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Alles neu macht der März....
der neue Penalty Guide
von Eckhard "SEcki" Maaß
28.03.2008

Als treuer Leser dieser Judge-Kolumne wird einem der Penalty Guide bekannt sein. In ihm steht, welche Verstöße es gibt und wie sie zu ahnden sind. Neuerdings wird dieser auch regelmäßig auf den neusten Stand gebracht. So trat auch zum 20. diesen Monats eine neue Version in Kraft – die sich vor allem mit einem beschäftigt hat: dem REL „Regular“.

Die REL sind die Rules Enforcement Level. Sie legen fest, inwiefern Regelverstöße geahndet werden und sollen dabei vor allem auch den Charakter des Turniers im Auge haben. Es scheint logisch, dass auf einer Pro Tour oder einem PTQ die Schiedsrichter anders durchgreifen (und durchgreifen sollten) als auf dem wöchentlichen FNM in gemütlicher Feierabendstimmung. Für letztere gibt es eben das REL Regular.

Ein Blick in den Penalty Guide lässt dies klarer werden:

-Regular
Regular events are focused on fun and social aspects, not enforcement. Most tournaments are run at this level unless they offer sizeable prizes or invitations. Players are expected to know most of the game rules, may have heard of policy and what is "really bad", but generally play in a fashion similar to the way they do at home.

Allerdings gab es bisher eine deutliche Diskrepanz zwischen dieser Grundphilosophie und der tatsächlichen Umsetzung im bisherigen Guide. Zum einen gab es für Hüllenprobleme und Kartenziehen oder -ansehen geringere Strafen, zum anderen konnte (und kann weiterhin) der Head Judge einen Upgrade von Strafen nach seinem Ermessen vornehmen. Das reichte natürlich nicht, um den unterschiedlichen Charakter herauszustreichen – das hat man auch oft in den Kommentaren gehört: Einen Anfänger, der sein Deck nach dem Muster „zwei Sprüche, ein Land“ stackt; bei einem PTQ kann man sicher viel verständlicher machen, warum eine Disqualifikation folgt. Bei einem kleinen FNM wünschen sich viele ein anderes Vorgehen.

Und es hat sich etwas bewegt im Penalty Guide. Ich möchte euch hiermit die Änderungen in diesem Bereich näherbringen, die vor allem darauf abgezielt sind, auf Events mit REL Regular den Fokus auf Spaß und Zusammensein auch ganz offiziell von den Strafen herzuleiten. Nebenbei sind auch ein paar kleinere Änderungen erwähnt, die sich auf PTQs niederschlagen.

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Spielfehler (Game Play Error) und Deckfehler
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Es ist, wie oben schon erwähnt, bisher so gewesen, dass bestimmte Vergehen geringer bestraft wurden. Allerdings bilden die häufigste Kategorie immer noch die normalen Spielfehler – zu wenig Mana für den Spruch ausgegeben, den Dark Confidant vergessen und so weiter. Derlei Vergehen kassierten auf allen RELs bisher immer ein Warning.

Für REL Regular wurde dies jetzt heruntergestuft auf eine so genannte „Caution“ (Ermahnung). Solche müssen eben nicht mit den Daten vom Event zur DCI geschickt werden. Ich finde, das reicht bei FNM und bei Prereleases durchaus aus.

Auch Fehler, die die Deckliste betreffen, werden nun anders gehandhabt. Zuallererst möchte ich darauf hinweisen, dass die Praxis bei Prereleases, sein Deck zwischen den Runden ändern zu dürfen, auf alle Limitedevents ohne Deckliste ausgedehnt wurde. Falls euer Turnierorganisator das Ändern zwischen den Runden nicht möchte, sollte er Decklisten verwenden. Wenn diese Deckliste (oder aber euer Deck, wenn man ohne Decklisten spielt), an sich illegal ist, z..B. weil man Skullclamps im Extended spielt, bleibt es bei einem Gameloss – auch bei REL Regular.

Allerdings ändert sich die Bestrafung, wenn das präsentierte Deck nicht der Liste entspricht – dies ist nun generell nur ein Warning unter REL Regular und das Deck wird angepasst. Ein Upgrade ist jedoch möglich, wenn die Karte erst in einer öffentlichen Zone entdeckt wird.

Unter obiges fällt insbesondere auch der typischen Fall, dass man den Arrest des Gegners aus Versehen mit einpackt und einfach in das falsche Deck mischt. Es gab nach dem GP Stuttgart in den Kommentaren eine Diskussion, als ein Spieler bemerkte, dass sein Gegner wohl eine Karte im Deck vergessen hat und erst beim Präsentieren des Decks einen Judge gerufen hat. Die Meinungen über dieses Verhalten gingen weit auseinander – es war eben kompetitives Verhalten, das auf Events wie PTQs oder GPs durchaus akzeptabel ist, jedoch auf einem FNM oder Prerelease etwas fehl am Platz ist.

Nun gibt es aber lediglich ein Warning auf solchen Events dafür, was dem sozialen Charakter Rechnung tragen soll.

Zu guter Letzt: Wenn man sein Sideboard verliert, ist das ab März auf allen Levels eine Caution. Denn: Sein Sideboard (oder Teile davon) zu verlieren, bringt keinen Vorteil, sondern eher einen Nachteil.

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Cheating und Match Loss
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Ich habe oben den Anfänger angesprochen, der sein Deck stackt. Es gibt noch mehr ähnliche Beispiele – zwei Spieler würfeln das Ergebnis des Matches am Ende der Zeit aus, ohne zu wissen, dass man das nicht machen darf. Es gibt einige Beispiele, bei denen die Regelung trotz niedrigem REL ganz klar ist: Dieses Verhalten führt zu einer Disqualifikation (DQ).

Auch das hat sich nun geändert – bis auf zwei Ausnahmen (die man auch einfach mit Diebstahl sowie Sachbeschädigung und Körperverletzung bezeichnen kann) hat der Head Judge nun die Möglichkeit, die Strafe von DQ auf Match Loss herunterzusetzen, falls er davon überzeugt ist, dass derjenige das Vergehen begangen hat, ohne zu wissen, dass es illegal ist. Es bleibt sicher beim DQ, wenn der Head Judge meint, der Spieler wusste, was er tut. Unwissenheit schützt also nicht ganz vor Strafe – bloß vor härterer Strafe.

So ein Match Loss ist trotz allem eine heftige Strafe, die dem Spieler aber vielleicht eher dabei hilft, seinen Fehler einzusehen – ein Spieler, den man rauswirft und dann nie wiedersieht, obwohl er nur aus Dusel einen dicken Fehler gemacht hat, dient niemanden. Eine Disqualifikation würde wohlmöglich einfach das Kind mit dem Bade ausschütten. Auf der anderen Seite muss auch die Integrität des Turniers gewahrt werden, weswegen es bei höherem REL auch weiterhin einen DQ gibt.

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Hilfe von außen oder Outside Assistance
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Das Vergehen der Outside Assistance wurde nun aufgespaltet – zum einen in Vergehen, wie das Deck des Gegners beim Mischen absichtlich anschauen, oder aber beim Draften in die Karten des Nachbarns linsen (Cheating – Hidden Information Violation), zum anderen eben das, was man unter Hilfe von außen versteht: Sideboardnotizen, sowie nach Spielhilfe fragen oder solche von außen geben.

Der erste Teil bleibt in der Kategorie „Cheating“ und wird dementsprechend in der Regel mit einer Disqualifikation "belohnt" (wie oben beschrieben, kann der Headjudge aber bei REL Regular auf ein Match Loss herunterstufen), der zweite Teil ist nun lediglich ein Turnierfehler. Da man zur Überzeugung gekommen ist, dass solche Spieltipps auch auf hohem Level einfach „passieren“ und ihre Wirkung in jedem Falle auf das aktuelle Match beschränkt sind, ist die Strafe hierfür (auch bei REL Competitive oder Professional) wiederum nur ein Match Loss.

Beim REL Regular hingegen kommt wieder der soziale Aspekt ins Spiel – es passiert einfach sehr leicht, dass ein Spieler sich nicht halten kann und in ein Match hereinbrabbelt. Natürlich ist das nicht in Ordnung, jedoch ist die Strafe nun viel niedriger: Warning.

[Anm. d. Red.: Und ganz ehrlich – wann habt ihr das letzte Mal erlebt, dass jemand deswegen bei einem FNM disqualifiziert wird? –TobiH]

Dies hat allerdings bei manchen Leuten für die Befürchtung gesorgt, dass die Spieler beim FNM jetzt anfangen, ihren Kameraden absichtlich Spieltipps zu geben, da sie dafür „nur“ ein Warning kassieren – diskutiert diesen Punkt im Forum!

Ich finde, man sollte der Regelung zunächst eine Chance geben: Man kann mit dem problematischen Spieler ein direktes Gespräch vor dem Turnier führen; andere Spieler werden sicher bitten, dass diese Spieler ihre Matches nicht mehr beobachten dürfen (als Judge kann man dieser Bitte durchaus entsprechen); man sollte auch immer bei der Übermittlung der Strafe an die DCI erwähnen, wenn dies im vollen Bewusstsein ob der Illegalität des Verhaltens gemacht wurde, und sich auch nicht scheuen, bei mehrmaligen Verstößen die Strafe hochzustufen.

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Spielerkommunikation
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Auch die Spielerkommunikation hat sich wieder ein bisschen geändert. Zu dem, was ich vorgestellt habe, sind es hauptsächlich Details. Bis auf einen ganz wichtigen Punkt für REL Regular: Alle Dinge, über die man ausweichend oder nicht vollständig Auskunft geben konnte, sind nun vollständig zu beantworten.

„Was ist der Text der Karte?“ muss man nun nach bestem Wissen und Gewissen beantworten – und im Zweifel natürlich immer einen Judge rufen. Auch Fragen wie „Wie groß ist mein Tarmogoyf?“ müssen nun beantwortet werden – auch wenn der Gegner seinen eigenen Goyf meint.

Auch der Judge muss solche Fragen bei solchen Events beantworten. Wer sich näher mit den neusten Änderungen auseinadersetzen möchte, sei auf diesen Artikel von Nick Septhon. verwiesen.

Wer sich alle Änderungen (auch die nicht erwähnten) ansehen möchte, darf sich mit dieser Gegenüberstellung. schlau machen.

Ich persönlich hoffe, dass die Änderungen den „gerade noch am Küchentisch, heute schon hier“-Aspekt von kleineren Turnieren hervorheben und bestärken. Weiterhin denke ich, dass die Regelungen einen guten Ausgleich zwischen Spaß und Fairness auf kleineren Turnieren bewerkstelligen können und auch helfen, dass Judges diese konsequenter durchsetzen als bisher.




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