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Playing Where Ancients Tread, Teil 1
Ein Grand Prix Paris Bericht
von Timo Eifler
28.10.2008

Und wieder ein neuer Artikelautor, den niemand kennt... Daher möchte ich mich erst einmal vorstellen, bevor ich euch im Folgenden von meinen Erlebnissen beim größten Magic-Turnier aller Zeiten berichten werde.

Ich heiße Timo Eifler, bin 22 Jahre alt und studiere im sechsten Semester Informatik in Koblenz. Ich würde mich als „Zocker“ bezeichnen, da mich jede Art von strategisch anspruchsvollen Spielen begeistert und ich einfach alles, von Karten- und Brettspielen über Rollenspiele bis hin zu Table-Tops und eben Magic. mag. „Magic. am Küchentisch“ spiele ich schon seit Invasion. und es dauerte sehr lange bis ich wusste, dass es so etwas wie Grand Prix und Pro Tour überhaupt gibt. Das lag wohl daran, dass ich buchstäblich vom Land komme und nie wirklich die Möglichkeit hatte, mit Leuten außerhalb meines Freundeskreises Magic. zu spielen.

Mein erstes Turnier war ein Darksteel-Prerelease, ich war trotz mittelmäßigem Abschneiden sofort begeistert. Leider dauerte es dann trotzdem bis zum Erscheinen von Guildpact, bis ich anfing regelmäßig Turniere zu spielen, was vor allem daran lag, dass ich meinen Zivildienst in Koblenz leistete und endlich einen Laden in erreichbarer Nähe hatte.

Ich wollte schon immer mit meinem Hobby einen gewissen Erfolg erzielen (wollen wir das nicht alle?) und da man eben mit Träumen alleine zu nichts kommt, habe ich mir letztes Jahr den Grand Prix in Stuttgart zum Anlass genommen, um endlich mal intensiv zu testen und bei einem großen Turnier anzutreten. Trotz mäßigem Erfolg, war schnell klar, dass dies nicht mein letzter Grand Prix gewesen sein sollte. Es folgten Brüssel und schließlich Paris...

Vorbereitungen.

Meine Vorbereitungen begannen mit dem Bauen einiger Sealedpools in MWS. Nach meinem dritten Platz beim Prerelease in Koblenz wollte ich dann hauptsächlich Draften üben, um für die Top 8 beim Trial in Mayen gerüstet zu sein. Dazu nutze ich die kostenlose Onlineplattform Magic-League, die zwar gegenüber Magic Online. einige Nachteile hat, aber eben den einen großen Vorteil, der für mich letztendlich entscheidend ist.

Zum Trial-Turnier in Mayen traten dann doch mehr Spieler als erwartet an und ich schaffte es trotz eines meiner Meinung nach sehr starken Pools mit einem 2-2-1 nicht in die Top 8. Das lag vor allem daran, dass ich in einem sehr klobigen Deck inklusive drei Knight of the Skyward Eye, acht Kreaturen mit „natürlicher“ Power 5, einem Broodmate Dragon. und einem Where Ancients Tread. kaum Removal hatte. Dass zwei Excommunicate. in einem solchen Deck sehr schlecht sind und ich Violent Ultimatium mit sieben Karten, die mir rotes Mana machen, hätte spielen müssen, obwohl ich Rot nur splashte, fiel mir leider zu spät auf. Erwähnenswert ist, dass ich jedes Spiel, in dem ich Where Ancients Tread. ausspielte, gewann, obwohl ich die Spielbarkeit dieser Karte während des Deckbaus noch stark bezweifelte. Sie lohnt sich aber schon, wenn man sie nur einmal aktiviert hat und nachdem ich mit dieser Karte sogar ein Spiel gewann, ohne ein einziges Mal anzugreifen, meinte Daniel „DrLambda“ Wünsche zu mir, dass ich ihm alle Exemplare dieser Karte signieren müsse, wenn ich in Paris Erfolg hätte.

Die Fahrt.

Letztendlich starteten wir aber eine Woche später mit wenig Hoffnung auf Erfolg nach Paris. Nach Stuttgart und Brüssel war Paris nun mein dritter Grand Prix und ich wusste, dass man ohne Byes schon einen ziemlich krassen Pool öffnen muss, um überhaupt Chancen auf Tag 2 zu haben. Dass ich mit meinem guten Pool in Mayen schon so schlecht abgeschnitten hatte und die Tatsache, dass für Paris laut Gerüchten 2.000 Spieler erwartet würden, bestärkten unsere Hoffnungen auf Erfolg nicht gerade.

Ich fuhr zusammen mit Uli und Freddy, zwei ehemaligen Schulkameraden von mir, die auch schon in Brüssel dabei waren. Die Koblenzer, Marco, Daniel, Alex und Jonas, der die drei Byes in Mayen gewonnen hatte, trafen wir erst in Paris. Wir verbrachten fast die komplette Fahrt damit, Uli die Grundkenntnisse über Shards of Alara-Limited beizubringen, da er im Gegensatz zu Freddy, der viel mit mir getestet hatte, noch kein einziges Spiel mit den neuen Karten absolviert hatte. So verging die Zeit relativ schnell und als wir nach 500 km Fahrt endlich in Paris ankamen, entschlossen wir uns, erst zur Site zu fahren, um uns anzumelden, bevor wir unser äußerst günstiges Hotel aufsuchten. Wir hatten ein Dreier-Zimmer und zahlten für das ganze Wochenende 106 €... Nein, nicht. pro Person... Nein, auch nicht. pro Nacht.

In diesem Zusammenhang möchte ich gerne von der Wizards-Seite zitieren:

„WotC has negotiated the highly reduced rate of 119€ per room + 1.10€ taxes per person. (Not per player) to guarantee all „Magic: The Gathering. ” players the best, cheapest accommodation you can find in the park.“.

Sicher ist dieses Angebot günstig für Disneyland, aber wenn man sowieso mit dem Auto anreist und nicht unbedingt Wert auf großen Luxus legt, ist man mit unserem Hotel, das sich etwa 15 km von Disneyland entfernt befindet, sicher besser beraten.

Am Freitagabend musste dann erst mal noch eine Runde Highlander gespielt werden, um zu ermitteln, welches Pärchen im Doppelbett kuscheln darf/muss. Denn leider waren in unserem Zimmer nicht wie im Internet angegeben ein Hochbett und ein normales Bett sondern ein kleines Doppelbett und ein Einzelbett, dass wohl für ein Kind gedacht war. Freddy gewann den Slot fürs Einzelbett mit seinem UGW-Token-Deck gegen meine Elfen und Ulis UBG-Control. Nach einer lustigen Runde Typ 4 gingen wir dann relativ früh schlafen, um fit für den nächsten Tag zu sein.

Das Turnier.

Beim Deckbau saß ich einem Franzosen gegenüber der mir, nachdem ich ihm sagte, dass ich aus Deutschland komme, überraschenderweise entgegnete: „Oh, dann können wir ja Deutsch reden.“ Es stellte sich heraus, dass er Deutschlehrer ist und obendrein ein ziemlich netter Typ. So machte es auch nicht allzuviel aus, dass es eine Weile dauerte, bis die Probleme mit den Tischnummern geklärt waren und alle Spieler ihren Platz gefunden hatten.
Auf die Plätze! An die Waffen! Fertig! Los!

An den Pool, den ich registrierte, erinnere ich mich nicht mehr genau. Ich weiß nur noch, dass er einen Foil-Archdemon of Unx. und somit sechs Rares enthielt, im gesamten aber eher durchschnittlich war. Etwas besser erinnere ich mich dafür an den Pool meines Gegenübers, der mit Cruel Ultimatum. und Sphinx Sovereign. zwar zwei wirkliche Bomben enthielt; die restlichen Rares waren aber mit Doppel-Clarion Ultimatum. und Knight of the White Orchid. nicht gerade das, was ich mir wünschen würde.

Also hoffte ich, dass ich weder, wie in Brüssel geschehen, meinen eigenen Pool behalten noch den meines Gegenübers bekommen würde. Dementsprechend glücklich war ich, als die Ansage „Pass the cards two times to the right and then to the person in front of you!“ kam und ich folgende 73 Karten vor mir liegen hatte:

Knight-Captain of Eos
Knight of the Skyward Eye
Metallurgeon
Oblivion Ring
2 Resounding Silence
Rockcaster Platoon
Sanctum Gargoyle
2 Soul's Grace
Yoked Plowbeast

Cancel
Cloudheath Drake
Coma Veil
Courier's Capsule
Etherium Astrolabe
Jhessian Lookout
Kederekt Leviathan
Outrider of Jhess
Tortoise Formation
Vectis Silencers

Banewasp Affliction
Dreg Reaver
2 Fleshbag Marauder
Grixis Battlemage
Resounding Scream
Viscera Dragger
Bloodthorn Taunter
Dragon Fodder
Hissing Iguanar
Incurable Ogre
2 Resounding Thunder
Thorn-Thrash Viashino
Vithian Stinger
Volcanic Submersion

Druid of the Anima
Drumhunter
Cavern Thoctar
Court Archers
Cylian Elf
Gift of the Gargantuan
Lush Growth
2 Mosstodon


Obelisk of Bant
Obelisk of Grixis
Obelisk of Jund
2 Obelisk of Naya
Lich's Mirror

Crumbling Necropolis
2 Esper Panorama
2 Agony Warp
Blightning
Broodmate Dragon
Carrion Thrash
Deft Duelist
2 Hindering Light
Realm Razer
Rip-Clan Crasher
Sangrite Surge
Sprouting Thrinax
Swerve
Thoughtcutter Agent
2 Tower Gargoyle
Windwright Mage
Woolly Thoctar

Krass genug für Tag 2?.

Ich denke, dass der Pool zwar sehr stark, aber trotzdem schwer zu bauen war. Man kann im Endeffekt nicht alle guten Karten im Deck unterbringen und die Auswahl der Hauptfarbe, von der man die meisten Länder spielt und aus der man seine frühen Drops wählt, ist auch nicht gerade trivial. Grün als klassische Grundlage für ein 5c-Deck schied für mich jedenfalls relativ früh aus. Gift of the Gargantuan. und Drumhunter. sind zwar generell gerngesehene Karten in einem langsamen Deck mit teuren Spells, aber in dem Deck, was ich vor Augen hatte, hatten sie einfach keinen Platz. Druid of the Anima. und die Chance auf einen frühen Woolly Thoctar. oder Sprouting Thrinax. reichten dann im Endeffekt auch nicht aus, um mich für Grün als Hauptfarbe zu begeistern. Stattdessen baute ich dieses Deck:


Knight of the Skyward Eye
Metallurgeon
Vithian Stinger
Fleshbag Marauder
Grixis Battlemage
Viscera Dragger
Sanctum Gargoyle
2 Tower Gargoyle
Knight-Captain of Eos
Realm Razer
Broodmate Dragon
Yoked Plowbeast
Kederekt Leviathan

2 Agony Warp
Oblivion Ring
2 Resounding Thunder
2 Resounding Silence


Obelisk of Bant
Obelisk of Grixis

Crumbling Necropolis
2 Esper Panorama
5 Plains
3 Swamp
2 Forest
2 Island
2 Mountain

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Es gibt sehr viele Dinge zu dieser Liste und zu meinen Entscheidungen beim Deckbau zu sagen und ich werde versuchen die wichtigsten kurz anzusprechen.

Realm Razer. und einen Forest. habe ich in jedem Spiel herausgenommen. Dafür kam dann meist der zweite Fleshbag Marauder. und ein zusätzlicher Swamp. ins Deck. Realm Razer. sollte mir einfach „lucky ein paar Spiele gewinnen“, wenn ich ihn aufs leere Board spiele, was in einem Spiel auch tatsächlich funktionierte. Im Endeffekt passt er aber nicht wirklich ins Deck, da man eigentlich nur Sprüche spielen will, mit denen man sich auch stabilisieren kann, wenn man unter Druck ist. Der zweite Fleshbag Marauder. passt daher deutlich besser ins Konzept und macht das Deck zusammen mit dem zusätzlichen Swamp. deutlich stabiler.

Weiß als Basisfarbe bietet mir unter anderem zwei 2-Drops, die ich in diesem Deck sehr gerne spiele, da sie auch im späteren Verlauf eines Spiels noch etwas ausrichten können. Schwarz als zweite Hauptfarbe ermöglicht mir zusammen mit den Panoramen, immer relativ früh zur Verfügung zu haben, womit das Deck schon fast alles ausspielen kann. Bei den Obelisken schließlich war für mich das wichtigste Argument, dass sie blaues Mana produzieren sollten, um das zweite blaue Mana für den Leviathan. sicherzustellen und einen Tower Gargoyle. in Turn 4 realistisch zu machen.

Allgemein ist noch zu erwähnen, dass ich bis auf einige wenige Ausnahmen meine Gegner immer anfangen ließ, da ich nicht damit rechnete, gegen viele sehr aggressive Decks spielen zu müssen und ich mit diesem Deck möglichst keine Mulligans nehmen wollte. So konnte ich dann auch viele Hände mit zwei Ländern halten, die on the Play ein größeres Risiko bedeutet hätten.

Karten die es nicht ins Deck geschafft haben:.

Cloudheath Drake: Hätte man wohl an der Stelle von Yoked Plowbeast. oder dem zweiten Fleshbag Marauder. spielen können. Wirklich gut wird er in meinem Deck aber erst mit Metallurgeon, da ich mir mit Sanctum Gargoyle. lieber die Tower Gargoyles. wiederhole. In Spiel 9 habe ich ihn aber einmal eingeboardet, da mein Gegner viele Flieger hatte.

Courier's Capsule: Allgemein mag ich diese Karte eigentlich, aber wenn man ständig damit beschäftigt ist, sich um die gegnerischen Kreaturen zu kümmern, hat man selten noch zwei Mana frei, um nebenbei noch Karten zu ziehen. Aber auch diese Karte hätte ich wohl anstatt Yoked Plowbeast. spielen können.

Carrion Thrash. und Sprouting Thrinax: Beides sehr gute Karten, die ich besonders im Sealed gerne spiele. Leider ist grünes Mana wirklich Mangelware in meinem Deck und wenn man diese Karten zu spät ausspielt, sind sie schon nicht mehr so gut.

Deft Duelist: Im Sealed meiner Meinung nach deutlich schlechter als im Draft. Trotzdem habe ich ihn einmal gegen ein sehr aggresives Deck mit vielen Tokens eingeboardet, da er in diesem Matchup schlicht besser war als Fleshbag Marauder.

Windwright Mage: Im Prinzip kann man hier genau dasselbe wie beim Cloudheath Drake. sagen. Nur wäre dieser Mage in meinem Deck noch nicht einmal oft geflogen. Zusammen mit der Capsule, wäre er aber sicher eine Option gewesen.

Woolly Thoctar: Nur in Turn 3 ist dieses Beast wirklich broken. Dazu muss man aber sein Deck entsprechend bauen. Als Splashkarte ist der Thoctar als 5/4 Vanilla allerdings sehr ungeeignet. Da konzentriere ich mich in meinem Deck doch lieber auf einen Tower Gargoyle. in Turn 4, was für den Gegner meist genauso unangenehm ist.

Obwohl ich mit diesem Deck wirklich sehr glücklich war und dementsprechend mit größeren Hoffnungen als erwartet in die erste Runde startete, dachte ich trotzdem nicht daran, dass ich so viel Erfolg haben könnte, dass ich Notizen für einen Artikel benötigen würde. Daher kann ich im Folgenden eben nur über die Runden berichten, an die ich mich erinnere, und zusätzlich einige einzelne Situationen beschreiben, die mir noch als besonders interessant im Gedächtnis geblieben sind.

Auf ins Getümmel!.

In Runde 1. sorgte ein Knight-Captain of Eos. in Turn 4 zusammen mit dem nachgezogenen Kederekt Leviathan. dafür, dass ich eine Menge Zeit hatte, meine Finisher zu ziehen, und dabei nie wirklich unter Druck geriet, wobei ich sogar noch einen Oblivion Ring. „für den Notfall” aufsparen konnte. Allerdings dauerte das Ganze ein wenig, so dass fürs zweite Spiel bloß noch zehn Minuten Zeit war. Da er keinen allzu schnellen Start hatte und mein Deck den ganzen Tag über nicht für schnelle Siege berühmt werden sollte, stand es 1:0:1 und ich hatte die erste Runde gewonnen.


In Runde 2. wurde ich dann mit einer Kreatur konfrontiert, die für mein Deck unerwartet unangenehm werden konnte: Algae Gharial. Mit Dragon Fodder, Vithian Stinger, Hissing Iguanar. und besagtem Algae Ghariel setzte er mich schnell unter Druck. Obwohl ich mich mit viel Removal einigermaßen stabilisieren konnte, wurden die mittlerweile schon im Doppelpack vorhandenen Krokodile zum echten Problem. Mein Deck offenbarte mir dann aber wieder einmal Kederekt Leviathan, der auch gegen Kreaturen mit Shroud eine wirklich gute Lösung darstellt. Diesen enormen Tempoverlust schaffte er nicht mehr aufzuholen.

In Spiel 2 habe ich dann aber den meiner Meinung nach größten Fehler des ganzen Turniers gemacht. Er hatte mich wieder ziemlich unter Druck gesetzt und ich war auf fünf Lebenspunkten. Mein Board bestand aus Broodmate Dragon. plus Token, die ihn gerade von 20 auf 12 gebracht hatten und daher getappt waren. Außerdem hatte ich noch Metallurgeon. und Tower Gargoyle, die Vithian Stinger, Hissing Iguanar, Exuberant Firestoker. und Rip-Clan Crasher. gegenüberstanden. Er hatte eine Handkarte, neun ungetappte Länder und griff mit allen Kreaturen an. Ich hatte vier Mana offen (darunter ein weißes) und hielt als letzte Handkarte Resounding Silence.


Nun gibt es eigentlich nur eine korrekte Spielweise. Man blockt den Firestoker und den Iguanar und lässt den Rip-Clan Crasher. und den Stinger ungeblockt. Dann wartet man bis er das Resounding Roar. cyclet und entfernt als Antw.ort dessen Ziel mit Resounding Silence. Dann greift man in der eigenen Runde mit den drei 4/4 Fliegern an und gewinnt.

Ich hatte aber in dieser Situation einfach viel zu große Angst vor irgendwelchen Tricks mit dem Iguanar, da dieser mich schon einige Lebenspunkte gekostet hatte und removete. daher diesen noch bevor Blocker deklariert wurden. Die Tatsache, dass der einzige Grund für ihn mit einer 0-Power-Kreatur anzugreifen, darin bestehen konnte, mich mit einem Combat-Trick zu töten, blendete ich dabei komplett aus. Somit verlor ich Spiel 2 und als ich gerade mit hektischem Blick zur Uhr schaute, zeigte diese auch schon 00:00:00 und ich ärgerte mich, dass mich mein dummer Fehler den Sieg gekostet hatte. Ich versuchte, das Ganze noch irgendwie positiv zu sehen, indem ich mir einredete, dass ich nun wohl gegen andere langsame Decks gelost werden würde, da es bei diesen Decks nun mal wahrscheinlicher ist, dass sie drawen. Ich nahm mir jedenfalls vor in den kommenden Runden etwas mehr darauf zu achten, nicht zu langsam zu spielen, ohne dabei aber meine Konzentration zu verlieren.


Zu den Runden 3 bis 6, die ich alle ziemlich sicher gewinnen konnte, kann ich leider kaum etwas erzählen da ich mich an die genauen Spielabläufe nicht mehr erinnere. Eine Partie ist mir allerdings als relativ interessant in Erinnerung geblieben. Mein Gegner begann mit Turn 1 Akrasan Squire, Turn 2 Steward of Valeron, Turn 3 Sighted-Caste Sorcerer. und Turn 4 Court Archers. Ich konnte in Turn 3 seinen Steward in Response auf den Exalted-Trigger mit Agony Warp. entsorgen und spielte in meinem Turn 4 Tower Gargoyle. Er war nun scheinbar sehr glücklich, als ich seinen auf 4/4 gewachsenen Squire. mit meinem Tower Gargoyle. abtauschen ließ. Dabei war ich nur froh, dass er nicht mit seinen Court Archers. angegriffen hatte und ich somit seine Exalted-Kreaturen reduzieren konnte, anstatt nur Schaden zu verhindern. Ich spielte dann im folgenden Zug Sanctum Gargoyle, welcher seinen Freund zurückholte und sich sogleich todesmutig vor den nächsten Angreifer warf. Diese auf den ersten Blick unvorteilhaften Blocks gaben mir aber letztendlich genug Zeit, mein Mana und zusätzliches Removal zu ziehen und schließlich das Spiel zu stabilisieren.

Generell habe ich öfter Sanctum Gargoyle, Viscera Dragger. oder einen Knight of the Skyward Eye, den ich noch nicht zum 5/5er machen konnte, geopfert um ein paar Schadenspunkte zu verhindern. In der Regel konnte ich dadurch mein Removal für die wirklich wichtigen Bedrohungen meiner Gegner aufsparen oder ein Resounding Silence. cyclen, statt es normal zu spielen, was meist das Spiel entschied.


In Runde 7. spielte ich dann gegen ein sehr solides Naya-Deck mit zwei Vithian Stinger, zwei Oblivion Ring, zwei Bull Cerodon, Knight-Captain of Eos, zwei Wild Nacatl. und einem Ranger of Eos. Spiel 1 gewann ich relativ sicher, da er erst relativ spät anfing, relevante Kreaturen zu spielen. Als meinem Tower Gargoyle. auf seiner Seite nur ein Soldier-Token und Court Archers. gegenüberstanden, hatte er zwar das Magma Spray. für meinen Realm Razer, aber mein Tower Gargoyle. brachte das Spiel auch alleine nach Hause, da er einfach kein Removal für ihn fand.

In Spiel 2 besiegten mich seine Bull Cerodon, die ich in Spiel 1 noch nicht gesehen hatte, zusammen mit dem Ranger of Eos, der die beiden Nacatls suchte. Ich musste feststellen, dass eine 5/5 Kreatur mit Haste ziemlich unangenehm für mein Deck sein kann, da ich oft im Vorraus planen muss, wie ich mein Removal optimal einsetzen und den Angriff meines Gegner abwehren kann. Wenn dann im richtigen Moment noch ein Oblivion Ring. meinen Blocker entsorgt, kann das Spiel schon schnell vorbei sein.

In Spiel 3, in dem ich ausnahmsweise selbst anfangen wollte, machte ich dann einen Fehler, der mich wohl wiederum das Spiel kostete. Er hatte einen sehr guten Start mit Turn 1 Wild Nacatl, Turn 2 Steward of Valeron. und Turn 3 Court Archers. Ich konnte vorerst nur Grixis Battlemage. legen. Der nachgelegte Tower Gargoyle, der mich stabilisieren sollte, wurde von einem Oblivion Ring. entsorgt und bei seinem nächsten Angriff mit Wild Nacatl. und Steward of Valeron. blockte ich den Steward mit meinem Battlemage. Er spielte einen Zug später Knight-Captain of Eos, gegen den ich mit Resounding Silence, Fleshbag Marauder. und zwei Ländern in meiner Hand nicht so gut aussah. Auch mein nachgezogener Vithian Stinger. konnte mich nicht mehr retten, da mein Gegner bereits sein eigenes Exemplar dieser äußerst effizienten Kreatur auf dem Board hatte. Ich denke, dass ich dieses Spiel hätte gewinnen können, wenn ich den Battlemage behalten hätte, um damit die Länder in meiner Hand in Spells umzuwandeln.

So musste ich also die letzten beiden Runden noch gewinnen, weil ich mir zwei Siege durch dumme Fehler entgehen gelassen hatte.


In Runde 8. spielte ich gegen Warren Vonk, einen der freundlichsten und lustigsten Spieler, der mir je auf Turnieren begegnet ist. Das Spielen gegen ihn machte einfach Spaß, weil wir beide trotz der Turniersituation so locker spielten, als ginge es um nichts. In Spiel 1 spielte ich in Turn 6 Broodmate Dragon. Dieser griff zwei mal alleine für vier Schadenspunkte an, da sein Bruder bereits von einem Excommunicate. beseitigt worden war. Das war auch das erste Spiel, das ich sehr schnell mit End of Turn gecycletem Resounding Thunder, untap, cycle Resounding Thunder. beendete, was er überhaupt nicht unfair, sondern eher lustig fand.

In Spiel 2 konnte er keinen wirklichen Druck aufbauen, was mir die Gelegenheit gab, insgesamt fünf Länder mit Grixis Battlemage. wegzucyclen. Als ich dann endlich keine Länder mehr nachzog, zählte ich sieben Länder und zwei Obelisken im Spiel, womit ich zusammen mit den Ländern im Friedhof insgesamt 14 meiner 19 Manaquellen auf etwa 20 Karten gezogen hatte. Da ich immer noch bei über 15 Lebenspunkten war und mein Gegner immer noch nichts Bedrohliches ausgespielt hatte, war Gewinnen ab diesem Zeitpunkt nur noch Formsache.

Soweit ich mich erinnere, war dies das zweite Spiel des Tages, dass ich eindeutig durch den Grixis Battlemage. gewonnen hatte und wenn ich in Runde 7 nicht diesen dummen Fehler begangen hätte…wer weiß.

Nach dem Spiel zeigte mir mein Gegner dann noch, was ihn so weit gebracht hatte. Er hatte die starke Kombo aus Quietus Spike. und zwei Vithian Stinger, die er gegen mich glücklicherweise nie gezogen hatte. Ich zeigte ihm noch meinen Pool und als sein Freund schließlich noch zu uns kam, wurde das Gespräch so lustig, dass wir sogar vergaßen, den Ergebniszettel auszufüllen und abzugeben. Das sind meiner Meinung nach die Momente, die es wirklich lohnenswert machen, Hunderte von Kilometern zu fahren, nur um mit wildfremden Menschen Karten zu spielen.


Als ich mich für die entscheidende Runde 9. an meinen Platz setzte, war mir noch nicht klar, gegen wen ich spielen würde. Erst nachdem sich einige Spieler und auch Judges eingefunden hatten, um das Spiel zu beobachten, konnte ich aus den Gesprächen raushören, dass ich dem amtierenden spanischen Meister gegenübersaß. Nach langem Warten und einigen Gesprächen über mögliche Sonderregel.ungen bei Turnieren dieser Größenordnung wurde dann endlich die letzte Runde gestartet und ich war sehr überrascht, als mein Gegner mit Etherium Sculptor. in das Match einstieg. Diese Kreatur sah ich an diesem Tag zum ersten Mal. Ich wusste, dass sie im richten Draftdeck durchaus spielbar war, ein Sealed-Deck müsste meiner Meinung nach aber doch sehr spezialisiert sein, damit sich der Einsatz dieser Karte lohnte. Der 1/2er machte mir allerdings tatsächlich fünf oder sogar sechs Schaden, da ich es nicht für nötig hielt, mein Removal für ihn zu verschwenden. Er zeigte mir dann unter anderem noch Steelclad Serpent. und Dreg Reaver, die mich aber beide nicht sonderlich beeindruckten und ich konnte das Spiel mit einem Broodmate Dragon. sicher beenden.

In Spiel 2 zeigte er mir dann die Bomben aus seinem Deck in Form von Sharding Sphinx. und Vein Drinker. Als ich gerade triumphierend Resounding Silence. cyclen wollte um beide Probleme auf einmal loszuwerden, merkte ich, dass ich gar kein grünes Mana hatte. So konnte ich nur den Vampir beseitigen und musste mich der Sphinx oder besser gesagt ihren Thopter-Tokens geschlagen geben.

Für Spiel 3 tauschte ich dann den Grixis Obelisk gegen den Jund Obelisk, da mir zum ersten Mal bewusst wurde, wie wichtig das grüne Mana letztendlich doch in meinem Deck war. Wie genau ich dann das dritte Spiel gewann, weiß ich leider nicht mehr. Meine einzige Erinnerung ist, dass es sehr eindeutig gewesen sein muss, da ich am Ende noch Oblivion Ring. und Resounding Silence. in der Hand hielt, die ich beide nicht brauchte, um zu gewinnen.



Ich hatte es also geschafft. Ich war unter den 128 besten Spielern von über 1.800 und somit zum ersten Mal Tag 2 auf einem Grand Prix.

Wir fuhren zurück zum Hotel und nahmen uns vor, so viel Schlaf wie möglich zu ergattern und nur noch kurz über mögliche Draftstrategien für den nächsten Tag zu reden. Da ich mich aber allgemein gut vorbereitet fühlte und wir irgendwie keine Lust mehr auf rein theoretische Gespräche hatten, verbrachten wir den Rest des Abends damit, uns die französische Version von „Es war einmal das Leben“ anzusehen... Mir wurde erst nach etwa 20 Minuten bewusst, wie absurd diese Situation eigentlich war.




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