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Modo Diary – Flashbacks
von Nico Bohny
08.01.2014

Nostalgie ist mein zweiter Vorname. Also im übertragenen Sinn, versteht sich. Aber ganz im Ernst, ich horte in meinem Keller haufenweise Kisten mit alten Briefen, Zeichnungen, Postkarten, Büchern, Zeitungsschnipseln und allem sonstigen, was für mich irgendwie emotionalen Wert besitzt. Ich glaube zwar nicht, dass ich damit als Messi gelte, weder aus psychologischer und schon gar nicht aus fußballerischer Sicht, aber um mein langsam älter werdendes Gedächtnis zu stützen, sammle ich alles, was ich irgendwie mit positiven Erinnerungen vernetze, um hie und da in kalten, verregneten Wintertagen wie heute darin zu stöbern und mich daran zu erfreuen. Sozusagen ein aus Krimskrams bestehendes Tagebuch von jeher.


Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum ich auf Magic Online so gerne alte Draftformate spiele. Ein weiterer ist sicher, dass mir die aktuellen Draftformate zum Hals raushängen. Auf jeden Fall haben die letzten Wochen mein nostalgisches Herz um einiges höher schlagen lassen. Und nein, Magic Online ist nicht tot, falsche Propheten hin oder her. Und Magic schon gar nicht, und all die gemütlichen Stubenhocker werden das beim momentanen Wetter nur bestätigen können.

Ein weiterer, nicht unabdingbarer Grund für meine Liebe zu alten Draftformaten auf Magic Online ist ganz bestimmt auch der Value, den solche Formate oft mit sich bringen. Einerseits spielen die Leute im Schnitt einiges schlechter, da quasi niemand das Format kennt beziehungsweise sich daran erinnert, andererseits sind die Einzelkarten in älteren Sets dank Pauper und Legacy wahnsinnig viel wert. Warum sollte man Theros draften, wenn in Maskendrafts die wertvollste Common ähnlich viel Gewinn bringt wie die teuerste Mythic aus Griechenland? Und das hat jetzt nichts mit Krise oder so zu tun – vielmehr mit dem extrem niedrigen Angebot an solchen Karten.


Kapitel 1: Triple-Innistrad

Angefangen haben die ganzen Flashbackdrafts für mich mit einem zugegebenermaßen valuearmen Draftformat. Was einerseits daran liegt, dass das Format noch nicht alt ist und die Karten noch in Hülle und Fülle vorhanden sind, und andererseits daran, dass die Leute das Format noch zu gut spielen.

Trotzdem – falls ihr zu den Leuten zählt, die sich noch gut an das Format erinnern können, dann wisst ihr, wie spaßig die ganzen Graveyarddecks waren. Leider wussten das noch zu viele Leute, sodass selten ein wirklich gutes Selfmilldeck zusammen kam, aber Spaß machte es trotzdem. Ich kann mich erinnern, wie mächtig sich das Selfmilldraften bei den Worlds in San Francisco angefühlt hat, wo meines Wissens nach nur wir Schweizer, ein paar Japaner und vielleicht noch der eine oder andere Ami mit dem Archetyp vertraut waren – das gab saftige Draftdecks. Nach der großen allgemeinen Erleuchtung machte es dann nur noch halb so viel Freude – dennoch eine Kostprobe:


Um der Wahrheit die Ehre zu geben, habe ich in den etwa sechs Drafts, die ich gespielt habe, umgerechnet um die 25 Tix Verlust gemacht. Ohne Moneyrares ist das rentable Draften schon extrem schwer und außer Geist of Saint Traft und Liliana of the Veil ist meines Wissens nichts mehr in der Edition, was mehr als fünf Tix Wert aufweist. Na ja, und nach ein paar erfolglosen Drafts war mein Hunger nach den düsteren Wäldern und modernden Gräbern von Innistrad dann auch gestillt.


Kapitel 2: Tempest-Block

Unter Kennern auch als „Wasteland-Lotterie“ bekannt. Wasteland gibt's in Tempest als Uncommon und ist um die 65 Tix wert. Das ist schon eine ganze Menge, aber die meisten Leute stellen sich das auch viel zu einfach vor. Beispielsweise öffne ich etwa in knapp jedem sechsten Theros-Draft selbst eine Sea God's Revenge – 63 Uncommons im Set und neun davon (plus allfällige Foils) öffne ich pro Draft. Kommt mir natürlich häufiger vor, da man jede Theros-Uncommon auch mal weitergeschoben bekommt. Nicht so im Tempest-Block – statt dreier Tempest-Booster gibt's nur eines und anstelle von 63 Uncomons gab's in Tempest deren 110. Also drei (plus eventuelle Foil) pro Booster, macht in jedem 37. Draft ein Wasteland. Ernüchternd, nicht? Ich habe schon die Theorie gehört, dass Wasteland eben eine seltenere Uncommon sei als die anderen – was natürlich Schwachsinn ist und wohl daher kommt, dass man jede andere Uncommon gefühlt in jedem zweiten Draft einmal vorbeiziehen sieht. Na ja, als schwachen Trost gibt's ja noch Lotus Petal


Ich habe rund 15 Drafts in dieser Woche geschafft, und nein, ich habe den Jackpot nicht geknackt. Aber ja, 15 ist schon eine stattliche Zahl für einen Menschen, der nebenbei noch arbeiten sollte. Ganz für die Katz war's dennoch nicht – City of Traitors war nebst diversen 5–10-Tix-Karten mein größter Fang, und da eine City of Traitors mehr Wert besitzt als drei Stormbreath Dragons (momentan wertvollste Theros-Mythic), denke ich schon, dass man mit dem Value des Formats ganz zufrieden sein kann.

Ach ja, das Format war übrigens vom spielerischen Aspekt gesehen ziemliche Grütze. Viel zu viele unbalancierte Karten, auch im Commonbereich (Feuerbälle, anyone?), und mit Shadow eine Fähigkeit, die es neben Flying einfach nicht gebraucht hätte. Auch Horsemanship nicht, im Übrigen. Das Deck, welches mir am meisten Spaß bereitet hat?


Warum mir das Deck positive Gefühle beschert hat? Wegen der Rare im Sideboard. Genug gesagt zum Spielspaß des Formats!

Eingeläutet wurden Tempest-Drafts übrigens durchs Thanksgiving-Birds-Sealed – ein Phantom-Sealed mit den Boostern, welche die meisten Birds beinhalten. Das war ganz witzig zu spielen und gab die tollen Tempest-Block-Booster als Preise, welche man dann während der Woche verjubeln konnte. Eigentlich schade, dass man das nur an einem Tag spielen konnte. So sah im Übrigen eines meiner zwei Decks aus:


Mein Umsatz während der Tempest-Woche war gar nicht schlecht – ich denke, so 70 Tix ins Plus habe ich's schon gebracht.


Kapitel 3: Modern Masters

Mal vorneweg: Ich liebe Modern Masters! Als ich sah, dass man das online wieder draften kann, wollte ich zuerst einen vollen Artikel darüber schreiben. Das Format ist so dermaßen gut, dass es mir bisher noch nie verleidet ist, obwohl ich es wohl etliche Stunden mehr gedraftet habe als so manch anderes Format.

Zudem ist Modern Masters eine reine Geldquelle, wenn man sich darin auskennt. Auskennen bedeutet: den Wert der Karten kennen und dementsprechend raredraften und vor allem natürlich die Drafts lesen. Das Set hat wenige überpowerte Einzelkarten, viel wichtiger ist die Synergie. Man draftet also eher Archetypen als Farbkombinationen. Wer lesen kann, welcher Decktyp offen ist, wird das beste Deck am Tisch haben. Punkt. Und falls alles schiefgeht, geht das X-Color-Value-Deck immer als Plan B.


Was man übrigens auch wissen sollte, ist, wie Pestermite online funktioniert. Pestermite tappt ungetappte respektive enttappt getappte Permanents, und wenn in response auf den Trigger beispielsweise das angezielte Land getappt wird, sollte man niemals „Yes“ drücken, wenn Magic Online danach fragt, ob man die Ability nutzen will. Das wissen geschätzte 50% der Drafter nicht, was oft erstaunlich relevant ist.

Ich merke, ich komme schon wieder ins Schwärmen – ich könnte euch wirklich allerhand über Modern Masters erzählen, und wer weiß, vielleicht mache ich das mal zu einem fürs Format relevanteren Zeitpunkt. Dennoch zusammenfassend, mein Ausflug in die Welt der modernen Meister:

Archetyp Resultat Raredrafts Value in Tix
5-Color-Green 1:1 Foil-Explosives −15
Thallids 0:1 Elspeth, Knight-Errant, Foil-Kataki −15
Affinity 2:1 Arcbound Ravager +8
Thallids 3:0 (Foil-Sporesower Thallid) +36
UWx-Control 3:0 Vedalken Shackles, Vendilion Clique +61
Esper 2:1 Kiki-Jiki, zweimal Glen Elendra Archmage +13
URx 2:0:1 Vendilion Clique, Kiki-Jiki +45
UR-Affinity 1:1 Ravager, Explosives, Pact of Negation, Kira −13
Arcane Storm 3:0 Tarmogoyf +90
Rebels 0:1 Cryptic Command −14
Thallids 0:1 Foil-Confidant, Pact of Negation, Blood Moon +6
Dredge-Goblins 0:1 −25
Affinity 3:0 Ravager, Æther Vial +41
Faeries 1:1 Cryptic Command, Pact of Negation −12
UGx 1:1 Foil-Pulse −25

Im Ganzen habe ich mir wohl um die 200 Tix dazuverdient – ein ganz netter Verdienst für um die 30 Stunden Spaß (mal ohne den Stundenlohn auszurechnen). Außerdem habe ich mir einiges an Modernkarten zusammengekauft. Ich denke nämlich, die Karten werden nie wieder so tief stehen wie zu einem Zeitpunkt, an dem's keine Daily Events, wohl aber Modern Masters-Drafts gibt.


Kapitel 4: Rise of the Eldrazi

Hier leider noch einmal ein Value-Tiefpunkt in der Geschichte der Value-Drafts, dafür ein Höhepunkt für die Freude. Rise of the Eldrazi war ein prima Format, und auch wenn mittlerweile alle nur noch die grünen Rampdecks draften, gab's durchaus gute andere Decks – auch hiervon eine Kostprobe:


Hier war ich leider nicht sonderlich erfolgreich – um die fünf Drafts habe ich mir trotzdem gegönnt, mit roten Zahlen in Höhe von etwa zwanzig Tix.


Kapitel 5: Mercadian Masques

Dafür kommen wir auch gleich zum Höhepunkt der Flashback-Wochen: Mercadian Masques und Cube. Ein Format mit wahrhaftigen Bodenschätzen und ein anderes mit unendlich Spaßfaktor. Maskendrafts waren leider nicht sonderlich interessant auszuspielen, aber dennoch erstaunlich skillintensiv. Das Gute an der Tatsache, dass das Ausspielen der Matches so viel langweiliger war als das Draften, war, dass man im Finale immer drawen, splitten und so möglichst schnell in die nächste Queue hüpfen konnte. Auch hier ein Beispieldeck:



Noch besser ist es unserem Nova-MC in der Skype-Konferenz ergangen. Aus Langeweile hat er drei Booster aufgerupft, und siehe da, in einem war Rishadan Port plus Submerge. Good Game. Für mich hat sich das Draften ebenfalls gelohnt – im Ganzen etwa Profit in Höhe von 130 Tix.

Auch an Cube hatte ich eine Menge Freude. Einen Draft hatte ich für Blackborder aufgezeichnet. Das Highlight: Turn 2 Elspeth, Sun's Champion. Welche mein Gegner gekonnt mit Turn 2 Tinker auf Darksteel Colossus beantwortet hat. Der reine Spaß. Das dazugehörige Deck:



Kapitel 6: Urza-Block

Zum Abschluss noch einmal ein durchaus gelungener Flashback. Neben dem Fauxpas, Pestilence als Common zu drucken, haben die Wizards damals sehr viel richtig gemacht. Das Format gibt echt viel her und sorgt für spannende Spiele, wenn sich nicht gerade einer der Spieler einer Opposition samt Horseshoe Crab bedient (ich erkläre mich schuldig – Reaktion des Gegners: F*ck yourself and go die in a hole … und concede). Toll auch hier die Value-Common in Form von Cloud of Faeries, welche sich nach der Flashbackwoche auf rund vier Tix einpendeln sollte und welche man interessanterweise stets ziemlich spät ergattern konnte. Meine Top-Rare hier: Exploration (circa 20 Tix), mein gesamter Umsatz etwa 80 Tix.


Mit meinem wohl stärkstem Deck habe ich meine Flashbacksaison abgeschlossen, jetzt geht's mit den verdientem Value erst einmal in die Ferien. Bis zum nächsten Mal!




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