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Hitchhiker's Guide to Infinity
von Nico Bohny
28.01.2009

Magic Online spielen viele. Die meisten zahlen auch regelmäßig dafür. Was ja an sich auch keine große Sache ist, denn man hat damit, wenn's der Shuffler mal nicht vermiest, auch eine gute Zeit und kann seinem Hobby nachgehen. So weit, so gut.

Die meisten Spieler jedoch, die etwas von sich halten, finden sich nicht gerne damit ab, für ihr Hobby zahlen zu müssen. Dabei geht's wohl weniger ums Geld, sondern vielmehr um die Ehre. Meiner ist im Fall soooooo groß. Der Account, obviously. Und auch wenn eine große Online-Kartensammlung bei den meisten Damen nicht besonders ankommt, so kann man wenigstens in seiner nerdigen Community prächtig einen auf dicke Hose machen. So wie ich jetzt gleich:

Man liest heutzutage ja einige Artikel, wie unmöglich es sei, „infinite“ zu gehen (also ohne zu zahlen, online spielen zu können). Ich schreib heute mal, wie's eben doch funktioniert. Und dabei brauch ich noch nicht mal viel Mathematik.

Ich selbst hab die Herausforderung zweimal geknackt. Das erste Mal zu Zeiten von Odyssey bis Onslaught. Da hab ich mal zwischenzeitlich aufgehört zu spielen und meinen Account mit Produkten für etwa knapp 1000 Dollar verschenkt. Das zweite Mal war ab Mirrodin. Seitdem habe ich etwa Karten und Produkte im Wert von 2000-3000 Dollar, und verkaufe monatlich im Durchschnitt Tickets für etwa 100-200 Dollar. Das nenn ich dicke Hose.

Somit schreib ich heute ausnahmsweise mal wieder über ein Thema, über das ich wirklich Bescheid weiß. Und nach meiner Einschätzung können die meisten, die irgendetwas auf dem Kasten haben, eine Menge Geld und Ehre sparen mit folgenden Tipps.

Eheberatung

Bei Magic Online „infinite gehen“ (und auch bleiben) ist wie eine glückliche Ehe führen – beides ist durchaus machbar, wenn man:

es sich als Ziel setzt
genug Zeit investiert
auch Kompromisse eingehen kann
strategisch vorgeht

Na ja, oder so ähnlich halt. Bei Magic Online klappt's auf jeden Fall.

Magic Online – schnell erklärt für den MWS-Liebhaber

In meinem Artikel werde ich unendlich oft über Tix reden. (Kurzform von „Ticket„.)


Wer Magic Online nicht kennt, kennt auch keine Tix. Ein Tic hat einen Gegenwert von einem Dollar und dient online auf dem Marktplatz als Zahlungsmittel für Karten, Booster oder sonstige Produkte. Des Weiteren zahlt man für jedes Turnier Eintritt in Tix – bei Drafts meistens derer zwei, in Standard-8-Man-Queues sechs.

Früher war alles besser

Früher war's tatsächlich noch viel einfacher als heute, infinite zu gehen.

Rares:
Raredraften zahlte sich früher tatsächlich noch aus. Für jede Foil-Rare erhielt man mindestens ein Tic, für zwei bis drei beliebige Rares ebenfalls. Das hängt wohl vor allem damit zusammen, dass es dazumal noch üblich war, dass man sich ein Komplettset einer Edition nach Hause schicken ließ als Tausch gegen die Onlinekärtchen. Dieses Redemption-Feature blieb lange ausgeschaltet, wurde jetzt vor kurzem aber wieder eingeführt. Es geht bergauf…

Payout:
Die meisten Turniere waren viel schöner mit Preisen bestückt als heute – vor allem die damaligen Premier-Events. Außerdem gab's einen Draftraum extra für Leute mit 1700 und höherem Rating und dort einen Draft, der dem Gewinner neun Booster auszahlte und dem Zweitplatzierten noch derer fünf. Besser als die 8-4 und 4-3-2-2 heutzutage…

Wie man's heutzutage anstellt

Release-Events:

Release-Events haben einen Eintrittspreis von drei Boostern und einem Starter (bzw. neuerdings einfach sechs Boostern) sowie ein paar Tix und viel, viel Freizeit. Sie dauern meistens zwei bis drei Wochen an, starten alle paar Stunden, und haben verschiedene Preispools, kosten aber auch unterschiedlich Tix Eintrittsgeld. Wir wollen hoch hinaus und schauen uns mal das Event mit dem größten Payout an:

Eintritt: vier Tix und Produkt.

Platz Preisbooster
1 40
2 30
3-4 15
5-8 10
9-16 5
17-32 3

Dazu kommen gratis Avatare und allfällige Qualifikationen für Premier-Events. Da kann man so richtig fett absahnen. Mit dem richtigen Timing.

Die Release-Events sind am Anfang absolut überfüllt, da lohnt es sich eigentlich nicht wirklich mitzuspielen. So gegen Ende werden's immer weniger Spieler, da findet man sogar Turniere mit etwa durchschnittlich 40 Leuten drin. Bei Standard-Editionen etwas mehr, bei Besonderheiten (Mirage, Tempest, Masters Edition, 10th Edition,…) deutlich weniger. Des Weiteren beinhalten „besondere“ Editionen (ähnlich wie Expansions – siehe unten) meistens tolle Money-Rares, deren Preise ins Unendliche steigen, da ja wenig davon im Umlauf sind.

Stellt euch vor, ein Tempest-Preview, 40 Nasen, ihr öffnet zudem Karten im Wert von zehn Tix. Kommt ihr unter die besten 32 (was ja wohl ganz klar zu erwarten ist), macht ihr knappen Verlust. Schafft ihr es in die bessere Hälfte, seid ihr schon saniert. Und habt ihr einen richtig hübschen Pool geöffnet… dann aber ab die Post!


Expansions:

Jeder Block besteht aus einer Grundedition (sogenanntem „Standalone“) und ein bis zwei Erweiterungen (Expansion-Sets). Dabei fällt auf, dass Karten aus Expansions, vor allem von der letzten eines Blocks, bei Magic Online unglaublich teuer sind. Dies hat einerseits damit zu tun, dass sich die Kartenqualität oft in der letzten Expansion nochmals drastisch hebt (man erinnere sich an Apocalypse), und vor allem aber auch viel weniger Karten der Expansion im Umlauf sind, da man eine viel kürzere Zeit damit Limited zockt. Die hohe Nachfrage nach solchen Karten entsteht meist erst, wenn die Edition schon nicht mehr gedraftet wird, man die Karten jedoch fürs Standard noch braucht.

Aktuelles Beispiel: Eventide.
Preise in Dollar, respektive Tix.

Des Weiteren gibt es etliche Rares wie z.B. die Lieges, die einen Wert um die drei Tix haben. Eventide enthält etwa 40 Rares. Booster haben online im Shop einen Wert von vier Dollar. Zu einem Viertel öffnet ihr also ein Booster, das sich gleich durch den Verkauf der Rare wieder finanziert.

Nehmen wir mal an, wir reißen 40 Booster auf (und am besten danach noch 40 Schwedinnen) und öffnen damit jede Rare einmal, inklusive mindestens einer Foil-Rare, so könnten wir diese wohl gesamthaft etwa für mindestens 130 Tix verkaufen. 40 Booster kosten uns 160 Tix, macht 30 Tix (oder etwa acht Booster) Differenz.

Das ist verdammt wenig. Bei Erscheinen einer Edition kann man jeweils reine Expansions-Drafts machen, z.B. Eve-Eve-Eve. Stellt euch vor, es ist (Fortuna sei Dank) gerade noch Nix-Tix-Woche (gibt's ab und zu bei Magic Online, dass man für Drafts keine Eintritts-Tix zahlen muss), so können wir mit 40 Booster ganze 13 Drafts spielen. Nebstdem, dass ihr sicherlich ab und zu mal auch noch eine tolle Rare gepasst kriegt, müsst ihr also in 13 Drafts:

8-4: einmal gewinnen oder zweimal zweiter werden.
4-3-2-2: viermal die erste Runde überstehen.
Swiss: von 39 Runden acht gewinnen.

Und natürlich die wertvollen Rares picken. No matter what!

Der Rest ist Reingewinn.

Dazu kommt ab und zu mal eine tolle Foil-Rare. Ich hatte mal das Glück, im Masters Edition-Draft Foil-Badlands zu öffnen. Und hab tatsächlich einen Trottel gefunden, der mir dafür 90 Dollar angeboten hat. Ich hoffe, ihr seht, dass man selbst ohne das Nix-Tix dabei unendlich Kohle scheffeln kann… Bei Conflux wird's schon lohnenswert, und dann wartet mal die letzte Expansion ab…


Drafts:

Alara draften ist rein finanziell kein Spaziergang. Da die Rares praktisch gar nichts wert sind, muss man sich mit den gewonnenen Boostern finanzieren können. Das geht zwar bei etwas Übung und Talent knapp (ich bin momentan wohl etwa im Gleichgewicht – und das trotz Bant ), aber gewinnbringend ist's sicher nicht.

Wie oben zu lesen ist, lohnen sich die dreifachen Expansions-Drafts am meisten. Beispiel Future Sight: Ihr öffnet jeden 14. Draft einen Tarmogoyf, der euch alleine schon drei Drafts sponsort. Des Weiteren lohnt sich Expansions-Draften, da man schnell mal einen Vorteil gegenüber den anderen hat, wenn man sich schon seine Gedanken zu diesem Format gemacht hat bzw. Erfahrung aus einigen Drafts hat.

Ich habe zum Beispiel unendlich viel Dreifach-Morningtide gedraftet, und habe ohne Übertreibung zwei aus drei Drafts gewonnen, und zwar quasi ausnahmslos mit Blauschwarz-Rogues. Und ab und zu mal Chameleon Colossus, Bitterblossom und Mutavault eingesammelt. Das wichtigste am Deck war, sich eine solide Basis aus Mothdust Changeling und Moonglove Changeling einzusammeln, um damit auch Stream of Unconsciousness und alle Uncommon-Equipments spielen zu können. Kombiniert mit den offensichtlich guten Rogue-Commons und allfälligen Bomben im Uncommon-Slot – der absolute Brüller und um einiges besser als Monoweiß oder Elementals. Nur wusste davon praktisch keiner. Und keiner pickte die guten, unauffälligen Commons weg. Ein weiterer Schritt zur Infinity…


Constructed:

Wenn ihr ein gutes Deck überdurchschnittlich spielen könnt, dann könnt ihr online eine Menge Geld verdienen. Zwar geht's in den 8-Man-Queues in kleinen Schritten, aber vorwärts geht's dennoch. Mit meinem Tokendeck habe ich online in ein paar Wochen etwa einen Gewinn von 200 Tix erwirtschaftet. Zugegebenermaßen hab ich's auch wie ein wilder Kerl gezockt.

Mit dem Chuck-Norris-Deck lief es ähnlich gut (jetzt ohne Scheiß, das Deck war der absolute Wahn), mit einem anderen Rogue-Deck ist mir das Gleiche im Time Spiral-Block auch schon gelungen – nur konnte ich da meine Deckliste noch an etwa zehn Personen für je fünf Dollar verkaufen. (Dazumals konnte man Top-8-Spiele während und nach einem Event noch vollständig anschauen – so sind viele auf das Deck aufmerksam geworden.)

Wenn ihr in einem Format eine Nische findet, dann zahlt sich das immer aus. Und wenn ihr ein Deck beherrscht, ebenfalls…


Börse:


Booster- und Kartenpreise schwanken auf dem Online-Marktplatz wie ein Schiff auf hoher See. Und wenn man gut aufpasst, erwischt man die perfekte Welle. Figure of Destiny war mal bei Erscheinen zwölf Tix wert – jetzt 32! Beim Goyf dasselbe. Glimpse of Nature war vor Berlin gar nichts wert – und kurz danach ein halbes Vermögen. Alara-Booster kosten im Set auf dem Marktplatz momentan etwa zehn Tix – während Nix-Tix-Drafts konnte man sie problemlos für 14 Tix verkaufen. Dassselbe mit Startern vor und während einer Release-Event-Welle.

Dass man möglichst wenig Booster zu hohen Preisen kauft und möglichst viele hamstert bei tiefen Preisen, liegt auf der Hand. Mit Einzelkarten kann man spekulieren. Am besten vor und nach großen Events wie zum Beispiel Pro Touren. Prädikat: lohnenswert!

Noch ein kleiner Tipp zur Rotation: Falls ihr Standarddecks besitzt, rate ich euch, die Money-Rares vor der Rotation im Standard loszuwerden. Tarmogoyf früher 32 Tix – Tarmogoyf jetzt zwölf Tix. Lieber verkaufen und dann wieder billig ergaunern.


Ich schließe mit einem eigentlich ganz süßen Zitat eines belgischen Pros:

„When some hot shot tells you he's been drafting forever without buying packs, smile and give the poor guy a hug... he's probably kidding himself.“

Jeroen Remie über infinite gehen auf Magic Online
(http://www.mtgbelgium.be/Site/Strategy/artikel_jeroen.html)

Ein Bier tut's übrigens auch. Aber wer mich mal von Herzen drücken will, der darf natürlich. Auf bald, bei den Prereleases oder in Rotterdam…




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