miraclegames.de
featured Community
Regionals Bayern, 2004 - Headjudge-Bericht
von Eckhard "SEcki" Maaß
10.03.2004

Prolog
Es standen also Regionals vor der Tür - und ich hatte mit Thomas schon auf dem GP München ausgemacht, dass ich Headjudge für dieses Turnier sein werde. Eigentlich alles normal - bloß hatte ich mich in den letzten Monaten eher in mein faszinierendes Mathestudium gestürzt als mit bunten Pappkärtchen was zu tun zu haben. Also habe ich dann versucht, mich wieder auf das Laufende zu bringen - sowohl in den Regeln wie auch im Metagame.

Und dies ging eigentlich ganz gut - selbst Affinity habe ich probehalber mal gespielt. Und ich wollte einfach gute Arbeit leisten und mir viele Notizen machen, um einen gelungene Artikel zu schreiben.

Aber - um Justus mal zu zitieren: Ganz schlechtes Wetter. Ganz viele Spieler. Keine Notizen, viel Chaos. Da auch einiges schief gelaufen ist, lohnt sich es aber fast um so mehr, darüber zu schreiben. Denn: aus Fehlern lernt man. Und vielleicht lernen auch andere aus meinen bzw. aus unseren Fehlern. Um vorneweg gleich eins klar zu stellen: Die Leistung war nach den Umständen in Ordnung, sie hätte aber durchaus besser sein können.

Am Anfang...
Also früh morgens aufgestanden und Marc - ein Level 1 Judge aus München, der seinen Test erst auf dem GP München gemacht hatte - abgeholt. Und dann gemütlich auf den Weg gemacht - und tatsächlich war ich mit 130 Spitze unterwegs - und das auch nur so 5 Minuten lang.

Aber der gute Wintereinbruch verhindert erfolgreich schnelles vorankommen - und ich dachte mir dann so spontan, dass dann einige Spieler doch lieber zu Hause bleiben würden. Also so um die 160 bis 180 Spieler wie letztes Jahr. Auf der Fahrt probierte ich auch aus, wie gut ich anderen Leuten Regelfragen stellen konnte und welche von Marc beantworten konnte. Wenn man Zeit hat, sollte man mit neuen Judges sicher immer solche Regelquizes veranstalten - das hilft ihnen nicht nur, das hält einen nicht nur fit, nein, man erhält auch einen Eindruck über die Fähigkeiten desjenigen.

Als wir dann mit halbstündiger Verspätung angekommen waren, war ich dann doch verwundert: wir kratzten gerade an der 200 Marke. Und dann wurden es 230 und mehr – und immer noch Autos auf dem Weg. Tja, auch so kann man sich am Anfang schon jede Chance verbauen, rechtzeitig anzufangen: wetterbedingt haben wir natürlich länger gewartet.

Und da dies ein Judge-Artikel ist und da ich dort dann alle Judges begrüßen konnte, gebe ich hier einen kurzen Überblick über unsere Staff: 2 L2 Judges, 2 L1 Judges, 2 L0 Judges. Und rückwirkend muss man sagen, dass die Erfahrung (bei den neueren Judges) und die Praxis (bei so Menschen wie mir, die es wagen, Mathe gut zu finde) doch besser sein könnte. Aber durch sein Turnier erhält man auch eben dies - also Kopf hoch.

Seatings? Seatings!
Man hat auch immer wieder das Problem mit den Decklisten - vor allem bei Constructed Turnieren auch mit dem Einsammeln. Da gibt es mehrere Möglichkeiten - vor allem zwei: man kann entweder die Listen im Laufe der Anmeldung einsammeln, also ein Station haben, bei der Spieler die Decklisten einreichen können; oder aber man kann am Anfang kurz alphabetische Seatings ausgeben und diese einsammeln. Dabei hat das erstere den Vorteil, mit dem Zählen schon vorher anzufangen, d.h. also während der 1. Runde mehr Judges frei zu haben. Allerdings hat es die Nachteile, dass zum einen das Sortieren immer viel Arbeit macht und man nicht sicher sein kann, ob man alle Listen hat.

Ein weiterer ist, dass man die Listen eigentlich nicht mehr herausgeben kann, wenn ein Spieler sie abgegeben hat. Natürlich kann man dann sagen "Pech gehabt!", aber eigentlich will man (zu mindest ich) die Spieler nicht mit so etwas vor den Kopf stoßen.

Es gibt immer wieder - vor allem Jüngere - die aus verschiedenen Gründen ihre Deckliste wieder haben wollen. Und dieses Problem hat man dann nicht, wenn man die Leute erst seated und dann die Listen einsammelt - hier kehren sich Vor- und Nachteil quasi um. Ein weiter ist auch, dass man einfach Zeit dafür braucht.

Aber laut Rune sollte das nicht länger als 10 Minuten dauern, und so viel Zeit war es mir dann doch wert. Aber da man ja sprichwörtlich die Rechnung nicht ohne den Wirt machen soll, gab es Probleme: zum einen druckte man zwar Seatings aus - bloß waren die random, also die Leute haben sich nicht nach Alphabet hingesetzt. Zum anderen war der Raum etwas zweigeteilt: zum einen eine große Halle, zum anderen eine Art längeres Rechteck - bloß waren die beiden durch ein Nadelöhr verbunden. Und da alles voll war, heißt das nichts anderes als wartende Spieler. Alles etwas unglücklich - aber auch nicht schlimm, da wir eh weitere Tische aufstellen mussten für das letzte Auto, das angekommen war und dies zeitgleich ablief.

Apropos Drucken: da der eigentlich Laserjet ausfiel gab es einen HP Deskjet mit wahrscheinlich 1 Seite auf 30 Sekunden - also das hatte uns im Laufe der Zeit auch einiges an Zeit gekostet. Vor allem kamen die Result Entry Slips fast nie rechtzeitig an, und Spieler mussten auf diese warten. Nicht sehr schön - aber irgendwann trifft's jeden mal, dass der Drucker abraucht und man einen langsamen Ersatz hat; jetzt war es mal in Bayern so weit. Auch druckte er mal in den späteren Runden einfach mal eine zeitlang nette Herzchen, Piks, Karos und DCI-Reporter in witzigen Schriftarten - Pairings gab's dann später.

Aber trotz allem ein Dank an denjenigen, der diesen Drucker vorbeigebracht hatte - ohne den Drucker wäre es schlimmer geworden.

Die 1. Runde ist die schlimmste Runde
243 Spieler, 243 ungezählte Decklisten - das ist natürlich viel Spaß für die erste Runde. Also muss man Leute einteilen zum Zählen - und zum Überprüfen der, ob die Karten auch legal sind - und zum Floaten, also Regelfragen beantworten etc pp. Dabei hatte ich die etwas seltsame (sprich: dumme) Idee, die beiden Unerfahrenen zum Floaten zu schicken (das ist an sich noch nicht schlecht), und zu dritt - also mit mir - Decklisten zu zählen.

Und das war eigentlich die schlechte Idee. Als Headjudge sollte man sich in so einer Phase nicht so festhalten - vor allem, wenn man so etwas schnell erledigen will, d.h. wenn man in der 2. Runde die Penalties vergeben will. Das Problem ist halt, dass man doch die ein oder andere organisatorische Sache erledigen muss – im schlimmsten Fall wird man immer zu Rate gezogen, um Regel- / Penaltyfragen abzusichern. Das stört die Konzentration beim Zählen - also hab ich das dann aufgegeben. Aber leider kam mir dann nicht die Idee, einen weiteren zum Zählen abzustempeln - und wir mussten noch ca. 40 Decklisten in der 2. Runde zählen, so dass die Penalties erst Runde 3 kamen, was natürlich schlecht war und ist.

Eine weitere Sache war, dass ich wollte, dass wir Judges die Result Entry Slips einsammeln und auch confirmen. Natürlich war das in der 1. Runde eigentlich unmöglich bei der sich ergebenen Judge/Spieler-Ratio.

Natürlich kann man das auch Fallen lassen und die Leute einfach unterschreiben lassen, aber die Methode finde ich suboptimal: Zum einen will man nicht, das Zettel rumfliegen; wenn die Spieler am Platz auf einen Judge warten, verschwinden Zettel nicht so schnell. Zum anderen kann es leicht passieren, dass man Ergebnisse vertauscht und es nicht merkt – mir ist das auch schon passiert, lacht ruhig. Und vor allem wenn man - wie bei diesen Regionals - mit einem hohen "Kiddie-Aufkommen" zu rechnen bzw. kämpfen hat, sind da Pannen fast vorprogrammiert. Ein anderer Vorteil – vor allem für dickere Judges: es hält die Judges dann auch auf Trapp und man bewegt sich mal ordentlich (dies sollte man allerdings mit einem Augenzwinkern nehmen).

Penalties über Penalties
Als erstes gab es sehr viele Match- bzw. Gamelosses wegen Decklistenfehler. Dies ist natürlich immer sehr ärgerlich, auch für die Judges - da das korrigieren von 3 Decklisten vom Handling her auch leichter von der Hand geht als das Korrigieren von 10. Auch hatte ich im Trouble nicht die Zeit - oder einfach vergessen - die Judge-Novizen ganz präzise zu unterweisen, wie man so etwas abhandelt. Dann begab es sich also, dass ich da zwei Judges gesehen habe, die eine Art Deckcheck machten - also sie saßen am Judgetisch und kontrollierten die Decks. Das ist natürlich meistens weniger gewünscht - zum einen fehlt dann der Lerneffekt bei den Spielern, wenn sie nicht mithelfen, zum anderen lässt man die anderen Spieler warten. Das beste meiner Meinung nach ist, die Spiele selber nach den fehlenden Karten (wenn denn welche nur auf der Deckliste fehlen...) suchen zu lassen und diese man mit ihnen aufzuschreiben.

Auch gab es einige, so 4, Penalties wg. Extrakartenziehen – jedenfalls mehr, als ich es mir wünschen könnte. Eine interessante Situation dahingehend war, dass jemand einen Weathered Wayfarer benutzte, als er gleich viel Länder wie der Gegner hatte - dumm war, dass er sein Deck schon angeschaut hatte und ein Land auf der Hand hatte. Ich fand das durchaus gleichwertig zum Extra-Karten ziehen, zum einen wg. dem Vorteil, zum anderen kann man als Gegner, dem Weathered Wayfarer damit auch leicht übervorteilt werden, zum weiteren wurde das Deck angeschaut und sozusagen benutzt. Eine im Nachhinein suboptimale Sache daran war vor allem, dass ein Judge A damit auf mich zu kam - und ich dachte, er wäre dort gewesen und hätte die Spieler gefragt, und mir auch eine etwas andere Situation beschrieb - im Nachhinein war aber Judge B als erster da, der A um Rat gefragt hatte. Bitte, sagt dass dazu - wenn ich näheres über die Situation wissen will, wäre es doch gut, mit dem Judge zu sprechen, der gerade wirklich dort war.


Misrulings
Natürlich - nicht natürlich, aber zu Chaos-Report passend - gab es auch einige falsche Regelinterpretationen. Die harmloseren, da wohl nicht spielentscheidend, waren zum einen das ein Mana Leak ohne legales Ziel sicher nicht "fizzled" und in den Friedhof gelegt wird. Zum anderen geht es überhaupt nicht, dass wenn Spieler A Goblin Charbleacher aktiviert und kein Ziel ansagt und zwei Karten revealt, es sicherlich nicht so ist, dass er den Rest revealen musst, aber kein Ziel angesagt hat - zumal die Deutsche Karte da angeblich auch etwas undeutlich sei.

Tja, und nun kommt wohl ein Bock, den ich da verbrochen habe: Blood Moon und Artefaktländer - bleiben diese Artefakte oder nicht? Also ich ging, als man das zu mir getragen hat, davon aus - und suchte nochmal zur Sicheheit in dem Comprehensive Rules, ohne etwas andersteiliges zu finden.
Machte dann das Ruling, dass diese ihren Artefakt-Status verlieren würden. Der eine Spiele verlor auf Grund dieser Entscheidung das Match und droppte - und ich suchte dann weiter, und wurde bei 212.6d fündig - und natürlich behielten sie den Artefaktstaus - autsch! Auch noch mal hier, ganz öffentlich, entschuldige ich mich dafür - das war höherer Schwachsinn.

Auch hätte ich fast wieder einen Lieblingsfehler von mir gemacht, dass nämlich bei einem Contestet Cliff, wenn das eine Target fehlt, kein Schaden gemacht wird. Immer der alte Verdreher, dass Last Know Information da nicht wirklich greifen, da nicht die Cliffs, sondern die Kreaturen den Schaden machen.

Top 8, Top 15, Top 16
So im Nachhinein - also besser: am Montag - bekommt man dann normalerweise einige Sachen zu hören, z.B. dass 243 geteilt durch 16 doch eine Zahl ergibt, die größer als 15 ist - und man damit 16 Slots hätte vergeben müssen. Ich weiß nicht, ob wir uns am morgen einfach verrechnet hatten, oder aber wir das letzte Auto nicht drin hatten, als wir gerechnet hatten.
Ich weiß es nicht - jedenfalls passiert so etwas auch. Und ich habe da die beste Ausrede: ich studiere Mathe. Also der glückliche 16. ist Maximilian Bracht. Ich nehme mal stark an, dass er zur DM fahren darf. Zum Argument, dass Leute früher gedroppt sind, weil es nur 15 Slots gab, möchte ich bloß entgegnen, dass es soweit ich mich erinnere bis nach der letzten Runde
nicht klar war, ob ein 6-2 Top 8 macht oder nicht, und dich glaube ein 16. Slot hätte daran nichts geändert. Natürlich ist dies eine Vermutung.

Auf zu den Top 8, Decklisten herauskramen, damit sich die Spieler die Listen der Gegner kurz ansehen können. Warum? Zum einen finde ich, dass es den Vorteil von Freunden verringert, die gedroppt sind und zum Ende hin, die Decks auszuloten. Desweiteren wird das im Laufe der Finals immer schärfer, da derjenige, der vorher fertig wird, das andere Match beobachten kann - und man prinzipiell möchte, dass Leute gute Top 8 Matches anschauen können. Jetzt fehlte aber eine Deckliste, die wir erst mal nicht gefunden haben. Allerdings hatten wir ihn schon gedeckcheckt - und da war die Liste da. Also was tun? Wir haben einfach mit demjenigen eine neue Liste aus seinen Karten erstellt. Etwas riskant, aber zu dem Zeitpunkt haben wir ihn auch nicht weggehen lassen, so dass er keine Chance hatte sein Deck zu manipulieren. Aber wo war die Deckliste?

So 4 Stunden später merkte ich, dass ich ja zwei Zettel in der Hose hatte - komisch. Also mal flugs nachgeschaut..??.. ich weiß wirklich nicht, warum ich die eingesteckt hatte - keine Ahnung.

Dann ging es mit Top8 und Table-Judges los. Und im nachhinein - allein, wenn man sich die Bilder mal anschaut - wird man feststellen, was ich vergessen hatte, den Judges zu sagen: die Decklisten sollt ihr wieder einsammeln und es nicht erlauben, dass man während dem Spiel schaut, da dies meiner Meinung nach den Spielverlauf zu sehr stört und man den Spielern nicht noch weitere Vorteile dahingehend gewähren will. Aber woher sollten die Judges das wissen? Ich ging mal einfach davon aus, sie wüssten es.

Aber die Top 8 - nicht nur das sie leider erst sehr spät anfing – zogen sich. Ein Viertelfinale ging über 110 Minuten und einem Hardcast Decree of Annihilation zu Ende. Und dann wurde das Spiel einiger Beteiligten – da wäre zum Beispiel ein gewisser Jura-Student aus Regensburg - doch auch schon sehr langsam und zäh. Um 3 Uhr zu Ende zu sein ist für das nächste Mal sicher das, was ich verhindern möchte - ich meine damit: früher fertig sein, um 12, spätestens um 1. Nicht um Drei!

Resümee
Also - viele, viele Spieler und eine unerfahrene Staff, wie es so schön heißt, kombiniert mit einem langsamen Drucker ergeben genug Stoff für einen langen Artikel. Ich sehe das allerdings auch positiv: es ist das Erste mal seit Langem, dass ich wirklich konkret, auch für die MitJudges, Verbesserungen habe, weiß, was ich, ich ganz allein, besser machen muss, und auf was man mehr aufpassen sollte. Auch wenn einiges unglücklich lief - das heißt einfach, das nächste Mal wird es besser sein. Jedenfalls werde ich mich verbessern, und wenn es allein die Tatsache sein wird, dass ich die Comprehensive Rules auswendig lerne.

Viel Spaß auf den Offenen Qualifikationsturnier zur Deutschen, auf dem PTQ für San Diego in Nürnberg, dem GP Bochum, der DM, dem GP Brüssel und so weiter und so fort. Und ich hoffe mal, dass die versprochene Coverage und die weiteren Decklisten von Bayern auch mal eintreffen!

SEcki

Dank
Thomas Kugler: Trotz allen Widrigkeiten: Wetter, Drucker, etc. denke ich haben wir die größte Regionalmeisterschaft gut über die Bühne gebracht. Nochmals vielen Dank an alle die Mitgeholfen haben:
Eckhard Maaß, Torsten Dallmann, Marc Sieber, Gregor Biberscher, Fabian Niermann, Andrea Kugler! Danke - ohne euch wär's nicht gegangen!

Und dem möchte ich mich auch noch mal anschließen.

Bilder von den Regionals Bayern 2004 in Nürnberg

[ drucken ]

Weitere Artikel/Berichte von Eckhard Maaß

[28.03.2008]Alles neu macht der März....
[18.01.2008]Bluffs und Wahrheiten
[05.09.2002]Grüner Stift


miraclegames.de
 
 
zur Startseite zur Startseite zur Startseite zur Startseite zur Startseite