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Wo die wilden Kerle wohnen
von Nico Bohny
19.11.2008

Wer kennt es nicht – das beste Kinderbuch aller Zeiten?! Illustriert von einem Zeichner, der noch wusste, was richtige Abenteuer sind. Und wer sich, wie der kleine Max, nach einem Abenteuer sehnt, inmitten von Untieren, die verdammt an Naya mit „Power 5 or greater“ erinnern, für den habe ich ein Deck, mit dem man sich endlich auch mal wieder wie ein ganzer Kerl fühlen kann.

Die wilden Kerle

Zugegeben: Das Deck hat nichts mit großen Tieren zu tun, sieht bestenfalls auf den ersten Blick etwas abenteuerlich aus. Aber was tut man nicht alles für eine schöne Einleitung. Doch nun zum Business:

Ich war noch nie ein großer Fan von Mainstream-Decks. Viel lieber eine gute Eigenkreation, auf die niemand so richtig vorbereitet ist... und die natürlich trotzdem mit dem Powerlevel von Tier-1-Decks mithalten kann! Und ich denke, mit dem folgenden Deck ist mir dies gar nicht so schlecht gelungen:


4 Swamp
2 Plains
4 Mutavault
4 Windbrisk Heights
4 Reflecting Pool
4 Caves of Koilos
4 Fetid Heath

4 Kitchen Finks
3 Tidehollow Sculler
4 Cloudgoat Ranger

4 Spectral Procession
4 Bitterblossom
3 Ajani Goldmane
2 Elspeth, Knight-Errant
3 Unmake
3 Terror
4 Thoughtseize


3 Condemn
1 Puppeteer Clique
4 Burrenton Forge-Tender
2 Windborn Muse
1 Tidehollow Sculler
1 Liliana Vess
3 Grave Pact

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Wieso – Weshalb – Warum?

Mutavault:
Zuerst enthielt das Deck keine hiervon, dafür ein viertes Unmake und nur 25 Länder. Mutavault ist eine Karte, die man je nach Metagame auch aus dem Deck nehmen kann, da sie der Manabasis offensichtlich ziemlich schadet. Da sie aber gegen gewisse Decks, namentlich vor allem Cruel Control und Faeries brillieren, haben sie sich nach und nach doch ins Deck eingeschlichen. Dennoch: feel free to replace with…

Swamp/Plains:
Die Verteilung hier richtet sich sehr nach dem Sideboard. Spielt man keine Condemn und Burrenton Forge-Tender, kann man die Plains auch durch Swamp fürs First-Turn-Thoughtseize ersetzen.

Windbrisk Heights:
Wie gemacht für das Deck. Ein weiterer Grund, weshalb ich mich bei diesem Deck für Weiß als Grundfarbe entschieden habe. Fast schon so kartenvorteilhaft wie die guten alten Karoos.

Die übrigen Nonbasics:
Die Manabasis fordert vor allem in den ersten Zügen extrem viel Farbigkeit. (Obwohl ja Weiß und Schwarz eigentlich gar keine Farben sind… in Magic ist eben immer alles etwas anders.) Auch wenn man über den vierten Reflecting Pool diskutieren kann – ich empfehle ihn wärmstens.

Kitchen Finks:
Wollte ich schon immer mal in einem Deck zusammen mit Bitterblossom spielen. Auch die Synergie mit Ajani Goldmane ist unglaublich – immer wieder die -1/-1-Marke mit dessen Fähigkeit zu negieren, ist schlicht und ergreifend eine Riesenfrechheit. Die Karte, die wohl in keinem Matchup auf die Bank muss.

Tidehollow Sculler:
Leider nicht wie im Extended ein Thoughtseize auf Beinen – nicht ganz. Da das momentane Standard extrem tierchenlastig ist, besitzt auch jedes Deck seine Antworten gegen solche. Trotzdem zögert Agent Scully oft einen wichtigen Spell einen Zug heraus, gibt Informationen zur Hand des Gegners und kann im frühen Spiel oftmals auch prügeln…

Cloudgoat Ranger, Spectral Procession, Bitterblossom:
Der Anteil Spielsteine. Bei all dem Spotremoval im Format unvergleichlich gut. Greifen außerdem vortrefflich gegnerische Planeswalker an und synergieren, nebst den Windbrisk Heights, wie weiter unten zu lesen, wunderbar mit dem Rest des Decks.

Ajani Goldmane:
Eigentlich müsste man hiervon fast vier spielen. Wenn er doch nur nicht so teuer und legendär wäre. Ajani mit Tokens ist wohl selbsterklärend, mit Finks ebenso, und selbst die Extraleben sind in gewissen Matchups durchaus relevant. Und als zusätzlicher Lichtblick: 34 Runden, zwei Avatar-Tokens (& logischerweise darauffolgend: zwei Spotremoval).

Elspeth, Knight-Errant:
Vor allem gegen langsame Decks wie Cruel Control unglaublich gut, da die Gute ziemlich zäh ist und auch nach Boardsweepern ziemlich schnell wieder Druck aufbauen kann, vor allem wenn noch ein Mutavault liegen geblieben ist. Die ultimative Fähigkeit hab ich bisher nie benutzt.

Terror/Unmake:
Die Verteilung dieser zwei Spells ist ein Kompromiss, der mit der Manakurve und den Mutavault zusammenhängt. Klar ist das Unmake um Längen besser, vor allem gegen Kitchen Finks und Demigod of Revenge, aber Unmake kosten viel, deshalb möchte man auch sehr selten mehr als eines auf der Starthand.

Thoughtseize:
Ein bisschen Disruption ist immer gut, und in einigen Matchups – eigentlich alle Blau beinhaltenden – echt wichtig.

Condemn/Burrenton Forge-Tender:
Bei Magic Online trifft man sehr oft auf Mono-Rot, was diese Karten im Sideboard berechtigt. Die Condemn kann man ersetzen, die Forge-Tender sind ebenfalls gegen Firespout, Pyroclasm und vor allem auch Chaotic Backlash unersetzbar.

Grave Pact/Windborn Muse:
Grave Pact nimmt man gegen alles rein, was mehr Tierchen als Zaubersprüche spielt – also etwa alles außer Fearies und Cruel Control. Windborn Muse ist gegen Kithkin und andere Token-Decks gedacht – oftmals sideboarden diese Decks die Spotremoval sowieso raus, da sie im ersten Spiel praktisch keine attraktiven Ziele dafür zu sehen bekommen.

Liliana Vess/Puppeteer Clique:
Sind eigentlich bloß aus Testgründen je einmal im Sideboard – zuerst spielte ich drei Lilianas gegen Cruel Control, da dieses Deck so Probleme gegen Planeswalker hat. Mittlerweile denke ich aber, dass die Clique fast besser ist.

Leider nicht ganz gut genug

Mirrorweave:
Das Problem von Mirrorweave ist, dass man damit auf die Kreaturen des Gegners angewiesen ist. Kann man mal einen Liege, einen Wizened Cenn, einen Clodthresher oder einen Scion of Oona kopieren, ist das Spiel normalerweise gelaufen. Ansonsten dummerweise nicht, drum:Sorry, but you're dismissed

Deathbringer Liege/Glorious Anthem:
Natürlich gut mit den Tokens, aber im Vergleich einfach klar Ajani unterlegen. Und zu viele Groß-Mach-Effekte erträgt das Deck nicht.

Graveborn Muse:
Ich mag das gute Tierchen. Auch aufgrund seines Bildes. Gegen Kontrolldecks kann sie schon unglaublich viel, wenn sie mal nicht gecountert wird und mal liegen bleibt. Das sind leider zwei „mals“ zu viel…

Runed Halo:
Zwar ein gutes Mädchen für alles, und Mädchen find ich grundsätzlich ganz gut. Schützt den Spieler gleich vor allen im Deck vorhandenen Kopien der Bedrohung, aber der arme Ajani…

Stillmoon Cavalier:
Wenn man viel Kithkin erwartet: rein damit, sogar ins Maindeck. Gegen Faeries ist er im Bitterblossom-Race auch ganz okay, aber unschön, wenn sich mal ein verführerischer Sower an den Typen ranmacht…

Marsh Flitter:
Das Problematische ist hier die Casting-Cost. Oftmals will man im vierten Zug eine Spectral Procession oder einen der Planeswalker spielen. Außerdem ist das Sideboard schon voll mit Spells für vier Mana, die meiner Meinung nach einfach besser sind als das Flittchen.

Warum das Deck so unglaublich ends supergut ist?

Auf dem Papier mag das Deck ganz gut aussehen, das tun ja die meisten Decks. Die Punkte, die das Deck abhebt, entdeckt man erst, wenn man das Deck spielt, oder noch vielmehr, wenn man dagegen spielt:


  • die Vielfalt:

  • Das Deck lässt sich nicht besonders gut haten. Was will man schon boarden? Massremoval? Da bleiben ja alle Planeswalker, Kitchen Finks und Mutavault stehen! Spotremoval? Gegen Tokens? Nicht im Ernst. Gegenzauber? Damit man dann von Bitterblossom und Co. verräumt wird...?

    Das Deck besteht aus Elementen, die das Spiel auf verschiedenen Ebenen beeinflussen und gewinnen – man kann sie zwar einzeln haten (zum Beispiel mit Wispmare für Bitterblossom, oder Firespout für die Tokens), aber es ergeben sich etliche Situationen, in denen diese Spells eben genau keinen Einfluss haben und man einfach gegen eine anderen Bedrohung eingeht.

    Was ebenfalls schön ist, ist die Tatsache, dass nur wenige Leute das Deck kennen. Somit wissen die meisten Gegner auch nicht, wie man optimal dagegen sideboardet/spielt.


  • die gute Disruption:

  • Wie gesagt gibt es keine Komplettlösung gegen das Deck. Die gezielte Disruption (Thoughtseize, Tidehollow Sculler) verschlimmert das Ganze noch, da sie dem Gegner gerade die Solutions wegnimmt, die genau jetzt gut gewesen wären.


  • das Tempo:

  • Das Deck kommt mit den schnellen Decks vorzüglich mit – legt auch mal ab und zu einen Fifth-Turn-Kill hin. Es hat aber auch im späten Spiel ausgezeichnete Werkzeuge, um einen Ressourcenkampf zu gewinnen. Mit dem Sideboard kann man sich dann das Tempo des Decks so zurechtbiegen, dass man absolut aggressiv, jedoch auch völlig kontrollig spielen kann.

    Die Matchups

    Ich habe auf Magic Online 34 Runden in Constructed-Queues (kleinere 4- oder 8-Mann-Turniere) gespielt, natürlich mit ständig wechselnden Listen des Decks. Da diese Veränderungen meistens nur drei bis vier Karten betroffen haben, denke ich, dass die Übersicht etwa repräsentativ ist.


    Cruel Control/Quick' n Toast: Games: 7-1 (Matches: 14:4)

    Meiner Meinung nach das schwierigste Matchup, auch wenn ich bisher gute Resultate dagegen erzielt habe. Das Late Game verliert man normalerweise gegen das Cruel Ultimatum und den ganzen Kartenvorteil, den das Deck generiert. Deshalb ist es wichtig, möglichst früh möglichst viel Druck aufzubauen. Zwar wird man meistens von einem Wrath of God oder einem Firespout gebremst, dafür erhält man das Fenster, das man benötigt, um einen der Planeswalker zu resolven. Viele Spiele gegen Toast gewinne ich, indem ich Kitchen Finks und ein paar Tokens rumliegen habe, damit ein Massremoval provoziere, und danach Ajani Goldmane legen kann, um die Finks wieder „aufzuladen“. Auch mit Elspeth kann man nach einem Zorneffekt schnell wieder einen Spielstein rauslassen, und dann für vier Schaden pro Zug durch die Luft angreifen.

    Die wohl schlimmste Karte im Matchup ist Cryptic Command. Oftmals countert es einen Spruch, der auch um die vier Mana gekostet hat, bouncet gleichzeitig ein wichtiges Permanent und bewirkt somit einen riesigen Tempoumschwung. Wenn es irgendwie geht, muss man probieren, neben dem Command vorbeizuspielen, d.h. immer Mutavault aktivieren und angreifen, wenn man schon etwas auf dem Tisch und der Gegner vier offene Mana hat, anstatt etwas Dickes nachzulegen.

    Bei diesem Matchup gilt: Üben, üben, üben…

    Sideboard:
    +Tidehollow Sculler + Liliana Vess +Puppeteer Clique – 3 Terror
    (Je nach Version kann man auch 2-3 Burrenton Forge-Tender gegen Firespout und Pyroclasm reinboarden – dann nimmt man wahrscheinlich Cloudgoat Ranger raus – für die Manakurve.)


    Faeries: 4-0 (8:1)

    Ein schon viel anständigeres Matchup. Aber auch nicht ganz so gut, wie die Statistik erhoffen lässt. Eigentlich gibt es zwei verschiedene Arten von Faerie-Matchup – entweder man spielt gegen Second-Turn-Bitterblossom, oder eben nicht. In letzterer Variante geht das Spiel viel länger (logisch), was dann meist dadurch entschieden wird, wie viele Cryptic Command der Gegenspieler zieht.

    Die gute Nachricht: Man hat gegen Faeries alle Disruption, die man will. Wenn man damit die Bitterblossom erwischt, hat man unendlich viel Zeit. Nebstdem hat man selbst Bitterblossom und eine Reihe von Spells (Kitchen Finks, Cloudgoat Ranger, Spectral Procession), die der Faeriespieler nicht mit einer einzelnen Karte handeln kann (außer Countern). Zusätzlich sind die Spotremoval sehr gut gegen seine weiteren Threats.

    Die schlechte Nachricht: Faeries ist ähnlich schwer zu umspielen wie das Token-Deck, es kann via Kartenvorteil, Tokens, aber auch einfach mit guten Kreaturen (und ihren nett eingebauten Time Walk-Effekten) gewinnen. Man versucht also besser gar nicht erst, problemlösende Karten wie Wispmare dagegen zu boarden.

    Sideboard:

    Mono-Rot-Aggro: 6-1 (13:5)

    Wie die meisten Tierchenmatchups sehr angenehm zu spielen. Im ersten Spiel kann's aber durchaus auch mal passieren, dass man auf wenig Leben einfach umgeschossen wird. Eine Stigma Lasher-Wunde heilt schließlich verdammt schlecht.

    Nach dem Sideboarden steht man, zumindest mit dem momentanen Board, sehr gut da gegen Rot. Everlasting Torment ist meistens zu langsam oder verhindert nicht mehr Schaden, als ein guter Burn angerichtet hätte, und Chaotic Backlash kann man in der Regel mit Burrenton Forge-Tender stoppen.

    Sideboard:
    +3 Condemn +4 Forgetender +2 Grave Pact, – 4 Thoughtseize – 1 Bitterblossom – 1 Mutavault – 3 Tidehollow Sculler


    Kithkin: 2-0 (4:0)

    Ähnlich angenehm wie Mono-Rot nach dem Sideboarden, da man nicht mit Burn einfach umgeschossen werden kann.

    Gegen feindliche Ajani kann man zwar von Zeit zu Zeit einmal verlieren, aber man hat ja meistens ein paar Flieger liegen, um ihn anzugreifen oder den eigenen Katzenmann. Da die Mehrzahl der Kithkinspieler nach dem Sideboarden mit den Unmake runtergehen, ist Windborn Muse mit Thoughtseize-Unterstützung reines Gold wert.

    Sideboard:

    Andere Tokendecks: 0-2 (2:4)

    Die meisten Versionen spielen Schwarz mit Rot und Grün für Siege-Gang Commander und Sarkhan Vol. Eigentlich denke ich, dass meine Version im Mirror besser ist – vor allem wegen Ajani Goldmane und Windborn Muse

    Sideboard:

    Gegen weitere Decks (Grün-Weiß-Aggro, Grün-Schwarz-Kontrolle, Merfolk, Elfball, BG-Elves, Bant, Blightning, RG-Beats, Jund-Ramp und Elementals) habe ich je einmal gespielt, gesamthaft 7-3.

    Das tolle Fazit!

    Das Deck hat echt Potenzial und lässt sich beliebig aus- und umbauen – sei dies mit einer dritten Farbe, anderen Karten oder mit einem Chuck-Norris-Land für den guten Geschmack.

    (Wer es mit dem Deck in die Worlds-Top-8 schafft, muss mir übrigens einen ausgeben!)

    Und wer noch Fragen hat, darf sich auf Magic Online gerne an „Shir Kahn“ wenden, ihm ein saftiges Rindsfilet zum Fraß vorwerfen, und sich tolle Tipps zum Deck anhören. Shir Kahn kennt Ajani nämlich noch von früher, dort haben sie zusammen mit Chuck Norris „Wo die wilden Kerle wohnen“ inszeniert… live!




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