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Eternal
GP Prep: Der Cthulhu-Kult
von Jasper Grimmer
29.02.2016

Aloha!

Herzlich willkommen zu meiner neuen Artikelserie auf dem Planeten, der Grand-Prix-Vorbereitung. Dabei werde ich das für den gegebenen Zeitpunkt relevanteste Format auswählen – meist jenes des nächsten Grand Prix, wobei PPTQ-Seasons auch etwas beizusteuern haben – und euch an meiner Vorbereitung teilhaben lassen. Dies wird wohl in verschiedener Form erfolgen, sei es nun Deckvorstellung, Metagameanalyse, Gameplay-Walkthrough, Videos, „What's the Play“- beziehungsweise „Crack a Pack“-Szenarien oder ganz allgemeine Strategie-Hilfen.

Hey ho, let's go!


Grand Prix Bologna, Modern

Wenn die Eldrazi entsetzliche Ungeheuer aus dem All sind, dann gehören sie definitiv dem Cthulhu-Sagenkreis an. Viele erinnern vom Aussehen her vielleicht eher an „Das Ding aus einer anderen Welt“, doch storytechnisch passt das einfach überhaupt nicht. In dem Film von 1982 (ja, mir ist wohl bekannt, dass dies auch nur ein Remake von 1951 ist) bricht das Ungeheuer aus dem Eis und dann nacheinander in die verschiedenen Körper der Protagonisten ein, sodass man nie genau weiß, wer nun der Übeltäter ist. Bei den Geschichten von H.P. Lovecraft hingegen gibt es meist anfangs ein kleines Gerücht, alle sind sich im Unklaren, ob diese Monster tatsächlich existieren, dann kommt die Entdeckung und boom! Sie sind da und niemand kann sich vor ihnen verstecken, da sie so unendlich riesig und mächtig sind, und alle begehen schließlich Selbstmord.


Ähnlich bei Pro Tour Oath of the Gatewatch. Magic Online brachte einige ins Munkeln, ob denn Eldrazi tatsächlich spielbar seien, alle waren gespannt und voilà, die einzigen farbigen Kreaturen in der Top 8 waren Vault Skirge und Master of Etherium.

Ein wenig schade, wie das Internet heutzutage so auf Zack ist. Noch während des ersten Tages brachen die Preise der widerwärtigen Monster alle Limits, obwohl sie nicht einmal im Deck-Tech-Video vorgestellt wurden, sondern lediglich LSV on camera zu sehen war. Trotzdem war wohl allen klar, dass das Format und damit auch die Preisskala gebrochen war. Da ich so oder so vom Fleiß, mich auf Bologna vorzubereiten, getrieben wurde und mir das Deck sofort zulegte, kann ich jetzt – nach circa zwei Wochen des Testens – praktisch eine Folge "Walking among Eldrazi" produzieren.


Als Ausgangspunkt nahm ich die Liste von Jiachen Tao und nicht die von ChannelFireball. Für manche sehr offensichtlich, für andere weniger, daher hier kurz einige der Punkte, welche für farbiges Mana sprechen:

Eldrazi Skyspawner und Drowner of Hope sind lachhaft gut. In fast jedem Matchup. Auf sie zu verzichten, kann kaum richtig sein.
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Die Sideboardkarten werden so viel besser. Statt Ratchet Bomb, Pithing Needle und Warping Wail bekommt man Hurkyl's Recall, Roast und Stubborn Denial.
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Man ist im Mirror weit vorne, da man mit Drowner of Hope die Trumpfkarte besitzt. Generell sehr unschön, gegen den Kerl zu spielen. Kopfschmerzen garantiert, wenn man den ersten überlebt und seinen eigenen spielt.
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Die Vorteile der monograuen Version sind praktisch über Nacht verschwunden, als sich das Metagame umstülpte und alles entweder Eldrazi oder Anti-Eldrazi wurde. Selbst die Decks, gegen welche Chalice of the Void und Ratchet Bomb gedacht waren, passten sich an und hatten jetzt Viridian Corrupter/Destructive Revelry im Maindeck oder in großer Stückzahl im Sideboard. Dadurch wurde übrigens auch Spellskite schlechter.

Hier einmal kurz die Referenzliste:


4 Drowner of Hope
4 Eldrazi Mimic
3 Eldrazi Obligator
4 Eldrazi Skyspawner
4 Endless One
4 Reality Smasher
2 Ruination Guide
4 Thought-Knot Seer
4 Vile Aggregate

3 Dismember


3 Cavern of Souls
4 Eldrazi Temple
4 Eye of Ugin
1 Gemstone Caverns
2 Island
4 Scalding Tarn
4 Shivan Reef
2 Steam Vents

Sideboard:

1 Spellskite
2 Chalice of the Void
2 Gut Shot
3 Hurkyl's Recall
1 Ratchet Bomb
2 Relic of Progenitus
3 Stubborn Denial
1 Tomb of the Spirit Dragon


Das Erste, was einem wohl auffällt, wenn man diesen Stapel Karten anfängt zu spielen, ist, wie absurd der Motor dahinter wirklich ist. Man mulligant wirklich relativ häufig auf fünf und stampft den Gegner trotzdem noch ein. Vieles fühlt sich an wie Legacy, und das nicht nur aufgrund der effektiv acht Ancient Tombs. Spiele dauern nicht sehr lange und dadurch ergibt sich, dass nicht sehr viele Entscheidungen getroffen werden müssen, ebendiese jedoch umso wichtiger sind. Spielt man diesen Endless One im ersten Zug? Was macht man nur mit diesen Eldrazi-Scions, chumpattackt man, opftert man sie gleich im dritten Zug für Mana, opfert man sie in Zug 7 für Mana an den Endlosen? Nimmt man dem Gegner mit Thought-Knot Seer den Removalspell oder den Reality Smasher? Was ist mit Obstinate Baloth versus Scapeshift?

Die ersten Tage verliefen absolut reibungslos, bis Magic Online zur Realität aufschloss. Nach einer Woche hatte sich das Metagame komplett auf die dunkle Bedrohung eingestellt und dies bekam auch meine Siegquote zu spüren, obgleich sie immer noch sehr positiv ausfiel.


Nach der Pro Tour fing die Magic-Community sofort an, alle möglichen Möglichkeiten zu erspinnen, mit welchen man Cthulhu und seine Anhänger am besten bekämpfen könnte. Welch Narren, hatten sie doch wenig Ahnung von der Literatur des frühen 20. Jahrhunderts!

Blood Moon: Wenig bis gar nicht effektiv. Kommt nun einmal viel zu spät, wenn er nicht schon von Thought-Knot Seer gefrühstückt wird. Und wenn da 4/4er oder 5/5er liegen, haben die Izzet-Decks ein Problem, solange sie nicht ihren Grill eingepackt haben. Außerdem hat jedes Deck Möglichkeiten, den Blutmond zu umspielen. Die monograue Version kann Wastes per Ghost Quarter organisieren und die anderen suchen einfach eine Insel und spielen ihre Tokenproduzenten aus.
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Painter's Servant: Der kommt ein kleines bisschen früher. Wichtig vor allem – er betritt das Spielfeld meist früher als Thought-Knot Seer. Dafür ist er der perfekte Blitzableiter. Ob jetzt Dismember, Ratchet Bomb oder anderes Removal, alles findet sein Ziel in dieser Vogelscheuche.
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Counterspells: Oh please! On the draw komplett nutzlos und in den Situationen, in denen man sie genau auf der Kurve anbringen könnnte, kommt Cavern of Souls und zerschmettert den Rest der winzigen Hoffnung.
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Removal: Das Prinzip ist ja gar nicht so verkehrt. Wenn unfair bedeutet, dass man Tarmogoyf-große Kreaturen für Tarmogoyf-Mana spielt und so das gesamte Deck aussieht, kann man für das gleiche Mana doch auch einfach Terminates ohne Ende spielen. Leider ist das Eldrazi-Deck immer noch schneller und der Versuch, eine Parade aus Reality Smasher und Drowner of Hope mit 1-zu-1-Removal zu bekämpfen, endet auch nur darin, dass die eigenen Hoffnungen ersaufen. Im Zweifel verliert man irgendwann unweigerlich gegen die Aktivierung von Eye of Ugin.
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Größere Kreaturen: Manche sagen Cthulhu nach, dass es irgendwo dort draußen noch weitaus größere Bedrohungen geben soll. Leider sind die Tentakelmonster mit allen nötigen Mitteln ausgestattet, auch dem Abhilfe zu verschaffen. Knight of the Reliquary und Gurmag Angler werden nun einmal immer noch vom Seher vorhergesehen und selbst wenn nicht erleiden sie einen grausamen Tod durch Zergliedern – eine Art, welche die Eldrazi perfektioniert haben.

Vieles, was in der Theorie gut aussieht, ist letztendlich nichts als eine unfokussierte Vision einer Hatekarte, welche alleine nicht ausreicht, um das gesamte Gebilde zu besiegen. Um alles noch schlimmer zu machen, muss das fertige Konstrukt dann auch noch akzeptables Game gegen den Rest des Feldes haben, denn Infect, Burn, Abzan/Jund sowie diverse Decks rund um Chord of Calling werden sich nicht von den neuen Monstern vertreiben lassen.


Doch es gibt auch einiges, was mir als Eldrazi-Spieler wirklich sehr auf den Keks gegangen ist. Die meisten Beispiele dafür sind jedoch keine einzelnen Karten, vielmehr Archetypen, was zeigt, dass es doch auch Decks gibt, welche ein positives Matchup haben – zumindest in der Theorie.

Chord of Calling: Mann, dieser Archangel of Thune ist echt nicht zu besiegen. Klar, als 5-Drop stirbt er immer noch an Dismember, aber der steht einfach wieder auf – dafür gibt es diverse Zeuginnen. Mit den Chords zusammen kommen die Decks sicher auf zehn Kopien des Engels und irgendwann geht einem halt das Removal aus. Dass der Plan B des Decks daraus besteht, unendlich viele Geister in die Stadt zu schicken, welche wunderbar chumpen oder convoken können, erleichtert die ganze Angelegenheit nicht gerade. Die rote Version verfügt über einige schöne Sideboardoptionen, doch ansonsten sieht es nicht so rosig aus.
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Living End: Ein weiteres sehr ekliges Matchup und wohl der Hauptgrund, Chalice of the Void noch nicht komplett aus dem Sideboard zu verbannen. Doch selbst dann gibt es noch Beast Within oder geboardeten Ingot Chewer wie auch Shriekmaw, um genug Zeit zu kaufen. Living End selbst hat nur ein riesiges Problem, welches der nächste Eintrag zeigt …
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Affinity: Ja, auch mit Chalice, Hurkyl's Recall, Vandalblast und weiterem Removal hinken die Tentakelmonster den Robotern hinterher. Es ist aber definitiv knapp und sehr abhängig von sowohl Würfelwurf als auch Draws. Kozilek's Return ist übrigens keine Lösung. Da würde ich schon lieber Marrow Shards spielen. Die Karte addressiert nämlich genau das Problem in den ersten Zügen, anstatt eine weitere Karte zu sein, welche drei Mana kostet und immer noch nichts gegen Ravager oder Master of Etherium macht, jene Probleme des dritten Zuges.

Damit kommen wir zu der Lösung all dieser Probleme und dem Startpunkt für den nächsten Artikel. Die Ursprünge dieses Monstrums sind ein Mysterium, genau wie bei seiner ganzen irrsinnigen Rasse gibt es nur Gerüchte, welche die ersten Zeugen referieren. Alle Mythen beseite, hier ist die Liste, welche vor zwei Wochen die Top 4 beim Online-PTQ erreicht und in der Woche danach die gesamten SCG-Opens dominiert hat.


4 Drowner of Hope
4 Eldrazi Displacer
4 Eldrazi Mimic
4 Eldrazi Skyspawner
4 Endless One
4 Reality Smasher
4 Thought-Knot Seer

4 Adarkar Wastes
2 Cavern of Souls
2 Caves of Koilos
4 Eldrazi Temple
4 Eye of Ugin
4 Flooded Strand
2 Hallowed Fountain
1 Island
1 Plains
1 Urborg, Tomb of Yawgmoth


3 Dismember
4 Path to Exile

Sideboard:

2 Disenchant
3 Gut Shot
2 Rest for the Weary
3 Rest in Peace
3 Stony Silence
2 Worship


Weiß ist echt keine faire Farbe im Modern. Disenchant und Rest for the Weary sind ja noch vergleichsweise harmlose Sideboardkarten, aber was Rest in Peace, Stony Silence und Worship in ihren jeweiligen Matchups anrichten, ist so ein bisschen wie die Transformationen bei dem Ding aus einer anderen Welt – geradezu abartig. Viele Spiele enden auf der Stelle in einer Aufgabe, wenn diese Permanents das Feld betreten. Jedenfalls online.

Ein kurzer Realitätscheck:

Chord of Calling: Zusätzliche drei Removalspells im Maindeck, ein weiterer im Sideboard. Das sollte die nötige Zeit verschaffen, das Spiel gegen Archangel, Kitchen Finks, Melira und Company mit den Türstehern des Realitätschecks nach Hause zu fahren.
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Living End: Dass dieses Deck nicht auf einmal Rest in Peace auf seinem Grabstein stehen hat, bloß weil wir jetzt drei Karten dagegen bringen, sollte wohl klar sein. Diese haben es allerdings in sich und sollten die Spiele zumindest angenehmer gestalten.
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Affinity: Oh, Stony Silence ist ein wahres Wunderkind. Worship funktioniert leider nur bedingt, da man bei aller Anbetung oft vergisst, auf diverse Giftsträucher aufzupassen, und es schnell passieren kann, dass man darüber stolpert.

Das war's für heute. Toffel und ich werden morgen in seiner Video-Kolumne vorführen, wie das Ganze nun in der Praxis aussieht, und hoffen, dass nicht wir vorgeführt werden. Anschließend gibt es noch einen zweiten Teil von mir, der meine finale Liste analysiert und mit praktischen Beispielen perfekt auf Bologna vorbereitet.

Bis dahin
Jasper




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