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Block
Hawaii 6-0
von Nico Bohny
20.05.2009

Magic-Spielen läuft in ähnlichen Phasen ab wie das Leben selbst. Man startet in der Kindheitsphase, in der einem erstmals durch die Erziehung einige Regeln mit auf den Weg gegeben werden, man viel Freizeit und unendlich viel Spaß hat und die eigenen Taten meist durch naives und verspieltes Verhalten geprägt sind. Dann fängt man an, sich aneinander zu messen, weitere Schritte längerfristig zu planen. Der Ernst des Lebens beginnt, man wird erwachsen. Das Leben macht nicht mehr ganz so viel Spaß wie am Anfang, aber schließlich wird man mit viel Kohle dafür vertröstet, also trauert man dem Verlust wenig nach. Und irgendwann hat man die Schnauze voll, wird alt und verbittert, weil das Leben so viel an Spaß eingebüßt hat, merkt, dass man nicht mehr so beweglich und zufrieden ist wie die jüngeren Leute, ist frustriert, und stirbt dann mal. Und wird anschließend nach buddhistischer Lehre neu geboren, als Poker- oder MMORPG-Spieler.

Letzte Woche habe ich mich mit einem alten Freund, der Magic-technisch noch ein totales Kind ist, getroffen. Dem macht das Spielen noch so richtig Spaß, der hat mit seinen Kollegen mal eine vierstündige Partie gespielt, weil sie einander nicht angegriffen haben, damit sich das Spiel ein wenig entfalten kann. Die Bilder sind noch wichtiger als die Rarity, der 7/6er aus der Fünften Edition ist noch eine gefühlte Mythic-Spoiler-Rare, und die Decks sind mindestens 100 Karten groß. Irgendwie vermisse ich diese Zeiten, ich wär manchmal auch gerne nochmals ein Kind. Zwar trinken und draften wir Erwachsenen ja, um uns ein wenig jünger zu fühlen (und um ohne Ausrede mit vergleichbar schlechten Decks mit schlechten Karten gegeneinander schlecht spielen zu dürfen), aber an sich hat man's als kindlicher Spieler einfach am besten.

Ich alter Mann hab dann mit meinem erweiterten Sealedpool den Jungs den Meister gezeigt, wir spielten zwei gegen zwei, Elspeth hat sich um einen gekümmert und ich mich um den anderen. Danach durfte ich den Jungs erklären, wie man ein gutes Deck baut und warum man auch noch andere Karten als dicke Würmer ins Deck packen muss. Ich hab's mit der Schere-Stein-Papier-Metapher versucht zu erklären: Deck Nummer 1 spielt nur kleine Kreaturen, Deck Nummer 2 nur mittlere und Deck Nummer 3 nur große. Deck 1 gewinnt gegen 3, weil es einfach viel schneller ist, verliert aber gegen 2, weil es nicht ganz schnell genug ist und die Tiere des zweiten Decks etwas besser sind. Deck 2 verliert dafür gegen Deck 3, da man nicht schnell genug ist, um den Spieler zu töten, bevor die dicken Biester alles dem Erdboden gleichmachen. Und Deck Nummer 3 verliert dann wieder gegen 1 und so weiter.


Dieses Schere-Stein-Papier Prinzip taucht immer wieder in Standard- und Blockformaten auf, mit den Aggro-, Midrange- und Kontrolldecks. Nicht ganz so krass wie mit den dicken Tieren, aber mit der Tendenz immer in dieselbe Richtung. Ganz ähnlich schätze ich nach meinen ersten Gehversuchen das Alara-Block-Format und außerdem auch das Draftformat ein. Die (meist zweifarbigen) Aggrodecks verstückeln alles, was sich mehr als drei Farben bedient und sich die ersten paar Züge in der eigenen Manabasis verheddert. Die dreifarbigen Decks haben die etwas stärkeren Karten als die zweifarbigen (angewandte Mathematik, ich weiß), sind aber einen Tick langsamer. Dieser Unterschied macht das Aggromatchup etwas besser, das Kontrollmatchup etwas schlechter. Und da wären wir wieder bei den drei Decktypen. Ausnahmen bestätigen die Regel, auch in diesem Block. Mit quasi jeder Farbkombo lässt sich auch ein dreifarbiges Kontrolldeck entwickeln, und auch als Dreifärber kann man aggressiv wie ein verletzter Eber sein.

Karten, die jedes Deck gerne spielen möchte

Karten, die ein Format definieren und die man sowohl in aggressiven wie auch in defensiven Decks gerne haben möchte, gibt es einige in Alara. Nebst den guten Planeswalkern Ajani und Elspeth, die sowohl aggressive wie auch defensive Fähigkeiten mitbringen, sind dies natürlich die guten Removal (Terminate, Path to Exile, Maelstrom Pulse) und die ressourcenvorteilhaften Karten wie in diesem Falle die guten Cascader (Bloodbraid Elf/Bituminous Blast).

Karten, die ein aggressives Deck prägen, sind meistens die aggressiven 1-Drops (die halt im Aggro viel besser sind als mit nicht so gefixtem Mana), die guten 2-Drops und die Late-Game-Finisher. Gute 1-Drops gibt's nicht allzu viele, nur Wild Nacatl, Akrasan Squire und Court Homunculus.


Noble Hierarch ist zwar eine Super-Karte und profitiert extrem von einer zweifarbigen Basis, um im ersten Zug zuverlässig gespielt werden zu können, ist aber keine typische Aggrokarte, vielmehr eine Aggrokontrollkarte, die einen in die mittleren Gefilde der Manakurve, wo die wilden Kerle wohnen, katapultiert. Bloodhall Ooze ist in den ersten Zügen auch nicht äußerst aggressiv, kann aber schon mal für frühen Schaden sorgen.

Im Zweierslot regieren der Jund Hackblade und die übrigen Blades. Interessanterweise möchte man paradoxerweise, um den Hackblade-Effekt zu maximieren, im ersten Zug statt einer Kreatur einen mehrfarbigen Manastein legen. Des Weiteren gibt's die weiße Löwenausstattung, Qasali Pridemage und einige gute Aggrokontrollkarten wie Tidehollow Sculler oder Putrid Leech (diese schätze ich eher aggrokontrollig als aggressiv ein aufgrund ihrer quasi-Dreifarbigkeit).


Um ein Deck möglichst aggressiv gestalten zu können, möchte man eine weiße, grüne oder rote Hauptbasis. Rot besitzt mit dem ganzen Direktschaden sicherlich auch ein gutes Late Game, Grün und Weiß dafür die wohl etwas stärkeren Kreaturen.

Zusammengefasst möchte man, wenn überhaupt zweifarbig, Rot-Schwarz-Aggro/Burn (wobei sich das Burn vor allem auf Kreaturen wie Hellspark Elemental und Hell's Thunder bezieht), Rot-Grün (wenn auch etwas dünn an Kartenqualität) oder Blau-Weiß (Esper mit Master of Etherium, Esperzoa etc. – danke, TMM) spielen. Grün-Weiß scheint mir trotz Elspeth zu vanilla ohne die Late-Game-Lebigkeit von Rot, um gespielt zu werden.

Eine rot-schwarze Aggrovariante könnte beispielsweise so aussehen:


4 Bloodhall Ooze
4 Goblin Outlander
4 Hell's Thunder
4 Hellspark Elemental
4 Jund Hackblade
4 Shambling Remains

3 Magma Spray
4 Terminate
4 Blightning
3 Banefire

4 Veinfire Borderpost
12 Mountain
6 Swamp

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Mit einigen Anathemancer, Thought Hemorrhage und Wretched Banquet (gegen den Protection-Red-Bär und die Wall of Reverence) im Sideboard. Gefällt mir nicht besonders, da ich im Block viele Dreifärber erwarte, die zwar nicht ganz so gut gefixt sind wie dieses Deck, aber auch nur einen minimen Tick langsamer.

Was die Sparte Aggrokontrolle anbelangt, studiere ich momentan an einem Jund-Build herum, der vor allem dem Mirrormatch, das ich ziemlich oft erwarte, standhalten kann. Aggressivere Varianten greifen hier auf Kreaturen wie Hell's Thunder und Blightning zurück, ich möchte ein wenig mehr ins Late Game stecken und auf den guten Broodmate Dragon zurückgreifen. Meine Liste sieht momentan so aus:


4 Bloodhall Ooze
4 Jund Hackblade
4 Putrid Leech
4 Sprouting Thrinax
4 Bloodbraid Elf
3 Broodmate Dragon

1 Resounding Thunder
3 Bituminous Blast
4 Terminate
4 Maelstrom Pulse

3 Firewild Borderpost
4 Veinfire Borderpost
4 Forest
5 Mountain
4 Savage Lands
5 Swamp


1 Anathemancer
3 Vithian Renegades
2 Jund Charm
2 Magma Spray
3 Thought Hemorrhage
2 Necrogenesis
2 Goblin Outlander

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Das Sideboard finde ich momentan noch schwer zu gestalten, da ich bislang wenig Ahnung vom Metagame habe. Wichtig sind sicherlich die Hemorrhagen gegen Martial Coup oder Cruel Ultimatum, die Renegades gegen alles mit genügend Borderposts sowie Esper, Jund Charm gegen Exalted (falls es das überhaupt noch gibt), Outlander gegen Naya und Bant, Spray und Necro fürs Mirror. Der 1-of Mancer gegen das nonbasiclastige 5-Color, von dem ich mittlerweile nicht mehr allzu überzeugt bin…

Was Kontrolldecks anbelangt, würde ich momentan wohl am ehesten nach Bant abschweifen, etwas mit der geballten weißen Packung an Rhox War Monk, Wall of Reverence, Vedalken Outlander, Elspeth, Martial Coup und so weiter; oder an einem grixisbasierenden Haufen für das Cruel Ultimatum und viel Removal (Bituminous Blast, Terminate, Magma Spray) mit Grün-Splash für Broodmate Dragon und Maelstrom Pulse. Konkrete Vorschläge wird's nächste Woche geben nach der großen Testing-Session über Auffahrt [Für die Leser aus Deutschland: Christi Himmelfahrt.]. Und zum Schluss as usual…

Meine Top 5

Comics, die in meinem Regal stehen und ich immer wieder gerne zur Hand nehme.

Beginnend mit der Rubrik „Knapp Verpasst“, der Rubrik, die ich schon immer mal wollte – denn eigentlich möchte ich jedes Mal lieber über meine Top 10 schreiben als nur über fünf – um Sachen wie Käpt'n Baloo, Faust und andere Perlen doch noch am Rande erwähnen zu können.

Knapp verpasst: Strangers in Paradise – habe ich früher zu meiner Ausbildungszeit sehr gemocht (da hatte ich als Grundschullehrer nämlich auch immer zu viele Frauen um mich herum); bei Garfield habe ich wohl die meisten Male laut gelacht; Far Side von Gary Larson mit echt gutem Humor; One Piece und Captain Tsubasa auf der Mangaersatzbank. Apropos die tollen Fussballstars, für alle Kenner: Wir wollten uns mal für ein 3er-Team-Event Fußballstars-Shirts drucken lassen – mit Name und dazugehöriger Karte hinten auf dem Shirt – WakaShimatsu (⇒Wakashimazu/Shimatsu), Hyugan (⇒Hyuga/Jugan) und Tatsubasa (⇒Tsubasa/Tatsumasa).


Die guten alten Kamigawa-Zeiten. Und dann wurden die 3er-Teams durch 2-Headed-Giant ersetzt und die Shirts gab's nie.

Gut, die wären nie so gut geworden wie das, was ich mal auf einem deustchen GP gesehen habe. Da stand vorne drauf „Wir sind keine Freaks“, und hinten „Wir sind Zauberer“. Das allerbeste!

Aber jetzt back to business:

5.

Persepolis: Eine Kindheit im Iran. Noch nie hat ein Comic eine Kultur und eine Gesellschaft so gut beschreiben können wie hier (Marvel-Comics jetzt mal ausgeschlossen ). Und dennoch sind die Geschichten absolut nachvollziehbar und spannend. So was lese ich immer gerne und kann's auch wärmstens weiterempfehlen.

4.

Blacksad: Blacksad ist ein schwarzer Kater, der als Detektiv ermittelt. Verdammt gut gezeichnet – der Zeichner Diaz Canales hat früher für die Disney-Tierfilme gemalt – und richtig gute Geschichten. Wer's nicht kennt, muss da unbedingt mal reinschauen.

3.

Dragonball: Die muss man einfach mögen! Wahrscheinlich das Beste, das die Mangageschichte je gesehen hat – eigentlich so simpel und stupid, aber trotzdem ein Meisterwerk – das soll erst mal einer nachmachen.

2.

Nicht lustig: Sehr wohl lustig! Und nicht zu knapp. Entweder mag man diese Art von Humor sehr, oder man kann mal gar nichts damit anfangen. Ich gehöre klar zu ersterem Publikum.

1.

Calvin & Hobbes: Was will man da schon dazu sagen. Waren oder sind wir nicht alle ein bisschen Calvin? Zum Glück hat nie irgendein Trottel versucht, daraus einen Film zu produzieren…





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