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Limited Draften mit dem Durchschnittshorst von Torben Thies |
27.03.2009 |

Als wir unseren Protagonisten das letzte Mal sahen, versuchte er, der junge, begabte Planeswalker, sich die Welt Alaras zu erschließen. Nach einigem Zögern fand er sich in der leeren Knochenwüste von Grixis wieder, wo er ein Paar Eingeweihte fand, die ihn in den Künsten der Nekromantie ausbildeten. Bewaffnet mit diesem Wissen machte er sich auf, tiefer in die Geheimnisse dieser verrottenden Hölle vorzudringen, wohlwissend, dass ein Krieg mit anderen Fraktionen dieser geteilten Welt bald bevorstand.
Okay, ihr merkt schon, warum ich mein Geld nicht als Fantasyautor verdiene. Deswegen wird der Rest dieses Artikels flavortechnisch deutlich dünner ausfallen. „Ein Glück!“, höre ich die Menge aufseufzen. Falls ihr euch also nicht mehr erinnern könnt, präsentiere ich euch hier die Karten, mit denen wir den Draft das letzte Mal verlassen hatten:
Wie ihr seht, befinden wir uns in einem Grixis-Thema mit starkem Fokus auf die Unearth-Fähigkeit. Beruhend auf dieser Strategie sollten wir auch unsere weiteren Picks durchführen.
Oh Gier, du tödliche Gier!
Der zweite Booster in diesem Durchlauf präsentiert uns hierbei folgendes Bild:
Im zweiten Booster hat man oft dasselbe Problem wie im ersten Booster, nur verschärft. Man macht eine Bombe auf, die sich nicht in den eigenen Farben befindet und kann es nicht übers Herz bringen, sie jemand anders zu überlassen. Hier hat man zwei Möglichkeiten: Entweder sich zu disziplinieren und auf die anderen guten Karten im Booster zu fokussieren oder auf gut Glück die Bombe zu nehmen, auf dass sich das passende Deck um sie herum baut. Letzteres kann ich aus persönlicher Erfahrung nur empfehlen, wenn der bisherige Draft nicht sehr vielversprechend verlaufen ist und man verzweifelt einen seidenen Faden sucht, der das Deck letztendlich doch noch zum Gewinnertyp machen könnte. In diesem Fall ist der erste Booster aber so gut verlaufen, dass wir unser Deck nicht verwässern sollten.
Eure Wahl

Meine Wahl
Die drei Favoriten sind hier also eindeutig, aber wer macht das Rennen? Zwischen einer Bombe und zwei exzellenten Removal zu wählen, ist nicht so einfach. In diesem Fall schaue ich mir die beiden artverwandten Karten ergo die beiden Removal ergo Executioner's Capsule und Fatestitcher an und versuche, einen der beiden schon vorzeitig vom Wettbewerbsdruck zu befreien. In welchem Umfeld fühlen sich die beiden Karten am wohlsten? Executioner's Capsule ist sowohl ein günstiges Removal als auch wie gemacht für ein Esperdeck mit Sanctum Gargoyle.
Fatestitcher kümmert sich um wirklich alle dicken Brocken und kann zusätzlich manchmal Mana fixen und beschleunigen. Und wenn es ganz hart kommt, kann er einer Kreatur Wachsamkeit geben. Ach ja, und habe ich schon erwähnt, dass er Unearth hat? Im Late Game ist es für unser Deck durchaus realistisch, dass wir einen Alphastrike wagen, indem wir ein, zwei Kreaturen ausgraben und zusammen mit ihren lebenden Freunden ins Gefecht schicken. Darunter befindet sich meist ein Corpse Connoisseur, der nicht nur einen fetten Brocken begraben kann, sondern auch Fatestitcher! Für nur ein blaues Mana können wir so unserem Gegner einen Blocker nehmen und die Bedingungen für unseren Angriff noch positiver gestalten. Vergleicht jetzt die Anzahl der Zeilen, die ich auf die Kapsel und die, die ich auf den Schneidergesellen verwendet habe und ihr kennt meine Position.

Aber kann das tapfere Schneiderlein sich auch gegen einen großen, bösen Drachen behaupten? Predator Dragon hat nämlich einige Argumente auf seiner Seite, die für ihn sprechen: Er ist eine eiskalte Bombe, die den Gegner in zwei Drittel der Spielsituationen auf dem falschen Fuß erwischt. Außerdem harmoniert er mit Unearth (quasi als Inter-Shard-Synergie). Sein großes Manko ist, dass ich ihn mit seinen drei roten Mana schon fast als Off-Color ansehe. Rot wird auf keinen Fall Hauptfarbe in diesem Deck werden, so viel steht fest. Zusätzlich macht es ihm Grixis nicht so einfach wie Jund, wenn er über die Größe eines Luftelementars hinauswachsen will. In seinem Heimatland frisst er einfach ein paar Saprolinge und die Sache ist gegessen (hihi). Auf Grixis hingegen muss man immer sechs und mehr Mana investieren, wenn man keinen Kartennachteil hinnehmen will.
Vielleicht bin ich hier also zu vorsichtig, aber mein Pick ist Fatestitcher, der einfach immer großartig in diesem Deck ist.
Ich brauch keine Kurve, ich bring dich auch so um die Ecke
Ein funktionierendes Deck ist ja immer so eine Sache. Auf der einen Seite beinhaltet es natürlich starke Karten. Aber trotzdem möchte man sichergehen, dass man gewinnen kann, bevor der Gegner einen mit Goblin Mountaineer totgeprügelt hat. Deswegen der Zeitpunkt auf den ihr alle gewartet habt: eine Wahl!
Wenn wir uns unsere bisherigen Picks, die es auf jeden Fall ins Deck schaffen werden, in Bezug auf die Manakosten anschauen, bemerken wir eine Konzentration im Fünf-Mana-Slot mit ein bisschen Stoff bei Vier und Sechs. Ein einsames Agony Warp befindet sich bei zwei Mana. Genau aus diesem Grund befand ich mich hier auch in einer Zwickmühle. Fatestitcher ist für mich klar die beste Karte hier, aber wenn ich ihn nehme, habe ich wieder eine Gelegenheit verpasst meine Kurve „auszusmoothen“ (schreckliches Denglisch). Mein Ziel ist zu diesem Zeitpunkt UB mit Rotsplash, also ist Hissing Iguanar schon mal nicht der optimale Mann für den Job.
Blister Beetle hingegen erfüllt alle Ansprüche, die ich an einen frühen Drop in diesem Deck habe. Er nimmt dem Gegner Druck und hilft mir, ins Late Game zu kommen. Jetzt habe ich euch lang und breit erklärt, warum der Käfer der optimale Pick ist und muss gestehen: Ich habe Fatestitcher genommen. Seine Synergie mit dem ganzen Deck ist einfach zu hoch. Außerdem dachte ich mir etwas, das in der Regel sehr böse endet: „Das wird schon noch.“
BÄMM! Ein extrem guter Booster. Soul's Fire, Magma Spray, Savage Lands, Grixis Charm und Tar Fiend sind allesamt mögliche First Picks und ein gutes Signal dafür, dass auch unser linker Nachbar Grixis verschmäht. Gute Zeiten für uns.
Die beiden monoroten Removal kann ich relativ schnell ausschließen. Soul's Fire ist zu kreaturenabhängig für uns und Magma Spray zwar großartig, verliert aber an Wert, wenn wir es nicht zuverlässig in der ersten oder zweiten Runde spielen können. An Blightning habe ich ehrlich gesagt keinen Gedanken verschwendet. Ich bin nicht aggressiv – Ende der Überlegung. Tar Fiend leidet ein bisschen am selben Syndrom wie Predator Dragon. Wie ein Koala hat er sich auf eine Nahrungsmittelart spezialisiert und führt ein relativ erbämliches Dasein unter anderen Bedingungen.
Nachdem ich jetzt also den Großteil der Möglichkeiten im Schnelldurchlauf verworfen habe, bleiben Savage Lands und Grixis Charm übrig. Eine Crumbling Necropolis nennen wir schon unser Eigen, trotzdem ist die Möglichkeit, die eigenen Sprüche zuverlässig sprechen zu können, ein spielentscheidender Faktor. Grixis Charm jedoch ist auch einer und mit Rupture Spire und den Landcyclern finden wir in C onflux noch exzellentes Fixing, das zudem unseren Zweierslot ein wenig belebt.
In unserem Deck sterben doch ständig Kreaturen, oder? Und Grixis Panorama verliert an Wert, je mehr wir uns disziplinieren und Rot zum minimalen Splash degradieren, richtig? Deswegen ist Scavenger Drake die richtige Wahl hier... korrekt? Ein weiterer angenehmer Nebeneffekt ist, dass wir unserem rechten Nachbarn gerade viele rote Karten weitergeben, die gut in Naya- und Jundstrategien sind. Wenn er diese aufgreift, werden sich wahrscheinlich nicht viele Überschneidungen im C onflux-Booster ergeben. Unsere Kurve macht dieser Pick zwar immer noch nicht richtig glücklich, aber hier plagen wenigstens keine billigen Alternativen unser Gewissen.
Bei diesem Pick war ich mir relativ sicher. Grixis Panorama, eben noch verschmäht, hier unangefochten die sinnvollste Wahl. Außerdem tritt Thrinax zusammen mit den restlichen weitergeschobenen Karten den Drafter zu unserer Rechten nach Jund und Drumhunter und Druid of the Anima jemand anders Richtung Naya. Hoffe ich zumindest.
So kann ein Booster zu diesem Zeitpunkt ruhig öfter aussehen. Eine sehr gute Wahl für uns, eine Menge Off-Color-Optionen für die restlichen Leute. Solche Packs lassen mich immer hoffen, dass auch im nächsten Umlauf alles wunschgemäß verläuft.
Oder sehe ich das als falsche Sicherheit? Jedenfalls packe ich hier den Scavenger Drake ein und übe mich in Optimismus.
Och nöö, eben rede ich noch über den Vorteil (fast) leerer Booster im jetzigen Draftstadium, da kommt so etwas. Hier hatte ich auch mit Abstand die meisten Bauchschmerzen und bin mir auch mit einigem Abstand nicht sicher, ob ich die korrekte Wahl getroffen habe. Deswegen interessiert mich eure Meinung hier wirklich sehr!
Vom Synergiestandpunkt her sind Bloodpyre Elemental (legt zwei Marken auf Scavenger Drake) und Dregscape Zombie (Unearth) die Favoriten. Der Zombie hat zusätzlich noch den Vorteil, dass er unsere Kurve endlich einmal nach unten drückt. Die beiden Kampfmagier sind aber auch nicht zu verachten.
Der eine bringt uns zu unseren spielentscheidenden Sprüchen und füllt nebenbei noch den Friedhof mit Unearthern und überflüssigen Ländern, der andere stabilisiert unsere Boardposition erheblich. Mittlerweile haben wir schon so viele starke Karten eingesammelt, dass es nicht die Schwierigkeit ist, sie auf die Hand zu bekommen, sondern so lange zu überleben, um sie ausspielen zu können. Die Wahl fällt für mich also auf Dregscape Zombie oder Esper Battlemage. Der Battlemage bildet einen Kompromiss, was die Manakosten angeht, kann dafür aber auch mitunter ein ganzes Feld in Schach halten. Diese Überlegungen lassen mich mit absoluter Unsicherheit zu Esper Battlemage greifen.
Der Obelisk hilft, unsere teuren Sprüche eine Runde früher kommen zu lassen. (Dieser Satz wurde gesponsert von Captain Obvious.)
Alternativenmangel lässt uns hier zum Incurable Ogre greifen. Große Hoffnungen auf einen Platz im Rampenlicht darf er sich aber nicht machen. Die Konkurrenz in seiner Gewichtsklasse ist einfach zu groß.
Vectis Silencers genommen, aber beim Schreiben überlege ich grad, ob dem Deck auch zwei Obelisken gutgestanden hätten. Wahrscheinlich eher nicht.
Zu diesem Zeitpunkt hatte der Lookout durchaus noch Potenzial, es in den finalen Haufen zu schaffen. Wir müssen schließlich nicht nur gegnerische Drachen, sondern auch Grizzlybären erlegen.
Wenn das Signale sind, sagen sie Blau, das gefällt mir. Trotzdem wird der Obelisk eingesackt.
Demon's Herald. Liest sich hier eigentlich noch jemand die Kommentare durch?
Shadowfeed und dann ein Mountain beenden den Booster.
Jetzt warte ich gespannt darauf, was der C onflux-Teil des Drafts so bringt. Ich habe gelesen, dass Grixis in C onflux nicht gerade stark ist, mal sehen was so an den Gerüchten dran ist.
Der First Pick ist diesmal wirklich nicht besonders beeindruckend. Dark Temper und Sedraxis Alchemist sind die einzigen wirklichen Optionen. Ich entscheide mich für Sedraxis Alchemist in der Hoffnung, durch ihn ein wenig Tempo gewinnen zu können, im Endeffekt sorgt Dark Temper aber nicht nur für Tempo, sondern ENTsorgt auch später mal eine Bombe. Hier habe ich wohl einen eindeutigen Mispick begangen.
Cliffhanger
Mit diesem Booster entlasse ich euch nun auch in die Nacht, den Tag oder wo und wann immer ihr euch befindet. Hier sind nämlich noch einige interessante Aspekte zu beachten. (Fiery Fall ist nicht in der Hauptfarbe, Brackwater Elemental ist ein Unearther und hält den Boden dicht, ohne Removal beim Gegner ist der Kathari fast ein Moat und so weiter und so fort.)
Nächste Woche führe ich den Draft zu Ende, beschäftige mich (und euch) mit verschiedenen Aspekten des Deckbaus und zeige euch, wie die Spiele mit dem Deck verlaufen sind. Ab übernächster Woche hoffe ich auch, euch die gesamten Drafts innerhalb eines Artikels zeigen zu können, weil ich mich meistens nur auf einen einzelnen Aspekt konzentrieren werde und viele Picks bei weitem nicht so ausführlich bespreche wie hier. Bitte sagt mir trotzdem, ob ihr einen über drei Wochen verteilten Draft zu anstrengend findet oder ich die Spannung doch ganz gut erhalten kann.
Bis nächste Woche dann!
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