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Reden ist Silber, Schweigen ist ...
oder: Wie sag´ ich´s meinem Gegner?
von Michael Hüllecremer
28.02.2004

Nachdem ihr alle darum gebeten hattet, habe ich als Schiedsrichter mich also aufgerafft und auch mal einen weiteren Artikel verfasst. Allerdings handelt es sich hier nicht um einen Bericht von irgendeinem Turnier. Ich möchte euch vielmehr helfen erfolgreich und penaltyfrei Turniere zu Bestreiten und versuchen euch und uns Schiedsrichtern das Leben ein wenig leichter zu machen. Und da stehen ja demnächst ein paar an, an denen fast jeder teilnehmen wird (hoffentlich), nämlich die Regionals und Open. Und für die, die dort ein wenig Glück und viel Können hatten, kommen dann ja noch die Deutschen.

Ich will versuchen ein paar Dinge zu einem Bereich erklären, in dem wir die schwierigsten und unangenehmsten Probleme haben. Es geht natürlich um die Kommunikation.

Schon zu der Zeit als ich noch fast ausschließlich selber gespielt habe, war mir vor allem eine Gruppe von Spielern ein Dorn im Auge: Die Gebärden-Magicspieler. Das sind Leute, die während des gesamten Spiels so gut wie nie das Maul aufkriegen. Außer einem „ich fang' an“ oder „Turn“ ist nichts aus ihnen rauszuholen. Als Gegner ist man ständig gezwungen die Aktionen dieses Spielers zu interpretieren und zu erraten was er gerade tun will. Sie legen in der ersten Runde einen Llanowar Elfen und in der zweiten Runde wird er dann getappt. Und nun muss ich herausfinden, ob er angreifen soll oder vielleicht für Mana getappt wird. (Ok, das ist meistens noch offensichtlich) Auch sehr beliebt ist es Sprüche, die gegen Karten des Gegners oder ihn selber eingesetzt werden sollen, nur grob in seine Richtung zu halten. Manche deuten mit der Karte noch wenigstens deutlich in Richtung einer Karte, aber leider nicht alle. Mein Gegner spielt Shock und hält ihn in meine Richtung. Was will er mir damit sagen. Ist der jetzt auf mich gespielt oder auf meinen Bird oder vielleicht auf eine andere Kreatur von mir? Wenn man sich dann was aussucht, heißt es meistens „Nee, der war doch auf... gespielt.“ „Und woher sollte ich das wissen?“ „Na war doch klar!“ Ich finde nicht.

Und dann gibt es noch die Leute, die davon ausgehen, dass bestimmte Sachen ganz automatisch passieren. Sehr oft findet man diese z.B. bei Slide Spielern. Da wird eine Karte gecycled und auch direkt die Karte gezogen. Das die Kreatur beim Gegner durch das Astral Slide vorher entfernt wird versteht sich doch von selber! Tut es das wirklich?

Natürlich gibt es so etwas wie Shortcuts, also Vereinbarungen wie gewisse Dinge passieren, die immer in der gleichen Form ablaufen. Aber auch diese müssen zumindest mit jedem Spieler einmal abgesprochen werden. Sie gelten nicht universell. Andere Spieler aus anderen Testgruppen handhaben diese Dinge vielleicht völlig anders.

Es gibt wohl nichts Schlimmeres für einen Judge, als zu einem Tisch gerufen zu werden, wo zwei Spieler scheinbar völlig aneinander vorbei gespielt haben und nun die Situation völlig anders sehen. Wie zuletzt bei einem PTQ in Dortmund. Da kam ich an einem Tisch und beide Spieler stritten sich nun, nachdem sie die Karten bereits zusammen gepackt hatten, während sie den Ergebniszettel ausfüllten, wer denn gewonnen habe. Da behauptete Spieler A, Spieler B habe doch verloren, da er im nächsten Upkeep an den zwei Schaden von dem Sulfuric Vortex gestorben wäre. Spieler B sagte, Spieler A habe zuerst seine Karten zusammengepackt, da er ihn in der nächsten Runde doch mit dem Engel totgehauen hätte und daß er ja noch 6 Leben hätte und nicht am Vortex sterben würde. Wir Schiedsrichter sind dann immer die Doofen, die diesen Gordischen Knoten wieder lösen müssen. Wir müssen nun erraten, oder sagen wir lieber ergründen, wie es wirklich war und wer hier Recht hat. Und am Ende sind wir trotzdem die Buhmänner, denn derjenige gegen den entschieden wird ist immer sauer.

Im Folgenden will einmal versuchen, die wichtigsten Punkte auszulisten, an denen man einfach etwas sagen muss:
  • Immer wenn ich einen Spruch oder eine Fähigkeit spiele, der/die ein oder mehr Ziele hat. Hier muss ich diese Ziele einfach klar benennen. Das verlangen auch die Regeln so.
  • Bei dem ein oder anderen Spruch muss man einen Modus ansagen. Ist das Promise of Power jetzt gespielt um Karten zu ziehen oder um ein Token ins Spiel zu bringen?
  • Vor allem bei wichtigen Sprüchen, wie z.B. Upheaval, sollte man den Gegner einfach mal zu fragen, ob er reagieren will und nicht einfach nur kurz innehalten und dann das Spiel fortsetzen.
  • Immer wenn ich Schaden nehme oder Leben bekomme, kann ich kurz meinen neuen Lebensstand ansagen. Das verhindert, besonders wenn der Gegner auch mitschreibt, das im späteren Spielverlauf sich diesbezüglich unterschiedliche Meinungen ergeben.
  • Immer wenn ich meinen Zug beende (Das schaffen übrigens fast alle)
  • Als aktiver Spieler: Immer wenn ich etwas gemacht habe und die Priorität noch nicht abgeben will.
  • Als passiver Spieler: Immer wenn ich auf etwas reagieren möchte. Warten bis mein Gegner mir wieder die Gelegenheit gibt und dann sagen „Aber gerade eben wollte ich noch dies und das machen“ gilt nicht.
  • Immer wenn ich bemerke das mein Gegner einen Fehler macht oder etwas übersieht, was nicht optional ist. Beide Spieler sind dafür verantwortlich, das der Game State korrekt ist. Wenn er z.B. vergisst eine Marke auf seinen Serum Tank zu legen und ich ihm dies wissentlich nicht sage, so ist das Cheating. Das ist mit unter das Gleiche, als wenn ich selber eine Karte extra ziehe und zieht mindestens ein Game Loss wenn nicht sogar ein Match Loss nach sich.

Ich hoffe ihr habt jetzt verstanden worauf ich hinaus will. Das Ganze soll jetzt natürlich nicht dazu führen, dass ihr die Ganze Zeit während des Spiels einfach nur dummes Zeug plappert. Leute die während einer Partie nur trashtalken, brauchen wir auch nicht. Aber das wäre ein Thema für einen anderen Artikel.
Ich fände es nur sehr erfreulich, wenn ich auf den nächsten Turnieren nicht zu Situationen gerufen werde, wo sich zwei Leute wieder völlig uneinig sind, was die Partie über so genau passiert ist.

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