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Pro Tour Diary: Born of the Gods (1)
von Nico Bohny
07.03.2014

Vor zwei Wochen durfte ich abermals den kalten Klauen des Schweizer Winters entfliehen. Zwar hat mich meine Reise diesmal nicht ganz so weit weg verschlagen wie mein letzter Urlaub, aber dennoch hat es meine solaren Bedürfnisse mehr als gedeckt. Valencia hieß der Zielort und war mir vom letzten Grand Prix, welcher noch gar nicht mal so lange her ist, in bester Erinnerung. Leider konnte ich aufgrund limitierender Faktoren keine Testferien anhängen, somit fiel meine Vorbereitung dazu zu Hause, mit regelmäßigem Austausch meiner multinationalen deutsch-österreichischen Testgruppe aus. Was ich als Schweizer hier auch als politisches Statement so stehen lassen möchte.


Aber um bei den limitierenden Themen zu bleiben: Heute möchte ich etwas über die limitierten Ressourcen der Griechen schreiben. Um das mal vorwegzunehmen: Damit meine ich diesmal kein politisches Statement, sondern Theros-Limited. Nach einem möglicherweise nicht ganz so seriösen Mitternachtsprerelease, dafür ein paar umso ernsteren Diskussionen und Drafts konnte ich folgende zwei zentralen Erkenntnisse zum neuen Draftformat gewinnen:

Das Format wird etwas aggressiver. Alle Farben erhalten mehrere günstige Drops, zusätzliche Bestowkarten sowie in Inspired eine Mechanik, welche das Tappen von Tieren, in den meisten Fällen via Angreifen, belohnt.
P
Rot ist extrem stark im neuen Set, erhält solide Tiere und gutes Removal, was dazu führt, dass es nun auch außerhalb der hyperaggressiven Heroicdecks und als Splash in Kontrolldecks spielbar wird.

Das ist schon sehr grob zusammengefasst, aber in meinen Augen das Wichtigste. Aus den beiden Punkten folgen verschiedene Schlüsse wie beispielsweise, dass man seine Kurve tief halten, mit fast jedem Deck das erste Spiel beginnen und einen Plan gegen rasche Heroicdecks haben sollte. Der Rest ist in meinen Augen einzelne Kartenevaluation. Um vielleicht auch hier meine Meinung zu einigen teilweise wichtigen Commons zu geben …


Überbewertete Karten


Bolt of Keranos: Die Karte ist offensichtlich gut. Rot bleibt jedoch nach wie vor in den meisten Decks eine Supportcolor, welche man nicht mit mehr als acht Gebirgen unterstützen will, was halt Doppelrot nicht so attraktiv macht. Außerdem ist die Karte im besten roten Archetyp, nämlich Rot-Weiß, nicht ganz so prickelnd, weil man da oft, im Kombostil, die Heroickarte oder das Tier drüber nimmt.

Nullify: Auch hier ist das Doppelblau ein zentraler Faktor. Sprich, man wird es nicht zuverlässig im zweiten Zug bereit haben. Zwar sind Counter auch im späten Spiel solide, aber Bestow führt oft dazu, dass man sich auch im späten Spiel mal austappen möchte. Weitere Argumente sind, dass in Blau-Schwarz eben Schwarz so farbintensiv ist, dass man im zweiten oder dritten Zug auch gerne Doppelschwarz hat, und dass man im grün-blauen Deck, welches oft auf Tempo ausgelegt ist, lieber den Creaturedrop haben möchte, anstatt auf den Counter zu spekulieren. Da schon lieber Dissolve, welches auch Removal neutralisieren kann, welches einen tempomäßig sonst oft in die Steinzeit zurücksendet.


Unterbewertete Karten


Akroan Skyguard: Ja, die Leute wissen, dass der Mann gut ist. Teilweise wird er aber auch als eher mittelmäßig eingeschätzt. In meinen Augen ist es ein klarer First Pick und die beste Common des Sets. Es stimmt schon, dass es die Möglichkeit gibt, dass er ein getopdeckter 1/1-Vogel ist, oder dass man mal keine Targets für ihn hat. Dennoch, zusammen mit einem Enabler im dritten Zug gewinnt er mehr Games als jeder andere frühe Drop, außerdem führt er in meinen Augen zu den stärksten Decks und Nutdraws des Formats.

Fearsome Temper: Die Karte ist neben dem Skyguard ein weiteres meist zuverlässiges Rezept für schnelle Siege. Man sollte nicht zu knapp 2-Drops aufsammeln, um es spielen zu können, aber es wird sich lohnen. Removal war schon in Theros teuer und unzuverlässig und das neue Removal (Asphyxiate, Bolt of Keranos, Fall of the Hammer) können im frühen Spiel nicht mit einem angreifenden 4/4er umgehen.

Servant of Tymaret: Obwohl ein 1/3er für drei Mana schon eher unterdurchschnittlich aussieht, muss man sich doch im Klaren sein, dass ein ungeblockter Angriff dieses Herrn eine Dreierdifferenz der Lebenszähler zur Folge hat. Selbst geblockt noch ein Leben zu saugen, ist in den schwarzen Decks oft gleichbedeutend, wenn nicht sogar besser als zwei Schadenspunkte und in der Defensive reicht der Body im Early Game schon oft aus, um was wegzublocken, und im Late Game dann mit der Regeneration sowieso. Solide Karte!

Setessan Oathsworn: Ja, der Mann ist besser als seine Schwester für vier Mana. Zwar stimmt die Analogie zu Wingsteed Rider und Skyguard nicht ganz – denn hier ist tatsächlich immer noch der Reiter die bessere Karte, aber es ist schon zentral, bereits einen Zug früher mit Ordeals und Bestow Faxen machen zu können. Auch die doppelte Devotion kann gut und gerne mal ein Bonus sein.

Swordwise Centaur: In meinen Augen die stärkste grüne Common in Born of the Gods. Das Format wird schneller und Grün verliert einen Booster mit Manaramp, was es automatisch mit einer tieferen Kurve kompensieren möchte. Außerdem wertet der Zentaur Feral Invocation dermaßen auf, dass man Letzteres nun auch höher picken kann und will.


So weit meine theoretischen Überlegungen in Kurzform. Doch nun zur Praxis – den Drafts bei der Pro Tour. Glücklicherweise kann hier die Coverage meinem alten Gedächtnis auf die Sprünge helfen. Den ersten Draft beispielsweise kann man schon mal hier verfolgen!

In meinem ersten Booster öffne ich als relvante Karten Siren of the Silent Song und Akroan Skyguard als mit Abstand die besten zwei Karten. Da ich den Skyguard erstens als spielstärker erachte und mich die Sirene gleich auf zwei Farben setzen würde, sammle ich mir den weißen Flieger gerne ein. Apropos Weiß: Was ich nicht weiß - Travis Woo und später auch William Jensen vor mir picken dieselbe Karte. Ich bleibe zwar mit der Phalanx noch bei meinem Plan, merke dann aber, dass ich die Farben wechseln muss. Blau scheint mir sehr offen und auch in Grün kommen spät spielbare Karten herum. Fieserweise verlässt auch Travis Woo vor mir Rot-Weiß und streckt seine Fühler in die grün-blaue Richtung, wofür er dann aber im nächsten Pack bestraft wird und sich nicht ganz festlegen kann.

Ich öffne für mich sehr unspektakuläre Booster, werde jedoch von meinen Nachbarn in meiner Farbwahl bestätigt. Am Ende lande ich in einem guten, aber nicht überragenden Tempodeck.


9 Island
8 Forest

2 Voyage's End
Fate Foretold
Mortal's Resolve
Time to Feed
Dissolve
2 Sudden Storm


Sylvan Caryatid
Omenspeaker
Deepwater Hypnotist
Artisan of Forms
Nimbus Naiad
Setessan Oathsworn
Aerie Worshippers
2 Nylea's Disciple
Pheres-Band Tromper
2 Mnemonic Wall
Prescient Chimera
Prognostic Sphinx
Nemesis of Mortals

Sideboard:

Coastline Chimera
2 Hunt the Hunter
Shredding Winds


Ich bin mittelmäßig zufrieden mit meinem Draft, aber denke, dass es weitaus schlimmer hätte kommen können, wenn ich auf meinen Farben beharrt hätte.

In Runde 1 treffe ich auf William Jensen mit RW-Aggro. Er hat ein sehr starkes Deck, sicherlich eines der stärksten am Tisch. Das Spiel wurde auf Video aufgezeichnet und kann hier mitgeschaut werden.

Ich gewinne den Würfelwurf und kann die Partie eher gemächlich beginnen. Wir bauen beide unser Board auf, während ich mich mit meinen Sudden Storms und Voyage's End ziemlich sicher fühle. Jensens Draw ist eher mäßig, und nach einigen eher unspektakulären Drops kann ich mit den Stürmen genügend Schaden durchdrücken. Im zweiten wie im dritten Spiel nimmt Jensen Mulligan auf sechs und spielt ein sehr langsames Spiel mit mehreren 5-Drops, was mich im zweiten mit Bounce und Storms etwas auf dem falschen Fuß erwischt, im dritten aber dazu führt, dass ich ihn einfach überrennen kann.

Runde 2 spiele ich gegen einen weiteren Hall of Famer, Antoine Ruel, mit Blau-Schwarz. Ich gewinne abermals den Würfelwurf und habe nach meinem Mulligan leider nur wenig Druck, gepaart mit meinen beiden Sudden Storms. Antoine hat eine ziemliche Anhäufung von Removal, was die Stürme auch nicht besser macht. Zwar kann ich ihn in zwei Angreifen auf drei Leben hinunterschlagen, gehe dann aber gegen seine Übermacht ein. Das zweite Spiel zieht sich extrem in die Länge. Antoine hat Whip of Erebos mit Gray Merchant of Asphodel, Disciple of Phenax und zweifachem Marshmist Titan, von welchen ich Erstere auf dem Spielfeld belassen muss, Letztere doppelt in die ewigen Jagdgründe schicke. Meine Sphinx hilft mir, die Draws etwas angenehmer zu gestalten, und am Ende kann ich ihn in zwei effizienten Angriffen von Setessan Oathsworn besiegen. Im dritten Spiel tauschen wir meine Tiere gegen sein Removal, bis sich die Sphinx wieder zeigt und er direkt scoopt.

In der dritten Runde stehe ich Francesco Hugony mit einem weiteren UB gegenüber. Er hat dem Anschein nach sämtliche Tiere und zweimal Gray Merchant of Asphodel abgegriffen, dafür hat er nur wenig Removal. Ich verliere den Würfelwurf, nehme einen Mulligan und kann mich einmal locker gegen seine Flut durchsetzen, brauche beim zweiten Mal dann wieder einen gut getimten Sturm, um den Draft zu gewinnen. Ein gutes Gefühl, wenn ich doch nur nicht so eine Flasche im Constructed wäre. Doch mehr dazu später. Weiter mit einem Zeitsprung beim nächsten Draft …

Diesmal geht mein Plan mit Rot-Weiß-Aggro auf. Ich öffne Eidolon of Countless Battles und erhalte in den nächsten Packs zwar unspektakuläre, aber solide Karten in Kragma Butcher, Nyxborn Shieldmate und Elite Skirmisher. Da die Booster ohnehin eher mittelmäßig sind, scheint mir auch keine andere Farbe übermäßig offen zu sein. Im zweiten Booster werde ich für meine gerade Linie belohnt und am Ende scheine ich wie auch meine Nachbarn solide Decks zu haben.


9 Mountain
8 Plains

Gods Willing
Dragon Mantle
Magma Jet
Ordeal of Purphoros
Nyxborn Rollicker
Eidolon of Countless Battles
Divine Verdict
Rage of Purphoros


Nyxborn Shieldmate
Favored Hoplite
Akroan Crusader
Deathbellow Raider
Reckless Reveler
Anax and Cymede
Elite Skirmisher
Spearpoint Oread
Kragma Butcher
Two-Headed Cerberus
Wingsteed Rider
Archetype of Aggression
Purphoros's Emissary
Ill-Tempered Cyclops
Stoneshock Giant

Sideboard:

Pharagax Giant
3 Lagonna-Band Elder
Last Breath
Fleetfeather Sandals
Minotaur Skullcleaver


Mein Deck gefällt mir sehr – auch wenn ich gerne weitere 2-Drops gehabt hätte, so kann ich es doch bis zu einem gewissen Grad mit meinen 1-Drops und den dazugehörigen Enablern kompensieren.

In der ersten Runde treffe ich auf Ruger Hebert. Der hat ein starkes blau-grünes Tempodeck mit Boon Satyr und Hero of Leina Tower. Er gewinnt den Würfelwurf, was mich zwar stört, aber angesichts seines Mulligans nicht so schlimm ist. Ich habe einen schnellen Draw, welchen er zu racen versucht, es aber gegen Wingsteed Rider nicht schafft. Im zweiten Spiel lege ich früh Anax and Cymede und schlage ihn in einem ressourcenverschleißenden Angriff, bei welchem auch das Königspaar stirbt, auf sechs Leben. Dies hat jedoch zur Folge, dass er den Rest des Spiels zu Hause bleiben muss, während wir beide unsere Streitkräfte aufbauen. Im Endeffekt habe ich dann doch mehr Kreaturen als er, da er manches Getier als Aura spielt, und in einem All-in-Attack, in welchem er zwei Tricks haben müsste, um zu überleben, schlage ich ihn tot. Er zeigt mir die oberste Karte seiner Bibliothek – Noble Quarry. Da hab ich noch mal Schwein gehabt.

Runde 2 gegen Melissa DeTora ist komplett schriftlich festgehalten. Da gibt es leider nicht viel mehr zu erzählen, als man bereits lesen kann. Aber man kann modische Frisuren auf den Fotos begutachten.

Runde 3 darf ich gegen Meng Qiu Zhang mit Rot-Weiß ran. Er ist weniger aggressiv als ich, hat dafür etwas Removal im Deck. Ich lege meine Tiere und warte artig, bis er sich austappt, um danach mit Auras mein Team quasi unbesiegbar zu machen.

Zusammenfassend nochmals im Schnelldurchlauf:

Matches: 6:0
Spiele: 12:4
Würfelwurfe: 3:3
Mulligans: 2:3

Man muss nicht erwähnen, wie glücklich ich über das Resultat bin, aber eben, wäre ich doch nur ein besserer Constructedspieler. Doch zu diesem Kapitel erzähle ich gerne im nächsten Artikel mehr …




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