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Du musst weiter fischen, immer weiter fischen! – Teil 2
von Olaf Krzikalla
30.09.2008

Nachdem Ihr in der letzten Woche. vor allem viel über mich und mein Deck erfahren konntet, wird sich der heutige Teil ausschließlich dem weiteren Verlauf des Turniers widmen und damit unvermeidlich Magic-lastig werden.

Wir rekapitulieren kurz: Ich bin erfolgreich gestartet, stehe 3-0 und will im LLM-Draft den Meervölkern treu bleiben.

Das aber geht schief, denn meine ersten beiden Picks sind Nameless Inversion. und Eyeblight's Ending. Nach einem kurzen, reichlich verkrampften Versuch mit blauen Karten muss ich auf Grün umschalten – einen Changeling Titan. habe ich zu diesem Zeitpunkt schon durchgelassen. Ich bin kein großer Freund von Grün-Schwarz, da ich nie weiß, ob das Deck jetzt aggressiv oder defensiv zu bauen ist. Am Ende habe ich auch einen Mix aus Elfen und Baumvölkern, der von mehreren Changelings zusammengehalten wird. Diese dienen auf der Hand als vorzeigbare Elfen für Wren's Run Vanquisher, auf dem Feld als unzerstörbare Baumvölker mit Timber Protector. und im Graveyard als Assassin-Futter für Scarblade Elite. Das Deck sah sowohl auf den ersten Blick als auch nach Diskussionen mit dem Rest der Sachsen-Gang nicht nach 4-0 aus – dazu war es einfach zu unfokussiert. In der untenstehendenden Deckliste fehlt eine Karte, an die mich beim besten Willen nicht mehr erinnern kann.


1 Elvish Handservant
2 Woodland Changeling
1 Skeletal Changeling
1 Wren's Run Vanquisher
1 Scarblade Elite
1 Bosk Banneret
1 Boggart Loggers
2 Lys Alana Bowmaster
1 Winnower Patrol
1 Oakgnarl Warrior
1 Timber Protector
1 Everbark Shaman
1 Ambassador Oak
1 Game-Trail Changeling
1 Moonglove Winnower
1 Warren Pilferers
1 Bog-Strider Ash

1 Nameless Inversion
1 Eyeblight's Ending
1 Cloak and Dagger

9 Swamp
8 Forest


1 Boggart Loggers

Diese und weitere Karten gibt's bei:



4. Match: Daniel Gräfensteiner mit Gbu.

Es geht gleich gut los: Nach Mulligan habe ich Eyeblight's Ending. auf der Hand, was gegen eine Horde Elfen mit Imperious Perfect. vorneweg schon reichlich albern ist. Für diesen Auftritt wird das Eyeblight's Ending. dann gleich mal gegen die zweiten Boggart Loggers. ausgetauscht. Im zweiten Spiel überlegt Daniel lange, ob er seinen Imperious Perfect. wieder ausspielt. Der Grund: Ich musste ihm in meinem zweiten Zug Nameless Inversion. für Wren's Run Vanquisher. zeigen. Daniel entscheidet sich für den Abtausch. Ich habe keine Ahnung, ob und welche anderen Optionen er hatte. Letztendlich sind es späte Boggart Loggers, gegen die er kein Mittel findet.

Im entscheidenden Spiel habe ich die Boggart Loggers. schon im dritten Zug. Daniel aber hat Lys Alana Scarblade. dagegen und ich erwarte jeden Moment das Absterben meiner Offensive. Das aber bleibt aus – von seinen gefühlten zehn Elfen im Deck zeigt sich fünf Runden lang keiner. Da ist sie wieder – die schon im ersten Teil erwähnte schmale Grenze zwischen Sieg und Niederlage.

Ein Cloak and Dagger. auf meiner Seite entscheiden dann das Match.

4-0, 2:1


5. Match: Paul Weidemann mit Mono-W-Kithkin.

Gegen Paul mache ich im ersten Spiel einen planerischen Fehler, als ich gegen seine Kithkin nicht in der Defensive bleibe, sondern selbst mit mickrigen Angriffshandlungen beginne. Die Quittung erhalte ich prompt, seine Offensive beginnt explosionsartig – der erste Angriff bringt mich von 20 auf zehn. Meine zwar überlegenen, aber auch teuren Blocker können den dann folgenden Ansturm der Horde nich mehr genügend aufhalten. Zum Glück (ja, Magic. ist ein Glücksspiel...) bin ich auch mit 38 Jahren noch lernfähig und tausche in den beiden folgenden Spielen die frühen Drops ab,
soweit es möglich ist. Dafür ist der Tisch dann immer noch übersichtlich und meine Lebenspunkte noch hoch, wenn meine Baumvölker die Szenerie betreten. Gegen die dicken grünen Männer sind Pauls kleine Kithkin machtlos.

Im dritten Spiel macht Paul noch einen zu dem Zeitpunkt wahrscheinlich schon irrelevanten Fehler, als er zu seinem einsam angreifenden Preeminent Captain. einen Cenn's Heir. dazupackt. Dieser bleibt jedoch laut Aussage des danebenstehenden Judges 1/1 (ich hätte es auch nicht gewusst) und läuft so direkt in meinen Bosk Banneret.

5-0, 2:1


6. Match: Lino Burgold mit G/B.

Ich halte eine riskante Hand mit Cloak and Dagger, Boggart Loggers, Moonglove Winnower. und vier Sümpfen. Sein erstes Play ist ein Forest.

Dagegen ist die Hand dann natürlich so richtig gut, zumal der Equip-Trigger auf die Boggart Loggers. unbeantw.ortet bleibt. Trotzdem wird es spannend, da mein Deck sich weigert, mir auch mal einen Wald zu gönnen und Lino in der fünften Runde den von mir im Draft verschmähten Changeling Titan. legt. So sieht man sich wieder. Zum Glück kommt der Titan am Moonglove Winnower. nicht vorbei, da dieser gegen sein Violet Pall. immun ist und so ist in der achten Runde einfach Schluss.

Im zweiten Spiel nimmt Lino einen Mulligan, während sich bei mir wieder Cloak and Dagger. und Boggart Loggers. auf der Starthand tummeln. Das Problem – nur ein Sumpf, kein zweites Land. Ich entscheide mich zur Ausnutzung meines relativen Glücksvorteils und halte auch die riskantere Hand. Am Anfang sieht das gar nicht gut aus, ich muss meinen Oakgnarl Warrior. abwerfen. Aber Lino kommt Mulligan-bedingt auch nicht richtig aus den Startlöchern und als bei mir dann doch die Länder kommen, machen es wieder die Boggart Loggers.

6-0, 2:0


7. Match: Jonas Rutz mit U/B.

Im letzten Match des ersten Tages präsentieren dann auch noch mal die Scarblade Elite. und der Elvish Handservant. ihre Fähigkeiten. Im ersten Spiel macht Jonas einen Fehler, als er trotz liegender Scarblade Elite. meinen Woodland Changeling. totblockt. Dadurch kann ich seinen Silvergill Douser. beseitigen und zur Offensive übergehen. Im Folgenden werden weitere Changelings abgetauscht und die Scarblade Elite. kann noch dreimal ihr schmutziges Handwerk verrichten.

Im letzten Spiel des Tages spiele ich erste Runde Elvish Handservant, zweite Runde Woodland Changeling, dritte Runde Nameless Inversion. In der Literatur hat sich dafür der Begriff „druckvoller Start“ durchgesetzt. Schließlich muß er in der sechsten Runde ein Profane Command. auf den inzwischen auf 4/4 angewachsenen Elvish Handservant. spielen, um überhaupt noch irgendwie im Spiel zu bleiben.

Wenn einem aber die 1-Mana-Kreatur mit dem 6-Mana-Spoiler-Removal entsorgt wird, sieht es im Allgemeinen trotzdem schon ganz gut aus. Und meine Baumvölker beenden dann auch kurze Zeit später das Spiel, das Match und den Tag.

7-0, 2:0

An Schlaf ist in der folgenden Nacht kaum zu denken. Zu aufgeregt bin ich ob des bisher makellosen Turnierverlaufs und des ungewohnten Platzes an der Sonne. Es ist da aber auch die Angst, am zweiten Tag einzubrechen. Ich wäre nicht der Erste, dem ein solches Unheil widerfährt. Vor allem der Limited-Teil in einem mir vollkommen unbekannten Format bereitet mir Kopfzerbrechen.

Aber: Der SSE-Draft läuft gut, wie man auch dem . Draftviewer entnehmen kann. Lediglich der First Pick im zweiten Booster ist die absolute Katastrophe. Ich hatte einfach Schiss, dass ich letztendlich doch nicht in Mono-Rot lande und dann den Demigod of Revenge. nicht spielen kann. Ich picke den Kulrath Knight. und ärgere mich ab da für den Rest des Drafts über diesen Unsinn. Mein Gesicht – ebenfalls im Draftviewer dokumentiert – spricht Bände.


8. Match: Thoralf 'Toffel' Severin mit W/Irgendwas.

Das Erkennen der konkret gespielten Farben beim Gegenspieler gestaltet sich im SSE-Draftformat oft schwierig. Jedenfalls bekommen wir als die zwei verbliebenen 7-0 stehenden Berliner (ach ne, Teilnehmer) das Feature Match.

In der Coverage kommt allerdings nicht so richtig raus, dass Double Cleave. Doppelschlag gibt und dass ich beim Runterspielen der Flame Jab-Cinder Pyromancer-Kombo ziemlich aufgeregt war. Die Kombo hatte ich erst eine Runde vorher entdeckt – das Erforschen eines unbekannten Formates ist auch ein spannender Aspekt von Magic. Meinen Cinder Pyromancer. wollte ich da fast schon zum Chumpblocken abstellen. Mehr aus dem Bauch heraus (ich bin Linkshänder!) habe ich mich dann für den Komboversuch entschieden, Thoralf hatte zu dem Zeitpunkt noch 14 Leben. Als dann klar wurde, dass es reicht, sind mir die Karten mehr auf den Tisch gefallen, als dass ich sie wirklich gespielt habe. Jedenfalls war ich am Ende heilfroh über den erfolgreichen Einstieg in den zweiten Tag.

8-0, 2:0


9. Match: Roland Bode mit W/G/keine Ahnung.

Im ersten Spiel klatschen wir uns zünftig die Spoiler um die Ohren. Als sich zu seinem Godhead of Awe. ein Deathbringer Liege. dazugesellt, schaffe ich es irgendwie gerade noch so, mit Boggart Arsonists. und Double Cleave. genug Schaden durchzubringen, bevor das Spiel gekippt wäre. Im zweiten Spiel hat Roland Godhead of Awe. auf der Starthand (hat er mir nachher erzählt), bleibt aber auf vier Ländern stehen. Ich habe derweilen wieder mal den sogenannten druckvollen Start mit doppeltem Scuzzback Scrapper. und Boartusk Liege. und überrenne ihn so ohne große Gegenwehr.


9-0, 2:0


10. Match: Jan Lorenz mit W/G/Kram.

Der Swiss-Algorithmus wird bezogen auf den gesamten Turnierverlauf und nicht bezogen auf den Draft-Pod angewendet. So kommt es, dass ich gegen Jan spielen muss, der im Draft-Pod nur 1-1 steht. Trotzdem macht er mit mir kurzen Prozess. Im beiden Spielen sind es multiple Safehold Duo, die im Zusammenspiel mit weiteren grün/weißen Karten (unter anderem Shield of the Oversoul) und kümmerlichen, teils mulligan-geschwächten Draws auf meiner Seite mächtig Betrieb machen. So wie im Match gegen Roland davor konnte es aber auch nicht ewig weitergehen, meine Punktezahl wurde mir schon langsam unheimlich.

9-1, 0:2


Schlussendlich war ich mit dem 2-1 im Draft aber schon hochzufrieden, der befürchtete Einbruch blieb aus und wenn ich aus den nächsten drei Standard-Spielen noch eins gewinne, kann ich mich sehr wahrscheinlich in die Top 8 drawen.


11. Match: Dennis Johannsen mit TarmoRack.

In der ersten Standard-Runde des Sonnabends muss ich dann leider gleich gegen meinen Pensionskameraden (bezogen auf beides: Alter und Unterkunft) Dennis Johannsen antreten. Beide Spiele sind unglaublich intensiv, aber auch unglaublich zäh. Jedes Mal waren die Manlands der Schlüssel zum Erfolg. Ich versuche, seine Smallpox. zu umspielen, was mir im ersten Spiel nicht richtig gelingt. Als ich zwei Lord of Atlantis. auf den Tisch packe, kommt sofort Nameless Inversion.Smallpox. Ein Mutavault. stirbt an einer zweiten Nameless Inversion, das Faerie Conclave. kann ich aber mit Unsummon. vor dem gleichen Schicksal bewahren. Am Ende des Spiels hat dieses Land siebenmal alleine und erfolgreich angegriffen, während Dennis zu lange auf das grüne Mana für den Gegenangriff warten musste.

Am Anfang des zweiten Spiels kann ich früh ein paar Schaden durchbringen, begünstigt auch von dem Umstand, dass ich sein angreifendes Treetop Village. zweimal zurückrufen kann. Zu Ende des Spiels tickt zwar sein The Rack. unerbittlich, ich habe aber zwei Kreaturen und ein Mutavault. zum Angriff zur Verfügung – gegen TarmoRack ist das schon ein richtiger Schwarm.

Wenn es bei diesem Turnier Spiele gab, auf die ich stolz sein kann, dann waren es diese beiden. Gegen Dennis darf man sich sowieso keine Fehler erlauben. Zwar gab es auch aufgrund der fast immer sehr übersichtlichen Boardsituation eher wenige taktische Feinheiten zu bedenken, entscheidend aber war der Wechsel meiner Strategie hin zu einer kontrollorientierteren Spielweise. Da ich dieses Matchup vorher noch nie getestet hatte, musste ich diesen Plan mehr oder weniger während des ersten Zuges entwickeln. Der Plan ging auf und damit war ich quasi sicher in den Top 8.

10-1, 2:0


Schon im nächsten Spiel willigt Thoralf Severin in den ID ein, nachdem es 1:0 gegen ihn steht. Dann bin ich vor allem darüber glücklich, dass ich nach der ganzen Anstrengung für den Rest des Tages keine Karten mehr anfassen muss und mich im Park bei allerschönstem Sonnenschein schon mal für das Fußballturnier heiß machen kann. Über dieses Turnier wurde bereits an anderer Stelle. ausführlich und bebildert geschrieben.

Die Top 8 ist ja von verschiedenen Seiten gut gecovert worden. Deswegen spare ich mir dazu auch detaillierte Beschreibungen eines jeden Spiels. Ich habe gerade zu Beginn eine ganze Reihe teilweise sehr offensichtlicher Fehler in meinem Spiel gehabt. Aufgrund der ungewohnten Umstände und eines durch den ganzen Park trällernden Chores war es aber auch verdammt schwer, immer mit voller Konzentration zu spielen.

Mein Deck und meine Spielweise stand ja unter fortlaufender Beobachtung. Einige Entscheidungen und Spielverläufe haben auch Verwunderung bei manchen Zuschauern ausgelöst. Bevor ich noch auf konkrete Situationen eingehe, will ich kurz zwei allgemeine Dinge erklären.

Zum einen schienen manche Leute darüber erstaunt zu sein, wie viele Lords das Meervolk-Deck in einem Spiel so produzieren kann. (Lord steht hier synonym für Lord of Atlantis. und Merrow Reejerey.) Tatsächlich aber sind zwei oder gar drei Lords nichts Ungewöhnliches. Die Chance, in den oberen zehn Karten mindestens zwei Lords zu finden, liegt immerhin schon bei 40%. Wenn man jetzt noch in Betracht zieht, dass das Deck auch einige Kartenzieher spielt, wrd klar, dass multiple Lords einfach in der Natur des Meervolk-Decks liegen.

Die zweite Sache betrifft die Mulligan-Entscheidungen. In der Top 8 habe ich insgesamt drei Hände mit nur einem Land gehalten. Jedes Mal produzierte das Land blaues Mana, jedes Mal war ich on the Draw. und jedes Mal hatte ich sowohl Silvergill Adept. als auch Stonybrook Banneret. auf der Starthand. Wenn also auch nur ein Land in den nächsten zwei Karten ist, bin ich gut im Spiel. Und die Chance für ein Land in den nächsten zwei Karten ist bei nicht so schlechten 68,5%. Und wenn man jetzt noch weiß, dass Meervölker aufgrund ihrer „Masse statt Klasse“-Strategie auf Mulligans sehr empfindlich reagieren, sollte klar sein, dass man das Risiko eingeht. Dass ich mich dann auch dreimal rausgezogen habe, war eben Glück. Davon braucht's natürlich auch reichlich, um am Ende für ein Jahr den Titel des Deutschen Magic-Meisters tragen zu dürfen.


Viertelfinale: Babak Mojtahedy mit Mono-G-Beatdown.

Babak ist schon im Vorfeld ob des nicht nur in in seinen Augen katastrophalen Matchups ziemlich frustiert. Dann aber läuft alles anders. Nach zwei Doppelmulligans meinerseits steht es 2:2 nach Spielen. Im entscheidenden fünften Spiel kann Babak sehr druckvoll starten. Gerade noch rechtzeitig kann ich seine Anfangsoffensive stoppen, ohne jedoch selbst mit aktiven Handlungen beginnen zu können.
Nachdem wir beide drei Runden lang Draw-Go gespielt haben, kommt es zum Kulminationspunkt des ganzen Matches. Ich bin auf fünf Leben, der Tisch ist unübersichtlich voll und Babak ist mit acht offenen Mana am Zug. Er spielt Garruk, den ich mit Venser. gar nicht erst resolven lasse. Danach kommen bei ihm zwei Talara's Battalion. Die erste kann ich noch mit Cryptic Command. countern (dieses zieht mir ein Land), gegen die zweite bin ich ohne weitere Handkarten erst mal machtlos. Zu meinem großen Glück ziehe ich in meiner folgenden Runde Sower of Temptation. von oben. Dieser Topdeck rettet mir das Match.

Viele Zuschauer waren im Nachhinein der Ansicht, dass ich schon Garruk mit Cryptic Command. hätte countern sollen. Allerdings hatte Babak eben zwei Runden lang auch Karten gezogen, die er sich gar nicht richtig angeschaut hatte. Es musste sich entweder um irgendetwas handeln, was er nicht spielen konnte oder um ein Land (ein Pump-Trick hätte ihn wenigstens etwas grübeln lassen, eine Kreatur wäre gespielt worden). Ich vermutete hinter diesem Irgendetwas Guttural Response. Mein Plan mit dem Venser-Zug war daher, Babak dazu einzuladen, Garruk gleich noch mal zu spielen. Dann wäre er ausgetappt gewesen und ich hätte risikolos mit Cryptic Command. countern können. Der Plan scheiterte zwar an den konkreten Gegebenheiten, aber an der Stelle hätte ich dann auch bei jeder anderen Taktik sehr dringend eine Lösung gebraucht. Die Lösung präsentierte sich dann als Sower of Temptation. von oben, der überhaupt erst zweite von jeweils vier im Deck in insgesamt vier Spielen.

Nach dem Match werde ich erstmal von allen Seiten über die ganzen Fehler aufgeklärt, die ich während der Spiele so gemacht habe. Die meisten dieser Fehler waren mir gar nicht bewusst. Leider hat sich ja inzwischen herausgestellt, dass die Video-Coverage nicht aufgezeichnet wurde und so haben wir leider auch keine Möglichkeit mehr zu einer tiefergehenden Analyse.


Halbfinale: Harald Stein mit Kithkin.

Harald ist an diesem Tag leider durch Krankheit und Fieber stark gehandicappt. Trotzdem geht er sehr konzentriert zu Werke. Ganz im Gegensatz zu mir – wieder mal.

Gleich zu Beginn schieße ich einen grandiosen Bock, als Harald mit zwei offenen Mana mit Burrenton Forge-Tender. in meine ungetappte Merrow Reejery angreift. Ich habe irgendwie im Gefühl, dass ein Block an dieser Stelle nicht richtig sein kann. Statt aber auf ebendieses Gefühl zu vertrauen, denke ich lange nach, welchen Trick ich auf seiner Deckliste übersehen haben könnte. Mir fällt keiner ein, also blocke ich doch – also mache ich Bekanntschaft mit Rustic Clachan. Das Nachdenken sollte ich den Rechtshändern überlassen.

Auch in diesem Match gibt es beim Stande von 2:1 für mich dann wieder eine spannende Schlüsselszene. Ich kann im vierten Spiel früh in die Offensive gehen und greife mit mehreren Meervölkern, darunter zwei Lords in sein Board aus drei Figure of Destiny. (davon zwei im 2/2-Modus), einen Wizened Cenn. und ein offenes Mana an. Harald blockt mit zwei Figures jeweils einen Lord und mit Wizened Cenn. einen Silvergill Adept. Die verbliebene Figure blockt nicht mit. Vor dem Schaden spiele ich dann eine Snakeform. auf seinen Wizened Cenn. Das führt zu zwei Dingen: Zum einen stöhnt TrashT im Nachbarraum weithin hörbar auf und zum zweiten verliert Harald sein gesamtes Kreaturenarsenal bis auf die eine Figure of Destiny. Einen Zug später stehe ich im Finale.

Harald demonstriert mir nach dem Spiel noch den korrekten Block, bei dem ein Lord von zwei Figures geblockt werden muss. Dann hätte ich die Snakeform. auf die Figure spielen müssen, die einen der beiden Lords alleine blockt. In der Folge hätte ich Silvergill Adept. und den anderen Lord verloren, bei Harald wäre wieder eine Figure übriggeblieben. Ob es am Ausgang des Spiels viel geändert hätte, will ich nicht beurteilen (seine Handkarten waren immerhin Spectral Procession. und Liege!) aber der konkrete Combat-Step wäre auf jeden Fall positiver für ihn ausgegangen.

Für die Leute, die die Video-Coverage verfolgten, noch eine Auflösung: Meine letzte Handkarte zum Zeitpunkt der Snakeform. war im Übrigen tatsächlich Silvergill Adept. und damit die wirklich einzige Karte im ganzen Deck, die man an der Stelle nicht vernünftig vor dem Kampf spielen konnte.


Finale: Fabio Reinhardt mit Reveillark.

Zum Finale bekomme ich noch mal das gute Matchup. Und tatsächlich zeigt sich das auch in allen drei Spielen. Irgendwie scheint es immer egal zu sein, was ich eigentlich wie spiele, das Reveillark-Deck ergibt sich einfach seinem Schicksal und produziert zwischendrin auch gleich noch den Doppel-Mulligan.

Fabio nimmt's (zumindest äußerlich) gelassen hin. Aber irgendwie gab es zumindest aus meiner Sicht auch keine wirklich spannende Szene – das Match strebte einfach dem von den Metagame-Experten vorausgesagtem Ausgang zu. Mal sehen, was Fabio noch dazu schreiben wird.



Und dann war es vorbei. Erst mal male ich ein durch die Kamera weithin sichtbares großes Fragezeichen auf meinen Lebenspunkte-Zettel. Was für eine gigantische Fluktuation war das denn soeben?

Dann aber ist erst einmal viel Händeschütteln angesagt, die Leipziger finden den Ausgang des Turniers bemerkenswert lustig – ich irgendwie auch. Aber so läuft es eben manchmal. Und plötzlich ist man ungefragt Deutscher Magic-Meister 2008. In diesem Falle ich. Ich werde zur WM fliegen, bin mir auch der Verantw.ortung gegenüber der deutschen Magic-Community als Mitglied des Team Deutschland bewusst und werde natürlich versuchen, meinen guten Lauf in Memphis fortzusetzen.

Aber ansonsten: Verändert hat sich in meinem Leben dadurch nichts. Magic. ist und bleibt eben nur ein in einer kleinen Parallelwelt existierendes Kartenspiel. Keiner meiner Bekannten und Familienmitglieder, denen ich die Einträge auf dailymtg.com. oder PlanetMTG. zeigte, hat auch nur einen Satz des dort Geschriebenen verstanden. Nur auf dem Foto haben mich alle wiedererkannt – der Hanno ist eben ein guter Fotograf. Aber, Hanno, kann man zumindest nicht den ersten Absatz einer solchen Meldung etwas allgemeinverständlicher verfassen? So, dass auch mein des Englischen durchaus mächtigen Mütterlein versteht, dass eines Ihrer Söhnchen gerade nach dem dreitägigen, deutschlandweit wichtigsten Turnier des Jahres, welches in Hannover stattgefunden hat, so viele Spiele gewonnen hat, dass er nun für ein Jahr den Titel Deutscher Magic-Meister mit sich rumschleppt? Natürlich nicht so verschachtelt. Aber eben nicht gleich mit Meervölkern beginnen, die kennt außer uns ja keiner.

Bei allem Ehrgeiz denkt also auch immer daran, wenn Ihr Eurem Gegenspieler gegenübersitzt: Ihr habt beide ein gemeinsames und ziemlich obskures Hobby.

Und das war dann auch das Beste an dieser DM: Nie hatte ich den Eindruck, dass es irgendwo verbissen zuging. Selbst in den entscheidenden Spielen blieb es nicht nur fair, sondern auch entspannt und teilweise sogar fröhlich. So muss es sein.

Und denkt auch immer daran, eine Artikelüberschrift parat zu haben. Es ist nicht unendlich unwahrscheinlich, dass man eine solche Überschrift tatsächlich braucht.

In diesem Sinne vielleicht bis bald mal wieder,
Olaf Krzikalla

Danke!

Spezielle Danksagungen in der Reihenfolge ihres Auftretens:

  • Hanno, der mich nach meiner Ankunft zielsicher vom Bahnhof zum HCC geleitete

  • die Leipziger und Hamburger, die die Unterkunft und das ganze Drumherum wieder perfekt organisierten

  • der Bunte, der die Grillparty am Freitagabend in die Hand nahm

  • die Fußballteams, durch die Fabio und ich einen relativen Sauerstoffvorteil am Sonntag hatten

  • Jens Kessel, der dafür sorgt, dass der Begriff „Players Party“ nicht in Vergessenheit gerät

  • Marcus Malden a..k..a. atog28 und die Jungs von couchmagic.de, die mich und meine empfindliche Preislast per Auto zielsicher vom HCC zum Bahnhof brachten





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