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Block
Mono Rot
Big in Japan
von Tobias "TobiH" Henke
27.04.2007

Es ist Runde 16 der Pro Tour Yokohama. Unter dem unerbittlichen Scheinwerferlicht der Feature Match Area spielt Aaron Brackmann gegen Masashi Oiso. Die Atmosphäre ist angespannt, es geht immerhin um die Top 8 und damit um viele tausend Dollar. Im ersten Spiel nimmt der Japaner kräftig Mulligan, bleibt auf einem Land stehen und wird kurzfristig von den kleinen roten Kreaturen überrant. Im zweiten Spiel leisten Wall of Roots und Call of the Herd ganze Arbeit den frühen Beatdown zu stoppen. Schon bald ist kein Durchkommen mehr. Jaya Ballard und Magus of the Scroll sind nicht nur gone, sondern sogar dead und für Greater Gargadon bedeutet ersteres praktisch letzteres...

Aber nun kommt es zum finalen Spiel. Der Start von Aaron ist zwar etwas schwach, der von Oiso steht dem jedoch in nichts nach. In den ersten Zügen hat sein G/R weder Wall noch Call zu bieten, lediglich ein Dead // Gone, ein Search for Tomorrow, ein Mwonvuli Acid-Moss und ein Harmonize wandern in den ersten vier Zügen über die Spielfläche.

Doch in Turn 5 vernehmen gleich zwei Elefanten den Ruf der Herde und es sieht arg schlecht bestellt aus um den Deutschen. Zwar hat er ein Dead // Gone, welches einen 3/3er auf Nimmerwiedersehen in die ewigen Jagdgründe schicken könnte. Aber selbst dann lassen die gegnerischen Lebenspunkte und die eigenen Kreaturen keinen wirklich effektiven Angriff zu.

Immerhin wird Oiso hier seinerseits auch kaum angreifen können. (Es sei denn er hat nun Bogardan Hellkite -- in diesem Falle ginge das Spiel aber vermutlich so oder so verloren.) Also wartet Aaron jetzt auf ausreichend Burn.

Entgegen der ursprünglichen Einschätzung bleibt Oiso aber keineswegs in der Defensive. Beide Elefanten greifen an. Aaron überlegt kurz, dann blockt er nicht, spielt auch nicht das Dead // Gone, sondern geht auf 14. So kann er seinen Spell ja am Ende des gegnerischen Zuges nutzen, um überraschend einen Blocker -- vielleicht eines von zwei weiteren Herdentieren? -- aus dem Weg zu räumen. Auf diese Art könnte man mit einem weiteren Removal (Dead // Gone, Fiery Temper, Rift Bolt) im eigenen Angriff verdammt viel Schaden durchbringen, sodass die Elefanten anschließend doch wieder als Verteidiger zurückbleiben müssten.

Sein Gegenüber wird ja sicherlich einen oder zwei Blocker präsentieren. Spectral Force, im schlimmsten Fall Bogardan Hellkite, am wahrscheinlichsten jedoch Call of the Herd #2. Aber nichts von alledem. Oiso legt schlicht sein achtes Land und bringt Aaron mit einem Disintegrate auf sieben.

Danach braucht er das zweite Disintegrate fast gar nicht mehr vorzeigen. Natürlich hat er es.



Hallo und herzlich willkommen! Wir befinden uns erneut in Japan. Außerdem ist heute Samstag. (Oder Freitag -- das wird sich im Laufe dieses Artikels noch mehrfach ändern.)

Wieso?

Ganz einfach. Getreu der Thematik des aktuellen Blocks tun sich immer wieder Risse im Raum-Zeit-Gefüge auf. Mal kleine, mal große. Und durch diese wollen wir einen Blick auf den Ablauf der Pro Tour für "unseren" Level-4-Magier Aaron Brackmann werfen.

Klartext, schreibt der Autor: Das bedeutet, dass die ganze graue Theorie hinter dem roten Deck im Verlauf dieses Artikels immer wieder von der bunten Praxis unterbrochen werden wird, in Form von Einschüben, die man notfalls daran erkennt, dass die Buchstaben sich so leicht zur Seite neigen. Diese Einschübe untermalen das theoretische, idealerweise untermauernd, hoffentlich nie untergrabend. Ach ja, dass die Turnierberichtsbruchstücke in sich nicht unbedingt immer chronologisch sind, ist bestimmt schon aufgefallen, oder?


Das Turnier fängt jedenfalls nicht allzu vielversprechend an. Das erste Spiel des Tages (gegen U/B/r) geht nämlich gleich verloren. Eine frühe Damnation und eine zweite beim Versuch des Reloads sind schon mal eine sehr gute Ausgangsposition gegen Mono Rot. Ausreichend ist das aber nur, weil später ein Urborg, Tomb of Yawgmoth und konsequent Tendrils of Corruption für 6 Lebenspunkte folgen. Greater Gargadon lässt sich leider nicht blicken.

Gegen Kontrolle (und das beschränkt sich längst nicht auf blaue Decks) boardet Aaron Empty the Warrens -- eine interessante Karte, die das Nachladen nach einem schwarz angelaufenen Wrath of God bedeutend erleichtert. Zusätzlich zu dieser Karte zeigen sich in Spiel 2 und 3 planmäßig Greater Gargadon in frühen Runden. Meine Aufzeichnungen sind zwar nicht so detailliert, dass ich genau wüsste wie, aber in beiden Spielen produziert Empty the Warrens 6 Tokens. (Ich hege allerdings die Vermutung, dass das nicht ohne Rift Bolt-Suspend abgelaufen sein wird.) Das overloaded die Mass Removal-Kapazität des Gegners, während das Gargadon, Spotremoval a la Tendrils of Corruption obsolet macht.



Oha, da hat sich der gute Aaron ja durchaus etwas tolles ausgedacht... Oder doch nicht? In Wahrheit ist er nämlich nach eigener Aussage viel zu wenig zum Testen gekommen und sogar komplett ohne Deck nach Japan eingereist. Eigentlich war der Plan, schlicht die 1000 $ Antrittsgeld, die ihm als Level-4-Profi auf jeder Pro Tour ausgezahlt werden, einzusacken und dann wieder heimzufahren. Von Erfolg gar keine Rede. Von wem er sich das Deck letztendlich am Morgen der Pro Tour geliehen hat, bleibt zwar bislang ungeklärt, auf jeden Fall wurde er aber gesehen, wie er mit einem gewissen Helmut Summersberger herumsaß.


Das erklärt auch, warum Aaron in einer der folgenden Runden ziemlich beliebige Starthände nicht mulliganed. Zwar ist Greater Gargadon gegen ein schwarz-rotes Controldeck mit Blau-Splash, aber ohne Countermagie und ohne Snapback ziemlich stark, aber eine Hand mit Gargadon als einzigem Spell ist da vielleicht doch leicht übertrieben. Wie gut, dass der Gegner sich gegen Fungal Reaches-gepowerte Disintegrates ebenso schlecht wehren kann. Das zu gewinnen, ist schon ziemlich lucky.

Ähnlich schlecht die andere Starthand in dieser Runde: 3 Länder, Empty the Warrens und 3 Burnsprüche. Aber nicht die guten Rift Bolt, die man an dieser Stelle ja wenigstens erwartet, sondern 2 Fiery Temper und ein Disintegrate! Dieses Spiel wird wenigstens ordnungsgemäß verloren. Dafür gibt's allerdings im nächsten wieder ein Gargadon in der ersten Runde...



An dieser Stelle schon mal ein er(n)stes Wort der Warnung von mir. Die soeben erzählte Geschichte empfiehlt sich nicht zur Nachahmung. Auf der PT ließen sich die Gegner noch vom ausgesetzten 9/7-Haustier überrumpeln. Mittlerweile braucht man aber gar nicht erst daran denken, sich auf unvorbereitete Gegner zu verlassen. So ein Dead // Gone auf Gargadon tut weh -- ganz egal wieviel Haste das Viech hat.


In Runde 2 zumindest spielt Aaron gegen jemanden, der die Zeichen der Zeit (so wie viele) nicht erkannt hat. Dieser hier spielt ein blau-rot-schwarzes Controldeck... Richtig, genau in dieser Reihenfolge lässt sich dessen Farbverteilung angeben. Blau und Rot sind die Hauptfarben, Schwarz ist für Void gesplashed. Seine erste, oberste und anscheinend auch letzte Verteidigungslinie gegen feindliche Kreaturen sind offenbar die Sulfur Elemental, die er in beeindruckender Stückzahl ausspielt. Nicht so beeindruckend hingegen ist, wie sich jene 3/2er im Kampf mit Blood Knight und Thick-Skinned Goblin schlagen. Das resultierende Spiel ist demnach keines, sondern vielmehr ein Gemetzel.


So. Nachdem ich jetzt bereits vom Ende und Anfang und von zwischendurch berichtet habe, ist es langsam an der Zeit für eine Deckliste:



lands:
3 Fungal Reaches
20 Mountain


spells:
4 Greater Gargadon
4 Magus of the Scroll
4 Blood Knight
4 Thick-Skinned Goblin
4 Sulfur Elemental
3 Jaya Ballard, Task Mage
creatures:
3 Dead // Gone
4 Rift Bolt
4 Fiery Temper
3 Disintegrate




Oja, die Thick-Skinned Goblin sind bereits im Maindeck! Im rot-verseuchten Pro Tour-Feld hat sich diese ungewöhnliche Metagame-Entscheidung allerdings sowas von ausgezahlt. Falls ihr außerdem nur die Top 8-Decklisten(insbesondere die von Levy und Saito) gesichtet habt, fällt auf den ersten Blick das maindeck Greater Gargadon in vierfacher Ausführung als Riesen-Unterschied ins Auge. Dass diese Karte die Tendrils + Urborg-basierten Controldecks vor ernstzunehmende Probleme stellt, dürfte sich aber wohl bereits eindrucksvoll gezeigt haben.


Denn wenn das Gargadon einmal nicht gezogen ist, sieht es direkt viel schlechter aus. So geht eine Runde am ersten Tag an einen U/B/r-Spieler verloren, der schlicht das macht, was man von U/B/r erwartet: Removal, Removal, Removal. Damnation, Void und eben Tendrils of Corruption. Alles drei nicht besonders gut gegen ein 9/7-Tier, welches alternativ in der Suspend-Zone ausharrt oder eilig ins Spiel kommt.

Im zweiten Spiel bleibt Aaron auf 2 Ländern hängen, was gar nicht so gut kommt, wenn man gerade das dritte Exemplar der geboardeten Empty the Warrens gezogen hat. Dennoch -- besonders schnell ist U/B/r bekanntlich nicht und irgendwann kommen die Goblin-Token zum Einsatz. Ein Tendrils für 8 Schadens-/Lebenspunkte vernichtet jedoch sämtliche Hoffnung, die langsam anlaufende Offensive doch noch zu racen...



lands:
1 Fungal Reaches


spells:
4 Empty the Warrens
1 Disintegrate
1 Stormbind
1 Dead // Gone
2 Serrated Arrows
creatures:
4 Wildfire Emissary
1 Fortune Thief




Was haben wir denn da? Das sieht doch aus wie ein Sideboard.

MagictheGathering.com führt in seinem Sideboard übrigens "1 Disenchant". Glaubt mir, dabei handelt es sich in Wahrheit um ein Disintegrate

Der eine Fortune Thief hingegen ist tatsächlich am Start -- obwohl Aaron bereits von Anfang an wusste, dass er ihn in keinem einzigen Matchup hereinboarden würde. Wenn man schon unvorbereitet zum stumpfen, roten Deck greift, kann man schließlich genauso gut einen Glücksbringer im Sideboard unterbringen. Und wer eignet sich da besser als eine "Glücksdiebin"?

Nun, man hätte besser einen Eron the Relentless nehmen sollen -- bei DER Namensähnlichkeit (gerade in englischer Aussprache)...


Runde 5, White Weenie. Besonders glücklich wird der WW-Spieler mit dieser Auslosung ohnehin nicht sein und sein Mulligan auf 5 hilft da wenig. In den ersten beiden Zügen kann er je nur Icatian Javelineers ausspielen. Aaron legt derweil Turn 2 Blood Knight gefolgt von Sulfur Elemental in Turn 3... Das war ja einfach.

Hereingeboardet werden 4 Wildfire Emissary, 1 Dead // Gone, 2 Serrated Arrows und ein Land. Da ohnehin mit eigenen Arrows und/oder Sunlance zu rechnen ist, bleibt Fortune Thief an Ort und Stelle. Dass Thick-Skinned Goblin dafür das Deck verlassen muss, ist ziemlich offensichtlich, außerdem glaube ich, dass Greater Gargadon dem Rotstift zum Opfer fällt.

Der Weiß-Spieler betrachtet angestrengt seine 7-Karten-Hand. Was soll er tun? Die Starthand ist super, wenn doch nur 1-2 Länder nachkämen... Nach langer Bedenkzeit hält er. Das zweite Land lässt sich nicht blicken und Aarons opening Draw besteht nach einem Mulligan aus: 3 Mountain, 1 Blood Knight, 1 Jaya Ballard, 1 Wildfire Emissary. Dankeschön und auf Wiedersehen...



Ein wenig ungewöhnlich an Aarons Deckliste sind auch die 3 maindeck Dead // Gone. Immerhin waren die meisten anderen Mono Rot-Spieler der Ansicht, dass ein Burnspell, der nicht auf Spieler schießt, in einem derart aggressiven Deck nichts verloren hätte. Auf Nachfrage meinte Aaron, dass das Matchup eines handelsüblichen monoroten Decks gegen WW längst nicht so eindeutig sei, wie es vielleicht den Anschein hätte. Mit zusätzlichem Dead // Gone stiege die Siegchance jedoch auf 70%. Immerhin ist ein früher Griffin Guide noch mit die größte Bedrohung, die WW überhaupt zu bieten hat.


Runde 7 bringt einen weiteren B/R/u-Magier. Das gute an diesem Matchup ist (im Vergleich zu U/B/r beispielsweise), dass dieser vermutlich weder Countermagie (für Lategame Burn) noch Mystical Teachings (für mehr Tendrils of Corruption) gesplashed haben wird.

Schlecht hingegen ist, dass Aaron seinen Platz erst findet, nachdem der Headjudge bereits grünes Licht gegeben hat. Allerdings wird die Rundenuhr mit Verspätung aktiviert, sodass Aaron mit diesem Argument versucht um eine Strafe herumzukommen. Aber nein, da ist man unerbittlich. Maßgeblich ist die mündliche Ansage des Rundenstarts, nicht die Uhr. Folglich gibt es ein Gameloss wegen "Tardiness".

0-1 hinten liegend muss Aaron jetzt einen guten Draw präsentieren und mit Gargadon im ersten, Thick-Skinned Goblin im zweiten und Sulfur Elemental im dritten Zug gelingt ihm das auch. Derweil verpasst sein Gegner zuvorkommend den dritten Land-Drop und damit hat es sich bereits.

Geboardet werden: 4 Empty the Warrens, 1 Disintegrate, 1 Stormbind, 1 Fungal Reaches.

Immer wieder sehe ich an diesem Wochenende frustrierte Control-Spieler, die in ihrer Verzweiflung Plague Sliver gegen Mono Rot hereinboarden. Insbesondere Rot-Schwarz muss ja irgendwann einmal anfangen, massiv Schaden durchzubringen, denn im Lategame darf man sich auf den Besuch von Disintegrate freuen. Wenn der Sliver allerdings nicht genau zum perfekten Zeitpunkt kommt, ist alles, was er macht, seinem Besitzer 3-5 Lebenspunkte abzuziehen. So auch diesmal. Denn ein Empty the Warrens stellt genau die richtige Anzahl potenzieller Chumpblocker und Angreifer, dass der Sliver in der Defensive zu bleiben hat. Temper, Temper, Rift Bolt erledigen die Formalitäten.



Beim Stand von 6-1 geht es in der letzten Runde des ersten Tages gegen Kazuya Mitamura und sein U/B-Deck. Turn 1 wird Greater Gargadon suspended, Turn 2 kommt Thick-Skinned Goblin, Turn 4 gesellt sich dann noch ein Blood Knight dazu. Auf diese zwei Kreaturen kommt später eine Damnation von japanischer Seite, danach hält Mitamura zwei blaue Mana offen. Ein mögliches Snapback?

Wie auch immer, Aaron beschließt das Risiko einzugehen, spielt in seinem Zug noch einen Blood Knight und opfert alle Länder für den 'Don. Mitamura hat kein Snapback und geht auf 5.

Aber: In seinem Zug topdecked der Japaner Snapback!

Auf einmal besteht Aarons Board nur noch aus einem kleinen 2/2er. Glücklicherweise findet sein Gegenüber weder Damnation, Snapback, Strangling Soot, eine von seinen 14 (!) Kreaturen oder Careful Consideration. sondern legt nur jede Runde Land. Ritterlich bringt Aaron ihn auf 3, dann 1, dann um.

Im zweiten Spiel hält Aaron nach Mulligan die berühmt-berüchtigte Starthand mit einem Land. Das zweite kommt im zehnten Draw Step.

Im dritten Spiel zeigt sich dann, warum man vor Japanern immer Angst haben muss. Die Kreaturenlastigkeit von Mitamuras Version kam bislang kaum zum Ausdruck und so scheut Aaron in den frühen Runden zu overextenden, aus Furcht vor Damnation. Tatsächlich hat sein Gegenspieler diese Karte aber ausgeboardet und übernimmt langsam aber sicher die Kontrolle mit seinen leicht größeren Kreaturen, geht sogar in die Offensive. Ein dickes Disintegrate an den Kopf soll das Blatt noch wenden. Und die Chancen stehen nicht schlecht, ist doch grad kein Cancel-Mana frei, sondern nur zwei...

Aber nix da! An den Kopf geht das Disintegrate wohl, aber leider an Aarons -- Willbender (als solcher erweist sich einer der Morphs) macht's möglich.

Final Score Day 1 -- 6:2



Hm... Gegen die blaue Kontrolle kann man also durchaus verlieren. Thick-Skinned Goblins sind formidable Looser gegen Shadowmage Infiltrator. Alle anderen Kreaturen stinken außerdem ziemlich ab gegen Teferi, Mage of Zhalfir -- sogar das Greater Gargadon.


In Runde 9 geht es gegen Guillaume Wafo-tapa und sein ebenfalls blau-schwarzes Konstrukt. Ohne Greater Gargadon verliert Aaron mal wieder gegen den Doppel-Damnation-Draw mit Tendrils of Corruption-Backup. Immerhin muss der Franzose dafür eifrig Careful Consideration spielen. Besonders viel Druck kann Aaron trotzdem nicht aufbauen. Als dann noch Disintegrate mit Draining Whelk gecountert wird, ist das erste Spiel besiegelt.

Im zweiten zieht Aaron dafür umso mehr Greater Gargadon. Insgesamt drei Stück werden in den ersten drei Runden ausgesetzt. Dass auf diese Art ebenso wenig Druck aufgebaut werden kann, versteht sich. Jaya Ballard fängt sich außerdem ein Sudden Death und ein Disintegrate für 11 wird wiederum mit Draining Whelk gehandled. Das ist ein wenig besser noch als "Gain control of target Disintegrate".



Tja, gegen kreaturenlastigere U/B-Versionen ist Jaya Ballard zwar prinzipiell gut. (Außerdem stellt sie eine der wenigen Möglichkeiten dar, einen Teferi's Moat zu besiegen.) Andererseits ist sie viel zu klobig und erlaubt dem Gegner so oftmals, in Seelenruhe ein Removal drauf zu spielen.

Gefragt, ob er an der Liste etwas ändern würde, meinte Aaron folglich, dass er die drei Jayas durch drei Keldon Marauders ersetzen würde. Ich würde sogar so weit gehen, auf Kosten des vierten Thick-Skinned Goblins Platz für Marauder Nr. 4 zu schaffen.


Die zehnte Runde wartet mit einem R/G-Spieler ohne Dead // Gone im Maindeck auf. Laut Aaron gilt in dem Fall: GG = GG (Greater Gargadon = Good Game)

Sideboarding: - 4 Thick-Skinned Goblin, - 4 Sulfur Elemental
+ 4 Empty the Warrens, + 1 Dead // Gone, + 1 Disintegrate, + 1 Fungal Reaches, + 1 Stormbind

Mulligan auf 5, sowie Wall und Call beim Gegenüber sprechen eigentlich die deutliche Sprache einer sicheren Niederlage. Aber irgendwie bekommt es der Gegner jeweils nur mit Verzögerung hin, Magus of the Scroll und Jaya Ballard abzustellen. Außerdem machen es die anderen Kreaturen von Aaron unmöglich für Rot-Grün selbst in die Offensive zu gehen.

Derweil ist Aaron leicht flooded und legt munter Marken auf Fungal Reaches. Das zahlt sich aus, als das Spiel in einer Serie von 3 Disintegrate an den Kopf des R/G-Zauberers ein Ende nimmt.



Ich: Was ist denn der große Vorteil von Mono Rot gegenüber White Weenie?
Aaron: Mit dem ganzen Burn hat man ein Lategame. WW hat das nicht.


In Runde 11 gibt es die unheimliche Begegnung mit einem Control-R/G, welches im ersten Spiel Serrated Arrows und Stormbind ausspielt, damit die anfängliche Defensive stoppt und schließlich ein Greater Gargadon abballert. Das kostet selbstverständlich massiv viele Handkarten und so steht der Feind eigentlich recht wehrlos dem zweiten Greater Gargadon gegenüber, welches auch schon bald ins Spiel kommen könnte. Ein getopdecktes Harmomnize kommt da ja genau richtig...

Bemerkenswert im zweiten Game, dass hier gerade ein Disintegrate das Spiel für Aaron entscheiden soll, als sich ein Morph urplötzlich als Fortune Thief zu erkennen gibt! Kein Thema, wer gegen Mono Rot komische 0/1-Kreaturen hereinboardet, der muss damit rechnen, dass sie abgeschossen werden. Der erste Thief ist weg, Burn, um dem Gegner den letzten Lebenspunkt zu entreißen, ist auch da -- was wird also getopdecked? Der zweite Thief natürlich.



Runde 12 geht es zur Abwechslung noch einmal gegen U/B. Im ersten Spiel gibt es eine Art Stand-off, bei dem sich Aeon Chronicler und ein paar kleinere, rote Kreaturen gegenüber stehen. Immerhin ein Magus of the Scroll sorgt für ein bisschen Schaden und zwei Greater Gargadon lauern seit Turn 1 und 2 auf eine günstige Gelegenheit. Schließlich entscheided Aaron sich, Tendrils of Corruption schlicht zu ignorieren und bringt beide 9/7er gleichzeitig zum Angriff. Und tatsächlich fängt sich ein Gargadon Tendrils für 9! Glücklicherweise ist das der letzte Spell, den der Gegner in diesem Game spielt -- er zieht anscheinend schlicht keine weiteren.

Im zweiten gibt es rasch eine Damnation für zwei 2-Drops. Immerhin will man ja nicht allzu viel Schaden nehmen, wenn der Mono Rot-Spieler gerade noch zwei Rift Bolts suspended hat, oder? Nun, wir wissen es natürlich besser. Für das Empty the Warrens mit zwei zusätzlichen Storm-Kopien hätte man sich seine Damnation besser aufgespart. Wurde aber nicht, und eine zweite Damnation hat der Gegner ebenfalls nicht.



Was hält Aaron eigentlich von Mogg War Marshal, den so viele Leute spielen? -- Nichts.
Was von Fatal Frenzy, von dem Pierre Canali die wildesten Geschichten zu berichten weiß? -- Ohne Gargadon ziemlich unspannend. Eine "lucky win"-Karte, die man in diesem Deck nicht wirklich nötig hat.
Und wie steht's mit Word of Seizing gegen G/R und seine Spectral Forces? -- Die hätte man auf jeden Fall noch irgendwie ins Sideboard quetschen sollen.


Nach 12 Runden steht Aaron 8:4 und muss die nächsten 4 Runden in Folge alle gewinnen für eine Chance auf Top 8. Da werden die Ärmel hochgekrempelt und jetzt wird wieder in die Hände gespuckt usw.

Die verflixte dreizehnte Runde wird jedenfalls gewonnen, wobei Aaron später keine Erinnerung mehr daran hat, wie. Und ich bin ebenfalls nicht in den Zuschauerrängen zugegen, denn gerade jetzt wird in der Players' Lounge groß aufgetischt.

Weiter mit Runde 14 gegen U/B. Turn 1 'Don suspended, Turn 2 und 3 Kreaturen ausgespielt. Diese werden gewrathed und noch im gleichen Zug gibt es end of Turn ein Sulfur Elemental. Eine weitere Kreatur gesellt sich dazu, sodass eine weitere Damnation vorzuzeigen ist. Wird gemacht, macht aber nichts, denn für das nun herbeieilende Gargadon ist kein Snapback vorhanden. Sieg!

In den ersten beiden Zügen des zweiten Games kann Aaron gar nichts ausspielen, dafür aber im dritten ein Stormbind. Dummerweise kann auch dies nicht verhindern, dass der Gegenspieler mit Hilfe von seinen eigenen Kreaturen und Tendrils of Corruption auf eben diese auf sensationelle 40 Lebenspunkte hochgeht. Ein sicheres Polster, sollte man meinen, und in der Tat gewinnt man dagegen garantiert nicht, indem man zwanzig Karten für Stormbind abwirft...

Aber anders! Im weiteren Spielverlauf sammelt Aaron Handkarten und Länder, kümmert sich einfach gar nicht um das gegnerische Lifetotal, sondern tötet schlicht jede einzelne Kreatur. Am Ende gewinnt er über Deckende. Absurd! So hatte sein Gegenspieler sicher nicht eingeplant zu verlieren. Funktioniert hätte das allerdings auch nicht, wenn der Gegner früh eine Urza's Factory oder gar irgendwann zwei aktiv bekommen hätte. Die einzige Factory war jedoch glücklicherweise die viertletzte Karte in der Bibliothek.


In der 15. Runde muss Aaron gegen R/G ran, was kein besonders gutes Matchup ist. Nachdem der Gegner seinen 2-Drop mit Dead // Gone entsorgt hat, dauert es allerdings ein bisschen, bis Jaya Ballard entsorgt werden kann. So lange, dass eine Spectral Force anfangen muss anzugreifen, was mit einem überraschenden Sulfur Elemental end of Turn zu einem unschönen Gegenangriff führt. Fürs Gargadon ist außerdem kein Dead // Gone mehr übrig und das beendet einen Zug später das Spiel.

Im zweiten werden die frühen Kreaturen totgeschossen bzw. von einer Wall of Roots blockiert. Da ist erstmal nichts los. Und die hardcast Akroma, Angel of Fury in Turn 6 bringt Aaron Gegenwehr-los in wenigen Angriffen zur Strecke.

Im dritten Spiel eröffnet Aaron unspektakulär mit Mountain und Fungal Reaches, die zweimal aufgeladen werden. Sein Gegenspieler hat zwar Wall of Roots, aber kein Follow-Up. Eine zweite Marke landet auf Aarons Land, ebenso wie eine Marke auf Rift Bolt gelegt wird, als dieser aus dem Spiel entfernt wird. Im Zug danach liegt beim Gegenüber immer noch nur die Mauer, die sich folglich sowohl Bolt als auch Dead // Gone einfängt, gefolgt von -- wer hätte es gedacht -- Empty the Warrens für 6 Token.

In Aarons nächstem Zug begeht der Gegner den folgenschweren Fehler, Scryb Ranger auszuspielen, und bekommt somit noch ein Empty the Warrens, diesmal für 4 Token, reingebuttert. Die insgesamt zehn Goblins werden zwar noch reichlich dezimiert, als sich Stormbind, Harmonize, Call of the Herd, Dead // Gone und ein weiterer Ranger in den Weg stellen. Auf drei Lebenspunkte bringen sie den Feind dennoch, und zu diesem Zeitpunkt sind nunmal noch 3 Rift Bolt, 4 Fiery Temper, 4 Disintegrate und ein Stormbind im Deck, die das Spiel sofort entscheiden.

Da ist es nur noch eine Frage der Zeit, und genau DIE lassen sich die Burnsprüche auch tatsächlich. Und zwar bis zum letztmöglichen Zug. In dem kommt Gott sei Dank das rettende Stormbind.

Drei Siege in Folge sind somit geschafft. Am zweiten Tag steht Aaron also 5:2, insgesamt 11:4... Es bleibt nur noch eine Runde zu gewinnen, dann warten Ruhm, Ehre... und Dollarscheine in fünfstelliger Höhe.



Tja, dass daraus leider nichts geworden ist, durftet ihr bereits lesen. Schade eigentlich, denn lustig ist das rote Deck auf alle Fälle. Interessant und vor allem der Überraschungserfolg dieser Pro Tour.

Mal sehen, wie es sich in Straßburg so schlägt. Für die PTQs ändert sich das Format ja noch grundlegend. Dass Controldecks sich in einem Format mit Magus of the Moon nicht länger auf 4 Teramorphic Expanse und 3 Urborg verlassen können, um ihre niedrige Sumpfzahl auszugleichen liegt zumindest auf der Hand. Und DAS sind definitiv rosige Aussichten für Mono Rot.


TobiH
#279
"Take the bridge, men! Victory! Victory is ou— Retreat! RETREAT!!" -- Killer Instinct

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