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Standard
Die Irrfahrten des Shir Kahn
Trojanische Pferde zum Selberbauen
von Nico Bohny
26.11.2008

Standard spielen ist wie eine Abenteuerfahrt zu bestreiten...

Schritt 1: Man überlegt sich als Erstes, wo's denn überhaupt hingehn soll, mit welchen Mitteln man diesen Weg hinter sich bringen will, und welche Gefahren einem während einer solchen Expedition über den Weg laufen könnten.

Schritt 2: Danach baut man sich ein tolles Boot, das allen Stürmen widerstehen kann, und nimmt Nahrungsmittel, Werkzeug, Waffen und genügend tüchtige Leute an Bord, um den Gefahren trotzen zu können. Bei der Auswahl gerade jener Faktoren muss man natürlich auch auf die Erkenntnisse aus Schritt 1 eingehen.

Schritt 3: Man segelt los, verliert seine Mannschaft und stirbt.

...manchmal, meistens in alten Heldensagen oder Hollywood-Blockbustern, erlebt man aber auch tolle Abenteuer, lernt reizende Damen kennen und kehrt dann, von der ganzen Welt umjubelt, mit einem riesigen Schatz an den Ausgangspunkt des Abenteuers zurück und schnappt sich dort zu guter Letzt auch noch eine Prinzessin. Umgangssprachlich also ein Happy End, aus dem Magic-Vokabular auch bekannt als: „Good Game!“

Doch nun auf in die Schlacht…!

Schritt 1: Das abenteuerliche Ziel

Wo du wolle? Fahre Memphis!

Mein Abenteuerboot wird auch dieses Mal wieder Flugzeug heißen, geleitet von den Wikingern des Magic, einer Bande von vorzüglichen, schweizerischen Räuberbanditen, die schon letztes Jahr den Habsburgern tüchtig die Suppe versalzt haben. Und wohin auch immer euch euer eigenes Boot hintreiben wird, Folgendes wird auch für euch relevant sein:

Der interessante Teil: die zu erwartenden Gefahren. Leider reichlich unspektakulärer als Skylla und Charybdis. Wer mal Lorwyn-Block-Constructed gespielt hat, wird sich wohl an die üblichen Verdächtigen von anno dazumal erinnern können. Wie uns auch die State Champs in Amerika und verschiedenste Foren verraten, werden wir um folgende Decktypen in Memphis kaum herumkommen (aufgeführt in Reihenfolge des zu erwartenden Auftretens).

1. Quick' n Toast/Cruel Control

Ein immer wieder gern gespieltes Deck, und aufgrund seiner Fünffarbigkeit auch unendlich veränderbar. Ich nehme an, dass dieses Deck auch in Memphis oft anzutreffen sein wird. Kontrolldecks sind bei Pro Touren allgemein sehr beliebt, und Toast ist wahrscheinlich das Deck, das im Late Game von ziemlich schlecht bis gar nicht zu bezwingen ist. Die Listen variieren wie gesagt sehr, wohl aber wird in allen Versionen je ein Playset Kitchen Finks, Mulldrifter, Cryptic Command, Wrath of God und Reflecting Pool zu finden sein. Ein Fakt, der ebenfalls für das Deck spricht: Wer hat's erfunden? Na?

2. Faeries

Die wird man wohl nie wieder aus irgendeinem Format rauskriegen können, diese kleinen Biester. Auch hier redet man in erster Linie aufgrund seiner Neutralisationsfähigkeit (fast schon ein Schweizer Ausdruck) von einem Kontrolldeck, auch wenn das Deck mit Scion of Oona schnelle Spiele liefern kann. Im Gegensatz zum Toast ändern sich hier je nach Version nur einzelne Karten – die ganze Feenbasis (Bitterblossom, Spellstutter Sprite, Scion of Oona, Mistbind Clique) sollte man aufgrund ihrer Interaktionen überhaupt gar nicht erst anfassen.

3. Mono-Red Aggro

War schon im letzten Standardformat gut, und hat seitdem, außer dem guten Mann im Mond, gar nicht mal so viel verloren. Das Deckkonzept sieht einfacher aus, als es schlussendlich zu spielen ist: Rohe Gewalt, mit möglichst dicken Tieren für wenig Mana auf den Gegner einprügeln, und wenn's nicht ganz reicht, dann halt ordentlich mit Direktschaden nachhelfen. Und zwar mitten in die Fresse rein. Auch hier ändern sich je nach Version meistens nur die Antworten auf Kitchen Finks (ob nun Magma Spray oder Puncture Blast, oder halt gar nichts) und die 3-Drops (Hell's Thunder oder Boggart Ram-Gang).

4. White Weenie

Das gibt's schon seit den Savannah Lions. Klein, billig und effizient. Obwohl man's aufgrund der vielen Massremoval (Wrath of God, Firespout, Infest …) gar nicht mehr so weenig spielt, sondern auch noch Cloudgoat Ranger, Planeswalker oder den Ruel (Ranger of Eos) reinpackt, gilt nach wie vor: Möglichst schnell das Board überladen, und die restlichen Schadenspunkte mit einer Überzahl an Tierchen oder Evasion anrichten. Obwohl auch hier auf steinernen Grund (Spectral Procession, Figure of Destiny, die ganzen Kithkin) gebaut wird, gibt es etliche Versionen, auch mit Rotsplash für den wilden Ajani und teilweise sogar für die Painter's Servant/Chaotic Backlash-Kombo.

Schritt 2: Der Schiffsbau

Nachdem ich euch letzte Woche schon eine seetüchtige Luxusjacht konstruiert habe, möchte ich euch weitere, in meinen Augen interessante und kompetitive Decks zeigen und kurz erläutern. Auf diese Decks bin ich auf meiner Odyssee in Magic Online gestoßen, und probiere sie nun, anhand von Notizen und kurzen Gesprächen mit den Erbauern, möglichst sinnvoll wiederzugeben:

Fish 'n' Chips

2 Reveillark
4 Merrow Reejerey
4 Silvergill Adept
4 Sower of Temptation
4 Stonybrook Banneret
4 Sygg, River Guide
4 Wake Thrasher
1 Glen Elendra Archmage

4 Cryptic Command
4 Sage's Dousing

4 Adarkar Wastes
9 Island
4 Mutavault
4 Mystic Gate
4 Wanderwine Hub


4 Burrenton Forge-Tender
4 Deft Duelist
2 Reveillark
2 Glen Elendra Archmage
3 Wispmare

Diese und weitere Karten gibt's bei:


  • Warum ich das Deck interessant finde:

  • Blau ist eine Farbe, die unendlich viel Power im Viererslot hat: Cryptic Command, Sower of Temptation, Glen Elendra Archmage, Mistbind Clique. Faeries würden wohl all diese Karten gerne spielen, tun es aber nur selten, weil man die Manakurve des Decks damit völlig versaut. Merfolk löst dieses Problem elegant: Indem man via Stonybrook Banneret die Kosten des größten Teils des Viererslots auf drei Mana senkt, ist die Kurve wieder einigermaßen intakt. Ein weiterer Grund für mein Interesse an diesem Deck: Die „Tap all creatures“-Funktion des Cryptic Command endlich mal wieder aggressiv nutzen zu können. Jan Ruess wird euch ein Liedchen dazu singen können…

  • Gegen welche Decks man im Vorteil ist:

  • Jegliche Decks, die am Anfang des Spiels ihr Mana aufbauen, um dann mal mit einem Zorneffekt das Board abzuräumen versuchen, kann man mit frühen Drops und Countern wunderbar in Schach halten. Auch Feen ohne 2nd-Turn-Bitterblossom steht man mit faeren Chancen gegenüber und Kreaturendecks ohne viel Removal (sprich: nicht-rot) sollte man mit einem mittelmäßigen Draw und vor allem mit einem Cryptic Command schlagen können.

  • Besondere Karten, die im Deck sind oder eben auch nicht:

  • Das Deck leidet natürlich sehr unter dem Verlust des Lord of Atlantis. Dies ist auch ein Grund, warum der Cursecatcher nicht mehr so gut ins Deck passt wie früher. Sehr gut in diesem Deck gefallen mir Archmage und Sower, die sich einerseits sehr über den Banneret freuen, andererseits eine tiefgehende Freundschaft mit Reveillark genießen.


    Naya-Aggro

    4 Birds of Paradise
    4 Bloom Tender
    3 Chameleon Colossus
    3 Figure of Destiny
    4 Kitchen Finks
    4 Realm Razer
    4 Woolly Thoctar

    3 Magma Spray
    2 Naya Charm
    3 Ajani Vengeant
    2 Garruk Wildspeaker

    3 Brushland
    2 Fire-Lit Thicket
    2 Forest
    2 Jungle Shrine
    4 Karplusan Forest
    3 Mutavault
    2 Reflecting Pool
    4 Treetop Village
    2 Wooded Bastion


    2 Cloudthresher
    3 Gaddock Teeg
    2 Condemn
    4 Guttural Response
    1 Naya Charm
    1 Pyroclasm
    2 Wrath of God

    Diese und weitere Karten gibt's bei:


  • Warum ich das Deck interessant finde:

  • Das Deck fühlt sich zum Spielen ähnlich an wie das frühere Doran. Ich mochte Doran sehr gut, und einige von euch werden nachvollziehen können, warum. $$$$$$! Wenn man ausnahmsweise einmal nicht gegen Massremoval spielt, hat man mit Birds of Paradise und Bloom Tender die wohl beste Mana-Acceleration am Start und kann mit Realm Razer schnell mal einen Gegner komplett aus dem Spiel nehmen.

  • Gegen welche Decks man im Vorteil ist:

  • Gegen aggressive Decks steht man sehr solide da, da die eigenen Tierchen meistens größer sind als die des Gegners. Gegen Massremoval á la Zorn steht man aber auch nicht automatisch mit heruntergelassenen Hosen da, sondern hat entweder noch einen Planeswalker liegen oder kann mit Realm Razer (und viel Mana und Glück, ich weiß) den Spieß wieder umdrehen.


  • Besondere Karten, die im Deck sind oder eben auch nicht:

  • Wie schon zigmal erwähnt: Realm Razer. Auch wenn ich noch nicht oft das Vergnügen hatte, mit dieser Karte zu spielen, denke ich, dass sie das momentane Standard noch sehr prägen wird. Zusammen mit Guttural Response und Gaddock Teeg auch noch ein wenig unanfälliger für Gegenzauberei. Naya Charm ist ebenfalls eine Karte, der ich in gewissen Matchups ein hohes Potenzial zuschreibe. Gegen Kreaturendecks ersetzt die Karte in einem gelungenen Maße das Profane Command in seiner Finisherfunktion – mit dem kleinen Vorteil, dass man auch den Chameleon Colossus unblockbar machen kann. EOT alles getappt, Angriff für… naya… meistens genug. Fast schon kryptisch…


    Bant-Aggro

    4 Birds of Paradise
    4 Jhessian Infiltrator
    4 Rafiq of the Many
    4 Rhox War Monk
    4 Shorecrasher Mimic
    2 Kitchen Finks

    4 Bant Charm
    2 Broken Ambitions
    4 Cryptic Command
    2 Negate
    3 Elspeth, Knight-Errant

    2 Adarkar Wastes
    3 Brushland
    2 Flooded Grove
    2 Mystic Gate
    4 Reflecting Pool
    4 Seaside Citadel
    3 Treetop Village
    3 Yavimaya Coast


    2 Cloudthresher
    4 Flashfreeze
    2 Guttural Response
    3 Wrath of God
    4 Burrenton Forge-Tender

    Diese und weitere Karten gibt's bei:


  • Warum ich das Deck interessant finde:

  • Die Synergie zwischen den Bant-Karten und dem Mimic gefällt mir ausgezeichnet. (Man denke nur an 6/4, trampelnd mit Double Strike!) Außerdem schätze ich den Powerlevel der Karten sehr hoch ein – man sieht sie zwar nicht in vielen Decks, aber trotzdem haben sie in diesem hier wohl ihr Plätzchen gefunden.

  • Gegen welche Decks man im Vorteil ist:

  • Bant-Aggro kann zwei verschiedene Schienen fahren. Einerseits spielt es sich gegen langsame Decks ähnlich wie Merfolk – frühe Drops legen und dann countern, andererseits kann es mit Rafiq of the Many und Shorecrasher Mimic selbst schnell Druck aufbauen, um auch schnelle Decks zu racen.

  • Besondere Karten, die im Deck sind oder eben auch nicht:

  • Exalted, in diesem Falle durch Rafiq of the Many vertreten, ist meiner Meinung nach sehr auf Counter angewiesen, denn – ihr kennt die Situation aus dem Limited – ein Spotremoval kostet euch einen ganzen Angriff. Einige Versionen spielen sogar zusätzlich den neuen Exalted-Angel (Battlegrace Angel), um zusätzlichen Lebensumschwung zu genießen. Ganz klar überdurchschnittlich gut in dem Deck ist natürlich der Mimic – mit seiner oftmaligen Power 5 für zwei Mana erinnert er doch schwer an einen extendierten Tarmogoyf.

    Schritt 3: TO ARMS! Und ab in die Höhle des Löwen!

    Von meinem interkontinentalen Abenteuer werdet ihr noch früh genug hören... Den Schritt ins Kampfgetümmel überlasse ich jetzt erst mal euch. Ob nun FNM, Premier-Event oder Worlds – genießt das vielseitige Format in einer Zeitspanne, die noch nicht von Pro-Tour-Decks definiert ist. Und bleibt unterwegs nicht an einer Zirze hängen – sonst endet ihr als Pongify-Token.

    Ich schließe mit einem schönen Zitat aus einem Magic Online-Spiel:

    korno: why you play slow?

    shir kahn: cos i am from slowenia

    korno: not good conection?

    shir kahn: not good industry eighter

    korno: i'm from poland!





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