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Extended
History 1.x
von Tobias Henke
17.06.2011


The DCI originally released this tournament format on 1997/05/01 as a replacement for Type 1.5 (now known as Legacy) but decided on 1997/06/01 to change this decision and support both formats.
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Im Zuge der Diskussion von Overextended und Modern kam in den letzten Tagen mehrfach „das alte Extended“ zur Sprache. Als jemand, der sich noch an Extended mit High Tide erinnern kann und ganz viele Turniere in diesem Format mit Doppelländern gespielt hat, finde ich das ausgesprochen komisch. Tatsächlich folgte Extended im Verlauf seiner nunmehr 14-jährigen Geschichte mindestens fünf eindeutig unterscheidbaren Regelwerken. Heute geht es um diese Geschichte …


Extended #1 (Mai 1997 bis September 1999)

Die ältesten vollständig erhaltenen Regeln zum Extendedformat, die ich finden konnte, stammen irgendwann aus der Zeit zwischen der Veröffentlichung von Urza's Destiny im Juni 1999 und dem 1. August 1999. Sie besagen, dass alle Karten aus den Sets Alpha, Beta, Arabian Nights, Antiquities, Legends und Unlimited, die nicht später wieder neu aufgelegt wurden, sowie alle Ante-Karten verboten waren. Zumindest diese Einschränkungen galten wohl auch ganz von Anfang an.


Außerdem gab es Mitte '99 eine Banned-Liste, die 23 weitere Karten explizit ausschloss. Das waren zunächst einmal überstarke Karten aus der absoluten Frühzeit von Magic wie Balance, Black Vise, Channel, Demonic Tutor, Fastbond, Land Tax, Mana Crypt, Mind Twist, Sol Ring, Strip Mine und Wheel of Fortune. Von ihnen war einzig Land Tax einmal legal gewesen und das sogar recht lang, bis die Karte im Verbund mit Scroll Rack, Firestorm und Mox Diamond einige Verwüstung anrichtete und im Juli 1998 dazustieß. Einen zweiten Teil bildeten überstarke Karten aus dem damals aktuellen Urza-Block, namentlich Memory Jar, Time Spiral, Tolarian Academy und Windfall. Und Yawgmoth's Bargain, welcher den zusätzlichen Hinweis trug, dass sein Verbot zum 1. August gültig werde – somit nach Memory Jar die zweite Karte in der Geschichte von Magic, die einen Emergency-Ban kassierte. Einen dritten Teil bildeten Karten, denen man heute mit Kopfschütteln begegnen würde: Hypnotic Specter, Ivory Tower, Kird Ape, Maze of Ith, Regrowth, Serendib Efreet und Zuran Orb. In einem Format, das Swords to Plowshares, Force of Will, Lightning Bolt, Hymn to Tourach und Oath of Druids enthielt, war das Verbot der Kreaturen schlicht überflüssig, und dass man durch den Rauswurf von Orb und Tower meinte, Necropotence auf einem fairen Level zu halten, scheint rückblickend schwer vorstellbar.


Extended #2 (Oktober 1999 bis Oktober 2002)

Bereits zwei Monate später – und nach einer Weltmeisterschaft, die Kai Budde mit Unterstützung von Yawgmoth's Will gewann – stießen beim regulären Update zum 1. Oktober dann noch Dream Halls, Earthcraft, Lotus Petal, Mind over Matter und eben Yawgmoth's Will hinzu. Trotzdem blieb die Banned-Liste lange Zeit eine reichlich kuriose Angelegenheit. Mana Vault und Dark Ritual ließ man zum Beispiel bis April 2000 unbehelligt. Demonic Consultation und Necropotence wanderten sogar erst ein Jahr danach zusammen mit Survival of the Fittest auf die Liste der verbotenen Karten. Freilich alles noch lange bevor Oath of Druids überhaupt jemals als Problem angesehen wurde.


Im Folgenden werde ich weitere Verbannungen ignorieren. Im Oktober '99 geschah nämlich noch etwas viel Interessanteres mit Extended: Zum ersten Mal verließen komplette Sets das Format! The Dark, Fallen Empires und die Vierte Edition zusammen mit ihrem Subset Chronicles rotierten heraus. Revised? Nun, es verließen nicht nur komplette Sets das Format, sondern auch unvollständige. Aus Revised wurden die zehn Doppelländer Tundra, Underground Sea, Badlands, Taiga, Savannah, Scrubland, Bayou, Tropical Island, Volcanic Island und Plateau beibehalten. Sie blieben per Ausnahmeregelung extendedlegal. Die erste Rotation ist vermutlich die tiefgreifendste von allen Änderungen, die das Format je erlebt hat, und deshalb gibt es den Originaltext der Bekanntmachung hier in Gänze:

When the Extended format was first created, we intended older expansions to rotate out of the environment, but at a much slower rate than the Standard rotation. The advantages to this rotation are fewer banned cards and players across the world having equal access to the cards still in the environment. The disadvantage is that some key cards, such as the dual lands from Revised Edition (TM), could no longer be played in the format.

Many consider the dual lands to be the primary element that sets the Extended format apart from the Standard format. We believe that eventually dual lands will no longer be the main element differentiating Extended and Standard players will begin to miss other cards instead, such as Living Death, Cursed Scroll, Rancor, and so on. Until that time, however, the DCI has decided to keep the dual lands in the format.

The following expansions will rotate out of the Extended format on October 1: Revised Edition, Fourth Edition (TM), The Dark (R), and Fallen Empires (TM). The ten dual lands will be legal until the next Extended set rotation (which will occur sometime in the next two to three years).


Tiefgreifend war die Änderung aber mehr im Prinzip als im unmittelbaren Effekt. Karten wie Ball Lightning und Swords to Plowshares waren längst in weiterhin legalen Sets neu aufgelegt worden. Fallen Empires war ohnehin nie für seine Vielzahl an starken Karten berühmt gewesen, und während Hymn to Tourach einen spürbaren Verlust darstellte, entkam High Tide auf die Art wohl nur ihrem überfälligen Banning. Lightning Bolt würde erst knapp zehn Jahre später zusammen mit Magic 2010 ins Extended zurückkehren, ansonsten jedoch waren Karten der eingebüßten Grundeditionen entweder eh verboten, eh irrelevant oder Doppelländer.


Extended #3 (November 2002 bis September 2008)

Relevanter als die '99er-Rotation selbst war die Ankündigung, dass es weitere Rotationen geben würde. Und die gab es – wie vorhergesagt nach drei Jahren:

There will be a significant change to the Extended tournament format when Onslaught rotates into play in the fall. Standard has a rotation every 3 sets. Similarly, Extended will have a rotation every 3 blocks. While Standard fluctuates between 4 and 6 sets, Extended will fluctuate between 6 and 8 blocks.

At the initial implementation of this pattern, the legal blocks will be: Onslaught, Odyssey, Invasion, Mercadian Masques, Urza's Saga, and Tempest. Base set editions are counted as being part of the block during which they were released. This means that 6th Edition and 7th Edition will be included in the new Extended format.

As a result, this means that dual lands will be rotating out of Extended on November 1st, 2002, along with the Ice Age block (including Alliances and Homelands), Mirage Block (including Visions and Weatherlight), and 5th edition. In 2005 the Tempest, Urza's Saga, and Mercadian Masques blocks, as well as 6th Edition, will be rotating out.

We believe this new Extended Format rotation policy will result in a healthy and challenging play environment with a greatly reduced need for card banning.

Alle drei Jahre sollten fortan also drei Jahre an Magic-Sets wegfallen. Das war mit ihrer Lebensspanne von sechs Jahren, obwohl sie lediglich eine weitere Rotation überdauerte, tatsächlich die stabilste Regelung, die Extended je hatte.

Allerdings gab es Schwachpunkte. So umfasste das Format kurz vor einer Rotation jeweils acht vollständige Blöcke und kurz nach einer Rotation fünf plus einen gerade erst angefangenen Block, was unweigerlich starke Schwankungen im Powerlevel mit sich brachte. Kombodecks im kleinstmöglichen Extended zum Beispiel töteten mit Müh und Not im vierten Zug, im größtmöglichen Extended funktionierten Turn 3 und in Einzelfällen sogar Turn 2. Hinzu kam, dass es niemals zum Allgemeinwissen gehörte, was wann rausrotiert war und was wann rausrotieren würde. Ein besonders schlauer Kritiker schrieb im September 2007:

Ich vertrete ganz stark die Ansicht, dass Extended generell ein wenig verkleinert bzw. auf einem konstanteren Powerlevel gehalten werden sollte. […] Extended einmal pro Jahr rotieren zu lassen, […] brächte zusätzlich Einheitlichkeit in das Rotationsschema ALLER Constructed-Formate. […] Eine einheitliche Regelung hätte zudem den Vorteil, dass Spieler sich viel besser merken könnten, was legal ist und wie lange noch. (Beispielsweise ganz simpel: Immer die letzten sechs Blöcke.) […] Das Gedächtnis, die Aufmerksamkeitsspanne und die Zukunftsplanung eines Magic-Spieler sind eben nicht auf drei Jahre ausgelegt, und insbesondere für Turnier-Einsteiger ist die Rotation des Extended-Formats ein Buch mit sieben Siegeln.


Extended #4 (Oktober 2008 bis Juni 2010)

Inwiefern diese Kritik sinnvoll war, ist aus heutiger Sicht eher zweifelhaft. Wizards jedoch gelangten ihrerseits zu denselben Schlüssen und änderten Extended erneut zum Oktober 2008.

„Extended is the last seven years of Magic blocks and core sets

Das kurzlebige vierte Extendedformat entwickelte als zwingende Folge aber ein neues Problem. Die Abwechslung blieb auf der Strecke! Die Rotation eines Blocks im Standard bedeutet einen Austausch des Kartenpools von 50%, die Rotation eines Blocks im Extended hingegen bedeutete, dass lediglich ein Siebtel des Kartenmaterials ausgetauscht wurde. Kontinuierliche Veränderung in derart kleinen Schritten tat dem Format nicht gut. Ganz zu schweigen davon, dass neue Sets auch gerne mal Ersatz für zeitgleich Wegfallendes lieferten, so zum Beispiel als die Zendikar-Fetchlands nahtlos an die Onslaught-Fetchlands anschlossen.

Aus dem Mai letzten Jahres:

Ein Format, das nominell rotiert, sich effektiv aber nicht verändert – das ist ziemlich überflüssig. Die zwei Sätze an Fetchländern wurden im Abstand von sieben Jahren veröffentlicht. Von Ichorid bis Bridge from Below dauerte es fünf Jahre. Scars of Mirrodin erscheint sieben Jahre nach Mirrodin … Wenn sich Magic spätestens in jedem verflixten siebten Jahr wiederholt, war es natürlich reichlich dämlich, die Haltbarkeit von Sets im Extended ausgerechnet auf sieben Jahre festzulegen.



Extended #5 (seit Juli 2010)

Sobald man sich auf jährliche Rotation festgelegt hatte, gab es offensichtlich nur eine Lösung, um dabei jeweils mehr als ein Siebtel auszuwechseln. Das Format insgesamt musste schrumpfen. Nicht dass Wizards dies als Problem ausgemacht hätten. Sie wollten Extended einfach irgendwie beliebter machen und gaben ihm zum Juli 2010 seine gegenwärtige Form, ohne wirklich eine Erklärung zu liefern, warum gerade dieser Schritt zum gewünschten Ergebnis führen sollte:

From that point forward, the Extended format will include approximately four years of Magic sets instead of seven.

Und er führte auch nicht zum gewünschten Ergebnis. Tatsächlich ist die jüngste Inkarnation von Extended auf PTQ-Ebene noch unbeliebter als seine Vorgänger.


Die Zukunft

[…] people were just not playing the format in any significant numbers unless it was dictated that they had to for a Pro Tour Qualifier season.

Dieser Satz aus einem Artikel zur letzten Änderung ist in zweierlei Hinsicht interessant. Zum einen könnte man ihn problemlos ins Präsens setzen, zum anderen stellt sich die Frage, inwiefern das überhaupt ein Problem sein muss. Kurze Quizfrage: Erinnert sich noch jemand, was die fünf Formate waren, als es noch fünf statt drei PTQ-Seasons pro Jahr gab?

Nun, an der Limitedfront gab es Sealed mit Booster Draft, was für die Rochester-Draft-Pro-Tour qualifizierte, es gab Sealed mit Rochester Draft, was für die Booster-Draft-Pro-Tour qualifizierte, und es gab 3-Spieler-Limited, was für die Team-PT qualifizierte. Was Constructed angeht: Block qualifizierte für die Extended-PT und Extended qualifizierte für die Block-PT. Standard war weltweit das mit Abstand beliebteste Format, tauchte an relevanten Turnieren allerdings ausschließlich bei Regionals, Nationals und Worlds auf – sowie bei APAC und European Championships. Dass die PTQ-Formate rein saisonal gespielt wurden, wurde nicht als Problem angesehen, sondern war so vorgesehen.

Mittlerweile ist das aber wohl ein Problem und es wird offenbar allenthalben nach einem beliebteren PTQ-Format gesucht. Eine Rückkehr zu Block ist definitiv keine Lösung, weil es früher bei der Pro Tour mit zwei Sets und bei den PTQ mit drei Sets gespielt wurde, was in Anbetracht der kleineren Setgröße heutzutage unmöglich ist. Ob ein neues Eternal-Format auf Dauer eine Lösung bieten kann, ist indes Thema für ein anderes Mal.

Am Montag gibt es ein Gewinnspiel! Bis dahin denkt immer daran: Alles hat ein Ende, die Wurst hat zwei und Extended hatte bereits vier.




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