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Praxisbericht eines Magic-Theoretikers, Reprise
von Andreas "Zeromant" Pischner
16.06.2008

Wisst Ihr, was ein Déjà-vu ist? (Und ob Tobi in dieses Wort die korrekten Akzente hineinkorrigiert, die herauszusuchen ich zu faul bin? [Keine Gewähr.])

Ich zitiere einmal aus diesem Artikel., den ich vor ziemlich genau einem Jahr verfasst habe, nachdem ich mich zur Deutschen Meisterschaft qualifiziert hatte: „Das war also die Ausgangssitution: Ich hatte seit Monaten kein richtiges Magicmehr gespielt, schon gar nicht playgetestet, und nicht einmal Zugriff auf den kompletten Kartenpool."

Wie war es dieses Jahr? Rasch in der DCI-Datenbank nachgesehen: Mein letztes sanktioniertes Match hatte ich am 16. Dezember vorigen Jahres gespielt, ein Side Event vom Grand Prix Stuttgart, welches zu allem Überfluss auch noch falsch eingetragen wurde, was mich ca. 16 Punkte Limited Rating gekostet hat (mein umgehend abgesandter Einspruch verhallte natürlich – abgesehen von einer Eingangsbestätigung – ungehört).

Mein letztes Match im Format Standard wiederum – egal ob sanktioniert oder sonstwie – datierte auf den 9. November vorigen Jahres, bei einem FNM. (Dazu gibt es einen Blogeintrag. von mir. Kurze Zusammenfassung: Ich ging 1:3, mit dem einzigen Sieg gegen meine Freundin, die aber trotzdem noch besser abschnitt als ich.)

In diesem Jahr... gar nichts. Kein einziges sanktioniertes Match, kein einziges Standard-Deck in meiner Hand (okay, meine Lorwyn- und Shadowmoor-Common-Decks sind natürlich rein technisch Standard-legal). Auch am Bildschirm nicht. Gar nicht.

Trotzdem beschloss ich, auch dieses Jahr wieder am National Qualifier für die DM teilzunehmen. Meine Vorbereitung begann ich zeitig am Abend vor dem Turnier und passte sie – mit GANZ LEICHTEN Änderungen – der von Jan Ruess in seinem exzellenten Artikel. beschriebenen Vorgehensweise an:
1. Die Überblick-Pase

Ich hatte die Coverage der PT Hollywood verfolgt. Die Standings auf jeden Fall. Ach ja, die meisten Feature Matches hatte ich auch überflogen, und mir die Decklisten angesehen. Des Weiteren hatte ich über die Standard-bezogenen Artikel auf PlanetMTG, Magic Universe und magicthegathering.com zumindest drüber gelesen. Faeries waren wohl ganz gut, wenn ich das richtig verstanden hatte, sowie Reveillark und Schwarz-Grün (mit unterschiedlich starkem Fokus auf Elfen). Dann gab es noch Merfolk, Ramp, Mono-R und verschiedene ganz furchtbar bunte Kontrolldecks. Damit hakte ich die Überblick-Pase ab.
2. Die Bastel-Phase

Hier ging ich ganz systematisch vor. Wer hatte die PT Hollywood gewonnen? Ach ja, Charles Gindy! Der spielte aber mehr Mutavault und Chameleon Colossus, als ich besitze. Weiterscrollen. Platz 2, Jan Ruess – schon wieder vier Mutavault. Dann eben nicht. Platz 3: Shuuhei Nakamura, vier Mutavault, und außerdem ein Garruk Wildspeaker zu viel. Platz 4: Yong Han Choo mit vier Mutavault und vier Mystic Gate sowie vier Reveillark, die ich auch noch nicht komplett habe. (Außerdem traute ich mir Reveillark ohne Spielpraxis nicht zu. Nachdem ich aber unterdessen mehrfach dagegen gespielt habe, denke ich, das hätte ich auch noch hinbekommen – es spielt sich letztlich taktisch nicht viel anders als zum Beispiel mein No-Touch vom letzten Jahr.) Platz 5: Nahe dran, aber einen Colossus und eine Wooded Bastion zu viel. Platz 6: Ebenfalls nahe dran, aber mit vier Colossus. Platz 7: Mutavault, Mystic Gate, Reveillark... Platz 8: Mutavault. Tja. Wie ging es eigentlich weiter – da waren ja noch mehr Spieler mit 36 Punkten, und um 12:4 bei einer Pro Tour zu spielen, braucht man ja wohl immer noch ein grundsolides Deck, oder?

Auf Platz 9 wurde ich dann fündig! Adam Yurchick spielte eine BG-Variante mit nur jeweils 2 Mutavault und Chameleon Colossus. Noch einmal die übrigen Karten gecheckt: Alles vorhanden! Na dann? Okay, die anderen Listen mit 36 Punkten noch kurz durchgeblättert. Die eine oder andere hätte ich auch noch bauen können, aber die von Yurchick gefiel mir am besten, nicht zuletzt auch, weil ich mit diesem Decktyp bestimmt gut klarkommen würde, proaktive Aggrokontrolle mit ganz vielen Kreaturen, viel Removal, ein wenig Mana-Boost.und ein paar Finishern. (Diese Decks spielen sich letztlich weitestgehend so wie besonders starke Sealed-Decks, und Sealed-Decks kann ich spielen.) Noch rasch die Karten dafür zusammengesucht (einige meiner Casual-Decks mussten dafür bluten), und damit war die Bastel-Phase beendet. Halt, nein: Ich ersetzte die Basic Lands in Yurchicks Liste durch Snow Basics. Einfach so. Vielleicht dachte ja einer meiner Gegner, ich spielte Ramp. Trickreich, was?
3. Die Optimierungs-Phase

Hm, die meisten Karten des Decks steckten nicht in Hüllen, und der Rest in durchsichtigen. das ging natürlich nicht! Also alles, was auszutüten war, ausgetütet, und dann das ganze Deck in schicke schwarze Hällen gekleidet. Na also, das sah doch gleich viel besser aus! Damit schloss ich dann auch die Optimierungs-Phase ab.

Das Deck (nur zur Erinnerung):


4 Snow-Covered Forest
4 Snow-Covered Swamp
4 Treetop Village
4 Gilt-Leaf Palace
4 Llanowar Wastes
2 Mutavault
1 Pendelhaven

2 Boreal Druid
4 Llanowar Elves
3 Civic Wayfinder
4 Wren's Run Vanquisher
2 Chameleon Colossus
4 Troll Ascetic
4 Tarmogoyf

2 Loxodon Warhammer
4 Profane Command
4 Thoughtseize
4 Nameless Inversion

3 Kitchen Finks
3 Mind Shatter
2 Primal Command
4 Squall Line
3 Shriekmaw

Auf die Theorie folgte dann alsbald die Praxis (sogar sehr bald, denn ich hatte das Eintüten meines Decks während der Fahrt zum Veranstaltungsort bewerkstelligt): Zur Anmeldung gehen, zehn Euro bezahlen, die eigene DCI-Nummer eingeben, eine Deckliste ausfüllen. All dies erledigte ich souverän und war nun perfekt auf dieses Turnier vorbereitet!
Round-By-Round-Report (there's a reason it's a classic)

1. Runde: Bye

Nein, nicht der berüchtigte Berliner Judge gleicher Funktion (obwohl dieser auch am Start war und dieses Mal sogar irgendwie eine Partie gewann!), sondern das Original. Nicht schlecht bei 111 Teilnehmern!

1:0


2. Runde: Tobias Bosselmann

Langsam kam ich mir verarscht vor. Ich meine, das Freilos ließ ich mir ja noch gefallen, aber musste ich als Nächstes ausgerechnet gegen meinen Freund Ossi spielen? Ich überlegte einen Moment ernsthaft, ob ich nicht einfach aufgeben wollte, aber dann fiel mir ein, dass ich ja eigentlich nur aus einem einzigen Grund mal wieder bei einem Turnier aufgetaucht war (und zehn Euro gelöhnt hatte), nämlich um zu sehen, ob mein Glück auch dieses Jahr ausreichte, um mich für die Deutsche Meisterschaft zu qualifizieren! (Und dieses Mal werde ich hoffentlich auch fahren können.) Also spielen wir.

Ossi hat Doran am Start, was so weit ich es überblicke nicht wirklich ein anderes Deck ist als meines – eine etwas buntere Manabasis (und dementsprechend vermutlich etwas weniger Manlands), ein etwas besseres Preis-Leistungsverhältnis bei seinen Fatties (Doran eben), und erheblich mehr Optionen im Utility-Bereich (insbesondere Oblivion Ring). Prinzipiell sah ich mich da nicht gerade im Vorteil!

Aber die Wahrheit ist ja bekanntlich auf dem Tisch, nicht wahr? Ossi startete perfekt mit dem legendären Baum in der zweiten Runde, jedoch konnte ich mit so vielen Kreaturen dagegenhalten, dass ein Standoff entstand, mit Doran und sowie zahlreichem Kleinzeug auf seiner Seite und einer Mischung aus Troll Ascetic, Civic Wayfinder und Tarmogoyf auf meiner. Allerdings griff er mich nie mit seinen 1/1-Birds an, sondern benutzte sie immer als Manaquelle. Ich baute mein Mana auf und konnte schließlich mit einem Profane Command fürfünf seinen Doran beseitigen und mittels Fear für acht Punkte angreifen. Ohne den großen Blocker als Stopp-Schild machte sich Ossis Kreaturenunterlegenheit im darauf folgenden Gemetzel entscheidend bemerkbar.

Im zweiten Spiel war dann alles anders. Ossi hatte einen frühen Chameleon Colossus, und ich fand dafür keine Gegenwehr – keinen Tarmogoyf, keinen Ascetic, keinen Vanquisher, keinen eigenen Colossus, nur Kleinzeug. Zwischendurch bekam ich einen Loxodon Warhammer auf den Tisch und versuchte damit gegenzuhalten, aber ein Oblivion Ring beendete das rasch, und der Colossus machte mich nieder.

Im dritten Spiel wiederum starrten sich auf beiden Seiten des Tisches Kreaturenhorden an. Ich war immer leicht im Vorteil, aber Ossi hielt immer gerade so weit mit, dass ich nicht sinnvoll angreifen konnte. Dann allerdings hatte ich endlich das ersehnte Übergewicht, und Ossi konterte... mit einer Damnation!

Nein, damit hatte ich nicht gerechnet, aber ja, ich hatte darüber nachgedacht, bereits beim Sideboarden. Ich hatte mich gefragt, ob ich mit diesem Massen-Removal rechnen sollte und mir dann gesagt, dass ein Deck, welches sowohl Elfen als auch Birds in seiner Manabasis hat, und dem mit Shriekmaw, Nameless Inversion, Terror, Profane Command und Oblivion Ring zahlreiche nicht-symmetrische Removal-Optionen zu Verfügung stehen, darauf verzichten würde. Dementsprechend verlor ich diese Möglichkeit aus den Augen.

Nun war es aber passiert, und der Tisch war leer. Wir beide hatten noch eine Handkarte, und ich war mit zwei gegenüber einem Treetop Village im Vorteil. Da ich bis auf zwei Länder ausgetappt war, griff Ossi mit seinem an, und ich entsorgte es mit Nameless Inversion.Ossi legte daraufhin Tarmogoyf und gab seinen Zug ab.

Ich zog Tarmogoyf von oben, und ließ diesem in den nächsten Runden Ascetic und ein drittes Village folgen. Better lucky than good, nicht wahr? Aber bei allem Glück gab es schon Gründe, warum ich besser topdecken konnte. So hatten meine Wayfinder nicht nur minimal mein Deck ausgedünnt, sondern stellten auch echten Kartenvorteil dar, während Ossis Horizon Canopy sich letztlich nur selbst ersetzen, und Mana ist in diesem Matchup nicht unwichtig – da müssen Manlands aktiviert werden, Trolle regeneriert, Colossi gepumpt und Warhammer ausgerüstet! (Ossi spielte übrigens auch zwei Mal dieses Equipment, zog es aber nie.) Außerdem machte sich mein Übergewicht bei den Manlands bemerkbar, das Ossi gezwungen hatte, das Standoff mit mehr Wrath-baren Kreaturen aufrecht zu erhalten, und schließlich war da noch die allgegenwärtige Drohung eines spielentscheidenen Profane Command, die ihn zwang, die Damnation frühestmöglich zu zünden, anstatt auf die perfekte Gelegenheit zu warten.

Alles in allem denke ich, dass ich zwar in einem tendenziell eher schlechten Matchup Glück gehabt habe, dass aber Ossis Damnation-Strategie hier schlicht ungeeignet war. Nun ja:

2:0


3. Runde: Philipp Krüger

(Dieses Match hat TMM gecovert, aber irgendwie ist noch nichts online, deswegen schreibe ich diesen Bericht ohne zu wissen, was dort bereits drin stehen könnte.)

Auf Philipp war ich schon letztes Jahr beim NQ getroffen, und das nahm ich als gutes Omen!

Im ersten Spiel spiele ich Thoughtseize und sehe Fungal Reaches, ein Paar Mountain, zwei Ignite Memories und einen Grapeshot... Oh nein – Kombo! Wie ich diese Art Decks hasse!

In diesem konkreten Fall gibt es allerdings keinen Grund zur Beunruhigung. (Ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob Philipps Hand tatsächlich haltbar gewesen ist, aber mir fehlt die Erfahrung mit diesem Deck.) Ich nehme halt den Grapeshot und kann dann nächste Runde meinen 1/2er Tarmogoyf nachlegen. Das ist natürlich nicht viel Druck, aber mein Gegner hat ja praktisch gar nichts, und deswegen kann ich in aller Ruhe meine behäbigeren Viecher nachlegen und ihn herunterprügeln.

Eine Runde vor Ultimo versucht Philipp es dann: Pyromancer's Swath, Ignite Memories, zwei Mana noch offen und noch eine Handkarte. Ich bin noch auf 18 Leben (Thoughtseize), habe zwei Troll Ascetic, eine Nameless Inversion und ein Land in der Hand und denke angestrengt nach. Ich muss natürlich damit rechnen, dass seine letzte Handkarte ein Grapeshot ist, der entsprechend 9 Punkte Schaden macht. Dementsprechend rechne ich mir aus, dass es zunächst einmal eine gute Idee ist, die Inversion in der Hand zu behalten, weil seine Chance dann geringer ist, mich mit den beiden Memories (ein Original, eine Kopie) in Grapeshot-Reichweite zu bringen. Wenn er allerdings das erste Mal den Ascetic erwischt, dann würde mich beim zweiten Mal Memories alles außer mein Land umbringen, deswegen muss diese Karte aus meiner Hand. So kam es auch, und ich spielte sie auf meinen Tarmogoyf (der dies auch dankend überlebte).

Na, wer sieht den Denkfehler? Genau – wenn ich die Inversion spiele, erhöht sich der Storm-Count natürlich um 1 und ich sterbe eh! Das war also doof. Wie auch immer, Philipp hatte nur noch ein Land in der Hand und ich ging in Führung.

Ich siedbeoardete Kitchen Finks und Mind Shatter gegen Colossus und Nameless Inversion. Letztere herauszunehmen, war natürlich ein Fehler – so ist das mit der mangelnden Spielpraxis! Es ist aber egal: Ich erwische nach Mulligan einen furchtbar langsamen Draw. Ich lege dritte Runde Kitchen Finks, aber bevor die auch nur einmal angreifen können, kommen bei ihm zwei Lotus Bloom ins Spiel und er kombot mich ins Nirwana.

Im dritten Spiel dann halte ich nach Mulligan eine höchst mittelprächtige Hand mit Llanowar Wastes als einzigem Land und keinem Manaelfen, aber immerhin Thoughtseize. Den spiele ich auch gleich und sehe eine Hand ohne Manabeschleunigung (ein Glück!), aber mit... Magus of the Moon! Verdammt, richtig, da war ja was gewesen! Den muss ich natürlich nehmen.

Ich topdecke glücklicherweise noch ein Land und komme gerade noch dazu, einen Tarmogoyf zu legen, bis Philipp einen zweiten Magus zieht und legt. Suboptimal, das! Aber ich spüre, dass ich heute Glück habe und ziehe locker einen meiner vier Basic Forest von oben, mit dessen Hilfe ich einen Wayfinder ausspiele, der mir auch einen Swamp holt. Na also, geht doch! Allerdings lacht mich das Profane Command in meiner Hand aus, das eine Inversion sein müsste...

Andererseits bin ich mir gar nicht so sicher, ob ich den Magus wirklich vom Tisch haben will! Zwar blockiert er den Großteil meiner Hand, aber ich habe ja bereits ein wenig Druck auf dem Tisch, und da Philipp weiterhin keine Manabeschleunigung zieht, bin ich auch nicht wirklich in Gefahr. Stattdessen hindere ich ihn zwei Mal daran, Marken auf seine Fungal Reaches zu legen und einmal daran, die Hideaway-Fähigkeit seines Spinerock Knoll zu benutzen...

Ich muss zugeben, ich habe nicht den Judge gerufen. Hätte ich mich intensiv auf dieses Turnier vorbereitet, weil ich unbedingt zur Deutschen fahren wollte, dann hätte ich es getan, aber in meinem neu gefundenen Casual Mindset war es mir den Stress nicht wert. Allerdings ist es schon merkwürdig, wenn ein Spieler, der nach eigener Aussage intensiv gegen die sechs besten Decks des Formats getestet hat, so konsequent seinen eigenen Magus ignoriert...

Philipp steht jedenfall unter Druck und benutzt einen kleinen Strom-Turn mit Rift Bolt und Grapeshot, um mir einen Wren's Run Vanquisher und den Wayfinder abzuschießen, was natürlich ein gutes Zeichen ist. In einem späteren Zug macht er sich irgendwie vier Goblin-Tokens mit Empty the Warrens, die mit meinem Tarmogoyf tauschen.

Ich halte eine ganze Hand voller - und -Sprüche und kann nichts machen – selbst sein Magus geht inzwischen in die Offensive!

Dann aber kommt der zweite Basic Swamp von oben. Mein Gegner ist auf sieben Leben, und ich überlege, was ich mit meinem Command tun soll – in meinem Friedhof liegen Goyf, Vanquisher und Wayfinder. Will ich den Magus wirklich umbringen? In jedem Fall will ich den Wayfinder zurückbringen, der mir garantiert, dass ich alle meine Sprüche spielen kann, selbst wenn noch ein Magus auf den Tisch gelangt. Schließlich entscheide ich, dass Philipp auch mit Hilfe seiner Reaches noch nicht genügend Material in der Hand haben kann, um mich rasch auszukomboen und räume den Magus ab. Philipp hat nichts mehr, und ich gewinne.

3:0


4. Runde: Karl-Heinz Preuss

(Kalle wird mit seinem UWr Lark dieses Turnier gewinnen. Seine Deckliste findet Ihr hier..)

Okay, ich hatte mir ja nicht viele Gedanken über die Matchups meines Decks gemacht, aber so viel wusste ich auch, dass Reveillark mein Angstgegner war! Allerdings hielt sich meine Angst zunächst einmal in Grenzen, als ich via Thoughtseize entdecke, dass Kalle nach Mulligan eine Hand mit Battlefield Forge als einzigem Land behalten hat. Ansonsten sehe ich Rune Snag, Bonded Fetch und drei weitere teure blaue Karten. Da ich nach gewonnenem Würfelwurf mit erste Runde Mana-Elf begonnen hatte, konnte ich diesen Snag problemlos umspielen und entschied mich für den Fetch, der letztlich wohl seine einzige, wenngleich kleine Chance gewesen wäre, zurück ins Spiel zu kommen. Ich lege in dieser Runde noch Tarmogoyf nach und in der nächsten Tarmogoyf und Vanquisher und bringe ihn in Runde vier mit Nameless Inversion auf einen Goyf bereits auf zwei Lebenspunkte. (Er hatte noch ein weiteres Battlefield Forge nachgezogen, und ich wollte seine Optionen bezüglich dieser Länder noch zusätzlich beschneiden.) Das ging schnell!

Dann allerdings wird es schwierig. Wass soll ich sideboarden? Ich entscheide mich für Kitchen Finks anstelle der klobigeren Colossi. Warhammer gehen raus und Mind Shatter rein, sowie Primal Command, falls Teferi's Moat kommt und überhaupt. Shriekmaw soll mir helfen, gegen Mulldrifter und Co. ein wenig Kartenökonomie zurückzugewinnen (und außerdem ist Fear gut, und das Maw kann auch gegen Moat auf Grün angreifen). Profane Command geht, da klobig, und ich nehme noch ein paar Manakreaturen heraus, um das Sideboard auf 15 zurück zu bringen, da ich mit Mass-Removal rechne.

Das zweite Spiel verliere ich dann, weil ich ausgerechnet die einzige Sideboardkarte nicht ziehe, die ich auch gar nicht geboardet habe! An dieser Stelle wird mir klar, wie falsch ich doch das Lark-Deck nach den Berichten im Netz und den Artikeln auf magicthegathering.com eingeschätzt habe – okay, auf den „true control"-Quatsch bin ich nie hereingefallen, aber auch von Kontrollaggro mit Kombooption kann kaun die Rede sein! Stattdessen schlägt Kalle mich genauso, wie ich früher immer mit No-Touch gewonnen habe: Hier ein Drifter, da ein Aven Riftwatcher, dazu zwischendurch ein Venser, und das Ganze mit Lark halt noch einmal von vorne, und dann wird auch mal die Faerie Conclave aktiviert und er RACET mich einfach! Das Traurige daran ist, dass ich zahlreiche Züge zur Verfügung hatte, in denen Squall Line von oben einfach gewonnen hätte (tja, aber aus dem Sidebaord darf man eben nicht ziehen), und immerhin auch einen, in dem Primal Command auf Faerie Conclave und sieben Leben vermutlich das Race zu meinen Gunsten entschieden hätte. Ich ziehe aber essenziell nur Bodenkreaturen und komme so nur als Zweiter ins Ziel (also gar nicht).

Ach ja, dieses Spiel stand übrigens auf der Kippe, als ich mit moderatem Druck auf dem Tisch Thoughtseize spiele und aus seiner ansonsten praktisch leeren Hand einen Mulldrifter entferne. Kalle zieht daraufhin aber von oben Reveillark nach (und legt sie auch), die ich töten muss, und dann findet ein Mulldrifter die nächste und die übernächste... Hätte er statt der Lark nur eine Runde ein Land gezogen, hätte ich ihn wahrscheinlich noch geracet, aber mein Glück muss ja auch einmal eine Pasue machen.

Ich boarde noch einmal ein wenig anders, ziehe aber wieder nicht die richtige Mischung aus Druck und Disruption (und wieder keine Squall Line), während Kalle dank multipler Riftwatcher nie in den einstelligen Bereich gerät. Ich verliere also das Matchup, welches ja auch schlecht für mich ist, mit dem Wissen, dass ich mit noch ein wenig mehr Glück (also zum Beispiel so viel wie in den vorigen Runden) und/oder einem Hauch mehr Ahnung durchaus trotzdem 4:0 hätte stehen können. Stattdessen:

3:1


5. Runde: Stefan Kramm

Ich beginne mit einem Thoughtseize und sehe, dass ich schon wieder gegen Reveillark spiele, diesmal gegen eine U/W-Version. Allerdings kann ich ihm die einzige Early-Game-Karte nehmen und mit meiner Hand äußerst schnell Druck aufbauen, so dass ich erst einmal wieder sehr optimistisch bin.

...da allerdings macht uns jemand darauf aufmerksam, dass die Runde noch gar nicht begonnen hätte! Es war übrigens fast jedes Mal so, dass keine hörbare Freigabe der Runde erfolgte. Stattdessen begannen wir meistens mit dem Spielen, wenn wir andere Spieler bereits in Aktion sahen, oder wenn unser subjektives Zeitgefühl uns sagte, dass es eigentlich so weit sein musste. Da hatten wir uns diesmal leider geirrt. Das war wirklich ein äußerst verbesserungsfähiger Aspekt dieses Turniers, Herr Rittau!

Ich rief pflichtgemaß einen Judge, der uns erst einmal instruierte, nichts zu tun und abzuwarten. Nach einiger Zeit fragten wir dann noch einmal nach und erhielten nun von verschiedenen Judges verschiedene Auskünfte, was wir machen sollten (Weiterhin nichts tun; abwarten, bis die Runde freigegeben wurde und dann weiter spielen, einfach weiter spielen). Schließlich erhielten wir die definitive Auskunft, dass wir noch einmal neu starten sollten.

Nun, mein nächster Start war erheblich schlechter. Ich konnte nie richtig Druck aufbauen und starb mit einem knappen Dutzend Länder im Spiel (darunter nur ein Manland) an irgendwelche Reveillark-Albernheiten. Entscheidend war auch, dass ich mit Thoughtseize einen Sower abwarf, aber ein Body Double und Momentary Blink zurücklassen musste. Tja, hätte ich nur irgendein Removal für das Double gehabt, dann wäre die Sache noch gut ausgegangen, aber ich zog nur ein paar dicke Kreaturen und musste sehr vorsichtig agieren, was genau ich ihm denn anbieten durfte. So gab ich ihm zu viel Zeit.

Ich sideboardete diesmal das Komplettpaket. Ich rechnete mit Wrath und wollte deswegen die Kitchen Finks drin haben und einen Teil der Manaelfen draussen, und meine restlichen Sideboardkarten sowieso drin. Sobald ich aber Colossus UND Boreal Druid UND Wayfinder entfernte, mussten die Vanquisher natürlich auch gehen.

Leider muss ich dann wieder mulliganen und habe danach einen sehr manaarmen Start. Zwar bringe ich rasch ein wenig Druck auf den Tisch, aber dann sitzt rundenlang ein Mind Shatter in meiner Hand, das ich nur für EINS spielen könnte (und hallo, es sind schließlich immer noch 27 Manakarten im Deck!) Schließlich finde ich doch noch ein paar Länder und kann tatsächlich seine Hand komplett leeren, muss aber von vorne mit dem Legen von Threats beginnen, was ihm die Zeit gibt, mit einem direkt nachgezogenen Mulldrifter (der natürlich eine Lark bringt) noch einmal zu stabilisieren.

Ich habe also wieder mein schlechtes Matchup verloren und außerdem festgestellt, dass das Sideboarden dagegen mich überfordert! Ich hatte zwar schon beim Nachbauen des Decks gemerkt, dass mir nicht bei allen Karten klar war, wann genau ich sie benötigte und wogegen ich sie austauschen sollte – okay, Squall Line gegen Faeries, Shriekmaw gegen alles, was Beine hat und nicht Doran oder Colossus heißt und Finks gegen Mass-Removal sowie in Race-Situationen, das war so weit klar.

Aber wogegen genau sind die Primal Command drin? Nur als Notlösung gegen Lark (ich meine – gerade einmal zwei Stück?) Und gab es überhaupt Decks, die langsam genug waren, dass Mind Shatter sich lohnte? Nun ja, ohne Spielpraxis lassen sich diese Fragen nicht beantworten. Ich ließ das Sideboard jedoch so, wie es war, denn einerseits hatte der Erbauer des Decks sich ja etwas dabei gedacht, was ich vielleicht noch herausfinden würde, und zum anderen verstand ich bei dem Großteil der Karten ja prinzipiell, wozu sie gut waren, und besaß so immerhin geeignete Werkzeuge zum Improvisieren. Nur die beiden Primal Command störten mich einfach, denn ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass zwei 5-Mana-Sorceries ein vernünftiger Plan gegen Reveillark waren, und ich überlegte, sie durch etwas anderes zu ersetzen. Schließlich behielt ich sie aber als eine Art Schweizer Taschenemsser: Wann immer ich der Meinung war, ich müsste unbedingt einen Friedhof entfernen oder ein Artefakt oder eine Verazuberung oder gar einen Planeswalker zerstören können, besaß ich so wenigstens eine Option, deren Flexibilität einfach keine andere infrage kommende Karte bot.

Im Nachhinein denke ich, dass ich für die meisten Matchups im Verlauf des Turniers vernünftige Sideboardpläne gefunden habe, aber bei Reveillark bin ich weiterhin überfordert.

3:2


6. Runde: Bastian Kempf

Juhu, Faeries! Na gut, eigentlich eher: „Juhu, kein Reveillark!" Hier verstand ich wenigstens genau, worum es ging.

Trotzdem verliere ich das erste Spiel relativ chancenlos gegen zweite Runde Bitterblossom und zwei frühe Mistbind Clique. Du meine Güte, ist dieses Enchantment lächerlich!

Dann kommen aber Squall Line, Shriekmaw und Finks für Ascetic, Colossus und Profane Command herein. Ich gewinne das zweite Spiel mühelos, obwohl er erste Runde Ancestral Vision suspendet und ich kaum bis keine Sideboardkarten ziehe, einfach weil ich einen superexplosiven Start hinlege und er keine Damnation hat.

Das dritte Spiel dauert länger. Wieder hat er erste Runde Vision, und ich bin diesmal nicht schnell genug, um ihn allzu stark unter Druck zu bringen, bevor sie resolvet. Allerdings schummle ich zwischendurch einen Warhammer auf den Tisch, der ihm erhebliche Probleme bereitet und mir erlaubt, um eine etwaige Damnation herumzuspielen, sowie ein etwaiges entstehendes Race zu verhindern. Er trickst sich irgendwie durch, von Cryptic Command zu Cryptic Command zu Scion of Oona plus Mutavault, aber er bekommt meinen Druck nicht vom Tisch. Schließlich muss er eine defensive Bitterblossom legen, als er nur noch sieben Leben hat, und als ich im entscheidenden Zug dann genau noch das Mana für eine Squall Line für eins übrig habe, ist es vorbei.

4:2


7. Runde: Frederik Wulfert

Frederik hatte mich gerade vor dieser Runde gefragt, was ich denn spielte, und ich gab bereitwillig meine Story vom Heruntersrcollen der PT-Hollywood-Standings zum Besten, als die Pairings ausgehangen werden und wir erfahren, dass wir gegeneinander spielen. Er ist aber so fair und verrät mir, dass er Quick'n Toast zockt.

Okay, ich habe dieses Deck schon gesehen, aber ich erinnere mich doch nicht mehr, was da genau drin ist! 5-Colour U/G Control, so weit weiß ich es noch. Ich rechne mit Cryptic Command, Cloudthresher und Makeshift Mannequin sowie einer superkomplizierten Manabasis, die ich ohne Fulminator Mage im Sideboard leider nicht bestrafen kann (schade eigentlich!)

Nun ja. Frederik will zwei sechsseitige Würfel werfen, um zu bestimmen wer anfängt und fragt mich: „Höher?" „Höher", antworte ich und ergänze, als er schon ausholt, "und multiplizieren!" Er hat zwei Zweien, und ich freue mich schon... und bringe dann nur Eins und Drei zustande. Tja, ich wollte es ja offensichtlich nicht anders!

Ich eröffne mit erster Runde Thoughtseize und sehe eine Hand mit doppelt Broken Ambitions, sowie Cloudthresher, Makeshift Mannequin und Firespout. Ich entferne das Mannequin. Dann kann ich dank Mana-Elf bei mir und ein wenig Mana-Armut bei ihm seine Broken Ambitions vollständig umspielen, während ich gleichzeitig darauf achte, ihm nicht zu viele Opfer für seinen Firespout vor die Nase zu legen. Das klappt wunderbar, und ich setze ihn gehörig unter Druck, während er nicht eine einzige Karte, die ich zu Beginn des Spiels gesehen hatte, ausspielt. (Ein Exemplar von Broken Ambitions wirft er sogar nach einem Mulldrifter-Zug ab.) Ich spiele geduldig um seine Kitchen Finks herum und renne einmal mit einem Civic Wayfinder in einen Teferi, der sich effektiv nur als Fog erweist, weil ich nach dem Kampf mit Profane Command für drei die Legende abräume und den Wayfinder wieder bringe (das Land ersetzt das Command – kein Kartennachteil hier also).

Im entscheidenden Zug habe ich dann zwei 4/5-Tarmogoyf auf dem Tisch, und Frederik sechs Mana offen – ich weiß ja, dass da ein Cloudthresher in seiner Hand ist. Da er aber auf sieben Leben ist, spiele ich einfach Profane Command, um meinen beiden Goyfs Fear zu geben und ihm drei Leben zu nehmen. Das muss er natürlich countern, aber dann fehlt ihm halt das Mana für den Thresher. Wissen ist Macht!

Im zweiten Spiel komme ich nicht ganz so gut durch. Als er noch auf 15 ist, leistet er sich den Luxus, Primal Command auf Oona sowie sieben Leben zu spielen. Ich habe kein Removal für Oona im Deck (außer Doppel-Inversion, von der ich noch keine gezogen habe) und weiß, dass ich mich jetzt beeilen muss. Einmal komme ich noch für elf Punkte Schaden durch,
aber dann kann ich nur Primal Command auf ein Land von ihm machen und mir einen weiteren Tarmogoyf suchen. Meine nächsten beiden Angriffsversuche werden mit Cryptic Command unterbunden, während Oona mich für jeweils fünf auf sieben haut. Einmal mühlt er mich auch noch für zwei Mana, findet aber nur Länder.

Dann kommt wieder die entscheidende Runde: Er lässt mich mit allem angreifen und bemüht seine getappte Königin um Chump-Blocker. Sechs Karten werden mir gemühlt... Shriekmaw... Land... Thoughtseize... Land... Zwei grüne sind doch noch dabei, aber für eines der Tokens habe ich die unterdessen nachgezogene Inversion, und damit können die restlichen Angreifer für die nötigen elf Schaden sorgen!

Ich weiß übrigens nicht mehr genau, was ich geboardet habe – Finks und Maw, sowie Command, ja, aber nicht mehr als eine Squall Line, denke ich, und keinen Mind Shatter. Nachdem Frederik bereits das erste Spiel mit einer vollen Hand verloren hatte, plante ich nicht, seine Hand anzugreifen, und diese Strategie ging auf, als er auch das zweite Spiel mit zahlreichen Karten in der Hand abgab.

5:2


8. Runde: Frieder-Michel Drenger

Es war abzusehen, dass ungefähr die Hälfte der Spieler mit 18 Punkten sich qualifizieren würde, und mein Tiebreaker war gut genug (nicht zuletzt dank des Erstrunden-Byes), dass ich davon ausgehen konnte, im Falle eines Sieges dabei zu sein! Doch, es war eindeutig ein Déjà-vu (Tobi?) – irgendwie zweifelte ich gar nicht mehr daran, dass ich es jetzt einfach schaffen musste!

Dann allerdings sah ich, dass ich ausgerechnet zum dritten Mal Reveillark vor der Nase hatte. Ich schluckte kurz, aber dann beschloss ich, dieses Mal endlich dagegen zu gewinnen!

Im ersten Spiel hatte ich einfach einen guten Start. Thoughtseize neutralisierte Frieders Anfangshand, und dann hatte ich genügend Druck auf dem Board, während Frieder einfach nur bescheiden zog. Noch ein Spiel bis... äh... Hannover... (Ich freue mich ja, dass die DM endlich einmal in einer nahe gelegenen Stadt stattfindet, aber eine etwas weniger langweiligere wäre auch ganz nett gewesen, oder?)

Im zweiten Spiel dann zeigte Reveillark mir wieder einmal, was es kann. Nach gefühlten acht Kitchen Finks aufseiten meines Gegners merkte man nichts davon, dass ich ihn überhaupt attackiert hatte... aber ich starb währenddessen an seinen Fliegern.

Also auf in die finale Partie! Frieder ließ vorsichtig durchblicken, dass er wirklich gerne zur DM fahren würde, aber da das bei mir ja genauso der Fall war, nützte es ihm nichts.

Ich stelle gerade fest, dass ich ausgerechnet hier eine Erinnerungslücke habe – komisch! Alles, was vor meinem geistigen Auge steht, ist der entscheidende Zug, in dem ich mit Primal Command Frieders Reveillark kastriere und mir einen zweiten Shriekmaw hole. Danach passierte dann nichts mehr – er war geschlagen, und ich war (wahrscheinlich) qualifiziert! Allerdings sehe ich auf meinem Lebenspunkte-Zettel, dass mein Lifetotal in 4er-Schritten aufwärts ging, und die einzige Erklärung dafür ist, dass ich noch mit Loxodon Warhammer gespielt hatte! Ich kann mich aber absolut nicht mehr daran erinnern, dass ich ihn wieder hereingesideboardet habe und warum (denn eigentlich nehme ich ihn ja in diesem Matchup heraus) – ich gebe aber zu, dass meine Feundin mich unterdessen auch ein wenig mit sehr angenehmer moralischer Unterstützung ablenkte. Vielleicht hatte ich einfach gemerkt, dass Frieder meine Kreaturen nicht bouncete oder umbrachte und mich deswegen dafür entschieden, das Kitchen Finks-Race damit zu trumpfen. Nun, das hat geklappt!

6:2

Es gab noch einige Minuten Spannung, und dann stand es fest: Ich war als Neunter (zehn Plätze gab es) für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert!


Ein paar kritische Worte will ich noch zur Organisation loswerden: Bei zehn Euro Eintritt gab es gerade einmal 1,5 Booster pro Teilnehmer als Preis – bei allem Verständnis dafür, wie schwierig die finanzielle Situation für Hobby-Shops zuletzt geworden ist, ist das wirklich supergeizig und eine Ausnutzung der Tatsache, dass man hier als Ausrichter eines NQs ein Monopol hatte! Auch wenn man berücksichtigt, dass die Judges entlohnt werden mussten, und dass eine Coverage durchgeführt wurde (die jedoch noch nicht einmal bis einschließlich Sonntagabend auf der Homepage des Verantsalters zu finden war), verdiente sich hier jemand eine goldene Nase. Da sollten WotC nächstes Jahr vielleicht einmal genau hinsehen!

Ach ja, und meine sechs Preisbooster waren auch noch deutsch... Na bravo!


So, nun will ich mein gutes Ergebnis einmal einordnen: Klar habe ich wieder einmal Glück gehabt, aber nachdem ich mich im Verlauf eines Jahres nun bei zwei von zwei Versuchen qualifiziert sowie zwei von zwei Grand Prix Trials in Berlin gewonnen habe, muss ich doch annehmen, dass ich ganz generell immer noch auf hinreichend hohem Niveau spiele, dass ich zumindest in Berlin immer noch zu den Topspielern gehöre!

Und das wundert niemanden mehr als mich – denn ich weiß selbst am besten, wie wenig ich tatsächlich für mein Turnierspiel tue. Gut, zwischendurch habe ich ein paar Wochen lang ein wenig mit dem MU Team Berlin trainiert, und vor der DM letztes Jahr sogar intensiv getestet (und dann nicht fahren können, kotz!), aber selbst nach monatelangen Perioden der Untätigkeit sowie mit dem Handicap eines unvollständigen Kartenpools kann ich offensichtlich immer noch mithalten.

Was sagt das aus? Dass die Berliner Magic-Szene scheiße ist? Nun ja – doll ist sie gewiss nicht – zu wenig Zusammenhalt, zu viele Leute, die sich für gut halten, ohne es wirklich zu sein, und ganz allgemein ein Missverhältnis zwischen den eigenen Ansprüchen und der Bereitschaft, auch tatsächlich etwas dafür zu tun, sie umzusetzen. Aber völlig unfähig sind die Leute hier nun auch wieder nicht, und unsere größeren Turniere erhalten ja auch immer mal wieder Zulauf aus dem Hamburger, Rostocker oder Leipziger Raum.

Nein, die Antwort muss lauten, dass ich tatsächlich immer noch ganz gut bin – und das liegt NICHT daran, dass ich „nun mal gut spiele", wie ich es in einem Kommentar gelesen habe – zumindest, wenn man diese Aussage wie üblich auf das eigentliche Durchspiel bezieht. In meinem obigen Bericht habe ich ein paar meiner Frisieraktionen am Samstag erwähnt, aber da waren auch noch ein paar mehr – wie zum Beispiel einmal nach langem Überlegen der Versuch, mit einem gerade gelegten Mutavault anzugreifen (was ich dann erst merkte, nachdem ich es bereits aktiviert hatte). Nein, für gutes Spielen im engeren Sinne fehlt mir einfach die Konzentration (sowie natürlich die Praxis).

Meine Stärken liegen eben woanders: Ich weiß, was ich tue! Ich kenne die konkreten Decks vielleicht nicht genau, aber ich verstehe die ihnen zugrunde liegenden Strategien. Ich weiß in der Regel, worauf es grundlegend ankommt, und ich fülle die Details mit Improvisation. Ich bin eben Theoretiker.

Meine Erfolge nehmen sich im Vergleich zu denen echter Pros natürlich sehr bescheiden aus, aber vielleicht sollte man in ihrer Beurteilung auch das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag berücksichtigen. Und vielleicht sollte man einsehen, dass auch bei Magic theoretische Erkenntnisse keine brotlose Kunst sind., sondern eine wichtige Grundlage für die Praxis, welche immer wieder die Möglichkeit bietet, sein Magic-Spiel zu verbessern, vor allem aber die Einsicht befördert, dass es immer noch etwas zu lernen gibt!!

Denn derjenige lernt nichts mehr, der glaubt, bereits alles zu wissen – und er hat niemals damit Recht.

Wir sehen uns dann in Hannover – dieses Mal hoffentlich wirklich!




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