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Evil Dead II
von Michael Diezel
01.10.2015

Nach dem eher groben Schnetzeln der vergangenen Woche, wo wir auf die magische Kraft von Einzelkarten setzten, soll es heute in die genau entgegengesetzte Richtung gehen und das Kollektiv überzeugen. Anders ausgedrückt: Letztes Mal ging es um Ulamog, the Ceaseless Hunger, diesmal um Blisterpod.


Traditionell bin ich ja ein riesiger Fan des Opferdecks und damit anscheinend nicht allein. So haben sich nicht nur zahlreiche Schreiberkollegen dieses Themas angenommen, sondern es wurden auch jede Menge neue Karten gedruckt, die diesem Archetyp ein wenig Auftrieb verleihen sollten.

Ja, inzwischen ist die Auswahl sogar so groß, dass es diverse Möglichkeiten gibt, ein passendes Deck zu bauen, und die größte Schwierigkeit wohl tatsächlich darin besteht, die richtige zu finden. Einen Mangel gibt es dann aber doch noch und zwar wirklich überzeugende Opferkarten. Diese sollten

a)
möglichst günstig sein
b)
möglichst eine Kreatur sein
c)
möglichst keine Einschränkung beim Opfern haben (in Sachen Anzahl, Manakosten et cetera)

Da bieten sich uns diese Kandidaten:


Falls ich nichts übersehen habe, sind das auch schon alle verfügbaren Optionen, die unsere Anforderung c) bedienen. Vor wenigen Tagen hätte ich jetzt aufgrund des Butchers davon geschrieben, dass wir somit unumstößlich in Mardu landen müssen, aber das war halt vor der Schlacht um Zendikar und der hervorragenden Idee, zu den sowieso schon völlig bescheuerten Fetchlands noch passende Duals zu drucken.

Das führt dann zu einer Länderauswahl wie dieser:


2 Windswept Heath
1 Smoldering Marsh
2 Llanowar Wastes
2 Swamp
1 Plains
4 Bloodstained Mire
1 Cinder Glade
1 Canopy Vista
1 Forest
4 Wooded Foothills
1 Mountain
2 Evolving Wilds
2 Nomad Outpost


Ich bin mir ziemlich sicher, dass dies noch lange nicht das Optimum darstellt, aber es funktioniert trotzdem schon ziemlich gut. Man kann sich sogar Karten wie Blisterpod erlauben, obwohl Grün mehr oder weniger einen Splash darstellt. Natürlich hat man mit lediglich neun enttappt ins Spiel kommenden grünen Quellen auch mal die Situation, dass man die kleine Eldrazi-Drone nicht im ersten Zug legen kann, aber das ist nun auch nicht wirklich ein Beinbruch.

Außerdem gibt es selbstverständlich immer mal eine Hand, die eine exquisite Auswahl an Ebene, Canopy Vista und fünf schwarzen Karten oder so zeigt, aber nicht in einer Häufigkeit, dass man jammern müsste.

Die Vierfarbigkeit ist also Realität, doch wofür spielen wir eigentlich Grün, doch nicht für Blisterpod allein, oder?


So gut, wie dieser Blisterpod auch ist – und in diesem Deck ist er sehr gut –, der eigentliche Grund für Waldmanasymbole stellt Abzan Ascendancy dar. Diese Karte hatte bisher ja nur einige Gastauftritte im Modern, was aber schon einmal das zweifellos vorhandene Potential zeigt. Vom Standardformat wurde sie meines Erachtens bisher nur von fehlender Unterstützung ferngehalten, sowohl was passende Karten als auch was das Mana angeht. Ohne suchbare Doppelländer wird es halt schwer, Butcher of the Horde und Abzan Ascendancy in einem Deck unterzubringen.

Jetzt sind wir aber so weit. Zeit also, einmal den Support anzusehen:


Im direkten Vergleich ist Blood Artist, sein Vorgänger, natürlich überlegen, da er auch bei sterbenden Feinden ausgelöst wird, aber nicht so sehr, wie man vielleicht glauben möchte. Bleibt Zulaport Cutthroat liegen, kann er ganze Spiele dominieren – erst recht in mehrfacher Ausführung. Dabei gibt er dem Deck eine zuvor nicht gekannte Reichweite, da sämtliche Blocks plötzlich aus mehreren Gründen lukrativ erscheinen.


Was für eine Gurke! Und doch so wertvoll … Bester Vergleich ist vermutlich Doomed Traveler, dessen Geistertoken noch mit Flugfähigkeit aufwarten konnte. Die hat unser Eldrazi-Scion dann beim Ableben des Pods nicht, aber die aktivierte Ersatzfähigkeit hat es auch in sich. Allein, dass man ihn beliebig opfern kann, hilft schon bei einigen Karten weiter und das erhaltene Mana kann auch mal den Unterschied machen.


Bei diesem Typen hoffe ich so sehr, dass er irgendwie gut genug ist. In meinen Testspielen unterlag er jedoch größeren Schwankungen. Zunächst einmal ist Toughness 3 in der heutigen Zeit fast besser als 4, da er so vor Valorous Stance sicher ist. Im Gegenzug fällt er an Draconic Roar um, von denen ich aber in letzter Zeit nicht mehr so viele gesehen habe. Einmal im Spiel schwankt Smothering Abomination ziemlich zwischen Bombe (bei vollem Board oder fehlendem Opfereffekt) und völlig nutzlos (zum Beispiel auf den leeren Tisch). Da wir wirklich jede Menge dafür tun, dass immer genug Futter herumliegt, sind die „völlig nutzlosen“ Phasen aber doch vergleichsweise selten. Lässt man ihn dann ein bis zwei Züge lang seine Arbeit tun, reicht das meist, um das Spiel zu gewinnen. Da er jedoch richtig furchtbar ist, wenn er mal schlecht ist und auch in Multiplen nicht unbedingt besser wird, reichen mir momentan zwei Exemplare.


Liliana ist zwar keine neue Karte, da sie aber noch nicht so viele Auftritte an vorderen Turniertischen hatte, stelle ich sie noch einmal vor. Ich selbst vergesse zum Beispiel noch immer gerne mal den Zombie, den sie beim Flippen ins Spiel bringt, und dennoch ist sie ganz schön gut. Im Normalfall bekommt man sie kontrolliert gedreht und dann wird im Normalfall irgendein Dödel reanimiert. Das allein ist auch gut genug, daneben erhält man aber auch immer noch dieses „Being a Planeswalker“, was für einige Decks, gerade der kontrollierenden Fraktionen, doch eine erhebliche Herausforderung darstellt.


Unsere Voice of Resurgence. Was dem Gesandten vielleicht an Power fehlt, macht er über Einsatz wieder wett. Und natürlich über freundlichere Manakosten. Na gut, wenn wir ehrlich sind, ist er eine Tröte, aber eben eine notwendige. Allerdings hat er auch schon unmögliche Spiele gewonnen, zum Beispiel beim Treffen eines Butchers …


Zum Abschluss noch eine weitere, völlig unspektakuläre Karte, die dennoch perfekt in dieses Deck passt. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, werden nahezu alle feindlichen Decks mit jeder Menge Kreaturen aufwarten. Diese günstig weg zu bekommen und gleichzeitig einen Opfereffekt anzubringen, kann nicht so verkehrt sein. Bone Splinters sind dabei allerdings so eine Karte, bei der ich nicht sicher bin, dass die Synergieffekte wirklich besser sind als die Raw Power von Abzan Charm oder Dromoka's Command.


3 Abzan Ascendancy
2 Bone Splinters
2 Dromoka's Command
1 Rally the Ancestors

2 Windswept Heath
1 Smoldering Marsh
2 Llanowar Wastes
2 Swamp
1 Plains
4 Bloodstained Mire
1 Cinder Glade
1 Canopy Vista
1 Forest
4 Wooded Foothills
2 Nomad Outpost
2 Evolving Wilds
1 Mountain


4 Butcher of the Horde
4 Zulaport Cutthroat
4 Hangarback Walker
4 Sultai Emissary
4 Blisterpod
3 Liliana, Heretical Healer
3 Nantuko Husk
2 Smothering Abomination

Sideboard:

2 Evolutionary Leap
4 Arashin Cleric
2 Enlightened Ascetic
2 Mastery of the Unseen
3 Fleshbag Marauder
2 Rally the Ancestors


Noch ein paar Worte zu Rally the Ancestors: Rally kann ganz allein Spiele gewinnen, keine Frage. Die Betonung liegt hier aber auf „kann“, da es doch ein gewisses Setup erfordert. Zugegeben, zwischen Random Sac-Outlet, Cutthroat und Random Creatures sollte sich das machen lassen, aber das Deck verträgt eben auch nicht unendlich viele situative Karten.

Gerade in den schnelleren Matchups hat man einfach nicht die Zeit, erst einmal in Ruhe den Friedhof zu füllen, zumal man ohne Satyr Wayfinder bei diesem Prozess auch nicht schummeln kann. Bis dann der Punkt erreicht ist, dass man sowohl den Friedhof gut bestückt hat als auch genug (weißes) Mana zur Verfügung hat, um diese reanimieren zu können, dauert es.


Offensichtlich ist Rally aber superbroken gegen langsamere Konstrukte, weswegen sich auch zwei weitere Kopien im Sideboard befinden.

Stattdessen habe ich das Maindeck mit Dromoka's Command aufgefüllt. Dieses wird meines Erachtens eine der absolut dominierenden Karten des Formats sein – und das aus gutem Grund. Mit diesem Deck bekommt man damit sowohl einige störende Verzauberungen wie auch frühe Kreaturen weg. So einen Jace zum Beispiel. Entsprechend würde ich auch niemanden dafür auslachen, wenn er mehr Commands ins Deck und/oder Sideboard steckt. Auf der Ersatzbank nehmen für mich allerdings Enlightened Ascetics diesen Platz ein, ganz einfach weil Kreaturen so viel besser mit dem Rest des Decks synergieren.


Ansonsten spielt Dromoka's Command natürlich auch richtig gut mit Hangarback Walker zusammen, nicht dass der es noch dringend nötig hätte. Dessen größte Schwäche – nicht sterben zu wollen – lacht man mit diesem Deck aus, sodass Ihr Euch vorstellen könnt, wie stark so ein Turn-2-Walker ins Konzept passt. Fairerweise möchte ich auch auf die Nachteile hinweisen: Keine sonderlich gute Interaktion mit Liliana oder Rally the Ancestors und auch nicht mit Collected Company, wodurch es für diese Karte auch insgesamt knapp zu wenig Ziele gibt.

Weiterhin muss ich vermutlich noch auf die Evolutionary Leaps im Sideboard hinweisen. Diese sind potentiell völlig dämlich – im positiven Sinn. In den langsameren Matchups macht man damit unendlichen Kartenvorteil, allerdings ist die Karte halt unendlich schlecht gegen das angesprochene Dromoka's Command. Zumindest, wenn das mit ein wenig Druck unterstützt wird. Da ich genau dies von jeder Menge Gegnern erwarte, bleibt es bei der Ersatzbank.


Gegen langsamere grün-weiße Decks mit viel Removal (also zum Beispiel Abzan-Control) kann man das Ding trotz Command boarden, allerdings sollte man es dann eher als einmaligen Effekt betrachten und erst später im Spiel auspacken, sodass man zumindest ein paar Aktivierungen sicherstellen kann.

Auch beim Sideboard bin ich mir sicher, noch lange nicht das Maximum herausgeholt zu haben. Vermutlich benötigt man noch eine Karte wie Duress oder man grindet mit Den Protector oder man versucht es mit Outpost Siege, die so unendlich gut ist, wenn der Gegner ohne Dromoka's Command sein Glück versucht oder … so viele Optionen – ein Problem, vor dem wir in den kommenden Wochen vermutlich häufiger stehen werden.

Insgesamt ist der Ansatz aber inzwischen vermutlich gut genug, um ernsthaft gespielt zu werden, zumal es einfach irre viel Spaß macht. Zum ganz großen Erfolg fehlt womöglich noch das mehrfach vermisste günstige Sacrifice-Outlet, zumindest in dieser Version. Dadurch müsste man die Synergien dann ein wenig zurückfahren und halt mehr „gute“ Karten spielen, aber das ist ja langweilig. Eine andere Option wäre, auf Abzan Ascendancy zu verzichten und mehr mit Eldrazi-Drohnen zu arbeiten. Diese benötigen halt keinen Opfereffekt sondern verdünnisieren sich bei Bedarf einfach selbständig. Ähnliches gilt für einen Token-Ansatz.


Entsprechend bin ich schon sehr auf die Pro Tour gespannt. Ich denke, dass einige hochbegabte Spieler sich des Decks annehmen werden und dann, wenn es halbwegs konkurrenzfähig sein sollte, auspacken werden. Mal sehen, wie nahe es an dieser Version ist.

Bis dahin eine weiterhin aufregende und bunte Zeit!

Der MiDi




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