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Jede Geschichte hat ein Ende …
von Christian Seibold
28.08.2015

Was für ein Start! 26. Platz bei der Pro Tour in Honolulu, Top 8 beim Grand Prix in Stockholm und beim GP Straßburg Zwölfter … So begann meine Saison 2014/2015 – ein guter Grundstein, um wieder Gold oder diesmal sogar Platin zu erreichen. Nach vier Turnieren stand ich schon bei 17 Pro-Punkten; drei Pro Touren und einige Grands Prix waren noch zu spielen.

Doch darüber habe ich bereits geschrieben. Das Folgende ist die Geschichte meiner restlichen Saison.


Pro Tour Fate Reforged (Modern/Draft)


Nach Grand Prix Straßburg legte ich erst einmal eine Magic-Pause ein und konnte mich ein paar Wochen auf mein BWL-Studium konzentrieren. Die Pro Tour lag dann allerdings so ziemlich inmitten meiner Prüfungen, sodass ich einen Kompromiss eingehen musste. Ich landete erst einen Tag vor der PT in Washington und musste so nur eine Prüfung skippen. Da ich also kaum Zeit zum Testen hatte, erwartete ich nicht allzu viel von dem Turnier. Glücklicherweise wurde auf der Pro Tour Modern gespielt, daher fühlte ich mich noch im Rennen. Nicht weil ich ein großer Modern-Spieler wäre, sondern weil sich die Vorbereitung für eine Modern-PT und für eine Standard-PT sehr voneinander unterscheiden. Im Modern gibt es eben viele starke Decks, die auch sehr beständig sind. Es müssen schon Karten verboten werden, um diese Decks aus dem Feld zu nehmen, so wie zum Beispiel bei Birthing Pod. Man macht also selten was falsch, wenn man Affinity, Splinter Twin oder Abzan spielt. Klar kommt es da noch auf die richtige Deckliste an, was vom Metagame abhängt, was man beim Testen definiert. Doch das Wichtigste im Modern ist, dass man sein Deck perfekt beherrscht und die Matchups versteht. Die Spiele gehen oft nur ein paar Züge und so ist jeder kleinste Fehler spielentscheidend.

Lange Rede, kurzer Sinn – ich spielte natürlich Affinity. Das Draftformat würde sich durch Fate Reforged auch nicht großartig ändern, schließlich war es nicht sonderlich schwer, die Rare aus dem Pack zu firstpicken … Mein Ziel war, irgendwie 10:6 zu schaffen. Nach einem 0:2-Start rettete ich mich noch mit 4:4 in den zweiten Tag. Zwischenzeitlich stand ich dann 8:6 und hätte bloß noch zwei Siege zu meinem Ziel gebraucht, aber am Ende hat es wegen Müdigkeit, fehlender Konzentration sowie ein bisschen Pech nur zu 8:8 gereicht. Kein Geld, keine Extrapunkte. Da ich ohnehin sehr gut in die Saison gestartet war und ich mir, wie gesagt, nicht allzu viel erhoffte, war das okay für mich. Ich nahm die drei Punkte mit und flog am Sonntag wieder nach Hause.


Mehr war ich über unseren fehlenden Teamerfolg enttäuscht. Von zwölf Leuten kam keiner zu Geld. Einige von unserem Team waren noch sehr unerfahren, was das Spielen auf der Pro Tour anging, aber ich denke auch, dass wir alle mehr als Einzelkämpfer aufgetreten waren, und das spiegelte sich dann im Ergebnis wieder. Für die Tour in Brüssel waren jetzt aus diesem Team nur noch Immanuel, Nicolai, Lars und ich qualifiziert. Wir analysierten unsere Fehler und nahmen uns vor, es in Brüssel besser zu machen.


Grand Prix Liverpool (Sealed/Draft)

GP Liverpool war so etwas wie eine Rarität für mich. Eine meiner größten Schwächen ist, dass ich nicht gerade besser spiele, wenn ich am Verlieren bin oder schlecht in ein Turnier starte. Nach fünf Runden stand ich mit drei Byes 3:2. Normalerweise bin ich in so einer Situation zu frustriert oder zu unmotiviert, um gut weiterzuspielen, doch diesmal behielt ich meine Konzentration und spielte weiter, so gut ich konnte. Ich schaffte es noch mit 7:2 in den zweiten Tag.

Ich denke, ein Grund, warum ich nicht aufgegeben habe, war wohl, dass ich es mir nicht leisten konnte. Ich hatte mir schon am Anfang der Season vorgenommen, nicht jeden GP mitzuspielen, also war es umso wichtiger bei jedem GP, den ich spielte, alles zu geben. Die Grands Prix, zu denen ich alleine flog, fühlten sich fast schon an wie Businesstripps. Zwar sehe ich bei den Grands Prix immer viele Leute, die ich kenne, aber es ist ein anderes Gefühl, mit meinen Kumpels aus Nürnberg nach Prag zu fahren, als alleine nach Liverpool zu fliegen. Ich spielte Grand Prix Liverpool weniger aus Spaß mit, sondern weil ich auf Punktejagd war. Wenn man versucht, bei einem GP Punkte zu sammeln, hat man meist ein Ziel: 12:3. Das bringt drei Pro-Punkte und zudem noch etwas Geld, um die Reisekosten zu decken. Selbst mit drei Byes braucht man dafür einen Record von 9:3, also eine Siegquote von 75%. Eigentlich also alles andere als leicht, aber die Punkte sind notwendig, um seinen Level zu erreichen. Zum Vergleich müsste man dreimal 11:4 spielen, was nur ein Sieg Unterschied ist, um die gleiche Anzahl an Punkten zu erreichen. Außerdem werden nur die besten sechs GP-Resultate gewertet. Bei vielen Spielern gehen die 1-Punkte-Ergebnisse deshalb sowieso unter.


Ich musste jedenfalls 5:1 am nächsten Tag draften, um mein Ziel zu erreichen. Ich teilte mir ein Hotelzimmer mit Carsten Linden und Nikolas Labahn, wo ausführlich über Draftstrategien geredet wurde. Die beiden waren riesige Fans von Temur Battle Rage und meinten, sie würden die Karte über fast alles nehmen. Erst dachte ich, sie trollen mich, als sie behaupteten, sie würden Temur Battle Rage zum Beispiel über Jeskai Infiltrator nehmen, aber dann merkte ich: Die meinen das ernst! Ich war sehr skeptisch, doch die Inception fruchtete, denn nach meinem ersten Draft fand ich mich selbst mit vier Exemplaren der Karte wieder. Ich musste während des Drafts öfters schmunzeln … Das Deck sah in der Tat beeindruckend aus und schnitt 2:1 ab. Im zweiten Draft verließ ich mich dann auf meine eigene Draftstrategie: Flexibilität. Mit meinem rarelastigen vierfarbigen Deck schaffte ich es, 3:0 zu gehen, und nahm drei Pro-Punkte und einen 26. Platz mit nach Hause. Carsten schaffte es auf den 56. Platz und Nikolas verlor im Finale. Somit ein überragende Performance unseres Hotelzimmers und ein gelungener Trip!


Zwischenstand

Es war Halbzeit. Nach zwei Pro Touren und drei Grands Prix stand ich bei 23 Pro-Punkten. Wenn ich meine Leistung in der zweiten Hälfte der Season wiederholen könnte, würde ich mit 46 Punkten Platin erreichen. Mir war klar, dass es nicht immer so gut laufen kann wie in den letzten Turnieren, von daher war mein Ziel zunächst: Gold. Zwölf Punkte aus zwei weiteren Pro Touren und ein paar Grands Prix sollten drin sein. Der Plan war, bei einer der zwei Pro Touren ein 10:6-Ergebnis zu erreichen und bei noch einem Grand Prix 12:3 zu gehen. So würde ich mit genau 35 Punkten meinen Goldlevel sichern.


Pro Tour Dragons of Tarkir (Standard/Draft)


Brüssel: Wir packten unser Vorhaben, es diesmal besser zu machen, an: Bessere Organisation, mehr Vorbereitung und weniger, dafür ausgewählte Teammitglieder. Das Schwierigste bei der Gründung eines Teams ist wohl, erst mal zu entscheiden, wer ins Team reinkommt und wer nicht. In Washington hat so ziemlich jeder jeden eingeladen, besprochen wurde nichts. Diesmal diskutierten wir gemeinsam, wen wir in unserem Team haben wollten. Lars ließ seine dänischen Connections spielen und so bekamen wir GP-Liverpool-Gewinner Martin Dang und Teamweltmeister Martin Müller ins Team. Durch Immanuel kamen die bekannten Österreicher David Reitbauer und Bernhard Lehner dazu. Ich holte Lukas Tajak und Nico Bohny ins Board, welche über ihren Silberlevel qualifiziert waren, und schon hatten wir ein Superteam.

Die Vorbereitung lief diesmal viel besser. Wir fingen früher an, zu testen, und fanden schnell ein Deck, welches sehr gut performte: Atarka-Red. Auch wenn es beim Testen nicht immer glänzte, schien es die beste Wahl zu sein. Acht von uns spielten das Teamdeck, Lars und Lukas spielten UB-Control und ich spielte Sidisi. Irgendwie überzeugte mich das rote Deck nicht so wirklich und mit Sidisi-Whip hatte ich bereits Erfahrung und Erfolge. Viele, die Atarka-Red spielten, waren selber nicht voll vom Deck überzeugt und haben mir sogar geraten, Sidisi zu spielen, trotzdem würde ich im Nachhinein nie wieder ein anderes Deck als das Teamdeck wählen – deswegen hat man ja schließlich ein Team. Auch wenn man vielleicht nicht zu 100% hinter dem Deck steht, sind die eigenen Gedanken oft nicht so richtig wie die Meinung des ganzen Teams, doch diese Erfahrung musste ich erst noch machen.


Tag 1 lief trotzdem ganz gut. Ich draftete 2:1 und beendete den Tag mit 5:2:1. Nachdem ich wieder 2:1 am zweiten Tag gedraftet hatte, brauchte ich ein 3:2 für mein Ziel, bei 2:3 bekäme ich zumindest einen Extrapunkt. Schließlich spielte ich 1:4. Auch wenn das Deck nicht optimal getecht war (ich hatte zum Beispiel keine Deathmist Raptors und Den Protectors), lief es dennoch nicht schlecht. Das größte Problem war die Zeit. Da ich schon nach Runde 5 im Drawbracket war, musste ich fünf meiner zehn Matches gegen UB-Control bestreiten. Erstens war dies ein nicht allzu gutes Matchup und zweitens musste man übertrieben schnell spielen, wenn man ein Match in der Zeit beenden wollte, und das führte bei mir zu Fehlern. Ich hatte mir mehr erhofft und wusste zu diesem Zeitpunkt schon, dass es wohl auf die letzte Pro Tour ankommen würde, ob ich mein Ziel erreichen würde oder nicht. Zumindest aber schnitt unser Team diesmal besser ab – oder besser gesagt: „Die Dänen“. Martin Müller ging 10:6 und Martin Dang gewann die Pro Tour!


Grand Prix Paris (Standard/Draft)

Ein paar Wochen nach der Pro Tour flog ich an einem Samstagmorgen alleine zu meinem nächsten Grand Prix nach Paris – oder besser gesagt: zu meinem nächsten Businesstrip. Diesmal war der GP auch noch Standard und ich hatte kein Deck, von dem ich so richtig überzeugt war, wie zum Beispiel in Stockholm. Ich hätte den GP nicht mitgespielt, hätten mir nicht noch Punkte gefehlt. Durch die Pro Tour war das Feld auf Atarka-Red und durch Grand Prix Krakau auf Esper-Dragons vorbereitet. Daher, und auch weil ich Lust auf die neue Liste mit Raptor/Den Protector hatte, gab ich Sidisi-Whip noch mal eine Chance. Ich hatte mir zwar zwei Wochen lang Gedanken über das Deck gemacht, aber gespielt hatte ich es in der Zeit noch nicht. Oft kommt man erst durchs Spielen zu einer guten Liste und zu Spielpraxis, was vor allem bei Decks mit vielen Optionen wichtig ist. Weil meine Liste nicht optimal war, ich nicht so richtig wusste wie ich in manchen Matchups sideboarden sollte, und mir Spielpraxis fehlte, reichte es nicht für den zweiten Tag. Ich verlor einmal gegen Esper und zweimal gegen Decks mit Anger of the Gods – eine Karte die mich komplett auseinandernahm, vor allem weil ich auch noch eine Version ohne Courser of Kruphix spielte … Sonntagabend ging's dann wieder nach Hause. Da ich nicht optimal vorbereitet war, war ich auch nicht allzu enttäuscht. Dennoch mussten so langsam Punkte her …


Grand Prix Florenz (Team-Limited)

Endlich mal wieder ein Grand Prix, auf den ich seit Wochen heiß war. Diesmal musste ich nicht alleine zu einem Grand Prix fliegen, nur um Punkte zu holen, sondern ich durfte das beste Format spielen, und das mit den besten Leuten: Team-Sealed mit Daniel und Tobias Gräfensteiner.


Die Ziele waren hoch. Anders als bei den letzten Grands Prix waren nicht Punkte mein Ziel. Ich wollte unseren Titel verteidigen. Auch wenn das natürlich viel zu hohe Erwartungen waren, wusste ich, dass wir das Zeug dazu hatten. Wir öffneten einen eher mittelmäßigen Pool. Trotzdem versuchten wir die drei bestmöglichen Decks zu bauen. Wie Tobi schon in einem Interview gesagt hat: „Es gibt sicher genug, die besser spielen als wir, aber es müssen erst mal welche kommen, die bessere Decks bauen.“ Klar ein bisschen übertrieben, aber im Deckbau lag definitiv eine unserer Hauptstärken. Wir starteten 2:0, verloren dann ein knappes Match gegen Tamas Nagys Team. Das nächste Match gewannen wir, aber dann verloren wir zweimal hintereinander. Ich würde mich im Nachhinein nicht anders vorbereiten, die Decks anders bauen oder anders spielen. Manchmal kann man in Magic einfach nichts machen. Zwar schade, aber für mich waren Enttäuschungen in Magic schon immer leichter zu ertragen, wenn ich nicht das Gefühl hatte, dass ich etwas hätte anders machen können.


Grand Prix Utrecht (Sealed/Draft)

Auf GP Utrecht freute ich mich aus zwei Gründen. Erstens war das Auto endlich mal wieder voll mit Nürnbergern. Zweitens war die Edition natürlich spektakulär. Der Spoiler von Modern Masters 2015 erschien erst drei Wochen vor dem GP und im Vorfeld gab es auch keine Turniere mit dem Set. Man konnte zwar zwei Tage vorher auf Magic Online üben oder, wenn man sich das nicht billige Display gekauft hatte, mit seinen Freunden ein paar Drafts machen, aber so richtig vorbereitet war fast keiner. Das bedeutete: Grundlegende Limitedskills waren gefordert – Skills, die ich als meine stärksten sehe. Ich spiele seit 13 Jahren Limited und kannte bereits alle Karten aus Modern Masters 2015 von der Zeit, als sie noch keine Reprints waren. Das half mir enorm, denn ich wusste über die Stärken und Synergien der Karten Bescheid.

Als ich meinen Pool öffnete, wusste ich schon in dem Moment, dass ich 9:0 spielen könnte. Ich baute ein rot-grünes Rampdeck mit allem, was das Herz begehrt: Kurve, Removal, Konstanz und Spoiler. Nach vielen oft sehr knappen Matches schaffte ich tatsächlich das 9:0. Normalerweise denkt man sich danach: Morgen 4:2 draften, dann Top 8. Doch bei einem 3600-Spieler-Grand-Prix gilt das wohl nicht automatisch. Auf Magic Online hatte ich drei Drafts gemacht, das musste an Vorbereitung reichen. Ich hatte Präferenzen, aber ausgeschlossen hatte ich kaum eine Draftstrategie. Mein erster Draft am zweiten Tag lief ziemlich gut. Früh erkannte ich, dass WB-Spirits offen war und draftete ein gutes Deck mit Power und Synergie. Mit ein bisschen Glück reichte es für 3:0 und nun war die Top 8 zum Greifen nahe. Mein zweiter Draft lief ziemlich ähnlich, auch wenn das Deck nicht so stark war wie das vorige. Nachdem ich die erste Runde gewonnen hatte, fühlte ich mich schon fast in der Top 8, doch ich sollte noch einmal zittern müssen. In Runde 14 konnte mein Gegner nicht drawen, denn ich war bis dahin der einzige Ungeschlagene. Screw, Flood – das Match verlor ich schnell. In Runde 15 konnte mein Gegner ebenfalls nicht drawen, da ich runtergelost wurde. Ich verlor ein knappes Match in den Extrazügen. Da die Tiebreakers von Tag 1 nicht übernommen worden waren, musste ich nach 13:0 jetzt um meinen Platz in der Top 8 bangen.


Als ich meinen Namen hörte, während die Top 8 verkündet wurde, war ich sehr erleichtert. Es waren lange zwei Tage, doch nun musste ich mich noch einmal für den finalen Draft zusammenreißen. Viele haben im Vorfeld darüber geredet, was sie täten, wenn sie einen Tarmogoyf aufmachen würden. In meinem ersten Pack in der Top 8 stand ich dann selbst vor der Qual der Wahl. Die andere Option im Pack wäre Bestial Menace gewesen – die deutlich stärkere Karte. Lange flippte ich die zwei Karten hin und her, aber entschied mich dann doch für den Goyf. Ich habe mit vielen über die Situation geredet und fast alle stimmten mir zu, dass es korrekt ist, den Goyf zu nehmen. Erstens ist Tarmogoyf keine schlechte Limited-Karte und zweitens sind 140 Euro viel Geld im Verhältnis zu dem Payout auf dem Grand Prix. Bestial Menace würde schließlich die Chance zu gewinnen nicht immens erhöhen. Wenn der Draft die Top 8 einer Pro Tour gewesen wäre oder ich um Platin gespielt hätte, wäre der Pick wohl anders ausgefallen. Ich draftete ein solides BG-Sacrifice-Deck und verlor gegen das bessere 5-Color-Deck im Halbfinale. Ich war natürlich sehr zufrieden mit meiner Leistung und glücklich, mal wieder ein erfolgreiches Turnier gespielt zu haben.


Die Nachricht

Nach Grand Prix Utrecht stand ich bei 31 Pro-Punkten. Da noch eine Pro Tour zu spielen war, fehlte mir also bloß noch ein Extrapunkt für den Goldlevel. Ich wollte mir den einen Punkt in Kopenhagen oder Lille holen, um gelassen nach Vancouver zu fliegen. Den Grand Prix in Dallas, der eine Woche vor der Pro Tour stattfand, konnte ich wegen Prüfungen nicht mitspielen. Nachdem ich aus Utrecht nach Hause kam und dachte, dass dieses Wochenende erst mal nichts toppen würde, bekam ich die Nachricht: Ich werde im Januar Vater. Ich war überglücklich, plötzlich war alles andere egal. Gold – kein Gold, wen kümmert es. Ich wollte nicht mehr um die Welt fliegen und Magic spielen, sondern für meine Familie da sein. Ganz mit Magic aufzuhören, hatte ich nicht vor, dafür mag ich die Leute und das Spiel zu sehr, aber ich würde das professionelle Spielen sein lassen. Vier komplette Wochen auf Pro Touren zu verbringen und zahlreiche Wochenenden bei Grands Prix, ging nun nicht mehr. Meine Präferenzen änderten sich. Ich skippte Kopenhagen und Lille, um Zeit mit meiner Frau zu verbringen und mich besser auf meine Prüfungen vorzubereiten, denn ich wollte mein Studium in dem Semester endlich fertig kriegen.


Pro Tour Magic Origins (Standard/Draft)


Die Pro Tour in Vancouver war von Anfang bis Ende etwas Besonderes. Es fing schon bei der Teamgründung an. Die Hälfte des Teams waren die gleichen Leute wie in Brüssel. Zuerst holte ich Wenzel Krautmann, Nikolas Labahn und Tamas Glied ins Team, da ich mit allen nur gute Erfahrungen gemacht hatte. Nicolai Herzog lud ein paar Schweden ein, unter anderem Magnus Lantto und Joel Larsson. Nachdem noch Matej Zatlkaj dazustieß, hatten wir ein Traumteam. Einziges Problem war, dass wir nun 16 Leute waren. Normalerweise ist die Organisation bei zehn Leuten schon nicht leicht, aber Magnus, Matej und viele andere organisierten alles so perfekt, das dies kein Problem darstellte. Einige fingen schon zusammen in Dallas an zu testen, der Rest traf dann am Montag vor der Pro Tour in Vancouver ein. Es war so eine super Stimmung und eine Geschlossenheit im Team, so hatte ich es vorher noch nie erlebt. Alles lief einwandfrei, die Mischung von vielen erfahrenen Spielern mit neuen talentierten Spielern war perfekt. Da wir schon gut mit dem Testen vorangekommen waren, konnten wir uns bereits am Dienstag vor der Tour auf drei völlig verschiedene Decks festlegen: Monorot, Sultai-Megamorph und Elfen-Rally. Unsere drei Decks wurden gegen alle Decks im Gauntlet preboard, aber vor allem auch postboard drei Tage lang intensiv getestet. Hier war es ein großer Vorteil, dass wir so viele Spieler waren, denn wir konnten die drei Decks in drei Gruppen aufteilen und so mit jedem Deck viele Spiele absolvieren. Am Ende zeigte sich, dass das Monorot am stärksten performte. Es herrschte ein außergewöhnliches Vertrauen innerhalb der Gruppe und so kam es, dass, auch wenn viele grundsätzlich keine Fans von Rot waren, sich jeder der Gruppe anschloss und alle 16 das gleiche Deck spielten. Auch unsere Limitedvorbereitung zahlte sich aus, denn unser Team startete super ins Turnier.

Ich verlor in der letzten Runde das Spiel um Tag 2, aber ich war nicht allzu traurig. Die Zeit in Vancouver war zu schön und unser Team schnitt zu gut ab, als dass ich mich über meine Einzelleistung aufregen könnte. Wir hatten ein paar Moneyfinishes, Immanuel holte Gold, Simon holte Silber und Joel gewann die Pro Tour. Ich war sehr stolz, dass ich mit ein paar anderen ein Team gegründet hatte, was nun zwei Pro Touren in Folge gewonnen hatte. Nun besteht das Team aus mehreren Silber-, Gold- und Platinspielern und zählt wohl zu den besten Teams der Welt.



Schlusswort

Ich beendete die Saison mit 34 Punkten, einem zu wenig für Gold. Normalerweise wäre ich darüber superenttäuscht gewesen, so knapp vor dem Ziel zu scheitern … aber mental hatte ich mich bereits vom professionellen Spielen verabschiedet. Silber war entsprechend genauso toll und ich freue mich auf die Pro Tour in Madrid – hier bekomme ich, anders als in Atlanta oder in Sydney, alles unter einen Hut, Familie und Magic.

Glücklicherweise bin ich Teamcaptain geworden und darf nun ein Turnier spielen, auf das ich mich sehr freue: die Weltmeisterschaft in Barcelona. Ich hoffe, dass ich meine Teammitglieder mit meinen Erfahrungen und Verbindungen zu anderen guten Teams erfolgreich unterstützen kann.

Besonderer Dank gilt all denen, die in den letzen zwei Jahren bei den Turnieren an den unterschiedlichsten Orten der Welt die Freude am Spielen mit mir geteilt haben. Ihr seid der Grund, warum mir Magic so Spaß macht.

Bis bald!

Christian




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