rücksicht auf andere und ein wenig Vorsicht im Zusammenhang mit Spielen genügen in der Regel, dass man auch nicht unabsichtlich irgendwelche Regeln verletzt.

Ist man sich unsicher, wen man bei Fragen oder Probleme konsultieren kann, hilft es meist, sich an Schiedsrichter zu wenden, die einen dann an die richtige Adresse weiterleiten können. Wobei ich hoffe, dass euch hiernach klarer ist, wen ihr in Zukunft wofür ansprechen müsst.

Habt ihr Fragen zu Details oder allgemeine Regelfragen, könnt ihr die wie immer an Judge@PlanetMTG.de. schicken, ich werde sie gerne beantworten.




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