miraclegames.de
Eternal
Animierte Monstershow
von Pascal Baatz
18.05.2010

Spätestens seitdem Andreas Müller den Grand Prix in Madrid mit Reanimator für sich entscheiden konnte, ist dieses neue Combodeck in aller Munde und sorgt zumindest in den USA für eine umfassenden Verschiebung des Metagames. Prospieler wie Gerry Thompson und Luis Scott-Vargas, die das Deck in Artikeln anpreisen und auf Magic Online ausführen, befeuern diesen Trend noch. Auf dem alten Kontinent ist Reanimator weniger verbreitet, aber inzwischen kann man auch in Europa damit rechnen, dagegen gelost zu werden.

Grund genug also, einen Blick darauf zu werfen, Optionen durchzugehen sowie Stärken und Schwächen zu analysieren, damit man das Deck demnächst besser spielen oder besser bekämpfen kann. In Anbetracht der Preise für Schlüsselkarten wie Entomb und Underground Sea dürfte Letzteres für viele wesentlich interessanter sein.

Die üblichen Verdächtigen

Die Basis des Decks ist relativ festgelegt, sodass im Maindeck hauptsächlich 1-of-Karten und Kreaturenziele ausgetauscht werden. Je nach Metagame ist außerdem ein Splash für einige Sideboardkarten interessant. Doch zunächst zu Gerry Thompsons Top-8-Liste von den StarCityGames-Open Atlanta:


3 Marsh Flats
2 Misty Rainforest
4 Polluted Delta
4 Underground Sea
1 Island
2 Swamp
1 Minamo, School at Water's Edge

2 Inkwell Leviathan
2 Iona, Shield of Emeria
1 Sphinx of the Steel Wind
1 Blazing Archon
1 Terastodon


4 Brainstorm
4 Careful Study
4 Mystical Tutor
1 Deep Analysis

4 Daze
4 Force of Will
2 Thoughtseize

4 Entomb
4 Exhume
4 Reanimate
1 Show and Tell



Ein kurzer Blick auf die Liste scheint auszureichen, um zu wissen, wie das Deck funktioniert, doch in der Realität sind die Deckbestandteile viel stärker verwoben, als man zunächst denken mag. Allein bei den Ländern fällt auf, dass neun Fetchlands eigentlich zu viel für eine zweifarbige Manabasis sind. Der Grund dafür ist Brainstorm, der in Reanimator als echter Drawspell fungieren soll und noch wichtiger als in anderen Decks ist. Reanimator ist in seinem Herzen ein Combodeck, mit dem man in der Lage sein möchte, schnell, idealerweise in Turn 2, eine Kreatur zu reanimieren. Wie auch bei Ad Nauseam-Storm müssen die Spells günstig sein (wenn auch aus anderen Gründen) und es gibt je nach Situation eine Reihe toter oder unwichtiger Karten. Als Reanimatorspieler hat man gleich zwei Wege, den Ballast loszuwerden. Entweder zwei Karten nach einem Brainstorm wegmischen oder sie für Careful Study abwerfen. Dementsprechend ist es wichtig, viele Shuffleeffekte für Brainstorm zu haben und sie wirklich immer zu nutzen. Neben Fetchlands stehen auch noch Mystical Tutor, besagte Study und Entomb bereit. So kann man ggf. auch mal einen Brainstorm in Turn 1 spielen und im folgenden Upkeep-Step mit Tutor oder Entomb dafür sorgen, dass man eine frische Karte nachzieht. Die Drawspells korrekt anzuwenden, macht wie schon bei ANT einen großen Teil dessen aus, was einem das Deck an Spielvermögen abverlangt. Dazu zählt auch das Erkennen von schlechten Karten, die man weglegen möchte. Sicherlich ist Careful Study dafür vorgesehen, Kreaturen in den Friedhof zu bekommen, aber das ist nur der Idealfall. Überschüssige Länder, ein Reanimate und in manchen Matchups Counter sind weitere Ballastkandidaten. Mehr dazu bei der Besprechung der Matchups.


Der Plan des Decks ist es natürlich, eine Kreatur auf den Tisch zu bringen, die das Spiel schnell und unabdingbar gewinnt. Deswegen spielt man auch Thoughtseize, welches zu Not Careful Study und Entomb in dieser Aufgabe unterstützt. Hat man dank Entomb die Qual der Wahl, sind Matchup und Spielsituation entscheidend. Wie oft die Wahl dabei auf den weißen Engel aus Zendikar fällt, sollte schon durch Minamo, School at Water's Edge ersichtlich sein. Iona ist mit Inkwell Leviathan die schnellste Clock (Terastodon ist potenziell schneller, hat aber keine Evasion) und beide sind kaum anfällig für Removal. Iona hat gegenüber dem Leviathan allerdings den Vorteil, einen Teil der gegnerischen Karten unspielbar werden zu lassen, unter anderem auch Edicteffekte, gegen die alle anderen Kreaturen anfällig sind. Das Enttappland ist leider nur ein Gimmick, welches jedoch nach einem Reanimate auf Iona durchaus relevant werden kann, um nicht in eine Stallsituation zu geraten. Damit sind wir bei den Reanimationsspells. Die namensgebende Karte ist vor allem für die frühe Combo interessant, kann aber schnell zur Niederlage führen oder ganz einfach nutzlos sein. Falls man keine Kreatur in den Friedhof bekommt, darf Reanimate ebenfalls im gegnerischen Friedhof fischen, was oft vergessen wird. Gerade wenn es in den ersten Runden nicht so recht klappen will und man Gefahr läuft, erschlagen zu werden, kann ein Tarmogoyf, den man zuvor gecountert oder discardet hat, Wunder wirken. Auch was die Disruption aus Force of Will, Daze und Thoughtseize betrifft, will das Zielen gelernt sein. Generell diktieren die Hand und mögliche Gegenwehr, ob man den Gegner stören, die eigene Combo oder den eigenen Finisher vor Removal beschützen will.


Zuletzt noch ein Wort zu den 1-ofs. Show and Tell ist die einzige gesetzte Karte, da sie nicht nur Graveyardhate im Maindeck umgeht, sondern auch ein (weiteres) Out gegen Counterbalance und Chalice of the Void darstellt. Darüber hinaus reicht die Karte selbst dann, wenn man neben Mystical Tutor und dem richtigen Finisher kein Discardoutlet und keinen Reanimationspell auf der Hand hat. In den meisten Matchups ist es zumindest vor dem Sideboarden ungefährlich, Show and Tell zu spielen, da die eigene Karte einen viel größeren Einfluss auf das Spielgeschehen hat als die des Gegners. Andere 1-ofs sind üblicherweise Dark Ritual gegen Manascrew oder als Beschleunigung in Turn 2 (Entomb/Exhume) sowie verschiedene Bouncespells wie Echoing Truth und Wipe Away. In der Liste oben findet man stattdessen Deep Analysis als Ziel für Entomb. In meinen Testspielen waren Dark Ritual und Deep Analysis nur sehr selten relevant, wohingegen ein Bouncespell oder ein Grünsplash für Krosan Grip einige Maindeckprobleme wie Counterbalance, Tokenhorden von Dredgedecks (Echoing Truth) usw. beseitigen kann. Zumindest lang genug, um ein Zeitfenster für die Combo und nötige Attack-Steps zu schaffen.

Qual der Wahl

Wo ist eigentlich das Sideboard abgeblieben? Nun, im Gegensatz zur Liste sind die Sideboardkarten absolut nicht gesetzt. Die Natur des Decks ermöglicht, sehr viele verschiedene Karten ins Board zu integrieren, um auf ganz spezifische Matchups reagieren zu können. Nicht selten sind Reanimatorsideboards deswegen eine Ansammlung von 1-ofs und 2-ofs. Wenigstens lassen sich die Karten anhand ihrer Tutoreffekte leicht ordnen.


Zuerst haben wir da eine kurze Liste an Reanimationszielen. Diese sollte man zwischen Maindeck und Sideboard je nach Meta gewichten. Die Verteilung der Beispielliste ist nur eine mögliche Konfiguration. Zwei Iona, mindestens ein Inkwell Leviathan und eine „Sphinx of the Win“ sollten es sein und insgesamt sind sechs bis sieben Kreaturen die korrekte Anzahl. Im Split mit der Sphinx of the Steel Wind funktioniert auch Empyrial Archangel gut. Terastodon und Blazing Archon sind immer sichere Maindeck-/Sideboardkarten. Der Elefant hilft gegen Stax und Enchantress, Blazing Archon stellt Dredge vor Probleme und kann in vielen Aggromatchups eine Menge Zeit schinden. Realm Razer ist gegen Lands interessant, welches hierzulande jedoch kaum gespielt wird. Gegen andere Decks die mit großen Monstern gewinnen, ob nun Reanimator oder experimentelle Emrakul-Decks, bieten sich neben Blazing Archon Karten wie Shriekmaw, Sower of Temptation und Gilded Drake an, die man auch regulär ausspielen kann. Gegen eine größere Anzahl von Kreaturen könnte sich Malfegor lohnen, doch generell will man mit Reanimator schnell gewinnen und sich gar nicht erst mit solchen Problemen herumschlagen. Leicht angestaubt, aber dennoch erwähnenswert sind die beiden Akromas und Platinum Angel. Man weiß ja bekanntlich nie, was im Legacymetagame noch für Decks ans Tageslicht kommen.

Kürzer ist die Liste der Nichtkreauren-Entomb-Ziele. An Spells mit Flashback bieten sich lediglich Coffin Purge und Crippling Fatigue an. Ein Life from the Loam oder das zu reanimierende Monster des Gegners wegzunehmen, kann mit Instantspeed spielentscheidend sein. Gegen ausgewachsene Graveyarddecks reicht Coffin Purge alleine indes nicht. Crippling Fatigue ist in einem ansonsten removalarmen Deck ein Weg, Meddling Mage zu entsorgen. Für die Karte spricht die Möglichkeit, sowohl über Mystical Tutor als auch über Entomb Zugriff darauf zu haben. Bei einem Grünsplash kommen noch Ancient Grudge und Ray of Revelation infrage, doch da man eher darauf aus ist, Counterbalance zu beseitigen, sind diese Karten wenig hilfreich.


Mystical Tutor eröffnet eine so große Auswahl an Sideboardkarten, das ich für die folgende Aufzählung keinen Anspruch auf Vollständigkeit übernehmen kann: Perish, Ravenous Trap, Echoing Truth, Hurkyl's Recall (gegen Stax), Wipe Away, Krosan Grip, Reverent Silence (gegen Enchantress) und mehr Show and Tell wurden bereits gesichtet. Chain of Vapor findet sich auch oft in Sideboards, um aber nicht seinen eigenen Finisher auf die Hand geschickt zu bekommen, würde ich von der Karte absehen. Extirpate ist gegen viele Decks interessant, da es Bridge from Below, Cabal Therapy, Force of Will oder Combopieces wegnimmt. Sadistic Sacrament ist für die Manabasis ein wenig zu anstrengend. Weitere Counter finden sich noch in Form von Spell Pierce, die vor allem gegen Counterbalance glänzt und Misdirection als fünfte Force of Will. Alternativ übernimmt mehr Discard diese Aufgabe. Für Mirrormatches kann neben Bouncespells noch ein Diabolic Edict gespielt werden, sodass Removal in zwei Farben zur Verfügung steht.

Jenseits von tutorbaren Optionen übernimmt Leyline of the Void manchmal die Aufgabe von Graveyardhate und Animate Dead steht als weiterer Reanimationsspell bereit. Das Enchantment ist u.a. nützlich, um Reanimate oder Exhume zu ersetzen, die in manchen Matchups schlecht sind. Abgesehen von Qasali Pridemage und Kreaturen mit Shroud wird der Gegner in einem möglichen dritten Spiel mit Sicherheit Enchantmenthate boarden, wodurch die Karte insgesamt zu viele Nachteile hat. In Gerry Thompsons Sideboard befanden sich für Atlanta noch Null Rod und Pithing Needle als flexible Antworten allen voran gegen Thopter Foundry. Überhaupt war sein Sideboard sehr gegen das Mirrormatch, Thopter Foundry und Lands ausgerichtet, also für ein europäisches Meta nicht relevant. Folgendes Sideboard für die oben genannte Liste wäre da schon sinnvoller:


Sideboard:

1 Sphinx of the Steel Wind
2 Perish
1 Diabolic Edict
1 Echoing Truth
1 Wipe Away
2 Coffin Purge
1 Extirpate
1 Ravenous Trap
1 Tormod's Crypt
4 Spell Pierce



Mit einem Grünsplash, der durch eine Tropical Island und ein Bayou ermöglicht wird, würden Wipe Away und eine Spell Pierce Platz schaffen für zwei Krosan Grip. Wenn Echoing Truth dann noch ins Maindeck wandert, rückt Reverent Silence dafür nach.

Für eine Hand voll Power

Gerade bei Combodecks ist die Bewertung der Starthand sehr wichtig. Im Folgenden werden vier mögliche Starhände durchgegangen, die man gegen einen unbekannten Gegner halten oder zurückschicken muss.




Üblicherweise sind zwei Mana genügend, aber in dieser Hand wünscht man sich ein Fetchland, welches den Brainstorm aufwerten würde. Dann wäre es ein klarer Keeper, da man gute Disruption hat (Force mit Leviathan, Thoughtseize) und sich mit Entomb die beste Kreatur für das Matchup sucht. Immerhin kann Turn 1 Thoughtseize, Turn 2 Brainstorm und ggf. Entomb noch schnell genug sein. Keine perfekte, aber vor allem on the Play eine eindeutig haltbare Hand. On the Draw ist das Ganze langsam, aber man sollte genügend Disruption haben, um lange genug zu überleben.




Diese Hand wirkt sehr viel schwächer als die erste, ist aber allein in Bezug auf die Combo wesentlich stärker. Schließlich muss man nach einem Entomb bloß noch Reanimate oder eins der verbleibenden 16 Länder nachziehen. Das einzgie Element, welches dieser Hand fehlt, ist Disruption, doch mit 15 blauen Manaquellen und genügend Careful Study-Futter (Entomb und Iona) kann man nach einem gecounterten Exhume zügig wieder an Businessspells gelangen. Gegen schnelle Decks mit Disruption sehr anfällig, aber wie gesagt sicherer in Bezug auf die Combo. Diese Hand möchte man lieber on the Draw halten, um eine weitere Karte zu sehen.




Wieder ist Mana das Problem, diesmal haben wir die Combo mit der Option, Mystical Tutor auf Reanimate zu spielen, aber schon sicher auf der Hand. Dann keine Sphinx mit Entomb holen zu können, schmerzt aber vor allem gegen Aggrodecks sehr. Obwohl der Underground Sea Probleme löst, schafft er in dieser Hand auch welche. Ein einziges Wasteland kann verheerend sein, da man sich das Reanimate erst suchen oder zwei Länder für Exhume nachziehen muss. Das Land mit Mystical Tutor und Daze auf Tutor zu retten, ist immerhin eine Möglichkeit, da man schon zweimal Exhume auf der Hand hat. Ungeachtet dessen wäre man mit einem zweiten Land sehr schnell im Spiel. Der Plan ist, Entomb zu wirken und ein Land zu ziehen oder dann Reanimate zu suchen. Eine riskantere Hand als die ersten beiden, da sie sowohl schwächer gegen Aggrodecks und Manadenial ist als auch keine Drawspells aufweist. Dennoch kann man diese Hand gegen einen unbekannten Gegner halten.




Eine sehr interessante Hand, die jede Menge Potenzial hat. Man kann z.B. in Turn 1 mit Thoughtseize eröffnen, um dann in Turn 2 Brainstorm, Fetchland, Careful Study oder Tutor zu spielen. Mit Careful Study zu eröffnen, ist hingegen weniger sinnvoll, weil man unbedingt mit Study eine Kreatur abwerfen möchte. Hierfür sind die vier Extrakarten wichtig, die man durch Drawstep und Brainstorm zu sehen bekommt. Diese Hand ist eine der langsameren und deswegen on the Play besser. Dann erwischt Thoughtseize z.B. auch Chalice of the Void, welche diese Hand im Alleingang auseinandernehmen würde.

Wie man sieht, kann man sogar Hände halten, die lediglich das Potenzial aufweisen, die benötigten Karten zu finden. Was das Mana betrifft, muss man ebenfalls selten Mulligans nehmen. Insgesamt habe ich in meinen Testspielen nur sehr selten Mulligans nehmen müssen.

Matchups

Allgemein lässt sich sagen, dass man mit Reanimator in Spiel 1 seinen Plan durchziehen will und sich in den Sideboardspielen auf den Gegner einstellt. Dank starken Sideboardkarten kann man es sich dann leisten, langsamer zu agieren, was allein schon aufgrund von (nahezu immer) eingeboardetem Graveyardhate nötig ist. Das Erste, was ein Reanimatorpilot in Sideboardspielen beherrschen muss, ist gegen Tormod's Crpyt und Relic of Progenitus anzukommen. Abgesehen von Show and Tell ist Exhume plus Entomb besonders dafür geeignet. Exhume zielt nicht an, sodass man eine Cryptaktivierung mit Exhume auf dem Stack über sich ergehen lässt und dann per Entomb einfach eine neue Kreatur sucht. Während man also mit Careful Study Köder auslegt, ist Entomb nach dem Sideboarden vorsichtiger zu gebrauchen.


Aggrodecks sind die Butter auf dem Brot: Keine bis schwache Disruption und keine Möglichkeit, nach Hatekarten zu suchen. Es bleibt also nur der gute alte Beatdownplan. Dementsprechend ist die Schnelligkeit von Aggrodecks der Maßstab für die Bewertung der eigenen Hand. Zoo und Goblins als übliche Vertreter dieser Kategorie haben neben Iona am meisten Probleme mit der Sphinx und ein Blazing Archon lohnt sich ebenso. Iona verbietet oft Rot, aber bei wenigen Handkarten sagt man gegen Zoo auch schon mal Weiß, um Path to Exile (falls gespielt) auszuschalten. Goblins hingegen haben mitunter das beste Removal gegen Reanimator: Warren Wierding erwischt alles und liegt in der Splashfarbe, Stingscourger mit Aether Vial und Gempalm Incinerator können nicht gecountert werden. Auf Inkwell Leviathan als Notnagel sollte dank Goblin Piledriver gänzlich verzichtet werden. Dennoch sind die meisten Outs selten relevant und falls eine Vial liegt, kann Iona auch Schwarz verbieten. Generell ist Sphinx of the Steel Wind zu bevorzugen, da man gegen Aggrodecks gerne einen Blocker hat und Lifelink schnell den gefährlichen Lifelos von Reanimate ausgleicht. Insgesamt ist Reanimate in den Aggromatchups eine gefährliche Karte, die schon in den ersten Runden eingesetzt werden muss, um überhaupt von Nutzen zu sein. Nachdem man seine Combo durchgezogen hat, ist es immerhin sinnvoll, gegnerische Kreaturen zu reanimieren, um Blocker zu haben oder vor Warren Wierding geschützt zu sein.

Viel möchte man in diesen Matchups nicht boarden. Removal wie Perish bietet sich an und Echoing Truth ist nützlich, falls die Goblins Chalice of the Void auspacken. Dementsprechend ändert sich das Spiel nach dem Sideboard meistens nur in Hinblick auf Graveyardhate. Das Hauptziel der Disruption verschiebt sich also, damit die Combo nicht über Show and Tell durchgezogen werden muss. Die blaue Karte kann vor allem den Goblins das Damagerace neu eröffnen.

Gegen Reanimator zu spielen, macht mit Aggrodecks nur begrenzt Freude. Tormod's Crypt ist oft das Sinnvollste, was das Sideboard zu bieten hat, weil man mit ihr wenigstens nicht seine eigene Clock ausbremst. Dafür kommt alles raus, was nicht schnell ist, wie z.B. Sylvan Library oder Siege-Gang Commander. Die Hand hat möglichst aggressiv zu sein, und egal welchen Hate man geboardet hat, wenn die Hand ihn nicht aufweist, dafür aber aggressiv ist, wird gehalten. Bei Zoodecks sollte man darauf achten, ausgewogen seine Farben auszuspielen, damit Iona nicht auf einen Schlag allen Burn unnütz macht. Goblindecks legen großen Wert auf Aether Vial, Goblin Lackey und Warren Wierding. Besonders erwähnen möchte ich Umezawa's Jitte, welche entgegen landläufiger Meinung eine sehr effektive Karte darstellt. Das Equipment wird nicht von Iona beeinflusst und hilft oft das Race für sich zu entscheiden. Diesen Tipps zum Trotz hat man ein sehr schwieriges Matchup vor sich.


Im Moment zähle ich CounterTop und Landstill zu dieser Kategorie. Counterbalance stellt Reanimator vor ein riesiges Problem, das dank Countern aus Maindeck und Sideboard (Spell Pierce) jedoch effektiver bekämpft werden kann, als es z.B. mit ANT der Fall ist. Auch wenn die Clock, die der Gegner auffährt, nicht sehr schnell ist, möchte man doch möglichst schnell eine Kreatur reanimieren, um der Balance bzw. dem Standstill zuvorzukommen. Swords to Plowshares diktiert Inkwell Leviathan, Iona auf Weiß und notfalls Empyrial Archangel als Finisher. Neuerdings kommt Jace, the Mind Sculptor als Removal hinzu, wodurch der Leviathan eindeutig zum besten Reanimationsziel wird. Generell ist die Schnelligkeit und Flexibilität des Decks aber ausreichend, um Kontrolldecks zu schlagen, da sie eine reanimierte Kreatur nur sehr selten racen oder beseitigen können. Hauptsächlich boardet man weitere Counter und Discard. Gegen Counterbalance je nach Verfügbarkeit natürlich Bounce, Krosan Grip und Reverent Silence. Nach dem Boarden kann man dann vorsichtiger spielen und formt zunächst seine Hand durch Drawspells. Show and Tell ist gegen CounterTop mit Vorsicht anzuwenden. Schließlich will man sicher sein, dass nicht plötzlich Progenitus aus der Hand ins Spiel stolpert.

Als Kontrollspieler hat man wie gegen jedes Combodeck einen Nervenkrieg vor sich. Neben dem obligatorischen Graveyardhate gibt es nur exotische Lösungen, die man generell gegen Progenitus und Iona spielt: Curfew, Noetic Scales, Clone, usw. Karakas ist nur bedingt von Nutzen. Solange man keine Informationen über die Hand des Gegners hat, ist es ratsam, auf den Businessspell zu warten. Countert man Entomb oder Careful Study, kann z.B. Show and Tell folgen. Auch Mystical Tutor ist selten ein gutes Ziel, da die Karte oft als Köder für Counterspells benutzt wird.


Tempodecks wie Merfolk und Canadian Threshold, aber auch Bant-Aggro und exotischere Decks wie UW-Tempo und New Horizons fallen unter den Begriff Aggrokontrolle. Wie man sich nach meinem flammenden Plädoyer für Shuffleeffekte weiter oben vorstellen kann, ist Stifle in Verbindung mit Wasteland extrem gefährlich für Reanimator. Zwar sind alle Spells günstig, aber ebenso ist die Manabasis sehr knapp bemessen. Manadenial und Daze (ggf. auch Cursecatcher) zwingen den Reanimatorspieler dazu, langsam und vorsichtig vorzugehen. Glücklicherweise verhält sich das auf der Gegenseite oft ähnlich und nach ein wenig Hin- und Hergetänzel bleibt dem Gegner oft nur noch Force of Will als Rettung. Canadian Threshold hat mit Bounce- und Burnspells gute Outs gegen die meisten Kreaturen, doch Iona auf Blau oder eine Shroudkreatur erledigen den Job recht sicher. Reanimate ist trotz Burn meist die bessere Wahl; Spell Snare, Daze und Spell Pierce erwischen Exhume zu oft.

Definitiv schwierig ist das Merfolkmatchup, da sich das Deck dank Aether Vial Mana freihalten kann, Daze durch Cursecatcher ergänzt wird und Standstill soliden Carddraw darstellt. Zu allem Überfluss hat das Deck zudem einen Beatdownmodus, bei dem große Blocker völlig egal sind. Allerdings kann auch das Merfolkdeck nicht immer alles parat haben und man muss seinen Spielstil den Gegebenheiten anpassen. Auch wenn die genannten Elemente problematisch sind, hat es wenig Sinn, sie zu countern. Lieber beschützt man im kritischen Moment seine eigenen Spells und versucht sein Monster zu legen, bevor zu viele Fische auf der Tafel landen. Der Merfolkspieler wiederum setzt soweit möglich auf eine solide Aggrokurve mit etwas Disruption. Für ein langanhaltendes Kontrollspiel ist man nicht gut genug ausgerüstet, da man mehrere Kreaturen benötigt, um das Spiel schnell zu beenden. Cursecatcher, Aether Vial und Standstill sind in diesem Matchup die wichtigsten Karten. Spell Pierce aus dem Sideboard unterstützen die wichtige „Zahl doch bitte etwas mehr Mana“-Strategie effektiv. Auch Umezawa's Jitte ist wieder nützlich.


Gegenüber Dredge und Ad Nauseam-Storm als gängige Combodecks hat man mit Force of Will und Daze zwei Vorteile, die den Nachteil eines streckenweise langsameren Kills mehr als ausgleichen. Gegen ANT ist die Disruption vor dem Boarden noch nicht wirklich bedrohlich, weswegen man eher versuchen sollte, Iona auf Schwarz ins Spiel zu bekommen, bevor der Gegner in die Combo geht. Falls in Spiel 2 und 3 Zugriff auf Spell Pierce besteht, sieht das Matchup gut aus. Da die meisten Kreaturen gegen ANT schlecht sind, kann man ruhig einige rausboarden, sodass nur noch Ionas und die stärksten Schläger drinbleiben. Reanimate auf etwas anderes als Iona ist gegen ANT eine Steilvorlage für ein paar Rituale plus Tendrils of Agony und sollte vermieden werden. Als ANT-Pilot hat man dank Mystical Tutor ebenfalls Zugriff auf Hatekarten wie Curfew, Extirpate oder Coffin Purge, für die jedoch nur selten Platz vorhanden ist. Lieber sollte man versuchen, seine Combo schnell durchzuziehen.

Ebenso ist Reanimate auf etwas anderes als Blazing Archon gegen Dredge selten eine gute Idee. Doch selbst mit Archon ist das Matchup schlechter als gegen ANT, da das Deck einige Mittel gegen einzelne Klobos hat. Chain of Vapor ist da nur die offensichtlichste Karte und kann noch relativ leicht gecountert werden. Der selten auftretende Furystoke Giant, der mit einer Armee von Zombies den Gegner umballert, ist die beste offensive Methode gegen einen reanimierten Archon. Und dann gibt es da noch Stinkweed Imp, der den Luftraum besser dichtmacht als jede Aschewolke. Gegen all diese Optionen und den dazukommenden schnellen Combokill von Dredge will man dieses Spiel in der frühen Phase durch Disruption und Graveyardhate kontrollieren und nur nebenbei oder erst später zum Gewinnen ausholen.

Obwohl es bislang kaum vorkommt, sind Reanimatormirrors vergleichbar mit Duellen guter alter Westernmanier: Wer zuerst blinzelt, verliert. Jede Kreatur kann vom Gegner mit seiner eigenen Kopie neutralisiert werden, weswegen nicht nur der eigene Comboversuch beschützt, sondern auch der gegnerische verhindert werden muss. So etwas benötigt Vorbereitung und gute Handkarten. Seine Hand zu formen und nebenbei immer wieder den Gegner auszutesten, ist vor dem Boarden gefragt. Spiel 2 und 3 sind stark abhängig von den eigenen und gegnerischen Boardkarten. Entomb wird aufgrund von Graveyardhate und durch die Möglichkeit, Coffin Purge zu holen, zur wichtigsten Karte, während Exhume nur sehr vorsichtig angewendet werden kann.

Hype

Alles in allem ist Reanimator ein gutes Deck, welches sich mit Sicherheit als Tier-2-Deck etablieren wird. Für eine Position an der Spitze ist es zu teuer und zu leicht mit Hatekarten zu bedenken. Während Combodecks wie ANT und Dredge sich ihren Hatekarten angepasst haben und durch Schnelligkeit des Kills bzw. Flexibilität glänzen, muss Reanimator immer noch auf eine Kreatur vertrauen, die durch eine große Anzahl an Hatekarten effektiv bekämpft werden kann, sofern das Deck überhandnehmen sollte. In einem so großen Kartenpool wie dem von Legacy finden sich in jeder Farbe Optionen, Kreaturen ungezielt auf die Hand zu schicken, sie vom Besitzer opfern zu lassen oder sie am angreifen zu hindern. Einzig die geringe Beteiligung am Metagame schützt das Deck bisher vor solchen Karten.

Pascal Baatz
TS Crew




Kommentiert
.in unserem Forum

[ drucken ]

Weitere Artikel/Berichte von Pascal Baatz

[13.03.2012]Liliana im Bikini?
[24.01.2012]Sich einen Graf schaufeln
[11.01.2012]Versagen und Versuchen
[03.01.2012]Klingenmeister
[04.10.2011]Der konstante Außenseiter


miraclegames.de
 
 
zur Startseite zur Startseite zur Startseite zur Startseite zur Startseite