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Extended
Bohny & Slide
Auch ein blindes Huhn...
von Nico Bohny
25.03.2009

Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn. Aber davon wird es noch lange nicht satt. So ähnlich könnte ich mein Wochenende in Hannover als flotten Einzeiler beschreiben. Da so ein spontan organisiertes Wochenende aber alle möglichen tolle Geschichten liefert, werde ich euch die halbwegs detailliertere Variante meines kurzen Deutschland-Abstechers natürlich nicht vorenthalten.

Angefangen hat alles damit, dass mir mein Extended-Sekretär Adrian Vogt (von ihm werdet ihr sicherlich noch hören, ganz bestimmt) eine Deckliste besorgte, welche seiner Aussage nach gut zu mir passen würde. Früher, als ich noch jung war, hab ich im Magic Online mich mal dumm und dämlich (oder vielleicht doch eher: herrlich) verdient mit AstroSlide. Und da der große Lebowski, ich meine natürlich den guten Osyp, gerade eben einen PTQ damit gewonnen hat, musste das Deck ja nach wie vor gut sein. Zwar schreibt der Gute, dass das Deck unendlich schwierig zu spielen wäre und kleine Entscheidungen große Auswirkungen haben könnten, aber man soll ja auch gefordert sein an einem Turnier, sonst schläft man ja dabei ein (so wie Manuel B. mit seinem „ach ich komm gerade aus den USA und geh dann weiter nach Singapur“-Jetlag).



4 Kitchen Finks
2 Loxodon Hierarch
2 Eternal Witness

3 Path to Exile
4 Spark Spray
3 Edge of Autumn
3 Life from the Loam
2 Wrath of God
3 Astral Slide
3 Lightning Rift
3 Engineered Explosives

2 Flagstones of Trokair
2 Forest
3 Forgotten Cave
2 Ghost Quarter
1 Mountain
2 Plains
1 Sacred Foundry
4 Secluded Steppe
1 Stomping Ground
1 Temple Garden
4 Tranquil Thicket
3 Windswept Heath
2 Wooded Foothills


3 Vexing Shusher
3 Duergar Hedge-Mage
2 Ancient Grudge
4 Lightning Helix
1 Path to Exile
2 Ajani Vengeant

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Geändert habe ich bloß drei Karten – drei Cloudthresher (zwei im Main, einer im Board) mussten sich aus dem Deck verabschieden, dafür durften zwei Eternal Witness aus dem Sideboard ins Maindeck nachrücken und drei Vexing Shusher wanderten ins Sideboard. Erschien mir gegen Feen fast besser als der dicke Polyp. Die Matchups erschienen mir alle relativ ausgeglichen, nach Sideboarden war man aber gegen alle tierchenbasierenden Decks wie zum Beispiel Zoo klar vorne. Nicht zu bezwingen waren im Gegenzug jegliche Storm-Varianten.

Nach einer durchzechten Hinfahrt, dem Einzug ins königliche Hotel bei der Site, dem Lesen der Hiobs-Botschaft in der Site, und dem wiederum königlichen Nachtessen beim Chinesen ging's dann nach obligatorischem Schlummertrunk schon ab ins Bett. Am nächsten Morgen schnell die restlichen Karten besorgt, dann die Bye-Zeit mit Tichu-Spielen totgeschlagen, und dann los:


Runde 4: Savs, Matej (RG Land Destruction)

Nein, ich wusste auch nicht, dass ein Deck, das man nicht einmal mehr im Standard antrifft, im Extended gut sein könnte. Dementsprechend war ich mit meinem 28-Ländern samt Life from the Loam ziemlich zuversichtlich.

Das erste Spiel beginnt mein Gegner mit First Turn Bird, Second Turn Fulminator Mage, dann Stone Rain, und dann Molten Rain. Währenddessen knabbert er mir mit seinem Mutavault am Ohrläppchen – der frivole Kerl. Da ich weder Fetchländer noch Flagstones of Trokair ziehe, kann ich nicht viel entgegenhalten. Aber meine Geduld wird belohnt. Nachdem seine destruktive Phase sich dann dem Ende zuneigt, kann ich mir mit einem Loam meine Länder wieder zurückholen, Kitchen Finks und Loxodon Hierarch auspacken, und aus die Maus.

Das zweite Spiel halte ich eine sehr gute Hand: zwei Fetchländer, zwei weitere Länder, einmal Kitchen Finks und zwei Spark Spray. Er fängt eher langsam an, sein erstes Play sind die Kitchen Finks im dritten. Ich fetche, cycle, und spiele meine eigenen Finks. Nachgezogen habe ich nochmals zwei Länder. Wir tauschen, er legt einen Ravenous Baloth dazu. Ich finde in der Zwischenzeit Astral Slide, lege diese, habe aber keine Cycler mehr auf Lager. Mein Gegner legt eine Jitte, greift an und bechert mir meinen Fink über den Haufen. Auch in meinen nächsten Zügen finde ich weder Cycler noch sonstig relevanten Nachschub – auf zum dritten Spiel.

Ich halte eine eher shaky Hand mit drei Cycling-Ländern, Edge of Autumn, Finks, Path to Exile und Astral Slide. Er beginnt wie im ersten Spiel, im zweiten Zug auf meinen Ländern rumzutrampeln. Da ich weder ein viertes Land ziehe, noch von seinem starken Draw verschont werde, bin ich einmal mehr wieder in der ersten Runde gestrandet.

3-1 (mit Byes), 1-2


Runde 5: Selles, Hilario (Zoo)

Er spielt eine etwas komische Zoo-Liste mit Naya Charm und anderen Experimenten. Das erste Spiel gewinne ich ziemlich schnell, und fange schon genüsslich an, mein gutes lebengebendes Sideboard ins Deck zu stopfen. Im zweiten Spiel startet er, wie man es eben von einem Zoodeck erwartet – Nacatl, Tarmogoyf, Nacatl, Hellspark Elemental. Ich kann mir mit Path to Exile und Kitchen Finks etwas Zeit kaufen, komme aber gegen seine Flut an dicken Möpsen nicht ganz an.

Trotzdem schafft er es, in seinem Zug ein getapptes Land zu legen und sein Hellspark Elemental zu unearthen. Ich schaue ihm etwas belustigt dabei zu, wie er seinen Goyf auf mickrige 2/3 schrumpft und angreifen möchte. Da bemerkt er selbst, dass sein Plan nicht besonders vorteilhaft war, packt kurzerhand sein Elemental wieder ins Grab und enttappt sein Land. Ich ermahne ihn, dass er all das bei einem GP nicht einfach zurücknehmen dürfe, aber er meint in gebrochenem Englisch, das müsse so schon gehen. Daraufhin rufe ich ein Streifenhörnchen und erkläre ihm die Geschehnisse. Der freche Spanier jedoch meint in plötzlich noch viel gebrochenerem Englisch, dass er sein Elemental nie berührt hätte und nun gerade sein Land ins Spiel bringen würde. Bei Aussage gegen Aussage kann ein Judge natürlich nichts unternehmen, und so wurde die Zeit dann tatsächlich bis zu seinem Land zurückgedreht. Diesmal nimmt er natürlich den Schaden, spielt ein Elemental aus seiner Hand, eine Helix auf meine Finks, und ich bin tot.

Da ich meinem Gegner im letzten Spiel nicht den Hauch einer Chance lasse, komme ich kaum dazu, mich über ihn und sein dreistes Verhalten zu empören. Nach dem Spiel meint er aber ganz beiläufig, in plötzlich fast akzentfreiem Englisch, dass das doch normal sei, in so einer Situation nicht die Wahrheit zu sagen – der Judge könne ja eh nicht wissen, wer nun Recht hat. Ich lasse mich gar nicht erst auf die Diskussion ein – dafür ist mir meine Zeit dann doch zu wertvoll.

4-1, 3-3


Runde 6: Koenning, Matthias (Feen)

Der gutmütige Matthias bietet mir als Erstes grad mal Schokolade an – einer der weiß, wie man Schweizer umgarnt. Ich spiele zwei spannende Spiele gegen Feen – was nach Osyp ein interessantes und an sich gutes Matchup sei. In einer sehr entspannten und gemütlichen Atmosphäre haue ich ihn im ersten Spiel mit Astral Slide und meinen Hierarchen weg, das zweite Spiel mit der Loam-Engine, die er trotz zweier Relic of Progenitus nicht zu brechen vermag. So sollten Spiele öfters sein – Schokolade, Spannung – fast schon wie ein Überraschungs-Ei.

5-1, 5-3


Runde 7: Kunwald, Christian T (Storm)

Der überaus sympathische Tiroler mit dem überaus unsympathischen Deck. Mir ist klar, dass mein Stündchen nun geschlagen hat. Zwar kann ich ihn im zweiten Spiel auf fünf Leben hauen, und halte auf meiner Hand sogar zwei Spark Spray und eine Helix, habe aber nur zwei rote Manaquellen. So besteht mein Plan darin, sein Mind's Desire mit meinem Shusher (der nebst Ajani und Helix zu meinem Beatdownplan gehörte) uncounterbar zu machen, so dass er's nicht remanden kann. Dummerweise spielt er dann vorm Abgehen noch ein schickes Echoing Truth dazwischen, so dass selbst Plan B (sofern man das überhaupt Plan nennen konnte) in die Hose geht.

5-2, 5-5


Runde 8: Ureña, Abraham A (Dredge)

Über dieses Matchup kann ich beim beim besten Willen keine differenzierte Einschätzung machen. Ich glaube aber, dass das ganze Unterfangen, dagegen zu gewinnen, gar nicht mal so einfach ist. Schon gar nicht, als er im ersten Zug einen Magus of the Bazar auspackt, im zweiten Zug mit Fatestitcher und Konsorten sich sein (und später auch mein) Grab zurechtbettet, und mich dann im dritten Zug nach ewiger Dr-Action umhaut.

Auch das zweite Spiel beginnt er mit First Turn Magus, nun habe ich aber ein Path to Exile und werde den Kerl los. Aber der zweite folgt sogleich, ich kann nur ein Explosives für null legen und den Zug wieder abgeben. Er fängt wieder mit an zu goldfischen, es kommt mir fast schon vor wie: …und dann schuf Abraham Aaron, und dieser zeugte dann David, und der holte dann Fatestitcher, und etliche Zombies später kam dann der lilahaarige Engel des Herrn, dessen Zorn ich noch beschwören konnte, doch am Tage des Gerichts standen dann alle wieder da und ich ward selbst einer der ihren.

Oder so ähnlich…

5-3, 5-7


Mist, also keine Chance mehr, an tolle Boosterpreise ranzukommen. Dann halt wieder ab zum Chinesen, und dann ins Bett.

Während meine schweizerischen Eidgenossen am Folgetag via PTQ und Day 2 versuchten, sich ein Ticket nach Hawaii zu ergattern, machte ich es mir beim Champion's Challenge bequem. Zwar hatte ich nur noch ein Life from the Loam, dafür hatte ich jetzt endlich Platz im Maindeck für Ajani Vengeant. Sage und schreibe zweimal hat sich der gestiefelte Kater alle Länder des Gegners geschmaust. Sogar gegen TEPS konnte ich gewinnen (weil Ajanis in dem Matchup halt auch unendlich besser sind als Loams), und gegen Tezzeret sowieso.

Da ich nach meinem verdienten Display dann aber keine Lust mehr auf Magic hatte, machte ich mich – leider ohne Gefährten – wieder auf den Heimweg zurück nach Basel. Und was man so macht auf einer fünfstündigen Heimfahrt? Hörspiele hören! All die lieben Leute, die jetzt ungläubig den Kopf verdrehen, müssen wohl erst in die Kunst des Zuhörens eingeführt werden. Und damit auch euch eine weitere Beschäftigung für eure Autofahrten und Flüge zu Magic-Turnieren, oder für die, die im Sommer mal gerne ein Bein vors andere setzen (ganz unvirtuell, in real, versteht sich), meine persönliche Top 5:


(Hier ist übrigens der Punkt, an dem man aufhören darf zu lesen, wenn man ausdrücklich nur über Sachen lesen möchte, die was mit Magic zu tun haben. Nächste Woche gibt's für euch wieder die geballte Ladung mächtige Zaubersprüche und gigantische Monster. Also, immer schön LOL und ROFL bleiben, auch IRL).

5.

Das können leider schon mal nur die Schweizer unter euch nachvollziehen, aber wer einmal Chasperli-, Globi- oder Pumuckl-Hörspiele mochte, wird sie immer mögen. Gerade jetzt, da auf YouTube noch gut geschnittene Filmchen dazu herumgeistern… eine Macht!

4.

Die Reise zum Mittelpunkt der Erde: Eine möglichst realistisch dargestellte Reiseroute eines eher verrückten Professors und seines Handlangers zum Mittelpunkt der Erdkugel. Interessante Geschichte in zwei Teilen – aufgrund der eher kurzen Dauer gut als Einstiegsdroge zu verwenden. Oder für Kurzstreckenflüge.

3.

Der Name der Rose: Ein Meisterwerk aus der Feder des Italieners Umberto Eco, das sich mit dem geheimnisvollen Ableben verschiedenster Mönche in einer alten, katholischen Abtei befasst. Wer den in meinen Augen hervorragend gelungenen und atmosphärischen Film mag, wird sich auch hiermit bestens vergnügen können. Was in der visuellen Umsetzung dank Sean Connery brillant gelingt, kann eine gute Fantasie ebenso wunderbar aus absolut stimmungsvollem Audiomaterial extrahieren.

2.

Herr der Ringe: Was soll man dazu noch viel sagen, außer dass das Hörspiel noch um einiges länger ist als die drei Verfilmungen. Wer zu den Menschen zählt, die zuerst die Bücher gelesen und erst dann den Film geschaut haben, und einige Details vermissten oder sich mit gewissen Charakteren äußerlich nicht anfreunden konnten – beschafft euch dieses Hörspiel. Für mich das absolute Highlight: die Beschreibung des ersten Auftrittes der Nazgul.

1.

Edgar Allan Poe: Eine noch nicht allzu bekannte Serie, aber eine unendlich gute. In den 33 bisher erschienenen Folgen wird die Geschichte eines Mannes erzählt, welcher eines Tages in einer Irrenanstalt erwacht, und sich an nichts aus seiner Vergangenheit erinnern kann, nicht mal mehr an seinen Namen. In einer zusammenhängenden Handlung wird, durch Kurzgeschichten aus Edgar Allan Poes Feder inspiriert, der Vergangenheit des Mannes auf den Grund gegangen. Genial gemacht, bereits mit etlichen Hörspielpreisen ausgezeichnet – einfach jedem, der gerne spannende und morbide Geschichten hört, ans Herz zu legen. Einer meiner Favoriten unter anderem die erste Folge: Die Grube und das Pendel.

Fühlt euch frei, mir mal bei einem Grand Prix oder bei einer Pro Tour meinen IPod zu entreißen und euch selber zu überzeugen. Bis dahin!




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