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Husband, Father, Mage
von Nico Bohny
01.01.2015

Eigentlich wollte ich an dieser Stelle gerne über meine letzten beiden Turniere – den Grand Prix in Straßburg und den World Magic Cup in Nizza – schreiben, aber tatsächlich gibt es darüber gar nicht so viel zu berichten. Deshalb habe ich beschlossen, ein paar weitere Themen mit einzubeziehen. So ein bisschen Allerlei … Was mich nicht daran hindert, kurz von meinen beiden Ausflügen zu berichten.

Leider war ich in den letzten Wochen beruflich wie auch privat ziemlich eingespannt, daher ist mir nicht übermäßig Zeit geblieben, um mich optimal für die beiden Events vorzubereiten. Eine fürs Limited spannende Überlegung habe ich aber dennoch im Vorfeld angestellt, nämlich den Haruspex-Trick. Da die Leute mittlerweile sämtliche Morphs in- und auswendig kennen, habe ich mir Folgendes überlegt: Wenn man Schwarz spielt und mit zwei Morphs eröffnet, sollte man den zweiten Morph im vierten Zug immer vor dem Kampf legen, mit einem offenen schwarzen Mana. Die Morphs wird der Gegner nur selten abtauschen, da er unter dem zweiten Morph Grim Haruspex fürchtet, umso lieber aber seinen Morph im nächsten Zug in ebendiesen stellen, da er immer noch fest mit dem Haruspex rechnet. Und dann deckt man irgendeinen 4/4er auf und lacht den Gegner aus.


Na ja, um der Wahrheit die Ehre zu geben, der Trick hat in der Praxis noch nie funktioniert und ich war auch nie in einer Situation, in welcher ich ihn hätte anbringen können. Aber in der Theorie müsste das doch prima funktionieren. Zumindest gegen Gegner, die den Gedankengang mitmachen.

Ach ja, abgeschweift, die Turniere: In Straßburg habe ich einen spannenden Pool geöffnet, bei welchem mir als erste vier Karten Savage Knuckleblade, Ashcloud Phoenix, Avalanche Tusker und Frontier Bivouac ins Auge gestochen sind. Temur wäre auch ganz gut gewesen, Abzan war im Endeffekt wohl aber ganz, ganz knapp besser – hier hatte ich etwas besseres Manafixing sowie Anafenza, the Foremost und Armament Corps. Für ein mehr-als-drei-farbiges Deck hatte der Pool zu wenig Fixing und Abzan konnte ich zweifarbig mit Splash bauen, daher erhielt es den Vorrang. Während des Turniers konnte ich mir irgendwie ein 6:1 zusammenschustern, verlor dann aber die letzten beiden Runden um den zweiten Tag. Emotional halb so wild, die Gesellschaft war gut genug, um trotzdem Spaß zu haben, und am zweiten Tag vergnügte ich mich dann nach dem erfolglosen Sunday Sealed mit einem Choasdraft – das macht immer unendlich Laune. Schade, dass es das (noch) nicht auf Magic Online gibt.


Nizza war in erster Linie aufgrund der Vorbereitung spannend. Wir waren ein dreisprachiges Team, weshalb wir uns in wackligem Englisch via Skype und Teamviewer vorbereiten mussten, was aber ganz gut geklappt hat. Gespielt haben wir am Ende Abzan-Midrange, Jeskai-Control und Monorot, ein Setup, von welchem ich im Nachhinein nur mäßig überzeugt bin. Auch hier mauserten wir uns zu einem stabilen 3:1 und verloren dann die drei Runden um Tag 2. Ich glaube, ich habe an diesem Turnier weit entfernt von perfekt gespielt, aber die Art, auf welche wir die Spiele im Constructed verloren haben, war oft auch etwas unglücklich. Wenigstens konnten wir so noch etwas von der schönen Stadt sehen, welche uns am letzten Tag mit viel Sonne und warmem Wetter richtig verwöhnte.

Des Weiteren hatten wir schier endlose Booster herumliegen, welche wir bei der Registration erhalten hatten und welche ja irgendwie sinnfrei verwendet werden mussten. Um dem Bad Run entgegenzuwirken, forderte ich mein Glück heraus, indem ich fünf Booster aufriss, und siehe da – Sarkhan, Fetchland, Fetchland. Das Team reagierte wie zu Zeiten des Goldrauschs in Klondike und so kam es, dass wir im Laufe eines Tags sämtliche Booster aufrissen, das waren wohl so an die 50.


Aber nicht ohne zusätzlichen Spaß – unser Boosteröffnungsverfahren funktionierte so, dass alle vier Teammembers einen Booster verdeckt öffneten, wir die 60 Karten mischten und auf dem Tisch verteilten und man abwechslungsweise eine Karte schnappen und offen auf seinen Stapel legen durfte. Dazu kamen selbstverständlich Spezialeffekte – wer Act of Treason umdrehte, durfte sich eine beliebige Karte stehlen, bei Force Away durfte man Karten zurück in die Mitte „bouncen“, Treasure Cruise zog Extrakarten, mit Cancel wurden Effekte gecountert, mit Morphs musste man die nächste gezogene Karte nicht aufdecken und so weiter. Alles in allem hatten wir am Ende wohl um die 20–30 Spezialkarten. Das mag jetzt relativ unspektakulär tönen, aber ich sage euch, der Nervenkitzel, vor euch ein Fetchland liegen zu haben und bei jeder umgedrehten Karte Act of Treason zu fürchten, produzierte einfach mehr Adrenalin als das gesamte Turnier.

Eine spannende Situation beim Boosteröffnen ergab sich auch an einem angetrunkenen Abend. Wir öffneten unsere letzten paar Booster und bevor der Eigentümer die Rare sah, durften die anderen die Rare sehen und Geldbeträge auf Karten des Boosters setzen. Zum Beispiel – ich biete einen Euro für fünf zufällige Karten aus dem Pack. Prima war natürlich auch, hohe Beträge für Rares wie Ivorytusk Fortress anzubieten, da der Besitzer unter der verdeckten Rare somit das Fetchland vermutete und sich auf lustige Wetten einließ. Eine spannende Situation ergab sich dann, als einer unserer Männer seinen Booster, Rare noch allen unbekannt, zu je fünf Random Karten à ein Euro verkaufte. Ich fand in meinen fünf Karten die Rare nicht vor, aber da ich unbedingt weitergambeln wollte, bot ich den anderen beiden Random Rares aus meiner Sammlung für Random Karten des Boosters an. Wie der traurige Zufall es wollte, musste ich doch zwei spielbare Rares weggeben, umso größer dann die Spannung, welche Rare ich mir damit denn ergaunert hätte. Ich zeige … Abzan Charm, Cancel und als letzte Karte … Trommelwirbel … Basic Forest. Der Gauner hatte uns von vornherein einen Booster „verkauft“, aus welchem er die Rare vorher säuberlich entfernt hatte. Dass ich das nicht ganz im Sinne des Spiels empfand, erklärt sich von selbst, denn neben einem Euro habe ich doch auch mit zwei guten Rares für das Spektakel bezahlt. Die Szene endete in einer spannenden Diskussion, in deren Verlauf ich zunächst als großzügige Wiedergutmachung eine Sultai Ascendancy angeboten bekam („Doch echt, das war die Rare des Packs, Ehrenwort!“) und am Ende dann wenigstens einen Ersatzbooster erhielt. Alles in allem eine Riesengaudi!


Was wäre, wenn …?

Ich bin ein riesiger Fan dieser Frage und habe mir eigentlich schon ewig vorgenommen, einen Artikel darüber zu schreiben. Neue, unerforschte Szenarien faszinieren mich, was wohl auch einen Teil meiner Liebe für Pappkarten erklärt sowie für Filme wie Cube (den mit Power), Maze Runner, Matrix und so weiter. Und das Beste: Was-wäre-wenn-Fragen ergeben immer prima Diskussionen.


Was ich mir letztens beim Radfahren überlegt habe: Was wäre, wenn das neue Standardformat ausschließlich aus den Karten Brain Freeze, Frantic Search, Gilded Light und Grizzly Bears bestünde, welche man aber zu beliebiger Anzahl im Deck haben dürfte? Ja, bevor der erste Klugscheißer fragt: Forest, Island und Plains ebenfalls. Nehmt euch einen Moment, euch die Frage zu stellen, bevor ich euch meine Analyse, welche ich mir in ein paar Minuten Radfahrt gemacht habe, präsentiere.

Mein erster Gedanke war das neue Metagame der Bärendecks und Stormdecks. Falls Storm zu gut wäre, würde das Bärendeck eben ein paar Gilded Lights mitnehmen. Und um das Bärendeck ein wenig zu tunen, würde man wohl auch ein paarmal Frantic Search gegen die Flut einpacken. Somit ergäbe sich dann wohl irgendwann ein Schere-Stein-Papier-Metagame mit folgenden ungefähren Decks:

Storm: 20 Island, 20 Brain Freeze, 20 Frantic Search
Solution: 15 Forest, 9 Plains, 24 Grizzly Bears, 12 Gilded Light
Beatdown: 16 Forest, 8 Island, 30 Grizzly Bears, 6 Frantic Search

Storm würde die Bären schlagen, Bären würden Solution schlagen, Solution würde Storm schlagen.


Gedanke Nummer 2: Aus dem Schere-Stein-Papier-Meta würde bald mal einer Gilded Lights ins Stormdeck packen, sodass er gegen Bären und gegen Storm gewinnen kann. Ebenso würde es wohl irgendeinen Dreifärber geben, der Solution und Storm schlagen würde. Metagaming in a nutshell.

Gedanke Nummer 3: Früher oder später würde das erste Genie mit folgendem Deck aufkreuzen: 160 Forest, 80 Island, 300 Grizzly Bears, 60 Frantic Search. Und damit alle zerstören. Wizards würden daraufhin eine Maximalgröße der Decks aufstellen oder dem Format weitere Karten hinzufügen.

Gedanke Nummer 4: Was wäre, wenn Cheatyface standardlegal wäre?


Home Alone


Das Beste an der Winterzeit ist die Abwesenheit des schlechten Gewissens, wenn man sich mal wieder die volle Dröhnung auf Magic Online gibt, denn was verpasst man schon in der Welt da draußen? Nicht einmal die Schweiz gibt Schnee her, so weit ist es mit unserer Klimaerwärmung schon gekommen. Nichtsdestotrotz, mit all den tollen Flashbackdrafts wäre ich wohl auch im tiefsten Winter oder an frühen Frühlingstagen zu Hause geblieben und hätte die saftigen Queues gegrindet. Zwar verbindet mich nach wie vor eine Hassliebe mit dem ehrwürdigen Präsidenten des Modolandes – Shuffler sein Name –, aber dennoch macht mir das Spiel nach wie vor genügend Spaß, um damit zahllose Stunden in den Sand zu setzen.

Was ich neben dem Draften immer wieder gerne mache, ist, Börse zu spielen. Zwar reicht mein Interesse nicht für die weite Welt da draußen, aber in der Schneekugel namens Magic Online spiele ich gerne das Spiel der reichen Männer mit. Leider sind meine letzten Investitionen ziemlich fehlgeschlagen. Zum Beispiel hatte ich mir zum Preis von je knapp drei Dollar gesamthaft etwa 500 Booster Theros und Born of the Gods gekauft, da ich fest damit rechnete, diese allseits beliebten Booster in den nächsten Monaten für mindestens dreieinhalb Dollar zurück unters Volk zu bringen. Leider sind die Booster auf etwa zwei Dollar gesunken, was mir nicht sonderlich gefallen hat. Da musste ich mir etwas Neues einfallen lassen. Mal schauen, ob ich diesmal mit meinen neu erworbenen Fetchland-Aktien erfolgreicher bin.


Woher ich all die Tix habe, um mein Geld derart aus dem Fenster zu werfen, werdet ihr euch fragen. Ich habe fleißig Modern Masters und Vintage Masters gespielt und von Zeit zu Zeit habe ich auch einen Tagesausflug nach Valuéncia unternommen:


Das Deck war zu köstlich – gewonnen hat es regelmäßig mit Gifts Ungiven auf Death Denied, Eternal Witness, Rude Awakening und sonst was. Storm unterwarf ich nach dem Sideboarden mit Gifts auf Chalice of the Void, Spell Snare, Tarmogoyf und Eternal Witness. So viel Value – im Spiel wie auch monetär –, und das in einer Karte!

Auch im Vintage Masters habe ich einige meiner Gambleverluste wettgemacht. Wie man das erfolgreich macht? Mein Tipp: Immer die offenen Farben draften! Wie das dann in der Praxis ausschaut:


Sooo offen, ich hätte eigentlich aus Prinzip ein 70-Karten-Deck daraus basteln sollen. Wäre auch mal eine spannende Challenge – alle gedrafteten Karten maindecken. (Und dann den Refund einfordern – Liebe Wizards, euer bescheuertes Programm hat mir versehentlich alle Karten aus dem Sideboard ins Deck gemischt. Herzlichen Dank! Und nun aber her mit den Ticketen, aber flott!)

Auf was ich im Übrigen gerade letztens zwischen den Runden gestolpert bin:


Als ich dieses Bild sah, musste ich echt schmunzeln. Und es wurde sogar noch besser, als ich es abspeichern wollte.



Husband, Father, Mage

Und da sind wir auch schon beim letzten Kapitel des Artikels angelangt. Wie die gewieften und mitdenkenden Leser sicherlich erahnt haben, geht es hierin weniger um den bereits existierenden Blog mit diesem Namen, sondern vielmehr um mein persönliches Rollenmanagement im nächster Zeit. Dass der Mage erst am Schluss steht, hat weder mit Zufall oder alphabetischen Gedanken zu tun, vielmehr mit Prioritätensetzung oder aber auch einfach mit guten Vorsätzen, und um der Wahrheit die Ehre zu geben, kommen da ja natürlich noch etliche weitere Rollen zusammen, welche aufgrund Mistform Ultimus'scher Gründe hier nicht alle aufgelistet werden müssen, kurz gefasst – meine Changeling-Fähigkeit wird im nächsten Jahr wieder hart auf die Probe gestellt, und erst wenn Mad Auntie und der Wechselbalg mich mal versehentlich aus den Augen lassen, werde ich mich mal für eine Partie davonstehlen können. Und wie empirisch belegt ist, könnte das auch tatsächlich der Fall sein. Somit wird es von mir vorerst auch nichts mehr zu hören beziehungsweise lesen geben, zumindest die nächsten 13 Jahre nicht (und ja, auch diese Zahl entstammt mitnichten einer Willkür).


In dem Sinne schließe ich hiermit, frei nach alter Hobbitmanier:

Ich kenn die Hälfte von euch nicht halb so gut, wie ich es gerne möchte, und ich mag weniger als die Hälfte von euch auch nur halb so gern, wie ihr es verdient!
Ich, äh … ich hab was zu erledigen … äh … ich hab's viel zu lange vor mir hergeschoben, ich bedaure kundtun zu müssen, dass dies das Ende ist, ich gehe nun.
Ich glaube nicht, dass ich zurückkommen werde, ich habe es ehrlich gesagt gar nicht vor!
Ich wünsche euch zum Abschied alles Gute. Lebt wohl!






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