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Limited
PT Berlin, von außen gesehen (3/3)
Mehr Drafts!
von Andreas "Zeromant" Pischner
17.11.2008

[Teil 1 mit allerlei Geschichten vom Drum und Dran findet ihr hier, Teil 2 mit drei ausführlichen Draftberichten hier.]

Draft 4

So gelangte ich dann zu meinem vierten Draft. Hier saßen einige vom Main-Event heruntergekommene Leute drin, so unter anderem Dennis Johannsen und Sascha Thomsen. Es war auch ein rein deutscher Draft! Mit Antje Volk aus Berlin war sogar Weibsvolk anwesend. Folgerichtig verzögerte sich das Ganze also, da die Dame unbedingt noch rauchen musste...

Dieser Draft verlief ausgesprochen ungewöhnlich! Noch im vierten Booster des zweiten Durchgangs hatte ich zum Beispiel die Auswahl zwischen vier Karten, die gute First Picks abgegeben hätten (unter anderem Rhox Charger & Branching Bolt), und ungefähr beim ACHTEN Pick konnte ich mich immer noch zwischen Esper Battlemage, Tidehollow Strix und Puppet Conjurer entscheiden – die Kartenqualität in den ersten beiden Durchgängen war einfach insgesamt sehr, sehr hoch.


Ich hatte fpfp mit Spearbreaker Behemoth über Agony Warp eröffnet – wieder ein Pick, der nur durch den Rare-Status des Behemoths entscheiden wurde. So gut ein unzerstörbarer 5/5er für sieben Mana auch ist, ich hätte normalerweise den Agony Warp etwas höher bewertet. Einen Oblivion Ring hätte ich wegen geringerer Farbanforderungen (und weil in Weiß das Removal dünner gesät ist) noch darüber genommen, aber so wollte ich erst einmal nur eine einfarbige Karte, und halt die Extra-Rare.

Dem Warp trauerte ich dann nach, denn in den nächsten Picks landete ich konsequent in Esper: Sanctum Gargoyle, Tidehollow Strix, Esper Battlemage, Windwright Mage, Doppel-Glaze Fiend- so muss das aussehen!

Dann allerdings strahlte mich im zweiten Booster als First Pick ein Foil-Caldera Hellion an, mit der besten Alternative einer weiteren Tidehollow Strix, glaube ich. Konnte ich da nein sagen? Eine Foil-Rare, und dann auch noch ein Spoiler? Ich ging kurz in Gedanken meine bisherigen Picks durch. Hatte ich nicht zwei Kederekt Creeper und einmal Goblin Deathraiders gehatet? Und waren Battlemage und Strix nicht auch in Grixis brauchbar? Ich beschloss, den Hellion zu nehmen und genau zu gucken, ob ich in Grixis landen sollte oder besser in Esper bliebe.

Die nächsten Picks besiegelten es dann. Wie gesagt, die Qualität war einfach sagenhaft, und irgendwie schien sie sich in Grixis zu konzentrieren... Also tschüss Gargoyle, tschüss Windwright Mage, tschüss Fiends! Mein Hintermann (in diesem Durchgang mein Vordermann) Sascha Thomsen verzweifelte übrigens in diesen Boostern gerade, denn eigentlich war er doch in Grixis, aber er musste, ob er wollte oder nicht, so viel starkes Zeugs durchgeben, dass es für mich keinerlei Unterschied machte!

Ich hatte sogar noch die Muße, einen Hell's Thunder über irgendetwas, was nützlicher war, rarezudraften (ich brauchte noch einen – eigentlich brauche ich immer noch einen), sowie einen weiteren Knight of the White Orchid über Infest. Hey, wer immer da geschrieben hat, ein Sarkhan Vol sei nicht mehr als zwei dieser Ritter wert? Ich biete DREI. Hört Ihr das? DREI! Ich warte! Ach ja, an Stelle von Kederekt Creeper Nummer FÜNF nahm ich dann glücklich eine Crumbling Necropolis, denn ich hatte sonst noch gar kein Manafixing. Ein Clarion Ultimatum fiel mir dann spät auch noch in den Schoß.

Im zweiten Druchgang passierte allerdings etwas höchst Unerfreuliches in diesem Draft: Ein Spieler drei Plätze hinter mir bemerkte plötzlich, dass er zwei Godtoucher in seinem Pack hatte – ganz normale, keine Foil! Das kann ja nun eigentlich nicht sein. Insgesamt war es auch keinem der vorigen Drafter, mich eingeschlossen, aufgefallen. (Nun ist ein Godtoucher auch eine Karte, die ich in einem prall gefüllten Pack nicht bewusst wahrnehme). War das einer jener sehr, sehr seltenen Fälle, in denen sich zweimal die gleiche Common in einem Booster befunden hatte, UND war es tatsächlich niemandem aufgefallen – oder hatte da jemand aus einem starken Booster einfach zwei Karten genommen und stattdessen einen seiner späten Picks aus dem ersten Booster zurück hineingelegt? Die Sache hatte einen bitteren Nachgeschmack. Wie auch immer, wir konnten nichts Snnvolles tun, und so drafteten wir weiter, wobei die Toucher als Zwillingspärchen die letzten Karten im Pack blieben.

Dies also war mein Deck:


7 Island
6 Swamp
5 Mountain
1 Crumbling Necropolis

1 Executioner's Capsule
1 Magma Spray
1 Bone Splinters

2 Jhessian Lookout
2 Tidehollow Strix
1 Goblin Deathraiders
1 Dragon Fodder
4 Kederekt Creeper
1 Esper Battlemage
1 Kathari Screecher
1 Blood Cultist
1 Incurable Ogre
1 Fire-Field Ogre
1 Cloudheath Drake
1 Caldera Hellion
1 Ridge Rannet

Diese und weitere Karten gibt's bei:


19 Länder waren der Tatsache geschuldet, dass ich kaum Manafixing hatte. (Bei meiner Qualität konnte ich mir das auch ganz gut leisten.) Die zweiten Bone Splinters blieben im Sideboard, da ich nicht genügend Futter für sie hatte. Ich war mit dem Deck wirklich sehr zufriden. Sascha war zwar der Ansicht, dass ich die Kederekt Creeper überbewertete, aber hier teilte ich seine Meinung absolut nicht! Exzellent in Defensive und Offensive – was will ich mehr? Ach ja – den Hellion habe ich in sieben Spielen nicht ein einziges Mal gezogen. (Zwischendurch vergaß ich völlig, dass ich ihn überhaupt im Deck hatte!) So viel dazu.

In der ersten Runde war der mir aus dem Netz auch nicht ganz unbekannte S. Kurhofer mit Esper mein Gegner. Die ersten beiden Spiele verliefen langweilig. Einmal war ich colorscrewed, einmal er (man muss zugeben, dass es bei ihm sogar noch schlimmer war. Allerdings hatte er auch seinen einzigen Mountain gezogen, welcher seinen Splash für Vein Drinker darstellte.

Im entscheidneden Spiel hatte ich mit multiplen Strix und Creeper einen Superstart, aus dem er sich trotz Esper Battlemage nicht rechtzeitig befreien konnte. Als er auf einem Leben meiner Strix gegenüberstand, cyclete er auf sechs Mana verzweifelt einen Viscera Dragger... und fand einen Tower Gargoyle!

Jetzt müsste ich nur IRGENDETWAS ziehen, um ihm zu finishen, aber ich bin mit Flood an der Reihe. Ich lege zwar Angreifer nach, aber er topdeckt sich immer heraus. Einmal legt er einen Archdemon of Unx praktisch als 7-Mana-Fog, dann befreit er sich aus einem tödlichen Angriff von mir mit Call to Heel auf meinen Flieger, dann zieht er einen Vein Drinker und stabilisert gegen meinen Ridge Rannet. Als ich mit Dragon Fodder und Dragon Fodder in einer Runde wieder genügend Druck habe, um ihn zu überrennen, hilft ihm ein Removal auch nicht weiter – außer natürlich, es ist ein Agony Warp! Er topdeckt sich einfach unglaublich aus seinem Loch heraus, und ich kann es nicht fassen. Mit seinem Vein Drinker kann er nicht angreifen, da ich einen Kathari Screecher im Friedhof habe, aber er verschenkt an anderer Stelle immer wieder Schadenspunkte, die mich besiegt hätten. In der allerallerallerletzten möglichen Runde ziehe ich dann – meine Bone Splinters! Mein letzter Goblin-Token schmeißt sich auf seinen Drinker, mein Screecher kommt zurück, und ich gewinne tatsächlich doch noch ein unglaublich knappes und spannendes Spiel.

Im Halbfinale treffe ich dann auf Sascha. Das sind schnelle Spiele! Er hat drei Blightning und zwei Fire-Field Ogre; ich habe vier Kederekt Creeper und zwei Tidehollow Strix (sowie auch einen Ogre). Im Endeffekt spiele ich Creeper und er Blightning, und ich schlage ihn tot, während er mit fünf Ländern im Spiel zwei Undead Leotau auf der Hand hält, die bei mir aus genau diesem Grund (ebenfalls zwei) im Sideboard sitzen. In fünf Minuten steht es 2:0 für mich.

Jetzt würde ich gerne splitten und dann zu Olafs kleiner Meisterschaftsnachfeier fahren, aber das andere Halbfinale scheint noch nicht ganz fertig zu sein. Ich warte ab, bis Dennis Johannsen gewonnen hat – da teilt mir dieser mit, dass das erst das Viertelfinale war? Uh-oh. Ein paar Minuten später kommt Karl-Heinz-Rohde vom Klo zurück und die beiden beginnen ein langwieriges Match. Dennis spielt Naya mit ganz wenig Rot, aber jeder Menge Wild Nacatl und Knights, und Karl-Heinz ist irgendwie vierfarbig (ohne Schwarz) mit Stoic Angel und Empyrial Archangel. Dennis gelingt es nicht, seinen Gegner schnell zu überrennen, und die Spiele dauern ewig. Eeeeeeeeewig. Trotz Sigil of Distinction kann Dennis eigentlich gar nicht gewinnen, aber sein Gegner macht eine Vielzahl haarsträubender Fehler und hält ihn im Spiel.

Nach einer Viertelstunde erinnere ich mich, dass ich ein Buch dabei habe, und beginne zu lesen. Ich schaffe über 40 Seiten (was bei einem englischen Buch wohl eine knappe Stunde bedeutet), bis Dennis endlich gewonnen hat.

Und dann will er nicht splitten, sondern das Finale ausspielen! Ich schreibe Olafs Party ab – das wird mir zu spät. Wir spielen also. Er kommt in beiden Spielen nicht in die Offensive, selbst mit dem Sigil nicht, weil er Strix und Creeper nichts entgegensetzen kann, und ich plätte ihn 2:0. Na ja, er wollte ja unbedingt spielen – sind's halt zwei Booster mehr für mich.

Mein Fazit: Kederekt Creeper sind wirklich, wirklich gut und gehen in vielen Drafts zu spät. (Ich bin schließlich diesmal nicht zuletzt in Grixis gelandet, weil ich bereits zwei späte Creeper gehatet hatte.) Insbesondere für GW stellen sie (ebenso wie die Strix) ein Riesenproblem dar, weil Sigil Blessing und Resounding Roar auf ihre angreifenden 2/2er nur noch 1:2 tauschen und Tempoverlust erzeugen – ein weiterer Grund, warum der GW-Drafter sich nicht nur auf diese (unbestritten guten) Pumpeffekte verlassen sollte, auch wenn sein Deck dadurch fokussierter wird, sondern sich eben doch tiefer in Naya (für mehr echtes Removal) oder Bant (für mehr Evasion) orientieren sollte. Natürlich hilft viel Exalted auch, 1:1-Abtausche zu erzwingen, jedoch bleibt man ohne Evasion mit dieser Strategie immer mal wieder in Dingen wie Metallurgeon, Puppet Conjurer, Jund Battlemage oder schlicht Dragon Fodder-Tokens, Elvish Visionary etc... hängen, während man selbst mit Evasion in die Defensive gedrängt wird. Excommunicate hilft hier in vielen Fällen doch besser, in der Offensive zu bleiben, als die Kampftricks.

Draft 5

Ich stand jetzt immerhin 7-2 in meinen Draftmatches – und das mit moderatem Rare-Drafting! Mir war natürlich klar, dass da auch die eine oder andere Schippe Glück dabei gewesen war. Leider glich sich dieses Glück dann am Samstag auch postwendend aus... Kommen wir also zu meinen Bad Beatz.

Bei meinem ersten Samstagsdraft (dem letzten, den ich bezahlen würde), fragte mich ein Zuschauer, ob er mir beim Draften über die Schulter gucken dürfe. „Klar“, sagte ich – selbstverständlich vorausgesetzt, er mischte sich nicht ein – aber ihm müsse klar sein, dass ich gelegentliches Raredraften betriebe! Da verlor er sofort das Interesse und verabschiedete sich.

Ich hatte zu Beginn die Wahl zwischen Knight-Captain of Eos und Sigiled Paladin. Nun finde ich den Knight-Captain ja wirklich gut – ohne mir allerdings sicher sein zu können, wie gut er tatsächlich ist, dazu fehlte mir die Spielpraxis mit ihm – aber der Paladin ist meines Erachtens deutlich stärker, WENN man ihn denn eben einigermaßen zuverlässig ausspielen kann. (Es muss nicht zwingend die zweite Runde sein, auch wenn das natürlich geigantisch ist.) Der Knight hingegen fühlt sich auch in einer Nebenfarbe pudelwohl und ist selbst als Splash nicht undenkbar. Was für mich normalerweise eine schwierige Entscheidung gewesen wäre, stellte sich diesmal wenig kompliziert dar: Ich nahm halt die Rare.

Danach wurde es schwierig. Ich fand einige Booster ohne wirklich herausragende Picks vor. Tatsächlich kamen da zwei Bull Cerodon bei mir vorbei, die ich ein bisschen früher nahm, als ich es normalerweise tun würde – sie sind natürlich gut, haben aber schwierige Farbanforderungen und erweisen sich gelegentlich als zu klobig. Somit orientierte ich mich bereits an Naya, was sich durch meine weiteren Picks auch verfestigte, wenn ich auch leider die guten Weenies (Nacatl, Squire etc...) nicht bekam, aber na gut, mit den Cerodons kann man ja auch die Fatty-Schiene anstreben.

Dann öffnete ich den zweiten Booster und musste einen Empyrial Archangel nehmen. Was nun – auf Bant umschwenken? Das gefiel mir nicht, da ich doch schon einige gute rote Karten hatte. Da ich sowieso kein Aggrodeck draftete, konnte ich natürlich die Vierfarb-Option ergreifen – oder auch meinen Rare-Pick schlicht ignorieren. Dann aber war im nächsten Pack ein Bant Charm die einzige herausstechende Karte, und so beschloss ich, das Vierfarbexperiment anzugehen. Ich sah noch das eine oder andere rote Removal – und dann tauchten plötzlich Executioner's Capsule auf! Nanu? Und was nun? Es war definitiv zu spät, um auf eine Farbkombination mit Schwarz (oder, anders ausgedrückt, ohne Weiß und Grün) umzuschwenken. Echte Fünffarbigkeit wollte ich auf jeden Fall vermeiden, insbesondere, da ich noch kein Manafixing hatte, und in allen anderen Farben saß ich eindeutig zu fest, als dass ich sie für Schwarz fallen lassen konnte oder wollte. Trotzdem war es ein merkwürdiges Gefühl, zwei mittelspäte schwarze Kapseln weiterzugeben (ich glaube, eine habe ich gehatet) – irgendetwas lief da offensichtlich schief! Sogar ein wirklich später Esper Charm kam noch vorbei, den ich ebenfalls nur hatete. Was ich nicht sah, war brauchbares Manafixing. Allerdings konnte ich zwei Kiss of the Amesha aufschnappen, die natürlich hervorragend in mein Deckkonzept passten.

Im dritten Durchgang kriegte mich dann das Rare-Drafting dran, denn Memory Erosion war eine der letzten Rares, die mir noch fehlten – aber sie kostete mich ein Bant Charm! Das war ärgerlich. Ich schnappe weiterhin gute nicht-schwarze Karten auf und bekam immerhin noch eine Seaside Citadel ab, aber letzten Endes war ich mit diesem Draftverlauf nicht wirklich zufrieden, auch wenn abgesehen von dem zu spärlich ausgefallenen Manafixing die Struktur des Decks stimmte: Removal, Card-Draw, starke Finisher – abr Manafixing ist halt essenziell.

In diesem Draft stellte ich übrigens nach dem ersten Durchgang fest, dass ich nur 14 Karten aus dem ersten Booster bekommen hatte, während einige andere Spieler 15 hatten – was war da passiert? Die Antwort: Einige Spieler hatten stillschweigend und unbemerkt die Standardländer aus den Boostern entfernt. Da hatte jener Judge am Donnerstag ja etwas angerichtet! Welche Verwirrung es stiftet, wenn Booster mit ungleich vielen Karten weitergegeben werden, und um wie viel leichter einem so das Bescheißen gemacht wird, ist wohl offensichtlich.

Mein Deck:


5 Mountain
4 Island
3 Forest
4 Plains
1 Seaside Citadel
1 Bant Panorama

1 Obelisk of Naya

2 Magma Spray
2 Resounding Thunder
1 Courier's Capsule
1 Bant Charm
2 Kiss of the Amesha


1 Jhessian Infiltrator
1 Knight of the Skyward Eye
1 Woolly Thoctar
1 Kathari Screecher
1 Guardians of Akrasa
1 Naya Battlemage
1 Drumhunter
1 Incurable Ogre
1 Knight-Captain of Eos
2 Bull Cerodon
1 Rockcaster Platoon
1 Empyrial Archangel

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Ich begann das Turnier gegen ein Spieler, der das Naya-Klobo-Deck gedraftet hatte. Das war ja eigentlich ein gutes Matchup für mich! Er überrannte mich nicht so rasch, wie es die Aggrovariante getan hätte, und ich hatte genügend Removal, um mich zu stabilisieren (insbesondere, da Rakeclaw Gargantuan und Mosstodon an Resounding Thunder sterben), vermutlich die besseren Finisher und mehr Card-Draw.

Leider lief es aber nicht so. Eines der beiden Spiele war ich komplett colorscrewed und verlor völlig wehrlos, insbesondere, da er meinen Obelisken auf Sicht naturalisierte. Im anderen hingegen sah es erst einmal ausgezeichnet für mich aus: Ich stabilisierte gegen Dragon Fodder mit Knight-Captain of Eos und hielt mit Resounding Thunder seinen Rakeclaw Gargantuan vom Tisch. Dann packte ich Rockcaster Platoon aus und ging mit meinen Tokens in die Offensive, ja, ich begann sogar, die Fähigkeit des Platoons zu benutzen, um aus meiner Überlegenheit Kapital zu schlagen. Mein Gegner hielt drei Handkarten und sah ziemlich unglücklich aus. Ich hielt zwei Kiss of the Amesha, meine blaue Kapsel, Jhessian Infiltrator und Empyrial Archangel und wartete also nur noch auf eine meiner sechs blauen Manaquellen, die ja nun in Runde 10 gewiss irgendwann auftauchen würde. Konnte ich dieses Spiel denn noch verlieren?

Mein Gegner zog ein weiteres Land, überlegte, und beschloss dann mit Naya Charm seinen Gargantuan zurückzubringen. Den spielte er dann aus. Ich wollte in der Offensive bleiben, und nutzte die letzte nicht-blaue Karte in meiner Hand (den anderen Thunder), um dieses Monster abzuschaffen – das war jedenfalls der Plan.
Der ging allerdings nach hinten los, als der Gargantuan in Response erst mittels Resounding Roar überlebte (was noch nicht allzu schlimm war), und dann via Soul's Fire mein Platoon tötete. (DAS tat weh!)

Der Roar hatte meine Offensive gestoppt, und das Fire hatte mich sogar in die Defensive gebracht. Nichtsdestotrotz bestand ja kein Grund zur Besorgnis – ich besaß noch 18 Lebenspunkte, mein Gegner hatte keine Handkarten mehr, und ich hielt diese tollen fünf blauen Sprüche in der Hand, während Knight-Captain of Eos mir zusätzliche Zeit kaufte. Ich glaubte wirklich nicht daran, dass ich diese Partie nicht gewinnen würde!

Aber Magic ist eben Magic, und manchmal unglaublich frustrierend. Ich zog noch ca. ein halbes Dutzend Manaquellen, die KEIN blaues Mana generierten, und ansonsten nur einen Knight of the Skyward Eye, der gegen den Gargantuan und ein sich ebenfalls dazu gesellendes Mosstodon nicht genügend machte. Mit einem Woolly Thoctar konnte ich dann per Doppelblock den First-Strike-Geber entsorgen, aber dann tauchte dessen Zwillingsbruder auf. Der Battlemage oder der Drumhunter (welcher noch ein paar Extrakarten gezogen hätte), ließen sich ebenfalls nicht blicken. Dafür zog ich noch meinen Kathari Screecher.

Schließlich fand ich, nachdem ich bereits zwei Drittel meines Decks durchgezogen hatte, endlich eine Insel, aber da war es bereits zu spät. Mein Archangel konnte letztlich nur eine Runde Fog machen und einen der gegnerischen Fatties mitnehmen, und danach kam ich selbst mit Kiss of the Amesha nicht mehr hinterher. Ironischerweise hätte die einzige blaue Karte, die ich nicht gezogen hatte, der Bant Charm, das Spiel doch noch gedreht... Das war seit langer, langer Zeit wohl meine frustrierendste und am unfairsten anmutende Niederlage!
Ich bleibe dabei, dass sich ein gelungenes Draftdeck in diesem Format zwischen Zweieinhalb- und Dreieinhalbfarbigkeit befindet!

Mein Fazit: Magic ist ein Glücksspiel. Ach nein, das hatten wir ja schon! Nein, mein Fazit ist stattdessen, dass ich mich in Zukunft noch stärker bemühen will, unsichere Manakonfigurationen zu vermeiden. Mein Gegner aus dem zweiten Draft hat mir zwar demonstriert, dass man auch einfach ohne Fixing in Runde 5 die Domain auf den Tisch bringen kann, aber auf so viel Glück will ich mich nicht verlassen. Ich bleibe dabei, dass sich ein gelungenes Draftdeck in diesem Format zwischen Zweieinhalb- (mein Draft 2) und Dreieinhalbfarbigkeit (mein Draft 3) befindet – bei reiner Zweifarbigkeit verliert man zu viele Optionen, und bei echter Vierfarbigkeit oder gar Fünffarbigkeit gleichen die notwendigen frühen Picks, die man in Manafixing investieren muss (Sadin hat in seinem Artikel auf dailymtg.com schon davon geschrieben, dass er bereit ist, Triländer fpfp zu nehmen!), den Qualitätsgewinn durch die zusätzlichen Farben zumindest aus, wenn sie ihn nicht soagr überschatten, ohne dem Deck tatsächlich die gewünschte Stabilität zu geben.

Draft 6

Nun ja, immerhin hatte ich mir jetzt meinen Gratisdraft vedient! In diesem wollte ich fpfp schon zum Spoiler Sharding Sphinx greifen, da bemerkte ich die Foil, die sich hinter dem Token versteckte: Ein Broodmate Dragon! Der musste natürlich in den Pool.

Als ich dann im nächsten Pack einen Sprouting Thrinax sah, beschloss ich Augen-zu-und-durch Jund zu draften. Vor allem, da mein linker Nachbar mit der Sphinx ja gewiss auf Esper gehen würde, und ich mich mit ihm daher blendend vertragen müsste!

...aber von wegen. Mein Hintermann erklärte mir später, dass er die Sphinx verschmäht hätte, weil sie nicht zu SEINEM fpfp, Godsire, passte... Au Mann!!! Mal abgesehen davon, dass die Sphinx einfach stärker ist, ist ein GESCHOBENER Spoiler ja wohl ein klar besserer Ansatzpunkt für einen Draft als ein GEÖFFNETER, oder? Wie unglaublich random!

Abgesehen davon konnte ich mich aber nicht beklagen, außer vielleicht wieder einmal über das Manafixing. Ich nahm ein Savage Lands früh, kriegte dann aber genau nicht die Panoramen und Obelisken, die ich wirklich benötigte. Obelisken wollte ich übrigens diesmal spielen, weil ich im zweiten Durchgang noch einen Vein Drinker öffnete (wie gesagt, beklagen konnte ich mich über den Draftverlauf nicht) und deswegen Beschleunigung suchte. Da mir dies wiederum klar war, nahm ich gerne zwei Elvish Visionary, die mir helfen würden, das Early Game zu überbrücken (und die in Jund natürlich generell nützlich sind), sowie noch zwei Fatties in Gestalt von Cavern Thoctar und Ridge Rannet etwas früher als sonst.

Als mich dann als dritter First Pick Sarkhan Vol anlachte – na ja, angrimmte – wusste ich, dass dieser letzte Draft sich in jedem Fall gelohnt hatte UND dass ich ein bombiges Deck bekam! Dies hier ist die Liste:


7 Forest
4 Swamp
3 Mountain
1 Savage Lands
1 Naya Panorama

1 Obelisk of Naya
1 Obelisk of Grixis

1 Executioner's Capsule
1 Bone Splinters
1 Blightning
1 Gift of the Gargantuan
1 Sarkhan Vol


1 Druid of the Anima
2 Elvish Visionary
1 Topan Ascetic
2 Sprouting Thrinax
1 Hissing Iguanar
1 Rockslide Elemental
1 Thorn-Thrash Viashino
1 Incurable Ogre
1 Scourge Devil
1 Carrion Thrash
1 Bloodpyre Elemental
1 Cavern Thoctar
1 Vein Drinker
1 Broodmate Dragon
1 Ridge Rannet

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Es war zwar viel Jund-Kram bei mir vorbeigekommen, aber nur wenige 2-Drops. (Es ist ja nicht so, dass ich Dragon Fodder oder Dregscape Zombie verschmäht hätte.) Wenn man genau hinsieht, bemerkt man, dass ein wenig das rote Removal fehlt – das lag natürlich auch an meinem Hintermann, der es mir im zweiten Durchgang wegpflückte. Trotzdem ist dies hier klar mein stärkstes Draftdeck!

Gleich in der ersten Runde traf ich dann auch auf meinen irrgeleiteten Hintermann mit dem Godsire-Deck. Einmal beschleunigte ich einfach in Broodmate Dragon und Vein Drinker, und es war gut. Das andere Mal lief es ein wenig zäher, auch wenn ich mich durchaus im Vorteil befand, da er ein mittelgroßes Rockslide Elemental im Spiel hatte... Dann aber legte er sein achtes Land und den Godsire! Könnt Ihr Euch vorstellen, wie ich mich gefreut habe? Nein? Könnt Ihr nicht?

Nun ja, dazu müsst Ihr natürlich wissen, dass ich Sarkhan Vol auf der Hand hatte...

Ausgespielt, Godsire gestohlen, mit allem angegriffen (sein Elemental musste den Godsire chumpen), Token produziert. PWNED! Das war's dann auch.

Mein Halbfinalgegner hatte da dann doch ein ganz anderes Deck. Im ersten Spiel sah ich mich in der dritten Runde einem 2/2er-Wild Nacatl, Akrasan Squire und Rhox War Monk gegenüber. Das war schnell! Meine Versuche, mich mit Rockslide Elemental und Sprouting Thrinax zu stabilisieren, wurden mit Excommunicate und Bant Charm beantwortet. Trotzdem gelang es mir, auch mit Hilfe von Elvish Visionary, das Mittelspiel zu erreichen, und mit Broodmate Dragon, Vein Drinker und schließlich auch Sarkhan Vol das Spiel zu kippen. Allerdings kippte es nur LANGSAM – ich war auf nur noch sieben Lebenspunkten, und mein Gegner dank Monk auf 38, und unterdessen hatten sich auf seiner Seite des Boards neben zahlreichem Kleinzeug eine erschreckend große Feral Hydra und ein noch viel erschreckenderes Sigil of Distinction dazugesellt, später auch noch ein zweiter Rhox War Monk. Trotzdem hatte ich die Situation eigentlich unter Kontrolle und begann langsam, sein Board zu dezimieren und mein Elemental und den Drinker wachsen zu lassen – meine Fliegerarmee hätte unter anderen Umständen einfach kurzen Prozess mit ihm gemacht, aber er hatte halt zu viel Leben.

Dann allerdings zog er eine der ganz, ganz wenigen Karten des Sets, die ihm in dieser Situation helfen konnten (er spielte nur Bant): Kederekt Leviathan! Seine Viecher waren deutlich billiger, und ich konnte mich nicht noch einmal stabilisieren. Wir waren beide ziemlich perplex, dass ich dieses Spiel dann doch nicht gewonnen hatte, aber so kann es kommen!

Da ich Vertrauen in mein Deck hatte, begann ich trotzdem nicht allzu niedergeschlagen das zweite Spiel. Wieder hatte er einen schnellen Start, und ich stotterte diesmal – ich hatte eine Hand mit zwei Ländern und zwei Obelisken behalten. In der dritten Runde zog ich dann aber... Druid of the Anima. Das warf mich eine weitere Runde zurück. Ich packte meinen Obelisken aus, zog dann ein drittes Land und hätte in der fünften Runde mit einem weiteren Land den Tisch mit Broodmate Dragon stabilisieren können, fand es aber nicht und musste Obelisk und Blocker (Hissing Iguanar) spielen. Das war ein Blocker zu wenig, und ich starb an Sigil Blessing.

Das war schon schade, da ich mit einer halbwegs den Anteilen meiner Manakarten im Deck enstprechenden Verteilung dieses Spiel wohl leicht in den Griff bekommen hätte, aber na gut, das Bant-Deck meines Gegners war auch ziemlich stark, also was sollte es. Insgesamt war ich in meinen Draftmatches auf den nicht allzu schwach besetzten Public Events der PT Berlin trotz meiner Rare-Picks 8-4 gegangen – damit kann ich leben!

Mein Fazit: Magic ist immer noch ein Glücksspiel. (Und es ist bestimmt kein Zufall, dass sich diese Feststellung nie hinter meinen erfolgreichen Drafts findet!) Abgesehen davon wurde mir wieder einmal bestätigt, dass Obelisken, selbst dann, wenn sie in einem Deck die richtige Wahl sind – was hier zweifellos der Fall war – ein Deck nun einmal inkonstant machen, da sie eine höchst ärgerliche Tendenz besitzen, anstelle des dritten Landes aufzutauchen, selbst wenn man zusätzlich genügend Länder spielt.

Das wichtigste Fazit dieses Drafts ist aber, dass Drafts nicht berechenbar sind! Ich wäre ums Verrecken nicht auf die Idee gekommen, dass mein Hintermann eine geschenkte 2nd-Pick-Sharding Sphinx als Signal ignoriert. (Natürlich KANN auch dieses Signal irreführend sein – ich hätte ja auch eine Foil-Sharding Sphinx gedraftet haben können – aber sie nicht zumindest zu nehmen und diese Option zu erkunden, das ist einfach ein Unding!) Auch in Draft 4 hat man es gesehen, als Sascha Thomsen mich von Rechts wegen erfolgreich im zweiten Booster von Grixis hätte abschneiden müssen (nachdem ich ihm im ersten Durchgang zwei Fire-Field Ogre gepasst hatte, weil ich ja eigentlich Esper draften wollte) und mich so zwingen, trotz meines Foil-Caldera Hellion an der Esper-Strategie festzuhalten – aber die Booster machten ihm einfach einen Strich durch die Rechnung.

Deswegen halte ich überhaupt nichts von First-Pick-Entscheidungen, die darauf basierend getroffen werden, wie viele Karten in welcher Farbe sich in Boostern befinden – Drafts sind viel zu komplex strukturiert und verlaufen zu chaotisch, als dass man anhand seiner eigenen Packs zuverlässig prognostizieren könnte, wie die Hintermänner draften würden. Etwas bessere Chancen hat man zu erkennen, was die Vordermänner für Prioritäten besitzen, so lange man diese Erkenntnisse nicht nur an vereinzelten Anomalien festmacht. Deswegen tendiere ich – auch wenn sich das beim Rare-Draften natürlich relativiert – in der Regel immer stärker zum Surfen als zum Forcen, und deswegen lege ich mich nicht verfrüht auf Archetypen fest, für die ich die Schlüsselkarten möglicherweise nie zu sehen bekomme, sondern arbeite immer mit dem, was mir tatsächlich geschoben wird, und entwickle dann daraus eine Deckstrategie.

Auf Wiedersehen!

Und nun ist es an der Zeit, dass ich mich verbschiede! Dies hier ist nämlich – abgesehen von etwaigen Pischner-Classics, die Tobi noch uneartht – der letzte Teil meiner regelmäßigen Kolumne. Der Grund dafür ist der, dass ich Magic – obwohl es immer noch einen erschreckend großen Teil meiner Freizeit beansprucht – zuletzt einfach nicht mehr aktiv genug betreibe, um regelmäßigen Content zu produzieren. Einzelne Artikel sind natürlich weiterhin denkbar, aber der wöchentliche Rhythmus überfordert mich auf Dauer.

Die Redaktion des Planeten hat Interesse daran bekundet, von mir auch Artikel mit Inhalten, die sich eher an Casual-Spieler richten, veröffentlichen zu wollen, und dies ist daher auch eine denkbare Richtung für die Zukunft. Deswegen heißt es an dieser Stelle hier nicht „Und Tschüss“, sondern eben: Auf Wiedersehen!




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