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Über Homosexuelle Weenies, maskierte Kriegsschiffe und brennende Büsche
von Carsten "Mon, Goblin Chief" Kötter
04.11.2004

So, sorry an alle, dass das so lange gedauert hat, bis ich endlich die Kolumne weitergeführt habe, aber erst war PMTG down, dann war ich für 6+ Wochen in Urlaub (Danke, Semesterferien:D ) und zum Schluß mußte ich noch von meinen Eltern zurück nach Berlin, um an den ersten Teil dieses Artikels zu kommen. Tut mir leid, aber freut euch lieber für mich, als euch zu ärgern, das ich euch hab warten lassen. Danke

Ansonsten hab ich ja nicht lange vorher was zu erklären, und kann gleich mit den drei Decks anfangen (Für Budget, Semi-Budget und fully powered Erklärungen, lest den ersten Deck-Artikel).

Das Budget-Deck:

Gay/red
 
lands (24):
4Mishra's Factory
3Faerie Conclave
3Island
4Volcanic Island
1Shivan Reef
2Flooded Strand
2Polluted Delta
4Wasteland
1Strip Mine

creatures (16):
4Cloud of Faeries
4Grim Lavamancer
4Spiketail Hatchling
2Gorilla Shaman
2Voidmage Prodigy

spells (20):
4Force of Will
1Misdirection
3Daze
1Stifle
4Curiosity
4Standstill
3Null Rod

60 cards
lands (2):
2Maze of Ith

spells (13):
1Energy Flux
1Null Rod
3Rack and Ruin
3Red Elemental Blast
1Unsummon
1Blue Elemental Blast
1Stifle
2Fire / Ice

15 cards
 
Ja, ok, ich geb's zu, das Deck sieht aus wie der totale pile. Im Gegensatz zu seinem Aussehen produziert das Deck aber eine Menge Druck und stört vor allem den Gegner ganz massiv.
Curiosity und Standstill geben dem Deck eine sehr gute Draw-engine. Fast alle Creatures haben Evasion (Flyer oder Pinger), so dass sich meistens ein gutes Ziel für Curiosity findet.
Derweil arbeitet Standstill ganz wunderbar mit den schnellen Weenies und Manlands zusammen. In neun von zehn Fällen wirkt Standstill, richtig gespielt, hier wie ein 2 Mana Ancestral Recall.
Die Standstill-Synergien stellt eine Parallele zu Landstill dar. Im Gegensatz zu diesem strebt Gay/red jedoch an, sich jede Runde auszutappen, häufig auch einfach für die Aktivierung der Manlands. Dies ist der Grund dafür, dass keine normalen Counter im Deck sind. Man hat einfach keine Zeit sie zu casten.
Hier zeigt sich das Gay/red trotz seines hohen Blauanteils eben kein Controldeck ist, sondern ähnlich wie die ursprüglichen Sligh-Decks ein Tempo-Deck, trotz des völlig anderen Cardpools.
Die Counter dienen nur dazu, den Weenies die Zeit zu verschaffen, das Spiel zu gewinnen. Dem gleichen Zweck dienen auch die starken Mana Denial Elemente in Form von 5 Strip-Effekten, 3 Daze,1 Stifle und 3 Null Rod.

Das Sb ist der unsicherste Teil des Decks (im Gegensatz zu anderen Budget-Decks habe ich mit Gay/r zwar getestet, aber nicht ausführlich inklusive SB), aber außer den Mazes ist der Verwendungszweck der einzelnen Karten wohl recht klar.
Die Maze kann neben der Abwehr von Juggernauts oder Roar of the Wurms auch zum Schutz gegen Psycho-Dad dienen und macht sich gegen die neuen Orchard-Oath-Decks wie MeanDeck Oath ziemlich gut. Aber selbst hier kauft Maze nur wieder etwas Zeit, den die Weenies in Damage und (hoffentlich) Karten umwandeln, irgendwann können auch diese Decks die Maze umgehen.
Alles in allem ist Gay/r ein sehr gutes Deck, so gut, dass es in bestimmten Metagames sogar als eines der besten Decks gilt. Aber Vorsicht, das Deck ist extrem schwer richtig zu spielen, weil man sehr viele Kleinigkeiten beachten muß, um gewinnen zu können. Und diese Kleinigkeiten kriegt man nur durch üben drauf, die sind zu situationsabhängig um sie erklären zu können.


Gehen wir nun über zum Semi-Powered-Deck

Diesmal: Vengeur Mask
 
lands (18):
4Forest
4Savannah
4Tropical Island
3Windswept Heath
3Wooded Foothills

creatures (21):
4Volrath's Shapeshifter
4Phyrexian Dreadnought
1Voidmage Apprentice
4Birds of Paradise
2Quirion Ranger
1Uktabi Orangutan
2Meddling Mage
1Gilded Drake
1Squee, Goblin Nabob
1Phage the Untouchable

spells (21):
4Illusionary Mask
4Survival of the Fittest
4Brainstorm
1Enlightened Tutor
1Sylvan Library
4Force of Will
2Swords to Plowshares
1Sol Ring

60 cards
creatures (2):
1Meddling Mage
1Uktabi Orangutan

spells (13):
2Swords to Plowshares
3Ground Seal
3Chalice of the Void
3Seal of Cleansing
2Sacred Ground

15 cards
 
Das Deck stammt ursprünglich von Carl Devos und meinem CAB Teamkollegen Stefan Iwasienko. Die ursprüngliche Idee war, Full English Breakfast als gutes Deck ins T1 zu transportieren. Allerdings ist das Deck, so wie es im Extended gespielt wurde, zu inkonsistent und von einer Karte abhängig, um im T1 mithalten zu können.
An dieser Stelle kommt dann die etwas seltsame Interaktion zwischen dem aktuellen Wording von Illusionary Mask und Phyrexian Dreadnought ins Spiel (god bless errata:/ ). Wenn man den Dreadnought nämlich verdeckt unter die Maske legt, umgeht man dessen Nachteil und kann so 12/12 Trample-Critter für 1 legen. Hübsch.
Eine ähnliche Interaktion ergibt sich mit dem Shapeshifter, an den man den Dreadnought discarden kann, so dass der Shifter als Dreadnought im Spiel liegt.

Diese beiden Interaktionen sind aber nur der Backup-Plan. Die eigentliche Keycard des Decks ist nämlich, wie im Extended, Survival of the Fittest. Mit diesem kann man sich wiederholt Shapeshifter suchen und legen. Sobald einer lange genug im Spiel bleibt, um angreifen zu können, discarded man dann irgendeine Kreatur für einen Dreadnought, discarded diesen für Phage und legt den Trample-damage auf den Stack. Danach einfach Phage an Survival discarden und gewinnen.
Vorsicht, Wastelands können diesen Plan ganz schön versauen, aber genau dafür ist der Quirion Ranger gedacht (abgesehen davon, dass man ihn zum Managenerieren benutzen kann). Das Zielland returnen und sich freuen.

Survival ist aber nicht nur so gut, weil er eine Menge Shapeshifter produzieren kann, sondern auch weil er, solange man noch nicht bereit ist, zu gewinnen, mit Squee card-advantage produziert und Solutions in Form von Uktabi und Gilded Drake liefert.

Die letzte Utility-Kreatur, die wohl einer Erklärung bedarf ist der Voidmage Apprentice. An sich ist das Ding richtig schlecht, legt man ihn allerdings unter eine Illusionary Mask, so kann man ihn umsonst flippen und den Counter-Trigger auslösen. Das erlaubt, einen fast nicht zu stoppenden Counter zu Survivaln, was sich doch sehr gut macht, vor allem wenn man gerade einen Dreadnought daneben gelegt hat.

Viele T1 Decks können Survival + Mask im Spiel handeln, normalerweise allerdings dadurch, dass sie selbst gewinnen oder einen brokenen Spell durchbringen (typischerweise Yawgmoths Will oder Pernicious Deed).
Genau das kann der Voidmage aber, unabhängig von der gegnerischen Counterzahl, verhindern. Solche Situationen ereignen sich weit öfter, als man vermuten würde. Wie das Sprichwort heißt, „this is type 1, broken things happen“.

Allgemein bleibt zu sagen, dass es unglaublich viel Spaß macht, das Deck zu spielen, einfach deshalb weil es Millionen von Tricks gibt und fast immer sehr viele Optionen zur Verfügung stehen. Genau das macht das Deck aber auch unheimlich schwer zu spielen, man kann sich halt jedes einzelne Mal falsch entscheiden. Wenn Stefan in Dülmen, einem Vengeur-Spieler zusieht, kann man ihn fast jede Runde genervt den Kopf schütteln sehen, weil der Spieler wieder suboptimal gespielt hat.
Dennoch sehe ich sogar Stefan immer mal wieder ratlos, was er diese Runde am besten machen soll, und das obwohl er das Deck mehrere Monate fast ausschließlich gespielt hat (und er spielt 'ne Menge, vor allem online).

Noch ein kurzer SB-Überblick: Sacred Ground soll Smokestack-locks abwehren helfen, Ground Seal erledigt Goblin Welder und Dragon-Combo während Chalice of the Void gegen SpeedCombo hilft. Xantid Swarms sind gegen Control einfach weitere Must-Counter, so dass man öfter eine Maske oder einen Survival durchdrücken kann. Sie sind keine Survival-targets, sie dienen dazu genau diesen Survival ins Spiel zu kriegen.
Der Rest ist denke ich recht offensichtlich, und nicht für spezielle Decks sondern jeweils gegen mehrere Matchups gedacht.

Verlassen wir nun Decks mit diesen seltsamen Sprüchen, die Power und Toughness haben und kommen zum Fully Powered Deck für heute:

Burp.dec aka 2-Land-Belcher
 
lands (2):
1Bayou
1Tropical Island

creatures (11):
4Tinder Wall
4Elvish Spirit Guide
3Goblin Welder

spells (47):
4Land Grant
1Mox Sapphire
1Mox Ruby
1Mox Pearl
1Mox Jet
1Mox Emerald
1Sol Ring
1Black Lotus
1Lion's Eye Diamond
1Mana Crypt
1Chrome Mox
1Mana Vault
1Lotus Petal
4Dark Ritual
1Cabal Ritual
4Chromatic Sphere
1Channel
1Yawgmoth's Will
2Living Wish
1Windfall
1Memory Jar
4Goblin Charbelcher
1Tendrils of Agony
1Ancestral Recall
1Vampiric Tutor
1Mystical Tutor
2Brainstorm
1Demonic Tutor
1Demonic Consultation
1Tinker
1Necropotence
1Wheel of Fortune
1Timetwister

60 cards
lands (3):
1Tolarian Academy
1Gemstone Mine
1Mishra's Workshop

creatures (9):
1Goblin Welder
1Scavenger Folk
1Elvish Lyrist
4Xantid Swarm
1Darksteel Colossus
1Uktabi Orangutan

spells (3):
3Oxidize

15 cards
 
So, und jetzt kommen wir doch mal zu einem der echten Ungeheuer des Typ 1. Als fully powered Deck für diesmal sehen wir eins von den Decks, die Legenden produzieren.
Erinnert ihr euch, „T1, das Combo-Format“, „turn1 kills ohne Ende“ und so?
.... Was das mit dem Pile aus Power, random Ice Age Walls, Masques Commons und nur zwei Ländern zu tun hat?

Naja, der „Pile“ kann ca. 20% der Spiele in seiner ersten Runde gewinnen.
Und dann noch so 50-60% in der zweiten Runde.
Nein das ist kein Witz, das Deck gewinnt ohne disrupted zu werden tatsächlich ungefähr 80% seiner Spiele in der zweiten eigenen Runde.
Der Gameplan ist einfach, man erzeugt so schnell wie möglich sieben Mana und legt + aktiviert Goblin Charbelcher. Goblin Welder erlauben gecounterte Belcher direkt für den Win wieder zu Weldern, Living Wish bietet wenigstens die Chance im ersten Spiel gegen resolvten hate (Null Rod z.B.) zu gewinnen und ist dennoch im Combo-mode nicht tot, da er Mana liefert. Die Draw7s sind einfach weitere manaeffiziente Tutoren für 7 Mana + Belcher.
Das eine Tendrils of Agony ist im Deck, weil es als Tutor-Target oftmals turn 1 kills ermöglicht, die mit Belcher erst nächste Runde funktioniert hätten (Yawgmoth's Will oder Draw7s produzieren leicht mal 10 Sprüche in einem turn, man hat aber oft kein Mana mehr für Tutor->Belcher + activation).

Was das SB angeht, da sind erstmal 'ne Menge Wish-targets (Extra-mana, Removal, Counter-Protection), 3 Oxidize gegen alles ohne Counter (für Null Rod/Chalice) und 4 Xantid Swarm (gegen alles mit vielen Countern, gnah). Der Darksteel Colossus wird gegen Decks mit Null Rods eingeboardet, da er erlaubt auch ohne Oxidize zu gewinnen. Tinker als einzigen Spell resolven müssen, kann schon gut sein
.
Gegen Workshop gibt's eigentlich nur eine „Strategie“. Den Würfelwurf gewinnen. Wer auch immer anfängt sollte gewinnen. Wenn Workshop anfängt und first turn Trinisphere legt (mulliganen = tech), macht Belcher normalerweise den Rest des Spiels nichts mehr, da an der Stelle nur noch 6 Mana-sources im Deck sind (4 ESG, 2 Länder). Wenn Belcher dagegen beginnt, hat es nach der ersten Runde normalerweise entweder gewonnen oder genug Mana auf dem Tisch, um sämtliche lock-threats zu ignorieren und dann in Runde 2-3 zu killen.

Zur Geschichte, mit diesem Deck ist eine von den Sachen passiert, die regelmäßig dann passieren, wenn ich auf tmd ein total krank aussehendes Combo-Deck finde. Ich bau die Decks dann ein Bißchen um, nur so um zu sehen wie sie laufen, als so ne Art Fundeck. Und als nächstes existiert dann wieder ein spielbares Combo-Deck im Format.
Zum ersten Mal hat das mit TurboNevyn geklappt, das dann für ein paar Monate das Combo-Deck of choice war (ach wie schön war die Zeit vor GAT...).
Belcher hab ich kurz vor Minden zu CAB Mitglied Kim Kluck mitgebracht, wie gesagt ungetestet und eigentlich nur als krank aussehendes, cooles Deck.
Der Endeffekt von ein paar Testspielen war dann, dass Kim mit einem Gesamtergebnis von 12:0 und ca. 24-3-1 selbiges Minden-Turnier und das nachfolgende Dülmen gewann – mit meinem minimalst getunten „Fundeck“. Nachdem wir das Deck gegoldfished hatten, war klar, dass keiner auf diesen Speed vorbereitet war.

Dieser Überraschungseffekt ist jetzt natürlich verpufft, so dass die meisten Spieler wissen, dass man gegen das Deck besser in Force of Will mulliganed. Außerdem haben viele Sideboards jetzt hate wie Null Rod und Chalice of the Void, die das Deck fast völlig ausschalten können, zumindest bis der Belcher Spieler das Oxidize findet. Der ursprüngliche Designer Michael Simister hat dennoch auf den T1 Worlds mit dem Deck Top8 gemacht.
Das Deck ist einfach so unglaublich schnell (und verliert oft auch nicht völlig gegen eine einzelne Force), dass es viele Matches auch gegen vorbereitete Gegner gewinnt.

So einfach das Prinzip des Decks ist, es ist dennoch relativ schwer zu spielen. Am Anfang übersieht man einfach leicht Kills, die mit Hilfe von zwei Tutoren eine Runde schneller hätten stattfinden können. Und da Geschwindigkeit in diesem Deck die Hauptwaffe ist, kann das den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage bedeuten.
Das spielt auch in den zweiten Aspekt herein, die wohl wichtigste Fähigkeit mit dem Deck, das mulliganen. In einem Deck, das erwartet zwei Turns Magic zu spielen, ist die Starthand offensichtlich der wichtigste Teil des Spiels. Und um korrekt mulliganen zu können, muß man genau durchgehen können, ob die Hand die man gerade sieht, den Win enthält oder nicht.
Diese Abhängigkeit von der Starthand zusammen mit der etwas sagen wir mal irregulären Manabasis führt auch zu vielen, vielen Mulligans. Keine Angst davor! Ich habe schon mit 4 Karten Händen noch turn 2 gewonnen.
Der große Vorteil bei dem Deck ist, dass man den Gegner außer beim Sideboarden fast völlig ignoriert. Das heißt das Deck ist vor allem für fähige Spieler interessant, die keine Spielerfahrung im T1 haben.
Jeder der sich die Zeit nimmt, dass Deck ca. 150 mal zu goldfishen ist damit schon mit dem Großteil seiner Turniervorbereitung fertig. Alles was noch bleibt, ist sich zu überlegen, auf welche Karten das Deck am besten verzichten kann (damit man weiß, was man raussideboardet) und zu lernen, durch eine einzelne FoW zu goldfishen. Wer will schon mit seinem Gegner interagieren?

So, ich denke in nächster Zeit kriege ich dann auch einen Artikel pro Monat hin, Urlaub steht ja erstmal nicht mehr an. Vorschläge, Tips und Fragen immer schön zu mir, viel Spaß beim Proxen und Spielen

Carsten Kötter
aka Mon, Goblin Chief
High Priest of the Church of Bla
Proud Member of team CAB

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