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Behind the Scenes – ein Judge in Rotterdam, Teil 2
von Florian Koch
12.03.2009

So, weiter geht‘s. Der erste Teil endete vielleicht etwas überraschend mitten im ersten Tag. Ein paar simple Fragen hatte ich schon gestellt bekommen, aber bisher waren das noch alles Trivialitäten. Wurde das im Verlaufe des Tages noch herausfordernder? Ein klares Ja dazu. Die meiste Zeit war es zwar recht entspannt, aber ein paar schwierige Fragen gab es doch.

Was passiert, wenn...?

Nach der Mittagspause gab es zunächst weitere einfache Fragen. Die Antworten auf diese Fragen waren jedoch trotzdem nicht so leicht zu geben und so habe ich mir auch direkt mal die Finger verbrannt. Ein Spieler ruft mich und fragt: „Wenn ich Volcanic Fallout spiele, kann ich mit dem Carrion Thrash diesen Cylian Elf (zu diesem Zeitpunkt noch im Spiel) zurückholen?“ Falls gemeint ist: „Kann man eine Kreatur, die gleichzeitig mit dem Thrash auf den Friedhof gelegt wird, mit dem Trigger des Thrash anzielen?“, so ist die Antwort ja.

Die Frage des Spielers sollte man allerdings so nicht beantworten. Die Frage impliziert nämlich zu viel Wissen meinerseits über die konkrete Situation. Es stellte sich nämlich so dar, dass der Gegner zwar anscheinend gerade angreift, ich aber überhaupt keine Ahnung habe, was bisher wirklich passiert ist. Wurden gerade erst Angreifer deklariert oder ist der Kampfschaden vielleicht sogar schon verrechnet? Und falls nicht, sind Kreaturen mit Erstschlag beteiligt? Wurde auf Carrion Thrash Magma Spray gespielt? Und woran stirbt der 4/4er eigentlich? Zugegeben – meistens wäre die Antwort: „Ja, das klappt“, aber längst nicht immer und die Gründe für die Antwort sind zudem völlig verschieden.

Ich habe den Spieler also erst einmal gefragt, in welchem Step sie sich befinden. Als klar war, dass sie sich im Declare Blockers befanden und der Carrion Thrash von irgendetwas Großem geblockt wurde, habe ich den Spielern erklärt, dass der Elf dann sowieso viel früher im Friedhof landet und der Thrash ihn dementsprechend auch ganz problemlos erwischt.

Nachdem ich die Frage zur Zufriedenheit der Spieler beantwortet hatte, nahm mich Michael, der mir über die Schulter geschaut hatte, beiseite und erklärte mir, dass ich bei meiner Antwort ein wenig zu entgegenkommend gewesen sei. Was hätte ich stattdessen tun sollen? Ich möchte zunächst noch an einem zweiten Beispiel zeigen, was man in die andere Richtung falsch machen kann.

Denn ziemlich direkt die nächste Frage bot mir die Chance, das Gelernte in die Tat umzusetzen. Ein anderer Spieler ruft mich und fragt: „Was passiert mit der Feral Hydra, wenn ich Naturalize auf den Oblivion Ring (unter dem die Hydra lag) spiele?“


Mir ist natürlich klar, worauf der Spieler hinauswill. Marken oder keine Marken ist hier die Frage. Diesmal will ich es aber besser machen als beim letzten Mal und weise den Spieler darauf hin, dass ich diese Frage in der Form nicht beantworten kann. Das begeistert den Spieler natürlich nicht besonders und er versucht es erneut.

Leider verstand er überhaupt nicht, was mein Problem mit seiner Frage war, und noch tragischer, ich verstand es nicht, dem Spieler mein Problem begreiflich zu machen. Letztlich konnte ich dem Spieler keine befriedigende Antwort geben.

Daraufhin war er frustriert, weil er nicht weiter wusste und vielleicht sogar das Gefühl hatte, ich wolle ihm nicht helfen. Und ich war ebenfalls frustriert, weil ich ihm helfen wollte, aber nicht konnte. Doof. Mein Teamleader Raul hatte mir in dieser Situation über die Schulter geschaut und sagte mir anschließend, dass das keine so tolle „Lösung“ für diese Situation gewesen sei. Recht hatte er, das war mich auch klar, aber was sollte man stattdessen tun? Ich schilderte Raul die Situation und mein Problem, dass ich einerseits keine Tipps zur Spielstrategie geben wollte, aber andererseits ungern einen frustrierten Spieler zurücklasse.

Die Lösung dieses Problems besteht offenbar darin, dass man als Judge versucht, den Spieler zu einer Frage zu bringen, die man beantworten kann und ihn dann mit etwas orakelhaften Antworten auf die richtige Fährte lockt. Hat man das geschafft, kann man die Situation meist Step by Step mit dem Spieler durchgehen, weil der Spieler merkt, was für Fragen er stellen muss, damit ein Judge sie beantworten kann. Also zum Beispiel so:

Was passiert, wenn ich diesen Oblivion Ring zerstöre?
– Er geht in den Friedhof.

Hmm. Aber was passiert dann mit der Hydra?
– Wenn der Trigger verrechnet wird, kommt sie zurück ins Spiel.

Mit wie vielen Countern kommt sie denn dann ins Spiel?
– Das hängt von X ab.

Wie groß ist X, wenn die Hydra aus der Removed-from-the-Game-Zone ins Spiel kommt?
– Null.

Warum tanzen wir so um den heißen Brei herum, wenn wir am Ende doch die richtige Antwort geben? Die Antwort ist so einfach und orakelhaft, wie diese ganze Interaktion: Weil der Spieler danach gefragt hat! Als Judge hat man die Aufgabe, Regelfragen zu beantworten (und Verstöße zu ahnden). Unsere Aufgabe ist es aber ganz explizit nicht, dem Spieler das eigene Denken abzunehmen – das wäre sogenanntes „Coaching“.

An dem folgendem Beispiel lässt sich der Unterschied noch besser illustrieren:


Viele Spieler möchten gerne wissen, wann sie denn nun genau ihren Mogg Fanatic opfern müssen, damit die Bridge from Below des Gegners keine Zombies macht. Der jeweilige Gegner dieses Spielers könnte völlig zu Recht etwas ungehalten sein, wenn ich dem Spieler das en detail erkläre. Außerdem muss man darauf achten, nichts in eine Frage hineinzuinterpretieren, das gar nicht gefragt wurde. Man muss die gestellte Frage exakt beantworten und dadurch kommen die mitunter orakelhaften Antworten zustande.

Wenn ein Spieler zum Beispiel fragt: „Ich habe gerade Persuasion auf das Flamecore Elemental meines Gegners gespielt. Muss ich in der nächsten Runde das Echo bezahlen?“, was ist dann die richtige Antwort?


Die Intention des Spielers ist offensichtlich: Er will wissen, ob der Echo-Trigger ausgelöst wird und die Antwort auf diese Frage lautet ja. Aus Sicht der Regeln lautet die richtige Antwort jedoch nein, weil der Spieler ja keineswegs gezwungen ist, das Echo zu bezahlen – nur wird dann eben das Flamecore Elemental sterben.
„Was passiert, wenn...?“, ist immer zumindest problematisch.

Abschließend: „Kann ich eine Kreatur die gleichzeitig mit Carrion Thrash auf den Friedhof gelegt wird, mit dessen Fähigkeit anzielen?“ – Das ist eine wunderbare Regelfrage, die euch jeder Judge jederzeit gerne beantworten wird. „Was passiert, wenn...?“, ist hingegen immer zumindest problematisch. Wenn der Judge den Spieler auf das gegebenenfalls zuvor gespielte Magma Spray hinweist, gibt er ihm unzweifelhaft unfaire Hilfestellung. Aber selbst wenn kein Magma Spray (oder Leyline of the Void oder dergleichen) involviert ist, liegt der Fall kaum anders. Immerhin würde dem Spieler so bestätigt, dass er tatsächlich nichts übersehen hat – wiederum eine Hilfestellung zum Spiel, nicht zu den Regeln!

Der eine oder andere mag die Unterscheidung für simpel halten, aber zumindest ich kann für mich sagen, dass ich es überhaupt nicht simpel fand. Ich spiele seit Urzeiten Magic und kenne die Regeln ziemlich gut. Ohne Erfahrung ist es aber selbst in einfachen Situationen nicht leicht, die Grenzen zwischen Strategie- und Regelfrage einzuschätzen und Antworten zu geben, die dem Spieler weiterhelfen, aber nicht unter Coaching fallen. Leider hatte ich an diesem Wochenende nicht mehr viele Gelegenheiten, mich weiter in dieser Fertigkeit zu üben, aber das nächste Turnier kommt bestimmt.

Wer zu spät kommt... bekommt Extrazeit?

Eine weitere erzählenswerte Situation hatte ich in Runde 6. Ein Spieler rief mich, weil sein Gegner gerade eingetroffen war, die Runde aber schon seit drei Minuten lief. Ich gab dem verspäteten Spieler also das fällige Gameloss für Tardiness, erklärte den Spielern das Prozedere und ging wieder.

Mein Teamleader hatte mir mal wieder über die Schulter geschaut und fragte mich, ob ich Extrazeit gegeben hätte. Mit der Frage hatte ich nun mal gar nicht gerechnet! Von Extrazeit bei Tardiness-Game Losses hab ich noch nie gehört, hat auch, solange ich Turniere spiele, noch nie einer meiner Gegner bekommen und ich selbst bin eigentlich nie zu spät. Meine Antwort war dementsprechend: „Nein, keine Extrazeit und soweit ich weiß, sieht der Penalty Guide auch keine vor. Die Spieler müssen ja auch nur zwei Spiele in der verbleibenden Zeit machen.“

Gegenfrage: „Okay, aber was tust Du, wenn Du einen Deckcheck machst und anschließend ein Gameloss verteilst?“ Tatsächlich gebe ich in der Situation Extrazeit. Der Unterschied ist, dass in der einen Situation ein Spieler die Verspätung zu verantworten hat und in der anderen Situation die Judges. Der Penalty Guide sagt ausdrücklich, dass Extrazeit zu geben ist, wenn die Judges das Spiel für mehr als eine Minute unterbrechen. Dennoch fühlt sich das ganze inkonsistent an. Ich habe dann später noch mit ein paar anderen Judges gesprochen und es gibt hier tatsächlich verschiedene Auffassungen, was zu tun ist. Bei allen Bemühungen um Konsistenz gehen halt manchmal auch an sich recht offensichtliche Dinge durch...

Der Rest des Tages verlief dann weiterhin eher entspannend, wenn man mal vom Zustand meiner Füße absah. Spieler sitzen ja die meiste Zeit, aber als Judge hat man diesen Luxus nicht und am Ende des Tages fühlt man sich ein bisschen wie der Verdurstende in der Wüste, dem eine Oase als Fata Morgana erscheint. Es stehen nämlich überall Stühle rum, nur benutzen kann man sie nicht, weil man dann kein Auge auf die Spieler halten könnte. Spätestens in Runde 8 freut man sich deshalb schon eine halbe Stunde vor Ablauf der Zeit auf die Extrazüge, weil man sich dann zu einer unfertigen Partie setzen „muss“, um auf Slow Play zu achten.

Späte Stunden eines langen Tages

Zwischendurch gab es aber auch noch mal eine Runde Buffet. Auf dem Foto seht ihr die Judges beim Essen. Sieht einigermaßen feierlich aus, war aber ziemlich entspannt und das Kraftfutter war auch lecker. Der Mensch vorne rechts im Bild, der so halb in die Kamera schaut, war übrigens mein Teamleader, Raul Rabionet.


Und damit ging der – für mich auf etwas leidvolle Art – sehr lehrreiche Tag zu Ende. Mit dem Turnier waren wir deutlich vor zehn fertig. Die optimistische Planung von Kevin Desprez – das war der Headjudge – sah ursprünglich neun vor, aber das ist die Art von Best-Case-Planung, die in erster Linie dazu da ist, anzuspornen, tatsächlich aber unrealistisch ist, weil sie einen perfekten Ablauf vorsieht ohne Verzögerungen durch unerwartete Ereignisse. Dafür war das Ergebnis jedoch sehr anständig. Die blaue Hälfte hätte vielleicht sogar die neun Uhr schaffen können, wenn die grüne Hälfte einen schnelleren Drucker gehabt hätte. So mussten wir aber ein paar Mal warten, um das Turnier synchron zu halten.

Schlussendlich mussten noch die Drafttische für den nächsten Tag aufgebaut werden, bevor Kevin und Frank (der „Assistant Head Judge“) den offiziellen Teil des Tages mit dem Final Meeting beendeten.

Auf verschiedene Bitten hin möchte ich versuchen, etwas näher darauf einzugehen. Das Meeting sieht im Wesentlichen so aus, dass die Headjudges sich für die gute Arbeit bedanken und ein paar Einzelfälle besprechen. Da es aber kaum Headjudge-Appeals und auch sonst nicht viel Ungewöhnliches gab, war das Meeting eher kurz. Frank hatte von einem Fall zu berichten, in dem zwei Spieler unterschiedliche Auffassungen über die Spielsituation hatten. Die Spieler konnten sich nicht einigen, der Floor-Judge war ebenfalls nicht in der Lage, die Situation zu klären und so wurde Frank hinzugezogen. Auch er fand keinen Weg herauszufinden, was passiert war und so musste er schließlich eine Entscheidung treffen.

Daraus sollte man zwei Lehren ziehen: Erstens hat man als Judge manchmal einfach keine andere Wahl, als eine Entscheidung zu treffen, die genauso gut richtig wie falsch sein kann. Zweitens bedeutet, dass zwei Spieler unterschiedliche Auffassungen von einer Situation haben, nicht notwendigerweise, dass einer lügt. Die Spieler können einfach unterschiedliche, subjektiv richtige Realitäten haben. Objektiv wird davon sicherlich trotzdem höchstens eine stimmen, aber die Konsequenz daraus ist, dass man den Spieler, gegen den man entscheidet, nicht notwendigerweise wegen Cheatings disqualifizieren muss.

Am Ende des Meetings wurden noch die Zettel mit den Aufgaben für den nächsten Tag verteilt...

Mal wieder den zweiten Tag verpasst... Nein, im Ernst, ich hatte nicht erwartet, am zweiten Tag im eigentlichen Grand Prix eingesetzt zu werden, weil Professional Events fast ausschließlich L2-Judges vorbehalten sind und darüber war ich auch nicht unglücklich. Der zweite Tag ist, wie man hört, ein wenig overstaffed, so dass man nicht so viel zu tun hat und ich hatte auch nichts dagegen, meine Fähigkeiten noch auf weniger prominentem Parkett zu polieren. Ich würde am nächsten Tag Floor-Judge beim PTQ sein und unser Staff würde aus sieben Leuten bestehen, von denen ich nur Daniel Ley und Carlos Ho kannte. Insbesondere hatte ich von dem Headjudge noch nie gehört, aber letztlich sah ich das als Chance, neue Leute kennenzulernen.

Im Hotel führte der Weg natürlich direkt in die Bar, wo die deutschen Judges erneut ein eigenes Grüppchen bildeten, um diesmal über die DM zu diskutieren. (Das war wirklich mehr allgemeines Chit-Chat und zur Hälfte Spekulation, das hier weder Erwähnung finden sollte – noch könnte ich es wiedergeben, wenn ich denn wollte.) Eigentlich ist dieses Nationen-Clustering etwas, das insbesondere auch die Deutschen den Franzosen ein wenig vorhalten, aber irgendwie waren wir selbst nicht viel integrativer. An den anderen Tischen wurde Elder Dragon Highlander (EDH) gespielt, diskutiert oder einfach nur getrunken, wobei die meisten Judges klug genug sind, sich samstagabends nicht volllaufen zu lassen. Es folgt schließlich noch der Sonntag...

Sonntag

Zur Abwechslung war lang schlafen angesagt – so bis halb sieben. Der Morgen begann, wie jeder Morgen beginnen sollte: Beim Ausmachen meines Weckers erwischte ich das Wasserglas auf meinem Nachtisch und der Inhalt ergoss sich über meinen Tauschordner. Glücklicherweise war nichts Größeres passiert, aber dennoch musste ich den Wasserschaden sichten und verschiedene Karten in Sicherheit bringen. Das ist natürlich schon ärgerlich genug, aber die Zeit geht zu allem Überfluss auch noch von der Zeit ab, die man zum Frühstücken einplant. Zu spät wie ich war, waren dann beim Frühstück bereits alle Tische mit bekannten Gesichtern voll besetzt. Also gesellte ich mich zu drei anderen Judges, die ich gar nicht kannte. Wie sich herausstellte, waren diese Unbekannten der halbe PTQ-Staff inklusive Headjudge. Dem habe ich direkt mal mitgeteilt, dass ich gerne Deckchecks machen würde, weil ich am Tag zuvor schon im Paper-Team gewesen war. Vielleicht hätte ich ihm nicht erzählen sollen, dass ich ziemlich gute Regelkenntnisse habe, als er meinte, er bräuchte erfahrene Leute für den Floor. Jedenfalls hat er meinem Wunsch nicht entsprochen.

Als wir gegen acht an der Site ankamen, war noch nicht viel los. Der PTQ und der GP sollten zwar gegen 8:30 Uhr starten, aber die meisten hatten sich für den PTQ am Vortag angemeldet und jeder versuchte wohl, so viel Schlaf wie möglich zu bekommen. Verständlich! Nach einem kurzen Staff-Meeting, in dem mir Carlos Ho als Teamleader vorgestellt wurde, galt es dann noch einen Spielbereich abzustecken und Tischnummern zu verteilen, und dann ging der 215-Mann/Frau-PTQ auch schon los. So ein PTQ mit 100+ Tischen wirkt erstaunlich übersichtlich, wenn man am Tag zuvor einen Grand Prix betreut hat und so konnten wir Organisation größtenteils durch kreatives Chaos ersetzen. Wenn jeder weiß, was er zu tun hat, worauf zu achten ist und außerdem keiner versucht, eine ruhige Kugel zu schieben, funktioniert das erstaunlich gut.

Im Laufe des Tages bekamen wir außerdem noch ein paar Judgelinge als Ergänzung für unseren PTQ, der aber schnell kleiner wurde. Ich glaube, in der letzten Runde haben vielleicht noch fünfzig Leute gespielt. Auch dieses Turnier verlief weitestgehend unauffällig bis unspektakulär. Zwischendurch verbrachten wir die Zeit damit, uns gegenseitig Regelfragen zu stellen á la: Ein aktiviertes Mutavault, ein aktiviertes Treetop Village und eine Level-2-Figure of Destiny greifen an. Der Gegner spielt Mirrorweave auf das Mutavault. Wie viel Kampfschaden bekommt er?


Im Verlauf unseres Turniers gab es dann einige zum Teil extrem zähe Investigations, von denen eine sogar zu einem DQ führte (woran ich allerdings nicht beteiligt war, deshalb an dieser Stelle nur die bloße Erwähnung), aber trotz allem hielten wir ein gutes Tempo. Am Ende waren wir mit den acht Runden Swiss zeitgleich mit dem Swiss-Teil des GPs fertig. Als nächste Aufgabe zog ich mir die Preisvergabe an Land. Nachdem auch das erledigt war und einige Spieler ihre Preise nicht mehr abholen wollten – Denis Sinner, warst Du schon auf dem Weg nach Kyoto? – gab es dann tatsächlich nicht mehr viel zu tun. Von den mittlerweile laufenden PTQ-Viertelfinalspielen schien eines sowohl von den Judges als auch von den Zuschauern vergessen worden zu sein, also setzte ich mich dazu und schaute mir Loam gegen Zoo an. Die Judges sollen zwar mittlerweile nicht mehr als Table-Judges fungieren, aber man möchte natürlich auch kein PTQ-Viertelfinale gänzlich unbeäugt lassen und so konnte ich mich eine Weile zurücklehnen, bis ich dann von Frank Waremann „gezwungen“ wurde, mein Abendessen einzunehmen.

Nachdem auch das erledigt war, gab es wirklich nichts mehr im Turnier zu tun. Beim Abbau des großen Magic-Banners wurde allerdings noch einmal Hilfe gebraucht und dann „musste“ ich auch noch meine Judge-Compensation einsammeln. Für einen L1-Judge auf einem GP sind das zwei Display plus Judge-Foils. Eine angemessene Bezahlung in meinen Augen, weil einerseits sicher niemand mehr als einen GP ausschließlich wegen der Bezahlung judgen wird. Dafür ist es einfach zu anstrengend. Andererseits hat man anschließend etwas in der Hand und mit den Judge-Foils sogar ein hübsches Andenken. Die Judge-Foils habe ich in Rotterdam aber leider noch nicht bekommen. Sie werden uns zugeschickt ist, was doof ist, weil man darauf warten muss, aber den großen Vorteil hat, dass es hauptsächlich recht aktuelle Promos sein werden.

Verrückte Zebras

Es gab noch einen recht amüsanten Anblick, von dem ich leider kein Foto habe, den ich Euch aber nicht vorenthalten möchte. Nachdem alles getan ist, kann man in der Halle beobachten, wie die Judges plötzlich anfangen, nur noch paarweise aufzutreten. Über alle Tische verteilt sitzen Pärchen von Judges, die intensiv miteinander reden. Was hat das zu bedeuten?

Die Zeit der großen Kritik ist gekommen! Jeder Judge versucht, einem anderen Judge, mit dem er an diesem Wochenende gearbeitet hat, zu erklären, wo er Stärken hat und wie er sich noch verbessern kann. Das ist eine ziemlich erstaunliche Angelegenheit. Die meisten Judges sind versessen darauf, sich zu verbessern. Dadurch nehmen sie positive Bemerkungen zwar dankend an, aber eigentlich sind es die negativen, die sie hören wollen. Noch einmal zur Verdeutlichung: Diese Leute haben gerade fast 30 Stunden mit wenig Schlaf und Pausen gearbeitet, sind verständlicherweise erschöpft und das Einzige, was sie hören wollen, ist: „Dies und jenes solltest Du beim nächsten Mal besser machen!“ Ziemlich verrückt, diese Zunft! Nachdem auch ich zwei Reviews hinter mir hatte, ging es mal wieder in die Hotelbar.

Zur Feier des Tages gab es eine Runde Freibier. Diese Feier bestand nicht etwa darin, dass wir den GP hinter uns hatten, sondern darin, dass Glen White seinen Level-3-Test bestanden hatte. Die Judge-Community ist zwar relativ groß, aber Level 3-Tests gibt es nicht so häufig und noch viel seltener werden sie bestanden. Deshalb freuen sich alle ganz besonders für denjenigen, der es geschafft hat. Für den Rest des Tages verstummten dann die Judge-Gespräche größtenteils. Anscheinend können auch Judges mal genug vom Judgen haben. Stattdessen wurde es ein feucht-fröhlicher Abend, an dem alle möglichen Spiele gespielt wurden.

Viele Judges packten ihre EDH-Decks aus, Tobi sein Set!-Spiel und es wurden auch einige andere Spiele gespielt. Später am Abend demonstrierte uns Gis noch seine Jonglier-Skills mit einigen Äpfeln aus der Bar. Diese musste anschließend leider entsorgt werden, weil sie niemandem mehr zuzumuten gewesen wären...

Der Abend versandete dann irgendwann zwischen zwei und drei, als uns der Barkeeper rausschmiss. Nach dem Frühstück am nächsten Morgen ging es für die meisten in die Heimat, für einige Hartgesottene aber auch direkt weiter. Rich Hagon zum Beispiel nahm den „direkten“ Weg über Kyoto. Unsere Heimfahrt gestaltete sich etwas unglücklich, weil wir es geschafft haben, uns auf zwei von zwei Ringen, die auf dem Weg lagen, zu verfahren.

Irgendwann kamen wir dann aber doch in Aachen an und ich fühlte mich, als wäre ich ungefähr vier Wochen weggewesen. Ich denke, die meisten Leute kennen das: Wenn man mehrere Tage lang ständig mit neuen Eindrücken und Erfahrungen überflutet wird, hat man zwar nie Langeweile, aber anschließend fühlt sich die vergangene Zeit extrem lang an. Folgerichtig war ich auch erst mal zwei Tage dizzy, also körperlich zwar fit, aber beim Draften am Dienstag reichte es nicht für mehr als den Autopiloten.

Und das war es dann auch von diesem Trip nach Rotterdam. Wenn Ihr das lest, steht der GP Hannover unmittelbar bevor und da werde ich Coverage machen, wieder etwas ganz Neues für mich, wieder etwas ganz anderes und bestimmt auch eine Gelegenheit, einen Artikel über die Arbeit der Coverage zu schreiben.

Ich hoffe man sieht sich in Hannover!
Florian



PS: Die Antwort auf die Figure-Treetop Village-Mutavault-Mirrorweave-Geschichte ist fünf. Aber warum...?

Zunächst wird in Layer 1 (Copy) der Effekt vom Mirrorweave ausgewertet, es wird also jede der drei Kreaturen zu Mutavault. In Layer 4 (Type) wird dann der Type-Changing-Teil der Effekte der verschiedenen aktivierten Fähigkeiten ausgewertet. Das Original-Mutavault und das Mutavault/Treetop Village werden zu Creature/Lands. Wobei das Mutavault alle Kreaturentypen erhält und das Mutavault/Treetop Village nur zu einem Affen wird. Das Mutavault/Figure of Destiny hat dummerweise nur einen Effekt abbekommen, der versucht, seinen Subtype zu verändern. Ein Land kann mit Kreaturentypen aber wenig anfangen und Kreatur wird es davon schon mal gar nicht. In Layer 5 (all other) erhält das Treetop Village Trample. In Layer 6 wird das Mutavault 2/2, das Mutavault/Treetop Village zu einer 3/3-Kreatur und das Mutavault/Figure of Destiny 2/2. Während das Mutavault und das Mutavault/Treetop Village Kreaturen sind, kann das Mutavault/Figure of Destiny nicht viel mit diesen Stats anfangen und zieht sich aus dem Kampf zurück.

Alles klar? Wenn nicht, ab ins Forum!




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