von Tobi Henke
Simon Görtzen, einer der auf Magic Online aktivsten Constructed-Spieler, war bereit, seine Einsichten ins Metagame mitzuteilen.
Als allererstes stand natürlich die Frage im Raum, ob White Weenie die Rückkehr an die Front schaffen würde, die so viele erwarten. Viele halten es ja für unterschätzt, Simon ist aber auch der Meinung, dass damit nicht zu rechnen ist.
Wie das Metagame sich entwickelt hat, kann er natürlich noch nicht vorhersagen, aber ganz oben auf der Liste der Überraschungen steht, dass Teferi-basierte Kontrolle seines Erachtens sehr weit hinter den Erwartungen zurückblieben wird. Bei neun Runden hat das ein paar ganz praktische Gründe. Schließlich kann es bei diesem langsamen Kontrollmonster immer dazu kommen, dass man sich ein unbeabsichtigtes Unentschieden einhandelt – mit die frustrierendste Art, den zweiten Tag zu verpassen...
Zumal auf dem Grand Prix anders als bei der Pro Tour die Rundenzeit 50 Minuten beträgt, Draws also deutlich wahrscheinlicher sind. Hinzu kommt, dass die Spieler eines GPs Simons Erfahrung nach im Schnitt doch ein wenig langsamer, weil ungeübter im Umgang mit ihren Decks sind.
Des Weiteren gilt längst nicht mehr die alte Regel, dass das Control-Mirror notwendigerweise die Königsdisziplin darstellt. Nicht derjenige gewinnt, der besser spielt, sondern viel zu oft schlicht derjenige, der ein bisschen glücklicher an seine Urza's Factory herankommt.
Und noch mehr: Das Metagame, so Simon, hat sich angepasst. In Yokohama konnte man die Aggrodecks noch mit Tendrils of Corruption und Teferi's Moat, evtl Magus of the Tabernacle überraschen. Mittlerweile ist das ein alter Hut. Und selbst wenn die Karten an sich immer noch gut sind, will man sich ja prinzipiell schon nicht in einem Turnier mit tausend anderen Spielern befinden, von denen alle die eigene Deckliste auswendig aufsagen können. 
Als besondere Probleme führte Simon Greater Gargadon, Word of Seizing und Jaya Ballard an. Das Word macht es nötig Teferi auszuboarden und kann vorübergehend sogar dessen Moat umgehen (aber nicht ins Gargadon opfern). Neben ihrer offensichtlichen Burn-Beschäftigung, kann everybody's favorite Task Mage ebenfalls Teferi's Moat ausschalten und ist ganz hervorragend geeignet, um Aeon Chronicler und einige der größeren Morphs abzuarbeiten. Auf lange Sicht hat zwar jede U/B-Liste eine Antwort, gegen rotes Aggro bleibt ihnen diese Zeit aber oft nicht...
Als letztes fügte Simon noch hinzu, dass U/B-Teferi gegen MonoBlau, was neuerdings immer populärer geworden ist, kein gutes Matchup hat und dass selbst gegen R/G-ManaRamp – was ja allgemein als beste Paarung angesehen wird – das Matchup alles andere als völlig eindeutig ist, insbesondere da man nie weiß wogegen man antritt. Hat der Gegner jetzt den Draw mit der Turn 3 Spectral Force? Hat er unendlich Land Destruction?
Als beliebtestes Aggrodeck sieht Simon R/(g), vermutlich mit Splash für Timbermare und ggf. Stormbind. Timbermare ergibt zusammen mit Greater Gargadon nämlich eine fast narrensichere Killer-Combo gegen die rot-grünen Ramp-Decks.
Das beliebteste Deck insgesamt dürfte allerdings R/G-Ramp-Style sein, denn dieses Deck erlaubt den Spielern ihre Rogue-Bedürfnise optimal auszuleben. Man kann splashen, was man will und die Liste mit seiner ganz persönlichen Note versehen. Aber während Simon die R/G-Decks ganz oben sieht, hält er in Wahrheit die neuen U/G- und U/G/r-Decks für das Deck des Turniers. Mit dem bislang heillos unterschätzten Fathom Seer und weiteren Morphtricks besiegt es angeblich fast alle. Besonders hervorzuheben, ist, dass U/G das Entmorphen des Fathom Seers wegen der ganzen Acceleration im Deck viel besser verkraftet. Außerdem stellte sich im Testing heraus, dass ein in Turn 2 einfach so ausgespielter Fathom Seer, der roten Aggrostrategie einen überraschend kräftigen Dämpfer verpasst.
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