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Block
Ein oller Punkt!
Die Odyssee der Saison
von Jim Herold
28.08.2007

Nachdem nun die längste Constructed-Saison, die ich in 13 Jahren Magic gespielt habe, langsam dem Ende zugeht und ich nach einigen Fehltritten einen PTQ-Sieg ergatterte, hier ein kleiner Artikel dazu. Es geht um Block Constructed und ein Storm-Deck, das sich über einen Zeitraum von fünf Monaten entwickelt hat, sowie meiner Jagd nach einem Pro Punkt.

Ich werde die Geschichte ganz vorne anfangen. Wer also einfach nur die aktuelle Deckliste mit ein paar Erklärungen sehen möchte, steige am besten weiter unten bei der letzten Deckliste wieder ein.

Es begann im Februar in Genf. Ein kleines Wintermärchen brachte mich dazu, Ski zu fahren, auf einer Pro Tour den Top-8-Draft mitzuspielen und im Endeffekt – womit ich am wenigsten gerechnet habe (klingt komisch, ist aber so) – mich so lange wie noch nie mit Constructed zu beschäftigen. Nach Genf dachte ich zwar immer noch nicht daran, nach Yokohama zu fliegen, um dort die Block Pro Tour zu spielen, aber trotzdem waren die in Genf 12 Punkte der Grundstein für genau dieses Unterfangen.

Der Motor, der das ganze dann ins Rollen brachte, war jedoch beim Grand Prix Amsterdam zu finden. Gunnar und ich platzierten uns im Two-Headed-Giant-Format und bekamen jeder zwei Pro Punkte. Damit waren es 14 und ich musste nicht allzu lange rechnen, um darauf zu kommen, dass ich recht sicher Level drei erreichen würde, wenn ich Yokohama, San Diego + X spiele. Das X eine so unglaublich große Zahl sein würde, war mir zu dem Zeitpunkt ja noch nicht bekannt…

Na ja so richtig Lust hatte ich trotzdem nicht. Japan reizte mich nicht so sehr, selber zahlen auch noch und dann nicht mal Limited… Nachdem auf dem Rückweg nach Hamburg von einigen Seiten auf mich eingeredet wurde, dass ich ja auf jeden Fall nach Japan müsste, fing ich an, ein wenig über den Block nachzudenken. Ich draftete sehr gerne Blau/Rot mit Suspend-Storm-Synergien und hatte mir schon manchmal Decks mit Wheel of Fate gedraftet. Bei denen dachte ich dann auch des öfteren, dass man mit ihnen ein lustiges Deck basteln könnte. Vielleicht ja in diesem Block! Nachdem ich das in unserem vollen Auto ansprach, war ich natürlich in der Falle.

Denn anders als irgendwelche unpädagogischen Blockexperten, die mir die Idee zerrissen hätten und meine sich anbahnende Motivation im Keim erstickt hätten, gingen die Insassen auf mich ein und suchten mit mir nach passenden Karten. So kam es, dass ich schon zwei Tage später zu unserem Dienstags-Draft ein blau/rotes Storm-Deck mitbrachte. Die Deckliste sah ungefähr so aus:
 
lands (20):
11Island
7Mountain
2Gemstone Mine

creatures (7):
4Riftwing Cloudskate
3Sage of Epityr

60 cards
spells (33):
3Clockspinning
2Snapback
4Wheel of Fate
4Empty the Warrens
4Ignite Memories
4Chromatic Star
4Lotus Bloom
4Ancestral Vision
4Rift Bolt

 
Eigentlich spielte sich das Deck sogar ganz gut, aber die Ignites waren mit dem Wheel doch schon sehr zufällig. Wahlweise testete ich auch Volcanic Awakening, das aber ohne Gewinnoptionen mit dem Wheel auch nicht wirklich überzeugte. Selbst Grapeshot war mal im Deck, gewann verständlicherweise aber auch nie alleine. Gegen meine Vermutungen war das Matchup gegen Teferi-Decks sogar ausgeglichen, aber als Jan Ruess dann mit einem Mono-Rot mit reichlich Burn ankam, musste das Deck endgültig aufgeben.

Ich begann, mit Grün für Essence Warden und Search for Tomorrow zu liebäugeln. Als Dennis Johannsen auf einer Fahrt zum Team-PTQ auch genau mit dieser Idee kam und wir zwei Stunden Autofahrt philosophierten, setzte ich sie um. Das Wheel of Fate, mit dem alles begann, musste schweren Herzens gehen, da es einfach zu oft für meinen Gegenüber spielte. Ich teste noch ein wenig mit Jaymo (der dann leider doch nicht mit nach Japan konnte) und Jan und fuhr dann letztendlich mit folgendem Deck nach Yokohama:
 
lands (20):
2Pendelhaven
7Forest
11Mountain

creatures (15):
4Essence Warden
4Greater Gargadon
1Magus of the Scroll
3Akroma, Angel of Fury
3Mogg War Marshal

spells (25):
4Lotus Bloom
4Search for Tomorrow
4Chromatic Star
4Rift Bolt
4Empty the Warrens
2Word of Seizing
3Ignite Memories

60 cards
lands (1):
1Mountain

creatures (3):
3Æther Membrane

spells (11):
2Stonewood Invocation
1Ignite Memories
1Word of Seizing
3Krosan Grip
2Dead // Gone
2Browbeat

15 cards
 
Dieser anstrengende Kurztrip (drei Tage Aufenthalt bei zwei Tagen Reise) hatte sich alleine schon gelohnt, da ich einige Magicspieler als sehr sympathisch kennen gelernt habe, mit denen ich vorher noch kaum oder keinen Kontakt hatte. Für mein Level-III-Ziel sprang immer hin bei meinem 4-4 ein extra Pünktchen raus, trotzdem nicht gerade ein Erfolg. Das Deck konnte tolle Sachen machen oder eben auch nicht. Die Draws waren einfach zu zufällig, Deckmanipulation fehlte – und das Glück, ohne diese trotzdem die guten Draws zu machen.

Ich hatte nun 17 Pro-Punkte und war mit Gunnar Refsdal für die Two-Headed-Pro-Tour in San Diego qualifiziert. Es ging also darum, noch einen Punkt zu erspielen. Dafür hatte ich erst einmal ein paar Grand Prix und die Pro Tour selbst Zeit.

Eine Woche nachdem ich also aus Yokohama wieder zurück war, fuhr ich ins schöne Stockholm. Dort besuchte ich einen alten lange nicht gesehenen Freund und durfte zugleich mal wieder Limited spielen. Meist lässt sich ja etwas Vernünftiges aus dem Sealed-Pool basteln, aber dieser war echt das allerletzte. Ich spielte R/W Beatdown mit zwei Removal-Sprüchen, Keldon Marauders und einem Blau-Splash für meine beiden einzigen Evasion-Kreaturen, Crookclaw Transmuter und Aven Augur. Komischerweise droppte ich recht früh aus dem Event.

Zwei Wochen später ging es dann zum Block-Constructed-GP in Strassburg. Das Storm-Deck war mir zu random für das Ziel “Zweiter Tag”, also testete ich Mono-Grün Haste Beats. Das Deck war nicht sonderlich dominant, aber es wurde kaum gespielt und konnte vom Powerlevel her mithalten. Nachdem ich zweimal 1:0 gegen Mono-Rot gestartet war und dann jeweils von der Sideboard-Tech Dragon Whelp im Angriff mit Words of Seizing in der Verteidigung überrumpelt wurde, war auch der GP abgehakt.

Passend zur kleinen Event-Pause kam Future Sight auf den Markt. Das Storm-Deck bekam mit Grinning Ignus und Grove of the Burnwillows Karten dazu, die zwei große Schwachpunkte ausglichen. Eifrig bastelten Jan und ich wieder am Storm-Deck herum und dominierten mit ziemlich klaren Odds das Testfeld. Jan hatte mittlerweile dafür gesorgt, dass wir guten Carddraw im Deck hatten. Irgendwann fiel ihm ein, dass man ja auch andere Farben durchaus spielen kann und Foresee hervorragend genau das macht, was dem Deck fehlte. Einen kleinen Dämpfer bekam das ganze, als wir Grün/Blau Pickles mit Riftsweeper und Brine Elemental-Lock testeten. Das Matchup war unglaublich schlecht. Durch verändertes Spielverhalten und ein paar kleine Änderungen ging es dann jedoch in Richtung ausgeglichen.

Wir hatten nun vor, uns auf dem Weg nach San Diego den GP in Montreal zu gönnen. Auf dem Weg dorthin trafen wir auf unseren sicherlich noch allen bekannten Leih-Deutschen Amiel Tenenbaum. Wir durften dann auch gleich bekannter miteinander werden, weil wir gemeinsam unseren Ein-Stunden-Flug von New York nach Montreal verpassten. Aus Nachmittag sollte Abend werden, aus Abend Nacht und am nächsten Morgen mussten Jan und Amiel noch Stein/Schere/Papier um den letzten Flugplatz machen, so das sich für Jan der Weiterflug dann um insgesamt 24 Stunden verspätete.

Während diesem schönen Aufenthalt bei unseren ach so modernen Verbündeten, die mit dem Flughafen JFK sehr deutlich machen, was für ein Interesse sie daran haben, Besucher willkommen zu heißen, verhaute Amiel sehr konstant unser schönes Stormdeck mit U/B Kontrolle. Jan wurde immer ruhiger und nach seiner letzten Meditationszeit alleine in New York entschloss er sich, doch lieber Mono Blau zu spielen. Er machte Tag 2, ich wurde mit 7-2 69ter, also wahrscheinlich eine gute Entscheidung für ihn.

Unsere/meine Stormliste in Montreal sah dann so aus:
 
lands (19):
5Forest
4Grove of the Burnwillows
1Island
5Mountain
1Pendelhaven
3Terramorphic Expanse

creatures (9):
2Essence Warden
3Grinning Ignus
4Wall of Roots

spells (32):
3Chromatic Star
4Empty the Warrens
4Foresee
3Harmonize
2Ignite Memories
4Lotus Bloom
2Prismatic Lens
3Rift Bolt
4Search for Tomorrow
2Summoner's Pact
1Dead // Gone

60 cards
creatures (4):
2Æther Membrane
2Essence Warden

spells (11):
3Volcanic Awakening
2Ancient Grudge
1Ignite Memories
1Krosan Grip
1Molten Disaster
2Sulfurous Blast
1Dead // Gone

15 cards
 
Nach dem ich auf dem Turnier dann dank schlechtem Spiel mal wieder gegen U/B 2:1 verloren hatte, kam mir die Idee, dass Delay ja sehr stark in dem Matchup wäre. Tai Scharfe hat sich dann auch mit einer leicht modifizierten Version am nächsten Tag beim PTQ bis ins Finale gespielt.

Nun kam die Pro Tour San Diego und Gunnar und ich haben sowohl mit ein wenig Pech als auch Unvermögen Tag eins mit 3-3 statt 4-2 beendet. Als 116tes Team gab es dann auch nur 2 Punkte. Der eine Punkt fehlte also plötzlich drei GPs und eine Pro Tour später immer noch… Wieder in Deutschland hieß es nun also PTQs zocken. Dazu dann gleich noch die „tollen“ Ideen von Wizards Deutschland, die ja zum Glück noch wesentlich modifiziert wurden… oje

Irgendwie war ich nicht so 100% zufrieden mit dem Deck. Gegen U/B wollte ich immer die Walls rausboarden, hatte dann aber zuwenig Mana im Deck. Ignite Memories belohnt die Gegenspieler, wenn sie einen Schimmel-Flood-Draw haben und die Gewinnoptionen sind in manchen Matchups zu unsolide. Außerdem war das Deck immer noch anfällig für Manascrew, und doch brauchte man genügend Spells, um ordentlich Storm zu erreichen.

Ich suchte also nach der solideren Winoption und wollte möglichst viel Mana dabei spielen dürfen. Coalition Relic und Dragonstorm boten sich an. Der Delay-Plan passte nicht mehr zu diesen sehr teuren Sprüchen und ich entschied mich, Kontrolldecks lieber in den Manascrew zu schicken.

Mein erster PTQ war in Dortmund. Ich besuchte Robert Will dabei und konnte ihn zumindest für eine Runde dazu bringen mitzuspielen. Nachdem ich dort zweimal schmerzhaft spüren musste, wie schlecht ich gegen R/B/u-Kontrolle mit 3 Haunting Hymn und Void im Deck aussah, ging ich mit 4-3 aus dem Tunier. Ich bastelte noch ein wenig am Sideboard und entschloss mich, Volcanic Awakening ins Deck zu packen, womit wir dann auch endlich bei der letztendlichen Liste ankommen:
 
lands (20):
1Island
1Pendelhaven
1Fungal Reaches
3Terramorphic Expanse
4Grove of the Burnwillows
5Mountain
5Forest

creatures (16):
4Essence Warden
4Wall of Roots
4Grinning Ignus
4Bogardan Hellkite

spells (24):
2Volcanic Awakening
4Empty the Warrens
2Dragonstorm
4Foresee
4Search for Tomorrow
4Coalition Relic
4Lotus Bloom

60 cards
lands (1):
1Mountain

creatures (3):
1Detritivore
2Mogg War Marshal

spells (11):
2Volcanic Awakening
3Ancient Grudge
2Molten Disaster
1Sulfurous Blast
1Prismatic Lens
2Summoner's Pact

15 cards
 
Da U/B und R/B/u immer noch die schwierigsten Matchups sind, habe ich ein sehr stark gegen diese Decks ausgerichtetes Sideboard. 4 Walls und 4 Essence Warden gehen hier raus und Detritivore, Mountain, Prismatic Lens, 3 Ancient Grudge und 2 Volcanic Awakening kommen dazu. Gegen Sliver und Morphs kommt das Massen-Removal rein und gegen Beatdown die Moggs und Pacts. Mit der Liste ging es dann nach Dänemark, Berlin und Magdeburg. Nachdem ich zweimal im Halbfinale ausstieg, hat es dann in Magdeburg endlich gereicht!

Nach vielen Monaten des Versuchens bin ich nun also bei einer Liste angekommen, die mir für das jetzige Meta gut gefällt. Das Deck lässt sich von Kontrolle leicht haten aber, da es ja immer noch ein Rogue-Deck ist, würde ich mich da nicht allzu sehr vor fürchten. Wenn mehr Kontrolle erwartet wird, lässt sich gegebenenfalls etwas an der Anzahl mancher Karten schrauben, zum Beispiel +1 Awakening, -1 Essence Warden oder ähnliches.

Es ist ja nun eigentlich eh nur noch für Florenz interessant und somit nicht für allzu viele Leser relevant aber wer weiß… Ich habe nun zumindest meinen ollen Punkt sicher und kann mich getrost mit den ganzen anderen grausigen Constructed-Formaten, die da auf mich zukommen, beschäftigen!

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