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Ein Herz und eine Seele
von Michael Diezel
25.09.2014

Sidisi, Licht meines Lebens, Feuer meiner Lenden. Meine Sünde, meine Seele.“ So ungefähr würde es wohl klingen, wenn Satyr Wayfinder an den Big Boss der Sultai schreibt. Die zwei sind einfach füreinander gemacht, egal wie gut eine Naga und ein Satyr biologisch auch zueinander passen mögen.


Nun mag man denken, eine solch eindeutige Verbindung führt auch zu einem entsprechend eindeutigen Deck, aber wie man so schön poetisch sagt: Pustekuchen! Ich meine, klar, einige Eckdaten sind schon gesetzt: Grünes, blaues und schwarzes Mana wird man wohl benötigen, einige weitere Kreaturen wären vermutlich nicht schlecht, damit Sidisi immer mal ein (Zombie-)Kind in die Welt setzt, und irgendeine Friedhofsinteraktion bietet sich auch noch an.

Gerade der letzte Punkt reicht in seiner praktischen Ausführung aber von dem gelegentlichen Delve über Pharika, die Göttin der Gebrechen bis hin zu Nighthowler oder gar echten Reanimationen. Sidisi ist immer dabei und übernimmt meist eine Rolle, die mich an folgende Karte erinnert:


Nun scheinen die Parallelen nicht unbedingt auf den ersten Blick offensichtlich zu sein, aber seht es doch mal so: Beide kosten vier Mana und bringen (im Normalfall) eine 2/2-Kreatur mit. Das ist schon mal nett, denn wie wir wissen, ist es immer schön, wenn Kreaturen auch nach ihrem Ableben noch etwas hinterlassen. Somit stehen sie als solide Stoppschilder zunächst gut in der Gegend herum, drohen aber gleichzeitig, das Spiel völlig zu übernehmen. Huntmaster of the Fells durch sein Verwandeln in Ravager of the Fells und Sidisi über weitere Mühlkarten wie eben besagten Satyr Wayfinder. Wer jetzt glaubt, der Vergleich sei optimistisch, liegt nicht ganz falsch, da der Huntmaster tatsächlich die bessere Einzelkarte ist – dies jedoch nur knapp! Und wenn man bedenkt, wie gut der Werwolf zu seiner Zeit war, sollte das Argument ausreichen, um Sidisi eine Chance zu geben.

Wie bereits letzte Woche werden wir dabei von den langweiligen zu den gewagteren Ansätzen übergehen. Das bedeutet, wir beginnen bei Delve oder dem „Sultai Good Stuff“. Wie diese Bezeichnung schon andeutet, ist es recht schwierig, eine genaue Mischung zu finden, die monatelang als „die Liste“ überdauert, wie wir das etwa aus der letzten Saison vom monoblauen Devotiondeck kennen. Vielmehr setzt sich das Konstrukt aus verschiedenen Bausteinen zusammen …


1. Manakreaturen: Dies ist noch recht einfach, da die Auswahl nicht so unendlich groß ist. Elvish Mystic und Sylvan Caryatid werden das kommende Standardformat (mit) prägen und sind wohl auch in ungefähr jeder Inkarnation dieses Ansatzes dabei.


2. Delvekarten und weitere Friedhofsprofiteure: Hier wird es schon bedeutend komplexer. Begeistert hat mich bisher Murderous Cut, zuverlässiges, potenziell superbilliges Removal, das insbesondere die ganzen Länder und Nichtkreaturen verwertet, die noch irgendwie in den Friedhof gelangen. Das sind hoffentlich nicht so wahnsinnig viele und man würde wohl knapp vom Playset absehen, da Draws mit mehreren beziehungsweise ohne Friedhoffüller schnell verklumpen. Von den übrigen Delvekarten erscheint Necropolis Fiend in geringer Stückzahl noch anständig. Ob das für einen oder gar zwei Slots ausreicht, da bin ich mir nicht sicher, aber im Praxistest hat er sich besser gemacht, als ich erwartet hatte.

Ansonsten kann man auch gut auf Blockkarten wie Whip of Erebos oder Pharika, God of Affliction zurückgreifen oder Soul of Innistrad für Kartenvorteil nutzen. Wenn man weiter auf der Synergieschiene fährt, landet man irgendwann unweigerlich bei Nemesis of Mortals und Nighthowler, die aber immer ein wenig mit den Delvekarten clashen, da sie den vollen Friedhof lieben und Delve, nun ja, den Friedhof leert.


3. Friedhoffüller: Hier wird es langsam unübersichtlich und auch sehr abhängig vom Rest. So reichen fürs gelegentliche Delven vermutlich Sidisi und Wayfinder völlig aus, darüber hinaus kann man aber noch deutlich mehr wagen, ohne sich für folgende Karten schämen zu müssen:

Ihr seht, mir ist es auf jeden Fall wichtig, dass all diese Karten auch sinnvoll ins Spielgeschehen eingreifen, wenn gerade kein Kombopartner zur Verfügung steht. Sie haben dabei alle gewisse Vor-und Nachteile, die aber größtenteils auf den Karten direkt draufstehen, sodass ich euch jetzt nicht damit langweilen muss, dass See the Unwritten mit sechs Mana ganz schön teuer ist oder Sultai Ascendancy zunächst einmal gar nichts macht.


4. Rest: Wie der Titel dieser Rubrik schon vermuten lässt, sind hier der Phantasie kaum Grenzen gesetzt. Sicher dabei sein dürfte lediglich Courser of Kruphix, der nicht nur eine selten starke Karte darstellt, sondern darüber hinaus auch erstaunlich gut mit den Friedhoffüllern synergiert, da diese ja die oberste Karte auf der Bibliothek verändern können. Dies wiederum erhöht nicht nur die Trefferquote für das Pferd, auch andersherum ist es manchmal schön zu wissen, was oben liegt und entsprechend zu reagieren. Der zwölfte Manaelf etwa kann in den Friedhof, das dringend benötigte Removal hingegen führt eher dazu, dass man vom Spielen von Satyr Wayfinder noch einen Zug lang Abstand nimmt.

Ansonsten möchte ich insbesondere auf zwei Schlüsselkarten hinweisen, die ich jeweils in die Sultai-Basis integriert habe:


Der Chord passt aus mehreren Gründen hervorragend in das Deck: Man möchte sowieso viele Männer (also viele Ziele) haben und die lassen sich dann auch wiederum tappen, um das Ding selbst effektiver zu machen. Herausheben möchte ich noch Sidisi höchstpersönlich, die besonders schön mit dem Chord harmoniert.

Welche Ziele man dann spielt, da ist die Auswahl natürlich unendlich, eine etwas breitere bietet zum Beispiel folgende Variante:


2 Swamp
4 Opulent Palace
3 Temple of Malady
2 Island
4 Llanowar Wastes
4 Polluted Delta
4 Yavimaya Coast

2 Jace, the Living Guildpact
4 Murderous Cut
3 Chord of Calling
1 Whip of Erebos


4 Sidisi, Brood Tyrant
1 Necropolis Fiend
1 Nylea's Disciple
1 Sultai Soothsayer
4 Elvish Mystic
4 Satyr Wayfinder
4 Sylvan Caryatid
1 Soul of Innistrad
1 Hornet Queen
1 Reclamation Sage
1 Pharika, God of Affliction
4 Courser of Kruphix


Weitere mögliche Chord-Ziele wären Nighthowler, Soul of Ravnica, Champion of Stray Souls oder Clever Impersonator.

Für eine mögliche Alternative zum Chord könnte auffallen, dass beachtliche Teile der bisher hier genannten Karten Verzauberungen sind, und das führt unweigerlich zu einer Variante mit mehr Eidolon of Blossoms.


1 Nykthos, Shrine to Nyx
4 Polluted Delta
1 Island
4 Temple of Malady
4 Yavimaya Coast
2 Llanowar Wastes
4 Forest
2 Swamp
1 Urborg, Tomb of Yawgmoth

4 Murderous Cut


4 Elvish Mystic
4 Sylvan Caryatid
4 Satyr Wayfinder
1 Necropolis Fiend
4 Sidisi, Brood Tyrant
4 Brain Maggot
2 Doomwake Giant
2 Pharika, God of Affliction
4 Eidolon of Blossoms
4 Courser of Kruphix


Dieses Deck ist vielleicht nicht ganz so flexibel, dafür aber sehr viel stabiler im Mana. Selbstverständlich ist das Eidolon auch noch eine weitere Karte, die Spiele im Alleingang gewinnen kann. Darüber hinaus gibt es mit den vier Maden noch etwas, was dem ersten Deck ziemlich fehlte: Interaktionsmöglichkeiten.

Selbstverständlich kann man beide Ansätze – sozusagen als Krönung des Ganzen – auch miteinander kombinieren, also Eidolon und Chord zusammen spielen, was hauptsächlich den Vorteil hat, dass man matchupspezifische Karten wie Doomwake Giant wieder kürzen kann. Leider habe ich hierfür noch keine Liste, so weit bin ich einfach nicht gekommen.

Stattdessen wollen wir doch mal schauen, was passiert, wenn man die Friedhofssynergien auf die Spitze treibt:


4 Polluted Delta
1 Island
4 Temple of Malady
4 Yavimaya Coast
4 Llanowar Wastes
3 Forest
2 Swamp

3 Murderous Cut
2 Whip of Erebos
4 Commune with the Gods


4 Elvish Mystic
4 Sylvan Caryatid
4 Satyr Wayfinder
1 Necropolis Fiend
4 Sidisi, Brood Tyrant
4 Nemesis of Mortals
4 Courser of Kruphix
4 Nighthowler


Beziehungsweise:


3 Polluted Delta
1 Island
4 Yavimaya Coast
4 Llanowar Wastes
3 Forest
2 Swamp
4 Temple of Malady
1 Urborg, Tomb of Yawgmoth

2 Murderous Cut
3 Sultai Charm
3 Commune with the Gods
1 Whip of Erebos
4 Endless Obedience


4 Elvish Mystic
4 Sylvan Caryatid
4 Satyr Wayfinder
4 Sidisi, Brood Tyrant
2 Hornet Queen
3 Ashen Rider
4 Courser of Kruphix


Reanimation der alten Schule – das ist gleichzeitig der einzige Ansatz, in dem ich gerne Sultai Charm spielen würde, da dessen Modi-Katalog hier mit der Abwerfoption eine weitere gute Einsatzmöglichkeit bietet.

Eine letzte Variante für heute soll veranschaulichen, was passiert, wenn man die zweite Hauptfarbe Schwarz durch Blau ersetzt:


3 Polluted Delta
2 Island
4 Yavimaya Coast
4 Llanowar Wastes
3 Forest
1 Swamp
1 Urborg, Tomb of Yawgmoth
4 Temple of Mystery

3 Murderous Cut
2 Jace, the Living Guildpact
3 Chord of Calling


4 Elvish Mystic
4 Sylvan Caryatid
4 Satyr Wayfinder
4 Sidisi, Brood Tyrant
1 Soul of Innistrad
1 Clever Impersonator
1 Hornet Queen
1 Nylea's Disciple
1 Master of Waves
1 Reclamation Sage
4 Kiora's Follower
4 Courser of Kruphix


Insgesamt kann man sagen, dass Sultai eine überaus interessante Mischung aus mehr oder weniger in Stein gemeißelten Basiskarten und extrem flexiblen Zusätzen bietet. Welche Variante sich am Ende durchsetzen wird, dies muss vermutlich auch das Metagame entscheiden. Dass eine Version des Sultai-Decks in den kommenden Wochen an den vorderen Turniertischen mitspielen wird, davon bin ich allerdings ziemlich überzeugt.

Insofern gäbe es dann auch ein Happy End für Sidisi, Brood Tyrant und Satyr Wayfinder!

Der MiDi




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