miraclegames.de
Eternal
Unfair und auch noch günstig
von Pascal Baatz
01.06.2010

In einigen Vorgängerartikeln hatte ich bereits günstige und dennoch kompetitive Legacydecks vorgestellt. Natürlich ist es immer schwer, die Listen im Rahmen eines begrenzen Budgets turniertauglich zu gestalten. So wurde schon einigen der vorgestellten Listen im Forum nachgesagt, keinen Blumentopf gewinnen zu können, was sicherlich auch manch einer wieder für die im Folgenden präsentierten Decks prophezeien wird. Wie weit man sich bei Legacybudgetlisten in Richtung Casual bewegen und was dabei alles schiefgehen kann, zeigte jüngst der Artikel Out of the Inbox, den Noel deCordova auf dem Magic-Flaggschiff verfasste. Die schrecklich schlechten Combos sind zwar recht amüsant, aber dann wird See Beyond als tolle neue Karte dargestellt. ohne ein Wort über Lat-Nam's Legacy zu verlieren. Alles andere als schlimm, sorgte aber im Wizardsforum für Diskussionen. Das lenkte wunderbar von der Tatsache ab, dass eines dieser Decks im Artikel zwei Frantic Search beeinhaltete und trotzdem als legacylegal bezeichnet wurde. So was nenne ich wirklich „keinen Blumentopf gewinnen“.


Die heutigen Decks hingegen sind alle legal und tauglich. Schwerpunkt dieses Artikels sind einfarbige Kontrolldecks, was die Farben Rot und Grün bereits im Vorfeld eliminiert. Was bieten die anderen drei Farben:

Schwarz

Mono-Black Control oder MBC hat eine lange Magic-Geschichte, fristet aber nur noch ein Nischendasein. In Zeiten von Life from the Loam, Vindicate/Maelstrom Pulse usw. gibt es wenig Gründe, ein schwarzbasiertes Kontrolldeck einfarbig zu halten. Kosten sind ein Faktor, Neuzugänge aus den letzten Editionen sind ein weiterer, um es mit MBC noch einmal zu versuchen.


18 Swamp
2 Cabal Coffers
2 Urborg, Tomb of Yawgmoth
1 Cabal Pit
1 Volrath's Stronghold

4 Gatekeeper of Malakir
3 Shriekmaw
4 Innocent Blood
2 Chainer's Edict
3 Tendrils of Corruption
3 Oblivion Stone
1 Sorin Markov

4 Phyrexian Arena
1 Liliana Vess


4 Inquisition of Kozilek
4 Hymn to Tourach

2 Consume Spirit
1 Haunting Echoes

Sideboard:

2 Consuming Vapors
1 Oblivion Stone
4 Engineered Plague
3 Relic of Progenitus
1 Bojuka Bog
4 Mindbreak Trap



Wie man sieht, ist das Deck höchst redundant. Der eigentliche Plan besteht darin, den Tisch mit einer Flut an Removal freizuhalten, bis man eine Killcondition gezogen hat. Das ist entweder ein Cabal Coffers-betanktes Consume Spirit oder ein verkrüppelndes Haunting Echoes. Bis es so weit ist, vergeht in der Regel eine Menge Zeit, in der man auf den Kartenvorteil von Phyrexian Arena angewiesen ist. Der Lifegain von Tendrils of Corruption und Sorin Markov sowie die zusätzlich verhinderten Schadenspunkte von blockenden Gatekeeper of Malakir und Shriemaw lässt die Arena in diesem Deck zu einem sehr starken Draweffekt werden. Da man nun auch Kreaturen und Planeswalker als Killoptionen hat, kann ein Consume Spirit zur Not als einfacher Removalspell zweckentfremdet werden. Die Problematik „Duress oder Thoughtseize?“ wird durch Inquisition of Kozilek ausgeräumt. Als weiteres Removal einsetzbar verträgt sich die Karte auch mit Phyrexian Arena. Dass die Inquisition bei den Manakosten wählerisch ist, stört zumindest in diesem Deck nicht. Sollte man mal einen Planeswalker nicht erwischen können, hat man dafür seine Kreaturen oder Oblivion Stone, der in MBC als eine Art Resetbutton fungiert. Weder Nevinyrral's Disk noch Powder Keg können mit dem Klunker mithalten, der relativ schnell alles Wichtige abschafft und ggf. die eigene Arena oder den eigenen Planeswalker unangetastet lässt.


Abgesehen von Splashes muss man hier nur wenige Kompromisse eingehen, um den Geldbeutel zu schonen. Einzig Damnation habe ich nicht in die Liste aufgenommen und vielleicht könnte man noch um einen Sorin Markov aufstocken. Da aber der absolut notwendige Oblivion Stone schon als Massremoval herhält, ist Damnation nicht unbedingt nötig. Engineered Plague aus dem Sideboard kümmert sich ohnehin um die Schwarmaggrodecks wie z.B. Goblins. Auch das starke Perish ist bei so viel Removal gar nicht mehr nötig. Ansonsten wäre noch Staff of Domination zu nennen, der oft in solchen Listen gespielt wird. Persönlich finde ich Haunting Echoes stärker, da es gegen Combodecks besser abschneidet und generell schlechter bekämpft werden kann als das Krosan Grip-Ziel. Neben den Plagues im Sideboard finden sich Consuming Vapors für Aggromatchups. Im Maindeck sind Tendrils of Corruption besser, da eine ausgewogene Mischung aus gezieltem und ungezieltem Removal nötig ist. Zudem sind Tendrils eine sichere Quelle für viele Lebenspunkte, selbst wenn man die eigenen Kreaturen anzielt. Gegner wie Enchantress, Swarmaggro und CounterTop machen den vierten Oblivion Stone nötig, der je nach Meta noch durch Nevinyrral's Disk oder Powder Keg unterstützt werden kann.

Mit lediglich ein paar Discardeffekten und keiner nennenswerten Clock war MBC seit jeher ein gutes Matchup für Combodecks. Nun kann über Gatekeeper immerhin ein bisschen früher geschlagen werden und Mindbreak Trap wertet das Matchup zumindest gegen Stormcombo deutlich auf. Stattdessen ist aber auch das Aufstocken von Discardspells im Sideboard möglich. Gegen Dredge und Reanimator ist die Trap leider schlecht, dafür müssen der Stein, Relic of Progenitus und Bojuka Bog herhalten. Alternativ oder ergänzend lohnt es sich, einen Gedanken an Extirpate zu verschwenden, eine Karte, die in allen Combomatchups weiterhilft. Als Kreatur kommt Bloodhusk Ritualist für das Sideboard infrage, wenn das Meta sehr kontrolllastig ist. Weitere Haunting Echoes dürften aber ebenso effektiv und sogar flexibler sein.

Kreaturen und Innocent Blood wirken am Anfang nicht gerade intuitiv, aber man muss seine Critter einfach als Removalspells handhaben. Ein liegenbleibender Gatekeeper ist ein netter Bonus und bedarf nicht einer besonders schonenden Behandlung. Außerdem zielt man mit Volrath's Stronghold in langen Spielen ja gerade darauf ab seine Kreaturen in den Graveyard zu bekommen, um Removal auf Abruf zu haben.

Weiß

Vor längerer Zeit gab es in Legacy schon einmal weißbasierte Kontrolldecks in Form von R/W-Astral Slide. Damals schon nicht an der Spitze des Metas verschwand das Deck aber relativ schnell wieder. Weitere Versuche gab es mit monoweißen Painter's Servant-Grindstone-Listen, welche leider ebenfalls nicht so gut funktionierten und aufgrund der Kosten von Grindstone für diesen Artikel ohnehin nicht infrage kommen. Dennoch kann man sich aus diesem Fundus bedienen, um ein paar Ideen für ein neues MWC zu finden. Seitenblicke auf Landstill und Stax helfen ebenfalls:


19 Snow-Covered Plains
4 Scrying Sheets
1 Kor Haven

4 Swords to Plowshares
3 Path to Exile
1 Runed Halo
2 Oblivion Ring
1 Oblivion Stone
2 Day of Judgment
1 Story Circle
2 Humility

4 Enlightened Tutor
1 Relic of Progenitus
1 Aura of Silence
1 Pithing Needle
1 Isochron Scepter
4 Silence



3 Eternal Dragon
3 Decree of Justice
2 Luminarch Ascension

Sideboard:

1 Runed Halo
1 Aura of Silence
1 Pithing Needle
2 Day of Judgment
1 Circle of Protection: Red
2 Pulse of the Fields
2 Rule of Law
1 Wheel of Sun and Moon
2 Tormod's Crypt
1 Meekstone
1 Ensnaring Bridge



Wieder werden einige wenige Karten, die den Sieg ermöglichen sollen, durch viele Removalspells spielbar gemacht. Da die Optionen, in Weiß Karten zu ziehen, sehr begrenzt sind, bedient man sich der sogenannten Snow-Engine, die über Scrying Sheets für Länder sorgt. Zusammen mit Plainscycling hat MWC die sicherste und am schnellsten wachsende Manabasis aller drei Decks. Der zweite wesentlich wichtigere Bestandteil des Decks ist das Enlightened Tutor-Paket, welches nicht immer die stärkste, wohl aber die flexibelste Möglichkeit darstellt, in Legacy auf ein Problem zu reagieren. Mit einer Reihe von Lösungen, die im Gegensatz zu Schwarz länger und umfangreicher wirken (Story Circle, Runed Halo, Humility) wird der Tisch unter Kontrolle gehalten, bis Luminarch Ascension gewinnt oder Eternal Dragon und Sheets die Manabasis aufgebaut haben, welche wiederum eine großes Decree of Justice ermöglicht.


Anstelle von Discard rückt in MWC eine Mischung diverser Karten. Silence hat zwei wichtige Funktionen: Zum einen ist es natürlich gegen Ad Nauseam-Storm zu gebrauchen und im Isochron Scepter selten verkehrt. Zum anderen hilft es, wichtige Spells durch Counter zu navigieren. Ein vorsorgliches Runed Halo auf Tendrils of Agony, Ichorid, Progenitus oder Iona, Shield of Emeria ist ebenfalls nützlich gegen Combodecks. Allerdings sind die weiteren Optionen arg begrenzt und genau wie die Finisher zu langsam, sodass Combo ein wesentlich schlechteres Matchup für das weiße als für die anderen beiden Decks ist. Dafür hat man über Enlightened Tutor Antworten auf nahezu jede erdenkliche Karte. Somit bewährt sich MWC vor allem in leicht unterentwickelten Metaumgebungen, in denen der Comboanteil nicht allzu hoch ist und viele verschiedene Strategien beantwortet werden müssen. Das Sideboard ist klar auf den Tutor ausgelegt, sollte aber lediglich als Ideensammlung verstanden werden.

Preislich ist diese MWC-Liste etwas teurer als das schwarze Deck, aber dafür investiert man in eine Menge Karten, die im Legacy oft bzw. schon länger gespielt werden. So besitzt man z.B. bereits die ganzen weißen Brot-und-Butter-Karten für Landstill, wenn man sich dieses Deck zulegt, und wird mit MWC auch schonender an das Spielen von Kontrolldecks herangeführt. Ausbaufähig ist das Deck jedoch nicht nur mit Blau. Elspeth, Knight-Errant und Gideon Jura sind beides heiße Anwärter für ein bis zwei Slots in der Liste. Obwohl die beiden auf den ersten Blick gut mit Luminarch Ascension harmonieren, will man diese Karte wohl doch als eine der ersten für die loyalen Gefährten rausschmeißen, da man Wincondition gegen „Wincondition plus sehr viel mehr“ eintauscht. Decree of Justice hingegen ist zwar auch primär ein Finisher, kann die Walker aber auch beschützen, was die Ascension nur sehr indirekt vermag.

Blau

Blaue Kontrolle hat eine lange Tradition in Legacy, ja das Deckkonzept ist sogar über die Grenzen sämtlicher Constructedformate hinaus bekannt. Wie man an den vorigen Decks gesehen hat, benötigt ein Kontrolldeck Karten, die mit Bedrohungen auf dem Board wie auch auf der Hand umgehen können. Das Ganze muss von Draweffekten zusammengehalten werden, da man es sich als Pilot eines Kontrolldecks nicht leisten kann, einmal nicht die passende Antwort zu haben. Diese Funktionen findet man in Blau sehr gut vereint:


22 Island
1 Academy Ruins

4 Accumulated Knowledge
3 Fact or Fiction

4 Spell Snare
4 Counterspell
2 Cryptic Command
4 Force of Will
3 Repeal
2 Back to Basics
2 Propaganda


3 Vedalken Shackles
2 Oblivion Stone

2 Sphinx of Jwar Isle
2 Vendilion Clique

Sideboard:

1 Propaganda
1 Oblivion Stone
4 Spell Pierce
4 Tormod's Crypt
3 Hydroblast
2 Llawan, Cephalid Empress



Was ohne einen Ausflug in eine andere Farbe fehlt, ist natürlich Removal. Hier müssen die Counter den Großteil der Arbeit verrichten, die zur Not durch Bouncespells wieder relevant gemacht werden. Vedalken Shackles oder der vielzitierte Oblivion Stone sind die ersten Schritte in Richtung Sieg, da man mit den Artefakten nicht mehr nur fair abtauschen muss.


Ohne günstiges Spotremoval erlangt MUC die Kontrolle über das Spiel bloß langsam. Dank guter Drawspells sitzt man dann aber meist fest im Sattel. Back to Basics und Propaganda sorgen ab dem Midgame nämlich auch dafür, dass die Manaentwicklung des Gegners ins Stocken gerät oder zum Erliegen kommt, während man selbst Zeit erkauft, um Drawspells zu spielen oder bestehende Probleme zu lösen. Je nach Situation werden Bouncespells so fast zu Removal umfunktioniert.

Während Vendilion Clique zwar das eine oder andere Spiel gewinnen kann, ist sie in der Regel zu schwach dafür. Der ETB-Effekt und „Flashblocken“ sind aber ohnehin die wichtigeren Eigenschaften. Vor allem gegen Combo ist die Kreatur eine eierlegende Wollmilchsau. Der eigentliche Schläger war früher jedoch Morphling, der sich angeblich bei Ankündigung der M10-Regeländerungen im Wandschrank erhängt haben soll. Der vakante Slot wird üblicherweise von Karten besetzt, die in der Kategorie „blumigster Kreaturenname“ höhere Plätze belegen: Sphinx of Jwar Isle, Oona, Queen of the Fae und Meloku the Clouded Mirror. Die zwei Sphinx in der Liste sind also nicht unbedingt als gesetzt anzusehen. Ergänzt werden die insgesamt vier Kreaturen manchmal auch noch von Anwärtern wie Teferi, Mage of Zhalfir und Venser, Shaper Savant. Verändern lässt sich das Deck auch in Bezug auf die Drawspells. Ancestral Vision statt Accumulated Knowledge ist noch mehr als Versuch anzusehen, Fact or Fiction durch Jace zu ersetzen, hat sich hingegen bewährt. Welchen Jace ich meine, wissen wir alle, vor allem die Geldbörse.

Weitere Kopien von Maindeckkarten stärken im Sideboard spezifische Schwachpunkte wie Schwarmaggro (Propaganda) oder Planeswalker (Oblivion Stone), während Spell Pierce oder Negate in Combomatchups von Interesse sind. Das große Problem und gleichzeitig auch der Hauptgrund für das Nischendasein von MUC ist das Merfolkdeck. Außer einer Splashfarbe für Engineered Plague oder rote Sweeper gibt es leider herzlich wenig gegen die Fische. Um mit der Liste interessanter Namen fortzufahren, möchte ich allerdings Llawan, Cephalid Empress ins Gespräch bringen. So eine seltsame Karte ist leider nötig und zwei Exemplare sind im Grunde sogar zu wenig, da man die Kaiserin gerne früh ausspielen möchte.

Wie unschwer zu erkennen sein dürfte, ist dieses letzte Deck das teuerste der dreien, aber zurzeit nicht unbedingt das stärkste. Tatsächlich ist ein schwarzes Kontrolldeck im aktuellen Meta besser, da die Anzahl der spielbaren Karten sehr groß ist und man so immer auf sein Metagame reagieren kann. Sei es Spotremoval, Massremoval oder Discard gegen Combomatchups, alles lässt sich nach Belieben skalieren.


Pascal Baatz
TS Crew




Kommentiert
.in unserem Forum

[ drucken ]

Weitere Artikel/Berichte von Pascal Baatz

[13.03.2012]Liliana im Bikini?
[24.01.2012]Sich einen Graf schaufeln
[11.01.2012]Versagen und Versuchen
[03.01.2012]Klingenmeister
[04.10.2011]Der konstante Außenseiter


miraclegames.de
 
 
zur Startseite zur Startseite zur Startseite zur Startseite zur Startseite