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Die Worlds aus deutscher Sicht
von Florian Koch
07.12.2010



Chiba, Japan, 9. Dezember 2010. Die Magic-Weltmeisterschaften beginnen und mit von der Partie sind auch einige Deutsche. Bald-Level-7-Pro Simon Görtzen, das Team Deutschland um Dennis Johannsen, die aktuellen Level-4-Brüder Gräfensteiner, der letztjährige Achte Florian Pils und einige andere. Insgesamt sind 16 Deutsche qualifiziert, aber man kann wohl nicht davon ausgehen, dass alle auch tatsächlich in Chiba an den Start gehen. Ich würde eher mit zehn deutschen Teilnehmern rechnen und die möchte ich euch ein wenig vorstellen. Außerdem gibt es einen kleinen Ausblick auf die zu vergebenden Titel, wobei eine Prognose den Weltmeister selbst betreffend über die Fähigkeiten meiner Kristallkugel hinausgeht. Da kann ich nur auf die üblichen Verdächtigen verweisen.


Die deutschen Spieler

Dirk Baberowski, Curaçao, Pro-Points: 2 – Dirk ist zwar über die Hall of Fame qualifiziert, aber mit ihm würde ich von allen Qualifizierten in Chiba am wenigsten rechnen, daher spare ich mir mal, seitenlang seine Erfolge aufzuzählen.

Kai Budde, Hamburg, PPs: 12 – Wenn Kai vorhätte, nach Chiba zu fliegen, wäre das mittlerweile bekannt, denke ich mal. Kai ist über Hall of Fame qualifiziert und auch über Rating, da hat er bei seiner Top 8 in Amsterdam nämlich durchaus etwas angespart.

Lino Burgold, Freiburg, Baden-Württemberg, PPs: 10 – Der amtierende Rookie of the Year hat eine eher mäßige Saison hinter sich. In San Diego lief es mit einem 80. Platz noch am besten, in San Juan hingegen schaffte Lino überhaupt nur zwei Siege und in Amsterdam erreichte er zwar den zweiten Tag, kollabierte dann jedoch mehr oder weniger. Aber die Pro Touren waren bisher eh nicht unbedingt Linos Stärke, seinen Rookie-Titel hat er sich letztes Jahr auf den anderen Pro-Veranstaltungen verdient. Doch auch da würde ich die Ergebnisse mal als durchwachsen bezeichnen. Einige zweite Tage waren zwar dabei, aber wirklich gut lief es nur in Florenz, wo es immerhin zu einem 13. Platz reichte. Linos Saison und seinen bisherigen PT-Auftritten nach würde ich ihn nicht unbedingt in Chiba oben dabei erwarten. Da spielt sicher mit, dass Lino nicht unbedingt besonders zielorientiert ist. Auf der anderen Seite kann er das häufig durch sein ziemlich beeindruckendes Talent kompensieren und so könnte er auch bei den Worlds für eine Überraschung gut sein, nicht nur was die Deckwahl betrifft.

Nikolas Crisci, Winterhausen, Bayern, PPs: 6 – Das ist mit Sicherheit der Unbekannteste in dieser Liste. Tatsächlich bin ich an dieser Stelle schon froh, dass ich erstens überhaupt mal gegen ihn gespielt habe und mich zweitens sogar noch daran erinnern kann. Da habe ich ihn, ohne beleidigend sein zu wollen, eher als soliden Casual-Spieler eingeschätzt. Nichtsdestotrotz hat er sich mit einem 25. Platz in Amsterdam die Ratingqualifikation für Chiba gesichert. Da Nikolas diese Saison sonst fast gar nicht in Erscheinung getreten ist, bleibt unklar, ob er in Japan ist, und wenn ja, ob er seine Performance aus Amsterdam bestätigen kann. Ich würde auf beides nicht wetten wollen.

Simon Görtzen, Aachen, Nordrhein-Westfalen, PPs: 38 – Auch wenn Simon bei allen seinen Gegnern als hervorragender Spieler respektiert war, kommt man nicht umhin zu sagen, dass die Saison für ihn mit einem außergewöhnlichen Paukenschlag begann. Eine PT-Top-8 hätten die meisten wohl als längst überfällig betrachtet, aber der Sieg im ersten Anlauf kam doch eher überraschend, zumal da auch noch ein gewisser LSV aus dem Weg zum Titel zu räumen war. Aber so ist das, wenn es läuft, dann richtig und Simon ist gewiss nicht der Mensch, der anfängt Fehler zu machen, wenn er die Chance wittert, etwas Großes zu erreichen, im Gegenteil. Dass er in San Diego auf dem Weg zur Top 8 das nach seinen eigenen Aussagen beste Magic seines Lebens gespielt hat, ist weniger Zufall als charakteristisch für Simon. Insgesamt hat Simon mit einem 39. Platz in San Juan und einem 46. Platz in Amsterdam eine herausragende Saison gespielt. Bei den Grand Prix lief es zwar nicht ganz so gut, aber auch da waren mehrere zweite Tage mit zählbaren Erfolgen dabei. Für die Worlds fehlt vielleicht ein bisschen die ausführliche Vorbereitung, aber das hat ihn in Amsterdam ja auch nicht weiter gestört. Von Simon würde ich in Chiba keine ausgefallenen Decks mit großartig neuer Tech erwarten, aber was er an den Start bringt, wird er wie immer am Limit spielen und da dürfte eine weitere Top 50 allemal drin sein. Top 8 würde übrigens bedeuten, dass Simon als erster deutscher Pro Level 8 erreichen würde.


Simon Görtzen, Daniel Gräfensteiner, Tobias Gräfensteiner

Daniel und Tobias Gräfensteiner, beide Nürnberg, Bayern, PPs: 21/20 – So unterschiedlich die beiden in Wirklichkeit sind, es will keinen richtigen Sinn ergeben, sie hier getrennt aufzuführen. Beide sind über Pro-Level 4 qualifiziert und beide waren dieses Jahr in der Top 8 der DM, wo es durch ein Aufeinandertreffen im Viertelfinale nicht für beide zum Team reichen konnte. Gemein ist ihnen auch der Hang zu extremen Ergebnissen. Auch wenn sie noch so viele Cuts in Serie verpassen, man muss immer damit rechnen, dass sie beim nächsten Event ganz oben dabei sind. Das kann man auf ihren Hang zu etwas exzentrischen Decks zurückführen, der eher Top-8- und 1-4-Drop-Ergebnisse produziert als solide Top-32-Finishes. Damit sind übrigens nicht nur Constructed-Decks gemeint, sondern durchaus auch Draftdecks, wobei das bei Tobi schon an „Fancy Play Syndrom“ grenzt, während Daniel eher mal einen ausgetretenen Pfad beschreitet. Neben der schon erwähnten gemeinsamen DM-Top-8 haben beide diese Saison jeweils eigentlich nur ein herausragendes Ergebnis erzielt. Daniel erreichte in San Diego die Top 8, Tobi beim GP Lyon das Finale. Um bei den Worlds ganz oben mitzumischen, müssten sie jetzt gewissermaßen zwei Hits in Folge landen. Einerseits war Tobi bei den Worlds in Rom als 29. zweitbester Deutscher und Spieler von diesem Talent sollte man grundsätzlich nicht abschreiben, andererseits halte ich es auch für mit am wahrscheinlichsten, dass sie einfach einen schwarzen Tag erwischen und untergehen, was ziemlich ungünstig wäre, das sie nur vier und fünf Punkte brauchen, um Pro-Level 5 zu erreichen.

Christian Hauck, Dannstadt-Schauernheim, Rheinland-Pfalz, PPs: 10 – Auf der DM wurde er Vierter und ist somit unser Ersatzmann im National-Team. National-Team-Ersatzmann ist, glaube ich, die unsinnigste Funktion überhaupt, aber das kann Christian egal sein, denn die Einladung zu den Worlds gab es so oder so. Wie Nikolas ist auch Christian ein ziemlich unbeschriebenes Blatt. Was ich als Coverage-Mann in der DM-Top-8 dieses Jahr sehen konnte, sah nach grundsolidem Magic aus. Wenn ich bei den anderen Spielern von „herausragendem Talent“ rede, dann könnte man meinen, dass „grundsolide“ die freundliche Formulierung für „nicht so gut“ sein soll, aber so ist das nicht gemeint. Nur hatte ich den Eindruck, dass Christian noch ein wenig die mentale Stärke fehlt. Im Match um Platz 3 gegen Jörg war das vierte Spiel ein episches, in dem Christian mit multiplen Vengevine und allen vier Bloodbraid Elf gegen Jörgs Junddeck eigentlich alle Trümpfe in der Hand hätte haben sollen. Dennoch verlor er dieses Spiel, was ein wenig Zweifel daran aufkeimen lässt, ob er es so tight gespielt hat, wie nötig gewesen wäre. Dass er im fünften Spiel dann wirkte, als wäre er on tilt, verstärkt den Eindruck, dass es auf der mentalen Seite noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Auf der anderen Seite kommt Christian aus einer Gegend, die nicht unbedingt auf der Landkarte für deutsches Magic-Pro-Play steht, was dafür spricht, dass sein Erfolg sicher nicht mit „Vom Prokumpel das richtige Deck in die Hand bekommen“ zu erklären ist. Das Deck und das nötige Spielverständnis wird er schon selbst mitgebracht haben. Bleibt die Frage, ob das ohne Magic-Crew im Rücken für eine Weltmeisterschaft reicht. Ich bin da ein wenig skeptisch.


Christian Hauck, Dennis Johannsen

Dennis Johannsen, Hamburg, PPs: 20 – Und heute in der Kategorie Golden Oldies: Der Deutsche Meister! So alt ist Dennis in Wirklichkeit natürlich nicht, aber wer von allen Spielern an den meisten Deutschen Magicmeisterschaften teilgenommen hat und dann Deutscher Meister wird, muss sich das mal gefallen lassen. Dazu kommen diese Saison nicht viele weitere Auftritte, aber der in San Diego war dafür durchaus beeindruckend. Nachdem er das Elimination-Match gegen Simon in Runde 15 verlor, reichte es anschließend immerhin noch für einen 16. Platz. Dafür lief in Amsterdam überhaupt nichts, obwohl er das gleiche Deck hatte, mit dem Kai Top 8 gemacht hat. Ein Top-64-Finish würde nicht nur dem Team gut tun, sondern Dennis auch auf Level 5 bringen; bei gerade einmal fünf gespielten Pro-Events wäre das eine äußerst beeindruckende Bilanz.

Reinhold Kohl, Brühl, Nordrhein-Westfalen, PPs: 1 – Reinholds Saison 2010 lässt sich kurz und treffend zusammenfassen als „nicht stattgefunden“, trotz Pro-Level 4. Einzig in Lyon gab es einen Pro-Punkt. Da Reinhold nicht einmal in Amsterdam war, was von Köln/Brühl aus wirklich um die Ecke liegt, würde ich nicht damit rechnen, dass Reinhold in Chiba ist.

Andreas Müller, Regensburg, Bayern, PPs: 10 – Andreas ist über Total-Rating für die Worlds qualifiziert, da er seit seinem Sieg in Madrid quasi keine sanktionierten Turniere mehr gespielt hat. Ich weiß nicht, ob das geplant war. Man sagte mir, Andreas würde, wenn er Lust und Laune hat, viel und vor allem gut spielen, aber wenn er keine Lust hat, eben auch gar nicht. Für San Juan wäre er jedenfalls direkt qualifiziert gewesen und für Amsterdam zumindest über Rating, aber er hat diese Saison keine PT, keinen GP und auch nicht die DM gespielt. Da erscheint es eher unwahrscheinlich, dass er in Chiba ist, aber nichts Genaues weiß man nicht …


Andreas Müller, Florian Pils

Florian Pils, Crissier, Schweiz, PPs: 15Germany's Switzerland's most underrated Pro, der Flo. Na ja, nicht ganz, die meisten wissen schon, wie gut er ist, denke ich, aber bei ihm fehlt noch so eine herrausstechende Saison. Der Flo ist jedenfalls so was von qualifiziert für Chiba: Top 8 Worlds letztes Jahr, Top 50 Rating Europa und die Level-3-Invitation. Die vierte Einladung hat er auf der DM nur ganz knapp verpasst mit seiner zweiten Viertelfinalniederlage in Folge. Florian hat dieses Jahr nicht besonders viele Turniere gespielt, aber zwei, auf denen es nicht so lief, stehen Platz 10 in Lyon, Platz 6 auf der DM und Platz 17 in Amsterdam gegenüber. Da für den Flo sowieso gilt, „Je länger das Turnier, desto besser“, würde ich von ihm in Japan ein weiteres gutes Ergebnis erwarten, aber das muss ja auch her, damit er nächstes Jahr Level 4 ist, denn die nötigen fünf Punkte gibt es nur für die besten 64.

Raul Porojan, Freiburg, Baden-Württemberg, PPs: 5 – Durch einen Online-PTQ für Amsterdam qualifiziert sah es dort nach 13 Runden so aus, als könne Raul vielleicht sogar die Top 8 erreichen, aber mit drei Punkten aus den verbleibenden drei Runden reichte es am Ende „nur“ für Platz 35, immerhin noch gut genug, um eine Rating-Qualifikation für Chiba und eine PT-Top-50-Invitation für Amsterdam einzuheimsen. Sonst konnte man Raul dieses Jahr nur auf der DM und in Lyon sehen und gerüchteweise wird er leider auch nicht in Chiba sein können.

Jan Rueß, Hamburg, PPs: 17 – Hat angefangen zu arbeiten und weilt deshalb zurzeit auf Curaçao und nicht in Japan.

Sebastian Thaler, Flintsbach, Bayern, PPs: 18 – Was bei den meisten anderen eine Supersaison gewesen wäre, ist für Sebastians Maßstäbe schon fast eine Enttäuschung. In Oakland lief es nicht, aber danach folgten: Brüssel 13., Lyon 24., Washington 41., DM 14., Bochum 60., Florenz 30. Sechs Events in Folge in den Preisrängen, aber leider fehlt der richtige Ausreißer nach oben. Thaler war diese Saison zwar mehrfach nah dran, hat die Top 8 allerdings nie erreicht. Dazu kommen zwei verpasste Day 2 auf der Pro Tour und ein ziemlich miserabler zweiter Tag in San Juan. Mit dem Antreten in Chiba wird Sebastian zwar auf jeden Fall wieder Pro-Level 4 sicherstellen, aber für Level 5 müsste es schon ein Top-24-Finish sein. Mit ein bisschen mehr Glück als auf den anderen Pro Touren dieses Jahr ist das aber durchaus drin. Tatsächlich ist Thaler im Moment in ziemlich guter Form und ich wäre nicht im Geringsten überrascht, ihn in der Top 8 zu sehen, doch da gehört dann wie immer mehr als nur ein bisschen Glück dazu.


Sebastian Thaler, Jörg Unfried

Jörg Unfried, Algishofen, Baden-Württemberg, PPs: 19 – Der Lumberjack ist gewissermaßen der deutsche Rookie. Jörg ist zwar schon lang dabei, aber in dieser Saison lief es zum ersten Mal richtig gut. Bezeichnend für Jörg ist übrigens, wie er sich für die Pro Touren qualifiziert hat. Für San Diego qualifizierte er sich durch einen Online-PTQ, zu einer Zeit, als man erst mal einen Grinder gewinnen, dann beim PTQ X-1 spielen musste, um dann schließlich die Top 8 zu rocken. 16 Stunden Spaß … Nachdem er beim Last-Chance-Qualifier in Hawaii im Jahr zuvor Fünfter geworden war, klappte es dieses Jahr in San Juan. Nach 0-1-Start hängte Jörg ein 6:0 an und eliminierte schließlich in der letzten Runde den 6:0 gestarteten Willy Edel. Wundert es wen, dass Jörg quasi ohne Schlaf, Deck und Vorbereitung am nächsten Tag noch gut genug war, um 5:3 zu spielen und damit den zweiten Tag zu erreichen? Da war dann zwar endgültig Endstation, aber dennoch ist der Jörg ein Grindmonster. Wenn er läuft dann läuft er. Für Amsterdam war es dann zur Abwechslung mal „nur“ ein ganz normaler PTQ, der ihn qualifizierte. Es folgten der dritte Platz bei der DM inklusive eines epischen Matches um Platz 3, bei dem die meisten wohl schon aufgegeben hätten, und die Top 8 in Florenz. Wie ein paar andere auch, braucht Jörg in Chiba nur anzureisen, um den nächsten Pro-Level zu erklimmen, für Level 5 müsste allerdings ein Top-64-Finish her oder ein gutes Teamergebnis.


Die Teams

Unser Team besteht aus Dennis Johannsen, Tobias Gräfensteiner und Jörg Unfried. Die drei ergeben mit Sicherheit eins der besten Teams auf den diesjährigen Worlds und auch eins der besten Teams, die Deutschland je gestellt hat. Häufiger als Befürchtungen über spielerisches Versagen habe ich bisher die Sorge gehört, dass sich das Team disqualifizieren lassen könnte. Tatsächlich bringen die drei einiges an schlechtem „Karma“ mit: Dennis hat sich vor Jahren bereits einmal disqualifizieren lassen und wurde auf der DM des Cheatens bezichtigt, Tobi ist ebenfalls schon mal disqualifiziert worden, und als Jörg 2006 das letzte Mal dritter im Team war, wurden seine beiden Mitstreiter disqualifiziert. Ich gehe allerdings davon aus, dass Dennis seine Lektion auf der DM gelernt hat. Tobi ist bei allem Quatsch, den er sonst so macht, am Tisch meist eher ruhig und bedächtig und Jörgs Integrität ist eh über jeden Zweifel erhaben, sodass ich nicht mit Problemen rechne. Mit dem Bracht-Tenenbaum-Team ist dieses hier jedenfalls nicht zu vergleichen. Sportlich würde es mich überhaupt nicht überraschen, wenn unser Team die Top 4 erreicht. Das würde insbesondere für Dennis und Tobi realistische Chancen bedeuten, sogar noch Level 6 zu erreichen. Für Jörg wäre Level 5 damit sicher. Aber es gibt Konkurrenz, und obwohl viele Teams eher schimmelig aussehen, sind auch einige Brocken dabei.

China: Über die Chinesen weiß man wie immer nicht besonders viel, und da sich die Teams jedes Jahr neu zusammensetzen, bedeutet es erst mal gar nichts, dass sie amtierender Teamweltmeister sind. Der derzeit erfolgreichste chinesische Magic-Spieler Zhiyang Zhang, der letztes Jahr schon Teil des Teams war, ist allerdings auch dieses Jahr wieder mit von der Partie. Die anderen beiden sind dafür komplett unbeschriebene Blätter. Normalerweise stellt es jedoch einen leichten Vorteil dar, die PT auf dem eigenen Kontinent zu haben, sodass ich die Chinesen nicht als Favoriten sehen würde, aber ebenso wenig überrascht wäre, sie wieder mit vorn dabei zu sehen.

Tschechien: Die Tschechen haben mit Petr Nahodil, Lucas Blohon und David Do Anh sicher eins der talentiertesten Teams dabei. Blohon wird schon seit Längerem von Martin Juza als „the next big thing“ gehypt, und obwohl er diese Saison nur eine Top 8 in Lyon vorzuweisen hat, steht er schon bei 33 Pro-Punkten. Dafür braucht es einige sehr solide Pro-Tour-Finishes. David Do Anh wurde beim Grand Prix Madrid Zweiter und damit haben die Tschechen einen Legacy-Experten schon in den eigenen Reihen, was den anderen Teams gegenüber sicher einen großen Vorteil darstellt. Dazu kommt noch der tschechische Meister Petr Nahodil. Den Namen kann man schon mal gehört haben, aber bei ihm war diese Saison mit nur drei weiteren Pro-Points nicht allzu viel los.

Frankreich: Julien Perez, Guillaume Matignon und Antoine Ruel heißen die französischen Spieler. Das sind: ein heißer Anwärter auf den Titel Rookie of the Year, ein künftiger Level-7- oder vielleicht sogar Level-8-Pro und ein Hall of Famer. In der Summe ergibt das für mich einen der Favoriten auf den Team-Worldchampion. Gegen die Franzosen spricht, dass sie chronisch erfolglose Worlds-Teams haben. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber die Franzosen haben es als einzige der großen Magic-Nationen bisher nicht geschafft, auch nur ein einziges Mal die Finalrunden des Teamturniers zu erreichen. Eigentlich rechne ich fest mit den Franzosen, einfach aufgrund der Qualität des Teams, aber selbst die Japaner sind letztes Jahr mit einem der besten Teams aller Zeiten gescheitert.

Japan: Welch eine Überleitung uns das Alphabet hier doch beschert. Zum dritten Mal finden Worlds auf japanischem Boden statt, aber es ist erst das zweite Mal, dass die Japaner mitspielen, also „mitspielen“ im Sinne von oben mitmischen und Chancen auf Titel haben. Die letzten Worlds auf japanischem Boden waren ein absoluter Home-Run für die japanischen Spieler. Sie gewannen nicht nur den Team-Titel, sondern auch noch den Einzeltitel und stellten den Player of the Year. Für den letztgenannten Titel hat Saito in Florenz endgültig jegliche Hoffnung zunichte gemacht, aber die Japaner haben genügend hervorragende Spieler, um wieder einen Weltmeister stellen zu können. Das Team wird mit Katsuhiro Mori vom ersten japanischem Weltmeister angeführt und Tsuyoshi Ikeda ist so in etwa der japanische Bram Snepvangers. Lediglich der dritte im Team ist bislang völlig unbekannt. Shou Tagomori hat noch nicht einmal Pro-Level 2. Dennoch, und obwohl das Team der Franzosen beeindruckend ist, heißt mein Titelfavorit Japan. Mori und Ikeda bringen unglaubliche Erfahrung und Qualität ins Team und auch der Tagomori musste sich durch die zweitschwersten Nationals der Welt kämpfen. Dazu kommt, dass die Japaner vor heimischer Kulisse zu besonderer Form auflaufen.

USA: Die USA gehören irgendwie immer zu den Mitfavoriten, was wohl daran liegen mag, dass sie historisch im Teamteil das erfolgreichste Land sind. Tatsächlich würde ich allerdings so weit gehen, das aktuelle Team als historisch mies zu bezeichnen. Josh Utter-Leyton hat eine gute Saison hinter sich, aber ich würde ihn noch nicht zu den amerikanischen Top-Pros zählen. Anthony Eason spielt in Chiba seine erste Pro Tour und John/Conrad Kolos ist zwar schon eine Weile dabei, hat bisher aber auch keine besonderen Finishes vorzuweisen. Dazu kommt, dass die Teammitglieder aus San José, St. Louis und Philadelphia stammen, sodass eine gemeinsame Vorbereitung gänzlich auf ein paar Emails beschränkt sein dürfte.


Der Wettkampf um den Titel Player of the Year
Freut sich zu Recht: Brad Nelson

… ist nicht der Rede wert. Brad Nelson hat 15 Punkte Vorsprung vor PV, und da die beiden gemeinsam testen, ist ein grundverschiedenes Abschneiden eher unwahrscheinlich. LSV gehört ebenfalls zum ChannelFireball-Team, sodass für ihn das gleiche Argument zählt. Einigermaßen realistische Chancen hat ansonsten noch Martin Juza. Bei Nakamura und Watanabe sind die Chancen dann nur noch rechnerischer Natur, sie sollten schon gewinnen, um den Titel nach Japan zu holen. Auf der anderen Seite gab es schon mal eine ähnliche Konstellation. Vor den ersten Worlds in Japan, hatte Finkel zwar keinen großen Vorsprung, aber als seine direkten Konkurrenten Casey McCarrel und Steve OMS hinter ihm landeten, sollen ihm schon so einige Leute zum Titel gratuliert haben. Die Worlds gewann dann allerdings Kai und den Player-of-the-Year-Titel gleich mit. Kai hatte vorher 14 Punkte hinter Finkel gelegen. Ich will nicht behaupten, dass es wahrscheinlich sei, aber so könnte es auch Brad ergehen. Die große Gruppe von Spielern mit 38 Punkten schließlich kann den Amerikaner überhaupt nur noch einholen, wenn dieser sich disqualifizieren lässt.


Rookie of the Year

Ich würde euch da ja jetzt gern etwas von mir erzählen, aber mittlerweile bin ich da unter ferner liefen und offensichtlich auch nicht für die Worlds qualifiziert. Ähnlich geht es Niels Viaene aus Belgien und Matt Nass aus den USA. Matt ist mit 19 Punkten im Moment Zweiter und Niels ist mit 17 Punkten Vierter aber beide sind ebenfalls nicht für die Worlds qualifiziert. Daher werden es wohl Andrea Giarola aus Italien und Julien Perez aus Frankreich unter sich ausmachen. Andrea hat sechs Punkte Vorsprung, aber Julien ist Teil des starken französischen Teams, sodass der Vorsprung für Andrea nicht ganz so beruhigend aussehen dürfte.







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