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Ask the Pro Judge, Teil 2 (deutsch)
Interview mit Toby Elliott
von Heiko Schmidt
30.11.2007

Heute gibt es wie angekündigt die deutsche Version vom Interview mit Professional Judge Toby Elliott.

Ich hoffe, dass dies zu mehr Kommentaren als letzte Woche.führt. Vielen Dank an Falko Görres für die große Hilfe bei der Übersetzung.

Kommentare, Feedback, Verbesserungswünsche wie immer an: Judge@PlanetMTG.de


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Toby, zu Beginn möchte ich mich für deine Teilnahme an diesem Interview bedanken. Erzähl uns doch für den Anfang etwas von dir selbst. Wo lebst du, was arbeitest du, wie gestaltet sich dein Privatleben (Familie, Kinder, andere Hobbies neben Magic), und so weiter?

Ich wurde in England, in der Nähe von London geboren und nach einigen Umwegen befinde ich mich nun in Palo Alto, Kalifornien, zusammen mit meiner bezaubernden Frau Jennifer und unserer Katze Hugin. Seit sieben Jahren arbeite ich bei Yahoo, wo ich immer wieder mit verschiedenen Projekten beschäftigt bin. Es gab eine Zeit, in der ich nicht über meine Arbeit reden konnte, ohne dass Ninjas vom Himmel fallen würden um alle Mitwissenden abzuführen, aber seit zwei Jahren bin ich technischer Direktor für del.icio.us, was von Yahoo 2005 aufgekauft wurde.


Bedenkt man deine aktuelle Stellung, ist Magic sicher eine große Leidenschaft für dich. Aber welche anderen Dingen gibst du dich in deiner Freizeit hin? Mit welchen anderen Spielen beschäftigst du dich? Welches Buch hast du zuletzt gelesen oder welchen Film gesehen?

Ich war mein Leben lang ein Gamer, schon seit ich 1979 die Dungeons & Dragons Blue Box bekommen habe. Obwohl Magic nun schon lange mein Lieblingsspiel ist, hat man mich schon so ziemlich jedes Karten- oder Brettspiel zu allen möglichen Gelegenheiten spielen sehen, auch traditionelle Kartenspiele, wie z.B. Bridge zur High-School-Zeit oder Spades während des College. Außerdem bin ich in Baseball vernarrt. Zum einen bin ich auf Grund meiner Zeit in Boston ein großer Red Sox-Fan, zum anderen fasziniert mich die Art, wie Teams zusammengestellt werden und die damit verbundenen statistischen Analysen.

Videospiele spiele ich kaum, lediglich ab und zu World of Warcraft oder ein bisschen körperliche Aktivität bei Dance Dance Revolution – gerade habe ich eine Runde gespielt. Ich glaube, wir haben seit „We Love Katamari“ erschien keinen normalen Controller mehr in die Playstation gesteckt.

Außerdem sind meine Frau und ich Feinschmecker – wir mögen es, interessante Restaurants ausfindig zu machen. Obwohl ich in Sachen Wein Sheldon bestimmt nicht das Wasser reichen kann (ich trinke keinen Alkohol), bin ich mir recht sicher, dass ich schon in mehr hochwertigen Restaurants war. Hätte "El Bulli" während der Pro Tour Valencia geöffnet gehabt bin ich mir sicher, dass ihr mich dort gesehen hättet.

Das letzte Buch das ich gelesen habe war „Green Mars“ von Kim Stanley Robinson. Mittlerweile lese ich wohl am meisten, während ich im Flugzeug zu PTs sitze.

Filme sehe ich mir nur selten an, außer es sind Einladungen von der Firma. So habe ich immerhin eine gute Ausrede dafür, dass mein letzter Film „Transformers“ war. Wenigstens war der davor ein Sneak Preview von „Ratatouille“, ein deutlich besserer Film.


Wie bist du als Spieler zu Magic gekommen und welcher Aspekt interessiert dich daran am meisten? Wie bist du zum Schiedsrichtern gekommen?

Kurz nachdem ich 1993 aus meinen Flitterwochen zurückgekehrt war, kam ein Freund von der GenCon zurück und berichtete mir von diesem Spiel, das ich unbedingt ausprobieren sollte, also habe ich mir zusammen mit meiner Frau eine Hand voll Starter besorgt. Meine erste Reaktion war typisch Vorthos – diese Karten hatten soviel Potenzial! Ich kannte noch keine Regeln, aber Lich musste wohl die lächerlichste aller Karten sein. Sie hatte vier Totenköpfe rechts oben in der Ecke. Vier Stück! Dieses einzigartige Gefühl wieder wahrzunehmen, ist heute kaum noch möglich. Mittlerweile liegt der Reiz des Spiels in seiner kontinuierlichen Veränderung und den vielfältigen Design-Möglichkeiten. Ich entwerfe auch selbst Karten zum Spaß. Ein bisschen Vorthos ist noch in mir übrig geblieben.

1999 qualifizierte ich mich für die PT London über den ersten Bostoner PTQ der Saison. Da ich so nicht mehr spielen konnte, versuchte ich mich beim Judgen. Da ich ausschließlich Limited spielte, begann ich alle Constructed-PTQs zu judgen – dieses System würde ich für lange Zeit beibehalten. Ich hatte später das Glück, mir die Region Kalifornien mit Don Barkauskas zu teilen. Er hatte ein genau gegenteiliges System und so wechselten wir uns als Schiedsrichter und Spieler ab.


Wie lief dein Aufstieg als Schiedsrichter ab? Wie lange hast du dafür gebraucht und wie konntest du die nötigen Fähigkeiten entwickeln – und was war vor allem der Grund für dein kürzlich geschehenes, letztes level up?

Level 1 und 2 waren schnell erledigt.

Level 3 war etwas ungewöhnlich. Ich ging zum GP Las Vegas im Dezember 2001, um mich James Lee vorzustellen und mein Interesse an L3 zu bekunden. Gnädigerweise erlaubte er mir, einen Monat später bei der PT San Diego am Interview teilzunehmen. Das war meine erste Pro Tour. Ich glaube seine Erwartungen waren nicht so hoch, aber ich konnte im Interview genug zeigen, dass man sich entschloss, mir eine Chance zu geben. Diese Vorgehensweise versuche ich auch heutzutage im Schiedsrichterprogramm zu integrieren – obwohl wir spezielle Dinge von einem L3 erwarten, werde ich mich gelegentlich für einen Kandidaten mit ein paar Schwächen einsetzen wenn ich glaube, dass er diese schnell überwinden kann.

Der Fortschritt zu Level 4 gestaltet sich völlig anders. Für die ersten drei Level muss man prinzipiell eine Checkliste erfüllen. Es gilt zu zeigen, dass man die philosophischen Grundlagen besitzt, um auf dem nächsten Level zu starten. Diese Kriterien gibt es für Level 4 jedoch nicht. Deshalb muss man prinzipiell so lange auf L3 arbeiten, bis die Gemeinschaft der hochrangigen Schiedsrichter nur noch fragen kann, warum man noch nicht befördert wurde. Natürlich versuchen wir auch hier potenziellen Kandidaten möglichst hilfreich zur Seite zu stehen, allerdings ist in diesem Fall der Rat oft sehr abstrakt – es geht mehr darum, „wer“ man sein muss, nicht „was“.

Das größte Problem, das ich auf meinem Weg zu Level 4 zwischen den Worlds in San Francisco 2003 und meinem endgültigen Aufstieg bei der PT LA 2005 zu überwinden hatte, war eine Tendenz zum Überregulieren. Das ist ein typischer Fehler, den die meisten neuen Head Judges eines großen Turniers machen – man ist darauf fixiert, alles richtig zu machen, weshalb man alles selbst festlegen möchte, wodurch man letzten Endes aber nichts richtig im Griff hat. An dieser Stelle ist es schwer loszulassen, es ist aber besser für das Turnier. Mein nächster GP war erfolgreicher und ich konnte endlich im Oktober 2005 aufsteigen.

Der Fortschritt zu Level 5 verhält sich ähnlich, nur weitaus schwieriger. Es gab zwei Herausforderungen die ich vorher zu erledigen hatte, und ich hatte das Glück, meine Chance für beide zu bekommen. Zuerst konnte ich mich bei der PT San Diego beweisen. Dieses Turnier ließ mich zeigen, dass ich in der Lage war, ein großes Turnier von A bis Z zu planen, und zwar auf eine Art und Weise, die bei den anderen Schiedsrichtern und den Spielern gut ankam.

Die zweite Herausforderung waren die Penalty Guidelines und der Communication Guide. Allerdings nicht diese zu schreiben – dafür bekomme ich viel mehr Anerkennung als ich eigentlich verdiene – sondern sie einem großen Publikum von Schiedsrichtern und Spielern überzeugend zu präsentieren, selbst wenn ich persönlich nicht mit allen Entscheidungen einverstanden war. Die Level-5-Schiedsrichter sind das Gesicht des Programms und ich fühle mich geehrt, dass ich dazu beitragen darf, diese Rolle zu spielen.


Einige Leute nennen die neuen Strafrichtlinien “Tobys Strafrichtlinien”, aber Du wendest dann ein, dass Du diese nicht alleine entwickelt hast. Wer hat sonst daran gearbeitet und was war Deine Rolle dabei? Wie lange hat die Entwicklung gedauert und wie zufrieden bist Du mit dem Ergebnis?

Ja, ich bekomme mehr Lorbeeren als ich verdiene. Die neuen Strafrichtlinien sind wie folgt entstanden:

Wir haben über einen neuen Strafenkatalog das erste Mal während der ProTour Honolulu geredet. Die Hochlevel-Schiedsrichter erarbeiteten den Gedanken, dass beide Spieler dafür verantwortlich sein sollten, den Stand des Spiels legal zu halten. Allerdings wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, welche Form dieser Gedanke im Endeffekt annehmen würde.

Bis zum Sommer hatten wir nicht sehr viele Fortschritte erzielt; andere Projekte hielten uns davon ab und besonders Andy Heckt, der Kopf des Schiedsrichterprogramms, hatte nicht die Zeit, den neuen Strafrichtlinien die entsprechende Aufmerksamkeit zu widmen. Besonders die „Game Play Errors“ haben uns stark aufgehalten. Magic ist ein sehr kompliziertes Spiel, und wir waren nicht in der Lage, ein System zu entwickeln, das jeden Effekt jedes Fehlers einheitlich behandeln könnte. Hier drehten wir uns im Kreis und es war schwer, die nötige Energie aufzubringen, um vorwärts zu kommen.

Im September hatte ich ein System vorgeschlagen, dass der endgültigen Version ähnlich war und sich mehr auf den Grund des Fehlers als auf den Effekt konzentrierte, aber dieses System war noch nicht ausgereift und die anderen Entwickler waren nicht komplett damit einverstanden. Kurz vor der Weltmeisterschaft nahmen wir uns eine Stunde Zeit und sprachen das Konzept noch einmal durch, und dieses Mal hatten andere Schiedsrichter Ideen, die Lücken des Vorschlags so zu füllen, dass das ganze System funktionieren kann. Während der Weltmeisterschaft haben wir mit dem Vorschlag experimentiert. Dabei kam etwas heraus, das der Sektion „Game Play Errors“ der neuen Strafrichtlinien schon sehr ähnlich sah. Diejenigen Schiedsrichter, die das kurze Einführungspapier über die neuen Strafrichtlinien der WM aufgehoben haben, besitzen nun ein Stück Magic-Geschichte!

Nach der WM sah Andy ein, dass er selber nicht die Zeit haben würde, das gesamte Dokument alleine neu zu schreiben – sein Einsatz für das Schiedsrichterprogramm ist unglaublich, aber auch sein Tag hat nur 24 Stunden – und er bat mich, dies zu übernehmen. Der Text, mit dem ich startete, war nur zu etwa einem Drittel vollständig. Große Teile der Einleitung und der grundlegenden Gedanken waren schon vorhanden, ich konnte die Game-Play-Error-Sektion hinzufügen, andere Teile der alten Strafrichtlinien brauchten nur eine kurze Überarbeitung, aber es gab große Abschnitte, die leer waren.

Das machte es schwer für andere, das neue Dokument zu kommentieren, ohne dabei von den fehlenden Stellen und Schreibfehlern abgelenkt zu werden. Daher begann ich zuerst, diese Stellen auszuarbeiten, so dass überall zumindest etwas stand und das Ganze als gesamtes Dokument beurteilt werden konnte anstatt nur als eine Ansammlung von Notizen. Danach bekam die Arbeit eine Struktur: Ich schickte jeden Freitag die aktuelle Version des Dokuments über die L4/L5-Mailingliste und sammelte die Antworten. In machen Wochen versuchte ich, die Diskussion in Themen zu leiten, die wir meiner Meinung nach noch nicht ausgiebig genug besprochen hatten: „Bitte lest diese Woche die „Cheating“-Sektion und denkt darüber nach, ob wir alles bedacht haben.“ Normalerweise las ich aber nur die Diskussionen, versuchte, einen Konsens zu finden und schrieb alles auf, um am folgenden Freitag wieder neu zu starten. So haben wir weiter gearbeitet bis zur Pro Tour Genf. Ich erinnere mich, dass ich den Abschnitt über Unsportliches Verhalten noch umgeschrieben habe, während ich auf dem Flughafen darauf wartete, an Bord zu gehen.

Während der Pro Tour hatten weitere fünfzig Schiedsrichter die Gelegenheit, die Vorabversion zu begutachten, und sie hatten reichlich nützliche Rückmeldungen. Gleichzeitig wurde die Version an die L3-Mailingliste geschickt, und deren Vorschläge wurden ebenfalls eingearbeitet. Einige große Änderungen ergaben sich – vor Genf gab es zum Beispiel noch keine Abschnitte über „Draftablauf-Verstoß“ und über „Abwerfen vergessen“. Ein paar Wochen später war die Version reif für die Öffentlichkeit.

Insgesamt hat es etwa ein Jahr gedauert, sich Gedanken zu machen, und drei Monate ernsthafter Arbeit. Ich habe viele der endgültigen Worte geschrieben, aber Worte sind einfach. Was wirklich zählt, sind die grundlegenden Ideen dahinter, die durch heftige Debatten zwischen Hochlevel-Schiedsrichtern und Andy geprägt wurden, sowie die Rückmeldungen von Schiedsrichtern aus allen Schichten des Programms. Dieses Dokument ist ihr Dokument, und ich hatte nur die Ehre, es aufzuschreiben.

Bin ich zufrieden? Wenn man so genau an einem Dokument arbeitet, fallen einem die vielen kleinen Fehler immer besonders auf. Ich denke, es ist ein großer Schritt vorwärts und es gibt uns den Rahmen, den wir brauchen, um schwierigere Dinge wie Kommunikation zwischen Spielern anzugehen, aber ich denke, ich werde immer wieder Möglichkeiten sehen, die aktuelle Version zu verbessern. Jedes Mal, wenn auf der Mailingliste oder anderswo eine Frage gestellt wird, versuche ich zu verstehen, wo das Problem liegt, denn es könnte sein, dass etwas in den Strafrichtlinien nicht so deutlich ausgedrückt ist, wie es sein könnte. Turnierpolitik entwickelt sich ständig, und selbst jetzt, wo die neuen Strafrichtlinien herausgegeben wurden, ruhen wir uns nicht auf unseren Lorbeeren aus, sondern entwickeln sie weiter.


Seit der Einführung der neuen PG sind einige Spieler besorgt darum, dass es für Betrüger sehr einfach geworden ist, ohne Strafe davonzukommen. Vor allem in Deutschland wird diese Diskussion besonders lebhaft geführt. Bekannte Beispiele sind z.B. ein aktiviertes Phyrexian Totem, das eine Damnation überlebt, oder eine Kreatur die unberechtigterweise im Friedhof gelandet ist und von dort aus wiederbelebt wird, um das Spiel zu gewinnen. Wie denkst du über diese Bedenken? Sind diese Reaktionen übertrieben, weil viele Leute das neue Dokument nicht verstehen oder weil sie dem System nicht vertrauen? Oder sind diese Bedenken berechtigt und werden in Zukunft angegangen?

Wie so oft bei neuen Systemen sehe ich eine Tendenz dazu, die negativen Aspekte übermäßig zu beobachten. Es geht nicht unbedingt darum, die PG zu verstehen, sondern das neue Prinzip, dass beide Spieler für alle Teile des Spiels – nicht nur ihren eigenen – verantwortlich sind, anzunehmen. Spieler haben diese Verantwortung seit Jahren vernachlässigt, weil es oft von Vorteil für sie war, dies zu tun.

Es gab schon immer Betrüger und es wird sie auch weiterhin geben – und wir werden sie auch in Zukunft erwischen. Die Methoden ändern sich, wenn sich das System ändert. Um dein Beispiel mit dem Totem aus einer anderen Perspektive zu zeigen: Nach den alten Regeln würde ein Spieler vielleicht absichtlich ein paar Züge warten, ein paar Mal Schaden von dem Totem nehmen, andere Dinge tun, und erst dann den Fehler „entdecken“, in der Hoffnung, dass das Spiel als zu stark beschädigt eingeschätzt würde und der Gegner ein Game Loss kassiert. Ehrlich gesagt, finde ich diese Art des Betrügens viel schwieriger zu entdecken.


Ein vor kurzem erschienenes Update der PG beschäftigt sich damit, wie Schiedsrichter sich bei gewissen Fragen zu verhalten haben. Es wird nun deutlich gemacht, dass jede Art von strategischer Hilfe vermieden werden sollte. Diese Änderung hat zu einigen verwirrten Spielern geführt, da sie sich plötzlich Schiedsrichtern gegenüber sahen, die ihnen mitteilen: „Tut mir Leid, diese Frage kann ich dir nicht beantworten.“ – obwohl ihre Frage früher beantwortet worden wäre. Das bringt mich zu zwei Fragen:

1) Wie sehen du und die DCI die Rolle der Schiedsrichter bei Turnieren?


Schiedsrichter in Magic verhalten sich wie in anderen Sportarten, nicht wie in einem Gerichtssaal. Sie sollen Spielern dabei helfen, die Regeln zu verstehen, Unstimmigkeiten zu beseitigen und eingreifen, wenn etwas Illegales geschieht. Sie sollen nicht dabei helfen, das Spiel zu spielen oder eingreifen, bevor ein Fehler gemacht wird. Versuch dir einen Fußball-Schiedsrichter vorzustellen: er wird dir die Regeln nennen, wie viele Spieler auf dem Feld sein müssen und er wird eingreifen, wenn ein Team zu viele davon auf dem Spielfeld stehen hat. Aber er wird einen Trainer nicht darauf hinweisen, dass zu viele Spieler auf dem Feld stehen, bevor er das Spiel angepfiffen hat.

Bist du mit dieser aktuellen Handlungsweise zufrieden oder werden noch Änderungen daran vorgenommen werden?

Das Fundament steht nun und wir werden darauf aufbauen. Es wird in Zukunft weiterhin Änderungen geben, diese werden aber nicht so drastisch ausfallen wie das, was wir in den letzten Monaten getan haben.

2) Wie denkst du über die Art und Weise, wie Änderungen in den Verfahrensweisen der DCI den Spielern mitgeteilt werden?

Die Kommunikation mit Spielern ist etwas, woran wir noch arbeiten. Regelmäßige viertel-jährliche Updates zusammen mit Listen der Veränderungen werden eine große Hilfe sein. Außerdem sind wir bereit, die Änderungen über Artikel auf großen Seiten bekanntzugeben, sobald ein Schiedsrichter bereit ist, etwas zu schreiben. Das meiste dessen, was wir zur Zeit veröffentlichen sind nicht Veränderungen, sondern grundlegend neue Regulierungen, deren Sinn es ist, Bereiche, die in der Vergangenheit nach Gutdünken geregelt wurden, einheitlich zu strukturieren. Ich bin zuversichtlich, dass wir die Leute dazu gebracht haben werden, sich an diese Art der Bekanntgabe zu gewöhnen, sobald wir tatsächliche Änderungen vornehmen – genauso wie Spieler mittlerweile wissen, wie sie sich über Änderungen an den Comprehensive Rules schlau machen können.


Kommen wir nun zu ein paar allgemeinen Fragen. Die meisten stammen direkt von den PlanetMTG.de-Lesern:

  • Spielst du überhaupt noch? Wenn ja auf welchem Niveau?

  • Ich drafte zweimal pro Woche und bin Mitglied einer weiteren Gruppe, die sich regelmäßig trifft. Im Limited kann ich ganz gut mithalten, wobei ich vom Pro Level zur Zeit weit entfernt bin. Im Grunde bin ich ein Timmy.

  • Angenommen du hättest die Zeit, einen Grand Prix in einem beliebigen Format zu spielen, welches würdest du spielen und welches Deck oder welcher Block wäre dein Favorit?

  • 2001 habe ich am GP in Boston teilgenommen. Das Format war Invasion Sealed und eines meiner Favoriten. Leider hatte ich einen schlechten Pool, was schnell zu meinem Ende geführt hat. Abgesehen vom gelegentlichen Elder Dragon Highlander bin ich ein reiner Limited-Spieler. Über 1500 sanktionierte Limited-Spiele hab ich schon gespielt, aber insgesamt nur acht Constructed. Ich bevorzuge die weniger linearen Draft-Formate: Urza's, Invasion, Ravnica, Time Spiral.

  • Achtest du auch noch auf deine lokale Gemeinschaft? Ich stelle mir vor, dass die recht schnell aus den Augen verloren geht, wenn man international so aktiv ist.

  • Ich bin noch sehr aktiv in meiner lokalen Gemeinschaft. Ich schätze, dass ich etwa alle sechs Wochen mindestens ein größeres lokales Event betreue. Ich versuche dort eher als erfahrener Berater zur Seite zu stehen. Ich habe ein großartiges Kontingent aufstrebender Schiedsrichter, die mit mir arbeiten. Ich möchte, dass sie soviel Erfahrung wie möglich in wichtigen Führungsrollen bekommen

  • Es kostet doch bestimmt eine Menge Zeit und Geld, Level 5 zu werden und zu bleiben, oder?

  • Ich verbringe allgemein viel Zeit damit, über Magic, das Schiedsrichter-Programm und die DCI nachzudenken. Das harmoniert gut mit meiner natürlichen Angewohnheit, Dinge auseinanderzunehmen und zu analysieren, weshalb ich es nicht als Kosten sehen möchte, da es mir dafür zu viel Spaß bereitet. Tatsächlich herauszufinden, wie viel Zeit ich in das Programm investiere ist unmöglich. Berechne ich die Zeit, die ich im Chat verbringe? Oder die Gedanken an „Outside Assistance“, die ich während des Mittagessens habe?

    Mit dem Geld verhält es sich ähnlich – es ist eine Frage der Perspektive. Wizards of the Coast war in den letzten Jahren sehr großzügig was Sponsorships anbelangt, und wenn ich einmal selbst zu einem Turnier fliege, wie dieses Wochenende nach Daytona, hänge ich meist ein paar Tage Urlaub dran, womit ich nicht wirklich für das Turnier, sondern eher für einen Urlaub, der zufällig ein solches Event enthält, bezahle.

  • Wie schaffst du es, so viel Zeit für Magic aufzubringen, wenn du einen Vollzeit-Beruf ausübst, der nichts mit dem Hobby zu tun hat?

  • Ich versuche es zu verhindern, dass mein Job mich völlig einnimmt und es ist mein Ziel, eine normale Zahl von Stunden zu arbeiten. Glücklicherweise bin ich Teil einer gewachsenen Firma bin, die mich nicht unzählige Stunden arbeiten lässt. Außerdem erledige ich einen Großteil meiner Arbeit am Programm, während ich mit etwas anderem beschäftigt bin. Üblicherweise kommt mir eine Idee, die ich dann solange im Hinterkopf behalte, bis ich mich ihr ausgiebig widmen kann.

    Zwar bedeutet es, dass die meiste meiner Freizeit mit Magic zu tun hat, wie aber bereits erklärt nutze ich diese Magic-bezogene Zeit auch, um währenddessen ein wenig Urlaub zu machen.

    Ach, außerdem habe ich keine Kinder, ich denke das ist ein wichtiger Aspekt.

  • Wie denkt deine Familie, vor allem deine Frau, über deine Aktivität als Schiedsrichter?

  • Meine Frau hat mich in den letzten Jahren stark unterstützt und ich bin mir sicher, dass ich ohne ihre Hilfe nicht da gelandet wäre, wo ich heute bin. Wir haben ungefähr zur gleichen Zeit mit Magic angefangen, allerdings hat ihre Arbeit sie mehr eingenommen, weshalb sie früh wieder mit dem Spielen aufgehört hat. Manchmal begleitet sie mich zu Turnieren an interessanten Orten und betätigt sich als Tourist, während ich judge.

  • Judge-Calls entstehen meist durch ungewöhnliche Situationen. Was ist das seltsamste, was du je als Schiedsrichter erlebt hast und wie bist du in dieser Situation zu einer Lösung gekommen?

  • Leider haben die meisten ungewöhnlichen Situationen, in denen ich involviert war, keine direkte Lösung benötigt. Wenn es an einem Turnierort regnet, muss man sich nun mal irgendwie behelfen. Eine gute Geschichte kenne ich – sie handelt von einem Achtjährigen, Elaine Chaise und Nefashu – sie zu erzählen würde aber den Rahmen dieses Interviews sprengen. Sprich mich mal bei einem Turnier darauf an, dann werde ich sie erzählen.

    Ich war an zwei bekannten übertragenen Matches beteiligt, die mir interessante Herausforderungen boten. Das erste war ein Spiel zwischen Donnie Gallitz und Farid Meraghni während der PT San Diego 2002, das etwa eine Stunde, nachdem ich L3 geworden war, stattfand. Es lohnt sich, sich dieses Video anzuschauen, falls man es irgendwo auftreiben kann. Donnie war darauf aus, es ein wenig zu übertreiben und ich musste darauf achten, ihm einerseits ein wenig Freiraum zu geben, aber andererseits das Spiel voranzutreiben. Der Situation angemessen gab ich ihm ein wenig mehr Spielraum als ich es normal tun würde, was zu manchen der amüsantesten Magic-Szenen führte, die ich gesehen habe.

    Das zweite war das PT-Philadelphia-Finale, das Gadiel Szleifer gewann. Es war ein reiner Ausdauertest: zweieinhalb Stunden musste ich still stehen und Acht geben, während die beiden eine unheimlich komplexe und anspruchsvolle Partie spielten. Die körperliche und mentale Ausdauer, die solch ein Spiel einem Table Judge abverlangt waren weitere Gründe dafür, diese Art des Schiedsrichterns abzuschaffen.


    Gibt es sonst noch etwas hinzuzufügen?

    Es ist mir eine Ehre, mit der Schiedsrichter-Gemeinschaft zusammenzuarbeiten. Sie enthält einige der motiviertesten und hingebungsvollsten Leute, die ich je kennen lernen durfte. Ohne ihre Hilfe, ihr Feedback, ihre Freundschaft und ihre Unterstützung wäre ich nie soweit gekommen, wie ich heute bin.

    Manche neue Schiedsrichter glauben, dass ihre Ideen und Beiträge zum Programm weniger wert sind als jene anderer Schiedsrichter mit höherem Level oder mehr Erfahrung. Das ist aber eine völlig falsche Vorstellung. Jedes Mitglied dieser Gemeinschaft kann zu Ideen, Dokumenten und Vorstellungen beitragen und sollte sich nicht davor fürchten, seiner Meinung Gehör zu verschaffen. Ich freue mich über jede Art von Vorschlag!

    Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, mit mir zu reden. Ich bin zuversichtlich, dass einige unserer Leser weiterhin Feedback geben werden.

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