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Standpunkte...
von Tobias "TobiH" Henke
23.03.2009

Heute liegen zwei Themen auf dem Grabbeltisch...

1) Alea iacta est

„You got a die?“
„No.“
„Well, we all gotta die.“


Dieses feine Wortspiel gibt's mit freundlicher Genehmigung vom einzig wahren TrashT. Im Folgenden soll es aber nicht um den Würfelwurf am Anfang einer Partie gehen, mit dem man bestimmt, wer anfängt... sondern vielmehr um den am Ende. Wie ihr alle wisst, gibt es den eigentlich gar nicht. Und insbesondere kommt er nicht zum Einsatz, um bei drohendem Unentschieden einen Sieger zu ermitteln. Eigentlich halt.

In der Realität jedoch gibt es immer mal wieder finstere Gesellen (Vabrescher!), die sich über alle Maßen uneigentlich verhalten. Und das geht so:

Spieler A und Spieler B haben beide je ein Spiel gewonnen und das dritte zieht sich leider länger hin, als die Rundenzeit zulässt. Demnach wäre ihr Ergebnis eigentlich ein Unentschieden... Nun mag es aber sein, dass mit einem Unentschieden sowohl A als auch B aus dem Rennen sind. (Das kommt recht oft vor, beispielsweise bei einem PTQ, wo es gilt, die Top 8 zu erreichen, oder bei einem Grand Prix, wo X-2 für den zweiten Tag reicht, X-2-1 aber nicht.) Also beschließen A und B, einen Würfelwurf entscheiden zu lassen: Der Verlierer gibt auf, der Gewinner darf weiter auf der Siegerstraße fahren.

Der letzte Absatz ist übrigens für alle Menschen gedacht, die von der Problematik bisher nichts mitbekommen haben. Ich denke zwar, dass ich über PlanetMTG kaum viele davon direkt erreiche (Hallo, ihr zwei!), aber wie wäre es einmal mit einem kleinen Experiment...

Sucht euch eine Person, die mit Magic, seinem Turniersystem und Ähnlichem in keinster Weise vertraut ist. (Ideal wäre zum Beispiel ein Mitglied der euch vorangehenden Generation – ich nenne das nicht umsonst auch den „Mudda-Test“.) Erzählt dem Menschen wertfrei von dem oben beschriebenen Verhalten, erklärt gegebenenfalls das Wie und vor allem das Warum und achtet auf die Reaktion. Besser noch, ihr berichtet davon gleich im Forum!

Meine Mutter hörte sich die Geschichte jedenfalls aufmerksam an, nickte dann und meinte: „Das ist doch sehr sinnvoll. Warum sollten denn auch beide ausscheiden?“

Ich erwiderte: „Für so etwas kann man disqualifiziert werden und sogar eine Sperre kassieren!“

Sie schaute mich entgeistert an. „Warum?“

Ich öffnete meinen Mund... und schloss ihn wieder.


Tja, warum wird man für so etwas eigentlich disqualifiziert? Und riskiert sogar eine Sperre? – Nun, die rein formallogische Antwort lautet natürlich, dass man sich damit einen unfairen Vorteil gegenüber all jenen verschafft, die bei einem Unentschieden keine solchen Absprachen treffen. Daran schließt sich allerdings zwingend die Frage an, warum es denn nicht alle so machen. Und der Grund dafür ist wiederum schlicht und ergreifend der, dass es eben verboten ist!

Zugegeben, das Gleiche ließe sich über jede andere Art von Betrug genauso sagen. Egal ob jemand beim Mischen schummelt oder Karten in sein Sealed-Deck hineinmogelt – wenn es alle machten, dann erlitte ja niemand einen Nachteil, nicht wahr? Der Unterschied ist jedoch, dass durch diese Aktionen Magic als Wettbewerb insgesamt ad absurdum geführt würde. Dieses wäre ein willentlicher Verstoß gegen die Regeln des Spiels, jenes (bloß) ein Verstoß gegen die Regeln des Turniers.

Damit will ich keineswegs die in Schutz nehmen, die die Regeln (zum Nachteil aller „gesetzestreuen“ Spieler) brechen! Die Regeln bestehen nun einmal, und wer sie missachtet, macht sich zweifelsfrei schuldig an der Allgemeinheit. Nur gibt es wenige Regeln, die mir dermaßen willkürlich erscheinen. Warum ist das Verhalten nicht erlaubt? Weil es verboten ist. – Zirkelschluss.

Vorteile einer Würfelerlaubnis

Es ist enorm ärgerlich, einzig wegen des Zeitlimits aus dem Wettbewerb auszuscheiden. Umso frustrierender, da der Gegenspieler ebenfalls nichts davon hat. Zwei Spieler, ein Duell, ein Sieger – das ist eine gute Storyline! Zwei Spieler, ein langwieriges Hin und Her, zwei Verlierer... Das ist höchst unbefriedigend!

Sogar dermaßen unbefriedigend, dass selbst bei der gegenwärtigen Rechtslage des Öfteren Einfluss genommen wird. Zwar darf man nicht auslosen, wer aufgibt – aber aufgeben darf man sehr wohl. (Allerdings nur einzelne Spiele, nur solange das jeweilige Spiel noch nicht beendet ist und nur wenn kein Prizesplit ausgehandelt wurde/wird; sonst handelt es sich gegebenenfalls um „Match Fraud“ oder entsprechend „Bribery“!) So laufen recht viele Partien, die im Zeitaus landen, darauf hinaus, dass einer der beiden Spieler concedet. Warum auch nicht? Mit einem Unentschieden ist Spieler A schließlich ebenso draußen wie mit einer Niederlage. Hinzu kommt, dass Spieler B hin und wieder so dankbar ist, dass er sich hinterher entschließt, seine Preise mit Spieler A zu teilen...

Und das öffnet allerlei Kungeleien Tor und Tür! Es gibt unbestreitbar eine Dunkelziffer – Spieler, die eben doch eine Preisabsprache treffen, im Gegenzug für eine Concession. Und in manchen Kreisen gilt es geradezu als moralische Verpflichtung, einen Gegner an den eigenen Preisen teilhaben zu lassen, wenn er einem den Match-Sieg schenkt. Down and dirty, sage ich euch! Turniere bringen das Beste und das Schlechteste zum Vorschein; strahlender Glanz auf der einen Seite, Matsch auf der anderen. Und im Kindergarten haben wir alle gelernt: Wer im Matsch spielt, wird schmutzig.

Jetzt gäbe es da aber eine simple, saubere Alternative, oder nicht? Wenn der Würfelwurf legal wäre, würde der Anreiz dafür entfallen, Vereinbarungen am Rande der Legalität zu treffen. (Ganz egal auf welcher Seite dieses Rands; man müsste sich nicht einmal annähern.) Ich bin überzeugt davon, dass neunzig Prozent aller Bribery-Geschichten auf Spiele entfallen, die andernfalls per Zeitaus entschieden (bzw. unentschieden) würden. Mit der Legalisierung des Würfelwurfs könnte man also – bitte ganz langsam auf der Zunge zergehen lassen – neunzig Prozent aller Bribery-Fälle vom Angesicht der Turnierszene tilgen... Einfach so!

Nachteile einer Würfelerlaubnis

Wie sähe das denn aus? – Diese Frage ist der Hauptgrund, warum der Würfelwurf nicht erlaubt ist. Und als jemand, der des Öfteren mit der Berichterstattung von großen Magic-Turnieren betraut ist, kann ich dem nur beipflichten. Es sähe wirklich doof aus. Denn schließlich behandelt man in der Coverage bevorzugt sogenannte „bubble matches“, also Partien um alles oder nichts, um entweder die Wurst oder die goldene Ananas. Wenn so ein Match unter den Augen der gespannten Weltöffentlichkeit und unter dem Druck der erbarmungslos tickenden Uhr unentschieden ausgeht, dann wollte man weiß Gott nicht, dass auf einmal ein simpler Würfelwurf sozusagen über „Leben und Tod“ entscheidet...

Andererseits ist ein Unentschieden ein ähnlich lahmes Ende, und die Alternative, dass einer von beiden scheinbar unmotiviert aufgibt, eher noch schlimmer.

Richten wir den Blick einmal darauf, wie die DCI-Regeln eigentlich zustande kommen. Ultimativ können natürlich Wizards of the Coast autokratisch darüber entscheiden, was richtig und was falsch ist. Die DCI ist lediglich insofern selbstständig, wie Wizards es zulassen...

Ganz so einfach ist es dann aber doch auch wieder nicht. Erfolgreiche Diktaturen beruhen schließlich immer auf dem Prinzip, dass der alleinige Machthaber alles machen kann, was er will, solange er denn nur das Richtige will. (So funktioniert z.B. PlanetMTG. )

Im Falle von Wizards of the Coast und der DCI bedeutet das unter anderem, dass letztere Organisation von der Firma, die sie ins Leben gerufen hat und am Leben erhält, in geradezu beeindruckender Weise unabhängig ist – und zwar weil es das einzig Richtige ist. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang immer wieder gerne an einen Gesprächsfetzen, den ich auf einem Grand Prix aufschnappen konnte, wo ein frischgebackener Headjudge den damaligen Event-Manager bezüglich eines japanischen Superstar-Spielers ansprach: „He already got a penalty for Slow Play, and if he gets another one during the top 8, we will have to—“ Und an dieser Stelle unterbrach ihn der Event-Manager: „Then you will do what you have to do.“ Dass einer der berühmtesten Spieler der Welt möglicherweise per Gameloss aus dem Turnier fliegt, zumal im Scheinwerferlicht der Top 8 und noch dazu für ein Vergehen, was man nur allzu leicht ignorieren könnte, nein, das liegt nun wirklich nicht im Interesse von Wizards. Dass die Unabhängigkeit und Fairness der DCI in keinster Weise kompromittiert wird, das hingegen liegt im Interesse von Wizards, und es wiegt schwerer als alles andere.

Mit Wizards of the Coast im Rücken bräuchte das Turnierregelwerk keinerlei weitere Legitimation. Es hat sie trotzdem. Denn es ist im ureigensten Interesse von Wizards, das Turnierspiel für die maximale Anzahl an Menschen zu einem angenehmen Erlebnis zu gestalten. Das heißt z.B., es gilt gleiches Recht für alle: vom Anfänger bis zum Profi, obwohl manche vielleicht bei beiden – aus völlig verschiedenen Gründen – gewillt wären, ein Auge zuzudrücken. Und es gilt gleiches Recht, egal ob in Runde 1 oder im Finale. Und prinzipiell versucht man sich dabei durchaus am Moralempfinden der Allgemeinheit zu orientieren.

(Speziell das ist zugegebenermaßen gar nicht so einfach. Zumindest ist es aber dafür verantwortlich, dass Judges jetzt wieder (bedingt) einschreiten dürfen, bevor ein Regelverstoß geschieht, und dass sie ebenso fälschlich entstandene Spielzustände bis zu einem gewissen Punkt zurückdrehen können. Das war einmal anders, wurde nach entsprechendem Feedback der Spielerschaft – nennen wir das Kind beim Namen: nach Protesten – erneut geändert.)

Moralempfinden der Allgemeinheit... Das ist ein interessanter Punkt. Nun, liebe Allgemeinheit, wie steht ihr denn zu der Frage, ob der Würfelwurf legalisiert werden sollte? Ich weiß, es gibt unter euch echte Puristen, die die Ansicht vertreten, eine Partie Magic sollte durch Magic-Spiel und sonst nichts entschieden werden. Auf der anderen Seite stellt sich mir jedoch die Frage, wieso das Zeitaus dann ein legitimes Ende darstellt, ein Würfelwurf aber nicht. Und als Realist sehe ich wie gesagt das Problem, dass die Kriminalisierung des Würfelwurfs ja keineswegs verhindert, dass eine Partie etwa durch eine Aufgabe (wahlweise aus reiner Philanthropie oder schlimmer noch: mit Hintergedanken) entschieden wird.

Das alles hatte ich vor zwei Wochen geschrieben... Jetzt kommt die schlechte Nachricht: Egal was für eine Meinung ihr euch zu dem Thema gebildet habt, es besteht keine, ich wiederhole: absolut keine Chance, dass der Würfelwurf in absehbarer Zeit jemals legalisiert wird. Ursprünglich hatte ich mir diesbezüglich noch Hoffnungen gemacht und eigentlich wollte ich an dieser Stelle eine Umfrage anschließen.

Was ist in der Zwischenzeit geschehen?

Hannover – das ist geschehen! Der Grand Prix in Hannover war ein tolles Event mit knapp tausend Spielern, die ungeachtet aller Umstände furchtbar viel Spaß hatten, mit Besuchern aus drei Kontinenten (vier, wenn man Süd-Amerika separat zählt), mit neugewonnenen Erkentnissen über das Extended-Format und mit einem freudestrahlenden Gewinner aus der Heimat, was ebenfalls eine feine Sache ist... Aber in die Annalen der Magic-Geschichte wird das Turnier trotz alledem wohl als der Grand Prix eingehen, bei dem kein Preisgeld ausgezahlt werden durfte.

Normalerweise jammern Magic-Spieler immer über einen schlechten Start – diesmal durfte man sich ausnahmsweise einmal über einen schlechten Staat beklagen. (Wenigstens meiner Meinung nach darf man mit Fug und Recht schimpfen. Wie ein Rohrspatz. Dazu muss man sich bloß kurz vergegenwärtigen, warum die Rechtslage bezüglich Glücksspiel hierzulande so pingelig ist. Nicht etwa weil die Bundesrepublik Glücksspiel als Teufelswerk verdammt und um jeden Preis unterbinden möchte – sondern ganz im Gegenteil weil der Staat selbst als Einziger für sich beanspruchen will, damit ganz, ganz viel Geld zu scheffeln! Nein wirklich, es ist allen Ernstes genauso absurd, wie es sich anhört!)

Abgesehen davon weiß vermutlich jeder von uns, dass ein Grand Prix mit Glücksspiel in etwa so viel zu tun hat, wie ein Überraschungs-Ei zu erwerben. Der Glücksfaktor ist zumindest geringer und auch abseits davon gibt es weniger Negatives, wovor die – selbstverständlich grundsätzlich als unmündig anzusehende – Spielerschaft zu schützen wäre. Es ist ja nicht so, dass man sein Haus verkauft, um die horrende Startgebühr von 15 (vormals 18) Euro zu berappen, alles auf, sagen wir, Zoo setzt und dann am Ende vor dem finanziellen Ruin steht. Bei sechs Grand Prix in Europa (und 19 weltweit) sehe ich irgendwie auch nicht so recht, wie man süchtig werden sollte. (Beim zuvor genannten Ei schon viel eher.) Zu allem Überfluss finanziert der Grand Prix nicht einmal die eigenen Preise, geschweige denn Organisation, Aufbau, Material und Hallenmiete.

Der Vorwurf des Glücksspiels wurde übrigens auch erfolgreich in Rekordzeit niedergeschmettert – allerdings gibt es dann wohl eine Einstufung als „öffentliches Gewinnspiel“, was wiederum mit einigen (noch dazu kommunal unterschiedlichen) Auflagen daherkommt. In jedem Fall besteht offenbar ein öffentliches Interesse, die Gesellschaft zu schützen. Wovor? Die Antwort darauf gibt der Comedian: „Machst du Witze? Vor sich selbst natürlich!“

Hannover hat jedenfalls gezeigt, dass die Gefahr absolut real ist, mit irgendwelchen Hinterhof-Kasinos in einen Topf geworfen zu werden. (Oder in den sprichwörtlichen Sack gesteckt zu werden, auf den man einschlägt und immer den Richtigen trifft.) Alle Jahre wieder wird die Debatte um Geldpreise bei der Deutschen Meisterschaft (bzw. um den Mangel derselben) von Leuten auf die Tagesordnung gesetzt, die einfach nicht glauben können, dass das zu einem Problem werden könnte. Zwar finde ich das auch schier unglaublich, aber ich denke, in diesem Jahr können wir uns die Diskussion sparen, nicht wahr?

Was hat das mit dem Würfelwurf zu tun? Nun, dagegen spricht wie zu Beginn die folgende Frage: Wie sähe das denn aus? Ja, wie sähe das denn aus, wenn ein Spiel um den Einzug in die Top 8 von einem Würfelwurf entschieden würde? Wenn mehrere tausend Dollar an Preisgeldern vom puren Glück des Zufalls abhingen? Was würde ein Außenstehender, beispielsweise ein Beamter des örtlichen Ordnungsamtes, davon halten...?

Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Aber wisst ihr es? Das Konzept des vorauseilenden Gehorsams ist beileibe nicht die größte Errungenschaft der Menschheit. Aber hier ergibt es durchaus Sinn, lieber kein Risiko einzugehen.

Ich bin mittlerweile zu der Ansicht gelangt, der Würfelwurf wäre positiv für das Turnierspiel. (Ich bin jedoch sehr an gegenteiligen Kommentaren interessiert!) Hätte, wenn und wäre – er wäre positiv für das Turnierspiel, wenn man nicht zugleich mit externen Kräften ringen müsste, die das Turnierspiel als solches in seiner Gesamtheit zu unterdrücken versuchen. Schade drum.

2) Thema Nummero Zwo

Das wird ein wenig kürzer ausfallen. Stellt euch zum Einstieg folgende Situation vor:

Es ist das Finale des Turniers. Zwei Spiele müsst ihr noch gewinnen und dann: Ruhm, Ehre, Unsterblichkeit! Die Aussichten sind rosig, denn in diesem Matchup seid ihr mit eurem Deck der klare Favorit. Jetzt im Moment sieht es aber gar nicht gut aus – euer Gegner hält euch gerade im Schwitzkasten mit Yosei, the Morning Star; ihr selbst enttappt überhaupt nicht, während euer Gegenüber sogar doppelt enttappt dank seiner Seedborn Muse. Ihr wehrt euch, so gut ihr könnt, aber letzten Endes geht dieses Duell verloren. Im weiteren Verlauf geht das Match verloren und der Titel, obschon zum Greifen nah, ebenfalls – futsch, Ende, aus, Enttäuschung.


Das Beste an der Geschichte: Ihr seid in diesem Fall niemand Geringeres als Frank Karsten und das Turnier, um das es geht, ist die Weltmeisterschaft 2005!

Das Schlechteste an der Geschichte: Ihr habt möglicherweise nur aufgrund eines Spielfehlers verloren, den weder ihr noch euer Gegner noch zahllose Schiedsrichter noch die Coverage-Crew rechtzeitig bemerkt haben! Denn wenn ihr euer Enttapp-Segment durch Yoseis Fähigkeit überspringen müsst, dann wirkt auch des Gegners Seedborn Muse nicht. Fies, oder? Nach allen Berichten zu urteilen, war dies jedoch ein ehrlicher Fehler und da gibt es keine Alternative dazu, dass Ergebnis so zu belassen, wie es ist. So wurde Katsuhiro Mori Weltmeister...

Mit ein wenig dramaturgischer Freiheit könnte ich jetzt behaupten, dass der Table-Judge weinend weggelaufen wäre und später Sepukku vollzog (immerhin fand das Turnier in Yokohama statt) und dass daraufhin Table-Judges abgeschafft worden wären. Ich weiß aber nicht, ob die Timeline mich dahingehend unterstützt, und letztlich ist es auch egal. Relevant ist einzig, dass dies das eine allerallerbeste Beispiel dafür ist, warum Table-Judges ein von Grund auf fehlerhaftes Konzept darstellten.

Table-Judges – das waren bei wichtigen Turnieren diejenigen Schiedsrichter, deren Aufgabe es war, sich zu einem Match zu setzen und aufzupassen, dass alles absolut richtig ablief. Gewissermaßen lag es in ihrer Verantwortung. (Unter anderem habe ich es erlebt, dass sie über gezogene Karten, gelegte Länder, gespielte Sprüche, Lifetotals etc. Buch führten.) Zwar sieht man heutzutage ebenfalls Schiedsrichter am Tisch sitzen, und wenn sie schon einmal da sind, passen sie natürlich auf, aber eine solche Verantwortung, die gibt es nicht mehr. Es ist die Aufgabe der Spieler, für korrektes Spiel zu sorgen.

Vielleicht habt ihr mitbekommen, dass der Ausgang des Grand Prix in Hannover zum Teil durch eine umstrittene und unpopuläre Judge-Entscheidung beeinflusst wurde. Für alle anderen: Karim Bauer bekam im Halbfinale gegen den letztendliche Sieger Lino Burgold ein Gameloss für unzureichendes Mischen. Argumentiert wurde, dass ein wachsamer Schiedsrichter hier keine Strafe vergeben, sondern schlicht zu weiterem Mischen hätte auffordern sollen. In diesem Blog-Eintrag (welcher mitunter recht viel, nun ja, Spam enthält) war unter anderem Folgendes zu lesen:

Bei Magic könnte das so aussehen, dass der Judge auf so dinge wie Trigger achtet. Ganz wie bei Magic Online wo man auch drauf aufmerksam gemacht wird Marken von nem Vieh zu nehmen oder den BoB zu revealen! [...] Dadurch könnte man sich solche Peinlichkeiten ersparen!

Sagt das Frank Karsten! Genau das wurde ja bereits probiert. Und wozu hat es geführt? Zu weituas größeren Peinlichkeiten! Und zu Ungerechtigkeit überall dort, wo eben auch ein Schiedsrichter einmal etwas übersieht. Und noch mehr: Ungerecht ist es nämlich prinzipiell allen Spielern gegenüber, deren Partie nicht mit einem Table-Judge gesegnet ist. Ich bin ein großer Fan von gleichem Recht für alle und dies ist etwas völlig anderes: eine Vorzugsbehandlung und nichts weniger!

(Selbstverständlich sehe ich, dass sich die Vorfälle bei Karsten und Bauer unterscheiden. Aber der hier gemachte Vorschlag passt so perfekt auf das Karsten-Beispiel... Als wäre es abgesprochen!)

Noch ein Zitat, diesmal von einem subversiven Judge selbst:

Das Tolle ist, es sind keine Regeln, sondern Guidelines, quasi was zum Festhalten, damit man nicht abrutscht, aber nix, um sich dran zu klammern, und wild damit um sich zu schlagen.

Schön formuliert, aber sachlich völlig falsch. Ja, es ist richtig, dass das Handbuch zur Vergabe von Penalties lange (viel zu lange) den Titel „Penalty Guidelines“ trug, und dass sich „guidelines“ mit „Richtlinien“ übersetzen lässt. Aber es sind schon ewig keine bloßen Richtlinien mehr, sondern es ist ein definitives Regelwerk. Dementsprechend trägt es seit geraumer Weile den Titel „Penalty Guide“, was im Englischen überhaupt keine Ambiguität zulässt, inwieweit die darin gemachten Vorgaben zu befolgen sind. Wenn man sich schon an solchen Formulierungen aufhängt, dann bitte richtig.

3) Aller guten Dinge sind drei

Ich habe am Samstag beim PTQ in Zwolle zum dritten Mal in dieser Saison die Top 8 erreicht. Am Deck hat sich seit dem letzten Mal nichts geändert und am Ergebnis leider auch nicht. Ergo, ich bin weiterhin unqualifiziert.

Mit dieser Zwischenstandsmeldung wären wir dann endgültig am Ende. Bis zur nächsten Woche tappt für euch weiter im Dunkeln...

TobiH
#467




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