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Wochenrückblick #58
von Tobias Henke
29.05.2013

Es hat sich viel getan, beziehungsweise es wird sich viel tun …


Sideboards, Land Drops, Indestructibility

… und zwar am 13. Juli, dem Datum des M14-Prereleases, und online dann gut zwei Wochen später. Zu diesem Zeitpunkt treten diverse Änderungen an diversen Spielregeln in Kraft. Beginnen wir mit den kleineren.

Sideboards
Das Sideboard kann aus null bis 15 Karten bestehen. Man darf zwischen den einzelnen Duellen die Größe des Maindecks variieren, solange mindestens 60 Karten im Maindeck und maximal fünfzehn im Sideboard bleiben.

Im Grunde handelt es sich hierbei um eine Angleichung daran, wie Sideboards auch im Limited funktionieren. Die Regel, wonach es unbedingt exakt null oder exakt 15 sein müssen, ermöglicht natürlich, nach dem Boarden das Sideboard zu zählen, um die Legalität des Maindecks zu überprüfen. Das fällt weg. Ansonsten war die Vorschrift ohnehin schon immer reinste Schikane.

60 Maindeckkarten und 15 Sideboardkarten werden vor wie nach dem Boarden nach wie vor die Regel sein. Hier wird lediglich ein Vorgehen legalisiert, was schlecht für den Handelnden selbst ist, und in der Folge verlieren Leute halt weniger Spiele aus Unaufmerksamkeit per Schiedsrichterentscheid, dafür öfter aus echter Ahnungslosigkeit/Dummheit im tatsächlichen Spiel. Das muss einfach gut sein.

Land Drops
Bei Effekten, die es einem erlauben, ein zusätzliches Land zu legen, muss man die Zahl der bereits in diesem Zug zusätzlich gelegten Länder immer von der Zahl der aktuell gültigen Effekte dieser Art abziehen.

In der Praxis betrifft das nur dauerhafte Effekte von bleibenden Karten wie Oracle of Mul Daya oder Exploration. Gegenwärtig ist es noch so, dass man jedes gespielte Land konkret einem solchen Effekt zuordnen kann/muss, was immer dann relevant ist, wenn solch ein Effekt irgendwann während eines Zuges endet oder vorübergehend endet.

Beispiel 1: Unter der alten Regelung kann man mit Oracle of Mul Daya ein zweites Land legen, das Orakel per Restoration Angel neu ins Spiel bringen und anschließend ein drittes Land legen. Unter der neuen Regelung gibt es hier zu jedem Zeitpunkt lediglich einen Effekt, der die Anzahl der spielbaren Länder um eins erhöht, und deshalb ist nach zwei Ländern Schluss.


Beispiel 2: Man kontrolliert Oracle of Mul Daya, legt und opfert ein Fetchland als erstes Land im Zug und in Reaktion zerstört der Gegner das Orakel. Unter der alten Regelung kann man anschließend ein zweites Land legen, weil das erste Land bloß den Effekt des Orakels aufgebraucht hat. Unter der neuen Regelung existiert zu diesem Zeitpunkt kein Effekt mehr, der die Anzahl der spielbaren Länder erhöht, und deshalb ist nach einem Land Schluss.

Großes Schulterzucken hier. Derartige Karten und mehr noch derartige Interaktionen sind selten genug, dass es kaum einen Unterschied machen dürfte. Vielleicht verbessert man die intuitive Verständlichkeit, definitiv erhöht man den Aufwand in der Buchführung.

Indestructibility
Indestructible erhält den Status einer Schlüsselwortfähigkeit.

Das bedeutet, wenn etwas etwas anderes unzerstörbar macht und letzteres etwas dann seine Fähigkeiten verliert, ist dieses etwas nun zerstörbar. Oder korrekter ausgedrückt: Wenn etwas etwas anderes unzerstörbar macht, dann macht es das nicht unzerstörbar, sondern verleiht dem „indestructible“.

Klingt als Adjektiv reichlich bescheuert, aber dass ständig irgendwelche Kreaturen „flying“ erhalten, hat ja auch noch nie jemanden gestört. Immerhin einmal ein Fall, wo die deutsche Übersetzung mit ihrer „Flugfähigkeit“ das englische Original glatt schlägt. Ob wir hierzulande jetzt auch „Unzerstörbarkeit“ erhalten? Man darf gespannt sein …


Lebende Legenden und doppelte Einzelstücke

Kommen wir zum Hauptgang, fleischiger, gehaltvoller, schwerer zu verdauen.

Legenden und andere Einzelstücke
Wenn sich mehrere legendäre bleibende Karten mit demselben Namen oder mehrere Planeswalker desselben Typs unter der Kontrolle desselben Spielers auf dem Feld befinden, wählt dieser Spieler davon eine Karte aus und legt jede andere in seinen Friedhof. Auf verschiedenen Seiten des Spielfelds sind Doppelungen überhaupt kein Problem mehr.

Eine krasse Abkehr davon, wie Legenden mittlerweile knapp die Hälfte ihrer Existenz lang funktioniert haben. Ein Gesamteindruck, ein vollständiges Bild ist vorerst schwierig. Auf der einen Seite ist es unfair, die neue Regel anhand alter Karten zu beurteilen. Auf der anderen Seite ist Kontext nun mal unverzichtbar und der Kontext des Althergebrachten schon mal da.

Trotzdem erweist sich speziell die Neubewertung von Planeswalkern als knifflig. Dass beispielsweise der zweite Jace, Memory Adept den ersten weder umbringen noch racen kann, ist sicher frustrierend, lässt aber völlig außer Acht, wie möglicherweise im Deckbau auf ebendiesen Umstand reagiert wird. Wenn Planeswalker nicht länger je nach Bedarf Bedrohung oder Antwort sind, sondern nur noch Bedrohung, sind sie dann wirklich stärker? Auch wenn etwas Rhethorik in dieser Frage steckt (schließlich sind sie mit weniger Antworten zweifellos stärkere Bedrohungen), ist das echt keine rhethorische Frage!

Vielleicht reagiert man auf die neue Situation ja nicht mit Apathie, mehr Planeswalkern und Jammern, sondern mit Pithing Needle. Das ist zumindest eine Hoffnung.


Im Standard und Modern ist Liliana of the Veil größte Gewinnerin, weil man sie nicht länger durch Angriffe auf einer Marke halten kann, um zu verhindern, dass die alternde Diva durch ein jüngeres Exemplar ersetzt wird. Eve Harrington lässt grüßen. Blickt man über den Tellerrand ins Legacy, wird's natürlich schon etwas kurioser. Aber mal ehrlich: Wenn es völlig normal ist, dass ein Spieler in seinem ersten Zug Emrakul, the Aeons Torn per Show and Tell ins Spiel bringt, kann es auch kein Problem sein, wenn er seinen Emrakul dann gegebenenfalls für die Annihilatorfähigkeit vom gegnerischen Emrakul opfern muss.

Ich schätze, hier wie da wird man sich an die neue Regelung gut gewöhnen können, zugegebenermaßen mit etwas Bedenken bei den Planeswalkern. Dass legendäre Kreaturen künftig im Kampf statt in einer statusbasierten Aktion abtauschen, erscheint mir jedenfalls vergleichsweise undramatisch, wenngleich dramaturgisch so viel wertvoller.


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Oder so.





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