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Alles hat ein Ende
von Nico Bohny
05.01.2011

Alles hat ein Ende. Ein Satz, den man alle Jahre wieder hört und liest und der immer wieder jede Menge Wahrheit enthält. Es liegt auf der Hand, dass ich bei dieser Einleitung schon fast etwas Rückblickendes über das vergangene Jahr schreiben muss …

Nun ja, aus nationaler Sicht gibt es herzlich wenig Interssantes rückzublicken, außer dass mein neutrales Vaterland sich den Artikeltitel letztes Jahr wieder mal zu Herzen genommen hat und nach den schönen muslimischen Turmbauten nun auch ausländische Schwerverbrecher aus dem Land verbannt hat. Da haben es die Italiener schon besser, die haben ihren größten Gauner nämlich noch. Doch was erzähle ich hier über Politik? – die kann man ja gar nicht tappen.

Magic-technisch endet für mich in diesem Winter, zumindest theoretisch, nach drei Jahren die schöne Zeit mit dem Freipass auf alle Pro Touren, sprich der Pro-Level 4. Ob ich den ganzen Trubel vermissen werde? In vielen Punkten wahrscheinlich nicht. All die interkontinentalen Wochenausflüge waren teilweise mehr Stress als kultureller Genuss. Und spielerisch gab's in letzter Zeit auch keine großen Highlights, da oft die Zeit zum Testen oder dann die Motivation gefehlt hat. Um ganz ehrlich zu sein, freue ich mich fast schon wieder mehr, an den Basler PTQ teilnehmen zu können, als um die halbe Welt zu jetten. Denn um auf den Pro-Level zurückzukommen: Theoretisch ändert sich wie gesagt so einiges, praktisch könnte ich jedoch durch meine Paris-Einladung über meinen GP-Top-16-Finish und durch den Level-3-Joker so ziemlich das spielen, was ich wollte. Vorerst zumindest. Was ich dieses Jahr aber wohl einfach mal sein lassen werde.

Was mir aber sicher fehlen wird, ist die gute Gesellschaft, die ich bei den ganzen Pro Touren genießen durfte; entgegen all den Vorurteilen, die Nicht-Magic-Spieler gegenüber Pro-Tour-Reisenden haben, durfte ich auf diesen Reisen und an den damit verbundenen Urlaubstagen zahlreiche wirklich flotte Jungs kennenlernen. Und obwohl Magic ja an sich ein Einzelwettbewerb ist, werdet ihr mir sicher Recht geben, dass meistens hinter jedem guten Deck und jedem größeren Erfolg ein ganzes Team steht. Auch wenn dessen wichtigstes Mitglied oft auf einen Namen wie Samsung, Hewlett-Packard oder Toshiba hört.

Alles hat ein Ende. Und da ich aus oben erwähnten Grünen in diesem Jahr einiges weniger an Magic spielen werde, endet mit dem heutigen Artikel auch meine wöchentliche Kolumne auf dem Planeten. Mir (und euch sicherlich noch viel mehr) ist aufgefallen, dass die Qualität meines Geschreibsels immer sehr mit der Zeit und der Motivation, die ich gerade für Magic übrig hatte, zusammenhing. Und da in diesem Jahr wohl von beidem tendenziell (noch) weniger vorhanden sein wird, wird vorerst kein magisches Dokument mehr verfasst. Natürlich auch nicht für andere Seiten. Ob's irgendwann ein Comeback gibt und's mich wirklich wieder in den Fingern juckt, das steht in den Sternen.

Aber halt, da war noch was. In nun über zwei Jahren Artikelschreiben hat sich nämlich eine bunte Palette an Ideen angesammelt, die ich bisher nicht umsetzen konnte und die fast irgendwo in meiner Agenda verloren gegangen wären. Einige davon stammen aus den ganz frühen Anfangszeiten und haben wahrscheinlich schon Antiquitätswert. Zumindest einen nostalgischen.


Kriesengebiet Basel


Selbst bei uns in Basel gab's ein wenig Schnee. Nicht ganz genug, um wirklich winterliche Aktivitäten durchzuführen, aber gerade genug für eine schöne Weihnachtsatmosphäre. Scheint alles harmonisch und zufrieden, doch der Schein trügt. Schauen wir ein wenig näher ran.


Tatsächlich hat es die Schweizer Unzufriedenheit auch an diesen schönen Zipfel von Basel geschafft, um uns eine Prise der Vergänglichkeit, zumindest der materiellen im Hinblick auf den Börsencrash, vorzuhalten (oder eben nicht).

Wie reagiert man da als pflichtbewusster Passant?! Jawohl, man tut das, was man am besten kann. Für mich als Grundschullehrer heißt das: Korrigieren!


Und da sage mir noch mal einer, man könne den Beruf nicht zum Hobby machen …

Leider passte die Bilderreihe zu keinem meiner Artikel, da es bei mir selbst sehr wohl immer wieder kriselte. Zumindest bis ich von den Worlds in Japan zurückkehrte und mir einen Welcome-back-Draft gönnte. Wie ich als passionierter Raredrafter mich über folgenden Booster 1 (und First Pick im Booster 2) gefreut habe, kann man bestimmt nachvollziehen.


Das Deck hat sich im Übrigen ganz gut gemacht. Es gab da sogar ein Spiel, in welchem ich mit meinen ersten sechs gespielten Karten jeweils einen Kartenvorteil von eins erwirtschaftete. Das schafft man auch nicht alle Tage.


Ach ja, ich vergaß zu erwähnen, dass ich besagtes Spiel tatsächlich gewann.

Ähnlich unkrisenhaft ging's bei meinem Weihnachtsdraft zu und her:


Was für ein prickelnder Start in einen Draft! Zu erwähnen bleibt noch, dass ich den Foil-Sunblast Angel öffnete und die Else geschoben bekam. Leider haute mich der Shuffler dann doch in Runde 2 raus, sodass ich noch einen Frustdraft über mich ergehen lassen musste. Welchen ich bravourös mit dem 5-Plague Stinger-Deck ins Trockene brachte.


Was wäre wenn …?

Etwas, was auch völlig auf der Strecke geblieben ist, war mein „Was wäre wenn“-Artikel. Da Wizards Magic in letzter Zeit ja ohnehin immer mal wieder massakrierten, wollte ich auch einmal den sicheren Tod überbringen und über verschiedene Szenarien reflektieren. Was wäre denn zum Beispiel, wenn man statt zwanzig Leben am Anfang eines Spieles nur deren zehn hätte? Offensichtlich würde sich darum ein komplett neues Metagame bilden, bei dem ebenfalls offensichtlicherweise roter Burn eine zentrale Rolle spielen würde. Zumindest bis sich das Metagame hin zum rot-weißen Aggrodeck, das dank Weiß das rote Mirror gewinnt, und dann zum monoweißen Hatedeck wendet. Und schon wären wir in einer interessanten Anti-Schlaufe wie dazumals zu Affinity-Zeiten. Der nächste Schritt wären dann wohl weiß-blaue Kontrolldecks mit Leyline of Sanctity im Maindeck und daraus wiederum ergäbe sich vielleicht ein komplett neues Format. Vielleicht aber auch nicht, wer weiß …?

Was wäre, wenn man mit zehn Starthandkarten begänne? Wäre dann die Manakurve (noch) wichtiger und während des Drafts kompromissloser zu picken? Was wäre, wenn Planeswalker uncommon oder wieder rare wären und Artefakte (die ohnehin in jedes Deck passen) dafür mythic? Was wäre, wenn Randy Buehler plötzlich wieder ein guter Spieler würde und in den Live-Coverages der PT-Top-8 auf einmal was zu melden hätte? Was wäre, wenn Black Lotus standardlegal wäre? Was wäre, wenn man in einem Deck nur eine Farbe spielen dürfte? Was wäre, wenn's in Magic sieben statt fünf Farben gäbe? Was wäre, wenn man die Bilder auf Magic-Karten durch Werbung ersetzen würde und sie dafür billiger verkaufen könnte? Was wäre, wenn man Magic-Karten jeweils selbst drucken und zum Turnier mitbringen dürfte?

Ihr seht, da wäre locker ein Artikel voll geworden. Fühlt euch frei, es für mich nachzuholen …


Die Kraft der Fünf

So heißt bei uns im Mathebuch der Grundschule ein wichtiges Kapitel, dessen Titel ich während einer langen Zeit durch meine Top-5-Artikelabschlüsse zelebrieren durfte. Auch davon sind natürlich ein paar übrig geblieben. Folgende fünf Karten hängen beispielsweise an meinem Kasten, in dem meine gesamte Sammlung ruht, und zu jeder Karte gibt es eine persönliche Verbindung. Mal schauen, ob ihr die Bezüge im Forum zusammenkriegt. Der Jöns wird euch beim Arbiter sicher behilflich sein können. Ach ja, und natürlich fehlt da der Aven Mimeomancer!


Des Weiteren war ich immer, das sollte euch mittlerweile auch bekannt sein, ein großer Token-Liebhaber. Und das schon lange vor dem BW-Token-Deck. Liebhaber in dem Sinne, dass ich immer fleißig vor den Turnieren, meist während der Byes, meine eigenen kunstvoll gezeichnet beziehungsweise gekritzelten Token-Kollektionen entworfen habe. Und wie bei den meisten meiner Top 5 erwarte ich reges Kommentaraufkommen. Eure Aufgabe: Von welcher Karte stammen die Tokens …


5. Kithkin


Ursprünglich wollte ich ein Tokenset mit Frodo, Sam und Pippin, was vielleicht etwas besser ausgesehen hätte. Weder Zeit noch Motiviation war vorhanden, deshalb endete es in diesen Kritzeleien.


4. Faeries


Die hätte ich eigentlich Matthias Künzler abgeben sollen, dann hätten die Flatterdamen etwas mehr Turniere miterlebt. Trotzdem haben sie bei den Worlds in Memphis wacker gekämpft und auch das eine oder andere Spiel geholt.


3. Würmer


Meine ganz persönliche Wurmmannschaft war bei einem Grand Prix dabei, ich glaube, das war in Straßburg im Time Spiral-Blockconstructed. Die vier Freunde haben mir so einiges gewonnen, selbst ohne Timmy, den Hund.


2. Soldaten


Das ist lange her, Worlds 2004 in San Francisco, um genau zu sein. Und es sind auch die einzigen Tokens, die zusammen mit der ganzen Basler Crew – damals Marcel, Adrian, Alain, Roman und ich – nebst vielen mehr während des Drafts gekünstelt wurden. Das waren noch Zeiten … Die Tokens stammen im Übrigen aus derselben Karte wie die …


1. Engel


Die sind, mit Ausnahme des Kunstwerks von Alain, alle bereits in San Francisco als Anti-Jetlag-Programm entstanden. Dazumals im Übrigen eine Weltmeisterschaft, in deren Verlauf wir es trotz 6:0-Team-Performance nicht in die Top 4 schafften.

Ach, was war mir manchmal langweilig zwischen den Runden! So langweilig, dass ich bei einem Prerelease mal all meine Karten mit Silberstift bemalt habe, samt Basic Lands (die allerdings nur mit Kulli, wofür mir die Sleeves dann sehr dankbar waren). Die Plains hab ich irgendwo noch gefunden:







Was ich unbedingt auch mal noch in eine Top 5 verpacken wollte, waren meine Schreibleistungen aus alten Tagen. Leider sind das aber keine fünf Meisterleistungen geworden und so hat's nie für eine Rubrik gereicht. Deshalb ist's wohl hier eher eine Top 2.

Ich bin mir nicht sicher, ob man in Deutschland das „Spick“ kennt. Ist in der Schweiz eine beliebte Zeitschrift für etwa 8- bis 15-Jährige, die ich in meiner Kindheit fleißig gelesen habe. Es gab da eine Seite mit Brieffreundschaftsinseraten, und nachdem ich mit 14 mit Magic angefangen hatte, war ich hoch erfreut, als auf ebendieser Seite ein Magic-begeisterter Jemand nach Brieffreunden suchte. Während etwa fünf Jahren waren wir Brieffreunde, trafen uns dann auch öfters und verliebten uns unsterblich ineinander. Nein, Quatsch, natürlich nicht, aber wir verstanden uns prima und gründeten eine WG, in welcher ich heute noch wohne.

Ebenfalls ins Thema Geschreibsel passt eine witzige Wette, die ich mal (wahrscheinlich etwa mit 18 Jahren) mit einer guten Freundin ausfocht. Wir schrieben uns abwechslungsweise wöchentlich einen Brief, der jeweils länger sein musste als sein Vorgänger. Das heißt konkret, in der ersten Woche schrieb sie mir einen dreiseitigen Brief, in der zweiten antwortete ich mit vier Seiten und so weiter. Ich verlor die Wette, als sie eines Tages mit einem 25-seitigen Brief ankam. Die Demütigung konnte ich nicht hinnehmen, also schickte ich ihr eines Tages um die fünfzig Mails. Der Inhalt war zwar spärlich, aber der Effekt war gut. Was sie wiederum nicht verkraften konnte, und mir ins Militär gesamthaft etwa fünfzig Postkarten schickte. (Briefe ins Militär waren portofrei.) Fieserweise hatten zwei gute Freunde von mir gleichzeitig eine ähnliche Idee und schickten mir am selben Tag je 50 Karten, auf denen jeweils ein halber Satz stand und die ich zu einer ganzen Nachricht zusammensetzen musste. Ihr könnt euch vorstellen, wie ich geschwitzt habe. Mit den Postkarten als Grundstock habe ich mir bis heute zwei schöne Kartensammlungen aufgebaut, eine mit lustigen Magic-Karten und eine mit Postkarten. Wer mir also eine Freude machen will, schickt mir mal was aus dem Urlaub (⇒ an Jurastr. 39, Ch-4053 Basel) oder klebt 'ne Briefmarke auf 'nen Trygon Predator und sendet mir den.


Final Five


Als Abschluss des Artikels gibt's natürlich, wie zu alten Zeiten, noch eine allerletzte Top 5 – und zwar an welchen meiner Artikel ich selbst am meisten Spaß hatte.

5.

Die fetten Jahre sind vorbei: Die Art von Decks, die ich immer und immer wieder bauen werde, wann immer sie möglich sind: Chuck Norris-Decks. Aus dem einen Artikel ist eine ganze Trilogie entstanden (Teil 2 und Teil 3), was wohl zeigt, wie viel Freude mir die Decks bereiten.

4.

Wo die wilden Kerle wohnen: Wahrscheinlich mein schönstes Kind, dem ich je das Licht der Welt gezeigt habe. Und zugegebenermaßen auch mein großer Stolz, mal ein Deck zu entwerfen, dass es dann bis zur Spitze schafft.

3.

Zwischen den Runden: Auch wenn der Artikel sehr geteilte Reaktionen hervorgerufen hat, bin ich immer noch der festen Überzeugung, dass man als Magic-Spieler einfach Tichu spielen können muss. Ich glaube, bei den letzten Worlds hatten wir schon 'ne ganz gute Quote Tichuspieler, aber das geht noch besser …

2.

Eine Rää ist schließlisch eine Rää: Für mich als passionierten Raredrafter quasi eine Autobiografie. Zwar ist das Anwendungsgebiet etwas veraltet, aber nach wie vor gilt: Was lila oder gülden daherkommt, verdient eine kurze Kalkulation.

1.

Das Duell des Grauens: Ein lustiges Experiment, das zwar beim Schreiben einiges an Zeit erfordert hat, aber dank der Umsetzung von Tobi meiner Meinung nach so richtig gut geworden ist.

So, und das war's dann wohl auch. Bleibt mir nur noch, euch ein frohes neues Jahr zu wünschen. Man sieht sich bei den Pro Tour Qualifiern …

Alles hat ein Ende.
Nur die Wurst hat zwei.




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