miraclegames.de
Standard
Gutes Karma und Parapsychologie in Paris
von Fabian Thiele
21.02.2011

Hallo zusammen, ich bin Fabian a.k.a. fabfoe, und da auf dem Planeten bisher kein Turnierbericht zu Paris zu lesen war, dachte ich mir, dass ich einmal die Geschichte meines guten Karmas auf der Pro Tour mit euch teile.


Die Vorgeschichte


Qualifiziert hab ich mich für die Pro Tour Paris über den PTQ in Hamburg. Das Format war Scars-Sealed und ich hatte einen ziemlich guten Pool mit Wurmcoil Engine und Sunblast Angel. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich einige Spiele nur gewinnen konnte, weil ich zum entscheidenden Zeitpunkt den Engel oder das sechste Land von oben gezogen habe.

In der Top 8 draftete ich ein nettes UR-Deck mit viel Removal und Grand Architect, den ich bis zum Finale noch nicht so recht verstanden hatte. Dass ich ins Finale kam, verdanke ich vor allem meinem Viertelfinalgegner Tobi, der in seiner Upkeep freiwillig auf seinen Molten-Tail Masticore verzichtete, der mich andernfalls im Alleingang besiegt hätte.

Der gute Run ging also schon vor der Pro Tour los …


Das Testen


Kurz vor Besieged ließ ich mich auf das aktuelle Standardformat ein. Ich hatte kein einziges Turnier in dem Format gespielt und so sah ich mich schon nach den ersten fünf Runden in Paris hinten. Alte Decklisten aus Premier-Events mussten herhalten, um ein Gefühl für das Format zu entwickeln. Für mich standen zur Wahl: Valakut, UB-Control und Boros. Das Quest-Deck war mir zu abhängig von Quest for the Holy Relic, Kuldotha-Red war mir zu anfällig gegen Massremoval.

Meine erste Wahl war das Deck mit dem guten alten Gedankenformer, von dem ich sogar ein Playset besitze. (zwei Jace für 60 Euro – Ship it!) Nach einigen Spielen musste ich aber feststellen, dass ich nicht über genügend Fähigkeiten verfügte, das Deck optimal zu beherrschen.

Also den Aggrohaufen in die Hand genommen. Ich guckte den Spoiler durch und überlegte mir, dass das neue Schwert irgendwie mehr macht als das alte (Protection from Black >> Protection from Blue), aber überzeugt war ich von dem Deck immer noch nicht. Zu oft wollte man das Fetchland von oben ziehen und bekam nur eine Katze oder das dritte Adventuring Gear. Vielleicht hatte ich bloß Pech, aber wohl gefühlt habe ich mich beim Spielen damit nie.

Dann also Valakut, das brennende Land. Die vielversprechendste Neuerung für das Deck war offensichtlich der grüne Zenit und mit Abstrichen der letzte Troll. Ich hatte ein echt gutes Gefühl mit dem Deck, vor allem weil es so viel Spaß macht, damit zu gewinnen. Man sucht sich nicht nur die Länder aus der Bibliothek, sondern auch noch die Kreatur, die man gerade braucht, also den Titan.

Nach etlichen Spielen in der Magic Online-Beta gegen den Holzi-Account begann das Finetuning der Liste. Der amtierende Deutsche Meister Dennis empfahl vier Avenger of Zendikar im Maindeck zu zocken, doch irgendwie konnte das nicht richtig sein. Weitere offene Fragen: Wie viel Massremoval spielt man Main, wie viel im Sideboard? Wie viele Summoning Trap spielt man Main, wie viele im Sideboard?

Nach langem Hin und Her legte ich mich auf folgende Liste fest:


4 Khalni Heart Expedition
4 Explore
4 Lotus Cobra
4 Overgrown Battlement
4 Harrow
2 Oracle of Mul Daya
4 Primeval Titan
2 Avenger of Zendikar
4 Green Sun's Zenith

4 Valakut, the Molten Pinnacle
2 Raging Ravine
1 Terramorphic Expanse
1 Evolving Wilds
4 Verdant Catacombs
11 Mountain
5 Forest


Kein Massremoval im Maindeck, dafür ein konzentrierter Gameplan: Alles mit Casting-Cost 3 und weniger rampt, alles darüber kann Spiele gewinnen. Overgrown Battlement hält den Aggrosturm auf und die Orakel glänzen im Control-Matchup. Und die Möglichkeit, über Lotus Cobra Turn 3 Titan zu casten, schmeckt auch. Viel würde ich im Nachhinein nicht an der Liste ändern, aber mehr dazu später.

Fehlten noch 15 Karten für das Sideboard. Pyroclasm war auf jeden Fall gesetzt und mindestens ein Obstinate Baloth. Mir fehlten vor allem Karten für das (UB-) Control-Matchup. Trolle und die übergroße Gaea's Revenge sollten meine Rolle in den Spielen 2 und 3 ändern – ein wenig weg von der Kombo hin zu einem Deck, das jede Runde einen relevanten Threat auf den Tisch legt.

Das große Fragezeichen war Summoning Trap. Ein volles Playset? Während des LCQs hatte ich die Möglichkeit, ein bisschen gegen Christian Hüttenberger zu testen, dessen Tezzeret-Deck mich beeindruckte. Als er in einem Spiel Memoricide resolvte, mir meine Titanen klaute und ich meine Hand mit zwei Traps sah, dachte ich mir: „Das ja doof. Eine Karte von dir hat mal eben vier und mehr aus meinem Deck zerstört.“ Thrun aus der Trap ist halt nicht so gut wie Titan aus der Trap. Ich bin dann erst mal zurück zum Hotel und habe ein wenig Schlaf nachgeholt. Als Max unverrichteter Dinge vom LCQ zurückkehrte, besprachen wir noch die Sideboardoptionen. Mir missfiel, dass es wenige Karten gibt, die das Mirror drehen (Act of Treason macht das irgendwie auch nicht). und dass der Plan, sich gegen Kontrolle auf die Trap zu verlassen, zum Scheitern verurteilt sein würde.

Kurz vor eins legte ich mich dann auf folgendes Sideboard fest:


Sideboard:


4 Pyroclasm
2 Slagstorm
1 Koth of the Hammer

2 Thrun, the Last Troll
2 Gaea's Revenge
1 Obstinate Baloth
1 Acidic Slime
2 Nature's Claim


Ein paar Stunden zuvor hatte ich noch drei Thrun und eine Revenge, aber die grüne Rache schmeckt einfach mehr. Nature's Claim und der Schleim sollten helfen, Quests, Pests und andere Artefakte zu zerstören, was mir besser gefiel, als auf die Summoning Trap zu setzen.

Damit konnte meine erste Pro Tour beginnen …


Runde 1: Gerald Leitzinger [AUT], UB-Control, on the play

Im ersten Spiel spielt er zwar Duress und Inquisition of Kozilek, doch beide finden auf meiner Hand nichts zum Abwerfen und zeigen ihm auf meiner Hand Avenger of Zendikar, welcher auf seinen Einsatz wartet. Einen Primeval Titan kann er stoppen, aber der Avenger (oder war's der zweite Avenger?) entscheidet das Spiel zu meinen Gunsten.

Im zweiten Spiel mache ich genau null Schaden. Nachdem er das zweite von zwei Memoricide aus seinem Deck zaubert, gebe ich auf.


Im dritten Spiel mache ich zwar ein paar Schaden mit Raging Ravine, doch die wird irgendwann zur Insel und ich passe nicht genau auf und habe zu wenig Mana, weswegen mich sein Frost Titan einfach besiegt.

0:1

Das erste Achievement, „Win your first match on the Pro Tour“, kann ich noch nicht abhaken, aber sieben Runden darf ich ja noch spielen. Ich habe den Eindruck, dass das UB-Matchup nicht unbedingt mein bestes ist.


Runde 2: Maurus Rigling [CHE], Valakut, on the play

Valakut-Mirror sind echt langweilig. Wer zuerst den Titan ins Spiel legt, hat in der Regel gewonnen. Obwohl ich beide Spiele anfange und er in beiden Spielen auf sechs Karten runtergeht, hat er seinen jeweils zuerst, was vor allem daran liegt, dass ich keine Mulligans genommen habe. Meine Hände sahen okay aus: Grünes Mana vorhanden, Ramp vorhanden, jedoch kein Titan. Ich schaue in beiden Spielen tatenlos zu, wie er mich mit Valakut umbrennt.

0:2

Was für ein Start ins Turnier. Ich bin zwar ohne Erwartung nach Paris gefahren, aber nach zwei Runden bereits zweimal verloren zu haben, wurmt mich doch schon. Mein Ziel ist nach wie vor das Erreichen von Tag 2.


Runde 3: Ali Aintrazi [USA], UW-Mass Polymorph, on the play

Nach zwei Niederlagen am Stück bin ich ein wenig niedergeschlagen, aber was spricht dagegen, jetzt zu gewinnen? Nichts, was mein Gegner in Game 1 macht, zumindest. Er spielt fleißig Squadron Hawk und Jace, kombiniert mit Khalni Garden und ein bisschen Kontermagie. Irgendwann bleibt ein Titan liegen und ich gewinne.

Ich boarde Koth of the Hammer, Thrun und Gaea's Revenge rein, Harrow und Avenger of Zendikar raus. Fällt euch etwas auf …? Mir fällt es wie Schuppen von den Augen, als Ali im sechsten Zug Leyline of Sanctity spielt und Countermana offen hat: Ich habe keinen Enchantmenthate eingeboardet. Fail! Ein paar Züge und Jace-Aktivierungen später gebe ich mich geschlagen und versuche, in Spiel 3, korrekt geboardet, einen Sieg zu ergattern.


Spiel 3 verläuft wie Spiel 2, mit dem Unterschied, dass ich nun Acidic Slime und Nature's Claim im Deck habe. Runde 6 oder so spielt er die Leyline. Er lässt meinen Titanen resolven und bounct ihn wieder mit Jace, er resolvt noch mal und so langsam habe ich nur noch Gebirge im Deck und schon all meine Valakut (eins davon als Insel) im Spiel. Kurz darauf verwandelt er seinen Pflanzen-Token per Mass Polymorph in ein Emrakul und denkt, jetzt hat er mich am Sack. Weit gefehlt, ich schieße mit drei Valakut und zwei Mountain 18 Schaden auf den dicken Eldrazi und auf meiner Hand wartet noch ein Schleim für seine Leyline. Ich muss aber zuerst herausfinden, ob er ihn countern kann, und spiele munter meinen Titanen, den er nicht countert. Einen Zug später resolvt auch der Schleim und er gibt auf. Nach dem Spiel eröffnet mir mein Gegner, dass er noch drei Leylines auf der Hand hatte. Schade für ihn, gut für mich.

1:2

Achievement Nummer 1 abgehakt. Vier Siege für das nächste: „Make day 2 at your first Pro Tour.”


Runde 4: Aaron Martin [CAN], UB-Control, on the draw

Er beginnt das Spiel mit einer Insel und Preordain und ich übergebe mich bereits innerlich. Als dann aber ein Orakel resolvt und er nichts macht, außer nach jedem Drawstep angewiderter zu gucken, führe ich schon 1:0.

Auch das zweite Spiel ist schnell erzählt: Ich schlage ihn ein bisschen mit meiner Kobra, und als er für einen meiner Titanen keine Antwort parat hat, ist das Spiel bald gelaufen.

2:2

Nach dem Spiel verlässt mein Gegner sehr schnell den Tisch, offensichtlich on tilt. Er hat wohl sehr schlecht gezogen, aber ich dachte, wenn man Pro Tour spielt, sollte man mit so etwas doch zurechtkommen.


Runde 5: Richard Parker [ENG], Goblins, on the draw

Mein Gegner ist ein etwas älterer, sympathischer Engländer, der ein rotes Deck ohne Memnite spielt. Mehrere Goblin Guide und ein Goblin Chieftain prügeln auf mich ein, aber ich habe Mauern, die mich am Leben halten. Auf fünf Leben kann ich dann Primeval Titan ins Spiel legen und seine Würste haben keine Chance mehr.


Das zweite Spiel verläuft ähnlich. Vier Overgrown Battlement, gecastet und gesucht, halten mich am Leben, bis der Titan das Spiel nach Hause fährt.

3:2

Dass ich ein Constructed-Turnier mit positivem Ergebnis beende, werte ich schon als Erfolg. Die rote Liste meines letzten Gegners hat mich allerdings auch nicht wirklich überzeugt. Jetzt noch im Draft 2:1 gehen und ich habe mein zweites Achievment geschafft.

Das war der erste Teil meines Pro-Tour- Berichts. Spam, Hate, Fragen und Kommentare gerne ins Forum. Im nächsten Teil könnt ihr lesen, wie ich mir gutes Karma erkaufe, wie ich so gerunnt bin und was es mit Parapsychologie auf sich hat.




Kommentiert
.in unserem Forum

[ drucken ]

Weitere Artikel/Berichte von Fabian Thiele

[26.09.2014]Travel Preparations – Road to Hawaii
[22.06.2011]Geschichten aus einem Land weit, weit weg
[28.02.2011]Gutes Karma und Parapsychologie in Paris – Teil 2


miraclegames.de
 
 
zur Startseite zur Startseite zur Startseite zur Startseite zur Startseite