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Eternal
Ein Wochenende in Hanau – Teil 3: Modern
von Florian Koch
18.01.2012

-Siehe auch
 
Ein Wochenende in Hanau – Teil 1: Vintage
Ein Wochenende in Hanau – Teil 2: Legacy
[Und nun zum dritten Streich, dem Grand Finale sozusagen …]


Sonntag, Modern-PTQ

Am Abend zuvor war die Tanke bereits geschlossen und McD hatte kein Bier. Ich bin zwar kein großer Biertrinker, und einen Absatz so zu eröffnen, ist völlig untypisch für mich, aber Nick war gerade ebenfalls Dritter gewonnen und hatte einen Ancestral Recall und einen 100-Euro-Gutschein gewonnen. Da sollte doch zumindest ein kleiner Umtrunk möglich sein, aber nein, da ging nichts. Vielleicht war es zu meinem Besten, hatte sich in den beiden vorangegangenen kurzen Nächten doch ein gewisses Schlafdefizit angesammelt, was uns andererseits natürlich nicht davon abgehalten hat, bis vier Uhr Mind-Magic zu zocken. Nachdem der Pro Tour Qualifier eh erst um eins beginnen sollte und mein Deck stand, war das eigentlich auch ziemlich egal. Tatsächlich hat die Session sogar noch eine kleine Verbesserung meines Decks erbracht: Weil die Legacyspieler mir von Etched Champion vorschwärmten, wurde kurzerhand ein Arcbound Ravager gecuttet, um den dritten Champion von der Ersatzbank in die Starting 60 zu befördern.

Das Sideboard ist eine Ausgeburt an Zufälligkeit, wie ich ja schon im Forum erwähnte. Vielleicht übertreibe ich ein wenig, ich habe mir natürlich schon bei jeder Karte etwas gedacht, aber im Vergleich zum Maindeck fühlte sich das an wie ausgewürfelt.


4 Memnite
4 Ornithopter
4 Frogmite
4 Vault Skirge
3 Arcbound Ravager
3 Spellskite
3 Etched Champion

4 Cranial Plating
4 Tezzeret, Agent of Bolas
4 Thoughtcast
4 Mox Opal
4 Springleaf Drum

4 Darksteel Citadel
4 Darkslick Shores
1 Underground River
1 Island
1 Swamp
4 Inkmoth Nexus


Sideboard:

1 Ravenous Trap
1 Nihil Spellbomb
1 Surgical Extraction
1 Pithing Needle
1 Torpor Orb
2 Deathmark
3 Mindbreak Trap
2 Mana Leak
2 Duress
1 Slaughter Pact


Die Idee dahinter ist im Wesentlichen, breit diversifizierten Kombohate zu spielen und gegen alle guten Kreaturendecks Deathmark zu boarden, denn gute Kreaturendecks spielen Grün. Zusätzlich sind noch einige Nervkarten wie Kataki, War's Wage weiß.


#1 Jonas Löb (Life)


Jonas eröffnet mir im Verlaufe des ersten Spiels, dass er noch kein Modern-Match gespielt hat und dass Life das einzige Deck war, für das er die Karten hatte. Ein bisschen mehr Vorbereitung habe ich schon, aber gegen Life habe ich bis dahin noch nicht gespielt. Das Matchup ist allerdings ziemlich einseitig. Man prügelt so lange mit Cranial Plating auf dem Gegner rum, bis ihm die Martyr of Sands ausgehen. Wenn nicht alles schiefläuft, passiert das, bevor er anfangen kann, Proclamation of Rebirth forezucasten. Das erste Spiel beginnt dann auch direkt im Godmode. Er nimmt Mulligan und legt Plains, ich lege im ersten Zug sechs Karten inklusive Plating auf den Tisch. Erwartungsgemäß gewinne ich das Spiel, wobei es sicher nicht schadet, dass er keinen Wrath of God hat. Game 2 lasse ich es etwas langsamer angehen, dafür darf Tezzeret, Agent of Bolas mitspielen. Ist auch schön.

1:0


#2 Emanuel Sutor (Bant)


Bant ist auch ein relativ dankbares Matchup. Bantspieler kloben rum und/oder versuchen Druck mit Tarmogoyf aufzubauen, was gegen Vault Skirge mit Plating naturgemäß knapp nicht reicht. Für eins meiner Platings hat er zwar Bant Charm, dass ich zwei Etched Champion habe, macht die Partie für ihn allerdings ungewinnbar. In Spiel 2 habe ich nur einen Champion, dafür aber zwei Platings.

2:0


#3 Simon Leigh (Jund)


An die ersten beiden Games erinnere ich mich nicht mehr so recht. Ich glaube, dass ich das erste nur knapp gewinne, weil er viel Spotremoval hat, und das zweite deutlich verliere. All diese Exemplare von Ancient Grudge postboard sind aber auch fies. Im dritten Spiel habe ich zwar Cranial Plating, er jedoch den Grudge dafür. Im Endeffekt verursache ich in diesem Spiel neun Schadenspunkte, gewinne aber, weil seine beiden Dark Confidant sechs Leben saugen, nachdem er für weitere fünf Leben Fetchlands geopfert hat. Dabei sieht es vor dem letzten Zug so aus, dass er einen guten Angriff hat, gegen den ich genau richtig blocken muss, was allerdings auch nicht gerade unmenschlich schwierig ist. Dann komme ich dran, kann offensichtlich nicht den nächsten Zug überleben, bringe ihn also mit Etched Champion noch auf zwei, was gegen zwei Confidants wohl reichen sollte. Am Ende des Zuges wird bei vier Leben meinerseits noch einem Confidant in den Rücken geblitzt, aber sein Bruder rächt sich dafür, indem er Terminate vorzeigt. Das war haarscharf.

3:0


#4 Lukas Tajak (RUG)

Das Deck, das Luke pilotiert, habe ich vorher nie gesehen, daher fische ich in den Spielen ein wenig im Dunklen. Ich darf das erste Spiel beginnen und habe auch eine recht ordentliche Hand. Ich rotze also ein paar Kreaturen auf den Tisch, während er in den Zügen 1 und 2 zwei Serum Visions spielt. Turn 3 kann ich dann Plating spielen (habe ich wohl nachgezogen) und Luke echauffiert sich ein wenig, dass ich es einfach so in Spell Snare reinspiele. Mal im Ernst, hätte er im ersten Zug Serum Visions gezockt, wenn er Spell Snare in der Hand hätte? Im weiteren Verlauf hat er dann allerdings so viele Blitze und Flashblocker, dass ich eins dieser Spiele verliere, wo man sich anschließend fragt, wann genau es den Bach runtergegangen ist.


Im zweiten habe ich wieder eine ordentliche Hand und spiele auch hübsch mit, trotz Ancient Grudge. Wir tauschen unsere Ressourcen ab, aber bei mir bleiben Nexus und einige wenige Dorks über. Er zieht von oben: Grudge, Random Card, Grudge. Nach dem Spiel meint er, dass er eigentlich dachte, er würde das Game gegen den Nexus verlieren. Dachte ich eigentlich auch …

3:1


#5 Sebastian Schaller (Monorot)


Er spielt Monorot mit Figure of Destiny und ein paar weiteren Kreaturen. Gegen derartige Decks leistet mein Etched Champion mal wieder die allerbesten Dienste, während er sich vom letzten überlebenden plattierten Ornithopter umfahren lassen darf. Im zweiten halte ich eine Hand, die mit einem beliebigen Land oder Null-Mana-Artefakt super ist. Außerdem habe ich Duress für diese ätzende Shattering Spree, die die roten Magier alle zocken. Tatsächlich hat er nur Smash to Smithereens, aber eine Manaquelle finde ich über vier Züge nicht. Im dritten ist er meiner Erinnerung nach ein wenig screwed, wird duresst und muss sich schließlich den Robotern beugen.

4:1


#6 Sluft a.k.a. Mike Hofmann (Bant)

Mike beginnt mit Doppelmulligan und hat zwar einen guten Start, jedoch kein Removal. Ohne Removal sieht es gegen zwei ausgerüstete Vault Skirge auch mit allen Geist of Saint Traft und Knight of the Reliquary der Welt nicht so toll aus.


Im zweiten Spiel nimmt er, glaube ich, wieder Mulligan und hat auch danach keine gute Hand. Deathmark auf Birds of Paradise macht seine Hand, die im Wesentlichen aus Kreaturen mit Manakosten von mehr als drei besteht, jedenfalls nicht besser. Der Rest des Games wird dann entspannt nach Hause geschaukelt.

5:1


#7 Lukas Gonschior (Bant)

Hier war eigentlich ein Intentional Draw eingeplant, aber mein Tiebreaker ist überraschend schlecht und außerdem kann von den 5:1ern sowieso keiner drawen, also muss gespielt werden.


Mir tritt der dritte Bantscherbenmagier entgegen und hier beginnt die Anzahl der Matches dann so langsam ihren Tribut zu fordern. Ich spiele zwar noch recht anständig, aber letztlich schaffe ich es nicht, mir vernünftig zu überlegen, ob ich alle Artefakte in meinen Arcbound Ravager opfern soll, als ich alles auf meine beiden Vault Skirge setzen muss. Den großen Skirge kann er nach einem Angriff abrüsten, der zweite schlägt ihn dann über drei Züge so gerade eben noch tot, während sein Knight of the Reliquary gegenract. Luke wird sich später ein wenig darüber ereifern, dass mein Gegner – ein Kumpel von ihm – Moorland Haunt im Deck hat, was an dieser Stelle offensichtlich die Niederlage abgewendet hätte. Anscheinend bin ich nicht der Einzige, dem das Wochenende langsam lang wird. Im zweiten Spiel nimmt er Mulligan und hält dann eine Hand, die gegen mich nichts macht. Dafür gibt's von mir ins Gesicht und von Luke anschließend noch mal auf die Ohren.

6:1


Viertelfinale: Jundfried a.k.a. Jörg Unfried (Jund)

Das Viertelfinale ist höchst undankbar für Jörg. Er wird in zwei kurzen Games völlig zerstört. Im ersten ist Etched Champion mit Cranial Plating zu viel für ihn, auch wenn ich mittlerweile nicht mehr so richtig in der Lage bin zu zählen, ob ich einen On-Board-Kill habe oder nicht. Im zweiten hat er auch nicht viel, aber zu allem Überfluss im vierten Zug Blood Crypt und drei Treetop Village im Spiel. In seiner Hand schlummert Terminate.


Jörg ist danach leider ziemlich bedröppelt, aber was kann man tun? Während die anderen Viertelfinale noch laufen, trifft für mich die Pizza ein. Das fördert die Konzentration hoffentlich ein wenig.


Halbfinale: Fabian Görzgen (Project Melira)

Mulligan auf fünf vom Gegner, kenn ich schon. Fabian hat dann eine Hand, die zwar solide ist, aber keine Kombo macht. Und Kitchen Finks hin oder her, mit Klobomanie gewinnt man nicht gegen Affinity. Dabei verschenke ich sogar noch einen Zug, weil ich einmal einen Memnite anstelle von einem Ornithopter ausrüste. So kann er mit Tidehollow Sculler blocken, der mir zusätzlich zu dem Tezzeret, Agent of Bolas in meiner Hand, den ich noch nicht einmal casten kann, noch einen zweiten Tezzeret zurückgibt.


Im zweiten Spiel habe ich eine langsame Hand, aber zwei Platings dabei. Das erste fällt einem Harmonic Sliver zum Opfer, aber bevor ich das zweite ausspiele, nadele ich erst mal Qasali Pridemage, sodass mir wenigstens ein Cranial Plating bleibt. Er findet dann weder Chord of Calling für Kataki, War's Wage noch seine Kombo und seine Klobos schauen gegen Etched Champion mit Plating offensiv wie defensiv ziemlich hilflos drein. Er hat allerdings auch ein Chord of Calling ausgesideboardet und den dafür hereingenommenen Obstinate Baloth in der Hand gehabt. Wir diskutieren anschließend noch ein wenig, ob das wohl richtig war. Meines Erachtens darf man kein Chord rausboarden, weil Chord auf Kataki zu mächtig ist und er mit Klobos gegen jeden halbwegs anständigen Draw von mir eh hinten ist.


Finale: Lukas Tajak (URG)

Lukas hat die beiden Runden davor gegen Monorot und das Tallowisp-Deck gewonnen. Das waren seines Erachtens die beiden schwersten Matchups in der Top 8. Mein Affinity hingegen ist nach dem Boarden gegen seine vier Ancient Grudge das Freilos. Im ersten Spiel passiert ungefähr das Gleiche wie gegen den roten Magier aus Runde 5: Eine vor allem in diesem Matchup exzellente Hand gehalten, drei Züge lang weder Manaquelle noch Null-Mana-Artefakt gefunden und zusammengeschoben. An dieser Stelle stehen meine Chancen, den PTQ noch zu gewinnen, vermutlich bei ungefähr 10%. Immerhin besser als vor Runde 1.

Soweit ich mich erinnere, ist meine Hand im zweiten Spiel relativ stark. Er hat den Aggrostart mit zweimal Tarmogoyf, aber angreifen kann ich mit Plating plus Champion auch ganz gut. In Turn 4 darf ich sogar einen Tezzeret ungestört ausspielen und animiniere eine meiner Nachtstahl-Zitadellen. Da er aber am Ende des Zuges Lightning Bolt für den Planeswalker hat und ich einen Draw mit wenig Kreaturen zum Chumpen habe, bin ich auf einmal ganz schön unter Druck. Die Lhurgoyfs prügeln mich von 18 auf sechs und auf einmal sieht das Spiel gar nicht mehr so gut aus. Ich habe zwar tödlichen Schaden auf dem Tisch, rechne aber eine Ewigkeit herum, um festzustellen, dass ich weder gegen Cryptic Command noch Ancient Grudge irgendwie gewinnen kann. Also muss der Etched Champion mit Cranial Plating stumpf angreifen und hoffen, dass Luke keinen Grudge hat. No Grudge indeed!


Im dritten Spiel nehme ich Mulligan und habe danach eine sehr langsame Hand. Wie sich herausstellen wird, hat Luke allerdings fast ausschließlich Burn auf seiner Hand. Er spielt einen frühen Delver of Secrets, der allerdings erst nach einer ganzen Weile flippt, und zerschießt dann ein paar Kreaturen von mir. Ein paar Züge lang liefern sich Delver, der doch irgendwann flippt, und Etched Champion ein Wettrennen. Gefühlt ging das eine Ewigkeit so, aber de facto kann es nicht besonders lang gewesen sein. Er zieht dann nämlich doch mal einen Tarmogoyf und an der Stelle bin ich auf zwölf, also ziemlich bald tot. Ich topdecke Cranial Plating – Attacke für acht! Luke hat allerdings noch einen Lightning Bolt, der mich am Ende des Zuges auf neun schießt. Goyf und Delver machen zusammen acht. Auf einmal hängt mein Glück also nur noch von der obersten Karte seiner Bibliothek ab. Cryptic Command, Lightning Bolt, Burst Lightning und Snapcaster Mage dürfen es nicht sein und Sleight of Hand für eine dieser Karten auch nicht …

Tarmogoyf!

Barcelona!


Was für ein Grind! – also sowohl das Wochenende als auch dieser Artikel. Turnierberichte würde ich nicht als meine große Stärke bezeichnen, aber leider habe ich nicht das Gedächtnis von PV, der Situationen auch Wochen später noch auf den Lebenspunkt perfekt beschreiben kann und auch nicht den Witz von Nico, der Artikel allein schon dafür lesenswert macht. Ich persönlich mag die Artikelform Turnierbericht eigentlich gar nicht, aber ein paar Leute haben danach gefragt und nach 80–90 gespielten Pro Tour Qualifiern ist der erste Sieg auch ein angemesser Anlass. Was mir ebenfalls missfällt, ist, dass derartige Berichte sich häufig so lesen: Er Mulligan auf fünf; ich Misplay, ich/er Topdeck. Das sieht dann aus, als hätte man sich ohne Ende durchgeluckt. Mein Lyonbericht las sich so und Linos Hannoverbericht ebenfalls. Auch wenn ich auf Turnieren normalerweise technisch ordentliches Magic spiele, würde ich mich nicht als einen strategisch herausragenden Magic-Spieler bezeichnen, aber das war mal ein Wochenende, an dem ich, soweit ich das beurteilen kann und trotz kleinerer Konzentrationsfehler am Ende, für meine Verhältnisse ziemlich gut gespielt habe. Dafür dann mit dem ersten PTQ-Sieg belohnt zu werden, macht es natürlich umso schöner.

Danke fürs Lesen und insbesondere auch an alle meine Gegner an diesem Wochenende! Alle Matches verliefen in sehr angenehmer Athmosphäre, selbst in den für meine Gegner undankbarsten Situationen.




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