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Von der Unlust zu schreiben
von Steffen "Salid" Hagen
20.11.2003

(edit: eine Minute, bevor ich den Artikel hier abgeschickt hab, gerade festgestellt, daß da tatsächlich mal wieder ein paar Artikel geschrieben wurden. Ändert aber nix am Grundprinzip. Also auf

So, hmmm. Dokumentenmangel also. Tja, zugegeben, sooo viel war da tatsächlich nicht zu lesen in den letzten Wochen, was aber aufgrund der recht fleißigen Arbeit der regelmäßigen Kolumnisten gar nicht so zur Kenntnis genommen wurde (zumindest von mir).

Aber zum eigentlichen Punkt: Irgendwie muß dem Rest der Magicwelt ja die Motivation fehlen, seine Gedanken zu digitalisieren und hier quasi öffentlich zu machen. Diverse Antwortposts auf Georgs Flehen behaupten spontan, daß „mehr Booster“ die Lösung wären. Ich behaupte einfach mal, daß das der falsche Ansatzweg ist.

Ich würde ja schon was schreiben. Allerdings denk ich mir davor stets, dass es die Magic Community wohl kaum interessieren würde. Damit mein ich die Themen, über die ich schreiben könnte: zB miese PTQ Plazierung, regionale Vereins(un-)aktivitäten oder über Highlander Vs. rarepile...
Auf meine letzten beiden Artikel (Genua & Magic Verein in Darmstadt) gab es jeweils einen Kommentar... das wollt ich damit sagen.


Dieser Post stammt von Shauir und spiegelt, glaube ich, ziemlich gut die Grundstimmung diverser potentieller Artikelautoren wider: Eigentlich geht es weniger um Booster, als vielmehr um die bekannten „15 minutes of fame“, also etwas zu schreiben, was „die community“ interessiert und bewegt. Dieses Interesse zeigt sich im Feedback, im Endeffekt also an der Zahl der Kommentare. Momentan ist die Lage aber so, daß nur sehr wenige Sorten Artikel eine nennenswerte Anzahl Posts unter sich versammeln können:

Artikel von eh bekannten Leuten, die alleine durch den Namen ihr Publikum anziehen. Da finden sich dann häufig auch Kommentare des erweiterten Bekanntenkreises in rauhen Mengen.
Artikel, die irgendwie spielerischen Mehrwert, aka „Tech“, bieten. Im Optimalfall entspinnt sich in den Posts dann sogar so etwas wie eine strategische Diskussion.
Artikel, denen es völlig egal ist, was sie erzählen, die aber durch unterhaltsamen Schreibstil bestechen.
Völlig schlechte Artikel. Interessanterweise sind es gerade die, die am Ende völlig irreale Kommentarzahlen aufweisen können, welche von den regulären Autoren höchstens AP ab und an erreicht. Hm.

Wenn man sich diese Liste mal anguckt, stellt man schnell fest, daß der potentielle Autor sich mit ein paar Problemen konfrontiert sieht. Bekannt? Bin ich nicht, da fällt also schonmal einiges an Aufmerksamkeit weg. Unterhaltsame Schreibe? Tja, Nestors oder auch Bruckers Rasanz sind schwer zu toppen – und wenn man sich drum bemüht, klingt das alles eben auch irgendwie bemüht. Schlechte Artikel? Will ich eigentlich nicht schreiben...

Wenn ich also viele Kommentare unter meinem Artikel lesen will, muß ich irgendwie turniertechnisch relevante Informationen bieten. Das ist aber gar nicht so einfach, weniger, weil es da nix gäbe, sondern weil die Anzahl der Themengebiete da recht gering ist. Wer liest denn nach den MIR-Reviews noch einen Artikel über Mirrodin Limited? Wieviele Reports des gleichen Turnierformats braucht der Mensch? Das Problem ließ sich sehr gut bei den DM-Berichten erkennen, bei denen ja recht flott Übersättigung eintrat.

Beispiel: Ich hatte eigentlich vor, einen Artikel zum PTQ Amsterdam HH zu schreiben, Thema: die Quali und Grundlagen des Formats. Dann kam der Spode und machte exakt das. Dann kamen Andre und Tobias und nahmen Mirrodin behende und solide auseinander. Was kann ich denn danach noch dolles schreiben? Also gelassen. Weil: Mir die ganze Arbeit zu machen, um am Ende so anderthalb Kommentare zu lesen, weil der Artikel halt als „noch son Mirrodin-Artikel“ links liegen gelassen wird, ist nicht wirklich prickelnd.

Da die Turnierthemen von den regulären Kolumnisten mit recht hoher Frequenz und Kompetenz gut versorgt werden, bleiben also höchstens die Nicht-Turnierthemen. Wie der Shauir aber so richtig sagt: Da steht dann so ein magerer Kommentar drunter. Die eindeutige und nicht besonders aufmunternde Message: Wayne. Da überleg ichs mir halt dreimal, bevor ich mich ein paar Stunden hinsetze und einen gediegenen Text ausformuliere – und komme oft genug zu dem Schluß: Lohnt die Arbeit nicht.

Der eigentliche Knackpunkt scheinen also weniger schreibfaule Artikelautoren als vielmehr schreibfaule Kommentarposter zu sein. Lob ist das Brot des Künstlers, heißt es ja nicht umsonst – und nicht umsonst hat ja sogar Justus Rönnau, der sowohl, in seiner Judge-Kolumne noch mal extra und mit Ausrufezeichen um Feedback geworben. Der hatte das Problem wohl gerochen: daß der weitaus größte Teil der PMTG-Leser den Artikel wohl interessant gefunden hätte, aber ohne Androhung des Nichtweitermachens kaum die Energie aufgebracht hätte, da zwei, drei Zeilen drunter zu setzen...weshalb auch immer.

Folgerichtig kommt hier also einerseits der Aufruf: Wenns euch gefällt, setzt einen Post drunter! Den Autor freuts, und es gibt vielleicht noch einen Nachschlag. Und selbst wenn der Artikel nicht ganz so geglückt sein sollte, sind zehn Posts mit (konstruktiver – soweit möglich) Kritik immer noch besser als gähnende Leere.
Einzige Ausnahme: Das Thema verfehlt die Interessen komplett aller PMTG-Leser. Sowas soll vorkommen, und da bringt dann auch konstruktive Kritik nicht so viel. Insofern sollte man besagten Aufruf verbinden mit der Frage: Was wollt ihr lesen? Wirklich nur Strategie-Artikel von MIR, Reports vom Nestor und hin und wieder mal ein Pro/SemiPro-Feature? Wenn dem so ist, könnte man die PMTG-Artikel auf die Artikel der Kolumnisten und hin und wieder ein Pro-Feature reduzieren, dem Muster von mtg.com nicht unähnlich. Ist das die Zukunft?

Ich schätze mal, zu dem Thema wäre eine Umfrage nicht unangebracht, evtl. auch im ZKForum. Aber vielleicht krieg ich ja auch eine dreistellige Kommentaranzahl unter dem Artikel und es klärt sich alles so;-)

Tja, falls sich also jemand dafür interessiert: Stoff wär z.B. von meiner Seite noch da für einen Artikel über einen PTQ von vor sechs Wochen, ebenso wie (völlig casual und strategisch absolut unbrauchbar) ein Artikel über ein paar völlig kranke Decks, die ein paar eher ungebräuchliche Karten zu neuen Ehren kommen lassen (Phantatog-Beatdown, anyone?). Aber ohne ein bißchen Feedback...

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