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Bluffs und Wahrheiten
Regeln zur Spielerkommunikation
von Eckhard "SEcki" Maaß
18.01.2008

Alfons und Nina spielen gegeneinander. Alfons hat einen Battlewand Oak und einen Timber Protector im Spiel. Er greift mit dem Oak an. Nina blockt den Oak mit Seadguide Ash. Alfons spielt nun ein Fistful of Force auf den Oak und gewinnt den Clash gegen seine Gegnerin. Nun entsteht folgender Dialog:

Aflons: „Nun, also meine Kreatur hat jetzt Trampel. Wie groß ist die denn jetzt? Hm, also die startet als 1/3 und...“ Alfons schaut noch mal auf die Fistful of Force „... kriegt +2/+2. Nee, da noch mal +2/+2. Also... hmmm, und deine Kreatur hat...“ schaut rüber „... eine Toughness von 4.“
Nina: „Ja, die hat 4!“
Alfons: „Also an Schaden macht das dann...“
Nina: „Sag mir einfach, wie viel Schaden ich kriege!“
Alfons: „Einen!“
Nina: „Gut.“
Alfons gibt den Zug ab, Nina zieht eine Karte, überlegt, was sie tun soll, als Alfons stöhnt: „Hey, du hättest zwei Schaden kriegen müssen!“. Nina: „Tja, ich wusste, dass du den Protector vergessen hattest – Pech!“ „Juuuudge!“



Worum geht es heute? Was soll uns das Beispiel vom Anfang sagen? Nun: wenn man eine Partie Magic spielt, ist es unerlässlich, sich mit seinem Gegner irgendwie auszutauschen. Wer fängt an? Was greift an? Wie viele Handkarten hat er? Das alles muss geklärt werden. Es ist auch wichtig, dass solche Dinge klar kommuniziert werden, damit eine Partie Magic sinnvoll gespielt werden kann.

Aber wer kennt nicht den „Jedi Mind Trick“: einfach mal den Gegner fragen, ob er nicht abgeben möchte in der Hoffnung, das er dies auch tut. Oder steif und fest behaupten: „Ich bringe dich in den nächsten fünf Zügen eh um – kannst auch gleich aufgeben“. Gibt der Gegner dann auf? Oder während man einen Tutor benutzt, behaupten, nach der Siegbedingung zu suchen – die man gar nicht mehr hat. Kurz um: was ist ein erlaubter Bluff – und was nicht? Was darf bzw. muss man seinem Gegner sagen, was nicht? Wo ist die Grenze dessen, was erlaubt ist – nicht unbedingt davon, was man für sportlich erachtet?

Jetzt atmet kurz durch und überlegt euch bitte, was ihr zu obiger Situation sagen würdet – unsportlich? guter Bluff? Cheating? Die Antwort gebe ich am Ende des Artikels, nachdem ich die Regeln vorgestellt habe, die man im Original in der Sektion 50 in den Penalty Guidelines nachlesen kann. Ich bin gespannt, ob man bezüglich der Auflösung eine einhellige Meinung in den Kommentaren bekommt. Als Struktur gibt es die Regeln, die durch Beispiele in separaten Absätzen aufgelockert sind.

Das Grundprinzip ist, dass ein Spieler durch bessere Regelkenntnis, Kenntnis des Gamestates und taktisches Spiel einen Vorteil haben sollte. Der Grundsatz hierzu ist, dass man seinem Gegner nicht das Spielen abnehmen muss, ihn aber trotzdem mit Respekt behandeln soll. Im Einzelnen gibt es folgende Regelungen:



Im Allgemeinen müssen die Sachen, die ein Spieler sagt, der Wahrheit entsprechen, allerdings darf man dabei Sachen auslassen oder aber auf Fragen mit Aussagen reagieren, die wahr, aber keine Antworten sind, damit der Gegner ein schlechtes Spiel macht – allerdings nicht, damit der Gegner einen direkten Regelverstoß begeht. Im Allgemeinen darf man auch die Aussage verweigern – man muss dem Gegner nicht antworten, wenn man nicht will. Es ist des Weiteren nicht erlaubt so zu tun, als ob gerade ein Regelverstoß begangen worden ist.

Beispiel: Ich habe einen japanischen Crusade im Spiel liegen. Mein Gegner fragt mich nun, was mein Crusade denn macht. Eine Antwort wie „Meine weißen Kreaturen erhalten +1/+1“ ist legal. Wenn der Gegner dann fragt, ob das alles ist, darf man nicht Ja!“ sagen, denn das stimmt ja nicht. Als Spieler sollte man sich merken, dass man vom Gegner keine vollständigen Kartentexte erwarten sollte, und im Zweifel einen Schiedsrichter
fragen sollte – oder gelegentlich die Karte selber lesen.

Beispiel: Mein Gegner fragt mich: „Wie groß ist denn jetzt dein Tarmogoyf?“. Ich antworte: „Also ich habe ein Land im Friedhof.“ Falls ich ein Land im Friedhof habe, ist diese Antwort legal, selbst wenn mein Gegner noch Sorceries und Kreaturen im Friedhof hat. Dies wäre ein Beispiel für eine „Nicht-Antwort“. Natürlich ist es auch erlaubt, gar nicht zu antworten oder Aussagen wie „Sehr groß!“ zu tätigen. Man muss an dieser Stelle nicht für den Gegner spielen – eine größere Übersicht über die Anzahl der Kartentypen in allen Friedhöfen ist ein Vorteil, den man laut DCI auch so haben sollte.

Beispiel: Anders verhält es sich, wenn der Gegner im obigen Beispiel nun Big Game Hunter gespielt hätte und gefragt hätte: „Kann ich mit der Triggered Ability auf deine Kreatur zielen?“, dann darf man auch nicht Antworten geben, die unmittelbar in einem Spielfehler enden würden, wie zum Beispiel „Der Tarmogoyf ist wirklich sehr groß!“ – denn die Kreatur hat ja eine Stärke von drei. In solchen Situationen kann man auch nicht antworten – oder schlicht die ganze Wahrheit sagen, was die Sache meist einfacher für alle macht.



Als generelle Ausnahme hierzu kann man über „hidden information“ (also versteckte Informationen wie den Inhalt der eigenen Hand oder was ein Morph ist) sowie über Sachen, die erst in der Zukunft passieren (also etwa „Nächsten Zug bist du tot“), lügen wie gedruckt. Dies gehört zum Bluffen dazu, und damit auch zu Magic.

Beispiel: Wenn ich „Also nächsten Zug greife ich dich mit meinen zwei Fliegern an und du bist kaputt!“ sage und mein Gegner daraufhin aufgibt, ist das immer in Ordnung. Die beiden Cloadcrown Oak von meinem Gegner muss ich nicht erwähnen. Oder auch wenn einer meiner Flieger ein Arrest hat, und gar nicht angreifen kann – nächste Runde könnte er es ja vielleicht wieder. Ich darf sehr wohl meinen Gegner glauben lassen,
ich könnte mit einer Kreatur nächste Runde angreifen, selbst wenn ich weiß, dass es nicht möglich ist.

Beispiel: Wenn mein Gegner letzte Runde einen Pact of Negation gespielt hat, ich aber diesen neutralisiert habe, darf ich nächste Runde, nachdem mein Gegner gezogen hat, nicht grinsen und behaupten: „Du hast vergessen für den Pact zu zahlen – nun hast du verloren!“ in der Hoffnung, dass er zusammenschiebt. Das wäre eine falsche Aussage über den Zustand des Spiels.

Beispiel: Mein Gegner greift mich mit einem Kithkin Mourncaller an, den ich mit einem 3/3-Token blocke. Als er den Angreifer wegpackt, fragt er mich: „Ziehe ich eine Karte?“. Darauf antworte ich: „Nein.“ Dies ist ebenfalls völlig in Ordnung – die Frage bezieht sich auf einen zukünftigen Spielstand, mein Gegner darf durchaus auch keine Karte ziehen. Wenn er mich gefragt hätte: „Triggert die Ability?“ hätte ich natürlich nicht nein sagen dürfen. Die Antwort „Nein“ ist eben genauso wahr oder falsch wie die Antwort „Ja“ – die meiner Meinung nach faire Antwort auf die Frage ist im Übrigen nicht „ja“, sondern: „Die Fähigkeit geht auf den Stapel und du kannst dich entscheiden eine Karte zu ziehen, wenn sie abgearbeitet wird.“



Was muss ein Spieler nun vollständig beantworten? Als Grundregel lässt sich ableiten: Nichts, was man mit alleinigen Schauen auf das Spiel (und den Oracle-Texten) nicht selbst herausfinden könnte. Informationen, die man so nicht herleiten kann, müssen vollständig wahrheitsgemäß beantwortet werden, wenn nach ihnen gefragt wird. Das sind Aktionen, die früher getätigt wurden, und immer noch den Game State beeinflussen. Auch die Namen aller Objekte im Spiel (um den Judge dann zum Beispiel nach dem Oracle-Text zu fragen) gehören dazu.

Beispiel: Welche Farbe habe ich mit Voice of All gewählt? Welche Karte mit Meddling Mage? Welchen Namen hat diese asiatische Karte, deren Namen ich nicht kenne? Wie oft hat diese Ability seit Rundenbeginn getriggert? Dies sind alles Dinge, die ich beantworten muss, und zwar wahrheitsgemäß und vollständig.

Beispiel: Ich habe vor Runden einen Meddling Mage auf Incinerate gespielt. Als mein Gegner mich nach der gewählten Karte fragt, zeige ich auf seinen einzelnen Shock im Freidhof. Dies ist natürlich nicht legal, auch wenn ich kein Wort gesagt habe – zum einen habe ich doch kommuniziert, dass ein Shock gewählt wurde, zum anderen muss ich vollständig auf so etwas antworten.



Ein weiterer Punkt sind Basisinformationen, die nicht physisch dargestellt werden können. Das bedeutet, dass für Objekte, die als solche keinen Kartentext haben, also für Kopien von Sprüchen auf dem Stapel oder für Token im Spiel, man die Informationen geben muss, die durch das Erstellen festgelegt wurden, allerdings nicht weitere Effekte vom Spiel.

Beispiel: Falls ich mit Goblin Trenches Token mache, muss ich auf die Frage „Was ist der?“ mit den Basisdaten antworten: „Er wurde als 1/1 rotweißer Goblin-Soldat erstellt.“ Ich darf nicht „weiß“ oder „Soldat“ auslassen; also „...als roter 1/1 Goblin kam er ins Spiel.“ wäre illegal. Meinen Crusade im Spiel muss ich allerdings nicht erwähnen.

Ob ein Objekt getappt oder gedreht ist, und in welcher Zone es ist, muss auch immer klar ersichtlich sein.



Wenn man sich nicht sicher ist, sollte man einen Judge rufen. Einem Judge muss man in jedem Fall komplett antworten – aber auf Wunsch abseits des Tisches. Judges werden euch Fragen über den Zustand des Spiels auf einem hohen REL (Rules Enforcement Level) nicht mehr beantworten, sondern bloß noch Regelfragen. Auf REL Regular kann ein Judge aber mit dem Spieler den Spielzustand herausfinden, wenn er es als nützlich erachtet. Diese Regelung soll auch dazu dienen, Strategiehilfe zu vermeiden – ein Schiedsrichter sollte niemals einem Spieler beim Spielen helfen und ihm so vielleicht sogar einen Vorteil verschaffen.

Beispiel: Auf einem PTQ fragt ihr einen Judge, wie groß euer Tarmogoyf ist. Er wird euch das nicht beantworten. Er könnte euch auf viele Sachen, die gerade im Spiel vor sich gehen, aufmerksam machen. Soll er euch an die Gaea's Anthem erinnern? Das ist nicht die Aufgabe eine Judges. Wir sollen die Interaktion zwischen Regel klären. Dies ist allerdings wieder ein eigenes Thema und würde hier zu weit führen.

Vielleicht noch ein Beispiel: Falls ihr beim Mourncaller Beispiel oben einem Schiedsrichter die Frage stellt, so sollte er euch nicht „ja“ antworten – denn das wäre nicht wirklich korrekt. Eine Antwort wie „Der Mourncaller triggert für sich selbst, und die Fähigkeit geht auf den Stapel.“ wäre deutlich angemessener.



Als Abschluss ein paar Bemerkungen: wenn man nicht sicher ist, ob eine Aussage legal ist – dann ist es wahrscheinlich legal. Die meisten Sachen, die illegal sind, sind erfahrungsgemäß de meisten von vornherein klar. Zum anderen sind viele Antworten, wenn man sie denn tatsächlich mit Auslassungen präsentiert, meist so komisch, dass der Gegner etwas merken und gewarnt sein sollte – wenn er es dann aber nicht merkt, habt ihr Glück und quasi erfolgreich geblufft.

Es ist wie gesagt auch offensichtlich, dass einige Sachen nicht den größten Sportlichkeitspreis gewinnen, aber das ist hier nicht die Frage. Es geht darum, was legal und im Rahmen der jetzigen Regeln ist, und was nicht. Wer seinem Gegner mehr helfen möchte, vor allem auch bei REL Regular, vor allem den anstehenden Prereleases, sei keinesfalls davon abgehalten.

Wem die Beispiel nicht reichen, kann unter http://www.cip.ifi.lmu.de/~maassec/pcg.doc.und
http://www.cip.ifi.lmu.de/~maassec/pcg.txt.weitere nachlesen, die von einem Seminar bei den Worlds stammen, dass ich schweißgebadet halten musste. Ich würde mich auch sehr über Beispiele von euren Turnieren freuen, ob gewisse Sachen legal sind oder nicht – über das Forum oder auch per Mail, auch gerne wenn ihr persönlich mit mir sprecht, ich beiße selten.



Was sagt ihr nun zu Nina?

… Sie hat nichts falsch gemacht. Sie hat durchaus gemerkt, dass Alfons etwas vergisst aber das ist nicht ihre Schuld und sie darf es in gewissem Rahmen auch ausnutzen. Alfons hat auch keinen Regelverstoß begangen, auf den Nina ihn hätte aufmerksam machen müsste. Die Höhe des Schadens auf Nina ist legal und bestimmt damit die restlichen Schaden auf die blockende Kreatur. Dies war ein klassischer Jedi-Mind-Trick.

Kein Cheating, keine Unsportlichkeit – ein Bluff eben. Und diese Situation kommt nicht von ungefähr, sie stammt aus einem Match, das ich gespielt habe. Ich war übrigens an dieser Stelle in Ninas Rolle.

____


Wie immer gilt: Alle Fragen und Anregungen bezüglich dieser Kolumne, insbesondere auch Regelfragen, bitte an Judge@PlanetMTG.de.




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