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#4: Die feine Trennlinie zwischen Trash-Talk und unsportlichem Verhalten
von Hans-Joachim "HaJo" Höh
26.11.2002

Es gibt sehr viele Facetten unseres Lieblingsspiels, aber auch entsprechend viele Einstellungen der Spieler zum Spiel.
Vom Anfänger, über den Highlander-Multiplayer-Spieler, den Typ-1-Fetischisten bis zum Pro-Tour-Veteran gibt es alle möglichen Spielertypen und deren Ansichten, wie das Spiel ist und sein sollte.
Diese Vielfalt macht einen nicht unbeträchtlichen Teil des Reizes von M:tg aus und ist völlig unproblematisch für das eigentliche Thema dieses Artikels "ThrashTalk".
ThrashTalk tritt nämlich im casual play entweder gar nicht auf oder nur in der Variante, in der es nicht als negativ empfunden wird. Man erzählt dann beim Spielen Anekdoten aus vergangenen Spielen, an die man gerade erinnert wurde, oder amüsiert sich über die aktuellen Karteninteraktionen, oder interpretiert das gerade laufende Spiel als Geschichte, oder ähnliches.

Geschichten, wie die vom Slipstream Eel, der vom vergleichsweise winzigen Airdrop Condor auf den gegnerischen Magier abgeworfen wird ("BOOM!"), nachdem der Eel zum Goblin mutiert ist (wie das wohl aussieht?), oder Überlegungen darüber, wie die Aerial Caravan (im Typ-1 "Dragon-Combo"-Deck) wohl zusätzlich zu den ganzen wertvollen Artefakten auch noch ein paar Bronzestädte, Unterirdische Seen und Unentdeckte Paradiese mit sich durch die Luft tragen kann, sorgen immer für gute Laune am Tisch.

Über so etwas kann eigentlich jeder lachen, selbst in der konzentriertesten Playtestsession.
Auch Hinweise auf eigene Fehler und schlechte Spielzüge sind da eher erwünscht, als störend.

Das eigentliche Problem besteht jedoch in der Konkurrenz, in der wir uns befinden, wenn wir ein "wichtiges" Turnier besuchen. Nur in einer solchen Umgebung kann das Phänomen TrashTalk überhaupt zum Problem "unsportliches Verhalten" werden. Von den achtzig Leuten, die an einem PTQ teilnehmen, sind sich bestimmt vierzig bewußt, dass sie keine realistische Chance auf den/die Slots haben. Diese Leute haben bestimmt kein Problem mit lockerer Spielweise und Geschichten zwischendurch. Sie sind "nur" zum Spaß haben dabei. Die andere Hälfte der Spieler hofft jedoch darauf, in den Top8 zu landen.

Das führt zu einer völlig anderen Situation, als der oben beschriebenen. Da man sich nur eine Niederlage und ein Unentschieden leisten kann, hat so mancher keine Lust auf einen Geschichten erzählenden Gegner, sei es nun wegen des Zeitlimits oder wegen Konzentrationsproblemen. Das sollte man so hinnehmen und das eigene Verhalten, dem des Gegners anpassen, gleichgültig zu welcher Sorte von Spielern man gehört.

Psychotricks haben einen nicht zu unterschätzenden Einfluß auf den Spielausgang. Das wird sich nie ändern und TrashTalk ist einer dieser Tricks. Man sollte sich also entsprechend wehren, wenn der Gegner wirklich versucht, einen durch TrashTalk am konzentrierten Spielen zu hindern, aber man sollte auch noch lachen können zwischendurch, falls sich keine bösen Absichten hinter seiner Gesprächigkeit verbergen. (Den Unterschied erkennt man leicht an den Spielfähigkeiten der jeweiligen Spieler.)

Ansonsten gilt: Da man sich beim Turnier (im Gegensatz zum casual play) seine Mitspieler nicht aussuchen kann, sollte man darauf gefaßt sein, nicht in jeder Runde so viel Spaß zu haben, wie gewohnt. Jeder hat nunmal seinen eigenen Spielstil, den man akzeptieren sollte, solange man dadurch nicht benachteiligt wird (wie durch TrashTalk, SlowPlay,...). Gegen mich auf einem PTQ zu spielen, macht wahrscheinlich manchmal so viel Spaß, wie sich Schwefelsäure über die Hände zu kippen. Das liegt daran, dass ich nach Wochen der Vorbereitung, unsäglich frühem Aufstehen und Partyverzicht am Vortag den Slot auch gewinnen will.

Ein ernstgemeintes "Sorry!", an alle, die ich damit schon einmal verärgert habe.

HaJo

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