Nach meinem Ausflug in Casualgefilde und der vorübergehenden Vertretung durch Florian Koch (solidarische nach Aachen an dieser Stelle) sitze ich wieder fest im Sattel und versüße euch mit einem Maximum an Eloquenz und Minimum an Skill den Freitag. Eigentlich habe ich immer noch kein Magic Online-fähiges Internet, konnte aber im Heimaturlaub vergangenes Wochenende die Freundin vernachlässigen und einen Draft nach dem anderen abfeuern. Bis Weihnachten stammen alle Walkthroughs von den besagten drei Tagen, erwartet also keine großen Steigerungen meiner Fähigkeiten und Karteneinschätzungen.
Aber an sich hatte ich mir mein persönliches Prereleasewochenende desaströser vorgestellt. Lediglich bewaffnet mit meinem überragenden Intellekt und Pischners Limitedreviews (Pischner ist jetzt der Limitedexperte? Holy Trash!) schickte ich mich an, die virtuelle Welt der Pappkarten auf den Kopf zu stellen. Hier seht ihr meinen ersten Versuch, einen 8-4-Draft zu meistern:
Der erste Booster liefert mir dankenswerterweise einen nicht sehr anspruchsvollen Pick. Natürlich könnte man Archive Trap nehmen, Hedron Crab einmal um den Tisch schicken und... ja, ich habe Burst Lightning genommen. Zusätzlich tackere ich mir einen Post-It-Zettel auf die Stirn, der mich daran erinnert, dass ich neben wenig Rot auch äußerst dünnes (sprich: nicht vorhandenes) Schwarz weitergegeben habe. Vielleicht kann man sich daraus ja ein Muster stricken.
Hier wird es schon interessanter. Ein eindeutiges Signal in Form einer Killer-Common/Uncommon lässt sich nicht herauslesen. Weil ich noch nicht weiß, wo mein Nachbar mich haben will, bleibe ich vorerst in Rot und muss da qualitativ auch keine Abzüge in Kauf nehmen. Ich bin auf Experimente aus und entscheide mich für Blade of the Bloodchief. Noch erhoffe ich mir, in Schwarz-Rot zu landen und dort vor dem Kampf gegnerische Kreaturen abzurüsten und anschließend mit einem 4/4-Vampire Lacerator vorbeizuschauen. Träumen ist ja erlaubt, oder?
Journey to Nowhere ist doch mal ein verwertbares Zeichen. Hundertprozentig sicher ist die Sache natürlich nicht, aber im Moment gehe ich stark davon aus, dass Weiß offen ist und mindestens Unterstützungsfarbe wird. Es könnte sein, dass mein linker Nachbar sich in Grün und/oder Rot befindet, weswegen ich mich eventuell auf einen nicht sehr roten zweiten Booster einstellen muss. Aber solange ich ihm keinen Anlass gebe, sich in Weiß zu bewegen, sollte das kein Problem darstellen.
Hm, die weißen Karten sind jetzt alle nicht ganz so stark wie die roten. Bleiben wir also vorerst verstärkt in dieser Farbe. Andererseits bekommt mein linker Nachbar nun wieder zwangsläufig eine gute rote Karte. Und ich stehe vor einem Dilemma, das mir noch öfter an diesem Wochenende begegnen und das ich noch nicht befriedigend lösen konnte: Goblin Ruinblaster oder Ruinous Minotaur? Ich wähle den Ruinblaster, weil er im Prinzip mit den gleichen Dödeln tauscht wie der Minotaurus, aber zusätzlich mit Eile mehr Druck ausübt und der Wirt für die Rechnung des Gegners sein kann. Ab und zu Oran-Rief, the Vastwood oder Ähnliches zu erwischen, ist nett, aber eher marginal, nehme ich an. Noch ein Grund für den Ruinblaster ist die Tatsache, dass ich eventuell mit meinem linken Nachbarn um Rot kämpfen und eine neue Hauptfarbe wählen muss, die den Minotaurus dementsprechend maindeckuntauglicher macht.
Ich freue mich riesig über Into the Roil. Eventuell nimmt es nämlich ein bisschen den Druck aus dem anstehenden Kampf um Rot, den ich höchstwahrscheinlich mit allen mir verfügbaren Waffen führen muss. Das jedenfalls sagt mir Ruinous Minotaur.
Seht ihr? Diese Entscheidung verfolgt mich! Wieder nehme ich den Ruinblaster, lasse mich aber im Kampf Minotauren vs. Goblins gern von euren Argumenten überzeugen. Nissa's Chosen und Vines of Vastwood sind endlich mal ein brauchbares Signal für unseren linken Nachbarn, der nach dem ersten Booster hoffentlich in Grün-Blau rumdümpelt.
Kein besonders anspruchsvoller Pick. Cliff Threader bietet ein deutlich besseres Gesamtpaket für seine anspruchsloseren Manakosten als Kor Outfitter und landet bei Weiß als Zweitfarbe definitiv im Deck. Mold Shambler wird gern weitergegeben.
Zektar Shrine Expedition kann schon sehr okay sein, denke ich. Das rote Revier haben wir auf jeden Fall gut markiert.
Nach dem ersten Booster habe ich schon eine ganz gute rote Basis. Weiß deutet sich als Zweitfarbe an, kann aber je nach weiterem Verlauf noch einer anderen Farbe weichen. Am liebsten wären mir jetzt ein paar gute frühe Drops wie Goblin Shortcutter und Konsorten. Ich lasse mich überraschen.
Mein Wunsch wird erfüllt, ein roter 2-Drop ist dabei. Der wird aber ziemlich von allen nicht-roten Optionen überschattet. Im Zweifelsfall (eigentlich zweifle ich nicht, aber das sagt man ja so) entscheidet man sich für das Removal. Sollte ich Weiß nur für die beiden Journey to Nowhere spielen, kratzt mich das auch nicht weiter.
Hier habe ich wirklich für einen Moment darüber nachgedacht, Hedron Scrabbler zu nehmen, aber mich dann darauf besonnen, dass für Kurvenausfüllung immer noch genug Zeit bleibt. So kann ich mich guten Gewissens für den Kartenvorteil in Form von Torch Slinger entscheiden. Steppe Lynx schafft es übrigens gar nicht in nähere Überlegungen, weil ich einfach nicht weiß, ob ich regelmäßig in der ersten Runde eine Ebene legen kann. Preisfrage: Wie hättet ihr euch bei bisher gleichmäßiger Verteilung von Rot und Weiß entschieden?
Meine bisherigen Picks zwingen mich nicht dazu, Rot so sehr zu priorisieren, dass ich nichts mit einem Kor Skyfisher anzufangen wüsste.
Für mich Zendikar-Frischling keine Überlegung wert, für euch vielleicht zu schnell gedacht: Goblin Shortcutter halte ich in fast allen Aspekten für überlegen. Meine Kurve fängt vielleicht doch nicht erst bei drei an.
Die beste weiße Karte ist eindeutig Kazandu Blademaster. Der rockt zwar auch unabhängig von einem Ally-Thema den Boden, erfordert aber ein Umdenken bezüglich der Farbverteilung meines Decks. Ich lasse mich darauf ein und hoffe, belohnt zu werden.
Ich habe mich für Goblin Guide entschieden, damit aber einen Mispick begangen, oder? So viel Removal, das beispielsweise einen Kor Skyfischer mit Kriegsbemalung wegrotzt, gibt es nun auch wieder nicht. Beim Guide hingegen ist fragwürdig, ob er es ins Deck schafft, selbst wenn ich heftig in Rot landen sollte. Zurzeit besteht zusätzlich noch das Problem, dass er sich mit Kazandu Blademaster beißt.
Nach diesem Wochenende erachte ich Shieldmate's Blessing weiterhin als akzeptablen Combattrick, habe es aber noch nie spielen müssen. Erfahrungsberichte?
Was sich zu Beginn des zweiten Boosters angekündigt hatte, manifestierte sich am Ende: Weiß wird eine deutlich dominantere Rolle einnehmen, als anfangs vermutet. Die Anzahl aggressiver Drops sieht bisher ebenfalls ganz annehmbar aus. Im Prinzip kann ich jetzt nur hoffen, noch ein paar mehr Goodies geschoben zu bekommen. Spezielle Wünsche habe ich keine.
Okay, ein paar Tix und der große Reset-Button sind schon eine gute Option. Ich bin zwar eher Aggro, aber die Karte kann man sich trotzdem gönnen. Zusätzlich kommt sie bei Aggrodecks überraschender, wenn man die ganze Zeit Kreaturen gelegt hat. Wenn man da eine oder zwei zurückhält, fällt das kaum auf. Day of Judgment it is.
Für den Pick werde ich wahrscheinlich geschächtet. Ich weiß, die Trap ist nur in der Defensive gut und sieben Meilen gegen den Wind zu riechen. Aber verdammt, sind denn nicht alle Kreaturen in dem Format Würste? Und sind aufgespießte Würste keine gute Sache?
Wenn ich Adventuring Gear auf dem Board habe, freue ich mich über jeden Draw. Dieser psychologische Aspekt lässt mich zum Nichtluftelementar greifen. Wozu einen Finisher picken, wenn man jede eigene Kreatur zum Finisher machen kann?
Ich denke, ich werde für den Kleriker keine Verwendung finden. Der scheint mir nur eine Option zu sein, wenn man mehrere Makindi Shieldmate aufgesammelt hat. Goblin War Paint scheint mir da eher den Weg ins Deck zu finden.
Wieder so eine Wahl, für die ich eventuell gesteinigt werde. Aus Mangel an Erfahrung siegt die Gier, denn auf dem Papier gefällt mir Adventuring Gear mehr als der Berserker.
Irgendwie erscheint es mir für den Lerneffekt kritisch, dass ich jetzt für die fragwürdigen Equipment-Picks so stark belohnt werde. Dadurch, dass ich innerhalb des Drafts zu Weiß gewechselt bin und auch schon drei Ausrüstungen habe, setzt sich Armament Master ins gemachte Nest.
Vier Ausrüstungen halte ich für zu viel und außerdem dürfte Windborne Charge ein unglaublich solider Finisher sein.
Folgendes Deck habe ich mir dann aus den Karten gebaut:
1 Armament Master
2 Cliff Threader
1 Goblin Shortcutter
1 Kazandu Blademaster
2 Kor Aeronaut
1 Kor Skyfisher
2 Goblin Ruinblaster
1 Kor Sanctifiers
1 Torch Slinger
1 Tuktuk Grunts
2 Adventuring Gear
1 Blade of the Bloodchief
1 Windborne Charge
1 Burst Lightning
2 Journey to Nowhere
1 Day of Judgment
1 Arrow Volley Trap
—Diese und weitere Karten gibt's bei:
Beim Deckbau habe ich versucht, den roten Karten weitestgehend eine unterstützende Funktion zuzuweisen. Ganz ist das nicht gelungen, weil ich beispielsweise ohne die beiden Goblin Ruinblaster nicht genügend Kreaturen zur Verfügung gehabt hätte. Zusätzlich konnte ich mir durch die drei Equipments nicht mehr leisten, noch andere Pumpspells ins Deck zu stecken.
Leider kann ich zu den Spielen nichts sagen, außer dass ich den Draft 3-0 gewonnen habe und kein Spiel an meine Gegner ging. Magic Online startet von hier aus nicht, sodass ich mir keine Replays anschauen kann. Anstatt mir hier Szenarien aus dem Kopf zu saugen, die euch zufrieden stellen sollen, nehme ich mir noch ein paar Einzelkarten und die Erfahrungen, die ich mit ihnen machen konnte, kurz vor:
Goblin Ruinblaster und Tuktuk Grunts: Diese beiden Haste-Helden finde ich großartig. Spiele in diesem Format funktionieren meist nach dem Schema: „Er macht mir nächste Runde X Schaden, also muss ich ihm X+1 Schaden machen.“ Alles, was diese Rechnung durcheinanderbringt, sorgt für große Schwierigkeiten.
Day of Judgment: War in den Spielen, in denen ich ihn auf der Hand hatte, absolut tot. Ich weiß nicht, ob er in dieses Deck gehört oder nicht. Ist das Format wirklich so aggressiv, dass Wrath of God nicht mehr nützlich ist? Komische Aussage... Bei so einer Rare ist vielleicht eher die Kollektiverfahrung gefragt. Ich erlaube mir noch kein Urteil, bleibe aber in Richtung Bombe geneigt.
Arrow Volley Trap: Auch in aggressiven Decks super. Im Gegensatz zum Day of Judgment konnte ich sie immer gewinnbringend einsetzen. Der Vorteil war hier, dass mein Gegner dachte, ich wäre „out of gas“, wenn ich mal nichts gelegt habe. Bei 18 Ländern kann das schon mal in der fünften Runde passieren.
Blade of the Bloodchief: Eigentlich hat sie es ja nur wegen Armament Master ins Deck geschafft, mich dann aber wirklich überzeugt. Die Klinge hat bewirkt, dass mein Gegner seltener Trades eingegangen ist, was wiederum dazu geführt hat, dass Karten wie Windborne Charge und Burst Lightning öfter finishen konnten. Und wenn er doch einmal tauschen musste, stand die nächste Problemkreatur schon mit der Klinge bereit.
So viel zu meinem ersten Ausflug nach Zendikar. Nächste Woche passieren alberne Dinge. Bis dahin, kommentiert fleißig und sagt mir, was ihr anders gemacht hättet! Ich bin mir sicher, da kommt eine Menge zusammen.
und der vorübergehenden Vertretung durch Florian Koch (solidarische nach Aachen an dieser Stelle) sitze ich wieder fest im Sattel und versüße euch mit einem Maximum an Eloquenz und Minimum an Skill den Freitag. Eigentlich habe ich immer noch kein Magic Online-fähiges Internet, konnte aber im Heimaturlaub vergangenes Wochenende die Freundin vernachlässigen und einen Draft nach dem anderen abfeuern. Bis Weihnachten stammen alle Walkthroughs von den besagten drei Tagen, erwartet also keine großen Steigerungen meiner Fähigkeiten und Karteneinschätzungen.
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