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Geschichten aus der Gruft, Gastbeitrag
Erinnerungen von Frank Schacherer
von Andreas "Zeromant" Pischner
05.05.2008

Franks Namen habe ich in den ersten Teilen dieser Reihe vielleicht häufiger erwähnt als jeden anderen. Zur Erinnerung: Er war der erste Spieler, der sich bei einem Berliner PTQ qualifizierte (und damit auch der erste Berliner Spieler, der sich für eine Pro Tour qualifiziert hat, wenn man rechtzeitiges Anrufen für PT New York nicht als Qualifikation zählt – was er übrigens auch geschafft hat). Er ist, um es einmal respektlos zu formulieren, ein noch älteres Magic-Fossil als ich: Er hat früher mit Magic angefangen, und er hat es vor mir geschafft, zu einem guten Spieler zu werden. Außerdem war er schlicht der bessere Spieler, und wie ich schon geschrieben habe, derjenige, von dem ich in meiner Anfangszeit am meisten gelernt habe.

Frank hat das Magic-Spielen im Großen und Ganzen vor über einem Jahrzehnt aufgegeben, und er wohnt auch schon beinahe so lange nicht mehr in Berlin. Trotzdem besitzt er noch viele Verbindungen zur Magic-Szene, und irgendwie ist er auch auf meine Reihe „Geschichten aus der Gruft" gestoßen. Die Nostalgier überkam ihn, und er setzte sich hin und schrieb mir eine lange, LANGE Email dazu, in der er einige meiner Erinnerungen kommentierte, einige korrigierte und einige ergänzte. Ich fand das, was er schrieb, viel zu interessant, um es nicht der Öffentlichkeit zukommen zu lassen und habe Frank um die Erlaubnis gebeten, daraus einen Artikel machen zu dürfen. Diese Erlaubnis hat er mir gegeben, und deswegen gibt es jetzt diesen Artikel hier.

Ich habe ihn ein kleines bisschen editiert, um ihn der Artikelform anzupassen und ein wenig geschlossener zu gestalten. Wenn Ihr Fehler, ungeschickte Formulierungen oder unpassende Übergänge bemerkt, geht im Zweifelsfall davon aus, dass das meine Schuld ist. (Oder von mir aus Tobis, das ist auch okay!)

Ab der einen oder anderen Stelle habe ich auch ein paar kleine Ergänzungen hinzugefügt. Diese Ergänzungen findet Ihr dann, so wie diese Einleitung hier, im Kursiv-Druck.

Ich übergebe das Wort an Frank!




Hallo Andreas,

ich war gerade dabei [etwas Privates zu tun], als ich auf einen Artikel von Dir stieß. Dieser wiederum führte mich dann zu PlanetMTG, wo ich gerade eben einige sehr unterhaltsame Stunden beim Lesen der Artikelserie „Geschichten aus der Gruft" verbracht habe.

Eigentlich schon komisch, was für Erlebnisse sich manchmal in die Erinnerung einbrennen – zum Teil auch bei mir von denselben Ereignissen, wobei ich mich an große Teile meiner Studentenzeit gar nicht mehr so gut erinnern kann. Auch, zu sehen, wie jemand anders das selbe aus seiner Perspektive erlebt, und dass, was man tut ohne sich viel dabei zu denken, manchmal für jemanden anderen etwas bedeutet. Man sollte vorsichtig sein und die Leute immer anständig behandeln.

Ich hatte mir sogar gerade extra einen Account bauf PlanetMTG besorgt, um einiges zu kommentieren, habe aber offenbar doch nicht das Recht dazu? Wie dem auch sei, ich schreibe es Dir direkt, ob Du etwas davon an die Kommentare hängen willst, überlasse ich Dir.

Ich denke, ich habe eine bessere Idee gehabt!

Teil 1.: Das blau-weiße Deck. Irgendwie ist es ja klar, wenn man die Suleiman's Bottle liest, dass man sie nur einmal sacrificen kann. Ich war damals aber der Ansicht dass, da ja „:“ davorsteht, man die Kosten beliebig oft zahlen kann, und der Effekt dann ebenfalls so oft auftritt – wo wäre denn sonst der Sinn gewesen, man hätte es ja dann als „, Sacrifice Bottle of Suleiman:“ schreiben müssen, dachte ich!

Dieses Templating, dass auch andere Aktivierungskosten als Mana vor dem Doppelpunkt standen, würde es allerdings erst viel später geben.

Allerdings war das nicht der einzige Weg, mit dem das Deck töten hätte können. Alternativ gab es noch die Kombination aus Dingus Egg und Armageddon, zu spielen spät im Spiel, wenn jeder zehn Länder draußen hat, und einen Millstone. Das Deck war ursprünglich entstanden, um meine „nutzlosen" Rares zu verwenden, wie Wrath of God, Armageddon oder Balance, die damals kein Mensch gut fand, denn sie waren ja symmetrisch – wo also war der Vorteil? Es stellte sich dann natürlich als relativ spielstark heraus, gerade bei unvorbereiteten Gegnern. Ich erinnere mich, wie ich in meiner Heimat, in Freiburg, zwei Spieler gleichzeitig damit im Zaum halten konnte, deren Decks aber natürlich nur bessere Sealed Decks waren.

Ich hatte übrigens auch zwei Mentoren, die für mich Magic verändert haben. Als ich anfing, spielte man noch mit allen fünf Farben im gleichen Deck, und natürlich nur mit Basic Lands. Die konstruierten Decks sahen aus wie Sealed, nur dass man alle seine „guten" Karten verwendete. Ich erinnere mich, dass ich lange den Discard von Hypnotic Specter nutzlos fand, weil ich in einem Spiel gegen Andre Drews [heute übrigens Geschäftsführer bei Area 51, dem Berliner Laden, der die Einzelkartensammlung von Serious Games übernommen hat] durch diesen sowieso nur Karten abwerfen musste, die ich gar nicht hätte ausspielen können.

Der erste Mentor war mein kleiner Bruder. Ich hatte aus meinem Deck Blau entfernt, weil ich Control Magic und Counter irgendwie memmig fand. Er nahm dann meine blauen Karten und den Rest meiner schlechten Karten, und baute damit ein Deck, mit dem er mein „gutes" Deck Mal ums Mal besiegte, indem er meinen Vampir stahl und andere Schlüsselkarten counterte. Da verstand ich zum ersten Mal die Stärke von Blau, und dass nicht große tolle Kreaturen oder Direktschaden notwendigerweise das Spiel gewinnen.

Der zweite Mentor war... Yvonne Joseph! Genau wie mein Bruder spielte sie Magic ja nie ernsthaft. Doch eines Tages zog sie, während wir auf das Eintreffen der restlichen Rollenspieler warteten ein monoschwarzes Deck heraus, das zum größten Teil aus Schrottkarten wie Plague Rats bestand, und besiegte damit ohne jede Mühe mehrfach in Folge mein „gutes", vierfarbiges Deck. Da lernte ich dass, mehr als alles andere, konsistentes Mana ein Deck ausmacht.

Zum Thema Arroganz: Nach diesen Erfahrungen baute ich ein monoblaues 40 Karten-Deck, „Blue Hawaii", hauptsächlich aus Counterspell (die ich mir mühevoll zusammentauschte), Power Sink, Control Magic, Wall of Air, Prodigial Sorcerer, Air Elemental, Sol Ring (beide, die ich hatte) und – etwas unpassend aber gut, um einen Tim in eine bessere Mauer zu verwandeln, die Zeit kaufte – Unstable Mutation. Ich spielte es aber so gut wie nie, weil es alles andere verprügelte, so als wenn man einem kleinen Mädchen seinen Lutscher wegnimmt. Weenies starben an Tims, Fatties waren willkommene Ziele für Control Magic. Was sonst so anlag, wurde gecountert.

Mit diesem und Afterburner, das ich auf 60 Karten aufgestockt hatte, damit es turnierlegal wurde – es kommt bei Dir in Teil 2. vor – ging ich zu meinem ersten Turnier, das von Lutz Hofmann veranstaltet wurde – natürlich unsanktioniert, etwas anderes gab es damals ja noch nicht. Als Lutz dann erklärte, auch restricted Karten dürften viermal gespielt werden, und Vierzig-Karten-Decks wären OK, weil er selbst mit seinem 4-Maze of Ith-Kobold-Deck mitspielen wollte, registrierte ich stattdessen das blaue Deck. Und als jemand so freundlich war, mir „Viel Glück!" zu wünschen, antwortete ich: „Brauche ich nicht, ich gewinne sowieso." Talk about arrogance! Allerdings betrachtete ich dies als schlichten Fakt. Offensichtlich hatte ich damals keine Ahnung, was da für Decks möglich gewesen wären, mit Loti, Moxen, Ancestrals und so. Die anderen aber auch nicht, und so gewann ich das Turnier fast mühelos. Dem armen Lutz schoss ich alle seine Kobolde mit den Sorcerers zu Klump, und dann ihn selbst. Bei anderen Spielern counterte ich (nun aber wirklich Arroganz!) einfach Karten, die ich nicht kannte und zu faul war, mir durchzulesen. Nur im Finale wurde es noch mal eng. Ich glaube, mein Gegner hieß Marc, und der hatte ein fast nur aus Commons bestehendes Kird Ape-Deck, allerdings war es zu meinem Glück noch nicht auf Geschwindigkeit ausgerichtet und enthielt Hill Giants.

Das Channel-Deck, ebenfalls mit Kirds, Elves, und Dragon Whelp, entstand danach und sollte keine Kreatur enthalten, die genau so gut wäre, wenn der monoblaue Spieler sie mit Control Magic stähle. Vier Channel in 40 Karten, naja, so waren die Zeiten damals.

Das war die Phase, als alle ein- oder zweifarbige Decks spielten. Ich hörte, wie in irgendeinem Turnier in Süddeutschland jemand mit einem fünffarbigen Deck gewonnen hatte – wie konnte das sein? Ich begann, Multiländer zu sammeln. Die bekam man damals für eine Uncommon, denn für ein momochromes Deck waren sie nutzlos, und für ein zweifarbiges zwar nett, aber nicht wirklich nötig, das fanden zumindest viele. Aber damit konnte man offenbar mehr als zwei Farben unterstützen, und dann waren sie wohl stärker.

Informationen reisten damals sowieso sehr langsam. Es war die Zeit vor dem Internet, und ich hatte eine Liste aller Karten irgendwoher, auf der ich abstrich, was ich schon hatte. Ich wunderte mich nur, dass ich nie einen dieser „Moxe" zog, und auch „Sinkhole" nicht – und das war ja immerhin common! Stattdessen gab es Karten, die gar nicht auf meiner Liste standen. Als ich endlich mal jemanden traf, der den Timetwister hatte, wenn auch mit häßlichem schwarzen Rand, gab ich grummelnd einen Hurricane und drei Sümpfe dafür auf.

Bei besagtem Turnier bei mir zu Hause erinnere ich mich des Weiteren noch, dass Du verzweifelt nach einem Stone Rain suchtest. Ich hatte, was Du großherzig verschwiegen hast, ja – denke ich – sowieso den Ruf eines Sharks beim Karten tauschen und wollte, glaube ich, eine Uncommon dafür, was Du aber nicht gemacht hast.

Und komischerweise muss es Legends doch irgendwo zu kaufen gegeben haben, denn ich traf irgendwann jemanden bei Spielbrett [ein Spieleladen], der ein halbes Display Einzelkarten davon loswerden wollte, bunt gemischt. Für 50 Mark erstand ich so zwei Mana Drain, ein Moat, ein The Abyss, den von Dir erwähnten Nether Void, Chains of Mephistopheles, The Tabernacle at Pendrell Vale, die ganzen anderen Länder, zahlreiche Commons und Uncommons, Sol'kanar the Swamp King, Rubinia Soulsinger und jeder Menge weiterer goldener Karten, so wie Axelrod Gunnarson, die man in Süddeutschland, wo so etwas noch völlig ungesehen war, dann gegen multiple spielbare Rares tauschen konnte – und ein Multiland gab es oft obendrein!

Später, als das Internet aufkam, fand ich übrigens noch einen Mentor, oder sogar zwei: Einer hieß Jim Lin, hatte sich offenbar eine Interpretation des Zak Dolan Weltmeisterdecks nachgebaut und schrieb Turnierreports auf usenet, lange bevor es irgendjemand sonst tat. Der andere war Brian Weissmann. Ich hatte nie etwas mit ihm persönlich zu tun, obwohl ich ihn bei der PT Dallas und PT „ProsBloom" Paris traf, aber sein Artikel über „The Deck" eröffnete mir die Welt des Kartenvorteils, und ist eines der am coolsten geschriebenen Stücke Text über Magic, die ich bis heute kenne.

Teil 2.: An das Duell mit dem Scepter erinnere ich mich auch noch. In diesen Spielen war das Disrupting Scepter immer extrem effizient gegen Afterburner, denn ich musste meine Feuerbälle und Drains entweder viel zu früh spielen, oder verlor sie gar ungenutzt. Das Wand of Ith hingegen war sinnlos. Das Deck habe ich noch heute unverändert irgendwo, und übrigens enthielt es eine Nevinyrral's Disk, um eventuellen Schutzkreisen und Ähnlichem beizukommen, als Silver Bullet sozusagen. Es war also nicht so konzeptionell rein, wie von Dir vermutet. Die Disk hatte ich hineingenommen, nachdem ich gegen zwei Schutzkreise bei Andre Drews verloren hatte, und sie hat mich mal gegen einen White Knight von Stefan Funke mit Red Ward und Holy Strengthdarauf gerettet. Stefan regte sich ziemlich auf und meinte, das gäbe es doch nicht – ich hätte auf alles immer noch eine Antwort!

Ich erinnere mich auch an ein anderes Duell, wo Du versucht hast, meinem UW Cardadvantage-Deck mit einem Landzerstörer beizukommen, und ich Dir klar machte, dass ich, obwohl ich viel Mana für den Sieg brauche, gewinne, wenn ich dank Counterspells die ersten ein, zwei LD-Sprüche countern kann. Und das geht selbst, wenn Du anfängst, weil Power Sink und Counterspell eben nur zwei Mana brauchen, um einen 3-Mana-LD zu stoppen und Birds an Swords to Plowshares sterben können. Dann bekomme ich ein Jayemdae Tome online, und Du holst mich nie wieder ein, weil ich mehr Länder ziehe, als Du LD. Ich hatte dort den Eindruck, dass Du mitnichten unwillig warst zu lernen, im Gegenteil: Du warst so besessen davon, das Spiel in seiner Gesamtheit zu verstehen, dass Du lernwilliger warst als fast jeder andere. Mehr noch, als Du es Daniel zuschreibst, warst Du willens, Deine Zeit mit irgendwelchen Filler Cards und Concept Decks zu vergeuden, in der Hoffnung, verborgene Stärken zu wecken.

Oder vielleicht besaß ich auch nur eine weniger klarere Vorstellung als Frank davon, was Filler Cards sind!

Ich dachte damals, dass dies Deine Schwäche sei, zu viel Zeit darauf zu verschwenden, offensichtlich jämmerliche Karten beleben zu wollen. Aber Du wustest dadurch mehr als wir alle.

Naja, einigen wir uns darauf, dass es später meinem Limited-Spiel geholfen hat...

Du warst übrigens damals auch (bei Daniel, Stefan und mir) berüchtigt als einer der besten Deckdesigner Berlins. In der Tat kopierten wir ja Dein grundlegendes UWr Design, weil wir kein besseres fanden, obwohl ich meine mich zu erinnern, dass Du es später mit zwei Dragon Whelp modifiziert hast, während ich Control Magic und Jayemdae Tome einbaute (und eine City of Shadows – die natürlich Müll war – um damit die gestohlenen Kreaturen vor Disenchant zu schützen.

Bei dem Turnier, wo wir beide es auch spielten, musste ich leider früher gehen und gab daher den Sieg an Daniel, nachdem ich ihn im Entscheidungsspiel wehrlos vor meinem Serra Angel sitzen hatte und ihn hätte töten können – was aber nur Glück war, denn wir hatten ja quasi das gleiche Deck. War damals legal, keine Ahnung wie das heute ist. Ein anderes Deck, gegen das ich bei jenem Turnier in Runde eins kam, wurde von Claudia Loroff oder Yvonne gespielt, und zwar BG Dark Ritual/Mana Vault/Demonic Hordes/Instill Energy. So viel Mühe, um dann an einem Swords to Plowshares zu Grunde zu gehen!

Und Daniels eigenes Deck, „Killer", nahm auch Teil, ein RGb Kird Ape-Deck mit Sedge Troll und Dark Heart of the Wood (und Mind Twist und Demonic Tutor, glaube ich), das von einem Wohngemeinschafts-Kollegen von Daniel gesteuert wurde, der Magic nur gelegentlich zum Spaß spielte. Es schnitt durch das Feld wie Butter, und die Leute dachten, er wäre ein Pro aus den USA (er war Amerikaner) und raunten über das Deck, aber er wurde von Dir besiegt, weil Du auf irgend einer Regelfeinheit herumrittest, und er danach so angekotzt war, dass er keine Lust mehr hatte. So erinnere ich mich zumindest.

Daran kann ich mich jetzt überhaupt nicht mehr erinnern...

Bei dem anderen Turnier in der Burg war ich Judge (ich weiß noch, dass ich das Schild „Judge Schacherer" irgendwie lustig fand, wegen Judge Dredd). Mr. Mox, der mir übrigens einen Ancestral fur 70 Mark verkaufte und nett war, spielte zwar gegen Andreas Huhn, aber nicht im Finale. Im Finale musste Andreas gegen einen vierzigjährigen Sammler antreten, der ein Kird Ape / Mishra's Factory / Lightning Bolt / Chain Lightning-Deck hatte und das Turnier damit auch gewann. Andreas hatte in einem der Spiele ein Pirate Ship auf dem Tisch, das weiß ich noch, und der andere hatte alle vier Blitze gezogen und mähte ihn mit Mishras nieder. Danach kaufte ich mir direkt vier Mishras.

An Judge Schacherer erinere ich mich besonders in einer Szene, als mein Gegner einen Chaos Orb benutzen wollte und ich ihn rief, weil ich nicht wusste, wie das korrekt ablaufen sollte. Frank stellte fest, dass die Karte mindestens einen Fuß hoch in die Luft geworfen werden musste und stellte deswegen einen Fuß auf den Tisch, um die Mindesthöhe anzuzeigen!

Bei der Deutschen Meisterschaft spielte ich nicht das Kird Ape-Deck. Du hattest verkündet, dass BW Discard/Rack alles schlüge, und Deine Autorität war so groß, dass ich Dir glaubte, mir selbst eines baute, es gegen Diverses testete – was es alles schlug – und dann spielte. Leider mit lahmen Mindstab Thrull anstatt Order of the Ebon Hand. Ich tauschte mir aber vor der Registrierung noch zwei oder drei weitere Balance an (ich weiß nicht mehr, ob ich alle drei bekam), obwohl das Deck ja eigentlich nicht darauf ausgelegt war, und spielte mit allen. Ich scheiterte, glaube ich, in der Runde der letzten 16 oder 32 an einem Bargain-Critter-Deck mit Elfen, Dark Ritual, Vampiren, Juggernauts, Shivan, Bolts, Channel/Fireball & Armageddon (!), nachdem ich in der Runde davor eine Art Turbostasis dank Brushland und Dust to Dust aus dem Sideboard knapp schlagen konnte.

Das kann ich jetzt nicht ganz nachvollziehen, fürchte ich.

Das Counter/Kird-Deck war das des Deutschen Meisters, spielte auch noch Schwarz und Bolts, Terror, Serendib Efreet, Control Magic, Mind Twist, Channel/Fireball und einmal Goblin War Drums (...) gegen ein buntes URb Counterdeck mit Mind Twist und vielen Countern, insbesondere auch Elemental Blasts, das mit zwei Clockwork Beast zu töten versuchte. Der Gewinner hatte im Halbfinale meinen letzten Gegner besiegt und in der Runde davor Marcus Heyduk, der ein straightes Kird Ape-Deck spielte. Andreas Huhn spielte White Weenie mit vier Preacher, kam aber nicht weit in der Single Elimination. Daniel ging es ähnlich, der kaufte dafür hinterher massenweise Doppelländer für 10 Mark das Stück – damals nicht billig, aber auch nicht teuer und aus heutiger Sicht eine gute Investition.

Kann mal wohl sagen!

Die Necropotence-Decks, die Daniel und ich eine Zeit lang spielten, bevor sie in Mode kamen, enstanden aus zwei Quellen: Zum einen liebte ich die Karte wegen ihres Flairs (das war der wahre Lich!), und ich hatte sofort angefangen, mit ihr Decks zu bauen, beim Fun-Testing gegen Stefan Funke und Daniel, ohne ihre Power aber wirklich zu erkennen. (Ich versuchte sie mit Ivory Tower etc... zu kombinieren, anstatt einfach vier davon in ein Deck mit billigen Sprüchen zu packen.) Zum anderen war da die Idee, dass viele Spiele schon dadurch entschieden werden, wer den besseren Start hat und den Tempokrieg gewinnt. Hymne, Hymne, Icequake? Game over.

Was wäre also, wenn man ein Deck baute, wo jede Anfangshand eine gute war? Dadurch kamen wir dann auf einen schwarzen Weenie, mit Paralyze, Hymn to Tourach, jeder Menge Swords to Plowshares-resistenter Ritter, Erg Raiders, Hypnotic Specter, Dark Ritual und, ich glaube, Icequake. Und was tat man, wenn die Hand leergespielt war, und der Gegner sich mit einem glücklichen Pyroclasm oder so retten konnte, indem er trotz wenig Mana die Horde abräumte? Dann legte man einfach eine Necro, und füllte für sieben Schaden noch einmal auf. That's game!

Das Deck war erstaunlich stark und zerfetzte die populären UWx Decks nur so. Also nahmen wir es zu einem Turnier mit nach Hamburg (welches übrigens der deutsche Meister mit einem anderen bunten Deck mit Serras, Birds, Swords to Plowshares, allen Spoilern und viel Blau gegen Gunnar Refsdal mit einem ähnlich bunten Autumn Willow-Deck gewann). Dort scheiterte ich recht früh an einer Frau, die ein monogrünes Elfen/Ernham/Force of Nature Deck hatte, mit Whirling Dervish im Maindeck, der in beiden Spielen in Runde zwei herauskam, und auf den ich keine Antwort hatte, und Daniel scheiterte etwas später an einem monoschwarzen Deck mit Royal Assassin und Icy Manipulator. Wir verpassten die Idee, Drain Life und Nevinyrral's Disks in das Deck zu stecken für Pro Tour 1 [an der Daniel und Frank beide teilnahmen], sondern gaben es als zwar roh stark, aber zu anfällig für Hoser auf. Ansonsten hätte man, denke ich, schon eine Chance gehabt, in die Top8 zu kommen! Witzigerweise spielte ich in einer der letzten Runden der PT gegen Leon Lindback, den Necro-Spieler, und da ich sein Deck so gut kannte und mein UW wegen unseres schwarzen Weenies so weit wie möglich dagegen immunisiert hatte, wurde es sogar relativ knapp, und ich nahm ihm ein Spiel ab, indem ich seine letzten drei Karten aus der Library Jester's Cap-te und seine Necro disenchantete, so dass er verlor, weil er nun nicht mehr KEINE Karten ziehen konnte. Aber letztlich reichte es eben doch nicht.

Teil 3.: An dieses Duell nach dem Turnier erinnere ich mich auch noch. Ich war damals der Meinung, dass Du die Bedeutung einer konsistenten Manabasis unterschätzt hattest, und Du hattest Dich in der Tat auf weiße Spielereien eingelassen, die nicht nötig waren und Dich Platz im Deck kosteten – insbesondere gegen Necro gabst Du mir außerdem mit jedem Swords to Plowshares Extrakarten. Sicher, Thawing Glaciers.erlaubten Dir das Zweifarbige in gewissem Maß, aber man hat eben doch nur vier und zieht sie nur in etwa 50% aller Spiele, und dann fehlte Dir nachher Doppel- oder -, wenn Du sie gerade brauchtest, und das machte Dich langsamer.

Mein Necrodeck war übrigens ein Kontrolldeck. Just Kidding! Eigentlich war es eine monoschwarze Version von Olle Rade's Spinnendeck, nur mit besserer globaler Zerstörung und Boardkontrolle (Withering „Wisp of God" Wisps a.k.a. „Withering Disk"), der Power von Necro und konsistentem Mana. Ich hatte die Idee dazu irgendwann beim Testen gehabt, und damit dann Boris' und Daniels Decks zerlegt. Ich habe dazu damals einen Turnierbericht geschrieben und für Daniel eine Deckanalyse. Daniel spielte das gleiche Deck, aber mit vier Underground River für Sleight of Mind, und landete irgendwo auf Platz 12 oder so. Ich war damals eigentlich blöd, weil ich keine Intentional Draws gemacht hatte, sondern selbst in den letzten beiden Runden noch spielte...

Teil 4.: Thommy war in der Tat ein genialer Deckdesigner, und ich kopierte von ihm die Idee zu einem monogrünen Weenie mit Winter Orb (er hatte auch noch Armageddon via Birds), mit der ich bei einem Turnier bis in die Top 4 kam, wo ich an Boris' Mono-U trotz Karoo Meerkat und River Boa scheiterte, weil er nicht nur Quicksand, sondern zusätzlich noch Shield Sphere spielte, und diese kauften ihm die Zeit, die er brauchte. In diesem Turnier befand sich auch ein anderes sehr kreatives Deck, das mit Orb und allerlei 1-Mana-Sprüchen wie Red Elemental Blast, Blue Elemental Blast. und so fort erstaunlich schwer zu schlagen war. Parallel zu diesen beiden Ideen führte zeitgleich in den USA Brian Schneider Five Colour Green ein – die geniale Synthese daraus! Doch das lag auch bei uns schon in der Luft. Schön zu sehen, wie solche Decks sich logisch entwickelten!

Manchmal denke ich, die Sets rotieren zu schnell (zumindest dachte ich damals so), so dass obskure Strategien, die als Antwort auf offensichtliche entstehen, gar keine Chance mehr haben, entdeckt zu werden. Vielleicht versteht man aber Magic heutzutage auch schon so gut, dass das sowieso nicht mehr passiert?

So das war's, hat jetzt fast sechs Stunden gedauert, das Reminiszieren!

Freundliche Grüße,
Frank



Wisst Ihr, Franks Mail ist etwas gelungen, das ansonsten niemand in der Magic-Szene mehr schaffen kann: Dass ich mich als Nachwuchsspieler fühle.

Bis zur nächsten Woche, Kinder!





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