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Extended
Auf dem Kreuzzug
von Jonathan Naumann
15.03.2011

In einem Format, in dem es eine Menge sehr guter Decks gibt, die allesamt die Könige ihrer Standard-Saison waren, kann ein Naya-Deck nicht schlecht sein. Hochgepriesen in den letzten Wochen, als zu schnell für alle anderen Decks eingestuft, allerdings ohne einen nennenswerten Erfolg aufzuweisen – so vegetierte Naya bis vor Kurzem vor sich hin. Dann kam Mirrodin Besieged und machte alles besser. Das neue Schwert für die viel zu guten Feen, Tezzeret, Agent of Bolas für Steel-Affinity, Thrun, the Last Troll fürs Sideboard und Mirran Crusader … fürs White Weenie? Nein, nicht fürs White Weenie, sondern fürs Naya-Deck natürlich! Ein Matchwinner gegen Jund und Feen, der dem Naya-Deck endlich auch Erfolge beschert hat. Zwar bisher nur online, aber dort hat es schon einen PTQ gewonnen und war mindestens ein weiteres Mal in einer Top 8 vertreten.


Vor drei Wochen trat ich beim PTQ in Düsseldorf mit einer etwas älteren Naya-Version an. Glücklicherweise konnte ich kurz vor dem Turnier noch zwei Mirran Crusader ins Sideboard stecken. Zwar habe ich gleich das erste Match des Turniers gegen Alexander Kreuz mit seinen Feen (und dem neuen Schwert) verloren (war ein sehr spannendes Duell), allerdings wurde ich sofort im Anschluss gegen ein weiteres Feendeck gelost und diesmal konnte ich schnell gewinnen – entscheidend dafür waren beide Mirran Crusader aus dem Sideboard. Auch die dritte Runde ging erfolgreich an mich – und wieder waren es die beiden Mirran Crusader aus dem Sideboard, die mir den Sieg brachten. In der vierten Runde unterlag ich dann aber dem GW-Trap-Deck des späteren Gewinners des PTQs.

Das Turnier brachte für mich also mehr Erkenntnisse und Erfahrung als Frust, man wird schließlich nicht immer gegen so gute Spieler wie Alexander Kreuz oder den Mark aus Belgien gepairt.


Das Deck und die Veränderungen

Als Basis für die folgenden Überlegungen dient meine Liste vom PTQ in Düsseldorf. Sie entstand in mehreren Testsessions unserer Karbener Runde und wurde speziell für das Duell gegen Feen getunt. Leider haben wir dabei einige Decktypen vernachlässigt und waren dadurch nicht breit genug aufgestellt.

Folgende Liste ging damals ins Turnier:


4 Birds of Paradise
2 Noble Hierarch
4 Fauna Shaman
4 Squadron Hawk
4 Boggart Ram-Gang
4 Woolly Thoctar
4 Bloodbraid Elf
4 Vengevine
2 Baneslayer Angel
1 Qasali Pridemage

1 Elspeth, Knight-Errant
1 Eldrazi Monument


4 Arid Mesa
4 Copperline Gorge
4 Razorverge Thicket
4 Forest
3 Plains
2 Mountain
2 Raging Ravine
2 Stirring Wildwood


Grundlage des Decks ist das Paket aus Fauna Shaman, Vengevine, Bloodbraid Elf und Squadron Hawk. Die ersten drei sind bereits für sich alleine eine Bedrohung und alle generieren mittelbar oder unmittelbar Kartenvorteil. Im Zusammenspiel unterstützen sie sich gegenseitig und bringen mehr Geschwindigkeit ins Spiel. Vengevine mit dem Schamanen abzuwerfen und dann entweder mit den Falken oder einem Bloodbraid Elf zurückzuholen, hat sich hier schon lange bewährt und sollte nicht angetastet werden.

Die erste offensichtliche Veränderung betrifft Boggart Ram-Gang. Die Ram-Gang ist zwar immer noch eine gute und schnelle Kreatur, aber der neue Mirran Crusader bietet spezifische Vorteile gegen die meistgespielten Decks und nimmt ihre Stelle komplett ein. Sein Schutz vor Grün und Schwarz hilft uns ungemein im Kampf gegen Jund, denn dort kann er nur mit Lightning Bolt beseitigt werden. Gegen Feen macht er sich noch besser. Zwar kann er neutralisiert werden, aber wenn er einmal das Spielfeld betreten hat, vermag der Feen-Spieler ihn kaum noch zu entsorgen. Und auch im Mirror ist der Crusader eine echte Gefahr, da eigentlich fast alles im Naya-Deck grün ist. Durch Double Strike kann er zudem selbst Kreaturen mit einer Wiederstandskraft von vier erledigen, was die Mistbind Clique, die gerne auch mal im Kampf als starker Blocker gespielt wird, weniger gefährlich erscheinen lässt.


Naya lebt bekanntlich von seiner Geschwindigkeit und deshalb muss der 3-Mana-Slot ausreichend gefüllt sein. Nach dem Crusader ist die beste Option hierfür Woolly Thoctar. Eine 5/4-Kreatur kann im zweiten Zug gespielt und ohne Antwort des Gegners schon fast das Spiel entscheiden. Leider haben wir aber nicht unendlich viel Platz im Deck und auch noch mehr für drei Mana, daher müssen wir die Anzahl von vier auf drei reduzieren.

Um das Preboard-Spiel gegen Naya noch weiter zu stabilisieren und um etwas besser gegen unseren größten Feind, das GW-Trap-Deck, dazustehen, habe ich die beiden Baneslayer Angel aus dem Deck genommen und durch Linvala, Keeper of Silence ersetzt. Sie stellt die kleinen Manakreaturen des Gegners ab, vor allem aber den Knight of the Reliquary, welcher dem Trap-Spieler, einmal aktiv, fast unaufhaltbar den Sieg bringt.


Den zusätzlichen Platz benötigen wir außerdem für eine weitere Kartenkombination – die sogenannte „Kinderkombo“ aus Cunning Sparkmage und Basilisk Collar. Um das Halsband zuverlässig zu bekommen, gehört auch noch ein Stoneforge Mystic dazu, der wie fast alles andere im Deck per Fauna Shaman gesucht werden kann. Aber selbst ohne Collar hilft uns der Sparkmage schon weiter, gerade gegen Feen, die uns mit Bitterblossom jede Runde einen Blocker in den Weg legen. Um den Sparkmage bei Bedarf auch ohne Schamanen ziehen zu können, ihn aber nicht jedes Spiel auf der Starthand zu haben, nimmt er genau drei Slots ein.

Leider musste auch Qasali Pridemage weichen, um genug Platz für die „Kinderkombo“ zu finden. Seine Fähigkeit, eine Verzauberung oder ein Artefakt zu zerstören, ist allerdings ein zu verschmerzender Verlust. Gegen Scapeshift mit Prismatic Omen besteht der Plan ohnehin darin, schneller zu sein, und gegen Bitterblossom haben wir jetzt unseren Pinger. Aber ganz ist Qasali Pridemage ja nicht verloren, zwei werden es schon noch ins Sideboard schaffen.

Durch den höheren Bedarf an grünem und weißen Mana musste zudem die Zusammensetzung der Manakreaturen verändert werden. Sechs Kreaturen reichen immer noch, da unsere Manakurve sich kaum verändert hat, wenn nicht sogar niedriger wurde. Allerdings wird die Anzahl von vier Birds of Paradise und zwei Noble Hierarch gedreht und auf zwei Birds und vier Hierarchen geändert. Die Exalted-Fähigkeit kann uns in den ersten Zügen mehr bringen als rotes Mana.

Das Eldrazi Monument habe ich wieder rausgenommen und gegen eine zweite Elspeth, Knight-Errant getauscht. Sie ist nicht nur in Zusammenarbeit mit Mirran Crusader der weitaus bessere Finisher, sondern auch noch allgemein konstanter! Ein Eldrazi Monument ist einmal ausgelegt ganz klar ein Gamewinner, aber man benötigt dafür schon eine gewisse Menge an Kreaturen auf dem Feld, während Elspeth ein Spiel auch alleine (zum Beispiel nach einem Day of Judgment) gewinnen oder eine einzelne Kreatur zu einem wirklichen Bird of Doom machen kann.

Die Landverteilung hat sich unserem veränderten Manabedarf ebenfalls angepasst. Wir brauchen zuverlässigeren Zugriff auf weißes und vor allem grünes Mana, um unsere Manakreaturen auch möglichst häufig im ersten Spielzug spielen zu können. Zudem hat sich gezeigt, dass in der ursprünglichen Liste einfach zu viel Land enthalten war.

Das Sideboard muss wie immer ans erwartete Feld angepasst werden, sieht bei mir aber derzeit so aus, dass ich drei Great Sable Stag spiele und den vierten durch Thrun, the Last Troll ersetzt habe. Eine zweite Linvala bringt uns weitere Stabilität gegen Jund, Naya und besonders gegen das schlechteste Matchup, GW-Trap. Da Feen nach dem Sideboarden die fiese Wurmcoil Engine spielen und wir sowieso im Kampf gegen Jund Demigod of Revenge und im Mirror Vengevine gegen uns haben, möchten wir solche Kreaturen natürlich exilieren können, daher der Path to Exile im Sideboard. Dazu gibt's noch weiteres Removal in Form von Arc Trail, die wir gegen die Manatiere von Naya/GW-Trap, aber auch gegen diverse Rogue-Decks boarden können. Und zu guter Letzt findet sich der angesprochene Pridemage gegen Feen und Valakut sowie Gaddock Teeg gegen Valakut und die Time Sieve-Kombo.

Folgende Liste ist dadurch nun entstanden:

Naya-Crusader

2 Birds of Paradise
4 Noble Hierarch
4 Fauna Shaman
4 Squadron Hawk
1 Stoneforge Mystic
3 Cunning Sparkmage
4 Mirran Crusader
3 Woolly Thoctar
4 Bloodbraid Elf
4 Vengevine
1 Linvala, Keeper of Silence

3 Arid Mesa
3 Copperline Gorge
2 Forest
2 Misty Rainforest
2 Mountain
1 Murmuring Bosk
4 Plains
2 Raging Ravine
3 Razorverge Thicket
1 Stirring Wildwood


1 Basilisk Collar
2 Elspeth, Knight-Errant


Sideboard:

2 Qasali Pridemage
3 Great Sable Stag
1 Thrun, the Last Troll
3 Path to Exile
3 Arc Trail
1 Gaddock Teeg
1 Linvala, Keeper of Silence
1 Baneslayer Angel



Matchup-Analyse

Meine Aufzeichnungen aus zahllosen Testspielen haben mir eine Menge Daten beschert, die ich nun präsentieren möchte:

Vs. Feen – 50–55%: Das Matchup gegen Feen ist durch den Crusader etwas besser geworden, vor dem Boarden sind wir leicht schneller. Im Prinzip kommt es auf die Aggresivität der Naya-Starthand und die Anzahl von Cryptic Command auf Feenseite an. Schlüsselkarten sind wie gesagt Mirran Crusader und beim Gegner neben dem Command Sword of Feast and Famine und Mistbind Clique.

Nach dem Boarden ist Mirran Crusader gegen Vampire Knighthawk immer noch vorne und wir haben auch etwas gegen Wurmcoil Engine. Durch Great Sable Stag, Thrun, the Last Troll bleibt das Matchup relativ ausgeglichen … falls der Feenspieler keine Sower of Temptation spielt! Die bringen ihm einen leichten Vorteil, da er nun unseren Crusader klauen kann, der gegen Naya schließlich sehr gut ist. Dagegen haben wir aber auch wieder Path to Exile und gegebenenfalls Arc Trail.

Vs. Jund – 45–50%: Beim Jund-Matchup kommt es auf die Liste an. Eine sehr aggressive Liste mit viel Removal kann schneller sein, eine Midrange-Liste kann weniger gegen uns ausrichten. Im Endeffekt läuft es auch hier auf eine für uns etwas schlechtere 50:50-Chance hinaus.


Nach dem Boarden stehen ganze acht Kreaturen zur Verfügungm, die der Jund-Spieler kaum beseitigen kann. Vier Lightning Bolt für unsere vier Mirran Crusader mag noch fair sein, vier Lightning Bolt für Mirran Crusader und Great Sable Stag ist es nicht. Dazu kommt noch Path to Exile gegen seinen Demigod und die zweite Linvala stellt seinen Schamanen und seinen Putrid Leech ab.

Vs. GW Trap – 25–35%: Das ist ein miserables Matchup. Wir können fast nur dann gewinnen, wenn er schlecht zieht, schlecht spielt oder seine Kombo nicht zusammenbekommt. Auch nach dem Boarden wird es kaum besser. Zwar können wir mit der zweiten Linvala seinen Knight besser abstellen, aber ein Titan tötet uns trotzdem. Arc Trail hilft, seine Manatiere zu killen und die Clock zu verlangsamen.

Vs. Naya – 50%: Das Mirror hängt wieder einmal von der exakten Liste ab. Ohne gegenerische Crusader sind wir klar im Vorteil, mit ist es eben ein ausgeglichenes Race mit einer 50-Prozent-Chance für beide Seiten. Die Kinderkombo und Linvala gleichen sich meist gegenseitig aus.

Vs. Valakut – 35–50%: Wir müssen einfach schnell sein. Gute Hände müssen gehalten werden und wir müssen notfalls aggresiv Muligans nehmen.

Ohne Titan – 50%: Ohne Primeval Titan ist er wesentlich langsamer und das kommt uns zugute. Nach dem Boarden müssen wir einfach sehr schnell Gaddock Teeg ins Spiel bringen. Dadurch kann er sein Scapeshift und sein Wargate nicht ausspielen.

Mit Titan – 35%: Gegen die Titan-Variante sieht es wesentlich düsterer aus. Er hat mehr Bedrohungen und kann schneller in die Kombo gehen. Hier müssen wir einfach nur rennen. Nach dem Boarden können wir mit Gaddock Teeg zwar sein Scapeshift abstellen, aber das schaltet halt nur seinen Plan B aus.

Vs. UW-Control: Gegen UW-Control habe ich bisher bloß zehn Spiele machen können und die reichen nicht für eine vernünftige Matchupanalyse. Dennoch möchte ich hier ein paar Gedanken äußern: Umspielt den Day of Judgment, haltet also immer eine Möglichkeit in der Hand, um die Rennschweine zurückzuholen. Und wenn ihr viel UW-Control erwartet, nehmt Ajani Vengeant ins Sideboard, der ist hier sehr nützlich.

Gerade im Extended gibt es zurzeit eine Unzahl an Decks, gute wie schlechte. Gesehen habe ich schon Mono-Rot, White Weenie, Doran, Cruel Control und viele mehr. Man kann unmöglich alles abdecken und so habe ich keine Matchupdaten gegen diese Decks gesammelt.

Ich hoffe, ich konnte euch einen guten Einblick in das Naya-Deck geben, und hoffe, dass mit diesem Deck in Zukunft mehr Erfolge erzielt werden.




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