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Einmal Yokohama und zurück...
4:4 und andere lustige Geschichten
von Tobias "TobiH" Henke
24.04.2007

Darf man eigentlich einen Pro Tour-Bericht schreiben, wenn man (schon wieder) nicht mehr als ein lausiges 4:4 vorzuweisen hat?

Falls ihr diese Frage mit einem vollmundigen „Nein“ rechtschaffener Empörung beantwortet, dann empfiehlt es sich an dieser Stelle zügig den „Back-Button“ eures Browsers zu klicken. Die Spannung ist nämlich futsch. Der Henke verpasst Day 2, weil er – übrigens so wie eigentlich auf jeder Constructed-PT – genau einen Sieg zu wenig holt. Das ist zwar knapp, aber wie heißt es so schön: In Magic gibt es keine B-Note.

Eine kleine Vergangenheitsbewältigung gönne ich mir trotzdem. Diese will ich allerdings ganz bewusst kurz halten, dass man sich lieber auf die Zukunft konzentrieren kann. (Außerdem gibt es am Ende noch ein paar lustige Geschichten vom Drum und Dran.)


Fehler #1 – Metagame-Einschätzung


Weenie White (so nennen es anscheinend die Franzosen, Canali zumindest) sollte das Deck to beat sein, stellte es doch glatt die gesamte Top 8 des letzten großen Magic Online Premier Events.

Sollte es?

Schön wär's gewesen, aber in Wahrheit sah es auf der Pro Tour dann doch ganz anders aus. Ich für meinen Teil hatte zumindest damit gerechnet, dass die internationale Elite das Metagame-Rad eine Umdrehung weiterdreht, White Weenie somit das meistgespielte Deck sein würde. Stattdessen gab es zwei Umdrehungen und folglich mehr Rot als Weiß, Decks also, die ihrerseits gegen WW gewinnen...

Wenig verwunderlich resultierte aus dem ersten Fehler gleich der zweite --


Fehler #2 - Deckwahl


Rückblickend fast wieder zu peinlich, aber hey, ich wollte halt gegen WW gewinnen:






lands:
3 Urborg, Tomb of Yawgmoth
3 Molten Slagheap
4 Terramorphic Expanse
4 Urza's Factory
7 Mountain
5 Swamp


creatures:
4 Twisted Abomination
4 Sulfur Elemental
2 Bogardan Hellkite
2 Detritivore


spells:
2 Tendrils of Corruption
4 Sudden Death
4 Damnation
4 Void
4 Phyrexian Totem
4 Prismatic Lens

1 Detritivore
3 Haunting Hymn
4 Plague Sliver
4 Sedge Sliver
2 Tendrils of Corruption
1 Strangling Soot




Schwarz-rote Kontrolle ohne Splash. Klingt komisch in Anbetracht dessen, dass es so ein ähnliches Deck ja in den höheren Standing-Regionen der PT gab, welches aber ausnahmslos Blau für Aeon Chronicler splashte.

Dabei ist es nicht einmal so, dass ich jenes Deck nicht im Vorfeld gekannt hätte. Nein, ich bin sogar immer noch der Meinung, dass diese rein zweifarbige Version da recht gut mithalten kann. Der Schlüssel im Controlmatchup ist nämlich weitaus seltener der Carddraw (oder gegen noch blauere Versionen die Countermagie), sondern die Manabasis und insbesondere Urza's Factory.

Zusätzlich können etliche der blauen Controldecks (die insgesamt größte Deckgruppe, mit der im Vorfeld gerechnet wurde) ein Phyrexian Totem im frühen Spielstadium nur dann (mit Tendrils of Corruption) besiegen, wenn ein Urborg, Tomb of Yawgmoth liegt und genau das kann man mit eigenem Urborg öfter mal verhindern. Ach ja, Detritivore hilft dabei und überhaupt in dem Matchup ganz gewaltig.

Des Weiteren sind die Sulfur Elemental hierin zwar in erster Linie fürs WW-Matchup gedacht, aber gegen Kontrolle bringen sie durchaus einigen Schaden und bereiten somit vor, was dem Controlgegner nach dem Boarden sowieso blüht. Da kommen nämlich 8 Sliver, 3 Haunting Hymn und ein weiterer Detritivore ins Deck und man spielt quasi Aggro-Control. Gegen einen Gegner, der seinerseits vermutlich einige Damnation herausboardet nicht ganz schlecht, oder?

WW, U/B, U/B/r und ähnliches war somit abgedeckt. Dermaßen „gut“ vorbereitet konnte man sich also in die erste Runde wagen:

Runde 1 NICHT gegen White Weenie

... sondern gegen Paulo Carvalho, welcher später mit seinem R/G-Deck Top 8 machen sollte.

Das zentrale Problem war hier, dass ich mich viel zu schlecht auf dieses Matchup vorbereitet hatte. Im späten Spiel besiegt mich der Kartenvorteil seiner Harmonize nämlich zuverlässig, meine Factory fällt Mwonvuli Acid-Moss zum Opfer, seine Kreaturen sind besser und größer, und Stormbind ist auch kein Pappenstiel.

In diesem Matchup hätte ich UNBEDINGT ebenfalls die Sliver hereinboarden müssen! Nach Kenntnisnahme der beiden Decklisten ist das so offensichtlich wie nur irgendetwas sein kann, aber man weiß ja nie so genau, was aus einem R/G-Deck in diesem Format so alles herauskommt.

Schlecht gespielt und verloren. 0:2, zack, zack ging das.

Runde 2 NICHT gegen White Weenie

Lieber noch einmal gegen R/G. Diesmal sind die beiden Spiele zwar schon deutlich knapper. (In beiden hatte ich am Ende noch jeweils 6 Möglichkeiten im Deck, die mir das Spiel gleich an Ort und Stelle gewonnen hätten.) Aber da ich auch hier nicht auf die Sliver-Aggression setze, wird daraus nichts.

Runde 3 NICHT gegen White Weenie

Neben mir spielen sie auf einer Seite das WW-Mirror. Ich hingegen darf gegen U/B/r antreten. Damit kann man leben.

Wir nehmen beide Mulligan, was mein Deck mit den 38 Manaquellen theoretisch sogar noch bevorteilt. Dummerweise bleiben wir aber beide auf zwei Ländern stehen. Nur während mein Gegenüber eine Insel und einen Molten Slagheap sein Eigen nennen kann, habe ich sowohl Prismatic Lens als auch Phyrexian Totem.

Ausspielen kann ich damit allerdings grad nix und überhaupt: Das ist DIE perfekte Stelle, um mit dem Totem anzugreifen. Vermutlich schlicht in den nächsten vier Zügen. Gegen einen derart gescrewten Gegner geht das.

Es sei denn er spielt tatsächlich die eine Lightning Axe im Maindeck, auf die die meisten mittlerweile verzichten...

Aber selbst wenn man von deren Anwesenheit im U/B/r ausgeht, ist es trotzdem korrekt, das Totem zu aktivieren. In jedem Fall ist es ja nur eine einzige Axt, die gegenwärtig nicht gesucht werden kann. Und hinzu kommt, dass man seinen frühen Manavorteil keinesfalls ungenutzt verstreichen lassen will, bis das blaue Deck mit Carddraw oder einfach mit dem Speicherland aufholt.

Was passiert, dürfte wohl klar sein...

Ich ziehe selbstverständlich in den nächsten 10 Zügen halb so viele Länder nach wie der gegnerische Glückspilz und verliere. Vorher begehe ich allerdings noch einen schwerwiegenden Fehler. Denn nach ca. zwei (sehr ereignislosen) Zügen fällt mir auf, dass mein Gegenüber in seinem Freudentaumel einfach mal vergessen hat, etwas für die Axt abzuwerfen.

Theoretisch müsste man an dieser Stelle den Judge rufen und vielleicht bekäme der Gegner ja ein Gameloss... Aber ich bin mir verdammt sicher, dass der (übrigens abgesehen vom unbeschreiblichen Glück recht nette) Gegenspieler den Abwurf tatsächlich nur vergessen hat, empfände eine entsprechende Schiedsrichter-Entscheidung also selbst als total falsch und habe darüberhinaus mit dieser Pro Tour schon wieder innerlich abgeschlossen.

Im zweiten Spiel bewährt sich immerhin mein SB-Plan. Die Kreaturen setzen ihn unter Druck, sodass er sich austappen muss und sich eine Haunting Hymn einfängt.

Spiel 3 ist die Stunde des Voids. Gleich 3 Stück davon ziehe ich. Das erste räumt Shadowmage Infiltrator und ein Cancel ab und zeigt mir zwei Damnation und einen Teferi auf seiner Hand. Derweil betritt ein Aeon Chronicler das Spiel und obwohl er ein Land legt, hat er nicht ausreichend Blau, um Teferi zu spielen.

Das zweite Void soll folglich Chronicler und Teferi umbringen – eine höchst rentable Ausbeute. Dummerweise ist die eine unbekannte Karte in seiner Hand ein weiteres Cancel.

Im Zug danach stellt sich folglich genau die gleiche Situation. Nun, ich hätte zwar Void Nummer 3 im Angebot, ziehe jedoch Haunting Hymn von oben. Bei 4 Handkarten mir gegenüber (zur Erinnerung: eine davon ein unspielbarer Teferi) scheint mir das sogar noch besser. Zumal meine Hand voller Kreaturen (4 an der Zahl) ist, die ich natürlich erst ausspielen will, nachdem ich die akuten Probleme (4/4-Chronicler und Teferi, welcher gespielt werden kann, wenn ich ihm einen Zug Zeit lasse, sein Dreadship Reef aufzuladen) gelöst und vorzugsweise seine beiden Damnations anderweitig abgearbeitet habe.

Na, was ist die eine unbekannte Handkarte, die mein Gegner von oben gezogen hat?

Diese Frage habe ich vermutlich allen Deutschsprechenden vor Ort gestellt. Wobei Helmut Summersberger ein wenig ergiebiges Opfer war, da er gleich die richtige Antwort wusste. (Wenigstens konnte ihm die Lightning Axe-Story ein mitleidiges Lächeln entlocken.) Perfekt hingegen folgender Dialog mit Simon Schmeußer:

Ok, es ist nicht so, als ob ich im Testing zuvor noch nie einer umgeleiteten Haunting Hymn begegnet wäre, aber oftmals ist die eigene Hand ja nicht ganz so gut gefüllt und die perfekte Antwort von oben zu ziehen, verlangt schon Luck.

Dass ich anschließend verliere, versteht sich...

(Ach ja, mein freundlicher „Feind“ bestätigt mir selbstverständlich nachher die Vermutung, dass er exakt eine Axt im Deck spielt...)

Runde 4-6 NICHT gegen White Weenie

In diesen Runden spiele ich gegen blau-schwarz-rote Derivate, mal mehr blau, mal mehr schwarz. Der SB-Plan tut das, wofür er vorgesehen ist und gewinnt zuverlässig.

Zugegeben, steht man erst einmal 0:3, sind auch auf einer Pro Tour die Gegner nicht mehr die allerbesten.

Erwähnenswert vielleicht noch, dass in jeder dieser Runden mindestens zwei meiner vier Tisch-Nachbarn WW spielen, gipfelnd in ZWEI WW-Mirrormatches zu BEIDEN Seiten in Runde 4! Gekonnt zwischen die Stühle gesetzt.

Runde 7 NICHT gegen White Weenie

Mono Rot musste einmal auftauchen. Gut, es hätte ja auch WW sein können...

Mono Rot ist offensichtlich KEIN gutes Matchup für mich. Das liegt allerdings in erster Linie am Greater Gargadon, welches zum einen Tendrils of Corruption „countert“ und zum anderen irgendwann als Haste-Kreatur einen Besuch abstattet, dem man ähnlich viel entgegenzusetzen hat wie einer polizeilichen Hausdurchsuchung.

Nach dem Boarden wird es mit weiteren Tendrils und vor allem Sedge Sliver zwar DEUTLICH positiver. (Der Remasuri blockt das Kleinvieh und den 9/7er fast so gut wie oder besser als Call of the Herd und greift selbst an – allzu viel Zeit darf man sich gegen Burn schließlich nicht lassen.) Glücklich über die Auslosung bin ich trotzdem nicht.

Interessant allerdings, dass DIESER Mono Rot-Magier weder vor noch nach dem Boarden Greater Gargadon suspended. Ich ziehe derweil keine Sliver, bekomme vor dem Boarden Tendrils für EINEN grandiosen Schadenspunkt hin (bei immerhin alles in allem 16 Sumpf-Slots) und post-board verstecken sich einfach gleich alle Tendrils.

Damit ist die PT für mich endgültig gelaufen, aber die letzte Runde könnte schließlich noch einen dritten Pro-Punkt abwerfen und wird deshalb noch mitgespielt. Wer weiß wofür's nachher noch gut ist. Oder man wird hochgelost und kann in der Hoffnung aufgeben, dass sich das Gegenüber im Falle eines somit ermöglichten Money Finishes erkenntlich zeigt.

Runde 8 NICHT gegen White Weenie

Selbstverständlich bin ich nicht der einzige, der auf Hoch-Losung spekuliert -- mein Gegner stellt mir direkt die gleiche Frage nach den Punkten...

Dieser Mono Rot-Spieler hat Gargadon, dafür aber schlechte Draws, die perfekt mit meinen guten harmonieren. Hier gewinne ich 2:0 und stelle zur persönlichen Genugtuung fest, dass ich gegen Rot wenigstens u.U. gewinnen kann.

...

Tja, HÄTTE ich das Transformations-Sideboard besser gleich im Maindeck gespielt. Dann würde an dieser Stelle jetzt vielleicht ein Hinweis auf den zweiten Teil meines PT-Berichts folgen...
Wer aufgepasst hat, wird nämlich gesehen haben, dass ich zumindest Teile davon in JEDEM Matchup eingeboardet hätte haben sollen. Falls ich vor GP Straßburg an dem Deck noch weiter herumtüfteln sollte und auf eine gute Version komme, erfahrt ihr es natürlich hier...

Und wo wir einmal bei „hätte“, „wäre“ und „wenn“ sind: Bei der Decklistenabgabe saß ich neben Jim Herold und meinte zu ihm: „Wenn jetzt noch zwei Stunden mehr Zeit wäre, würde ich auf das Mono Rot von Aaron Brackmann umsteigen.“ Der spielte dann später bis zur letzten Runde um den Einzug in die Top 8.
In diesem Zusammenhang sei vielleicht erwähnt, dass Aaron selbst kaum getestet hat und von all dem sehr überrascht wurde. So sehr sogar, dass er beim Stande von 4:1 noch ungläubig „Am Ende mach ich noch Day 2...“ stammelte.



Lustig auch, dass Jim Herold schon beim Stande von 1:3 die PT für abgehakt erklärte, bis ihm jemand sagte, dass 8 Runden gespielt werden und 5:3 für den zweiten Tag vollkommen ausreicht. Seine letzte Contructed-Pro Tour lag nämlich schon ein paar Jährchen zurück, in der guten, alten Zeit, als in jedem Format sieben Runden gespielt wurden und ein Minimum von 4:2:1 für den zweiten Tag gefordert war.
Danach kämpfte er zwar richtig los, scheiterte jedoch ebenso knapp wie ich.

Good Play of the Day: Tobias Thiel (wenn mich nicht alles täuscht) durfte mit WW gegen ein Deck antreten, das im ersten Spiel 5 Blood Knight und im zweiten 4 Blood Knight auf den Tisch legte -- Vesuvan Shapeshifter macht's möglich!

Außerdem eine kurze Geschichte eines DQs, wobei ich nicht weiß, ob es sich dabei jetzt um die viel besprochene Mori-Disqualifikation handelt: Der nicht näher identifizierte Japaner hat jedenfalls Sulfur Elemental, Stormbind, 4 ungetappte Länder im Spiel und ausreichend Handkarten. Sein Gegner blockt gerade mit Magus of the Tabernacle das Elementar. Der Japaner sagt: „Damage“ und schießt mit Stormbind einmal auf den Magus. Daraufhin spielt sein Gegner Temporal Isolation auf den 3/2er...
Jetzt auf einmal behauptet Japaner, dass er mit „Damage“ natürlich gemeint habe, der Schaden wäre bereits ausgeteilt. Er habe lediglich vergessen den 3/2er bereits in den Friedhof zu legen...
Sicher. Dabei ist es ja so, dass er nach dem Kampfschaden Stormbind zweimal aktivieren muss, vorher jedoch nur einmal, denn so lange Sulfur Elemental im Spiel ist, ist der Magus 3/5 statt 2/6. Wie auch immer, der Headjudge Sheldon Menery wird gerufen, der Stormbind-Spieler beharrt auf seiner Version der Geschichte und wird zu einem weiteren Gespräch hinter die Kulissen geführt. Er kommt auch nicht wieder. Stattdessen kommt ein Schiedsrichter, schiebt dessen Karten zusammen und füllt den Ergebniszettel aus.

Ich weiß, dass einige Leute die aktuelle Law & Order Politik der DCI für ein wenig übertrieben halten. Persönlich muss ich allerdings sagen, dass mich das harte Durchgreifen von Sheldon Menery nun zum wiederholten Male überzeugt hat. Ich verstehe einfach nicht, was manche Kommentatoren daran auszusetzen haben.

Am Abend des zweiten Tages ging es dann noch mit allen frustrierten Deutschen in eine Cocktail-Bar nach Chinatown: Die Runde mit Gin Herold, Till „keine Experimente“ Riffert, Alex „Long Island Ice Tea“ Fanghänel und Klau_s (der entgegen seines Nicknames die größte Rechnung von allen tatsächlich bezahlte) wurde recht lustig und ging bis in die frühen Morgenstunden. Schließlich wollte uns sogar die Inhaberin unbedingt alle adoptieren...

Zum Abschluss noch ein paar Reisetipps, falls ihr mal nach Japan kommt:

1) „Hi“ ist in Japan keine angemessene Begrüßung, sondern klingt wie das japanische Wort für „Ja“.

2) Linksverkehr! Es sind zwar bisher keine Opfer unter der Magic-Spielerschaft zu beklagen, gefährlich kann es dennoch werden. Das erstreckt sich natürlich auch auf andere Bereiche, wie zB die Seite, auf der man den Bürgersteig begeht, oder in welcher Richtung sich eine Wendeltreppe wendelt.

3) Achtung, Kopf einziehen! Nicht nur ist der Durchschnittsbürger dort ein wenig kleiner, sie verbeugen sich auch bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit. Wie auch immer, unheimliche Begegnungen mit Türrahmen bleiben nicht aus. In diesem Fall SIND Opfer unter der Magic-Spielerschaft zu beklagen!

4) Falls ihr der dreckigen Angewohnheit des Tabakkonsums verfallen seid, könnt ihr bei einem Schachtelpreis von umgerechnet 2,- Euro echt sparen! Falls nicht, könnt ihr euch sogar die noch sparen.

5) Der starke Euro macht sich auch anderswo bemerkbar. Bei McDonald's bekommt man einen Hamburger für 50 Cent, einen Cheese- oder Chickenburger für knapp 70 Cent und selbst bei einem Teriyaki Burger kommt man mit 1,40 aus.

6) Die Japaner sind in allem sehr gründlich. In Bezug auf die Übernahme zweifelhafter amerikanischer Errungenschaften bedeutet das, dass die japanische Großstadt schlicht amerikanischer als eine amerikanische Großstadt ist, was Hochhäuser, blinkende Neon-Werbung, Fast-Food- und Starbuck's-Filialen und idiotische Werbe-Jingles angeht.

7) Tradition gibt es ebenso. Auf kulinarischer Seite anscheinend sehr beliebt sind Nudeln oder Reis in einer Suppe, die laut Jim Herold nach verfaultem Fisch schmeckt. Das kann ich zwar nicht bestätigen (einerseits mochte ich die Suppe und andererseits hatte ich nie zuvor das Vergnügen mit verfaultem Fisch), aber zB Frank Karsten betätigte sich den ganzen Samstag über selbst als Suppenküche... füllte mehrere Eimer, konnte einem echt leid tun.

8) Wundert euch nicht über die japanischen Schuluniformen. Die ganzen Mädchen sind tatsächlich nicht auf dem Weg zum Casting für eine Filmproduktion von fragwürdigem Ruf, sondern höchstwahrscheinlich unterwegs in die streng geführte Mädchenschule. Dass diese auf ganzer Breite und Höhe (!) von einem Zaun umgeben ist, braucht da natürlich auch nicht mehr verwundern.

9) Ebenfalls scharf: Wasabi, japanischer Meerettich, eine grüne Paste, die vom Aussehen vage an Avocado erinnert, sodass Rosario Maij kräftig zulangte. Ich für meinen Teil habe ein ganz klein wenig probiert... und konnte den sich abzeichnende Feuerball glücklicherweise mit den Tränen löschen, die mir umgehend in die Augen schossen.

10) Japanische Jugendherbergszimmer haben eine Grundfläche von nicht mehr als 2 Quadratmetern. Wir nannten sie liebevoll „Löcher in der Wand“...

11) Küstennähe bedeutet ganz andere klimatische Voraussetzungen. Es gibt Wind, viel Wind und heftigen Wind. Und vor allem: kalten Wind. Das heißt, selbst wenn es eigentlich recht warm ist, kann man sich prima eine Erkältung einfangen. (Und dann ist es auch noch unschicklich, sich in der Öffentlichkeit die Nase zu putzen!)

12) Platz ist Mangelware. Das gilt insbesondere für Züge, in denen die Fahrgäste dichter gepackt sind als Kohlenstoffe im Diamanten. Das wiederum hat dafür den Vorteil, dass die Japaner auch schon mal im Stehen schlafen. Dem Umfallen ist ja vorgebeugt.

13) Christian Gawrilowicz beschrieb das Englisch-Verständnis des durchschnittlichen Japaners in etwa so: „Sie lernen Englisch so wie wir Latein lernen...“
Es hilft aber oftmals schon das Gesagte aufzuschreiben!

14) Wenn ihr (zufälligerweise) Dreadlocks haben solltet, macht euch darauf gefasst, angestarrt zu werden. Nicht von der Sorte wie es Kinder oder alte Leute auch bei uns tun. Nicht mit verschämten Weggucken, sobald die Observation auffliegt. Sondern das volle Programm, bei dem sich die Hälse gefährlich verdrehen und der Beobachter irgendwo gegenläuft.


TobiH
#278
"Vorhersagen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen." - Mark Twain

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