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Limited
Miao. Alara auf Italienisch
Prerelease in Mailand
von Peter Schönherr
10.10.2008

Die ursprüngliche Absicht, diesen Bericht zu schrieben, wurde eigentlich gleich zu Turnierende mitsamt den Aufzeichnungen über den Spielverlauf wieder begraben. Das Ergebnis schien mir wenig berichtenswert. Erst ein Wehklagen aus mindestens einer Ecke der deutschen Magic-Community über den Mangel an interessanten Prereleaseberichten ließ mich meine Entscheidung noch einmal überdenken. Unabhängig von seinem Ausgang wohnt den Turniererfahrungen in fremden Ländern eine gewisse Kurzweil inne.

Da sich der Nachrichtenwert eines Prereleases zwei Wochen danach leider schwer in Grenzen hält, liegt der Fokus des folgenden Textes auch weniger auf der eigentlichen Veranstaltung. Viel stärker möchte ich mein Augenmerk auf den keinesfalls eindeutigen Sealed-Pool lenken. Dessen eingehende Betrachtung wird umrahmt von einer Erzählung über die kleinen Unterschiede und Gemeinsamkeiten beim Reisen und Spielen in Bella Italia.

Don Greedo.

Auf seiner Ferienreise Don Greedo zu begegnen, ist sicher ein großes Glück, denn in dem Land, das auf den Karten dieser Welt Kalabrien heißt, hat man als Freund von Don Greedo immer viele Freunde. Da gibt es zum Beispiel in Don Greedos Reich zwei Restaurants. Das „Eine“ und das Andere, welches Don Greedo gehört und in dem Freunde von Don Greedo stets gern als Gäste begrüßt werden.

Hat das Land Kalabrien ein Problem mit seiner Müllentsorgung, müssen sich Freunde von Don Greedo keine Sorgen machen. Denn Don Greedo löst Probleme und Arbeit findet sich für Freunde von Don Greedo zu jeder Zeit. Es ist sicher ein großes Glück Don Greedos Freund zu sein, doch bedenke welche Ehre, wenn Don Greedo dich eines Tages sogar bei dir zu Hause besucht.

Ich bin Don Greedo nie über den Weg gelaufen. Es ist nur eine von vielen illustren Geschichten, die mir während meines zweiwöchigen Praktikums in Italien zugetragen wurden. Dieses Praktikum in einer Druckerei in Bergamo (hier entsteht jedes Jahr aufs neue ein Grundstein der neuen russischen Weltherrschaft: Kalender für Gasprom) fiel nun genau auf das Prerelease-Wochenende für Shards of Alara. Ich hatte das Thema schon beinah abgehakt, da offenbarte sich mir, dass am Sonntag im nicht weit entfernten Mailand gleich zwei Turniere stattfinden würden.

Einziges Problem: Seit einiger Zeit werden Prerelease-Turniere in den jeweiligen Landessprachen abgehalten, eine Änderung die schon in Deutschland bei manchen Spielern zu Stresspusteln und Haarausfall führte. Für mich war es nun keine Frage der Ästhetik, sondern eine ganz pragmatische Hürde: Ich spreche kein W.ort Italienisch. Da ich an Prerelease-Wochenenden allerdings auch schon japanisch gedraftet habe, hielt ich die Sprachbarriere für nichts, was mich nachhaltig schrecken könnte. Immerhin wären die Buchstaben lesbar.

Als Vorbereitung verordnete ich mir lediglich ein intensives Studium des Spoilers von MTGSalvation, um anhand von Kartentyp und Manakosten wenigstens stets grob zu wissen, was ich vor mir habe. Alle weiteren Zweifelsfälle könnte dann eine ausgedruckte Version vor Ort klären. Zusätzlich bewaffnet mit zwei Google-Maps-Ausdrucken der Mailänder Innenstadt, einem Sprachführer und einem Mini-Wörterbuch fühlte ich mich ausreichend gewappnet, am Sonntagmorgen meine Schritte zunächst in Richtung des Bahnhofs von Bergamo zu lenken.

In der Zeit meines zugegebenermaßen sehr kurzen Aufenthalts habe ich Italien als ein sehr hektisches Land empfunden und speziell Bergamo als einen Ort, der sich tagsüber stets am Rande zum totalen Chaos bewegt. Umso befremdlicher erschien es mir, an jenem Morgen die kleinen, verwinkelten Straßen Bergamos völlig verweist und menschenleer vorzufinden. Auf dem kurzen Weg zum Bahnhof begegnete mir tatsächlich keine Menschenseele.
Stazione Centrale Milano

Ganz anders natürlich Mailand: Schon in den Morgenstunden fanden sich dort Touristen, soweit das Auge reichte. Doch nicht nur Touristen waren vor dem kolossalen Bahnhofsbau zu sehen, sondern man konnte auch die Ausführung der jüngsten „Order 66“ von Regierungschef Berlusconi bestaunen: Es patrouillieren wieder Soldaten durch italienische Großstädte.

Die italienische Staatspräsenz hinter mir lassend, war der Weg vom Bahnhof in die Altstadt mit Google-Maps in meinen Händen auch bald gefunden. An rechtem Ort und Platz begegneten mir dann auch einige wartende junge Leute, die verdächtig nach Magic-Spielern aussahen und das auf Anfrage auch bestätigten. Da ich mein recht spätes Gesuch auf Voranmeldung leider nicht mehr auf Antw.orten prüfen konnte (Internet gab es nur in der Firma) blieb nur Daumen drücken, dass man noch einen Platz für mich haben würde.

Hatte man nicht.

Glücklicherweise sprach der Mensch im Eingangsbereich Englisch, was das Verständnis auf beiden Seiten enorm erleichterte. Demnach war dieses recht kleine Turnier nur mit Stammspielern besetzt, deren vollzähliges Erscheinen als gesichert gelten durfte. Aber wofür hat man denn die Adressen von zwei Turnieren in Mailand? Auf zum Nächsten!

Die Anschrift fand sich ähnlich leicht wie die erste, lediglich fehlte jedes Anzeichen darauf, wo in dieser Gasse ein Turnier stattfinden sollte. Der Laden, zu dem die Adresse gehörte, war geschlossen und es fand sich keinerlei Hinweis auf einen alternativen Veranstaltungsort für das sonntägliche Event.

Plan C wäre, schlicht Sightseeing in Mailand zu betreiben, sicher nicht die schlechteste Alternative, aber trotzdem nicht ganz das wofür ich angereist war. Um auszuschließen, dass mir eine kritische Information in der Ankündigung entgangen war, begab ich mich auf die Suche nach einem öffentlichen Internetzugang. In der konsequenten Anwendung von Murphys Gesetzen fand sich aber keiner, der zu dieser frühen Stunde am Sonntag geöffnet hatte. Meine letzte Hoffnung war nun, dass man bei dem anderen Turnier entweder über Internet verfügte oder vielleicht jemand eine Ahnung hätte, wo der Spieleladen Joker seine Turniere abhielt.

Bei meiner Rückkehr saß eine mir gänzlich fremde Person im Eingangsbereich und dieser sprach nun ausschließlich Italienisch. Ich bemühte mich, ihm begreiflich zu machen, dass ich nicht auf seiner Liste stand und gern mit jemanden reden würde, der Englisch spräche. Trotz Sprachführer und Wörterbuch gelang dieses Unterfangen wenn, dann nur teilweise. Zu meiner Rettung öffneten sich hinter mir die Aufzugtüren und ein drittes Mitglied der Organisationsmannschaft betrat das Foyer. Er konnte mir sagen, dass sie weder Netzzugang hätten, noch wüssten, wo sich die Leute von Joker gerade aufhielten.

Zum Magic-Spielen bin ich an diesem Wochenende trotzdem noch gekommen.

Ich weiß nicht ob es mein freundliches Drängen war, ob nicht vielleicht doch ein Platz für mich frei wäre, oder allein mein etwas verloren wirkendes Erscheinungsbild, Sprachführer in der einen, Wörterbuch in der anderen Hand, dass ihn zu Einlenken bewegte. In jedem Fall entschied er nach kurzem Blick auf die Teilnehmerliste recht plötzlich, dass da doch noch ein Platz für mich sei. Schwer erleichtert folgte ich ihm in den Fahrstuhl nach oben
Ich glaube in Italien funktionieren die Dinge so. Lächeln und Winken führt häufig zu Ergebnissen, die dem klaren Regeln verbundenen Deutschen wie kleine Wunder erscheinen.

Stagno debole.

Selbst wenn man jedoch nur die „Magic-Kultur“ betrachtet, ist in Italien vieles ein wenig anders. So wurde zumindest auf diesem Turnier noch ein Deckswap praktiziert, was prinzipiell natürlich auf meine volle Zustimmung stieß (siehe meinen Artikel. zum Eventide-Prerelease). Am konkreten Beispiel ist so etwas natürlich immer ein wenig differenzierter zu betrachten, denn mein erster Pool an diesem Wochenende barg erneut ein Powerlevel, um durch das Feld zu gehen wie ein heißes Messer durch Butter.

Mit Spearbreaker Behemoth. und Titanic Ultimatum. bot er zunächst zwei Spoiler, die sich beide dadurch auszeichnen, dass gegen sie, einmal gespielt, kaum ein Kraut gewachsen ist. Um den Manahunger dieser und weiterer Karten des Sets zu stillen, lagen dem Pool zusätzlich zu der üblichen grünen und farblosen Beschleunigung auch noch Keeper of Progenitus. und Sacellum Godspeaker. bei. Damit Letzterer auch immer genug flexibles „Futter“ hätte, gab es einfach noch sechs Cycle-Biester oben drauf. Removal war ebenfalls vorhanden, wenngleich ich mich da an Genaueres nicht mehr erinnern kann. Da uns satte 60 Minuten zur Registration gewährt wurden, blieb auch ausreichend Zeit, sich vor Augen zu führen, wie gut ein mögliches Deck aus diesen Karten geworden wäre.

Der Pool, der mit nun zugelost wurde, war ein ganzes Stück durchwachsener und weniger eindeutig.


Akrasan Squire
2 Angelsong
Knight of the Skyward Eye
Marble Chalice
Metallurgeon
2 Sanctum Gargoyle
Sighted-Caste Sorcerer
2 Sunseed Nurturer
Welkin Guide

2 Cathartic Adept
2 Coma Veil
2 Courier's Capsule
Etherium Sculptor
Fatestitcher
Sharding Sphinx
Skill Borrower
Steelclad Serpent
Tortoise Formation

2 Blister Beetle
2 Bone Splinters
Cunning Lethemancer
Demon's Herald
2 Glaze Fiend
Puppet Conjurer
Resounding Scream
Scavenger Drake
Skeletal Kathari
Undead Leotau
Viscera Dragger
Bloodthorn Taunter
Dragon Fodder
Exuberant Firestroker
Goblin Mountaineer
Hissing Iguanar
Incurable Ogre
2 Lightning Talons
2 Ridge Rannet
2 Scourge Devil
Viashino Skeleton
Druid of the Anima
Drumhunter
2 Gift of the Gargantuan
Godtoucher
Keeper of Progenitus
Naturalize
Resounding Roar
2 Savage Hunger
Topan Ascetic

Blightning
2 Branching Bolt
Deft Duelist
2 Goblin Deathriders
Grixis Charm
Jund Charm
Qasali Ambusher
Sigil Blessing
Steward of Valeron
Thoughtcutter Agent
Tidehollow Strix
Woolly Thoctar

Lich's Mirror
Minion Reflector
2 Obelisk of Bant
2 Obelisk of Grixis
Obelisk of Jund

Bant Panorama
Crumbling Necropolis
Jund Panorama
Savage Lands

Auffällig waren auf den ersten Blick die zahlreichen Karten der Esper-Scherbe die auch eine sehr gute blaue Rare beisteuerte. Einen Build mit Grün habe ich zwar in Betracht gezogen, nur fanden sich außerhalb der Esper-Farben nie ausreichend Karten, um ein dreifarbiges Konstrukt zu gewährleisten. Wie weit man es in diesem Format mit der Anzahl der Farben treiben kann, habe ich dabei stark unterschätzt.

Blau und Schwarz boten außerdem insgesamt vier Removal, die zwar alle sehr ressourcenintesiv sind, dafür aber nahezu jede Kreatur beseitigen können. Das schien mir bei der von mir erwarteten Masse an dicken Tieren sehr wichtig. Mein erster Pool hatte mich in dieser Ansicht zusätzlich bestätigt. Während des Turniers erwischte ich dann mit Bone Splinters. aber nur selten Kreaturen, die nicht auch ein Branching Bolt. hätte ausschalten können.

Mein Deck sah wie folgt aus:


Tidehollow Strix
Metallurgeon
Etherium Sculptor
2 Glaze Fiend
Puppet Conjurer
2 Sanctum Gargoyle
Fatestitcher
Scavenger Drake
Viscera Dragger
Welkin Guide
Skeletal Kathari
Sharding Sphinx


2 Bone Splinters
Courier's Capsule
2 Obelisk of Grixis
Grixis Charm
2 Coma Veil
Minion Reflector

Bant Panorama
Crumbling Necropolis
3 Plains
6 Swamp
6 Island

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Was dem Deck fehlt, sind Impact und echte Bomben. Spiele müssen durch eine frühe Luftoffensive und unter Ausnutzung verschiedener Synergien gewonnen werden. Am auffälligsten ist dabei die Abwesenheit vieler sehr guter weißer Karten. Gegen Deft Duelist, Knight of the Skyward Eye. und Akrasan Squire. habe ich mich entschieden, um den Weißanteil auf einen Splash zu beschränken, aber auch, um eine hohe Anzahl von Artefakten für Glaze Fiend. zu gewährleisten.

Bone Splinters. schienen mit ausreichend Kombinationsmaterial versorgt zu sein, um ihn häufig genug ohne Kartennachteil spielen zu können – oder aber Scavenger Drake. würde unvorteilhafte Tauschgeschäfte etwas ausgleichen. Puppet Conjurer. glänzt in Verbindung mit beiden Karten, macht sonst aber nicht viel mehr als Drudge Skeletons. Gleiches gilt für Metallurgeon, da alle offensiv kämpfenden Artefaktkreaturen den Luftraum bevölkern und dort Kreaturenkämpfe eher selten sind. Sehr positiv ist mir der Fatestitcher. aufgefallen. Gnadenlos überteuert zu sein, ist in diesem Format nicht zwangsläufig ein Disqualifikationsgrund.

Fehlende, starke Alternativen in den gewählten Farben haben dem Minion Reflector. Zugang zum Deck verschafft, seine größte Wirkung war allerdings psychologischer Natur: Die Sorgen meiner Gegner, welche fiesen Tricks damit Zustande kommen könnten. Nennenswert Extraschaden hat er nicht verursacht. Als auf ganzer Linie unzulänglich hat sich der Etherium Sculptor. erwiesen, bei dem ich mich nicht erinnern kann, dass seine Beschleunigung zu irgendeinem Zeitpunkt wirklich relevant war. Nachträglich betrachtet ist die „beste“ denkbare Kombination eine Courier's Capsule. in Runde drei gleich legen und zünden zu können. (Die Beschleunigung in die Sphinx zählt nicht, da das auch ein weiterer Obelisk geleistet und dabei genauso den anderen Fünf-Mana-Tieren geholfen hätte.)

Gloriosa Vittoria.

Diese Gurke von Deck zum Sieg zu pilotieren, würde eine Portion Glück und möglichst wenig Fehler erfordern. Bis Runde 5 klappte das auch recht gut. Was ich bis dahin falsch machte, wurde mir zwar nicht von meinem Haufen, aber dafür von meinen Gegnern oder deren Decks verziehen. Auch das sehr knapp bemessene Zeitlimit griff mir manchmal unter die Arme.

Nachdem wir zunächst eine Ewigkeit zum Ausmalen der Kästchen auf den Decklisten erhielten, dauerte jedes Match nun nur 35 Minuten, zu wenig für Sealed im Allgemeinen und Shards of Alara. im Besonderen. Dafür spielten wir mit 24 Leuten seltsamerweise sechs Runden lang. Letztendlich waren die Listen übrigens doch nur Deko, denn wir behielten sie einfach. Auf Deckchecks oder Ähnliches wurde verzichtet.

Zunächst erhielt ich noch Schonfrist in Runde 1 gegen ein Deck mit circa 60 Karten mit zahlreichen Kreaturenverzauberungen und erlag danach dem Zeitlimit mit einem Unentschieden in Runde 2. Korrektes Spiel vorausgesetzt hätte ich hier, mit einigen Minuten mehr auf der Uhr, vermutlich durch einen tollen Sphinx-Trick gewonnen. Vier Thopter-Token griffen jede Runde in zwei Blocker an, um sich danach fröhlich wiederherzustellen. Die Sphinx blieb in Erwartung einer Resounding Silence. besser zu Hause.

Nach nun etwas mehr als 60 Minuten Spielzeit begann die etwa genauso lange Mittagspause. Man ahnt, wo die Italiener ihre Prioritäten setzen. Wenn es bei Magic-Spielern ums Essen geht, ist allerdings auch im Land der unbegrenzten Köstlichkeiten Fast Food die erste Wahl. Im Schlepptau meines letzten Gegners und seiner Kollegen ging es zum nächstgelegenen McDonalds. Die sind in Mailand wahrlich omnipräsent, ich vermute, dass es in der Mailander Altstadt fast mehr Mäcces gibt als in ganz Berlin. Meine Mitstreiter erwiesen sich als so liebenswürdig, ihre Englischkenntnisse für mich zu entstauben, aber selbst wenn sie sich untereinander auf Italienisch über Magic. unterhielten, verstand ich immer noch mehr, als sonst üblich.

Unser Hobby dient der Völkerverständigung! Hat schon mal jemand darüber nachgedacht, Fördermittel bei der EU zu beantragen?

In Runde 3 stieß ich dann auf die erste handfeste Sprachbarriere. Mein Gegenüber war des Englischen in etwa so mächtig, wie ich seiner Muttersprache. Zwar versuchte ich mich mit einigen Brocken Italienisch verständlich zu machen, aber das sorgte für mehr Verwirrung als es aus der Welt schaffte. Also beschränkten wir uns darauf, mit Handzeichen unsere Absichten zum Ausdruck zu bringen. Auch das funktionierte.

Nach einem 2:0 in den Extrazügen saß ich in Runde 4 mit einem meiner Begleiter aus der Mittagspause am selben Tisch. Ihn stellte die knappe Rundenzeit schon sehr früh vor eine sehr unangenehme Entscheidung. Im ersten Spiel stand er nach mehr als 15 Minuten auf der Uhr vor einer fast sicheren Niederlage. Gäbe er in diesem Moment auf, bestünde noch die Aussicht, zwei weitere Spiele zu schaffen. Er entschied sich, seine verbliebenen Chancen nicht in den Wind zu schlagen, war jedoch am Ende nicht glücklich genug, um sich aus seiner Zwickmühle zu befreien. Letztendlich reichte die Zeit noch nicht einmal für ein Unentschieden und die Runde endete mit einem 1:0-Sieg für mich.

Weil Wiedersehen Freude macht, saß ich nun, an Tisch 1 angekommen, für Runde 5 dem Spieler gegenüber, der sich anfangs über meinen ersten Pool hatte freuen dürfen. In dem Wissen, was er wahrscheinlich alles in petto hatte, ging ich mit einem etwas mulmigen Gefühl in diese Auseinandersetzung. Aufgrund dessen, was ich in den drei Spielen zu sehen bekam, gehe ich davon aus, dass er den Pool bei der Wahl der richtigen Farben ein gutes Stück verbaut hat.

Die von mir befürchtete große Fleischbeschauung blieb aus. So war es am Ende nicht die überwältigende Stärke von Titanic Ultimatum. und Co., die mich den Sieg kostete, sondern meine eigene Dummheit, garniert mit einer Prise Pech. Mit Welkin Guide einen mit Exalted-verstärkten Keeper of Progenitus. zu blocken, ist allein eine Frage mangelnder Konzentration, ein Fehler wie ich ihn auch vor sieben Jahren schon gemacht habe (damals nur häufiger). Dass er im kurz darauf folgenden Top-Deck-Modus weniger Länder fand als ich, tat sein Übriges.

Runde 6 wurde ich dann einfach nur von einem Deck gefressen, dessen Karten, die es nicht spielte, selbst unter Beibehaltung der Farben bereits einen mehr als passablen Haufen abgegeben hätten. So führte er drei Oblivion Ring, zwei Resounding Silence. und zwei Magma Spray. ins Feld, um nur eine Auswahl des Removals zu nennen. Zwei Flameblast Dragons. machten ebenfalls eine gute Figur. Interessehalber haben wir nach dem Spiel angefangen zu zählen und stellten fest, dass der Pilot dieses Monstrums aus zwölf Booster und zwei Startern an diesem Tag solide elf Oblivion Ring. gezogen hat.

Construzione di alternative.

Später habe ich mir meinen Pool noch einige Male zur Hand genommen, um mit einem erweiterten Blickwinkel alternative Bauweisen zu durchdenken, die höchstwahrscheinlich auch besser gewesen wären als das ursprüngliche Konstrukt.

Die Mehrzahl der guten mehrfarbigen Karten findet sich außerhalb von Schwarz und Blau. Woolly Thoctar, Qasali Ambusher. und Branching Bolt. legen die nähere Betrachtung einer WGR-Kombination nahe. Während des Deckbaus ist mir das natürlich auch nicht entgangen – die Probleme, die das ursprüngliche Deck hatte, bleiben aber hier auch nicht aus, nur dass bei der Beschränkung auf diese Farben weit weniger Flieger und weniger endgültige Antw.orten zur Verfügung stehen.

Implementiert man jedoch eine vierte Farbe, steigt die Attraktivität der Naya-Scherbe gleich erheblich. Bei der Wahl Blau gegen Schwarz stehen sich Sharding Sphinx, Deft Duelist. und Fatestitcher. auf der einen und Skeletal Kathari, Scavenger Drake, Viscera Dragger. und Jund Charm. auf der anderen Seite gegenüber. Bevor ich hier vorab eine Entscheidung über die Splash-Farbe fälle, möchte ich zunächst die drei anderen Farben weiter ausdifferenzieren.

In Grün findet sich unter den einfarbigen Karten gerade eine relevante Kreatur, was für eine Hauptfarbe viel zu wenig ist. Weiß und Rot können das schon besser, besonders, da jedes Deck aus diesem Pool nach einer möglichst konstanten Kurve streben sollte, denn Late-Game-Optionen sind insgesamt rar. Frühe Kreaturen gibt es vor allem in Weiß, Rot gewinnt erst im Bereich von drei Mana an Bedeutung, liefert aber vorrangig akzeptable Kreaturen mit höheren Beschwörungskosten.

Aus Weiß möchte ich nach Möglichkeit alles spielen, was irgendwie mit zwei Power für zwei Mana aufwarten kann, denn ich habe erlebt, wie in einigen zähen Spielen ein Drop aus dem zweiten Zug die Hälfte der gegnerischen Lebenspunkte gefressen hat. Hier punktet Blau mit Deft Duelist. als zusätzlichem Bären. Dragon Fodder. in Rot erfüllt diesen Job nur bedingt, soll aber trotzdem unseren Zwei-Mana-Slot auffüllen und harmoniert darüber hinaus mit Sigil Blessing. und Scourge Devil. und kann bei uns statt Drachen vielleicht ein Kathari füttern.

Ab vier Mana wechseln wir dann fließend in den Luftraum, wo wir mit zwei Sanctum Gargoyle. und Welkin Guide hoffentlich den letzten Schaden über die feindlichen Linien tragen könnten. Erstere haben leider nur einander zum Wiederbeleben. Für Blau spräche an dieser Stelle eine gewisse Unverwüstlichkeit der Sphinx, die ja ansonsten leider recht anfällig gegenüber Removal ist.

An dieser Stelle würde ich mich jedoch für Schwarz als Splash-Farbe entscheiden. Die blauen Karten mögen um Nuancen stärker sein, aber Schwarz fügt sich besser in das gegebene Color-Fixing ein.


Akrasan Squire
Knight of the Skyward Eye
Sighted-Caste Sorcerer
Steward of Valeron
Dragon Fodder
Hissing Iguanar
Qasali Ambusher
Woolly Thoctar
2 Sanctum Gargoyle
Viscera Dragger
2 Scourge Devil
Skeletal Kathari
Welkin Guide
2 Ridge Rannet


2 Branching Bolt
Jund Charm
Sigil Blessing
Obelisk of Jund
Obelisk of Grixis

Bant Panorama
Crumbling Necropolis
Jund Panorama
Savage Lands
7 Plains
3 Mountain
2 Forests
Swamp

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Mit nur einem Sumpf kommt man nichtsdestotrotz auf sechs schwarze Manaquellen beziehungsweise Möglichkeiten, schwarzes Mana zu suchen. Ähnliches gilt für Grün. Weiß ist mit überdurchschnittlich vielen Ebenen vertreten, weil zum einen alternative Quellen kaum vorhanden sind und zum anderen man den Umweg über Color-Fixing für seine Hauptfarbe gern vermeiden würde. Bei Rot kann man sich dahingegen getrost auf Obelisken und Co. verlassen. Auf diese würde ich eigentlich gern zugunsten weiterer Kreaturen verzichten, aber ohne sie scheint mir die notwendige Farbsicherheit nicht gewährleistet.

Kandidaten, die es nicht ins Deck schaffen, sind an erster Stelle Topan Ascetic. und Scavenger Drake, die sich aufgrund ihrer Farben gegenüber einigen leicht schlechteren weißen oder roten Alternativen hintenanstellen müssen. (Was ist Magic. doch für ein rassistisches Spiel.) Auch Grixis Charm. könnte mit zwei sowieso schon vorhandenen, blauen Manaquellen theoretisch auch mitspielen, aber auch eine Karte für de facto Doppel-Schwarz wage ich dieser Manabasis nicht zuzumuten.

Wenn man Sealed-Decks in ausgiebigen praktischen Tests tunen würde, könnte sich vielleicht herausstellen, dass das Charm sich problemlos einfügen lässt. Vor Naturalize. und dem Resounding Roar. erhalten Kreaturen den Vorzug. Gift of the Gargantuan. hat die gleiche Konkurrenz, aber darüber hinaus den Nachteil, dass es den dritten Zug frisst, in dem ich lieber Obelisk oder eine Kreatur legen möchte. Der Pool bietet leider auch nichts, wonach es zu suchen lohnt.

Wichtige Sideboardkarten wären darüber hinaus Goblin Mountaineer. und Bone Splinters.

Duomo Santa Maria Nascente.

Nun bietet Mailand noch einiges mehr als Sandkästen für intelligente, fantasievolle und gebildete Menschen, die in ihrer Freizeit gerne spielen, und bevor ich meinen Rückweg antrat, wollte ich zumindest Ausschnitte davon zu Gesicht bekommen. Der Dom bot sich dafür geradezu an, da er nicht weit abseits meiner Route gen Bahnhof lag. Für diesen Anblick wäre ich gern auch einige Kilometer gelaufen. Dieses Gebäude ist wahrlich beeindruckend, blendend weiß (so weiß wie ein Bauwerk in einer modernen Stadt nach dem ersten Tag noch sein kann, im Vergleich zum Kölner Dom blendend weiß) und filigran als wäre er aus Elfenbein.

Der herausragend gute Zustand lässt sich vielleicht damit erklären, dass von den schätzungsweise 5.000 Besuchern pro Tag zwischen fünf und sieben Euro für den Weg an die Domspitze verlangt werden. Ich bin lieber auf dem Vorplatz geblieben und habe das Gebäude von Außen genossen, trotz Reklame am Baugerüst.

Allein die ständige Bedrohung eines Tauben-Bombardements hat mir missfallen. Die Viecher zu füttern, sollte als Sachbeschädigung und fahrlässige Körperverletzung geahndet werden.

Unterwegs noch ein überteuertes – aber sehr leckeres – Eis erworben und bald saß ich wieder im Zug zurück nach Bergamo. Dort habe ich dann noch eine schwedische Familie auf der Flucht vor dem zu Hause hereinbrechenden Herbst getroffen. Als Deutscher hatte ich bei ihnen wohl gleich gute Karten. Als einen der ersten Sätze meinten sie zu mir:
„Deutschland? Ah, wir hören alle Rammstein!“




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