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Zurück in die Zukunft
von Michael Diezel
15.01.2015

Am vergangenen Wochenende gab es (zum vermutlich letzten Mal) einen echten PTQ in Leipzig. Normalerweise würde ich euch von diesem jetzt mit jeder Menge Statistiken und Decklisten berichten, aber mal ehrlich, in wenigen Tagen ist Prerelease und da interessiert das ja nun wirklich niemanden mehr. Alternativ könnte ich euch von meinem grandiosen Abschneiden berichten. Das geht auch ziemlich aufregend los und hätte ein ziemlich guter Turnierbericht werden können:

Es ist 10:03 Uhr. Gerade hat sich der 63. und vermutlich letzte Spieler für den PTQ angemeldet. Das ist nicht nur eine enttäuschende Zahl, sondern auch mein Ende als Judge für diesen Sonntag. Stattdessen wird hektisch ein Deck gesucht – aber leider nicht gefunden. Zum Glück findet irgendwo noch jemand ein paar Theros-Draftdecks und ich kann mir ein schönesWU-Heroic bauen. Mit diesem ziehe ich dann als Spieler #64 in die Schlacht und …

… ziehe mich aus dieser drei Runden später vernichtend geschlagen wieder zurück.



Fazit: Mir fehlt völlig jede Idee, warum irgendjemand dieses Deck freiwillig in die Hand nehmen würde. Mag sein, dass es in bestimmten Metagames richtig gut ist, aber interaktives Magic-Spielen fühlt sich meines Erachtens anders an. Ich meine, die erste Niederlage sah so aus:

Spiel 1: Mulligan auf drei Länder, einen Dude, zwei weitere Spells. Thoughtseize des Gegners auf den Mann, ich ziehe nie wieder eine Kreatur. Schade.

Spiel 2: Mulligan auf drei Länder, zwei Dudes und einen weiteren Spell. Thoughtseize des Gegners auf Letzteren, ich ziehe nie wieder einen gezielten Spruch und Drown in Sorrow räumt beide Jungs ab. Schade2.

Die zweite Niederlage war noch unspektakulärer, da mein Gegner mehr Crackling Doom hatte als ich Kreaturen.

Wie auch immer, ich möchte nicht jammern (maximal darüber, dass so der schöne Turnierbericht nicht weitergeschrieben wird), sondern lieber nach hinten und vorne schauen. Starten wir mit der Vergangenheit, die wir nutzen werden, um dann gleich noch in die Zukunft zu blicken: Irgendwann Ende September 2014 wird das Standardformat von einfarbigen Decks dominiert. Doch mit dem Erscheinen von Khans of Tarkir brechen neue, bunte Zeiten an. Als dreifarbige Edition konzipiert bedienen sich die Macher unseres schönen Kartenspiels eines subtilen Kniffs, um ja auch sicherzustellen, dass viele der neuen Karten gespielt (und damit gekauft) werden. Jede Fraktion erhält mindestens eine völlig alberne Magic-Karte sowie das passende Manafixing.


All jene sind es wert, dass man um sie herum 56 Karten baut. Das ist bei Devotionkarten wie Nykthos, Shrine to Nyx oder Thassa, God of the Sea nicht anders, allerdings fehlt in Khans of Tarkir dafür jegliche Unterstützung. Und so sieht man eigentlich auch nur drei- bis vierfarbige Haufen an den Turniertischen, vielleicht mit Ausnahme von WU-Heroic, meinem neuen Lieblingsdeck.

Ich selbst habe zu Beginn der Saison jede Fraktion einzeln unter die Lupe genommen und bin jetzt mal gespannt, wie nah ich an den letztendlich an den Versionen war, die sich durchgesetzt haben:

Mardu:

4 Mountain
4 Temple of Triumph
4 Nomad Outpost
4 Bloodstained Mire
4 Caves of Koilos
4 Battlefield Forge
1 Swamp

4 Butcher of the Horde
3 Stormbreath Dragon
4 Goblin Rabblemaster
2 Purphoros, God of the Forge


4 Raise the Alarm
2 Sorin, Solemn Visitor
4 Chained to the Rocks
3 Mardu Charm
3 Elspeth, Sun's Champion
3 Stoke the Flames
2 Hordeling Outburst
1 Spear of Heliod


Na, das sieht doch ganz interessant aus. Offensichtlich habe ich Mardu mehr als Tokendeck gesehen. Das hat auf der positiven Seite dazu geführt, dass ich schon den Sleeper Hordeling Outburst dabeihatte, aber auf der Gegenseite auch, dass kein Platz mehr für Crackling Doom und damit die vielleicht wichtigste Mardu-Karte war. Stolz bin ich außerdem darauf, direkt den Wert der Dreifarbländer erkannt zu haben, was zu der Zeit (man mag es kaum glauben) keine Selbstverständlichkeit war.

Das Deck selbst ist vermutlich einfach schlechter als das Jeskai-Pendant, so ganz ohne Jeskai Ascendancy. Purphoros, mit dem ich zu Beginn viel vorhatte, ist als reines 4-Mana-Enchantment zu egal, weil man sich eine Karte, die zunächst gar nichts macht, in diesem Wettrüstformat nicht erlauben kann. Der Tokenansatz könnte übrigens für Mardu mit der Schmiede des Schicksals wieder interessanter werden, da es dort mehrere Karten gibt, die diesen verstärken. Allen voran natürlich der hier:


Dafür, dass man Mardu Charm über Crackling Doom wählt, wird er wahrscheinlich auch nicht sorgen (können), aber von dieser Kleinigkeit abgesehen hilft er dem Ansatz wirklich weiter. Allerdings steht man recht schnell wieder vor einem bekannten Problem: Mit Butcher of the Horde gibt es für vier Mana bereits eine echte Bombe und beide nebeneinander wird kurventechnisch schwer vereinbar sein.

Deshalb sehe ich ihn auch fast noch eher in einem Deck, an dem ich mich schon seit Wochen (erfolglos) versuche: Schwarz mit Splash Rot für Goblin Rabblemaster und ein wenig Brand. Im Prinzip hat das Deck alles, was man braucht. Superstarke Kreaturen, insbesondere für ein und drei Mana, wichtige Evasion und ordentliche Nichtkreaturenzauber. Aber irgendwie klappt es nicht, das alles zu einem Deck zusammenzufügen. Vielleicht kann der Hordenchef daran etwas ändern:


4 Bloodsoaked Champion
4 Brutal Hordechief
4 Goblin Rabblemaster
4 Pain Seer
4 Tormented Hero
4 Gnarled Scarhide
4 Mogis's Marauder

3 Lightning Strike
4 Stoke the Flames
3 Wild Slash


7 Mountain
6 Swamp
4 Bloodstained Mire
1 Mana Confluence
4 Temple of Malice
1 Urborg, Tomb of Yawgmoth


Weiter im Takt …

Sultai:

1 Nykthos, Shrine to Nyx
4 Polluted Delta
1 Island
4 Temple of Malady
4 Yavimaya Coast
2 Llanowar Wastes
4 Forest
2 Swamp
1 Urborg, Tomb of Yawgmoth

4 Murderous Cut


4 Elvish Mystic
4 Sylvan Caryatid
4 Satyr Wayfinder
1 Necropolis Fiend
4 Sidisi, Brood Tyrant
4 Brain Maggot
2 Doomwake Giant
2 Pharika, God of Affliction
4 Eidolon of Blossoms
4 Courser of Kruphix


Ich gebe zu, ich wähle immer die Version zu meinen Gunsten, aber das hier sieht ja nun wirklich nicht so schlecht aus. Abgesehen davon, dass Whip of Erebos wahrscheinlich mehr macht als die Hirnmaden …

Sehr hübsch finde ich auch immer noch meinen alten Ansatz mit Chord of Calling


2 Swamp
4 Opulent Palace
3 Temple of Malady
2 Island
4 Llanowar Wastes
4 Polluted Delta
4 Yavimaya Coast

2 Jace, the Living Guildpact
4 Murderous Cut
3 Chord of Calling
1 Whip of Erebos


4 Sidisi, Brood Tyrant
1 Necropolis Fiend
1 Nylea's Disciple
1 Sultai Soothsayer
4 Elvish Mystic
4 Satyr Wayfinder
4 Sylvan Caryatid
1 Soul of Innistrad
1 Hornet Queen
1 Reclamation Sage
1 Pharika, God of Affliction
4 Courser of Kruphix


Immerhin eine Whip of Erebos … und eine Hornet Queen. Letztere ist übrigens der eigentliche Schlüssel, um auf die große Anzahl an Peitschen zu kommen. Da die Königin aber sowohl gegen Monoblau als auch UW-Kontrolle furchtbar war, hatte sie sich in dieser Zeit noch nicht im kollektiven Einmaleins des Standards befunden.

Für die neue Ära sehe ich insbesondere zwei Karten:


Das Elemental sieht zunächst unspektakulär aus, verfügt aber über die gleichen soliden Stats wie Prognostic Sphinx. Der Angriffstrigger ist dann etwas, was ich bei diesen Sultai-Decks häufig vermisst habe: ein simpler und sicherer Weg, ein ausgeglichenes Spiel einfach mal zu gewinnen. Denn in all den Midrangeduellen kommt es erschreckend oft zu epischen Materialschlachten, insbesondere wenn beide Spieler ihre Erebospeitsche aktiv bekommen. Die Synergie mit Delve ist dann eine Art i-Tüpfelchen.

Diese besitzt Tasigur übrigens ebenso, gleichzeitig sorgt der Golden Boy aber auch für dieses Delven. Gleichzeitig ist er einfach eine unheimlich effektive Magic-Karte, die wir mit sehr, sehr hoher Wahrscheinlichkeit des Öfteren sehen werden.

Jeskai:

4 Temple of Triumph
4 Mystic Monastery
3 Shivan Reef
3 Battlefield Forge
2 Mana Confluence
2 Flooded Strand
2 Plains
1 Mountain
1 Island

4 Monastery Swiftspear
4 Seeker of the Way
4 Goblin Rabblemaster


4 Hordeling Outburst
4 Stoke the Flames
4 Raise the Alarm
4 Jeskai Charm
4 Jeskai Ascendancy
2 Magma Jet
2 Purphoros, God of the Forge
2 Triplicate Spirits


Na aber hallo! Abgesehen von dem nicht ganz unerheblichen Verzicht auf Treasure Cruise war das schon sehr, sehr ordentlich. Und zu Purphoros habe ich ja schon eine ganze Menge gesagt beziehungsweise geschrieben. Fairerweise muss man sagen, dass Jeskai schon in einer Zeit behandelt wurde, als es erste Turniere gab, die aber noch nichts von Ascendancy-Tokens zeigten.

Für die Zukunft erwarte ich jede Menge von dem Deck, da es vermutlich der beste Ort sein dürfte, um die teuer eingekauften Monastery Mentors auszuführen:


Ich bin ja gespannt, inwiefern Mentor und sein mönchischer Kollege Soulfire Grand Master die bewährten Kräfte um Goblin Rabblemaster verdrängen können. Mein Tipp: Für Monastery Mentor findet man einen Platz, für Soulfire Grand Master wird es eher eng.

Abzan:

3 Murderous Cut
2 See the Unwritten
3 Endless Obedience
4 Commune with the Gods
3 Whip of Erebos

4 Sylvan Caryatid
3 Siege Rhino
4 Hornet Queen
3 Ashen Rider
4 Satyr Wayfinder
4 Courser of Kruphix


1 Plains
2 Llanowar Wastes
3 Caves of Koilos
4 Temple of Plenty
4 Temple of Malady
4 Forest
4 Windswept Heath
1 Urborg, Tomb of Yawgmoth


Abzan-Reanimator war eines der dominierenden Decks des Theros-Blocks. Insofern war nicht sonderlich viel Phantasie nötig, um auf diese Deckliste zu kommen. Interessanterweise hat es aber eine ganze Weile gedauert, bis sich ein passendes Deck tatsächlich etablieren konnte. Der Trick dabei war ganz einfach: weniger Reanimation, mehr Midrange. Und so sehen wir heute eben keine Ashen Rider und schon gar keine Endless Obedience, sondern mehr Rhinos und Removal. Schade, eigentlich.

Noch spannender war folgende Alternative:


2 Abzan Charm
2 Ulcerate
4 Thoughtseize
3 Sorin, Solemn Visitor

4 Siege Rhino
3 Wingmate Roc
4 Soldier of the Pantheon
2 Brimaz, King of Oreskos
4 Fleecemane Lion
4 Ajani's Pridemate
4 Courser of Kruphix


2 Forest
3 Jungle Hollow
1 Blossoming Sands
4 Scoured Barrens
2 Caves of Koilos
4 Mana Confluence
1 Urborg, Tomb of Yawgmoth
3 Plains
4 Windswept Heath


Ajani's Pridemate ist halt eine seltsame Karte. Eigentlich gut genug, dass man sie schon mit ein wenig gutem Willen richtig stark machen kann. Auf der anderen Seite verlockt es, die ganzen Lebenspunktesynergien zu maximieren und dafür wiederum ist die kleine Katze ein wenig zu anfällig. Aber auch hierfür gibt es wieder Schicksalsschmiedenkarten, die den gesamten Ansatz ein wenig spannender gestalten:


Inwiefern man dann überhaupt noch alle drei Farben benötigt, sei zur Diskussion freigegeben. Eine rein weiß-schwarze Variante würde das Mana gewaltig entschlacken, und wenn man das Ganze offensiv genug aufzieht, dürfte auch der Courser kaum vermisst werden. Siege Rhino ist natürlich ausreichend bescheuert, dass der Verlust schmerzt, aber zwischen Hordechief und Sorin gibt es ja auch so noch anständige 4-Mana-Karten:


4 Mardu Woe-Reaper
4 Soldier of the Pantheon
4 Ajanis Pridemage
3 Brimaz, King of Oreskos
3 Herald of Torment
4 Brutal Hordechief
2 Wingmate Roc

2 Sorin, Solemn Visitor
4 Thoughtseize
2 Murderous Cut
2 Hero's Downfall
3 Bile Blight


6 Plains
4 Swamp
4 Caves of Koilos
4 Scoured Barrens
4 Temple of Silence
1 Urborg


Und zu guter Letzt … ach ja, Temur. Ich persönlich finde diese Truppe ja mit Abstand am langweiligsten und gleichzeitig gefallen mir die zugehörigen Mechaniken am wenigsten. Die Gründe habe ich jetzt schon mehrfach wiederholt (zuletzt hier) und ich befürchte, mit Fate Reforged wird sich daran auch nicht so wirklich viel ändern. Immerhin hatte ich schon damals einen kontrolligeren Ansatz auf dem Schirm, der ab Februar noch spannender werden könnte. Also … vielleicht.

Temur:

3 Prognostic Sphinx
4 Sylvan Caryatid
4 Satyr Wayfinder
2 Rattleclaw Mystic

4 Jace, the Living Guildpact
4 Riddle of Lightning
4 Courser of Kruphix
3 Treasure Cruise
4 Dig Through Time
4 Magma Jet


4 Temple of Epiphany
3 Island
2 Mountain
3 Forest
4 Wooded Foothills
4 Temple of Mystery
4 Frontier Bivouac


Die Kombination aus Riddle und fettem Delve-Spell ist neuerdings sogar für elf Schadenspunkte gut:



2 Temple of Epiphany
3 Island
2 Mountain
3 Forest
4 Wooded Foothills
4 Temple of Mystery
4 Frontier Bivouac
2 Yavimaya Coast

4 Satyr Wayfinder
4 Sylvan Caryatid
3 Prognostic Sphinx


3 Jace, the Living Guildpact
3 Riddle of Lightning
4 Courser of Kruphix
4 Dig Through Time
2 Magma Jet
4 Anger of the Gods
3 Temporal Trespass
2 Dictate of the Twin Gods


Ein echtes Kombodeck: Dictate plus Riddle featuring Temporal Trespass sind 22 Schadenspunkte! Zwischen Karyatide und Anger gibt es nicht nur heftige Antisynergien, sondern auch jede Menge Defensive und dieser Jace löst zufällig auch das Problem des Decks mit dicken Männern. Zumindest für den Moment.

So weit dieser kleine Blick auf die Khans-Decks. Anscheinend haben es hier die neuen Karten recht schwer, sich in Masse einzubringen, was ganz einfach daran liegt, dass diese dreifarbigen Haufen sehr oft Best-of-Ansammlungen sind, für die eine Einzelkarte schon sehr stark sein muss. Allerdings sagt es nichts darüber aus, welche neuen Ansätze möglich sein könnten. So rechne ich zum Beispiel verstärkt mit einem Auftauchen recht offensiver zweifarbiger Decks, etwa in Weiß-Schwarz, Rot-Weiß oder Grün-Weiß. Auch Kontrolle dürfte mit dem Zorn des Drachen (Crux of Fate) noch eine neue, sehr spannende Karte hinzugewinnen.

Was es jetzt an wirklich Neuem gibt, werden wir ab nächster Woche untersuchen – erneut mit einem Blick in die (noch deutlich weiter zurückliegende) Vergangenheit.

Bis dahin, viel Freude beim Prerelease des Drachenmetzelns!
Der MiDi




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