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Eternal
Versagen und Versuchen
von Pascal Baatz
11.01.2012

Im aktuellen Legacymetagame scheint Zoo keinen großen Stellenwert mehr einzunehmen. Warum ist das eigentlich so? Sicher war es schon immer schwer, gegen Kombo zu gewinnen, aber darf sich nicht auch ein bunter Blumenstrauß an blauen Konstruktionen Deck to beat und damit gutes Matchup nennen? Heute möchte ich diesen Fragen nachgehen und für das Deck neue Wege einschlagen. Doch nicht nur die Zoospieler können hier etwas mitnehmen. Beispielhaft für praktisch jedes Deck mit längerer Entwicklungsgeschichte möchte ich diesen Artikel als Plädoyer für Metagaming verstanden wissen. Ein Metagaming, das Decktypen eher hinter sich lässt.


Versagen erkennen


Schaut man sich die jüngsten Neuzugänge im Legacy an, so fallen zwei Dinge auf. Zoo hat wenige Karten bekommen, die sich in diesem Decktyp zudem eher langsam ausnehmen. Hauptsächlich sind hier Green Sun's Zenith und Stoneforge Mystic zu nennen, weiterhin noch der wiederentdeckte Knight of the Reliquary. Steppe Lynx war da noch die aggressivste Karte, ist aber eben auch nicht konstant. Zoo will jedoch immer in der Aggrorolle sein und arbeitet dementsprechend gerne mit einer möglichst flachen Manakurve. Die ersten drei Züge müssen viel konstanter gestaltet werden als bei den kontrolligeren Decks und auch danach soll nicht zu viel unnutzer Kram nachgezogen werden. Die oben genannten Karten sind, bis auf den Luchs, alle teurer und/oder langsam in ihren Auswirkungen aufs Spiel.

Das ist natürlich eine vollkommen „zoozentrische“ Sichtweise. Zenith, Mystic, Knight, aber auch Snapcaster Mage sind für den Rest der Legacydecks ebenso hinzugekommen. In Bezug auf Bant oder Blade-Control würden wir hier nicht von viel langsameren Karten sprechen. Mit einer Deckstrategie, die weniger auf Aggro, sondern auf das flexible Reagieren auf die Boardsituation ausgelegt ist, sind oben genannte Karten wie geschaffen für blaubasierte Decks. Ich spiele gegen Zoo? Na dann holt Stoneforge Mystic mir eben Batterskull oder Umezawa's Jitte. Hinzu kommt noch Delver of Secrets für Tempodecks; auch nicht gerade langsam.

Fassen wir also zusammen: Während der Kartenpool generell mehr Flexibilität zulässt, springt für Zoo eben auch nur diese Flexibilität heraus, wo es doch eigentlich einseitige, aber schnelle Bedrohungen bräuchte, um die tollen neuen Spielzeuge der anderen Decks gar nicht erst zum Tragen kommen zu lassen. Dieser Gedanke soll den Kern unser Deckbaubemühungen bilden. Wer Zoo also gerne etwas langsamer und flexibler mag, der ist in diesem Artikel daher falsch aufgehoben. Im Legacymetagame allerdings auch, denn diese Strategie fährt Maverick einfach besser.


Versagen einstellen, Versuch 1


Eine bekannte Variante des Zooarchetyps ist One-Drop-Zoo. Die Strategie ist so einfach wie einleuchtend: Viele 1-Mana-Tiere sollen mit viel 1-Mana-Removal durchgedrückt werden. Folgende Kreaturen stehen in den handelsüblichen Zoofarben zur Verfügung:

Nacatl und Steppe Lynx sind als aggressivste Tiere gesetzt. Hinzu kommt Lavamancer als Removal. Hier muss ich kurz einharken. Lavamancer ist zumindest in diesem Deck wirklich Removal und eher langsam.

Da Goblin Guide die neuen manaintensiven Spielzeuge anderer Decks begünstigt, lassen wir ihn nicht mitspielen. Also mit 2/3ern und Tarmogoyf auffüllen.

Das wird unsere schlagende Kreaturenbasis. Mit 20 Ländern bleibt uns dann noch Platz für 20 Removal- und andere Spells. Drei Grim Lavamancer haben wir schon. Path to Exile, Lightning Bolt und Chain Lightning ebenso. Als Finisher sind zwei Fireblast nicht verkehrt, womit noch drei Slots vakant bleiben. Hier möchte ich einen Vorschlag aus dem The-Source-Forum übernehmen. Eine meiner Lieblingskarten aus alten Casual-Tagen: Grafted Wargear.


Mit drei Mana erscheint die Karte erst einmal etwas teuer. Im Gegensatz zu anderen 3-Mana-Optionen ist der Effekt auf dem Tisch bei Equipkosten von null aber sofort zu spüren. Wenn der Gegner also anfängt, die dicken Tiere auszupacken, mutieren wir eines der unsrigen zu einem Supermann. Idealerweise werden alle Kreaturen des Gegners abgeräumt, um diesen dann zu überrennen. Klappt der Plan jedoch nicht und kommt das Removal des Gegners zum Einsatz, so haben wir einen gesunden Anteil unserer Kreaturenpower in Grafted Wargear gebunden, das länger überlebt als die meisten Kreaturen und absolut unanfällig für Kreaturen-Removal in Reaktion aufs Equippen ist.

Removal aufs Wargear selbst führt natürlich zu einem unschönen 2:1-Abtausch, muss aber einfach in Kauf genommen werden. Als Ziel fürs Ausrüsten sollten übrigens Loam Lion und dann Kird Ape bevorzugt werden, wenn gegen Decks mit Stoneforge Mystic gespielt wird. So sieht man sich seltener mit dem Schutzproblem eines Sword of Feast and Famine beziehungsweise auch mal eines Sword of Fire and Ice konfrontiert. Hört abwechslungsweise mal jemand auf mich, haben Leute inzwischen angefangen, Sword of Light and Shadow zu spielen; in diesem Fall muss die Logik natürlich geändert werden. Bestehen bleibt die Grundregel, dass grüne Kreaturen als Letztes ausgewählt werden sollten, da das entsprechende Schwert am sichersten gespielt wird.


4 Wild Nacatl
4 Kird Ape
4 Steppe Lynx
4 Loam Lion
4 Tarmogoyf
3 Grim Lavamancer

4 Path to Exile
4 Lightning Bolt
4 Chain Lightning
2 Fireblast
3 Grafted Wargear


2 Taiga
1 Savannah
2 Plateau
1 Mountain
1 Forest
1 Plains
4 Wooded Foothills
4 Arid Mesa
4 Windswept Heath


Wenn man sich diese Deckliste ansieht, möchte man am liebsten gleich wieder hier und da ein paar Karten austauschen, um Green Sun's Zenith, Stoneforge Mystic oder Sylvan Library zu integrieren. Mein gutgemeinter doppeldeutiger Rat lautet natürlich: Lasst es! Entweder man spielt ein kompromissloses Aggrodeck oder man lässt es eben sein.

Der Plan ist entsprechend der Deckausrichtung simpel. Tiere legen, alles, was der Gegner legt, entfernen und drauf. Burn ist hier tatsächlich eher Removal als Reach und alle Tiere sind absolut entbehrlich, wenn der Sieg vor Augen ist. Das sollte eigentlich klar sein, aber zu oft habe ich zum Beispiel beim Grand Prix in Amsterdam Zoospieler erlebt, die Angst hatten eines ihrer drei Tiere zu verlieren, um fünf Schadenspunkte durchzudrücken. Was man dabei immer im Hinterkopf haben muss, ist, dass der Gegner mit jedem weiteren Draw tendenziell näher ans Gewinnen rückt als man selbst. Die meisten Decks in Legacy weisen eine bessere Einzelkartenstärke auf als das Konstrukt hier oben, also lasst diese Decks auch möglichst wenig solcher Karten nachziehen!

Das Sideboard für ein so aggressives Deck ist recht schwierig. Eigentlich soll die Aggressivität nicht durch das Boarden verlorengehen. Gegen Equipment wird also Qasali Pridemage geboardet (vielseitiger als Tin Street Hooligan), gegen Kombo Ethersworn Canonist und Gaddock Teeg. Blaue Decks versucht man über Choke und Red Elemental Blast zu stören. Zwei verbleibende Slots sind zuschlagendem Graveyardhate vorbehalten.


Sideboard:

2 Scavenging Ooze
3 Choke
2 Qasali Pridemage
1 Ancient Grudge
2 Ethersworn Canonist
2 Gaddock Teeg
3 Red Elemental Blast


Das muss natürlich ans Hausmeta angepasst werden, also nenne ich noch einige Optionen. Zwei Journey to Nowhere sind gegen Decks mit vielen starken Kreaturen angebracht und werden beim Sideboarden für Chain Lightning eingewechselt. Überhaupt sind Chain Lightning und Fireblast gute Boarding-Kandidaten. Letzterer ist gegen Decks, die countern können, zu gefährlich und gegen Kombo will lieber Gaddock Teeg in diesem Slot sitzen. Für Ethersworn Canonist wird überraschenderweise Tarmogoyf entfernt, damit die Manakurve stabil bleibt und weil die Goyfs gegen Kombodecks nicht sicher genug ein annehmbares Stärke-Kosten-Verhältnis erreichen.

Null Rod oder Stony Silence (Verzauberungen sind etwas schwieriger zu erledigen) können zwar ebenfalls im Board Platz nehmen und gegen Stoneforge Mystic und Kombo eingesetzt werden, doch habe ich davon abgesehen, weil Grafted Wargear auch in Spiel 2 und 3 lieber im Deck bleiben soll. Des Weiteren ist noch Vexing Shusher zu nennen, der gegen Counterbalance und Chalice of the Void eine gute Ergänzung zu den Pridemages bildet.

Leider war dieses Deck beim Testen nicht so überzeugend, wie ich anfangs dachte. Grafted Wargear ist zwar ganz eindeutig sehr gut, aber insgesamt kann selbst dieses schnelle Deck noch gut genug ausgebremst werden. Fireblast habe ich durch Hellspark Elemental ersetzt und auch einmal mit Pridemages im Maindeck getestet. Das hat besser geklappt; trotzdem ist das Deck mehr Leeroy Jenkins als William Wallace.


Versagen einstellen, Versuch 2

Die zweite Variante ist grundlegend verschieden und noch mehr auf das aktuelle Meta getrimmt. Erinnern wir uns zurück an meine Analyse: Viele blaue Decks, viele kleine Utilitykreaturen. Im Gegenzug beinhaltete obige Aufzählung der Zookreaturen etliche Toughness-3-Kandidaten. Denkt ihr, woran ich denke?


Volcanic Fallout rüstet das ganze Kleingetier des neueren Metas ab, hilft beim Damagerace und macht all das auch noch sicher, sprich uncounterbar. Interessant ist außerdem die gestiegene Anfälligkeit von Tempo-Threshold gegenüber dem Sweeper, Delver of Secrets sei Dank. Selbst eine aktive Mother of Runes plus Armee und generell Maverick sind so leichter zu bekämpfen. Man muss nur den Mut haben, diese Karte im Maindeck zu spielen, als kleine Kartenvorteilsmaschine am Ende der Manakurve.

Mit Doppelrot und einer Mindest-Widerstandskraft von drei wird der Deckbau allerdings deutlich eingeschränkt. Grim Lavamancer brauchen wir nun nicht mehr und er räumt seine Slots für die Fallouts. Schmerzlich vermisst wird hingegen Steppe Lynx, der jedoch einfach zu unsicher ist. Man will im dritten Zug schon Fallout spielen können, ohne dass manchmal eine eigene Kreatur dabei abdankt. Hier muss Skyshroud Elite als schlechteste der drei +1/+2-Kreaturen herangeholt werden (da vom Gegner abhängig). Das hat aber den Vorteil, dass Weiß jetzt nur noch eine Behelfsfarbe ist und die Manabasis besser auf das doppelrote Fallout ausgelegt werden kann.

Der gesamte Deckplan verschiebt sich je nach Spielstart drastisch. Ohne Volcanic Fallout kann der übliche aggressive Plan verfolgt werden. Mit Fallout auf der Starthand will man den Gegner in sein Verderben laufen lassen und spielt passiver. Doch auch für einen 1:1-Abtausch ist sich Fallout nicht zu schade. Gegen blaue Decks ist ein kalkulierter 1:1-Abtausch sogar erstaunlich stark. Uncounterbar eröffnet der Spruch außerdem ganz neue Möglichkeiten für das eigene Removal. Ein im Kampf geopfertes Tier oder ein vorgeschickter Lightning Bolt auf eine dicke Kreatur verheißt Böses. Bis jetzt nickte der Kontrollmensch nur und verhinderte den Tausch süffisant lächelnd mit seiner Force of Will. Hat der Zoospieler aber drei Mana offen, bekommt der Kontrollspieler plötzlich schwitzige Hände oder guckt beim Fallout einfach blöd.

Wargear und Fireblast wollen in die zweite Deckvariante nicht reinpassen. Ersteres ist synergetisch mit Fallout, aber macht das Deck schlicht zu klobig. Die Blasts habe ich schon bei der ersten Variante schnell gegen Hellspark Elemental ausgetauscht. Die wurden nun auf drei aufgestockt und die zwei restlichen Slots mit Sylvan Library besetzt. Die Bibliotheken sind eher Verlegenheit als Plan. Wer sein Meta gut kennt, sollte in den Slots wohl zwei flexible Hatekarten verbauen.


3 Taiga
2 Savannah
3 Plateau
1 Mountain
1 Forest
3 Wooded Foothills
4 Arid Mesa
3 Windswept Heath

4 Wild Nacatl
4 Skyshroud Elite
4 Kird Ape
4 Loam Lion
4 Tarmogoyf
3 Hellspark Elemental


3 Volcanic Fallout
4 Path to Exile
4 Lightning Bolt
4 Chain Lightning
2 Sylvan Library

Sideboard:

2 Tormod's Crypt
3 Choke
2 Ancient Grudge
2 Krosan Grip
2 Red Elemental Blast
4 Mindbreak Trap


Im Sideboard fallen zunächst die ganzen Hatebären weg. Man könnte einwenden, dass Fallout gegen Kombo eh herausgenommen wird und somit Canonist und Teeg doch spielbar sind. Allerdings gibt es eben auch genug Matches, in denen man die eine oder andere Kreatur und Fallout haben will. Statt sich auf diesen Konflikt einzulassen, habe ich mich stattdessen für Mindbreak Trap entschieden. Gegen Kombo ist der Sideboardhate damit besser, während Fallout gegen solche Decks wie Blade-Control, Bant oder auch Elfen eben schon aus dem Maindeck wirkt.

Diese Liste ist meiner Erfahrung nach erstaunlich spielstark. Gegen Blade-Control geht es sich nun wesentlich besser an, aber das Sideboard ist auch stark dagegen ausgelegt. Gegen Threshold ist es immer eine Materialschlacht, aber Zoo bekommt immer wieder Zähne und Krallen angesetzt; irgendwann summiert sich das eben auf 20. Gegen Reanimator schien es ebenfalls positiv, obwohl ich dem Braten noch nicht ganz trauen will. Das Matchup mag sich aber so verhalten, weil aktuelle Reanimatorlisten kaum auf Zoodecks eingestellt sind. Auch gegen Maverick sieht die Welt wieder in Ordnung aus. Vor allem in diesem Matchup generiert Volcanic Fallout oft Kartenvorteil.

Was die Stärke der Liste im Vergleich zu anderen ausmacht, ist ihre Konstanz. Die Karten sind einzeln nicht die besten, aber gegenüber anderen Zoolisten kann sicher geplant werden. Kein Steppe Lynx, kein Grim Lavamancer, die mächtig, aber auch zickig sein können, und keine Counter gegen Fallout. Das ermöglicht es endlich wieder, das Zoodeck klug und vorausschauend zu spielen. Ein Fallout richtig zu timen, um die Situation, aber auch sein Mana gut auszunutzen, ist nämlich gar nicht so einfach.


Andere versagen lassen

Wie bereits zuvor kurz angemerkt lesen sich die Listen in diesem Artikel merkwürdig. Das liegt weniger daran, dass sie selbst merkwürdig wären, sondern daran, dass die meisten Legacyspieler gerne auf die neuesten Allstars der Flexibilität schauen, anstatt die einfachen Knüppel an Metalösungen im Blick zu haben. Ich will keineswegs behaupten, dass die vorgestellten Decks alles problemlos schlagen oder das Ende der Entwicklung darstellen. Gerade der erste Versuch hat sich als verbesserungswürdig erwiesen. Vielmehr ging es darum, aufzuzeigen, dass wir uns mit dem Zooarchetyp ein wenig verannt haben. Nein, vielmehr haben wir uns mit Aggro generell verannt. Wo sind die Goblins? Batterskull und Jitte sind zu gut gegen Goblins!“ Warum nicht dreimal Tin Street Hooligan maindecken? „Aber Kombo!“ Mit Maindeck-Hooligans sind doch mehr Sideboardslots frei, zum Beispiel für Chalice of the Void und Mindbreak Trap. „Ja öh, Recht hast'e eigentlich.“

Legacy hat durch seinen tiefen Kartenpool eben auch viele Karten die im ominösen „Früher“ gespielt wurden oder die interessant aussehen. Diese Karten sollte man sich in Hinblick auf das jeweilige Meta immer wieder vor Augen führen. Schon für das Maindeck gibt es genügend gute Karten, die einige Matchups erheblich verbessern, ohne andere zu sehr in Mitleidenschaft zu ziehen. Wenn die gute Zookarte gegen Equipment Qasali Pridemage heißt, aber gegen Spell Snare anfällig ist – kann die Problematik dann nicht anders angegangen werden? Solche Fragen gilt es zu verfolgen, wenn man dem Meta einen Schritt voraus sein möchte.




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