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Bant in Verona – Grand-Prix-Bericht (41.)
von Steve Hatto
22.03.2013

Hallo ihr da draußen!

Grand Prix Verona liegt hinter uns und Deutschland schickt ein neues Gesicht zur Pro Tour. Max Schultze landete verdient in der Top 8, aber die dazugehörige Geschichte wird er euch selber erzählen … Ich für meinen Teil konnte den 41. Platz erringen und will euch, kurz vor Beginn der Standard-PTQ-Saison, meine Version des Kessig-Bant-Decks vorstellen.

Als Ausgangsbasis bediente ich mich der Liste, mit welcher Melissa DeTora in Montreal Geschichte geschrieben hatte, indem sie als erste Frau die Top 8 einer Pro Tour erreichte. Eine Woche später gewann ich mit ebenjenem Deck einen Trial für Verona.


Mich störten jedoch ein paar Kleinigkeiten an der Originalliste: Augur of Bolas fand für meinen Geschmack zu oft keinen Spruch in den obersten drei Karten meines Decks und war gegen die 3/3er der heutigen Aggrodecks zu oft nicht in der Lage, effizient zu blocken. (Flinthoof Boar, Mogg Flunkies, Crimson Muckwader sowie oft auch Experiment One und Champion of the Parish …) Ähnlich fühlten sich die Centaur Healer an. Gegen Aggro fingen sie sich gerne mal Searing Spear oder tauschten im Idealfall mit einer der genannten Kreaturen. Weiterhin hatte ich das Gefühl 25 Länder seien trotz Farseek ein halbes Land zu wenig.

Die Liste mit der ich am Ende angetreten bin, sah folgendermaßen aus:


4 Temple Garden
4 Breeding Pool
4 Hallowed Fountain
4 Hinterland Harbor
3 Glacial Fortress
2 Sunpetal Grove
1 Steam Vents
1 Sacred Foundery
2 Kessig Wolf Run
1 Moorland Haunt

4 Supreme Verdict
4 Sphinx's Revelation
2 Think Twice
4 Azorius Charm
4 Farseek
1 Dramatic Rescue
2 Assemble the Legion
1 Detention Sphere


4 Thragtusk
4 Loxodon Smiter
4 Restoration Angel

Sideboard:

1 Witchbane Orb
1 Pithing Needle
2 Centaur Healer
4 Feeling of Dread
2 Dissipate
2 Rest in Peace
2 Garruk Relentless
(Garruk, the Veil-Cursed)
1 Prime Speaker Zegana


Ich möchte euch nicht beleidigen, indem ich erkläre, warum Thragtusk, Sphinx's Revelation oder Restoration Angel im Deck sind. Interessanter vielleicht, dass ich Loxodon Smiter den Vorzug gegenüber Centaur Healer gegeben habe. Gegen Aggrodecks blockt er gekonnt die ganzen 3/3er und desertiert auch nicht beim Anblick von Searing Spear. Viel wichtiger ist aber noch, dass das Rüsseltier gegen Decks wie UWR oder Esper Druck machen kann. Davon abgesehen, dass er sich von Dissipate und Co. nicht aufhalten lässt, muss in einem Zweikampf nur der gegnerische Restoration Angel Federn lassen. Unter normalen Umständen tauscht der Smiter ohne Kollateralschaden mit einem Boros Reckoner ab und gegen Jund entschärft er Liliana of the Veil ein wenig, denn der Gegner muss, so er die Discard-Fähigkeit benutzt, immer mit dem fiesen Elefanten rechnen. Wenn man die Rolle des Aggressors einnimmt, ist er zwei Züge schneller als sein behufter Kollege der Zentaur.


Assemble the Legion ist für mich die Karte des Turniers. Es mag etwas eigenartig erscheinen, die Karte im Maindeck zu spielen, doch sie generierte einfach etliche Free Wins. Für Verona erwartete ich vor dem Sideboarden kaum Karten aufseiten meiner Gegner, die etwas gegen eine Legion ausrichten könnten. Das bedeutet, dass die eigene Truppe Zug um Zug unaufhaltsam auf einen, drei, sechs, zehn, 15 und dann 21 hastige Männer anwächst, abzüglich der Bauernopfer, versteht sich. Insgesamt konnte ich so acht meiner 24 gewonnenen Spiele mit meinen Legionen entschieden. Dabei war die Karte insgesamt überhaupt nur bei 16 dieser Siege im Deck. Ein Spiel habe ich zudem gegen eine gegnerische Legion verloren. Anzumerken ist, dass Assemble the Legion mit Farseek in Turn 4 liegen kann, da unter dieser Voraussetzung Zugang zu rotem Mana sichergestellt ist.

Moorland Haunt war das halbe Land, nach dem ich gesucht hatte. Kessig Wolf Run ist es herzlich egal, welche Kreatur er zum Feuerball macht. So konnte ich gegen Kontrollspieler mit deren Landdrops mithalten, was meine Revelations besser machte. Zugleich konnte ich mehr Druck ausüben, wenn das Spiel länger ging, und meinen Kreaturen eine zweite Chance geben.

Dramatic Rescue füllte meinen Überraschungsslot. Lange Zeit war dies ein Cyclonic Rift, jedoch wollte ich gegen Kontrolldecks oder auch vor meinem Supreme Verdict die Möglichkeit haben, eine eigene Kreatur zu bouncen. Die zwei Lebenspunkte waren es mir wert, die Karte über Unsummon zu spielen, hätte ich Snapcaster Mage im Deck, würde ich aber Letzteres vorziehen. Des Weiteren ist es eine der wenigen Optionen, gegen UWR den Harvest Pyre/Boros Reckoner-Kill zu vereiteln, oder die Infinite-Life-Combo bestehend aus Reckoner, Azorius und Boros Charm.

Null Gegenzauber. Da ich viele aggressive Decks erwartete und Counter in solchen Matchups eher schlecht sind, habe ich sie gleich ganz auf der Ersatzbank gelassen. Des Weiteren ging ich davon aus, dass viele um diese nicht vorhandenen Counter herumspielen würde. Die Rechnung ging auf, die Angst eines Gegners vor einem Gegenzauber ist fast so viel Wert wie besagter Gegenzauber selbst. Diese Entscheidung bezahlte ich allerdings mit einem schwächeren Reanimator-Matchup.


Zu den Sideboardkarten: Wenn man sich die zwei Centaur Healer und die vier Exemplare von Feeling of Dread anschaut, wird klar, dass ich die Aggrodecks des Formats respektierte und mir fest vorgenommen hatte, gegen sie zu gewinnen. Feeling of Dread ist extrem hilfreich dabei, die kritischen ersten Züge zu überstehen, bis man mit einem Verdict aufräumt oder Thragtusk und Engel das Kommando übernehmen. Die Karte erlaubt es außerdem, früher als üblich in die Rolle des Aggressors zu schlüpfen und den Kampf auf die gegnerische Tischhälfte zu verlegen.

Pithing Needle sollte alles Mögliche lahmlegen, sei es Nephalia Drownyard, Planswalker oder Olivia Voldaren. Im Zweifelsfall kann man so auch die lästige Unsterblichkeit von Falkenrath Aristocrat ausschalten, damit er brav auf den Friedhof wandert, wenn man sein Verdict spricht. Ganz wichtig erschien mir, dass man den Reanimatordecks den Einsatz von Undercity Informer verwehren kann, da dieser sowohl ihre Kombosuche erleichtert als auch ihren Instant-Kill darstellt.

Prime Speaker Zegana ist die einzige Karte, die ich im Verlauf des Turniers nicht ein einziges Mal gewirkt habe. Ursprünglich war sie als Trumpfkarte im Mirror gedacht sowie als Ersatz-Revelation gegen Jund. Die Situation kam jedoch nie auf.

Garruk Relentless habe ich seinem großen Bruder vorgezogen, weil er eben vier anstelle von fünf Mana kostet. Neben Thragtusk und Assemble the Legion wollte ich keine weiteren 5-Drops. Seine Aufgabe bestand hauptsächlich darin, gegnerischen Garruks zuvorzukommen sowie die Midrange-Schlacht zu meinen Gunsten zu entscheiden und gegen Kontrolldecks als weitere Bedrohung zu fungieren.


Zum Turnierverlauf

Insgesamt begegneten mir in Runde 1–3:

Tee
Frühlingsrolle
Sushi

Diese hatten nicht die geringste Chance und wurden gnadenlos weggeputzt.

Im Weiteren dann:

2 Jund-Aggro (W/W)
2 WBR (L/W)
2 UWR, davon eins mit Assemble the Legion (W/L)
1 Esper-Control (W)
1 Junk-Reanimator (L)
1 Human Reanimator (W)
2 Zombie-Decks, GB sowie Jund (W/W)
2 Jund-Decks, davon eines mit Spash für Assemble the Legion (W/L)

Um euch nicht mit den trockenen Details zu langweilen, wer wann kein Land finden konnte oder wer zu viele davon hatte, gebe ich euch lieber eine Beschreibung der einzelnen Matchups und wie man dagegen sideboarden kann. In der Tat erlebte ich im Turnier keine Situationen, in denen meine Gegner sich grobe Schnitzer erlaubten oder mir geniale Plays gelungen sind. Umgekehrt scheint es genauso zu sein, was mich an meiner Fähigkeit zweifeln lässt, objektiv über die Spiele zu urteilen.


Jund-Aggro, Naya-Blitz, Zombies und RDW: Euer Gegner ist auf Blut aus. Ihr müsst alles daran setzen, eure Lebenspunkte hoch zu halten. Azorius Charm sollt ihr früh defensiv nutzen. Da die Aggrodecks vergleichsweise wenig Land spielen, kann es passieren, dass sie ihren Gameplan nicht voll entfalten können. Solange sie nicht mehr als eine Kreatur pro Zug aufs Board legen, können sie euch nicht sehr gefährlich werden. Loxodon Smiter ist für solche Decks ein echtes Hindernis. Oft müssen sie zwei Karten oder viel Tempo opfern, um den Elefanten aus dem Weg zu räumen. Später im Spiel kommt es häufig vor, dass ihr den Lifelink-Modus des Charms benutzt, was zwischen Thragtusk, Smiter und Engel gerne mal zehn und mehr Lebenspunkte ausmacht. Scheut euch nicht, eure Engel oder Revelations in eurem Zug zu casten, während der Gegner ausgetappt ist. Ihr wollt nicht, dass euer zu blinkende Thragtusk als Antwort das Zeitliche segnet oder nach dem Sideboard Skullcrack euren Tag vermiest.

Ihr seht, dass ich ein Feeling of Dread mehr im Board hatte, als ich gebraucht hätte. Dieser wertvolle Slot fehlte mir in meinen schlechten Matchups. Insgesamt sind die Aggromatchups doch sehr vorteilhaft.


Jund-Midrange: Das fühlt sich sehr ausgeglichen an …

Eine Revelation nehme ich raus, da sie oft Slaughter Games zum Opfer fallen. Jund hat viele gute Karten ab vier Mana aufwärts, die man oft leicht countern kann und sollte. Witchbane Orb ist eine der besten Karten gegen Jund, weil sie Liliana teilweise neutralisiert sowie Discard-Effekte wie den zu recht gefürchteten Rakdos's Return und die Slaughter Games ausschaltet. Mittlerweile ist davon auszugehen, dass Jund-Spieler bis zu zweimal Acidic Slime im Board haben, mit denen sie dann Länder beziehungsweise Assemble the Legion angreifen können.


Esper-Control: Hier ist es ratsam, immer nur eine Kreatur in den Ring zu schicken, es sei denn, man will einen Sweeper seitens des Gegners provozieren, um anschließend sicher eine Legion zu legen.

In diesem Spiel seid ihr der Aggressor und der Smiter leistet ganze Arbeit. Orb und Needle sollen die wenigen Gewinnoptionen, über die euer Gegner verfügt, ausschalten; oft ein Planeswalker oder ein Drownyard. Legionen sind ein Alptraum für solche Decks, da sie in kurzer Zeit die richtige Antwort finden müssen, ihr aber im Gegenzug nur abwarten müsst und euer Mana für Counter oder Revelations nutzen könnt. Witchbane Orb schützt nicht nur vor Jace und Drownyard, sondern auch vor Curse of Death's Hold. Durch eure „alternativen“ Killkonditionen Moorland Haunt und Assemble the Legion ist das Matchup viel besser als mit traditionellen Bant-Decks.


UWR: Dies ist eines unserer besseren Matchups. Normalerweise können sie euch in Spiel 1 ausschließlich mit Boros Reckoner und Harvest Pyre töten, wenn ihr ein wenig auf eure Lebenspunkte achtet und euch nicht ausbrennen lasst. Üblicherweise bringt euer Gegner keine Sweeper rein. Ihr müsst allerdings mit Geist und oder Jace rechnen.

Man kann auch nur ein Rest in Peace bringen und das Moorland Haunt drin lassen. Ich würde diese Entscheidung davon abhängig machen, ob euer Gegner eine aggressive oder kontrollige UWR-Version ins Feld führt. Dramatic Rescue bleibt, um die diversen Reckoner-Kombos zu unterbinden.


Human Reanimator: Spiel 1 können wir eigentlich nur mit tatkräftiger Unterstützung von Fortuna gewinnen, da wir nichts haben, um ihre Kombo zu unterbinden und sie nicht schnell genug totprügeln können. Auch nach dem Boarden sieht das Ganze nicht rosig aus. Im Vorfeld des Grand Prix hatte ich von zehn Spielen selbst mit einem dritten Rest in Peace nur zwei gewinnen können. Daher hatte ich das Matchup halb aufgegeben und eins davon gecuttet.

Über Witchbane Orb kann man nachdenken, allerdings erklärte man mir, dass der Gegner wohl Zealous Conscripts einboardet, um uns diese Verteidigungslinie wegzuschnappen. Des Weiteren wies man mich darauf hin, dass Dramatic Rescue die Kombo einen Zug lang aufhalten könne, sodass ich ursprünglich wohl falsch geboardet habe (nämlich Rescue statt Charm raus).


Junk-Reanimator: Dieses Matchup ist nicht ganz so hoffnungslos wie gegen die Kombovariante (aber immer noch schlecht), da Craterhoof Behemoth andere Kreaturen auf dem Board voraussetzt. Zudem beinhaltet der gegnerische Sideboard-Plan oft, auf ein Rampdeck umzuboarden, um unseren Hatekarten zu entgehen.


WBR, The Aristocrats: Der größte Feind hier scheint mir Falkenrath Aristocrat zu sein.

Insgesamt sind die Aristokraten weniger explosiv als andere Beatdowndecks, einige Versionen haben auch einen beachtlichen Tokenanteil weswegen Feeling of Dread weniger gut ist als gegen Naya-Blitz oder Jund-Aggro. Dank Doomed Traveler haben sie quasi immer Futter für den Aristokraten, weswegen er in diesem Deck meiner Meinung nach viel gefährlicher ist als beispielsweise im Jund-Aggro. Deshalb bin ich auch bereit, hier die Nadel reinzunehmen. Garruk habe ich als Removal reingenommen, um lästige Kreaturen wie Skirsdag High Priest oder Knight of Infamy töten zu können. Ich empfinde dies als das einzige Aggromatchup, in dem wir nicht favorisiert sind. Ich gebe allerdings zu, dass ich noch nicht ganz verstanden habe, wie ich mich gegen dieses Deck zur Wehr setzten muss, von daher ist meine Aussage diesbezüglich mit Vorsicht zu genießen.


Ergebniserklärung

Insgesamt profitierte ich davon, dass viele meiner Gegner fälschlicherweise davon ausgegangen sind, ich würde mehr oder weniger eine Standardliste des Kessig-Bant-Decks spielen. So haben einige Aggrospieler ihre 1-Drops ausgeboardet, weil sie, nach eigener Aussage, davon ausgingen, dass ich Augur of Bolas hätte. Andere hingegen haben angesichts meiner Smiter nicht mit Supreme Verdict gerechnet, weil sie den Elefanten nicht in einem Deck in Verbindung mit Sweepern erwarteten. Dadurch haben sie mehr Kreaturen ausgespielt und meine Verdicts noch besser gemacht.

Assemble the Legion überrasche fast alle, da selbst diejenigen, die sich der Stärke der Karte bewusst waren, sie wohl eher gedanklich im UWR angesiedelt hatten und erst recht nicht im Maindeck vermuteten.


Wie geht es weiter?

Wenn ihr das Deck selber sielen möchtet, würde ich vorschlagen, folgende Karten im Sideboard auszutauschen:

−1
Feeling of Dread: Das Aggromatchup ist wirklich sehr gut; der Slot wird woanders mehr benötigt.
−1
Prime Speaker Zegana: Es sei denn, ihr erwartet viele Mirrors …
+1
Rest in Peace: Reanimatorstrategien gehören zu unseren schlechtesten Matchups. Jede Hilfe ist nötig.
+1
Acidic Slime: Ich würde die Karte im Mirror und gegen kontrolligere Decks boarden. Zusammen mit Restoration Angel kann es da zu sehr unschönen Szenen kommen.

Im Maindeck würde ich eventuell Dramatic Rescue ersetzen, zum Beispiel durch einen Counter. Als Alternative könnte ich mir auch Snapcaster Mage oder Selesnya Charm vorstellen. Letzterer ist gut gegen Obzedat, Hellkite sowie Falkenrath Aristocrat nach dem Frühstück, und das nur bei Betrachten eines Drittels der Karte. Der 2/2er-Modus sowie der Pump können sowohl offensiv wie defensiv genutzt werden.

Zum Abschluss möchte ich mich ganz herzlich bei der Luxemburger Community bedanken, welche am Samstag nach dem lokalen Standardturnier die Coverage verfolgte. Bei Florian Koch und Max Schultze bedanke ich mich für ein tolles Wochenende sowie für wertvolle Tipps und Verbesserungsvorschläge während des Playtestens.

Grüße aus Luxemburg!




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