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Inside Joke
von Tobias Henke
02.05.2011


„Nächste Woche berichte ich vom PTQ in Dortmund.“


Das war nicht ganz ohne Hintergedanken unklar formuliert. Einerseits wollte ich zwar mitspielen, andererseits rechnete ich durchaus mit der Möglichkeit eines 0:2-Drops. Dann würde mir offensichtlich nichts anderes übrig bleiben, als den Rest des Turniers zu covern. Allerdings ist …

1)

… ein Turnier mit 45 Teilnehmern kaum der Rede wert.

2)

… dieses Format außerhalb von FNM halt gelaufen. Das nächste Mal, wenn an relevanter Stelle Standard gespielt wird, werden New Phyrexia-Karten ausgezockt!

Und wie das Schicksal so wollte, ergab sich noch …

3)

… dass ich eben nicht 0:2-Drop abgeschnitten habe, sondern in der Top 8 landete.

Dementsprechend erwartet euch heute ein mehr oder weniger good old-fashioned tournament report. Speziell alles, was ich im Folgenden über das Deck schreibe, mag in Anbetracht von Punkt 2 uninteressant sein oder auch nicht. Skippt im Zweifel gleich zu den Spielbeschreibungen. Dort gibt es ein „Public Service Announcement“, das wirklich jeder lesen sollte.


Das Deck

Am Vorabend der Pro Tour Paris beobachtete ich ein Testspiel, was eine echte Offenbarung darstellte. Da hatte ein Valakut-Spieler tatsächlich den sagenumwobenen Turn-3-Primeval Titan: Raging Ravine, Forest, Lotus Cobra, dann im nächsten Zug Explore, zwei Verdant Catacombs und voilà, sechs Mana. Damit hatte sein Deck sich offenbar ein wenig verausgabt und deshalb griff er an … und an … und hatte es zu dem Zeitpunkt immer noch nicht geschafft, auch nur einen einzigen Valakut-Trigger auf den Stack zu legen. „Das ist doch bescheuert“, dachte ich mir. „Das mach ich nicht!“

Wer die Valakut-Decks zu Zeiten der Nationals letztes Jahr gesehen hat, der muss von den aktuellen Versionen zwangsläufig enttäuscht sein. Damals hieß die Manabeschleunigung Explore, Cultivate, Harrow, Rampant Growth – und Khalni Heart Expedition war die stärkste von allen. Vergleicht obigen Draw mal mit dem, was der spätere Meister im Halbfinale der DM gemacht hat:

Das ergibt auf dem Spielfeld zwei Wälder, drei Gebirge, ein Valakut und eine Expedition mit zwei Marken. Im vierten Zug kam dann kurzerhand Primeval Titan, suchte ein viertes Gebirge und ein zweites Valakut, ein drittes kam von der Hand und Khalni Heart Expedition holte Mountain Nummer 5 und 6 für 18 Schaden an'n Kopp. Da der Gegner es gewagt hatte, in seinem dritten Zug Putrid Leech zu aktivieren, war er auf einmal mausetot. Zack, bumm und Ende. So wird das gemacht.

Heutzutage besteht die Manabeschleunigung zum größten Teil aus Lotus Cobra, Overgrown Battlement und Green Sun's Zenith auf Overgrown Battlement. Damit, dass all das überhaupt keine Bonus-Gebirge hervorbringt, aber nicht genug! Nein, Lotus Cobra verlangt obendrein, dass man sein Deck mit Verdant Catacombs oder Misty Rainforest zumüllt, weil man nicht einfach beliebig Mountain durch Arid Mesa ersetzen kann. Bei den Nationals war im Grunde jedes Land entweder Valakut, notgedrungen Forest, sowieso schon Mountain oder eben Terramorphic Expanse/Evolving Wilds. Jetzt hat man nicht nur zusätzliche Fetchlands, die ausschließlich Wälder suchen können, sondern auch noch Raging Ravine. Wisst ihr eigentlich, warum Raging Ravine im Deck ist? Schlicht als Alternative – zu Valakut! Weil Valakut zu suchen, sich bei der gegenwärtigen Konfiguration mit ein wenig Pech erst im übernächsten Zug auszahlt. Wenn es allein um Manaversorgung und den Kombokill ginge, dürfte es nämlich gar keine Raging Ravine geben, sondern in dem Slot weiterhin nur Expanse und Wilds.

Und ja natürlich bin ich von früher verwöhnt und natürlich ist auch das neue kreaturenbasierte Valakut immer noch ein starkes Deck und blablablabla. Blablablabla. Das ist mir zu blöd. Wenn ich mit Kreaturen statt mit Extraländern beschleunige, sollte nicht ausgerechnet das gesamte Deckkonzept auf Extraländern basieren. Solch frustrierenden Deckbau kann doch kein Mensch aushalten. Und das gilt unabhängig davon, dass das so innerhalb der Möglichkeiten bereits das Optimum darstellen und im Kontext des Formats durchaus erfolgversprechend sein mag. Es geht ums Prinzip.

Auf die Art kam ich jedenfalls zu Eldrazi-Ramp.

Der Offenbarung zweiter Teil kam dann von völlig unerwarteter Stelle. Und zwar schrieb der Mann, der auf alle Zeiten sämtliche Hoffnung darauf ruiniert hat, dass irgendjemand jemals den verdammten Mogg War Marshal korrekt buchstabiert – und den bescheuerten Bindestrich weglässt! –, nämlich ein gewisser Brian David-Marshall ausnahmsweise einen Turnierbericht fürs Mutterschiff. Darin ging's um Flores' UG-Wave-Deck. Mit Wall of Tanglecord! Iiiuiiiuiiiu, schrillten sämtliche Alarmsirenen. Oder womöglich bingbingbing, denn Bing Luke war offenbar der Urheber dieser brillanten Idee. Im Genesis Wave-Deck, was wegen „ratet mal“ offensichtlich keinen Green Sun's Zenith spielen kann, ist die Mauer ein bisschen bedenklich. Und selbst bei Valakut, wofür Bing sie ursprünglich vorgesehen hatte, verschärft sie lediglich das oben beschriebene Problem. Für Eldrazi-Ramp hingegen, was sich um seine Kreaturenlastigkeit keine Sorgen machen muss – und wenn auch nur weil dieser Zug eh längst abgefahren ist –, schien die Karte perfekt.

An dieser Stelle begann nun mein Testing.

Und in der Tat entpuppte sich Wall of Tanglecord schnell als alles und noch mehr. Schwer vorstellbar, dass gerade eine Artefaktkreatur dermaßen gut mit Green Sun's Zenith zusammenarbeiten würde. Die Komplizenschaft war hier eindeutig zweigleisig. Vier Overgrown Battlement und vier Zenite zu haben, rechtfertigte die Anwesenheit der Mauer und umgekehrt rechtfertigte die Mauer, den Zenit als vollwertigen Manabeschleuniger zu zählen.

Ja genau, meine Liste umfasste vier Zenite und vier Summoning Trap, was in einer beispiellosen Titan-Wahrscheinlichkeit resultierte und als weiterer Vorteil gegenüber Valakut herhalten darf. Dass Wall of Tanglecord nebenbei diverse Schwerter-zu-Flugzeuge und sonstiges Gesocks aufhielt, war lediglich das Sahnehäubchen auf dem metaphorischen Kuchen, den man, wie der Angelsachse sagt, haben und tatsächlich auch essen konnte. Wall of Tanglecord in Turn 2 gefolgt von Zenit bedeutet jedenfalls sechs Mana im vierten Zug. Genug für Primeval Titan oder Summoning Trap. Beziehungsweise und/oder, falls sich Mana Leak einmischt.

Ansonsten hatte meine Version halt das Übliche: Fünf Eldrazi, je vier Joraga Treespeaker und Tectonic Edge sowie je ein phänomenal schlechtes Matchup gegen Mono-Rot und Boros. Ob der Gegner sich mit Mark of Mutiny jetzt einen Titan stibitzte und zum 11/7er aufmöbelte oder einen Eldrazi schnappte … Pest? Cholera? Was hätten's denn gern? Vor dem Boarden war das ein fairer Kampf, nach dem Boarden war es, immer wenn der Gegner markierte, ein Gemetzel und andernfalls halt trotzdem nur ein fairer Kampf.

In Barcelona unterhielt ich mich dann mit *ich glaube* Christoph Jablonowski, der dort rot-grünes Eldrazi-Ramp zockte, und ihm gegenüber äußerte ich mich in etwa folgendermaßen: „Ja ich weiß mittlerweile auch, warum alle lieber Valakut spielen. Daran, dass die Beschleuniger besser zum Deckkonzept passen, kann's nicht liegen, aber anscheinend braucht man Pyroclasm oder so etwas, um sich das Kleinvieh lange genug vom Hals zu halten, dass man nicht beim ersten Threaten-Effekt gleich tot umfällt.“

Rot-Grün überzeugte allerdings noch weniger. Ich gab auf und legte Eldrazi-Ramp zu den Akten.

Währenddessen … zockte sich Raphael Levy, der Tarnkappenbomber, unbemerkt auf einen 21. Platz. Mit mono-grünem Eldrazi-Ramp, dafür ohne schlechtes Aggromatchup. Wie das? Nun, er war zwar nicht der erste Mensch der diese Idee hatte, aber durch das Land in seinem Sideboard wurde dann selbst einem begriffsstutzigen Henke klar, was hier gespielt wurde: Ahhh, ein Transformational Sideboard also! Bei Levy verließen im Kampf gegen rote Aggrodecks augenscheinlich die Eldrazi zusammen mit Eye of Ugin und allen oder fast allen Primeval Titan das Deck und wurden durch Obstinate Baloth, Wurmcoil Engine und Mystifying Maze ersetzt. Nachdem ich das erst mal geschnallt hatte, konnte ich feststellen, dass ich vor dem Boarden wieder ein faires und nach dem Boarden wieder ein superunfaires Matchup hatte, nur plötzlich zugunsten de moi.

Es wurde übrigens angezweifelt, dass man dergleichen als echtes Transformational Sideboard bezeichnen dürfe, weil sich ja schließlich nicht der grundlegende Plan, sondern lediglich die Auswahl der Fettsäcke ändere. Das stimmt nicht. Das Maindeck spielt zweifelsohne Kombo und zwar eine Kombo, die der Gegner mit seinen gesideboardeten Hatekarten übernehmen kann, nicht ganz unähnlich wie Gilded Drake gegen Reanimator oder ein eigener Brain Freeze gegen Glimpse of Nature. Das transformierte Deck hingegen spielt sich völlig anders, begnügt sich mit Midrange und lässt so den Hate ins Leere laufen.

Außerdem hat Levy ein paar „unwesentliche“, sprich: superwichtige Details richtig hinbekommen, zum Beispiel Viridian Corrupter statt Acidic Slime oder multiple Maindeck-Mystifying Maze.

Mein Eldrazi-Ramp:

12 Forest
3 Khalni Garden
4 Tectonic Edge
4 Eldrazi Temple
2 Mystifying Maze
1 Eye of Ugin

4 Joraga Treespeaker
4 Overgrown Battlement
2 Wall of Tanglecord
4 Explore
2 Growth Spasm
4 Green Sun's Zenith
4 Primeval Titan
4 Summoning Trap
3 Kozilek, Butcher of Truth
1 Ulamog, the Infinite Gyre
1 Emrakul, the Aeons Torn
1 Viridian Corrupter


Sideboard:

4 Obstinate Baloth
3 Wurmcoil Engine
4 Tumble Magnet
2 Viridian Corrupter
1 Acidic Slime
1 Mystifying Maze


Kozilek vs. Ulamog: Ich habe den Eindruck, dass man seit Barcelona noch mehr Journey to Nowhere und Tumble Magnet begegnet und wesentlich weniger Day of Judgment. Die vier Ulamog von Levy sind offensichtlich nicht so stark, wenn sie bloß einmaliges Vindicate spielen dürfen und dann fürs Erste unter der Verzauberung oder dem Artefakt verschwinden. Zumal man ja nicht davon ausgehen kann, dass der Magnet bereits herumliegt und brav darauf wartet, von Ulamog zerstört zu werden. In demselben Szenario bedeutet Kozilek wenigstens, dass man im Folgezug noch etwas nachlegt. Selbst wenn man mit ihm voll in Day of Judgment reinrennt – wir reden hier immerhin über Day of Judgment! Man hat also Zeit. Obendrein ist der Legendenstatus durchaus nicht unproblematisch, und wer behauptet, dass der Sprung von zehn zu elf Mana eh gar nicht so relevant sei, der spinnt. Kozilek in Turn 4 oder 5 schafft das Deck öfter mal auch ohne Primeval Titan-Unterstützung, Ulamog häufig erst einen ganzen Zug später. Möglicherweise wäre der korrekte Split aber 2:2 gewesen.

Green Sun's Zenith vs. Growth Spasm: Die Levy-Liste hat vier Spasm und zwei Zenite. Ich bin überzeugt, dass das genau falsch herum ist. Oft ist der Zenit einfach mit Abstand der beste Manabeschleuniger, den man für drei Mana überhaupt spielen kann, und der unendlich geniale Viridian Corrupter darf bitte auch öfter zur Verfügung stehen. Des Weiteren steigt die Effizienz des Anti-Aggro-Plans.

Sideboard: Nach dem Transformational Sideboarden kann es einem absurderweise passieren, dass man von Boros gewissermaßen auskontrolliert wird, per Spikeshot Elder oder Cunning Sparkmage mit Basilisk Collar oder schlicht von Bonehoard und anderem Equipment. Schließlich hat man ohne Primeval Titan/Kozilek auch nicht mehr so viel Mana, dass man ständig fünf für Mystifying Maze offenhalten könnte. Levy arbeitet mutmaßlich mit Ratchet Bomb. Auf drei Viridian Corrupter hochzugehen, funktioniert besser. An sich ist die Bombe für die meisten heutigen Decks nämlich kaum mehr als ein Partyschreck und viel zu leicht zu umspielen. Weitere Corrupter bringen zudem Vorteile gegen Quest for the Holy Relic.

Ironie des Schicksals: Probleme hat das Deck vor allem gegen Valakut. Läuft das gegnerische Deck, dann ist ihre Kombo zwar nicht unbedingt schneller, aber sie können an diversen Stellen interagieren. Der eigene Turn-3-Titan wird von Lightning Bolt auf Joraga Treespeaker vereitelt, ein gegnerischer Primeval Titan kann hin und wieder den eigenen abschießen, und wenn zwölf Direktschadenspunkte nicht für den Kill reichen, für Kozilek allemal. Mit Tumble Magnet aus dem Sideboard würde das Matchup erträglich … wenn Valakut nicht seinerseits Magneten oder Traitorous Instinct oder so etwas boardete. Die eigene Kombo ist zwar stärker, aber leichter zu stören. Der Mini-Splash für Memoricide wäre eventuell besser gewesen.

Ach ja, und Elfen! Fürchterlich. Dagegen ist man in der Regel nicht nur zu langsam, mit Ausnahme von Emrakul höchstpersönlich ist alles, was man macht, erschreckend irrelevant. Ich sehe nur drei Möglichkeiten, wie man gewinnen kann:

1)
Man hat einen richtig schnellen Draw, vorzugsweise inklusive Joraga Treespeaker.
2)
Der Gegner hat einen langsamen Draw.
3)
Man fängt an.

Aber Achtung: Es muss nicht etwa ein Punkt aus dieser Liste erfüllt sein, sondern immer mindestens eine Kombination von zweien!


Das Turnier

Nachdem Nürnberg am Vortag bereits mit grandiosen 44 Teilnehmern vorgelegt hatte, setzte Dortmund bei seinem PTQ wie gesagt noch einen drauf. Buchstäblich. 45 Spieler kämpften also um Qualifikation und Flug zur Pro Tour Philadelphia.

Dass die Qualifier so schlecht besucht sind, ist allerdings weniger traurig als vielmehr über alle Maßen dämlich! Ernsthaft, Leute, wenn ihr nur halbwegs die Karten gerade halten könnt, habt ihr echte Chancen, das geilste Magic-Erlebnis eures Lebens zu gewinnen. Ich spiele seit zehn Jahren Pro Tour Qualifier und noch nie war es dermaßen einfach.

Gehen wir mal kurz durch, auf was für Menschen ihr in Runde 1 treffen konntet. Da wäre zum Beispiel ein anderer Eldrazi-Ramp-Spieler, dem leider zwei Primeval Titan fehlten. Oder ein Borosspieler, der im Kampf gegen Mono-Rot eine Starthand mit Plains, Arid Mesa, Teetering Peaks und Kor Firewalker zieht und im ersten Zug in Ermangelung eines 1-Drops aus lauter Gewohnheit das getappte Land legt. Oder wie wäre es mit dem Vampirspieler, der im gegnerischen Turn 2 lieber den kleineren der beiden Angreifer mit Doom Blade abschießt, obwohl er den anderen im Folgezug hundertprozentig mit Gatekeeper of Malakir umnieten wird? Den ganzen Tag über wurde so unglaublich viel Scheiße gespielt, ich bin aus dem Lachen/Weinen gar nicht mehr herausgekommen.

Am meisten und schlimmsten übrigens von mir. Gleich im ersten Spiel gegen Caw-Blade brachte ich per Summoning Trap völlig unnötigerweise einen Kozilek während der gegnerischen Angriffsphase auf den Tisch, sodass ich gegen Journey to Nowhere noch verlieren würde, aber der Gegner hatte glücklicherweise keine. Zum Ausgleich war er dann so nett, mit Preordain gierig zu sein, wollte lieber das richtige Land ziehen und bekam entsprechend gar keins.

1:0

Weiter ging's gegen Schraut und seine Elfen. Spiel 1 verlief nach Plan und ich war tot. Im zweiten fing ich an und hatte Treespeaker. Dummerweise hatten wir jedoch so viel über alte Zeiten, Godbook-Skandale und andere Dinge gelabert, dass uns im dritten die Zeit ausging. Das war mit Abstand das witzigste Match des Tages und gleichermaßen das mit riesigem Abstand unlustigste Matchup.

1:0:1

Gegen Boros durfte ich beim Stand von 1:0 wenigstens noch einmal einigermaßen ordentlich spielen. Er startete mit Goblin Guide, ich mit Joraga Treespeaker und im zweiten Zug griff er lediglich an und legte Terramorphic Expanse. Deutlicher kann man Lightning Bolt ja nun gar nicht ankündigen. Ich ging kurzerhand zum Gegenangriff über und spielte Explore. Als in meinem dritten Zug Obstinate Baloth lag, war das Spiel dann effektiv gelaufen. Wenn er Turn 2 stattdessen irgendetwas Sinnvolles getan hätte und den aufgelevelten Treespeaker schlicht in seinem nächsten Zug abgeschossen hätte, wäre das Ergebnis haargenau dasselbe gewesen, nur dass er halt sein Turn-2-Play gehabt hätte. Und einen Lebenspunkt mehr. Lasst euch ja nicht weismachen, dass die Interaktion von Joraga Treespeaker und Lightning Bolt auf einen Time Walk für den Gegner hinausläuft! Der kann sich lediglich dafür entscheiden, dass auf jeden Fall irgendjemand getimewalkt wird. Wer das ist, entscheidet aber immer noch ihr.

2:0:1

Das Zweitblödeste, was ich den ganzen Tag über geschafft habe: Ich hatte zweimal zwei Primeval Titan auf dem Feld, bevor mein Valakut-Gegner überhaupt seinen ersten hatte. Und habe das Match verloren. Das geht gar nicht. In Game 1 schien es, als ob der Feind mal ausnahmsweise nicht mitspielen würde, und deshalb tappte ich wie der letzte Voll-HONK meine beiden Tectonic Edge, obwohl die Titanen eh dicke ausreichten, um ihn im nächsten Angriff sicher totzuschlagen. Offensichtlich ergänzte er sein Board, was schon vier Gebirge umfasste, am Ende meines Zuges per Summoning Trap um zwei Valakut. Ein Angriff und zwei Gebirge später reichte nun der Mountain von der Hand, um mich zusammen mit den zwei Punkten, die ich irgendwann von Lotus Cobra kassiert hatte, umzubringen. Im zweiten dominierte mein Draw genauso und ich konnte Bruce knapp im Zaum halten. Mit zehn Minuten auf der Uhr präsentierte ich dann ein 59-Karten-Deck. Tumble Magnet auf dem Fußboden. Puh, gerade noch dem Time-Out entkommen.

2:1:1

Die Runde danach gegen Vampire war nicht sonderlich spannend. In Game 2 war ich lange idiotisch floodet, aber macht ja nix, weil der Gegner ja auch noch mitspielt und zum Beispiel früh Go for the Throat auf Overgrown Battlement wirft. Auf die Art kann man sich dann ewig hinter einem einzelnen Obstinate Baloth und diversen 0/X-Kreaturen verstecken.

3:1:1

In der letzten Runde wurde ich runtergelost gegen einen freundlichen Menschen, der zwar null Chancen auf die Top 8 hatte, jedoch noch ein wenig schwankte, ob er aufgeben solle oder nicht. So etwas bringt jedes Mal reichlich Extra-Karma, also stampfte mein Deck ihn mit Titanen im dritten und vierten Zug und Emrakul im fünften ungespitzt in den Boden. An der Stelle entschied er aufzugeben.

4:1:1

Im Viertelfinale gab's ein Wiedersehen mit dem Valakut-Spieler aus Runde 4. Das erste Spiel ging an mich, im zweiten und dritten war ich chancenlos. Eigentlich. In meinem letzten Zug verzichtete er nämlich großmütig darauf, meinen Kozilek mit Tumble Magnet zu tappen, und opferte dann auch noch eine seiner drei ungetappten Kreaturen für die Annihilator-Fähigkeit, obwohl ich selbst zwei Magneten hatte. Kann man ja mal übersehen. An der Stelle schenkte er mir also den Match-Sieg, obwohl er mit seinen drei Titanen im nächsten Zug definitiv gewonnen hätte. Außer … dass ich das natürlich ebenfalls übersehen habe und ihn blocken ließ.

Uppsi.

Fassen wir einmal zusammen: Man präsentiert ein 59-Karten-Deck und man wirft nicht etwa ein bereits sicher gewonnenes Spiel weg oder zwei, sondern gleich drei. Ausschließlich durch Fehler, wohlgemerkt, die ganz allein ein Spiel entscheiden konnten. Es gab zweifellos viel mehr.

Und auf die Art schafft man es allen Ernstes bis ins Viertelfinale?! Und mit einem Aussetzer weniger wäre man glatt im Halbfinale gelandet? Das ist doch ein Scherz. Aber der Scherz geht nicht auf meine Kosten oder auf Kosten der 44 anderen Spieler, die hier heute vielleicht ein bisschen hart weggekommen sind – 'tschuldigung. Nein, der Scherz geht auf Kosten all derjenigen, die ihren Hintern gar nicht erst hochgekriegt haben und sich die lächerlichste Gelegenheit haben entgehen lassen, die man sich nur die man sich überhaupt nicht vorstellen kann.

So. Und jetzt lacht über meine Dummheit.

Nächste Woche geht's um alles Schlechte am Bösen. Bis dahin denkt immer daran:

„Losers are people who don't even try.“
(Little Miss Sunshine)





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