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Ins & Outs der Zehnten Edition
LD und Discard...
von Tobias "TobiH" Henke
11.07.2007

Wenn man so will, ändern sich beim Übergang von Neunter zu Zehnter Edition 405 Karten!

Wie das bei zwei Sets, von denen das größere ohne Standardländer gerade einmal 363 Karten enthält, überhaupt möglich sein kann? Nun, Die Zehnte Edition enthält unter anderem 221 Karten, die die Neunte Edition nicht enthielt, verzichtet dafür aber auf 184 Karten, die die Vorgänger-Edition noch ihr Eigen nannte.

"Ganz schön krass", sagt ihr jetzt? Jo, so in etwa sah auch meine erste Reaktion aus, allerdings um die zusätzliche Komponente erweitert, dass ich die Änderungen irgendwie artikeltechnisch durch den Schreibwolf drehen wollen würde...

Dann lasst mich doch zunächst mit gespitzter Pithing Needle die erste Seifenblase platzen lassen: Heute geht es NICHT um alle 405 Karten!

Stattdessen habe ich mir für heute einen ganz speziellen Aspekt, eine Sorte Karten herausgepickt. Und zwar die beiden häufigsten Vertreter von 'proaktiver Disruption'. Laut Definition bedeutet "proaktiv":

    Unter "proaktiv" verstehen wir, dass wir beantworten, bevor es etwas zu beantworten gibt! (Im Netz geistert dieser Begriff erstaunlicherweise teilweise in ganz anderer Bedeutung umher, wo schlicht "aktiv" viel besser passen würde, wie z.B. beim Spielen von Threats.)
    Typische proaktive Karten sind Schutzkreise, Ivory Mask, Chalice of the Void, Aether Flash etc... Außerdem ist Support Denial generell eine proaktive Herangehensweise.
    Zitat von "Professor" Andreas Pischner


Aha, Antworten liefern, bevor die Fragen überhaupt gestellt werden... Das klingt nach einer ziemlich genialen Idee, nicht? Aber wie macht man das, wo es doch immer VERSCHIEDENE Dinge zu beantworten gibt? Deck A spielt kleine Kreaturen und Burn, Deck B zerstört kleine Kreaturen und legt seinerseits große, Deck C geht in die Kombo und Deck D countert alles und jeden... Völlig unterschiedliche Strategien, völlig unterschiedliche Fragen und selbstverständlich völlig unterschiedliche Antworten. Burn beantwortet man mit Ivory Mask zuverlässig, gegen Kreaturen hilft das wenig. Gegen ein paar dicke Monster ist ein Schutzkreis eine adäquate Antwort, gegen Kreaturen, die zum Teil so wenig Mana kosten wie eine einzelne Schutzkreis-Aktivierung sollte man sich darauf eher nicht verlassen. Gegen manche Kombodecks ist Chalice of the Void toll, gegen andere völlig irrelevant, usw.

Auch da hilft uns der Professor weiter. Wir suchen etwas Proaktives, das die gegnerischen Bedrohungen bereits im Vorfeld quasi 'abblockt' und dabei nicht auf eine spezielle gegnerische Strategie zugeschnitten ist, sondern gegen jeglichen Feind funktioniert. Wir werden fündig bei "Support Denial":

    Um einen Spruch zu spielen, benötigt ein Spieler zum einen Mana, zum anderen die entsprechende Karte. Support Denial sind folglich solche Karten, die den Gegner von den entsprechenden Ressourcen abschneiden, zB Stone Rain oder Mind Rot. Support Denial ist grundsätzlich eine proaktive Strategie.


Ist doch eigentlich sehr offensichtlich, oder? Hat der Gegner keine Länder sind alle seine Bemühungen im Keim erstickt. Hat er keine Handkarten hilft ihm ebenso selbst alles Mana in der Welt nicht weiter.

Support Denial hat eine lange Geschichte als Deckstrategie in Magic, allerdings immer nur in einem Metagame, in dem die entsprechenden Karten (Discard, Landdestruction) billiger waren als die durchschnittlichen Zaubersprüche der Gegner oder sich besser beschleunigen ließen. Einen Stone Rain zu spielen, NACHDEM der Gegner in seinen ersten drei Zügen insgesamt 4 Jackal Pup und 2 Mogg Fanatic ausgespielt hat, war noch nie eine besonders gute Strategie. Ein Stupor oder Mind Rot hilft in dieser Situation ähnlich viel... (Selbiges gilt generell natürlich für alle proaktiven Karten—will man etwas beantworten bevor es gespielt wird oder zum Einsatz kommt, muss die proaktive Antwort selbstredend ensprechend früh gespielt werden können.)

Ich will hier nicht allzu weit in die Vergangenheit gehen, aber erinnert ihr euch noch an das ominöse Eulendeck? Dieses gewann mit Hilfe von Ebony Owl Netsuke und Sudden Impact, und zwar u.a. weil Boomerang, Eye of Nowhere und vor allem Exhaustion den Gegner von seinem Mana abschnitt. Oder Magnivore?—ebenfalls mit Eye of Nowhere, zusätzlich Stone Rain, Demolish und schließlich Wildfire. Das eine Deck behinderte seinen Gegner kurzfristig, das andere langanhaltender. Beiden Decks war allerdings gemein, dass sie gegen Controldecks und ihre teure Zaubersprüche ganz ausgezeichnet oder zumindest gut dastanden, während sie gegen Gruul, Zoo, Boros und deresgleichen des Öfteren auf die Nase bekamen. (Zugegebenermaßen erfüllte Wildfire in diesen Matchups einen Doppelzweck... war also nicht ganz so schlecht.)

Oder zuletzt bei den National Qualifier-Turnieren, wo ein Deck mit Stupor und Augur of Skulls und Cry of Contrition und und und...—Ja, ihr könnt es euch denken: Gegen Kontrolle sah das ganz ok aus, gegen Zoo und Gruul eher weniger.

Support Denial ist zwar zuweilen gut und beliebt, hat aber einen ganz gewaltigen Nachteil: Es ist nicht besonders interaktiv! Wenn es funktioniert, also zB der Landzerstörungsplan aufgeht, dann kommt der Gegner nicht dazu, irgendetwas auszuspielen. Wenn er nicht funktioniert, dann spielt der LD-Spieler ganz viele Sprüche ohne Relevanz. (Wieder das Stone Rain-vs-Weenie-Beispiel.)

Einer von beiden sitzt dabei zumeist herum und spielt nicht so recht mit. Das ist ungemein frustrierend.

Auf der anderen Seite muss man allerdings sagen, dass proaktive Disruption in Form von Discard und LD u.a. als Kontrollinstanz eines Formats fungiert. Wenn die entsprechenden Karten wegfallen, dann ist die Wahrscheinlichkeit deutlich höher, dass die Spieler zu den teuersten und stärksten Karten eines Formates greifen. Das ist auch nicht besonders spaßig. (Billige reaktive Karten und Weenie-Strategien können allerdings ebenso diese Kontrollfunktion ausüben.)

Außerdem ist es durchaus 'skill-intensiv' seine Decks so zu bauen, dass sie mit LD und Discard keine Probleme haben. Ein beliebter Anfängerfehler—nein, da muss ich mich korrigieren, dieser Fehler betrifft keineswegs ausschließlich oder auch nur überwiegend Anfänger, sondern ist über alle demografischen Grenzen weit verbreitet—ist es, zu viele zu mana-intensive Karten ins Deck zu stecken, was bekanntlich leichtes Spiel für den Feind und seine proaktive Disruption bedeutet. (Dass Anfängern in der Zehnten Edition nun übrigens nicht mehr Rootbreaker Wurm und Scaled Wurm an die Hand gegeben werden, wollte ich hier zwar eigentlich gar nicht erwähnen, passt aber grad so gut und ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung.)

In zahllosen 'Spielerbörsen', gerade im sogenannten "Casual-Bereich", sei es bei Magic Work Station oder Magic Online, finden sich Aufrufe, die u.a. folgende Bedingung knüpfen: "Wer mag mit mir spielen? Aber ohne Discard, Landdestruction, [...]"

Ein großer Teil jenes Gejammers ist ungerechtfertigt. Baut eure Decks gefälligst besser, dann verliert ihr auch nicht so oft dagegen! Jedoch bleibt ein gewisser Rest. Das Frustrationspotenzial ist nunmal gegeben, wenn einer der Spieler eine entschiedene LD-Strategie fährt. Entweder für ihn oder für sein Gegenüber.

Ich bin der Ansicht, dass Magic-Spieler allgemein zu viel jammern und ab einem gewissen Punkt einfach gelernt haben sollten, dass Scaled Wurm halt nichts im Deck zu suchen hat, wenn man ihn auf herkömmliche Art beschwören will. Ich bin allerdings ebenfalls der Ansicht, dass man speziell Neulingen nicht gleich die gesamte Härte der Realität wie einen Vorschlaghammer ins Gesicht schlagen sollte!

So. Und jetzt endlich kommt der springende Punkt, des Pudels Kern oder welche Metapher ihr auch immer bevorzugt: Die allermeisten der bislang genannten Karten sind... aus der Neunten Edition, also aus jenem Set, das speziell dafür konzipiert ist, Einsteiger an das Spiel heranzuführen! Oder besser gesagt: Dass dafür konzipiert sein sollte.

Meine These lautet insofern wie folgt: Support Denial wie es uns in jüngster Vergangenheit zur Verfügung stand hat seinen absolut berechtigten Platz in Magic. Wo es aber einfach nicht in dieser geballten Ladung konzentriert sein sollte, das ist die Grund-Edition!

Übrigens muss ich hier endlich einmal anfangen zu differenzieren. Auf Landzerstörung trifft vieles von dem bisher Geschriebenen viel besser zu als auf Discard. Ein Gegner ohne Länder ist deutlich weiter davon entfernt, einen Zauberspruch auszuspielen, als einer ohne Handkarten—ein Zustand, der sich schließlich in jedem Zug ganz von alleine ändert. Das Frustpotenzial ist wenig verwunderlich bei LD deutlich höher als bei Discard. Und LD hat folglich deutlich weniger im Grundset verloren als Discard.

Weitere Enthüllungen: Auf diese Idee bin ich nicht von allein gekommen. (Ach?) Vielmehr habe ich mir in Wahrheit die Zehnte Edition angesehen und in diesem Bereich massive Umwälzungen festgestellt... Und dann habe ich angefangen, mir Gedanken zu machen, warum es diese Umwälzungen wohl geben könnte.

Ich weiß nämlich, dass es Kritiker gibt, die jegliche Veränderung prinzipiell erst einmal skeptisch sehen, und speziell in diesem Fall gibt es ja einige Punkte, woran man seine Kritik festmachen könnte. Man könnte schließlich argumentieren, dass durch den Wegfall dieser ganzen Karten (die ich gleich auch noch anführen werde... doch! wirklich!) Magic "verweichlicht" und weniger 'skill-intensiv' würde... Und hey, durch den schlagartigen Wegfall wird es das vielleicht sogar ein bisschen. Zunächst. Denn ich gehe mittlerweile doch sehr stark davon aus, dass künftige Erweiterungen auf diesem Gebiet für einen Ausgleich sorgen werden.

Soviel zur "Einleitung"... Ja, ich habe in diesem Fall das Pferd von hinten...—ach herrje, diese Metaphern in der deutschen Sprache sind aber auch was feines! Was ich sagen will: Diese Einleitung hätte ich auch ans Ende meines heutigen Artikels stellen können. Aber irgendwie war ich der Meinung, dass dies eine dieser Stellen ist, an denen man etwas dermaßen skandalöses zu berichten hat, dass man lieber mit den Worten "Ich muss dir was erzählen, aber reg dich jetzt bitte nicht auf..." beginnt...














Stone Rain

Und hier haben wir ihn auch sogleich, den Schlammassel. Mit der Zehnten Edition verlässt erstmalig Stone Rain das Standard-Format. Das wär mir bis vor kurzem selbst im Traum nicht eingefallen, dass das überhaupt zur Debatte stehen könnte! Stone Rain war immerhin über die volle Lebensspanne von Magic hinweg ein Teil des Spiels. Noch in der Sechsten und Siebten Edition wurde er sogar zusätzlich von Pillage unterstützt. Zwar ist Folgendes schon seit Urzeiten keine richtig gute Strategie mehr gewesen, aber immer gab es die Gewissheit, dass man mit einem Mana-Elfen oder den Paradiesvögeln theoretisch ab Turn 2 loslegen konnte, Landzerstörung zu spielen... Im aktuellen Typ 2-Metagame spielt dieser Klassiker zwar keine nennenswerte Rolle, aber es tauchten ja immer wieder einmal Decks auf, in denen der "Urgesteinhagel" sein Plätzchen fand. Zumindest für die absehbare Zukunft ist damit vorerst Schluss.


Wildfire

Ebenfalls von den Kürzungen betroffen ist Wildfire, welches bis zuletzt noch in einigen blau-roten Tron-Decks für eine Kombination aus Disruption und Kontrolle sorgte, und sich somit weder gegen Kreaturen-, noch gegen Kontrolldecks jemals richtig schlecht machte. Kleine bis mittelgroße Kreaturen abzuräumen und dabei gleichzeitig die Spielfläche um vier Länder zu bereinigen, ist offensichtlich genau das, was ein LD-Spruch nicht können sollte. Zwar gibt es mit Tarmogoyf und anderen mittlerweile genug Möglichkeiten für den Beatdown-Spieler, das Wildfire zu umgehen, und das zeigte sich ja nicht nur zuletzt bei den National Qualifier-Turnieren, wo Jan Tekülves Deck so ziemlich als einziges erfolgreichen Nutzen aus Wildfire ziehen konnte. (Link) Aber die Karte an sich ist so stark, dass ich mit ihrer künftigen Abwesenheit eindeutig einverstanden bin.


Blood Moon

Jaja, wir haben ja jetzt Magus of the Moon... Nur dummerweise ist der beispielsweise gegen Zoo nur ein billiger (und meist toter) Abklatsch des Originals. Viel eher braucht man hieran keine Gedanken mehr verschwenden, weil das Urza-Dreigestirn Typ 2 ebenfalls verlässt und mit Lorwyn dann auch alle Duals und Bounce-Länder des Ravnica-Blocks. Bis dahin wird sich insbesondere Zoo halt freuen.


Boiling Seas und Flashfires

Ich weiß genau, dass beide Karten früher einmal gesideboardet wurden, aber in letzter Zeit habe ich sie nirgendwo mehr gesehen. Vermutlich wird man sie nicht vermissen.


Das waren die roten LD-Karten, die wir verlieren, aber es geht weiter...


Annex

Vor allem zu den Zeiten als Tower, Mine und Power Plant so richtig abgingen, war Annex allgegenwärtig. Im Mirror bewirkte es dabei zum Teil die dümmsten möglichen Spielabläufe überhaupt: Beide Spieler haben 3 Länder, ein Signet und ein Annex—derjenige, der den Würfelwurf gewinnt, gewinnt. Irgendwie blöd.


Confiscate

Das Spielchen ließ sich sogar noch weiter auf die Spitze treiben. Wenn man sich gerade erst per Annex aus dem feindlichen Ländervorrat bedient hat, dann kann man sich vermutlich gleich im Anschluss auch die sechs Mana für Confiscate leisten... Zwar lassen sich für sechs Mana auch alle möglichen anderen Permanents klauen, aber wieviel cooler ist es doch, wenn man stattdessen dafür sorgt, dass der Gegner gar nicht erst dazu kommt, andere bleibende Karten auszuspielen, weil ihm das Mana fehlt?


Exhaustion

Eine Karte, die ausschließlich combo-artigen Mana Denial-Strategien vorbehalten bleibt. Zu Gesicht bekam man diese zuletzt im Eulen-Deck und im Bracht'schen Walk the Aeons-Deck. Während ich mich zwar eigentlich noch einmal an ein Update von letzterem setzen wollte (mit Rites of Flourishing und so), bin ich auch nicht allzu traurig über diesen Wegfall.


Temporal Adept

In einer Zeit, in der jedes Controldeck Ravnica-bedingt irgendwelche Farben splasht, ist der Adept einerseits schwieriger zu nutzen und stirbt andererseits deutlich schneller. Wer sich allerdings noch an das Metagame auf den Regionals vor zwei Jahren erinnert, der weiß, dass dort ein früher Temporal Adept eine der beliebtesten Strategien des blauen Decks gegen Tooth and Nail war (in Kombination mit Boomerang)


Weiter mit dem Discard...


Blackmail

Nie wirklich eine Top-Karte, aber hin und wieder in den bemühteren Discard-Decks anzutreffen. Interessant vor allem in der Anwendung, die beiden Spielern eine Entscheidung abverlangt, und dementsprechend irgendwie schade, dass sie geht. Auf der anderen Seite beeinflusst ihr Weggang das Metagame kaum.


Coercion

Einfach viel zu teuer, um jemals (außerhalb von Mirage-Block Constructed wohlgemerkt!) Constructed-Relevanz zu haben. Hier hätte man die Abwesenheit vermutlich gar nicht bemerkt...


Mindslicer

Eine coole Karte, die zusammen mit Nantuko Husk und Greater Gargadon ja sogar gespielt wurde. Besonders traurig ist dieser frühzeitige Wegfall, weil ich denke, dass das rot-schwarze Deck im aktuellen Typ 2 noch nicht an seine Grenzen gegangen ist, noch nicht ganz gezeigt hat, was es wirklich auf dem Kasten hat. Und speziell dieses Aggro-Deck mit Kontroll- und sogar Kombo-Elementen wird sich kaum nach Ersatz umsehen, der notgedrungen weniger synergisch mit dem Gesamtkonzept wäre, sondern den Discard-Aspekt viel eher ganz ausklammern...


Persecute

Ich habe gerade erst lang und breit über SolarFlare referiert (Link), das Deck, das auf den National Qualifier-Turnieren nicht zuletzt wegen Persecute die meisten Sieger hervorbrachte. Der Wegfall von Persecute schmerzt dieses Deck allerdings deutlich weniger als man annehmen könnte, denke ich, denn mit der Rotation verschwindet gleichzeitig Seething Song, was allen Kombodecks einen heftigen Dämpfer versetzt. Der 'dicke Discard' könnte folglich in Zukunft durchaus Haunting Hymn werden, welche gegen Beatdown-Decks zwar noch schlechter ist als Persecute, dafür aber gegen feindliche SolarFlares und verschiedene andere mehrfarbige Kontrolldecks sogar noch Vorteile im Vergleich zu Persecutebietet!


Kollateralschäden und andere Konsequenzen...


Sacred Ground

Es ist zwar weder Discard noch LD, trotzdem gehört es zu diesem Themenkomplex. Es wäre ja auch blanker Hohn dem LD-Spieler nahezu all seine Zauberei zu nehmen, seinem Gegner dafür Sacred Ground zu lassen...


Ivory Mask

Eine der wenigen Dinge, die das Idiot Life-Deck (Link) gegen Persecute und anderen Discard unternehmen kann. Mit den schlimmsten Bedrohungen zusammen verlässt uns auch in diesem Fall die entsprechende Gegenmaßnahme. (Wenn ein Controldeck es dringend nötig hat, kann es allerdings auf Imperial Mask ausweichen, wobei sich die zusätzliche Investition sogar spätestens rentiert hat, wenn es das nächste Mal Compulsive Researchausspielen will...)



Rain of Tears


Tja, wie das Bild schon nahelegt, kommt nur ein einziger Landvernichter wirklich neu dazu. Rain of Tears wird meiner Meinung nach nicht dafür sorgen, dass es ein neues LD-Deck gibt, welches dann die verbliebenen Reste von Rot zusammenkratzt und mit Schwarz kombiniert. Wo es allerdings vielleicht seine ökologische Nische im Feld findet, das könnte im Sideboard von blauschwarzer Kontrolle sein. Wer in letzter Zeit einmal Block Constructed gespielt hat, dem dürfte durchaus aufgefallen sein, dass die UB-Decks dort sogar bereit sind, 7 Mana für ein Take Possession auszugeben, um damit die gegnerische Urza's Factory oder Academy Ruins unter ihre Kontrolle zu bringen. Dass sie 3 Mana ausgeben, um rein destruktiv die Oberhand oder zumindest den Status Quo zu erlangen, scheint absolut realistisch. Etliche Unsicherheiten sind dabei allerdings zu berücksichtigen: Bisher besteht noch eine große Diskrepanz dazwischen wie ein Controldeck im Block und im Standard aussieht, außerdem kann man Detritivore boarden oder gar Boom // Bust... Das müsste man alles abwägen. Rain of Tears lohnt sich in diesem Zusammenhang ohne Zweifel, nur andere Karten lohnen sich eventuell schlicht mehr...


Cryoclasm

Cryoclasm ist nicht wirklich neu im Standardformat (lediglich neu in der Basis-Edition), da ändert sich also nix. Oder doch? Spätestens wenn der Ravnica-Block herausrotiert geschehen unter der Voraussetzung, dass Lorwyn nicht allzu ähnlich aussieht, zwei Dinge. Zum einen werden die Controldecks anfälliger für halbherzige Landzerstörungsbemühungen—ein Pluspunkt für Cryoclasm. Zum anderen findet Cryoclasm längst nicht mehr so gute Ziele, sondern kann tatsächlich nur noch Standardländer belangen. Zusammengenommen damit, dass die Vielfarbigkeit des durchschnittlichen Decks abnimmt, würde ich schätzen, dass Cryoclasms Effizienz eher stark abnimmt. Vor allem die Zeiten, in denen Cryoclasm in geringer Stückzahl bereits im Maindeck startet, gehören mit dem Advent von Lorwyn eindeutig der Vergangenheit an!


Demolish

Demolish übernimmt von nun an die Rolle des "guten alten LD-Spruchs", die vorher Stone Rain innehatte. Besonders viel daran ändern, dass LD von nun an erst einmal nicht gut ist, kann er aber auch nicht.


Creeping Mold

Wir behalten außerdem Creeping Mold. Damit stünden einem rot-grünen LD-Deck im neuen Standard-Format insgesamt Demolish, Avalanche Riders, Mwonvuli Acid-Moss, Creeping Mold, Cryoclasm, Detritivore und Boom // Bust zur Verfügung—ich empfehle dringend, von solchen Vorhaben gebührenden Abstand zu nehmen!


Head Games

...hatte sich schon damals als nicht effektiv genug herausgestellt. Selbst im Block blieb es eine absolute Randerscheinung der alleruntersten Kategorie und im Standard erst recht nicht. Ironischerweise hätte Head Games gegen Dragonstorm eine besonders fiese Anwendung, indem es dafür sorgt, dass auf einmal alle Drachen auf der Hand statt in der Library sind. Dummerweise bewirkt die Zehnte Edition, dass Dragonstorm unspielbar ist. Den Verlust von Seething Song und Sleight of Hand kann Perilous Storm ja vielleicht noch gerade so eben kompensieren (keine Ahnung, fragt mich nicht. Ich bin ratlos, lasse mich aber gerne davon überzeugen, dass das irgendwie geht...), aber Dragonstorm benötigt nunmal 9 Mana—eine Aufgabe, deren Erfüllung ohne den Song in weite Ferne, vermutlich ins Land der Träume, wo Grinning Ignus einen Zug lang liegen bleibt, gerückt ist.


Agonizing Memories

...ist noch so eine Karte von äußerst zweifelhaftem Ruf. 4 Mana für zwei gegnerische Handkarten auszugeben, die außerdem automatisch wieder zurückkommen? Das lässt man besser gleich ganz bleiben.


Distress

Als Ersatz für Coercion fast gar nicht so schlecht. Vermutlich noch die beste der neuen Discard-Karten... Es stellt sich jedoch die Frage, ob das mehr über die Qualität von Distress oder mehr über die Qualität der anderen Discard-Karten aussagt.


Thrull Surgeon

Die Kombination mit Cry of Contrition liegt ja auf der Hand und wird mit Augur of Skulls bereits benutzt. Geradezu phänomenal sind die heutigen Discarddecks allerdings eh schon nicht und Thrull Surgeon wird daran kaum etwas ändern. Früher einmal gab es ein Deck, welches gegen Kontrolle Buried Alive auf Thrull Surgeon und Genesis gemacht hat und Kreaturen bieten nunmal potenziell auch heute noch eine höhere Chance der Wiederverwendbarkeit. So recht vorstellen kann ich es mir zwar nicht, aber vielleicht kommt da ja demnächst wieder etwas...


Zeit für eine Zusammenfassung auf dem Gebiet des Discards. Vier Karten verschwinden, vier kommen dazu. Ersteres sind Coercion, Persecute, Mindslicer und Blackmail, letzteres Distress, Thrull Surgeon, Head Games und Agonizing Memories... Wenn das mal keine deutliche Verschlechterung ist, weiß ich auch nicht! Ach ja, wir behalten Mind Rot. Danke.

Beim LD sind die Einbußen ähnlich massiv. Kurz: Ich sehe alle meine "Vorüberlegungen" bestätigt.

Da kann man nur sagen: Viel Spaß mit dem neuen Standard-Format! (Denn spaßiger ist es so allemal.)

TobiH
#300

Was schon dreihundert? Zeit zum Feiern...
"Alle Dinge, die Spaß machen, sind entweder illegal, unmoralisch oder machen dick."
- William Claude Dukenfield, der scheinbar noch nie etwas von Magic gehört hat.

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