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Mad Ride to Madrid – Ein GP-Bericht (37.)
von Steffen Hagen
15.03.2012

Okay, so fürchterlich mad war das alles gar nicht, da gab es hier ja schon von ganz anderen Road-Trips zu lesen. Aber wenn man auf dem Flughafen erst mal das Etikett „MAD“ an den Koffer geklebt bekommt, bietet sich der Titel ja geradezu an. Also los!


Irgendwann Mitte Januar – Klicke mich durch den GP-Kalender für 2012. Sehe für Ende Februar Madrid auf dem Plan. Bin da noch nicht gewesen und habe im Februar Zeit wegen Jobwechsel. (Apropos: Der Autor ist für jeden Hinweis auf eine Wohnung in HH dankbar, die halbwegs bezahlbar ist. Hört auf zu lachen!) Spontan Mails an potenzielle Mitreisende geschickt, sodass sich mit mir letztlich folgende Personen aufmachen:

Jan Broer, der mit den Karten eigentlich nur noch sporadisch in Kontakt kommt
Chris Passow, allseits bekannter GP-Traveler mit Freundin Freya
Johann „nicht der mit dem PTQ-Win“ Kolp, Bruder von Heiner „der mit dem PTQ-Win“ Kolp, der alles „awesome“ findet

Also flugs gebucht. Mein Fuß sollte ja bis dahin wohl wieder heil sein.

Donnerstag, 23. Februar, 16:30 Uhr Fuß ist natürlich nicht heil, werde den GP über humpeln. Wie gut, dass unser Hotel (vier Sterne, aber wegen Frühbuchung höchst preiswert) praktisch genau neben einer Haltestelle jener Metro-Linie liegt, die mehr oder weniger direkt zur Site führt.


16:35 Uhr Vier Sterne? Nur nachts oder was? Die haben ja nicht mal richtige Decken. Na ja, ist hier auch warm genug, dass die komischen Überzieh-Flauschdinger reichen.

20:00 Uhr – Kolp erzählt mir beim Dinner, dass ich ihm wohl vor circa 37 Jahren in Rostock einen Sealed Pool registriert habe, damit's schneller ging. Hm, seitdem hat er dann aber einige Level-up-Counter gekriegt (ich hauptsächlich Age-Counter). Frage, wie es mit Trials morgen aussieht. Chris und Johann haben jeder zwei Byes, sehen also keine Notwendigkeit, Freya und Jan sehen sich eher als Touristen, also wollen alle morgen lieber den Prado angucken. Hm. Fasse den Plan, morgen halt alleine Trials zu spielen und kann Jan überreden, die Stadtbesichtigung auf Sonntag zu verschieben, damit ich nicht alleine durch die Gegend zockeln muss. Bei genauerem Nachdenken könnte man darauf kommen, dass die Pläne „Trials zocken um drei Byes zu holen, damit man in den zwei Tag kommt“ und „Sonntag Madrid besichtigen, weil man eh nicht in den zweiten Tag kommt“ sich irgendwie widersprechen. Nachdenken ist aber anstrengend.

Freitag, 24. Februar, gegen 10:00 Uhr – Aufstehen.

12:30 Uhr – Erster Trial. Kriege einen höchst unbeeindruckenden Pool. Baue ein UW-Deck ohne echte Spoiler und bekomme in der ersten Runde vom Gegner Daybreak Ranger, Moonveil Dragon und Predator Ooze vorgesetzt. Weil er in wirklich jeden Trick rennt, den ich so habe, werde ich gerade so mit allen fertig. Dann zeigt er mir, warum er so unbekümmert mit seinen Monstern umgeht, und legt Moldgraf Monstrosity. Geeenau. Spiel 2 kommen dann noch Heretic's Punishment und Charmbreaker Devils vor. Beginne, das Format wirklich zu mögen.

14:30 Uhr – Zweiter Trial. Kriege einen höchst unbeeindruckenden Pool. Baue ein UW-Deck ohne echte Spoiler und bekomme in der ersten Runde vom Gegner reihenweise Klobos vorgesetzt, die mein Midrange-Deck einstampfen. Boarde diverse eigene Klobos rein und billiges Zeug raus.

14:43 Uhr – „Mountain, Stromkirk Noble, go.“

14:47 Uhr – Keinen Bock mehr auf Trials.

Jan: „Lief also nicht so gut?“
Ich: „Mit etwas Glück habe ich heute zumindest mein schlechtes Karma aufgebraucht.“
Jan: „Okay. Wenigstens das Format verstanden?“
Ich: „Rares aufmachen.“

Samstag, 25. Februar, 7:30 Uhr – Aufstehen.

Gegen 10:00 Uhr – Halte meinen endgültigen Pool in Händen. Das mit dem Raresaufmachen habe ich schon mal gut hingekriegt, in den drei Dark Ascension-Boostern sind folgende Spoiler:

Muss so immerhin nicht grübeln, wie ich meine Rares am besten nutze. Es entsteht folgendes Deck (nach Spruchkosten sortiert):


Selfless Cathar
Loyal Cathar
(Unhallowed Cathar)
Silverchase Fox
Torch Fiend
Thraben Heretic
Voiceless Spirit
Niblis of the Mist
One-Eyed Scarecrow
Slayer of the Wicked
Mausoleum Guard
Elgaud Inquisitor
Manor Gargoyle
Nearheath Stalker
Markov Warlord

Evolving Wilds
2 Swamp
6 Mountain
8 Plains


2 Burden of Guilt
Dead Weight
Burning Oil
Mask of Avacyn
Rolling Temblor
Lingering Souls
Sever the Bloodline
Wrack with Madness

Notable Sideboard:

Abbey Griffin
Harvest Pyre
Wolfhunter's Quiver
Faith's Shield
Purify the Grave


Selfless Cathar war ein Fehler, wird fast immer herausgeboardet. Immerhin gibt's acht Removalspells plus zwei weitere im Board. Hätte mich allerdings über Brimstone Volley, Fires of Undeath, Tragic Slip oder Swords to Plowshares gefreut. So muss ich immer nachdenken, welches meiner situativen Removal ich jetzt auf welches Opfer anwende. Übrigens eine echte Standard-Frage im Innistrad/Dark Ascension-Limited: Kreaturenvernichtung im weitesten Sinne ist gar nicht so selten, aber man sollte sich vorher überlegen, was man hat und wofür man es vielleicht braucht. Das ist gar nicht so einfach, wie man denkt. Sever the Bloodline zum Beispiel wollte ich mir, wenn möglich, immer für Lingering Souls aufsparen. Von denen laufen bei 50% Dark Ascension im Sealed auch einfach viel zu viele rum.

Fangen wir an! Obwohl ich im Sealed-Teil des Grand Prix fast immer den Gegner anfangen lasse, was ich auch jedem halbwegs defensiven Deck empfehlen würde. Einzige Ausnahme: Werwölfe, weil der Gegner dann einen Extrazug hat, den er skippen kann, um die dunkle Seite in seinen Dienern zu wecken.

Runde 1 – Rodolphe Guyard [FRA], 816., WRb

Mirror, aber er hat das schlechtere Deck und stellt ab und zu auch mal ein, weil er zum Beispiel das −1/−0 meiner One-Eyed Scarecrow vergisst.

2:0, 1:0

Runde 2 – Rafael Arboleda [ESP], 1203., RBw (oder so)


Der spielt frecherweise gleich ganz gute Rares. Im ersten Spiel kommt Bloodline Keeper, worüber sich aber mein Slayer of the Wicked freut. Vermute einen Colorswitch, als er wild herumboardet, aber er gewichtet nur die Farben anders und spielt jetzt haufenweise aggressive Werwölfe, die mich kurz und schmerzhaft verkloppen. Rein kommt Wolfhunter's Quiver. Im dritten tauscht er freundlicherweise seinen Bloodgift Demon gegen meinen Gargoyle ab, anstatt mit Spielsteinen zu chumpen und mich mit Kartenvorteil zu überrollen. So kann ich kurz danach den Quiver ziehen, was die Lebenserwartung sowohl seiner Werwölfe als auch seiner Lingering Souls-Geister deutlich verringert. Das Spiel dauert danach nicht mehr lange.

2:1, 2:0

Runde 3 – Andres Pinto Bello [ESP], 59., WRb (langsam wird's langweilig)

Huh. Der hat noch viel mehr gute Karten und spielt auch gleich viel besser als meine ersten Gegner. Das erste Spiel gewinne ich, in Spiel 2 werde ich von Falkenrath Aristocrat zerfleddert. Im dritten kommt er auf die lustige Idee, neben seine Vampirdame noch Thraben Doomsayer zu legen. Leider ziehe ich weder Burden of Guilt noch Sever the Bloodline, meine einzigen Möglichkeiten, die Aristokratin irgendwie unter Kontrolle zu bringen. Allerdings habe ich ein Burden schon ziemlich früh auf einen Loyal Cathar gespielt, gegen den ich noch keine adäquate Verteidigung hatte und auf den ich kein anderes Removal verschwenden wollte. Weiß immer noch nicht, ob das ein Fehler war, jedenfalls stehe ich jetzt …

1:2, 2:1

Runde 4 – Lasse V. Hansen [DNK], 388., GUr


Ah, mal andere Farben. Er eröffnet mit Wolfbitten Captive, der in seiner Upkeep flippen müsste, weil ich keinen 1-Mana-Spruch habe. „Müsste“, weil wir's beide bis nach seinem Drawstep übersehen. Kann passieren, keine große Sache. Außer für den Typen, der gerade neben uns sitzt, wohl unterbeschäftigt ist und sofort nach einem Judge brüllt. Der hört sich an, was passiert ist, und verpasst uns beiden ein Warning („Misplay“ beziehungsweise „Failure to maintain game state“). Hm. Okay, theoretisch könnte ich versucht haben, so einen Vorteil zu erlangen, aber nachdem zwischendrin praktisch nichts passiert ist und selbst mein Gegner von „simple oversight“ sprach? Wir sind hier doch nicht bei Kibler … Was soll's. Mache in diesem Spiel dann meinen einen brachialen Fehler dieses Turniers, als ich seine Stormbound Geist-Armada, bestehend aus einem mit Burden of Guilt belegten Original und zwei Cackling Counterpart-Kopien, mit Sever the Bloodline abschaffen will: Sinnloserweise ziele ich auf den echten Geist, worauf er diesen mit Fires of Undeath abschafft, was seine Tokens im Spiel belässt und mir noch einen 3/3-Geist ohne Burden beschert. Das war nicht so gut. Ich kann immerhin das zweite Spiel gewinnen, das dritte endet im Zeitaus.

1:1, 2:1:1

Ab jetzt bin ich also de facto im K.O.-System. Sind ja bloß noch fünf Runden.

Runde 5 – David Royo [ESP], 994., UB

Dieser Mann leistet zumindest nicht viel Gegenwehr. Sein Soul Seizer ist auch gar nicht so effektiv, wenn auf der Gegenseite die gute One-Eyed Scarecrow liegt.

2:0, 3:1:1

Runde 6 – Pedro Santos [PRT], 601., GB


Die Runde dauert keine 15 Minuten. Kam mir vor, als wäre ich zu einer Schneeballschlacht mit einem Raketenwerfer angetreten. Immerhin, genau dieses Gefühl sollte ein Day-2-taugliches Sealed Deck ja auch vermitteln.

2:0, 4:1:1

Runde 7 – Dinis S. Maya [PRT], 382., WGr

Werwölfe! Und zweimal die nervige Kessig Recluse, von denen beide Burdens verpasst bekommen. Einmal kann er ziemlich ausgefuchst eine mit Spidery Grasp befreien und blocken, als ich gerade ausgetappt bin. Noch besser wird es, als er meinen hauptamtlichen Blocker, Markov Warlord (!), mit Smite the Monstrous abschafft. Er sieht die Möglichkeit, mich schnell zu überrennen, und packt schnell noch Gatstaf Shepherd, Lambholt Elder und Silverchase Fox auf den Tisch. Seine Hand ist danach leer. Da sollte ich wohl wenigstens einen Spruch zaubern, damit da nicht alles transformiert. Am besten diesen Rolling Temblor, der seit Spielbeginn auf meiner Hand verschimmelt und dummerweise gleich sein gesamtes Board abräumt. Schaaade. Im zweiten Spiel brenne ich gleich von Beginn an alles weg, was er legt, unter anderem mit Wolfhunter's Quiver. Wer meiner Helden genau danach seine Lebenspunkte reduziert, ist eigentlich egal.

2:0, 5:1:1

Runde 8 – Juan Martinez Sanchez [ESP], 191., BWr(?)g(?)

Das erste Spiel ist ziemlich kurz: Turn 2 Thalia, Guardian of Thraben (macht mein Removal teurer), Turn 3 Voiceless Spirit (kann ich gerade nicht blocken), Turn 5 und 6 Runde Gavony Township aktiviert, Turn 7 Kessig Cagebreakers, vielen Dank. Alles klar – bin jetzt wieder in der Region der albernen Decks angelangt. Gegen Township kann ich auch so überhaupt nichts machen. Reiße mich aber zusammen, um mit dem Rücken zur Wand mein Bestes zu geben.


Im zweiten Spiel zeigt Juan dann auch noch rote und schwarze Länder; ich hoffe jeden Zug, dass ich vom grünen Teil des Decks verschont bleibe. Mit den Sümpfen spielt er dann zwischendurch Geralf's Messenger (!). Der macht das Damage-Race auch gleich arg kompliziert; an einer Stelle greift er mit Messenger und Typhoid Rats an, als ich auf sieben Leben bin und nur Silverchase Fox als Blocker habe. Blocke die Ratten, weil's so in diesem Zug auf gleichen Schaden hinauskommt (drei vom Messenger gegen einen von den Ratten plus zwei vom Messenger-ETB-Effekt, wenn ich ihn totblocke), ich aber in der nächsten Runde mit einem Angreifer weniger zu kämpfen habe und selbst wenn er meinen dann ungetappten Spirit-Spielstein abschafft (mit jemand anderem darf ich nicht blocken, weil der Messenger nicht sterben darf), bei genau einem Leben lande. Ziemlich genau so kommt es auch, er hat zum Glück keinen Trick gezogen und ich gewinne auf, tja, einem Leben. Dieses und das dritte Spiel sind mit Abstand die härtesten heute. Als ich das letzte Spiel mit einem Mask of Avacyn tragenden Voiceless Spirit knapp gewinne, gratuliert mein Gegner mit: „You played perfectly!“ Bin aber nicht ganz sicher, wie ernst das zu nehmen ist, als er mir die Frage stellt, ob der Splash zwei Gebirge plus Brimstone Volley oder stattdessen ein Forest, Gavony Township und Kessig Cagebreakers besser sei. Noch mal zum Nachvollziehen: Der Typ hat mich im ersten Spiel mit seinem einen Wald und den dazugehörigen Spoilern geplättet – und hält das offenbar für normal! Zusammen mit dem -Messenger muss ich sagen, dass hier jemand gut gelernt hat, wie man Mana zieht.

2:1, 6:1:1

One round to go!

Runde 9 – Alejandro Rico Bleda [ESP], 198., WGb

Angenehmerweise ist die letzte Runde die einfachste des Tages:

Ich könnte jetzt sagen, dass ich ihn im zweiten Spiel brillant überlistet habe, weil ich meinen Markov Warlord bis zum exakt tödlichen Alphastrike aufgehoben habe und mit meisterhafter psychologischer Beobachtungsgabe herausfinden konnte, dass er in die leere Hand nur ein nutzloses Land gezogen und diesem Angriff deshalb nichts entgegenzusetzen hatte. Letztlich gewinnt aber die obige Kinderquatsch-Kombo. Kann Señor Bleda also gut verstehen, als er entsetzt feststellt, dass ich mit dem Warlord exakt die nötigen Schadenspunkte mache, daraufhin laut fluchend sein Land auf den Tisch wirft und allen Umstehenden ungefragt wirres Spanisch ins Gesicht brüllt. „El Germano es luckido stupido“ oder so was.

2:0, 7:1:1

Hm. Wohl kein Prado morgen. Kann Christopher, der auch im zweiten Tag gelandet ist, überzeugen, sich mit mir am nächsten Tag ein Taxi zur Site zu teilen, um Zeit zu sparen und eventuelle Sonntags-Fahrpausen der Metro zu umgehen.

Sonntag, 26. Februar, 6:50 Uhr – Aufstehen. Argh.

7:26 Uhr – Taxifahrer ist da, Chris ist da, ich bin da, auf geht's. Im Gedenken an David Bruckers Mahnung „Mit dem Englisch ham's die Spanier so wie wir mit dem Spanisch: gar nicht nämlich“ (Report GP Sevilla 2003) habe ich mir die Wortfetzen „Campo de Casa, Recinto Ferial, Alto de Extremadura“ gemerkt, die gerade so langen, damit er uns auch tatsächlich zur Site bringt und nicht irgendwo auf dem offenbar riesigen „Campo de Casa“-Gelände absetzt.

8:35 Uhr – Der erste Draft ist ein totaler Betriebsunfall. In den ersten vier Boostern befindet sich nichts Pickwürdiges. Nach dem Farbog Boneflinger als fünftem Pick halte ich mich für den schwarzen Magier, was bis zum Ende dieses Boosters auch stimmt. Im zweiten Booster macht mein linker Nachbar leider Bloodline Keeper auf und denkt von da an, er sei auch in Schwarz. Die einzig vernünftigen Karten, die ich von nun an sehe, sind abwechselnd rot und grün. Im dritten Booster wiederum kommen lauter weiße Sachen, unter anderem habe ich im vierten Pick die Wahl zwischen Slayer of the Wicked und Avacynian Priest, was eigentlich überhaupt nicht sein kann. Der entstehende Haufen hätte am liebsten die gute 6/6/6-Manaverteilung. Ich verzichte hier darauf, ihn zu posten, weil der erschütternde Anblick bei unvorbereiteten Lesern zu katatonischen Zuständen führen könnte.


Bevor die Deckbauzeit um ist, frage ich den Schiedsrichter Martin Köhler, ob es sich einrichten ließe, dass ich immer am selben Tisch spielen kann, weil mein Fuß das ewige Gehumpel quer durch die Halle mittlerweile leid ist. Und tatsächlich, er kommt zurück und ich spiele fortan immer an Tisch 24. An dieser Stelle noch einmal ein großes Lob an die Judges und die Crew – erstens immer hilfsbereit, zweitens gut organisiert. Es soll ja schon Limited-Grand-Prix mit deutlich weniger als 1300 Teilnehmern gegeben haben, die am ersten Tag deutlich später als 21:30 Uhr geendet sind.

Runde 10 – Guillaume Perbet [FRA], 84., Gr

Natürlich geht's in der ersten Runde gegen das vermutlich einzige gute Deck am Tisch, nämlich quasi monogrüne Werwölfe. Er legt dann auch drei Villagers of Estwald hintereinander, die flippen, weil ich auf zwei Mana stehenbleibe. Dann noch Feed the Pack dazu, einen der Werwölfe für sechs Tokens geopfert und gut war's. Im zweiten Spiel ziehe ich dann auch mehr Länder, dafür aber insgesamt nur vier Spells. Na ja, im Durchschnitt 'ne faire Verteilung.

0:2, 7:2:1

Runde 11 – Othon J. Voutsis [GRC], 82., BW


Das Deck dieses Herrn ist etwa genauso schimmlig wie meins, unter anderem spielt er mehrere Kopien der furchteinflößenden Black Cat. Leider hat er eine gute Karte, nämlich Lingering Souls, die im ersten und dritten Spiel auch gleich früh genug kommen, um mich umzunieten, bevor ich Curse of Death's Hold ziehe. Ziemlich unangenehm folgende Aktion im zweiten Spiel: Da ziehe ich nämlich besagten Curse und spiele ihn, ohne explizit ein Ziel anzusagen. Er reagiert mit keinem Wort, opfert dann seine Evolving Wilds und ruft direkt danach den Judge, weil ich ja kein Ziel für den Curse angesagt und also einen illegalen Spielzug angestellt habe. Was soll das denn? Es ist ein Curse of Death's Hold, wie viele Möglichkeiten gibt es denn da? Und kann ich irgendeinen Vorteil daraus ziehen, wenn ich das Ziel nicht ansage? Auch einen Witchbane Orb hat er nicht im Spiel, der einzige Zweck kann letztlich nur sein, mir irgendeine Penalty reinzuwürgen. Wie nicht anders zu erwarten, antwortet der Judge, dass ich ein Ziel für den Curse ansagen müsse; weiter passiert nichts. Bin noch zu irritiert, um darauf zu kommen, dass wir es hier eigentlich mit der Provokation eines illegalen Plays zu tun haben, denn mein Gegner hat ganz offensichtlich nichts übersehen und die simple Frage „Targeting?“ hätte alles geklärt. Habe ja schon seit Ewigkeiten nicht mehr gejudgt, aber zu meinen Zeiten wäre dies vielleicht bereits unter „Unsporting Conduct“ gelandet, kann das sein?

1:2, 7:3:1

Runde 12 – Ciprian Catana [ROU], 161., BG

Alles klar, in der letzten Runde des Pods geht es gegen den Mann mit dem Bloodline Keeper. Sein sonstiges Deck ist allerdings völliger Müll. Folglich verliere ich ein Spiel, in dem ich den Keeper nicht stoppen kann, im zweiten ist rechtzeitig Slayer of the Wicked am Start und im dritten zieht er nur den Schrott-Teil seines Decks. Richtig so.

2:1, 8:3:1

Wenn ich noch im Geld landen will, bin ich offenbar schon wieder im K.O.-Modus angelangt. Den letzten Draft sweepen, nichts leichter als das. Insbesondere, weil der Tisch das Mallorca-Syndrom hat: Fünf von acht Leuten haben [DEU] hinter ihrem Namen.


Der Draft läuft dann auch gleich viel besser als der erste. Ich scheine so ziemlich der einzige blaue Magier zu sein, oder sollte man Chant of the Skifsang als 13. Pick bekommen? Die Krönung ist aber ohnehin der zweite Booster:

Pick 1 – Invisible Stalker, Rest des Packs ignoriert.
Pick 2 – Butcher's Cleaver. Zack, alles richtig gemacht.

Gegen Ende des zweiten Boosters habe ich bereits genügend Playables, sodass ich es mir leiste, noch ein paar Karten rauszuhaten, gegen die ich nur ganz ungern spielen würde. Resultat ist folgendes Konstrukt:


Doomed Traveler
Mindshrieker
Loyal Cathar
(Unhallowed Cathar)
Deranged Assistant
Invisible Stalker
One-Eyed Scarecrow
Stormbound Geist
Voiceless Spirit
Moon Heron
Silverclaw Griffin
Thraben Purebloods

9 Island
8 Plains


Burden of Guilt
Silent Departure
Wolfhunter's Quiver
Bonds of Faith
Spectral Flight
2 Feeling of Dread
Forbidden Alchemy
2 Chant of the Skifsang
Butcher's Cleaver
Back from the Brink

Notable Sideboard:

Chant of the Skifsang
Spare from Evil


Back from the Brink erschien mir ganz sinnvoll bei nur elf Kreaturen, war aber natürlich Quatsch. Mit dem Deck kommt man ja hoffentlich nie so weit, dass man es wirklich benutzen wollte …

Wolfhunter's Quiver habe ich dieses Mal sogar relativ hoch gepickt, weil er mich am ersten Tag ziemlich überzeugt hatte und in den späteren Matches immer eingeboardet wurde. Habe mir überlegt, woran das liegen könnte, und nach kurzem Studium der Spoiler festgestellt, dass es im Format ansonsten keinen einzigen Pinger gibt! (Blablaoliviablabla.) Übrigens auch keinen Heiler. Beides war mir zumindest neu, aber die Wirkung ist klar: Selbst mit nur einem simplen Tim im Format würden die ganzen Spirit-Tokens und die vielen X/1-Kreaturen massiv an Stärke verlieren. Man denke an die Stärke von Geistflame, und auch wenn der Vergleich so hinkt wie ich während des Turniers, kann man die Wirkung des Quivers grob mit der einer Geistflame mit unendlichen Flashbacks vergleichen. Klingt schon gut, oder?

Runde 13 – Oliver Bungard [DEU], 129., RUb

Starte im ersten Spiel nicht so fürchterlich schnell, aber Oliver tut auch nichts weiter, außer mit diversen roten und blauen Spells Extrakarten zu ziehen. Bin leicht verwundert, als er Gravecrawler abwirft, aber dann kommen nacheinander Havengul Lich und Flayer of the Hatebound ins Spiel. Einmal kurz die Kartentexte durchlesen, zwei Züge lang so tun, als ob man noch mitspielt, dann zum Sideboard greifen … Das war ja mal nicht so ermutigend. Allerdings machte das Deck insgesamt nicht den Eindruck, als ob es viele relevante Early Plays hätte. Also im nächsten Spiel Turn 1 Doomed Traveler, Turn 2 Spectral Flight gebaut. Das langt dann tatsächlich auch, noch einmal Feeling of Dread und aus die Maus.


Im letzten Duell zeigt sich dann die Kombo des Grauens auf meiner Hand. Allerdings liegt da noch ein Torch Fiend auf seiner Seite rum. Also One-Eyed Scarecrow gelegt und subtil gefragt, ob er sie mit seinem offenen roten Mana vielleicht zerlegen möchte. Eigentlich hätte er an dieser Stelle doch misstrauisch werden müssen. Egal, Scarecrow geht, Invisible Stalker mit Butcher's Cleaver kommt. Oliver gibt sich durchaus noch nicht geschlagen, sondern will mit Falkenrath Marauders und Stitched Drake racen. Nun sind Marauders eine der wenigen Karten, die so etwas tatsächlich schaffen könnten, aber leider ist mein Deck ja komplett darauf ausgelegt, solche Versuche im Keim zu ersticken. Feeling of Dread, Chant of the Skifsang, Silent Departure – da kriegt er nicht mehr wirklich viel Schaden durch. Nach dem Match ist Oliver naturgemäß extrem frustriert: erstens darüber, dass er nach einem 8:1-Start bisher 0:4 gegangen ist, zweitens, weil ich mit meiner albernen Kombo sein Spoiler-Deck besiegt habe. (Da war unter anderem noch Devil's Play drin sowie Burning Vengeance mit dreimal Think Twice und zwei Desperate Ravings …) Allerdings wird er hiernach noch ein Match verlieren und mich würde mal interessieren, wogegen. Meines Erachtens ist das Format aber gegenüber High-End-Decks, die sich am oberen Ende der Manakurve ansiedeln, generell ziemlich ungnädig, auch wenn man das selten so krass vor Augen geführt bekommt wie hier.

Nachtrag: Habe gerade gesehen, dass die Kombo Flayer of the Hatebound/Havengul Lich überhaupt nicht funktioniert, weil die Kreaturen nicht einfach ins Spiel kommen, sondern wirklich gespielt werden, das „Battlefield“ also nur auf einem Umweg über den Stack betreten! Gleiches gilt natürlich für Gravecrawler. Das hätte man wissen müssen.

2:1, 9:3:1

Runde 14 – Mike Hofmann [DEU], 131., BW

Mike eröffnet das erste Spiel mit den Worten „Um mal einen Eindruck der Qualität meines Decks zu bieten“ und einem eiligen Manor Skeleton. In beiden Spielen bleiben Stalker und Cleaver zu Hause, wir stallen uns eher zu. An dieser Stelle gewinnt aber dann Wolfhunter's Quiver, wobei es bestimmt nicht geschadet hat, dass Mike zwischendurch einen einsamen Falkenrath Noble legt, als auf meiner Seite zwei Kreaturen und der Quiver stehen. Die alten Viridian Longbow-Tricks funktionieren immer noch, also geschossen, umgerüstet, noch mal geschossen und schon ist der Vampir ein schmuckes Häufchen Staub, bevor er Ärger machen kann.

2:0, 10:3:1

Runde 15 – Pedro M. Doris [PRT], 95., Wu(?)r(?)

Mein Deck und ich sind bereit, den letzten Gegner völlig in den Boden zu stampfen, und genauso kommt es auch. Erstes Spiel gewinnt die Quatsch-Kombo. Außerdem fällt mir auf, dass seine Kreaturen fast komplett Spirits sind. Falls ich im nächsten Spiel also ohne Stalker auskommen muss und ein Rennen zwischen unseren jeweiligen Fliegern entsteht, könnte Spare from Evil durchaus taugen, um die Combat-Math völlig umzukippen.


Der Stalker erscheint tatsächlich nicht zur Party, dafür kann aber auch Deranged Assistant ganz hervorragend den Cleaver tragen. Noch Spectral Flight obendrauf und schon haben wir es mit einem wahren Monster zu tun. Pedros Gegenrace verläuft nur mäßig erfolgreich. An einer Stelle gibt er mit fünf offenen Mana und ohne Blocker ab – entweder hat er jetzt Rebuke gezogen oder er verlässt sich auf Midnight Haunting-Blocker. Habe im ersten Spiel ein Haunting, aber kein Rebuke gesehen, tippe also auf die Spielsteine. Und zack:

Pedro: Midnight Haunting, block.“
Ich: „No.“
Pedro: „No?“
Ich: Spare from Evil.“

Und er mischt zusammen.

2:0, 11:3:1

37. Platz, 200 Dollar. Christopher Passow hat es leider geschafft, mit 11:4 auf dem 67. Platz zu landen und damit aus den Geldrängen zu fallen. Bitter. Mein einer Punkt bedeutet direkt 30 Plätze Unterschied!

16:30 Uhr – Artist-Signing. Ach ja, Karten zum Signieren hatte ich ja auch noch dabei. Bin leider nicht der Einzige, sie hätten wie in Disneyworld auch „Ab hier eine Stunde Wartezeit“-Schilder aufstellen können. Direkt hinter mir ist eine Russin mit radikal teuer aussehendem Outfit ununterbrochen mit ihrem iPhone beschäftigt. In der anderen Hand hält sie eine russische Liliana Vess.

Ich: „Hey! Would you trade that?“
Sie: „Sure. For ten euros more.“

Hahaha, prust. And I thought my jokes were bad.

21:30 Uhr – Hotel. Jan hat herausgefunden, dass sich unter dem, was wir
für festgezurrte Laken hielten, die eigentlichen Bettdecken verbergen.
Ups.

„Los germanos idiotos no checko functionas de las deckas“ …?

Na ja, wieder was dazu gelernt.

Montag, 27. Februar, 5:30 Uhr – Aufstehen. Argh!! Wer ist auf die Idee gekommen, so einen frühen Flug zu buchen? Moment mal, könnte ich selbst gewesen sein.

12:30 Uhr – Ankunft in Berlin, grob eine halbe Stunde verspätet. Verabschiede mich von meinen sehr freundlichen und hilfsbereiten Mitreisenden und hinke dann los Richtung Hauptbahnhof.

13:27 Uhr – Zug heimwärts um eine Minute verpasst. Zwei Stunden warten. In der Zwischenzeit taumelt ein fragwürdiges Individuum mit nicht mehr allzu viel Blut im Alkohol an mir vorbei und grölt: „Ja! Ich habe endlich einmal jemanden überholt!“ Cops umzingeln mich und fragen, ob sie mir helfen können. Biete offenbar einen mitleiderregenden Anblick, sollte vielleicht Spendenbüchse mit mir herumtragen.

Samstag, 3. März – Beschließe, andere Leute mit meinen Erlebnissen zu belästigen. Hoffe, dass mir jemand nacheifert und nicht immer die gleichen fünf Nasen den Content liefern müssen …

So viel von mir. Bis zum nächsten Limited-GP in einer interessanten Stadt, die man dann doch nicht sieht,

Steffen




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